Schlagwortarchiv für: Kerstin Hasse

He, Ihr Tagi-Schnarchnasen

Aus München übernehmt Ihr jeden Furz. Wieso nicht mal was Sinnvolles?

Ausland, Kultur, Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Leben: kein Bereich, indem der Qualitätskonzern Tamedia seinen Lesern nicht Aufgewärmtes aus der SZ-Küche aus München serviert.

Meint dort ein Amok, aus der Rede von Elon Musk lediglich einen vermeintlichen Hitlergruss oder «römischen Gruss» denunzieren zu müssen – die braune Sauce schwappt ungefiltert in den Tagi. Selbst wenn der ehemalige Münchner Oberbürgermeister sich Gedanken über Katzen macht, wird das dem zahlenden Leser als ungeniessbarer Brei auf den Teller geklatscht.

Aber wenn in München mal was Nachahmenswertes passiert, dann denken die in einen Newsroom eingepferchten Journalisten der Zentralredaktion in Zürich nicht im Traum daran, das nachzuahmen.

Denn bei der «Süddeutschen Zeitung» wird gestreikt. Wieso, gab es auch eine Massenentlassung wie in Zürich? Aber nein:

«Die Berichterstattung, die sonst acht verschiedene Ausgaben umfasst, schrumpft auf eine Seite zusammen. Hintergrund ist ein Warnstreik in der Redaktion

Denn es laufen Tarifverhandlungen über Lohnerhöhungen. Die Gewerkschaften fordern bis zu 12 Prozent mehr, die Verleger bieten weniger. Anlass genug, mal die Muskeln spielen zu lassen.

Aber dafür müsste man erst mal welche haben in Zürich. Oder sich trauen. Wenn sich 76 erregten Frauen über angeblich unerträglichen Sexismus und demotivierende Diskrimination beschweren, dann gibt es ein grosses Hallo, Selbstbezichtigungen des Kaders, Betroffenheit und Gelöbnisse zur Besserung. Dabei konnten die Weiber keinen einzigen ihrer Vorwürfe auch nur im Ansatz belegen; alle entzogen sich auch jedem Versuch der Überprüfung.

Aber wenn im Rahmen einer völlig verunglückten Neuorganisation der Redaktion zunächst 92 Leute gefeuert werden sollen, dann wird mal richtig losgelegt. In der Romandie kam es zu einer, nun ja, wollen wir es Protestveranstaltung nennen? So etwas in der Art. Und in Zürich? Wurden zwei, drei handgemalte Protestplakate vor die Eingangstüre des Glashauses gestellt. Und ein völlig lächerliches Filmchen gedreht, in dem sich B- und C-Prominenz darüber ausliess, wie schlimm das doch sei.

Aber wirklicher Protest, gar ein Streik? Die nötige Forderung, dass die beiden Verantwortlichen für das Desaster, Jessica Peppel-Schulz und Simon Bärtschi, dem Beispiel von Kerstin Hasse folgen müssen? Dass eine Chefredaktion hermuss, die den Namen verdient?

Und vor allem: dass eine Strategie entwickelt werden muss, mit der der nächste grosse Rausschmiss verhindert werden kann? Und einfach zum zeigen, dass es durchaus noch möglich ist, den Tagi samt Kopfblattsalat noch magerer und dünner werden zu lassen, streikt die Redaktion mal einen Tag oder zwei. Falls alle vergessen haben sollten, wie man das macht: einfach mal in München nachfragen. Erklären die dort gerne.

Musk meets Weidel

Da hyperventilierten die Medien von links bis rechts.

Mehr Gratiswerbung hätte sich die AfD und ihre Kanzlerkandidatin Alice Weidel nicht wünschen können. Da plaudern die Politikerin und der Multimilliardär und Trump-Flüsterer Elon Musk miteinander – und alle hören zu und weg. Was haben sie eigentlich geredet? Interessiert kaum jemanden so wirklich, wer wollte es sich denn anhören?

Denn es geht doch nichts über die Bestätigung von Vorurteilen in den sogenannten Qualitätsmedien. So ist sich «watson» sicher: «Elon Musk ist ausser Rand und Band: Wie ein Berserker arbeitet sich der reichste Mann der Welt momentan am politischen Establishment in Europa ab.»

Okay, «watson» und Qualitätsmedium, das passt zusammen wie ein Palmenstrand mit Grönland. «Zwei hochumstrittene Köpfe, aber ein Herz und eine Seele», weiss der «Blick». Okay, «Blick» und Qualitätsmedium, das passt zusammen wie Schnee an der Copacabana.

«Elon Musks Anarcho-Diplomatie ist ein Problem für Europa – aber wer sich provozieren lässt, hat schon verloren», trompetet die NZZ. NZZ und Qualitätsmedium, aber wieso weitere Vergleiche machen.

CH Media weiss: «Musk hat X zur Macht-Maschine gemacht – jetzt gibt er Alice Weidel den Schlüssel». Hübsches Bild dieses Qualitätsmedienhauses, nur: triumphierte man nicht unlängst, dass sich Musk mit dem Kauf von Twitter halb ruiniert habe und die Plattform in Grund und Boden wirtschafte?

«Blind-Date auf X: Musk trifft AfD-Chefin Weidel», flötet die SDA, erstaunlich lyrisch für die sonst so trockene Nachrichtenagentur. Und was weiss sie von dem Gespräch zu berichten? ««Hitler war ein Kommunist», sagte Weidel». Das ist natürlich Schwachsinn, aber sowohl sie wie Musk haben durchaus auch bedenkenswerte Dinge gesagt. Nur sind die nicht berichtenswert.

