Schlagwortarchiv für: Kim de l’Horizon

Das «Magazin» spinnt

Es gibt Texte, die sind besorgniserregend.

«Beim ESC vertritt Nemo die Schweiz. Das Lied zertrümmert das Dogma der Zweigeschlechtlichkeit und ist schon jetzt ein Gewinn. Für uns alle.»

Einen solchen Lead muss man wirklich abschmecken, bevor man ihn angewidert ausspuckt. Der erste Satz mag noch knapp angehen, obwohl es doch die Frage ist, ob dieser Sänger einfach «die Schweiz» vertritt. Der Sänger trällert nun bei der wohl seichtesten Musikveranstaltung Europas (und es gibt inzwischen ein grosses Feld ernsthafter Konkurrenten, aber der ESC schlägt nach wie vor alle). «The Code» ist voll hohlem Pathos, mit dem schon Conchita Wurst (wo ist die Wurst eigentlich geblieben?) triumphierte, plus ein Mix von diesem und jenem, was gerade musikmodisch angesagt ist, wobei da und dort vielleicht ernste Copyrightprobleme auftauchen könnten.

Dabei ist Nemo sozusagen ein singender Kim de l’Horizon, was beweist: schlimmer geht immer. Da kann das «Magazin» nun aber locker noch einen draufsetzen.

Christof Gertsch ist ein feiger Mensch. Als er bei der Preisverleihung vom «Schweizer Journalist» die Möglichkeit bekam, endlich mal ein klärendes Wort zur Roshani-Affäre beim «Magazin» zu sagen, druckste er nur herum. Dabei stand im Raum, dass er laut der gefeuerten Mobberin Ohren- und Augenzeuge gewesen sein soll, wie der damalige Chefredaktor die Redaktorin vor versammelter Mannschaft übel angegangen sei.

Er und Michael Krogerus, auch so ein Westentaschenheld, hätten hier einmal die Möglichkeit gehabt, ein wenig Zivilcourage zu beweisen und sich zu einem klaren Statement durchzuringen. Aber nein, mutig sind die nur auf Papier oder vor dem Bildschirm; in der Realität sieht’s ganz anders aus.

Dieser Gertsch behauptet nun also, dass der Schlagersänger Nemo mit seinem Liedlein «das Dogma der Zweigeschlechtlichkeit» zertrümmere. Was soll daran dogmatisch sein, dass es schlichtweg zwei biologische Geschlechter gibt? Weiss Gertsch überhaupt, was ein Dogma ist? Vielleicht macht er sich mit einem Blick auf Wikipedia kundig.

Und wieso soll ein seichter Schlager diese biologische Tatsache «zertrümmern»? Meint Gertsch damit, dass nach diesem Gesang die Zweigeschlechtlichkeit in Trümmern zu unseren Füssen läge?

Fast 35’000 A lang, das traut sich sogar die «Republik» nicht immer, labert sich Gertsch einen ab. Philosophiert über einen Banal-Schlager, als gäbe es hier einen neuen Hölderlin zu entdecken. Dabei gelingen ihm Stilblüten wie:

«Nemo kämpft für das Recht, uneindeutig zu sein in einer Welt, die Eindeutigkeit liebt.»

Der Schlagersänger kämpft für ein Recht? Wie kämpft er denn, abgesehen davon, dass er einen Schlager trällert?

Aber Gertsch ist ja noch nicht fertig mit seiner eindeutigen Lobhudelei am untauglichen Objekt. Diese angebliche Zertrümmerung eines Dogmas sei zudem ein Gewinn. Was wird da eigentlich gewonnen? Nemos Kampf um sein Recht auf Uneindeutigkeit? Meine Güte, David Bowie hat mit Uneindeutigkeiten gespielt, war androgyn, geschminkt, ein Zwitterwesen, aber dennoch auch Mann. Und fantastische Musik hat er erst noch gemacht. Aber wenn man ihn gefragt hätte, ob er das Dogma der Zweigeschlechtlichkeit habe zertrümmern wollen, dann hätte er als höflicher Engländer nur gesagt: I beg your pardon?

Was also an diesem Song von Nemo ein Gewinn sein soll (ausser, auf seinem Bankkonto), das bleibt schleierhaft. Aber Gertsch ist ja noch nicht fertig. Das Zertrümmern sei nicht nur ein Gewinn, sondern einer «für uns alle». Also wenn ZACKBUM auch «uns alle» ist: nein, sorry, wir sehen da keinen Gewinn.

Höchstens einen Verlust. An Lebenszeit. Am Glauben, dass das «Magazin» noch in der Lage ist, aus eigenen Kräften einen sinnvollen Text abzusondern. Was hier in Trümmern liegt, ist ein einstmals anspruchsvolles Organ, das durchaus ab und an nennenswerte und hochstehende Stücke veröffentlichte.

