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Wumms: Stefan Kornelius

Kornelius sorgt immer wieder für das organisierte Erbrechen bei den Lesern.

Geht es darum, an Julian Assange herumzumäkeln: Kornelius ist zur Stelle. Die Ami-Justiz sei ihm gegenüber voreingenommen? «Das ist eine groteske Unterstellung, die seit Jahren schon angestellt wird, um den Fall politisch aufzuladen

Auch als Kriegsgurgel schlägt ihn keiner: «Putin führt keinen Wettbewerb um den stärkeren politischen Willen, er führt Krieg um des Krieges willen.»

Seit braunen Zeiten unter Adolf Nazi wurden russische Soldaten nie mehr so als vertierte Unmenschen abgebürstet: «Die Hemmungslosigkeit der russischen Streitkräfte wird gedeckt vom Vernichtungsdrang ihrer Führung. Es ist diese blutige Rohheit, die an die Tradition der Kosaken-Einheiten des zaristischen Russlands erinnert – freie Reiterheere, Krieger-Clans, Männerbünde aus der Steppe, die alle Konventionen des Krieges unterboten und für Grausamkeit im Kampf sorgten.»

Jede anständige Redaktion hätte ihm längst das Wort entzogen, den Computer ausgestöpselt und ihn gebeten, einen anständigen Beruf zu lernen. So aber darf er sich als deutscher Herrenreiter weiter austoben, leider auch weiterhin bei Tamedia. Dem Konzern ist wahrlich jedes Qualitätsbewusstsein, jede Verteidigung eines gewissen Niveaus abhanden gekommen.

Kornelius kann ungehemmt und ungeniert Stuss schreiben, Noten verteilen, Anordnungen geben. Wie ein verrückter General, der in der geschlossenen Anstalt Heere aufeinanderprallen lässt – in seiner Einbildung.

Aber Kornelius macht das in der Realität – oder was er dafür hält. In seiner Realität interessiert es brennend, dass er den US-Präsidenten scharf zurechtweist: «Joe Biden ist der Falsche, um den Supreme Court zu reformieren». Warum? Na, reicht doch, wenn Kornelius das sagt. In seiner Welt.

Angetan ist er hingegen von der Vizepräsidentin, die ihre Partei zweimal nicht zur Präsidentschaftskandidaten machen wollte – bis sie musste. Aber: «Plötzliche Euphorie: Harris` Blitzstart in den Wahlkampf».

Doch besonders am Herzen liegen Kornelius kriegerische Auseinandersetzungen, da ist er ganz in seinem Element, als Westentaschengeneral: «Israel kann nicht siegen», behauptet er in der «Süddeutschen Zeitung», «Einen Mehrfrontenkrieg kann Israel nicht gewinnen», schwächt Tamedia das gleiche Geseire ab.

Es ist mal wieder zum Mäusemelken, dass das israelische Kriegskabinett, die Militärführung oder Netanyahu möglicherweise nicht auf die Unke aus München hören werden. Denn die weiss: «Die Hochrüstung durch den Iran hat die Hizbollah derart schlagkräftig werden lassen, dass eine israelische Überlegenheit nicht mehr garantiert ist. Wenn Israel jetzt die zweite Front eröffnet, könnte es tatsächlich in einen Krieg um seine Existenz schlittern.»

Aber dank Kornelius wird Israel dieses Schlittern vermeiden. Oder nicht? Der Militärstratege macht einen kurzen Ausflug in den Jom-Kippur-Krieg von 1973 und fährt fort: «Heute würde ein Zwei- oder Mehrfrontenkrieg gegen hochgerüstete Terrormilizen nur einen Verlierer kennen: Israel.»

Der kleine Unterschied zu damals ist, was Grossstratege Kornelius vergisst: Israel hat inzwischen die Atombombe. Ist aber nur ein Detail.

ZACKBUM fragt sich: wissen das die Entscheidungsträger dort? Wird ihnen diese mahnende Botschaft wenigstens per reitendem Boten, als diplomatische Depesche, am besten mit ihrer unnachahmlichen Stimme vorgetragen von Annalena Baerbock, überbracht?