Überhaupt nicht komisch finden das die anderen deutschen Parteien und natürlich die SZ: «Milliardär Elon Musk schaltet sich von den USA aus in den deutschen Wahlkampf ein und macht umstrittene Werbung für die AfD.» Und fügt triumphierend hinzu: «Gewerkschaften und Bundesgerichtshof verlassen Musks Plattform X. Konkreter Anlass ihres Abschieds von X ist Musks Wahlkampfgespräch mit AfD-Chefin Weidel.» Daran wird der grüne Kanzlerkandidat und Wendehals (bitte nicht klagen) Habeck zu knabbern haben; er ist gerade zu X zurückgekehrt.

Und die «Weltwoche» vermeldet die Schmonzette: «Bundestagsverwaltung prüft, ob Musks Gespräch mit AfD-Chefin Weidel eine «illegale Parteispende» darstellt».

Es ist mal wieder wie im Irrenhaus. Alle deutschsprachigen Politiker (und Journalisten) mischen sich unablässig in die inneren Angelegenheiten anderer Länder ein und überborden vor Ratschlägen, Anweisungen und Rechthabereien, wie andernorts die dummen Fehler der Regierenden korrigiert werden sollten.

Aber wenn ein irrer Milliardär Sympathien für die deutsche AfD hat und sich mal öffentlich mit der Parteichefin unterhält, dann erhebt sich grosses Geschrei. Dabei haben weder Musk noch Trump bislang die Einverleibung Deutschlands in die USA gefordert. Das müssen sie ja auch nicht, weil sich Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg als übereifriger und immer hilfsbereiter Adlatus der Amis gebärdet.

Und was sagt das Qualitätsmedienhaus Tamedia zum Gespräch? Ihm hat’s, fast bis Redaktionsschluss von ZACKBUM am späten Donnerstagabend, schlichtweg die Sprache verschlagen. Dann erst fand Dominique Eigenmann wieder eigene Worte. Erstes Drittel: Wiederholung von altbekannten Beschimpfungen Musks. Zweites Drittel: launiges Niedermachen des Gesprächs («Duett und Plauderei … sprangen wild von Thema zu Thema … lachten über die angebliche Dummheit aller anderen Parteien … Hitler, wärmte Weidel eine beliebte rechte Verkehrung auf, sei im Grunde nie ein Rechter, sondern immer ein nationaler Sozialist gewesen, ein Kommunist gar», etc.) Letztes Drittel: Beckmesserei und Niedermache: «Interessanter als das, was besprochen wurde, war vielleicht das, was nicht zur Sprache kam.» Interessanter als diese Gesinnungsschmiere wäre vielleicht der Versuch gewesen, den Inhalt der 75 Minuten einigermassen korrekt wiederzugeben.

Dafür gibt’s eine neue Gaga-Rubrik beim Tagi, obwohl Kerstin Hasse doch das Haus verlassen hat: «Dry January und Veganuary». Das wird der Einschaltquotenknüller, schon alleine mit diesem leichtverständlichen Titel  …

Allerdings, so viel Objektivität muss sein, gibt der «Blick» dem Bestsellerautor Claude Cueni eine Plattform, um einen ganz anderen Ton in die Debatte zu bringen. Der fragt besonnen, ob es denn ein Skandal sei, wenn Musk Alice Weidel interviewt: «Für Elmar Thevessen (57), Leiter des ZDF-Studios in Washington, sogar ein ganz grosser. Er sagt im ZDF, dass nur Journalisten und Journalistinnen Interviews führen dürfen.»

Dagegen hält Cueni:

«Slow down. Jeder darf jeden interviewen. Ausser in totalitären Staaten. Die Leute haben die einseitige Berichterstattung satt, sie haben die pürierten Fakten satt, sie haben die Bestrafung von harmlosen Rentnern, die lediglich etwas gelikt haben, satt. Sie wollen informiert und nicht belehrt und umerzogen werden. Sie brauchen keine «Experten», die für sie «einordnen», weil man sie für Deppen hält.»

Das haben allerdings die meisten Medien und auch die meisten Politiker noch nicht geschnallt. Deshalb werden sie mit Leser- und Wählerschwund bestraft. Was ihnen allerdings nicht zu denken gibt, sondern in der Überzeugung bestärkt, dass es eben zu viele Deppen gibt, die streng belehrt werden müssen.

New year, good night

Was soll bei den Medien 2025 besser werden? Nichts. Schlechter? Alles.

Zunächst verweist ZACKBUM Leser, die unserer Ankündigung vertrauten, auf die gestrigen Artikel. Wir konnten uns eben doch nicht ganz beherrschen, wie ein weiser Kommentator schon am 20. Dezember vorhersah.

Also unbedingt nachlesen, es lohnt sich.

Es ist nicht persönlich gemeint, aber das neue Jahr begann mit einer Beförderung, in der sich alles Elend kristallisiert, das den modernen Mainstream-Journalismus immer ungeniessbarer macht. Dass der Gesinnungsschreiber, Schmierenjournalist und Diffamierer Andreas Tobler bei Tamedia Karriere macht – statt mehrfach abgemahnt und schliesslich entlassen zu werden –, das kann nur als Ansage der leitenden Nasen (und Näsinnen) verstanden werden:

Ihr verbleibenden Redaktoren, wollt Ihr nicht endlich aufgeben und Euch verpissen? Und Ihr verbleibenden zahlenden Leser, wollt Ihr nicht endlich das Portemonnaie geschlossen halten und Euch trollen?

Dann nämlich hätte Pietro Supino sein grosses Ziel erreicht: weg mit Ballast. Weg mit der Publizistik, die niemals mehr die Profitrate erreichen kann, die der gierige Coninx-Clan sich wünscht. Zuerst Exitus mit Sterbehilfe des Tamedia-Kopfsalats. Dann noch «20 Minuten» hinterher.