Inzwischen dampft es konsequent 20’000 Meilen unter dem Meer der Mittelmässigkeit, quält den Leser und ist zur Spielwiese von selbstverliebten Autoren verkommen, die sich furchtbar wichtig vorkommen, wenn sie absoluten Unsinn absondern, das aber mit ernster Miene.

Wäre ihre Meinung wirklich mal gefragt, schweigen sie hingegen feige. Alles kleine Nemos, kleine Niemande.

Ein grauenvolles Jahr

Tiefseebohrung. Das beschreibt den Zustand der Schweizer Medien im Jahr 2023.

Dass nach der Entlassungsrunde vor der Entlassungsrunde ist, daran mussten sich die verbliebenen angestellten Redakteure gewöhnen. Die grossen Verlagshäuser Tamedia, CH Media und Ringier zeigen damit den überlebenden Journalisten, was sie von ihnen halten: nichts.

Sie sind ein unangenehmer Kostenfaktor, bis die KI die meisten ihrer Aufgaben übernimmt. Den gutbezahlten Managern in der Teppichetage ist auch 2023 nur ein einziges Heilmittel gegen die Arglist der Zeit eingefallen: sparen, feuern, letzte Fleischreste vom Knochen abschaben. Das ist erbärmlich.

Allerdings tun auch die Journalisten nicht gerade viel, um die wichtigsten Assets, Glaubwürdigkeit und Vertrauen, zu schützen und zu bewahren. Nabelschau, kreischige Rechthaberei, Bedienung der Gesinnungsblase, Schwarzweiss-Verblödung. Wer dachte, man sei noch nie so schlecht über einen Krieg informiert gewesen wie in der Ukraine, sah sich eines Schlechteren belehrt. Was im Gazastreifen tatsächlich passiert, niemand weiss Genaueres.

In beiden Fällen versagt die Journaille auf einem ihrer wichtigsten Handlungsfelder: analytische Einordnung liefern, Argumente zur Bildung einer eigenen Meinung bei den Lesern. Da vielfach ältere und damit teurere Journalisten weggespart werden, sinkt das allgemeine Niveau der Berichterstattung auf erschreckend bildungs- und kulturlose Minusgrade. Historische Zusammenhänge, Kenntnis von Kultur und Literatur, was nicht im schnellen Zugriff mit Google aufpoppt, existiert nicht.

Wenn die Sprachverbrecher Lukas Bärfuss und Kim de l’Horizon als die zwei bedeutendsten Vertreter der Schweizer Gegenwartsliteratur angesehen werden, dann ist wohl der Boden der Geschmacklosigkeit erreicht. Wobei man mit solchen Vermutungen vorsichtig sein sollte. Bevor Kim auftauchte, meinte man den mit Bärfuss alleine schon ausgelotet.

Wer meinte, die Sprachreinigungshysterie, die Verhunzung der deutschen Sprache durch Gender-Sternchen und andere Methoden zur angeblichen Inkludierung habe einen dermassen hysterischen Höhepunkt erreicht, dass es nur noch vernünftiger werden könne, sah sich ein weiteres Mal getäuscht. Das gilt auch für alle Post-#metoo-Schwurbeleien.

Unbelegte Anschuldigungen öffentlichkeitsgeiler Weiber oder anonymer Denunzianten reichten auch 2023 aus, um Karrieren zu vernichten oder Menschen fertigzumachen. Trotz vielen Flops haben die Scharfrichter in den Medien nichts dazugelernt. Schnelle Vorverurteilung, grosse Entrüstung, dann peinlich berührtes Schweigen, wenn der Skandal mal wieder keiner war. Aber auf zum nächsten, der kommt bestimmt.

Auch als Jahresbilanz muss man festhalten: Dass sich die Medienproduzenten weiterhin von Google, Facebook & Co. online die Werbebutter vom Brot nehmen lassen, ist an Unfähigkeit und Dummheit nicht zu übertreffen. Das Gejammer über wegfallende Print-Inserate und der anhaltende Ruf nach staatlicher Unterstützung der Vierten Gewalt sollen nur übertönen, dass die Krise der Medien nicht den Umständen geschuldet ist, sondern selbstverschuldet.

Kein vernünftiges Distributionsmodell, das aberwitzige Geschäftsmodell, für immer weniger immer mehr zu verlangen, seichte Inhalte, sich im Hamsterrad der Online-Produktion bis zur Bewusstlosigkeit drehende News-Abdecker – wie kann man für diese klägliche Leistung ernsthaft Geld vom Konsumenten verlangen?