Wann wird Kornelius endlich zum militärischen und politischen Sonderberater des israelischen Ministerpräsidenten ernannt? Wenigstens mit einem Orden ausgezeichnet? Wann wird eine Strasse in Jerusalem nach ihm benannt? Ist es nicht überfällig, ihn als «Gerechten unter den Völkern» zu bezeichnen?

Denn so autoritär, wie Kornelius auftritt, kann es doch nicht sein, dass seine Sermone ungehört verhallen, einer nach dem anderen, morgen erinnert man sich schon nicht mehr an den von heute. Oder etwa doch?

Der über Israel war übrigens vom 29. Juli. Heute genauso vergessen wie seine zitierten Vorgänger. Man fragt sich bang: was wird in Kornelius Haupt vorgehen, wenn er sich eingestehen muss, dass schlichtweg nicht mal drittrangige Entscheidungsträger in der Welt auch nur einen feuchten Furz auf seine Meinung geben?

Peinlich, kläglich, erbärmlich

Neuerlicher Totalflop. Die Journaille – auch bei Tamedia – blamiert sich ein weiteres Mal bis auf die Knochen.

Grosses Gedöns, wilde Anschuldigungen, Tamtam und Kriegstänze von vor Bedeutungsschwere kaum laufen könnenden Journalisten. Und dann? Nichts. Eine Firma ruiniert, viele Existenzen ruiniert, zwei klägliche Rücktritte, ein paar Pipifaxprozesse, sonst nichts.

Federführend im deutschen Sprachraum war die «Süddeutsche Zeitung». Die Julian Assange frech anrempelt. Der wahre Skandale aufdeckte, keine erfundenen. Auch Tamedia schäumte damals mit, behauptete neue Blicke in Abgründe, Verbrechen, Blutgelder, mindestens Steuerhinterziehung, furchtbar. War dann nix. Kleinlaut bringt Tamedia nun eine AFP-Meldung. Unrechtsbewusstsein? Zerknirschte Entschuldigung von Brönnimanns und Co., die sich wieder mal völlig vergaloppiert hatten? Niemals.

Wenn der Köter bellt, wedelt Tamedia mit. Das ist schändlich. Alles, was dazu zu sagen ist, sagte René Zeyer bereits 2016 in der «Weltwoche». Zeit, den Artikel zu rezyklieren. Denn es gibt journalistische Werke, die eine Halbwertszeit von mehr als 5 Minuten haben. Im Gegensatz zu vielem Geschrei und Geschreibsel …

Wenn der Panamahut hochgeht

Von René Zeyer _ Schon wieder: Der grösste Datendiebstahl aller Zeiten rüttelt die Besitzer von Briefkastenfirmen durch. Der eigentliche Skandal ist das Vorgehen der Ankläger.

Ein «John Doe» schickt einem Journalisten der Süddeutschen Zeitung eine Nachricht: «Interessiert an Daten? Ich teile gerne.» Und dann kommt ein Berg in der Höhe von 2,6 Terabyte, 11,5 Millionen Dateien. Das überfordert die Kapazitäten der Süddeutschen, also wendet sie sich an das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ), eine spendenfinanzierte US-amerikanische NGO, die bereits einschlägig in Erscheinung getreten ist.

Unter dem pompösen Titel «Swiss Leaks» nagelte das ICIJ 65 Personen an den Internet- Pranger, denen nicht viel mehr vorgeworfen wurde, als dass sie in Geschäftsbeziehungen mit der Grossbank HSBC standen. Man habe in den gestohlenen Datensätzen Hinweise für Steuerhinterziehung oder gar die Finanzierung von Terror-Organisationen und für andere kriminelle Handlungen gefunden, behauptete das ICIJ. Kleiner Schönheitsfehler: In keinem Fall reichte das für eine Anklage. Die einzige Straftat bestand im Diebstahl von mehr als 100 000 Kontounterlagen.

Zuvor gab es die «Offshore Leaks». Unter anderen wurde der verstorbene Millionär Gunter Sachs beschuldigt, mit Trust-Konstruktionen Steuern hinterzogen zu haben. Darüber hinaus gebe das ICIJ endlich einen Einblick in die geheime Welt von Trusts, Offshore-Paradiesen und asozialen Superreichen. Nach kurzer Zeit und entsprechender Erregungsbewirtschaftung lösten sich diese 260 Gigabyte gestohlener Daten in Luft auf; so konnte auch Sachs keinerlei illegales Tun nachgewiesen werden. Nur sein Ruf war postum ruiniert.