Typen wie Tobler können versuchen, bei der «Republik» unterzukommen; die WoZ, so ist zu hoffen, würde ihn nicht nehmen. Andere müssten versuchen, sich irgendwo im linken, staatssubventionierten NGO-Sumpf ein warmes Plätzchen zu suchen. Die Leitungsetage ohne Leistung müsste allerdings dem Vorbild von Kerstin Hasse nacheifern: offen für Neues. Sehr offen.

Einige verdiente Kämpfer könnten sich in die Frühfrühpensionierung flüchten, um endlich ihr Magengeschwür und Alkoholproblem auszukurieren, das sie sich beim Ertragen solch geballter Inkompetenz ganz oben zugelegt haben.

Die wenigen verbliebenen Journalisten, die noch einen graden Satz schreiben, ein Interview führen oder einen Sachverhalt recherchieren können, nun, für die wird es auch schwierig. Die «Weltwoche» ist nicht jedermanns Sache, die NZZ heuert auch nicht unbedingt ganze Crews an, alle leitenden Positionen – mit Ausnahme der NZZaS – sind kompetent besetzt. Die Zwangsgebührensender müssen sparen (und machen es vielleicht diesmal auch wirklich).

Also wohin? CH Media pflegt den Brauch, nach dem Rausschmeissen ist vor dem Rausschmeissen, und die Herrscher des Wanner-Clans bieten nicht gerade Gewähr, dass es dem Medienhaus in Zukunft nicht schlechter, sondern besser ginge. Und sonst? Bei Lebruments geht es ähnlich wie bei Wanners zu, Radio Lora ist auch nicht die Alternative. Sagt da einer Ringier? Sie Scherzkeks, Sie.

Abserbelnde oder vor sich hin keuchende Organe wie «bajour», «Hauptstadt», «Saiten»? Wer sinnlose Selbstausbeutung ohne Zukunft liebt, wohlan.

Was bleibt? Als nächster Journalist herausfinden, dass Corporate Communication oder Werbung etwas ganz anderes ist als Newstexte verfassen? Oder vielleicht, Beziehungen vorausgesetzt, in die sich weiter aufblähende Bundesverwaltung flüchten? Also den Pascal Hollenstein machen? Kann man versuchen.

Dazu ist auch nicht jeder geboren, aber eine Chance besteht noch: selber. Selbständig. Vertrauen auf das gute, alte kapitalistische Prinzip: ein gutes Angebot findet immer Nachfrage. Eine geldwerte Leistung wird immer bezahlt. Schon mal an substack gedacht? Oder ein eigenes Radio? Muss ja nicht UKW sein, funktioniert im Internet tadellos.

Ach, ZACKBUM? Gerne, wir nehmen immer Gastbeiträge. Unter zwei Voraussetzungen: gut und gratis.

Allerdings: dafür muss man den Finger aus einer dafür nicht vorgesehenen Körperöffnung nehmen. Und: dä Gschwinder isch dä Geschnäller. Wer Toblers Beförderung nicht als Menetekel sieht und sofort handelt, wird dann irgendwann abgewickelt. Und das ist nicht schön.

Oder wie der Ex-Tagi-Kulturjournalist Hans Jürg Zinsli mit feiner Anspielung auf einen tollen Film sagt: «good night and … good night». Besser kann man das nach einem Blick aufs neue Tagi-Impressum nicht formulieren.

Wumms: Ursula Nötzli

Das wird TX herumreissen, diese Kündigung.

So macht das ein Kommunikationsprofi. Zuerst Bullshit-Bingo: «In den letzten vier Jahren hat sich die TX Group und jedes einzelne Unternehmen stark weiterentwickelt – für mich war es eine sehr bereichernde und spannende Zeit, in der ich viel gestalten und bewirken konnte», schreibt Nötzli an persoenlich.com. Und dann kommt das in eigener Sache hinterher: «Nach dieser intensiven Phase und einem langen Denkprozess habe ich entschieden, dass jetzt der richtige Moment ist, nochmals etwas Neues zu wagen.»

Wie viel Anteil sie selbst an dieser Entscheidung hatte, man weiss es nicht. Das hier liefert einen kleinen Hinweis: was Neues komme, sei noch nicht spruchreif. Sagen sie alle, angefangen bei Kerstin Hasse.

Aber was machte Nötzli eigentlich, als sie noch gestaltete und bewirkte? Wer da «nichts» sagt, ist natürlich ein misogyner Sexist, also sagt ZACKBUM: Nötzli war Mitglied der sogenannten «Gruppenleitung» und hier zuständig für die Kommunikation, dafür durfte sie sich CCO nennen, Chief Communication Officer. Leider kennt Englisch kein korrektes Gendern, sonst würden wir natürlich …

Zudem war sie auch, das konnte aber sehr gut geheim gehalten werden, für Sustainability zuständig. Das ist auch fester Bestandteil jedes Bullshit-Bingo-Phrasendreschens; man muss allerdings ein wenig üben, bis man es rumpelfrei aussprechen kann. Gehört in den Dunstkreis von Resilienz, «für die Zukunft gut aufgestellt» und «noch mehr auf die Bedürfnisse eingehen». Heisst schlichtweg Nachhaltigkeit, und bedeutet gar nix.

Wobei, vielleicht war Nötzli dafür verantwortlich, dass die Papierkörbe im Glashaus eingespart wurden, was sowohl Nachhaltigkeit wie Resilienz ungemein förderte.

Zuvor war Nötzli bei ABB, bei der Credit Suisse und bei der GAM Holding. Es wäre sowohl misogyn wie bösartig, einen Zusammenhang mit dem Zustand der Firmen zu sehen. Aber sagen wir so: zur CS kann sie nicht mehr zurück, zu GAM auch eher nicht.