Geradezu autistisch richten viele Redakteure ihren Blick an diesen Problemen vorbei, schauen in sich hinein und langweilen den Leser mit der Leere, der sie dort begegnen. Oder regen ihn auf, indem sie ihre politischen und sozialen Steckenpferde auf offener Bühne zu Tode reiten. Ein Kommentar zur Gratis-Abgabe von Tampons, wieso traut sich keiner mehr, die einzig richtige Antwort an der Themenkonferenz zu geben: «Aber nicht im Ernst

In diesem Niedergang wird das Schweizer Farbfernsehen, die mit Gebühren alimentierten Radiosender immer wichtiger. Aber das Angebot der SRG ist dermassen lausig, dass die 200-Franken-Gebühreninitiative intakte Chancen hat. Auch hier ist es den privaten Unternehmen nicht gelungen, eine valable Konkurrenz dazu auf die Beine zu stellen. Das sei eben die Übermacht der SRG, jammert der Wannerclan von CH Media. Anstatt zuzugeben, dass die Einkaufstour in den elektronischen und Printmedien als deutlichstes Resultat lediglich eine Massenentlassung gebracht hat.

Völlig von der Rolle sind Tamedia und Ringier. Der Tagi war einmal eine ernstzunehmende, linksliberale Stimme, seine Leitartikel und Forderungen hatten Gewicht. Aber heute? Das nimmt doch keiner mehr ernst, wenn sich die Oberchefredaktorin zu Wort meldet und absurde Forderungen zu den nächsten Bundesratswahlen aufstellt.

Der «Blick» als wichtigstes Organ des Hauses Ringier wurde seines Wesenskerns beraubt, die Führungsriege geköpft, dafür ein Rudel von Heads und Chiefs installiert, deren Funktionsbezeichnungen kabarettreif sind. Weniger lustig sind allerdings ihre Leistungen. Springer zieht weiter in die Zukunft und trennt sich konsequent von seinen Printtiteln. Ringier kauft sie auf. Mathias Döpfner mag persönlich ein eher unausstehlicher Mensch sein, was er mit Marc Walder gemein hat. Aber der Unterschied im Wirken und in der Performance der beiden an ihren Unternehmen beteiligten CEOs ist unübersehbar.

Ach, und die NZZ? Ein Leuchtturm mit einigen blinden Flecken auf der Linse, das Bild ist schwer zu schlagen, so zutreffend ist es. Häufig Labsal und Kopfnahrung, manchmal aber auch ärgerliche Ausflüge ins Unterholz der vorgefassten Meinungen und neuerdings auch üblen Rempeleien in einer Tonlage, die die alte Tante seit Ende des Kalten Kriegs nicht mehr verwendete.

Auch der ruppige Umgang mit Chefredaktoren ist neu. War die Absetzung von Markus Spillmann zwar ein absolutes Novum, aber dennoch gerechtfertigt, wurde die Absetzung von Luzi Bernet und sein Ersatz durch Jonas Projer eher ruppig durchgeführt. Das war aber noch geradezu stilvoll und zartbesaitet im Vergleich dazu, wie dann Projer entsorgt wurde.

Dabei, wie bei der Nicht-Inauguration von Markus Somm als NZZ-Chefredaktor, spielte die Redaktion eine üble Rolle. Bei Somm stellte sich im Nachhinein heraus – als er mit der Absurd-Idee, aus dem «Nebelspalter» ein bürgerlich konservatives Kampforgan zu machen, baden ging –, dass der NZZ doch einiges erspart blieb. Aber der Zwergenaufstand in der Redaktion gegen Projer führte nur erwartungsgemäss dazu, dass die NZZaS viel näher an das Stammblatt gebunden wurde. Der notfallmässig installierte Beat Balzli ist noch viel mehr von der Gnade Eric Gujers abhängig als sein Vorgänger.

Allerhand Betrübliches und Besorgniserregendes ist von den Medien im Jahr 2023 zu vermelden. Gibt es Hoffnung für 2024? Für die klassische Medien nicht. Vor allem bei Jugendlichen haben sie längst die Meinungshoheit als Newslieferant verloren. Wenn der Bezahl-Inhalt qualitativ sich kaum von Gratis-Angeboten unterscheidet, wieso soll ein vernünftiger Mensch noch etwas bezahlen?

