Der billige Schnabel der NZZ
Die NZZ macht auf billigen Jakob. Kauft. bitte. ein!
Die NZZ geht aufs Ganze. Noch nie in den letzten 50 Jahren lag die Printauflage so tief wie aktuell. „Die Kunst kennt keine Krise“, sinnierte sie am Dienstag auf ihrer Frontseite. Also, Fronstseite nach drei Seiten Kunst und einer Seite Porschewerbung. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte wirbt sie auf ihrer ersten redaktionellen Seite für den NZZ-Shop und versucht ihren Lesern einen Deal anzudrehen: Ein Druck des Künstlers Julian Schnabel „zum Vorzugspreis“ von 1500 Franken.
Nun, die Kunst kennt tatsächlich keine Krise, aber die NZZ kennt und erlebt sie seit vielen Jahren. Es ist wie bei der Tante auf Facebook: Wenn diese Fotos von ihrer gelungenen Gemüsewähe postet, ist es langsam Zeit, Facebook zu verlassen.
Gleiches gilt bei der alten Tante NZZ. Natürlich ist sie nicht die erste Zeitung, die in ihrem Kiosk einen Schnabel verkaufen will. Die FAZ hat ihr das bereits vorgemacht. Auch das Handelsblatt hatte diese Idee bereits.
Das echte Problem aber ist: Der NZZ-Schnabel ist kaum eine Wertanlage. Die Stückzahl beträgt 100. Das ist nur knapp unter Rolf Knie. Die Schnäbel der FAZ und des Handelsblatts hingegen sind auf 25 begrenzt. Der Wert steigt fast exponential, je geringer die Auflage ist. Ausserdem ist das Kunstwerk der NZZ etwas sehr plakativ: Ein Typ in einem Gefängnisanzug. Sogar die NZZ knackt das Rätsel:
„Kennen wir den Mann mit der orangen Mähne und dem hellroten Gefängnisanzug? Ja, er muss es sein, Donald Trump.“
Wie peinlich. Kennen wir eigentlich auch das Auto links vom Editorial? Ja, es muss der neue Porsche Panamera sein. Die NZZ macht mal wieder dort Werbung, wo es vielen Abonnenten weh tut in der Brust, aber gut tut im NZZ-Portemonnaie.
Zurück zur FAZ und Handelsblatt. Die verkaufen Kunstwerke von Julian Schnabel, wo der Betrachter eben nicht gleich blökt: „Ja, es muss das und das sein.“ Ob das auch das NZZ-Feuilleton so sieht?