Verdächtig ist auch, dass die Lücke, die Nötzli hinterlässt, sie völlig ersetzt. Denn Kommunikation wird neu dezentral den CEOs der Bestandteile der TX-Holding übertragen. Und Sustainability? Geht ohne Resilienz nachhaltig verloren.

Vielleicht, aber nur vielleicht hat sich Oberboss Pietro Supino doch die diversen Vorschläge von ZACKBUM, wie man ganz oben sparen könnte, endlich zu Herzen genommen. Zum Beispiel  im Verwaltungsrat. Leider sind es dort auch Frauen, die grosses Sparpotenzial bieten:

Da hätten wir Pascale Bruderer. Medienkompetenz null, unternehmerische Fähigkeiten null, strategische Kenntnisse null. Tripple-Null, verdient aber 112’000 Franken im Jahr. Money for nothing.

Dann Stephanie Caspar. Die deutsche Managerin baute einen Schuh-Onlineshop für Otto auf. War mal vier Jahre im Vorstand von Axel Springer. Meckerte über angebliche patriarchalische Strukturen und heuerte bei einer Investmentfirma an. Kenntnisse des Schweizer Medienmarkts null. Kassiert dennoch 80’000 Franken im Jahr als VR der TX Group. Money for nothing.

Oder Claudia Coninx-Kaczynski. Studium der Rechtswissenschaften und Spezialistin im Gesundheitswesen. Mediale Kenntnisse null. Mitglied des Familienclans. Verdient 85’000 im Jahr. Money for nothing.

Und dabei haben wir Jessica Peppel-Schulz, CEO von Tamedia, noch gar nicht erwähnt. Deren grossartige Idee, aus den Überresten der Mantelredaktion zwei Paketversendestationen zu machen, eine für Print, eine fürs Digitale, dazu beim erfolgreichsten Blatt die gesamte Redaktion abzuschaffen und nur einen Chefredaktor für die «SonntagsZeitung» übrig zu lassen, sorgt anhaltend für Spass und Tollerei auf der Redaktion. Die sich in zwei Fraktionen aufgespaltet hat. Eine «nix wie weg», die andere «Augen zu und bis zur Frühpensionierung durch». Beide eint: hoffentlich werde ich nicht bei der nächsten Sparrunde rausgeschmissen.

Aber jetzt hören wir sofort auf, sonst kommt wirklich noch jemand (jemand*In?) auf die Idee, wir würden geschlechtlich diskriminieren. Tut ZACKBUM aber nicht, bei uns zählt nur die Leistung, nicht das, was der Mensch, die Menschin oder der/die/das Mensch!In** zwischen den Beinen trägt.

Wumms: Kerstin Hasse

Wir sagen zum Abschied leise Servus.

Auf LinkedIn ist sie immer noch «Mitglied der Chefredaktion Tages-Anzeiger», dazu ein «Digital Leader» und ein «Sulzberger Fellow». Da durfte sie noch 21 Wochen die Columbia Journalism School in New York besuchen, um sich irgend einem furchtbar wichtigen strategischen Projekt zu widmen.

Vergeblich im Fall Hasse. Vor zwei Monaten war sie noch «ganz beflügelt von unserem wunderbaren Talk im Kaufleuten». Sie liess sich auch die Gelegenheit nicht entgehen, in ihrem Podcast «Die Tages-Anzeigerin» zum Thema Misogynie nachzuplappern, denn Feminismus ist ihre Lieblingsbeschäftigung.

Nun aber das: «In eigener Sache: Nach fast drei bereichernden Jahren habe ich mich entschieden, Tamedia zu verlassen.»

Traurig: «Ich blicke auf eine unglaublich spannende und intensive Zeit zurück. Eine Zeit, in der ich vor allem den «Tagi» mitgestaltet habe – eine Marke, die mir viel bedeutet und mich schon ein Leben lang begleitet.»

Natürlich geht es nun so weiter: «Jetzt ist es für mich an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Ich bin gespannt, welche Möglichkeiten sich mir ausserhalb von Tamedia bieten.»

Näher an der Realität liegt wohl: im Rahmen des grossen Rausschmeissens und der Sparmassnahmen zwecks Steigerung der Qualität des Tagi und seines Kopfblattsalats wurde Hasse aus der Chefredaktion entfernt. Denn ihr «Digital Story Telling» führte nur dazu, dass der Online-Auftritt des Tagi – schon vor dem grauenhaften Redesign – ein Gerümpelturnier mit einer unübersehbaren Menge von Rubriken und Gefässen wurde, das die Leser in Scharen abschreckt und vertreibt.

Kein Indianer wusste eine sinnvolle Antwort auf die einfache Frage: was macht dieser Oberindianer eigentlich? So ausser Selfies im Lift oder beim Essen und Trinken.

Wie in solchen Fällen üblich, wurde sicherlich mit ihr diskutiert, ob es andere Einsatzmöglichkeiten innerhalb von Tamedia gäbe. Mit dem offensichtlichen Resultat: nein. Wenn sie ihren Abgang nun publik macht, bedeutet das ja auch, dass sie auch noch nirgendwo anders ein trockenes Plätzchen gefunden hat. «Einige Ideen sind schon in Planung», es darf gelacht werden. Denn wer – ausser der woken Tamedia – würde ihr ein solches Salär zahlen wollen …

Wie hoch das ist, wissen wir leider nicht, obwohl sie ja auch mal mutig forderte, dass alle Frauen im Kampf um Lohngerechtigkeit ihr Gehalt offenlegen sollten – nur sie selbst natürlich nicht.