Natürlich sollte der Content einer Newsplattform nicht gratis sein. Eine Bezahlschranke macht aber nur dann Sinn, wenn dieser Inhalt auch etwas wert ist. «Blick+» ist das beste Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Die Idee wurde bei «Bild+» abgekupfert, aber jämmerlich umgesetzt. Tamedia macht ähnlichen Unsinn, indem es beim Berliner «Tagesspiegel» die Idee übernimmt, sauteure Angebote für spezifische Zielgruppen zu machen. Wer einen  fantasielosen Verwaltungsrat mit einer digitalen Offensive betraut, der sich dann an seine frühere Wirkungsstätte erinnert, ist selber schuld.

Nein, das ist kein Aufsteller,diese Jahresbilanz. Aber zum Jammertal, durch das der Journalismus wankt, passt eben auch, dass solche offenen Worte nurmehr hier auf ZACKBUM möglich sind.

Für das anhaltende Leserinteresse, liebe Worte (immer hinter vorgehaltener Hand) und auch (wenige) Widerworte danken wir ganz herzlich.

 

Das Ende ohne Netz?

Geht «Netzcourage» den Weg Kims?

Das Verschwinden scheint um sich zu greifen. Nicht nur der gesunde Menschenverstand, auch der «Shootingstar» der Schweizer Literatur, the one and only Kim de l’Horizon, ist mehr oder minder spurlos verschwunden.

Kaum konnten wir deswegen aufatmen, flattert eine weitere Hiobsmeldung herein:

Nun sind wir bei ZACKBUM hartnäckige Rechercheure und glauben nicht jeder ersten Meldung im Internet.

Nun gut, nun sind es schon zwei Browser, die sich nicht trauen, die Webseite von «Netzcourage» zu öffnen.

Aller schlechten Dinge sind drei. Auch Firefox will lieber die Finger davon lassen.

Systemfehler? Hat der Internet-Crack Hansi Voigt an der Webseite gefummelt? Was machen nun all die Opfer von Cybermobbing oder Hass im Internet, zwei Beschäftigungen, denen doch auch Jolanda Spiess-Hegglin gerne nachgeht?

Bei Kim ist die gute Nachricht, dass es ohne seine Quälkolumne im «Tages-Anzeiger» weniger Opfer seiner Sprachverbrechen gibt. Aber was machen Opfer, die sich an «Netzcourage» wenden wollen? Die bleiben nun ungeholfen.

Gibt es wenigstens Hilfe oder Aufklärung bei der Geschäftsführerin oder dem Präsidenten?

Nö. Sie befasst sich lieber mit dem Nahost-Schlamassel.

Er reposted lieber Meldungen von «bajour», damit er allen Lesern persönlich die Hand geben kann.

Apropos, ist es nicht lustig, dass das künstliche beatmete «bajour» aktuell nur doppelt so viele visitors hat wie die längst verblichene «TagesWoche»?

Und «Netzcourage»? Da wird’s dann richtig peinlich:

(Messergebnisse von pro.similarweb.com)

Allerdings: wenn man nicht mal die Webseite aufrufen kann, dann sinkt der Traffic – auf null …

Missing!

Ukraine, Israel, schrecklich. Aber: wo ist Kim?

Nein, wir sprechen hier nicht von Kim dem Dickeren in Nordkorea. Dessen Aufenthalt und vor allem seine Taten sind bestens dokumentiert. Leider wird die grossartige Seite kimjongunlookingatthings nicht mehr aktualisiert. Aber sie ist immer noch zum Totlachen.

Grossartig auch der hier:

Und als Absackerchen:

Aber wir schweifen ab. Denn hier soll die Rede sein von einem anderen Herrn mit Frisurproblemen. Von einem gefeierten Literaten, mit Preisen überschüttet, immer zu einem Dichterwort über seine Arschbacken und andere Körperteile in der Lage.

Ein Mann, ein Wort. Nun ja, also eigentlich kein Mann, mehr so etwas Fluides, Non-Binäres, das nicht weiss, was es bedeuten soll, geschweige denn, wie man Worte anders als stammelt. Nun wurde dieser «Shootingstar» der Schweizer Literatur flugs vom Qualitätskonzern Tamedia als Ersatz für Rudolf Strahm auserwählt. Erst im Februar wurde er/sie/es als Mitglied eines neuen Kolumnistenteams stolz präsentiert.

Dann schrieb er/sie/es, wenn man das so nennen mag, tatsächlich ein paar Kolumnen. Aber oh Schreck, seit Wochen, ja Monaten ist er/sie/es verstummt. Eine besorgte Nachfrage, was denn mit Kim de l’Horizon geschehen sei, bekam nach länglichem Zögern eine besorgniserregende Antwort: «Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes kann Tamedia dazu keine Auskunft geben

Ein anderer Blog war etwas erfolgreicher und wurde so beschieden: «Nach drei Tagen meldete sich Tamedia dann doch noch: Kim de l’Horizon habe die Kolumne aus persönlichen Gründen vorübergehend unterbrochen. Sie werde zu einem späteren Zeitpunkt fortgeführt.»