Mit den «Panama Papers» wird nun etwas höher gezielt. Die panamaische Kanzlei Mossack Fonseca, der die Daten gestohlen wurden, habe mehr als 200 000 Gesellschaften gegründet, die unter anderem dazu dienten, internationalen Sanktionen zu entgehen, Steuern zu hinterziehen oder Geld zu waschen. Rund 140 Politiker und Amtsträger weltweit gehören zu den Benutzern, darunter der Premierminister von Island – und «das Umfeld von Wladimir Putin». Schon wieder handle es sich um einen gigantischen Skandal: «Millionen von Dokumenten zeigen, dass Staatsoberhäupter, Kriminelle und Prominente geheime Verstecke in Steueroasen benützen», klagt das ICIJ auf seiner Website an.

«Unschuldsvermutung»

Der ehemalige Spiegel-Chefredaktor Georg Mascolo, in Deutschland federführend bei der Auswertung des Datenbergs, weist in einer Talkshow darauf hin, dass auch hier «die Unschuldsvermutung » gelte und selbstverständlich die Errichtung oder Benützung eines Trusts per se nicht illegal sei. Aber die auch nur behauptete Verbindung zu den Unwörtern Briefkastenfirma, Panama, Steueroasen reicht, um den Ruf zu ruinieren. Umso ferner und unsympathischer der Besitzer ist, umso besser. Sollte sich wieder herausstellen, dass keine Straftatbestände erfüllt wurden – na und?

Was nützt es da, darauf hinzuweisen, dass ein Trust, eine Holding, die Errichtung einer Gesellschaft im Rahmen völlig legaler Steueroptimierung nicht nur für Hunderttausende von kleinen Hausbesitzern in Grossbritannien, sondern auch für jede international tätige Firma notwendig sind? Deren Finanzchef müsste wegen Unfähigkeit entlassen werden, würde er diese Vehikel nicht nutzen. Selbst Bundesrat Schneider-Ammann kann ein Lied davon singen, was passiert, wenn man damit in Verbindung gebracht wird.

Legitim, aber unmoralisch

Die beteiligten Journalisten spielen Ankläger und Richter in einer Person, statt die gestohlenen Daten den zuständigen Strafverfolgungsbehörden zu übergeben. Sie ersetzen die Grenze zwischen legal oder strafbar durch «legitim, aber unmoralisch». Wieder fragen sie nicht: «Cui bono?» Obwohl die USA die grösste Steueroase der Welt sind, im Bundesstaat Delaware in einem einzigen Gebäude die grösste Ansammlung von Briefkastenfirmen existiert, ist bislang unter den «politisch exponierten Personen » kein einziger US-Bürger aufgeführt, keine dort angesiedelte Trust-Konstruktion. Die einfache Erklärung: In Delaware oder Nevada wäre ein Datenleck gar nicht möglich, weil diese Offshore-Zentren über keinerlei Informationen zu den wirtschaftlich Berechtigten verfügen.

Ramón Fonseca Mora weist in seiner bislang einzigen öffentlichen Stellungnahme darauf hin, dass die von ihm mitbegründete Kanzlei Mossack Fonseca in ihrer vierzigjährigen Existenz noch nie angeklagt, geschweige denn verurteilt worden sei. Man stelle lediglich für Zwischenhändler pro Jahr im Schnitt 20 000 solcher Konstrukte her, mit deren Verwendung man nichts zu tun habe. In den USA werden jährlich 200 000 solcher Vehikel verkauft, in Grossbritannien 250 000. Noch Fragen?

Macht es wirklich Sinn anzunehmen, dass ein einzelner Hacker – oder eine kleine Gruppe – diesen grössten Datenklau aller Zeiten bewerkstelligt und sich dann bei einer Zeitung meldet, um ohne die geringste Gegenleistung 2,6 Terabyte zu verschenken? Wichtiger noch: Das einzige erwiesene Verbrechen besteht bislang darin, dass eine Unmenge von vertraulichen Daten gestohlen und veröffentlicht wurde. Eine eklatante Verletzung der Privatsphäre, begleitet von der Anprangerung von Nutzern und Herstellern. Mossack Fonseca ist inzwischen mit umfangreichen Erklärungen zwischen Geschäft in die mediale Gegenoffensive gegangen. Das prallt aber an der aktuellen Pogromstimmung ab.