Aber immerhin; das ist keine schlechte Nachricht für den Journalismus, und gute sind rar dieser Tage.

Das grosse Rausschmeissen – reloaded

Alles eine Stilfrage. CH Media hat keinen Stil.

Stecker raus. Kurz und schmerzlos. Die zweite Generation Wanner tut das, was normalerweise erst die dritte Generation tut. So im üblichen Reigen des Familienunternehmens. Die erste Generation baut’s auf, die zweite verwaltet es, die dritte fährt es gegen die Wand.

Zurzeit wird im Schweizer Journalismus offensichtlich reihum Rausschmeissen geboten. CH Media fing damit an, dass mal 140 Stellen gekippt wurden. Dann zog Tamedia nach und setzte mal die Zahl von 92 in den Raum. Nun ist wieder CH Media dran, während Ringier zurzeit die Füsse stillhält.

Nun hat sich der Wannerclan entschieden, seine Today-Plattformen zu spülen. Denn nach der Reorganisation ist vor dem Exitus. Das scheint dort die nachhaltige Management-Strategie zu sein.

Von «32Today» zu 34 Kündigungen …

Noch Anfang dieses Jahres verkündete Florian Wanner, «Leiter Regionale Elektronische Medien» auf persoenlich.com, nachdem mal wieder «reorganisiert» worden war und die Todays an den anderen Flop «watson» geflanscht worden waren: «Das gibt insbesondere in der Vermarktung spannende Möglichkeiten zur Zusammenarbeit, aber auch im Ad-Tech-Bereich, in Sachen Audience-Building und Content-Marketing können die beiden Organisationen voneinander profitieren. Insofern kommt mit Watson und Today zusammen, was zusammengehört.»

Auf die Frage, ob mit sechs Today-Portalen in fünf Jahren nicht zu rasch und zu viel investiert worden sei, meinte Wanner schnippisch: «Im Nachhinein ist man immer klüger.»

Nun scheint ein anderer Wanner, obwohl das kaum vorstellbar ist, sogar noch klüger geworden zu sein. Denn statt «spannende Möglichkeiten in der Vermarktung» auszuspielen, ist nun Ende Gelände. Denn inzwischen haben die Wanners offenbar gemerkt: «Die Umsatzentwicklung ist rückläufig, und wir sehen keinen Weg, die Today-Portale in absehbarer Zeit kostendeckend zu betreiben. Deshalb mussten wir gemeinsam mit dem Verwaltungsrat die sehr schwierige, strategisch aber unabdingbare Entscheidung treffen, die sechs Newsplattformen zu schliessen.» Verkündet nun CEO Michael Wanner, während Florian Wanner ein wenig rumheult.

Ach ja, und nach der grossen Reorganisation vor 10 Monaten werden nun nochmal 34 Kündigungen ausgesprochen. Zack. Immerhin gebe es «22 Anschlussangebote». Das sieht dann meistens so aus: wir haben hier eine spannende Position im Lesermarketing-Callcenter. Ist natürlich mit einer deutlichen Gehaltseinbusse verbunden, aber heutzutage ist das immer noch besser als nix, oder? Und schau dir mal Kerstin Hasse an, die hat nix gefunden bislang.

Florian Wanner vergiesst dann noch ein paar Krokodilstränen: «Natürlich haben wir alles darangesetzt, möglichst wenige Kolleginnen und Kollegen entlassen zu müssen. Dass gleichwohl schmerzhafte Personalmassnahmen unvermeidbar sind, bedauern wir sehr.»

Tough luck, wie da der Ami sagt, wenn man unter dem Wannerclan arbeiten muss, beziehungsweise nicht mehr weiterarbeiten darf, nachdem doch noch vor wenigen Monaten alles wunderbar reorganisiert worden war.

Vielleicht sollten CH Media und Tamedia mal über ein Zusammengehen nachdenken. Dann kann der Blinde sich vom Lahmen führen lassen und den dabei stützen.

 

Journalisten sind Stümper

Quatschen und schreiben ja. Handeln nein.

Irgendwie vermag das nicht zu verwundern. Der Zürcher Presseverein (ZPV) lud zur grossen «SOS-Veranstaltung wegen Stellenabbau» im Hause der Qualitätsmedien Tamedia. «Ab 18 Uhr bis zirka 22 Uhr, Karl der Grosse, Barockzimmer». Auch göttlicher Beistand ist willkommen.

Hier sollte Beratung geboten werden, eine helfende Hand, Solidarität, Meinungsaustausch, vielleicht gar, die Hoffnung stirbt zuletzt, die Keimzelle eines Aufstands, der über das Zusammenstellen von Statement-Schnipseln der B-Prominenz in einem lächerlichen «Protest-Video» hinausgeht.

persoenlich.com war vor Ort, auch «Urs Thalmann, Geschäftsführer von Impressum, war aus Fribourg angereist, um die juristische Beratung zu gewährleisten. Auch Vereinspräsidentin Fabienne Sennhauser, die auch Impressum Schweiz copräsidiert, war anwesend.»

Sonst aber nicht wirklich viele; «erschienen war eine Handvoll Redaktoren, eine Person nahm die juristische Beratung in Anspruch».

Sennhauser zeigte dann, was pfeifen im Wald ist: «Enttäuscht sei sie über die geringe Teilnehmerzahl nicht, sagte Fabienne Sennhauser gegenüber persoenlich.com. «Es war uns wichtig, ein Zeichen zu setzen und Solidarität zu zeigen. Auch wenn wir nur einer Person helfen konnten, hat es sich gelohnt.»»