«Da steh› ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor», da hilft ja nur noch Goethe. Das ist, liebe Nora Zukker, aber lassen wir das. Persönliche Gründe? Wurde er Opfer eines neuerlichen Eier-Attentats? Hat ihn die Schreibkraft nicht mehr übermannt, sondern entmannt? Heisst es bei ihm «zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust»? Auch Goethe, auch «Faust», aber wozu Zukker weiter quälen.

Denn sie als «Literaturchefin» des hochwohllöblichen «Tages-Anzeiger» müsste doch mehr wissen; der aktuelle Literaturpreisträger ist ernannt und wurde (allerdings nicht von ihr) auch im Tagi gewürdigt (allerdings nicht vom Tagi, sondern von der Süddeutschen im Tagi). Also gäbe es doch genug Zeit für eine Spurensuche. Zeichnet sich hier ein neuer Fall B. Traven ab? Ist der/die/das Dichter verschwunden? Dichtet er/sie/es etwas Neues? Oder ist er/sie/es nicht mehr ganz dicht?

ZACKBUM findet: auch neben der Ukraine und Israel muss noch Platz sein für die Frage: Wo ist Kim? Vor allem muss eine Antwort gefunden werden, das ist Tamedia dem zahlenden (und auch dem nichtzahlenden) Leser schuldig. Schliesslich muss man sich doch geistig darauf vorbereiten, von einer neuerlichen Sprachvergewaltigung aus dem Hause Kim überfallen zu werden. Auf leeren Magen geht das ganz schlecht. Dafür muss man sich zuerst sammeln, stärken, tapfer sein.

Also bitte, lieber Tagi: sollte Kim seine Kolumne tatsächlich fortsetzen (und ist das nicht nur eine leere Drohung), dann bitte mindestens 5 Tage Vorwarnzeit. BITTE.

Wo ist Kim hin?

Gesucht wird der Preisträger und Shootingstar der Schweizer Literatur.

Der Nom de Plume (ob er das versteht?) Kim de l’Horizon wurde im Februar 2023 als Mitglied des neuen «hochkarätigen Kolumne-Teams» gelobhudelt. Das ersetzte so niederkarätige Koryphäen wie Rudolf Strahm, dessen Beschwerde über seinen ruppigen Rausschmiss erst noch zensiert wurde.

Zustände beim Qualitätsorgan «Tages-Anzeiger», die nichts mit Qualität zu tun haben. Sondern wo Stümper am Werk sind und dafür sogar noch Geld wollen. Nun griff Kim ein paar Mal in die Tasten und schrieb über seine Arschbacken und ähnliche Geschmacklosigkeiten. Bis im Juli.

Seither ist der Poet verstummt. ZACKBUM ist besorgt. Ist das eine gute Nachricht für den gequälten Leser? Oder ist es nur eine schöpferische Pause? Wir fragten bei der Medienstelle nach. Es schien eine einfach zu beantwortende Frage. Aber das täuschte. Die Medienstelle erhielt selbst keine Antwort aus den Abgründen der Redaktion.

ZACKBUM wollte es ihr einfacher machen und schickte einen Katalog möglicher Antworten, Zutreffendes einfach ankreuzen:

– Kim macht gerade eine Geschlechtsumwandlung durch
– Auch nach dreimaligem Durchlesen hat keiner verstanden, was in seiner Kolumne steht
– Die Kolumne musste wegen Obszönität zensiert werden
– Nachdem das «Männer»-Buch in die Kritik geriet, wurde Kim unter Quarantäne gestellt
– Kim wird von weiblichen und männlichen Redakteuren verbale sexuelle Belästigung und Übergriffigkeit vorgeworfen
Aber wie immer gilt der alte Satz von Niklaus Meienberg selig: la réalité dépasse la fiction. Denn mit dieser Antwort konnte keiner rechnen:
«Offizielle Sprachregelung: Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes kann Tamedia dazu keine Auskunft geben.»
Hä? Da will man wissen, wieso das Dichterwort nicht mehr erschallt und uns kulturell erleuchtet. Vielleicht steckt der Wortschmied auch in einer Schaffenskrise. Muss sich von einem neuerlichen Eierattentat erholen. Oder, oh Schreck, oh Graus, er hat einen Schreibstau. Hat sich im fluid Nonbinären verlaufen. Scheitert an der ewigen und grossen Frage: wer bin ich?
Aber seit wann gehört es zum Schutz einer Persönlichkeit, die Antwort darauf zu verweigern, warum der Shootingstar ausgeschossen ist? Will er nicht mehr? Kann er nicht mehr? Darf er nicht mehr? Macht er Pause oder ist’s für immer?
Ist verstummt das Bleibende, das die Dichter schaffen? Müssen wir nun jahrlang von Klippe zu Klippe hinabstürzen,  ohne den Trost der Muse?
Da lassen wir erschallen die Klage und die Frage, über Stadt und Land, ohne Schand: Wo ist Kim, der King? Ist versiegt die Quelle, hat er, wir sagen’s harsch, ausgefurzt, der Arsch?
So wandeln wir dahin, Schatten unser selbst, Leben ohne Sinn, mit Sorgen, gewälzt.
Wir können Kim. Aber das ist kein Ruhmesblatt für ZACKBUM