Wumms: Thomas Ribi

Der klassische Philologe wird’s verstehen: si tacuisses …

Inzwischen haben alle alles zum Fall Assange gesagt. Da kommt aber noch Ribi nachgeklappert und ruiniert sich seinen Ruf.

«Ein falscher Held», so rempelt er in der NZZ den gerade nach fünf Jahren Isolationsknast in einem Hochsicherheitsgefängnis freigekommenen Julian Assange schon im Titel an. Stellvertretend für alle, die Mitgefühl zeigen, kanzelt er den Schweizer Gebührenfunk ab: ««Ein Justizdrama nimmt ein humanes Ende» titelte SRF online larmoyant.»

Die Wirklichkeit, wie Ribi sie – larmoyant oder eher jämmerlich – sieht, sei aber eine andere. Bei deren Beschreibung versteckt er sich hinter anderen, anonymen Meckerern: «Kritiker werfen ihm (Assange, Red.) schon lange vor, aus reinem Geltungsdrang zu handeln.» Blöd nur: diese Heckenschützen haben keinen Namen.

Dann holzt Ribi selbst los: «Quellenschutz, eines der elementarsten Gebote im Journalismus, kümmerte ihn nicht. Es war ihm egal, welches Schicksal die Menschen erwartete, die in den umfangreichen, detaillierten Files namentlich erwähnt wurden.»

Assange behaupte, ein Journalist zu sein, dabei habe er nur ihm zugespielte Dokumente veröffentlicht, schlimmer noch: er «leistete auch das nicht, was die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten ausmacht: Fakten einzuordnen, Geschehnisse zu erklären, und darzulegen, welche Folgen Ereignisse haben könnten».

Und als Sahnehäubchen legt Ribi noch in Frageform drauf: «Im Dienst Russlands?» Der Beweis: «Immerhin hatte ihm der Propagandasender Russia Today 2012 einen Job als Moderator einer TV-Show angeboten. Und Assange hatte ihn übernommen.» Also ist oder war er im «Dienst Russlands»? Das ist Einordnung und Erklärung à la Ribi? Das ist Vermutungs- und Unterstellungsjournalismus.

Dann wollen wir mal für Ribi die journalistische Arbeit übernehmen. Hat man von ihm jemals solch harsche Worte über die Ausschlachtung von Hehlerware gehört, fälschlich Leaks und Papers und Secrets genannt? Hat man eine Kritik gehört, dass dort selbstherrliche Journalisten nach nicht ausgewiesenen Kriterien entscheiden, wen sie ans mediale Kreuz nageln – und wen nicht? Wie selektiv sie ihnen aus unbekannten Motiven zugespielte gestohlene Daten verwenden?

Hat man von Ribi ein strenges Wort gehört, als sich die USA (und Deutschland) schmählich aus Afghanistan zurückzogen und Hunderte, wenn nicht Tausende ihrer lokalen Mitarbeiter zurückliessen und dem sicheren Tod auslieferten? Rücksichtslos, amoralisch, unethisch.

Ribi räumt immerhin ein: «Dabei hat er, zumindest in den Anfängen, tatsächlich Fehlverhalten aufgedeckt: Folter, Menschenrechtsverletzungen.» Wieso ordnet er aber nicht ein, dass die Verantwortlichen für ein Massaker in Bagdad, das per Video aufgezeichnet worden war und dank Assange an die Öffentlichkeit kam, nicht zur Verantwortung gezogen wurden? Obwohl sie öffentlich identifiziert wurden?

Wenn seiner Meinung nach die vollständige Veröffentlichung von Dokumenten ohne Schwärzungen oder Vorzensur verantwortungslos sei, was wäre dann die Alternative? Wer soll entscheiden, was unterdrückt werden muss und was nicht? Ribi vielleicht? Die Hehlerware verwendenden Journalisten der Papers und falsch bezeichneten Leaks? Weiss man bei denen, ob sie ihre selektive Auswahl nicht zuletzt aus pekuniären Gründen trafen?