Die Stimmung bei Tamedia sei halt miserabel, der klägliche Zuspruch sei mit der «Müdigkeit und Ratlosigkeit» auf den Redaktionen zu erklären, vermutete die ZVP-Präsidentin. SO wurde die Veranstaltung schon nach zwei Stunden abgebrochen. Was für ein Trauerspiel.

ZACKBUM ist überzeugt: diese jämmerliche Reaktion symbolisiert den jämmerlichen Zustand der Redaktoren. Gilt es, mutige Worte an die Bevölkerung der Ukraine zu richten, geht es darum, verborgen hinter dem Bildschirm im Glashaus gegen den neuen US-Präsidenten zu wäffeln, geht es überhaupt darum, Ungerechtigkeiten, Profitgier, die Unfähigkeit von Herrschenden anzuprangern, dann ist der Tamedia-Journalist sofort und immer bereit, kräftig in die Tasten zu greifen.

Sammeln erregte Tamedia-Frauen anonyme und auch in Untersuchungen nicht beweisbare angebliche Beispiele von Sexismus, Unterdrückung und demotivierender Männerherrschaft bei Tamedia, dann unterschreiben Dutzende blind, solidarisieren sich sogar Männer mit diesem Unsinn, entschuldigen sich Oberchefredaktor und Big Boss des Hauses präventiv.

Werden heilige Eide der Besserung geschworen, eine Frauenquote von mindestens 40 Prozent auf allen Hierarchiestufen versprochen. Und dann hat Verlag und Belegschaft das Geschenk. Quotenfrauen in der Chefetage leisten ihren wesentlichen Beitrag zum weiteren Niedergang. Wer unter Jessica (Avatar) Peppel-Schulz, Raphaela («Schreibverbot») Birrer oder Kerstin («Misogynie!») Hasse dienen muss, braucht Psychopharmaka und/oder viel Alkohol.

Wenn es aber mal darum ginge, für die eigenen Interessen einzustehen, die Muskeln spielen zu lassen, den Bossen zu zeigen, was eine geeinte Belegschaft im Maschinenraum ausrichten kann – denn selbst mit Hilfe der publizistischen Leiter nach unten Simon Bärtschi wären diese Koryphäen nicht in der Lage, etwas zu publizieren –, dann herrscht klägliches Wegducken.

Feiges Kopfeinziehen, in der Hoffnung, dass es den Kollegen erwischt, nicht einen selbst. Man möchte nicht wissen, wie viele schmierige Ergebenheitsadressen sich bei den Führungsfrauen stapeln. Wer nicht intern und lautstark gegen den schmerzhaft peinlichen Kommentar von Birrer zu den US-Wahlen protestierte, hat kein Rückgrat und jede Haltung verloren.

Nun hätte man in der geschützten Werkstatt eines Versammlungsraums die Keimzelle zum Aufstand legen können. Aber nichts ist, Duckmäusertum und Feigheit herrschen. Mut wird nur anderen empfohlen, selbst sind die Journis feige Opportunisten, nur am eigenen Überleben interessiert, auch wenn dafür Haltung und Überzeugung aufgegeben werden müssen.

Ist das vielleicht jämmerlich. Wer soll diesen Windbeuteln denn noch abnehmen, wenn sie mit dem streng gereckten Zeigefinger und im Gestus der moralischen Überlegenheit auf andere zeigen? Besoffen von der Milch der guten Denkungsart, aber nur als Buchstabenheros, als Klassenkämpfer in fremden Angelegenheiten.

So sinkt er ins Grab, der Journalismus. Aber nicht den Umständen geschuldet, sondern den Journalisten. Die taugen nur mehr als Sargträger und Friedhofsgärtner.

Das hat noch gefehlt

Was? Na, das Thema Misogynie.

Dieses Fremdwort beherrscht jede Kampffeministin, die etwas auf sich hält. Was das eigentlich ist? Wir holen tief Luft und machen uns mit Wikipedia schlau:

«Misogynie (von altgriechisch misos „Hass“, und gyne „Frau“) oder Frauenfeindlichkeit ist ein Oberbegriff für soziokulturelle Einstellungsmuster der geringeren Relevanz oder Wertigkeit von Frauen beziehungsweise der höheren Relevanz oder Wertigkeit von Männern. Sie wird sowohl von Männern als auch von Frauen selbst über die psychosoziale Entwicklung verinnerlicht (Sozialisation, Habitualisierung) und stellt die Erzeugungsgrundlage für den hierarchisierenden Geschlechtshabitus von Männlichkeit und Weiblichkeit dar. Sie ist damit die Basis hegemonialer Männlichkeit oder patriarchaler Beziehungsgefüge.»

Nachdem das geklärt ist, weisen wir auf das neuste Gelaber (Pardon, das wäre misogyn, also auf den neusten wertvollen Beitrag von Kerstin Hasse  – was wird denn nun aus der? – und Annik HosmannSie hat an der Universität Zürich Publizistik und Kulturanalyse mit einem Schwerpunkt auf moderner Kunstgeschichte studiert») hin:

Der Inhalt: «Wie konnte es dazu kommen? Wie konnte eine solche offene Misogynie in der Politik plötzlich salonfähig werden? Welche Rolle spielte die Geschlechterdebatte im Wahlkampf? Und sorgen die wieder gelockerten Abtreibungsgesetze in einigen Bundesstaaten für einen kleinen Hoffnungsschimmer?»

Will man das hören? Nein, auch wenn das sicherlich eine misogyne Antwort ist. Denn zum gleichen Thema ergreift auch noch Katharina Riehl das Wort:

Riehl ist auch so eine Absolventin des «Lehramtsstudiums», hat aber diesen Beruf verfehlt und «leitet seit April 2021 mit Stefan Kornelius das Politikressort der SZ». Was ihm überhaupt nicht guttut. Von Tamedia ganz zu schweigen, denn natürlich übernimmt das Qualitätsorgan im Glashaus das wirre Geschreibsel von Riehl. Denn die Mehrheit der US-Stimmbürger, get over it, hat tatsächlich lieber Trump gewählt als eine heisse Luft redende Frau.