Kim hinter dem Horizont

Nicht, dass ihn jemand vermissen würde …

Erst im Februar 2023 verkündete Tamedia stolz: «Hochkarätiges Kolumnen-Team startet neu beim «Tages-Anzeiger»».

Dafür wurde ein Rudolf Strahm entsorgt, der in einem Finger mehr Kompetenz hatte und Einsichten vermittelte als die fünf Nasen, die danach kamen, mit zehn Händen.

Petra (who?) Ivanov, Kathrin (who) Bertschy, Cenk (who?) Korkmaz, Andri Silberschmidt und last and least Kim de l’Horizon, «Shooting Star der Literaturszene».  Dessen Schüsse in den Ofen konnte man nur mit zugehaltener Nase und dem eisernen Willen zur Berichterstatterpflicht aushalten. Aber auch das hat seine Grenzen, wir grenzten auch ihn aus, ZACKBUM hat einen gewissen Selbsterhaltungstrieb und ist nicht unendlich quälbar.

Mit dieser Auswahl erfüllte Tamedia alle Ansprüche der ausgewogen-inkludierten Pseudo-Korrektheit. Auf der Strecke blieben dabei bloss Unterhaltungswert, Sprachwitz, Horizonterweiterung, Schreibkunst und elegante Bereicherung.

Gar nicht erst ignorieren, daher ist es längere Zeit unserer Aufmerksamkeit entgangen, dass Kim seit Juli zumindest bei Tamedia als Shooting Star verglüht ist. Seither schweigt der Poet, verschont uns von Schwachsinn wie «All diese Grenzen, die da zwischen meinen Arschbacken verlaufen.» Zuletzt hörte man von ihm anlässlich eines schröcklichen Eierattentats*, wobei die Frage unbeantwortet blieb, wer denn so schnell mit der Kamera zur Hand war, um die klitzekleinen Flecken auf der Künstlerkleidung festzuhalten.

Früher dilettierte er als Dominik Holzer, bis er sich als «genderfluide nichtbinäre Person» neu erfand.Wenn sich der Woke-Wahnsinn mal gelegt haben wird, geht er so schnell vergessen, dass man sich nicht einmal mehr fragen wird, wie man jemals so einer nichtbinären Null einen Preis verleihen konnte.

Und mit ihr einen Rudolf Strahm ersetzen, der nicht freiwillig ging. Inzwischen ist der Mann 80 geworden, und wie ZACKBUM kürzlich im Gespräch mit ihm feststellen durfte, ist er genauso präzise wie immer, einfach noch etwas weiser geworden aufs Alter.

Wer den Zustand von Tamedia unter neuer weiblicher Leitung auf den Punkt bringen will, muss nur sagen: Kim statt Strahm. Sonst noch Fragen?

Doch, eine hätten wir noch: wo ist Kim? Im Juli erschien anscheinend seine letzte «Kolumne». August, September? Kä Luscht? Oder hat’s der zuständige Redaktor im Kopf nicht mehr ausgehalten, der diesen Flachsinn ins Blatt heben musste? Oder– horribile dictu – diskriminiert der Tagi einen Nichtbinären? Zeichnet sich hier ein neuer Skandal ab? Wir sind dran …

*Nach Leserhinweis von Glace auf Ei geändert.

Vermisst: die Kultur bei Tamedia

Sag mir, wo ist sie gebliehiben?

Immerhin 7 Fachkräfte umfasst das «Team Kultur» im Abfall-, Pardon, Sammelgefäss «Leben». Da gibt es auch das «Team Gesellschaft», dem auch wieder der eigentlich gefeuerte Jean-Martin Büttner angehört. Offenbar hat er sich die Rückkehr durch unerschrockene Peino-Artikel erschrieben.