Der schliesst sich Riehl an: «Gerade einmal 54 Prozent der amerikanischen Frauen stimmten für Kamala Harris als Präsidentin der Vereinigten Staaten; 44 Prozent hielten Donald Trump für den besseren Kandidaten.» Na und? Soll das etwa heissen, dass Frauen Frauen, Männer Männer wählen sollen? Blonde Männer in erster Linie Trump? Dunkelhaarige und -häutige Frauen dafür unbedingt Harris? Entscheidung nach Geschlecht? Wie blöd ist das denn?

So blöd: «Was also bleibt, ist die bittere Erkenntnis, dass 44 Prozent der amerikanischen Frauen es ganz offensichtlich für eine gute Idee halten, sich von einem unverhohlen misogynen Mann regieren zu lassen.»

Vielleicht halten sie es für eine gute Idee, von einem Kandidaten regiert zu werden, dem sie mehr wirtschaftlichen Sachverstand, mehr Führungsstärke, mehr Beherrschung der Macht zutrauen als einer Frau, die sogar von ihrer eigenen Partei erst in allerhöchster Not und nur deswegen, weil sonst viele Millionen Spendengelder hätten zurückgezahlt werden müssen, als Kandidatin präsentiert wurde.

Aber man kann daraus natürlich – wie aus fast allem – ein Frau-Mann-Ding machen. Sich am Begriff misogyn festklammern. Frauen sollten Frauen wählen. Also Männer Männer. Das ist so bescheuert, dass nicht mal das Gegenteil richtig wäre.

 

Armer Knellwolf

Das ist bitter. Trotz Gratis-PR wird’s kein Bestseller.

Schon seit Wochen belämmert Tamedia seine Leser mit einem «Spionage-Podcast». Insgesamt 6 Folgen, bereits abgenudelt. Aber immer noch ein weiteres Bleigewicht auf der verunglückten Homepage. Gratis-Werbung satt für das neuste Werk von Thomas Knellwolf: «Enttarnt».

Sein vorheriges Enthüllungsbuch «Die Akte Kachelmann» steht inzwischen bei Amazon auf Platz 580’189 der verkauften Bücher. Zeit, einen neuen Bestseller loszuschicken. Aber leider, leider, «Enttarnt» hat es auch nur bis auf Platz 78’931 geschafft.

Und in der Schweizer Bestsellerliste Sachbücher ist es kurzzeitig bis auf Platz 4 gestiegen, aber inzwischen schon wieder auf dem Weg nach unten (Platz 12). Dazu muss man wissen, dass man bei Sachbüchern in der Schweiz mit ein paar Hundert Verkauften auf Platz eins vorstösst.

Das ist besonders bitter, weil Tamedia auch noch eine Podiumsveranstaltung organisierte und seinem Autor auch sonst jede Menge Möglichkeiten bot, Werbung in eigener Sache zu machen. Mit entschieden weniger Aufwand schaffte es selbst die Westentaschenphilosophin Barbara Bleisch mit ihrer «Mitte des Lebens» in die vordersten Ränge der Schweizer Bestsellerliste. Und bei Amazon ist sie immerhin auf Platz 1239 – Welten vor Knellwolf.

Dabei ist er doch «Bundeshaus-Korrespondent, mit Schwerpunkt Justiz und Nachrichtendienst». Als abgebrühter Kenner der Nachrichtendienste gibt er auch noch seine Threema-Adresse für Kontakte an. Falls ihm jemand ein Staatsgeheimnis flüstern möchte oder so.

Ganz bitter ist es zudem seinem Thriller «Lockdown: Wie Corona die Schweiz zum Stillstand brachte – Schicksale, Heldinnen und ein Bundesrat im Krisenmodus» ergangen. Ob es am überlangen Titel liegt? Als Taschenbuch ist es bereits im nicht mehr messbaren Verkaufsbereich angelangt, als Kindle liegt es auf Platz 996’471. Von wahrscheinlich 996’472 Angeboten.

Aus all dem darf man eins schliessen. Es sieht ganz so aus, als ob Knellwolf eine Karriere als Bestsellerautor verwehrt bliebe. Das wiederum bedeutet, dass er Tamedia weiterhin erhalten bleibt. Vorausgesetzt, Tamedia will das auch.

Dann müsste Knellwolf allerdings ein paar Synergien schaffen. Da würde sich ein Zusammenspiel mit Elif, der Kochfee von Tamedia, aufdrängen. Nach der Devise: minus mal minus gibt plus. Oder, naheliegend, der «Crime-Podcast» braucht auch dringlich Blutauffrischung. Die «Tages-Anzeigerin» eignet sich, Geschlechterdiskriminierung, weniger. Allerdings ist hier die Frage, ob die nach dem Abgang von Kerstin Hasse überhaupt noch weitergeführt wird und die Hörer mit brandheissen, aktuellen und originellen Beiträgen weiter erfreut:

Denn es gab doch tatsächlich Hexenverfolgungen in Europa, und wer kennt schon die Geschichte von Anna Göldi, nicht wahr.

«Alles klar, Amerika?» das ginge schon eher. Denn Nichtwissen ist bei Tamedia immer eine ideale Voraussetzung zum Mitmachen.

Aber genug der Gratis-Ratschläge; einem Berater würde Tamedia dafür schon mal mindestens so viel zahlen wie Bundesrätin Amherd ihrer pensionierten Beraterin. Da sagt ZACKBUM doch locker: bitte Angebote aufs Mail legen, wir sind diskret und käuflich.