Darüber thronen zwei Co-Leiter, ein «Content-Manager», ein Autor und eine Lisa Füllemann einfach so. Nochmals darüber gibt es die «Chefredaktion Tages-Anzeiger» (4 Nasen) und die «Redaktionelle Steuerung» (13 Nasen), wobei es teilweise zu Funktionsüberschneidungen kommt. So ist Kerstin Hasse hier in der «Tagesleitung», gleichzeitig aber auch in der Chefredaktion. An beiden Orten bleibt sie, nun, eher unauffällig

Aber was schafft denn diese geballte Kompetenz mit gewaltiger Führungscrew in Sachen Kultur; nicht ganz unwichtig für ein sogenanntes Qualitätsmedium mit unzähligen Kopfblättern? Nehmen wir die «Literaturchefin» Nora Zukker. Deren Ausstoss im letzten Monat bestand aus vier Wortmeldungen. Vielleicht will sie sich damit für eine Mitarbeit bei der «Republik» bewerben. Und bei genauerer Betrachtung waren das ein Sammel-Buchtipp (darunter Kim de l’Horizon, Claudia Schumacher und Martin Suter, also untere Etage) mitsamt launigen Bemerkungen (Rezept für selbstgemachte Glace) und dem Ratschlag, nicht «1000 Seiten Hardcover auf dem Rücken liegend» zu lesen.

Der Rest waren Interviews, die billigste Art von Journalismus, ohne Aufwand, ohne nix. Oder nehmen wir Alexandra Kedves (Ladies first). Sie schaffte in einem Monat ein Interview mit einer «legendären Feministin», etwas zum Theater Spektakel in Zürich und ein Sprachquiz.

Ebenfalls auf drei Werke brachte es Christoph Heim. Caspar David Friedrich in Winterthur, Käthe Kollwitz in Zürich und Fotografien aus Südafrika. Ein abendfüllendes Programm. Richtig im Schreibstau steckte Martin Ebel, ein einziges Werk in einem Monat.

Kein Wunder, muss man auf der Homepage weit, sehr weit nach unten scrollen, bis nach den Blogs endlich die Kultur kommt. Und was für eine:

Das ist durchaus repräsentativ. Der ewig laufende «News-Ticker Kultur», das Abfall-, Pardon, Sammelgefäss für alle Arten von Tickermeldungen. Die «besten Bücher des Monats» August verweilen hier bis zum allerletzten Tag des Monats. Dann noch «Unsere Streaming-Tipps im August» und schliesslich noch der lustige Leserwettbewerb «Stimmen Sie ab».

Mit Verlaub, das ist kein Kulturteil, das ist Leserverarsche. Immerhin traut sich Tamedia schon lange nicht mehr, das Ganze «Feuilleton» zu nennen. Das hier ist aber einfach erbärmlich. Hier gibt es gewaltiges Sparpotenzial nicht nur bei Andreas Tobler, der eigentlich nie in Kulturellem unterwegs ist, sondern die Bührle-Sammlung, die Band Rammstein und die ganze Welt mit seinen Ratschlägen, Forderungen und unqualifizierten Kommentaren belästigt.

7 Fachkräfte, die kosten im Monat mit allem Drum und Dran und Spesen und überhaupt so um die 100’000 Franken. Um auch hier fast alles von der «Süddeutschen Zeitung» zu übernehmen, bräuchte es eigentlich höchstens eine Fachkraft, die ß in ss verwandelt, ein paar Germanismen durch Helvetizismen ersetzt und gelegentlich mal ein Interview macht.

Der Qualität täte das keinen Abbruch, im Gegenteil. Umso schneller Nicht-Literaten, Möchtegerns, Eintagsfliegen und kampffeministische Autoren wieder verschwinden, desto grösser die Chance, dass bei Tamedia wieder so etwas wie ein Kulturteil wahrgenommen wird.

 

Die Welt verroht mit rohen Eiern

Dafür braucht es einen «Chef Recherche».

Es gilt Schreckliches zu vermelden. Nicht nur, dass im Iran Ehebrecherinnen gesteinigt werden. Nicht nur, dass in vielen Ländern der afrikanischen Welt Frauen zwangsbeschnitten werden. Nicht nur, dass in Israel Christen verfolgt werden. Nein, wir müssen ganz in unserer Nähe miterleben, wie Eier zweckentfremdet werden.

Oder um es mit den erschütternden Worten des «Chef Recherche» Fabian Eberhard zu sagen: «Die preisgekrönte Autorenperson Kim de l’Horizon wurde von zwei Buben mit Eiern beworfen. Das berichtet de l’Horizon auf seinem Instagram-Account. «Ich wurde gerade von zwei Kindern attackiert. Niemand hat eingegriffen.» Die beiden hätten gewusst, dass niemand eingreift – weil die Leute das selten tun würden

Zunächst: Eberhard ist ein Chef ohne Indianer. Und Recherche, nun ja, seit er todesmutig ein leeres Büro fotografierte und behauptete, das sei das Hauptquartier des Internetradios «Kontrafunk» (ohne sich jemals für diese Ente ernsthaft zu entschuldigen), zweifelt ZACKBUM etwas an seinen Fähigkeiten.

Doch eine Recherche am Pult in der Käfigtierhaltung Newsroom, das ist eher seine Kragenweite. Statt selbst zu recherchieren (stimmt die Story überhaupt, was war der Anlass, waren es Buben), gibt er ergriffen wieder, was die «Autorenperson» behauptet: so «habe die Gesellschaft den Buben beigebracht, dass sie nicht gleichzeitig Bart und Make-up tragen dürften. Nicht breitschultrig sein und zugleich Frauenhosen tragen können. So wie de l’Horizon zum Zeitpunkt der Attacke.»

Die Autorenperson, die man auch schlichtweg bei ihrem richtigen Namen nennen könnte, keilt nach und «appelliert an die Eltern: «Ich bin es leid, euren Job zu machen.» Die Erziehungsberechtigten sollten ihren Kindern beibringen, dass es okay ist, anders zu sein.»

Ähm. Die «Gesellschaft» habe den Buben das beigebracht? Was für ein Quatsch. Und die «Autorenperson» sei es leid, den Job der Eltern zu machen? Kinder zu erziehen? Seit wann tut er denn das? Und noch ein paar Fragen für den Rechercheur: Wer hat denn eigentlich die «Beweisfotos» aufgenommen? Eine der Personen, die nicht eingegriffen hätten? Nun sieht man aber niemanden weit und breit. Alle vom Tatort geflohen?

Offensichtlich ist das Foto beim Migros Wengihof aufgenommen, ob es da vielleicht Zeugen für die schreckliche Tat gab? Am Boden rechts von der «Autorenperson» sieht man weitere Eierüberreste, woher stammen die? Der/die/das behauptet weiter, die Attacke sei erfolgt, weil er breitschultrig Frauenhosen trage. Muss man aber auch extra erwähnen. Bart und Make-up trage. Auf dem Foto kann man aber ausser einer, Pardon, merkwürdigen Frisur nichts Aussergewöhnliches obenrum erkennen.

Ob da nicht die Frage an den «Chef Recherche» gestattet ist: haben Sie wirklich recherchiert, ob das nicht ein verzweifelter Versuch ist, mal wieder in den «Blick» zu kommen, schlichtweg Fake News?

Vom Regen in die Jauche

Schlimmer geht immer. Neue Kolumnisten bei Tamedia.

Zugegeben, dass Dialog-Vergewaltigerin Laura de Weck, die philosophische Tieffliegerin Barbara Bleisch und der Allerweltskartograph, die Mietmeinung Michael Hermann nicht mehr kolumnieren, ist eine Wohltat. Dass Rudolf Strahm aufhört, bedauerlich.

Aber der Jubel ist nur von kurzer Dauer, denn nun kommt das Fünferteam des Grauens, das wöchentlich für Zahnschmerzen, Fremdschämen und Nasenbluten sorgen wird.

Angeführt wird es vom Wokepapst (Pardon, Päpstin, Pardon, hybriden, non-binären Papst:In*) Kim de l’Horizon. Über dessen «Blutbuch» hyperventiliert das Feuilleton, dabei wird es in einem Jahr vollständig vergessen sein. Man wartet immer noch auf den ersten graden Satz von ihm; der wird auch in seiner Kolumne nicht kommen.

Dann hätten wir Petra (who?) IvanovWenn Träume wurzeln schlagen»), anscheinend die erfolgreichste «Krimi-Autorin» der Schweiz. Nun, die Konkurrenz ist auch überschaubar. Dazu Kathrin (who?) Bertschy, GLP-Nationalrätin und Ökonomin und bei «Alliance F» vorne dabei. Cenk (who?) Korkmaz, anscheinend Komiker, Radiomoderator, Werbetexter und Autor.

Schliesslich Andri Silberschmidt, die nicht mehr ganz so grosse junge Hoffnung der FDP.

Eigentlich eine Idealbesetzung, wenn es darum geht, es allen Stakeholdern recht machen zu wollen. Ein gehypter Hybrider, zwei Frauen, zwei Männer, einer mit Migrationshintergrund, eine GLP- und ein FDP-Nationalrat, eine Autorin.

Sicher, erst mal machen lassen, dann meckern.

Aber was kann ZACKBUM dafür, wenn hier das Grauen abseh- und vorhersehbar ist?