 

Tagi: Homepage als Gerümpelturnier

Wie kann man ein Aushängeschild so verlottern lassen?

Eine Zeitung liefert News. Diese Banalität scheint man in der Qualitätsoffensive, also beim Schuss in den Ofen, bei Tamedia vergessen zu haben.

Dass die News nun von zwei Hubs verwaltet werden, als wären sie Pakete, die man irgendwie rumschicken muss, ist das eine. Dass eine Homepage so unattraktiv wie möglich daherkommt, das andere.

So geht’s mal los. Immerhin ist noch erkennbar, dass es sich um die Webseite des «Tages-Anzeiger» handelt. Aber sonst? Wildwest. Selbstanpreisung (2.50 / Woche für 1 Jahr). Versteht man immerhin nach scharfem Nachdenken.

Dann zweimal quer scrollen, etwas, was man unbedingt vermeiden sollte. Oder halt auch nicht.

Und schwups, drei Minuten später sieht’s schon ganz anders aus. Irgend ein Algorithmus hat nach Anzahl Klicks, Verweildauer, dem Mondzyklus und dem Stand von Ebbe und Flut beschlossen, etwas umzustellen.

Dann kommt die Abteilung ungeordnete News aus aller Welt und aller Gattungen, einfach mal so serviert:

Zehn Happen, von Wahlen in der Moldau über Klimaschutz, ein Bob Dylan auf X, ein Brand in Pfäffikon oder der Senf am Sternen-Grill. Help yourself, such dir was aus. Oder lass es.

Dann, nach einer Riesenwerbung, kommt die Rubrik «Redaktion empfiehlt». Das ist nun sehr speziell; wieso sollte sie das tun? Heisst das, dass die anderen Artikel nicht empfehlenswert sind, sondern aus Zufall und Unachtsamkeit auf die Homepage kamen?

Dann, nicht minder merkwürdig, eine «News-Pause». Hier gibt es also keine News? Was ist dann ein Artikel «Möchten Sie wissen, wie Sie geschlafen haben?» Keine News, aber zum Einschlafen?

Wieder Werbung, dann «Züritipp(s) der Woche». Ob es sich noch nicht herumgesprochen hat, dass der «Zürtipp» eingespart wird, wie man der Öffentlichkeit und der Redaktion gleichzeitig mitteilte. Was sehr geschmackvoll war. Aber immerhin sorgte Qualität-Papst Bärtschi für ein paar Lacher, als er Abos erwähnte, die es gar nicht mehr gibt.

Wieder Riesenwerbung, dann Ressort «Zürich». Chrüsimüsi, würde man das wohl nennen, wenn es nicht irgendwie unsichtbar einem Ordnungsprinzip folgen würde. Nur welchem?

Werbung, dann «Schweiz». Was ist da vermeldenswert?

Echt? Minen und Minenopfer in der Ukraine, verjährte Straftaten von Geistlichen, 19 Entlassungen bei RTS. Das ist in der Schweiz los? Arme Schweiz.

Dann zweimal untereinander Werbung. Zuerst die übliche, dann Werbung für das neue Buch von Thomas Knellwolf. Blöd aber auch: dennoch schafft es der Wälzer nicht in die Bestsellerliste.

Dann ein weiterer Höhepunkt, «International». Der NL «Alles klar, Amerika?», zum Einloggen und Langweilen. Dann der Ukraine-News-Ticker, ohne einloggen, ebenfalls sacklangweilig. Als wäre das nicht genug Ukraine, gleich daneben «Alles rund um den Krieg in der Ukraine». Und daneben von der «Süddeutschen» serviert ein Porträt des möglicherweise getöteten Hamas-Chefs Sinwar. Eigenleistung der eigenen Auslandredaktion? Null.

Dann eine weitere Rubrik, die zur Leservertreibung dient: «Unter Verdacht: der True-Crime-Podcast». «Wirtschaft», «Sport», dann die Lieblingsrubrik aller verbliebenden Journis «Meinungen». Dann breaking news, «Bereit zum Wandern?» Ja, zum Abwandern.

Weil’s so schön war, die Rubrik «Podcast», Spionage, USA-Podcast, «Flo-Jo – alle Folgen im Überblick», die auch niemand interessierten, und dann muss nach rechts gescrollt werden, was aber gerade nicht funktioniert, was sicherlich auch kein Schaden ist.

Schliesslich, sozusagen im Unterholz versteckt, «Elif x Tagi: Unsere Kochserie», die ebenfalls kein Mensch interessiert hat. Tiefer gesunken ist dann nur noch die «Kultur», obwohl es die eigentlich gar nicht mehr gibt.

Ach nein, dann kommt noch «Leben», «Panorama», «Digital», «Reisen» und last and least «Das Magazin», aber soweit nach unten scrollt sowieso niemand.

Wenn man sich dieses Gerümpelturnier anschaut, versteht man zwei Dinge. Wieso Kerstin Hasse aus der Chefredaktion entfernt wurde. Und wie es aussieht, wenn eine völlig demotivierte Redaktion die Homepage mit Gefässen bespielen soll, die eigentlich der Leserabschreckung dienen.

Statt dummes Zeugs über angeblich neue Strategien und Qualitätssteigerung durch Rausschmeissen zu verzapfen, sollten sich die vielen Häuptlinge und Oberindianer vielleicht mal um etwas ganz Banales kümmern: wie baue ich eine Homepage eines Newsmediums so auf, dass der Leser auch animiert zu lesen beginnt.

Aber das ist eben gar nicht so einfach, deshalb lässt man ganz oben lieber die Finger davon.