Assange ist sicherlich keine reine Lichtgestalt, sondern ein Mensch. Mit Fehlern und Schwächen. Aber ein Held ist er zweifellos. Ribi hingegen ist ein falscher Journalist, der seinen Beruf verfehlt hat, wie das schon Karl Kraus konstatierte.

Si tacuisses, philosophus mansisses. Das ist Latein, das hat Ribi mal verstanden. Und verlernt.

Assange has left the building

Damit wurden früher tobende Elvis-Fans zum Ausgang getrieben. Heute eiern die Medien herum.

Persoenlich.com hat sich die Mühe gemacht, die Stellungnahme von Schweizer Berufsorganisationen und NGO einzuholen. Während «Reporter ohne Grenzen» sich einfach erleichtert zeigt und den Deal begrüsst, der zur Freilassung führte, meckert investigativ.ch daran herum. «Pressefreiheit verträgt grundsätzlich keine Deals mit Staatsbehörden», behaupten die Sesselfurzer. Nach ihnen hätte Assange wohl im Hochsicherheitstrakt krepieren sollen.

Syndicom hingegen begrüsst nicht nur die Freilassung, sondern kritisiert auch die «absolut unmenschlichen Haftbedingungen». Impressum fordert einen besseren Schutz von Whistleblowern.

Während sich bereits am zweiten Tag nach der Freilassung von Julian Assange die Mainstreammedien auf eher neutrale Reiseberichterstattung beschränken (nachdem sich vor allem bei Tamedia Kritikaster ausgetobt hatten), weist Renzo Ruf in der NZZ darauf hin, dass Assange sich für den Verstoss gegen ein Gesetz schuldig bekannt hatte, «das ursprünglich im Ersten Weltkrieg zur Verhinderung von Spionagetätigkeiten verabschiedet worden war».

Ansonsten regiert mal wieder die SDA; srf.ch, mangels eigenen Kräften, übernimmt die dpa.

Das war’s?

Ein wenig Würdigung, ein wenig Kritik, Vollpfosten wünschen dem Mann, dass er als tapferer Märtyrer in seiner Zelle hätte verfaulen sollen, denn ein aufrechter Verteidiger der Pressefreiheit gehe doch keine Deals ein.

Besonders lachhaft sind Kritiken an Assanges Grundhaltung, dass es die Aufgabe seiner Plattform sei, ihr zugespielte geheime Dokumente integral und ungeschwärzt zu veröffentlichen, auch wenn das darin angeführte Personen in Schwierigkeiten oder gar in Gefahr bringen könne.

Allerdings wäre die Alternative dazu das, was seit Jahren internationale Gangs von sogenannten «Investigativjournalisten» machen. Die bekommen von anonymen Quellen Millionen von vertraulichen und gestohlenen Geschäftsunterlagen zugespielt. Dann werten sie die monatelang im Geheimen aus und gehen mit krachenden Titeln über der Hehlerware an die Öffentlichkeit. Blutgelder, Oligarchen, Diktatoren, hochrangige Politiker, es werden Enthüllungen und Entlarvungen angekündigt (wie in der Titelillustration hier).

Dann gebären die Berge kleine Mäuse, unlängst beschwerte sich sogar ein Schweizer Vertreter dieser Zunft darüber, dass er versucht hatte, einen Skandal hochzuschreiben, der dann keiner wurde. Weil sich das Publikum nach der x-ten Wiederholung gähnend abwandte.

Das Problem dieser Methode ist allerdings: niemand kennt die Motive der Datendiebe; auffällig ist nur, dass die USA als Weltzentrale von Geldwaschmaschinen und anonymen Briefkästen nie vorkommen. Anschliessend treffen die Journalisten eine Auswahl nach Gutdünken, wen sie ans mediale Kreuz nageln wollen – und wen nicht. Schliesslich arbeiten die Ankläger, Richter und Henker mit juristisch abwattierten Konjunktiv-Unterstellungen, bis sie gelegentlich knirschend einräumen müssen, wie im Fall von Gunter Sachs selig, dass sie sich völlig verhauen haben.

Die Freilassung von Assange wäre eine Gelegenheit gewesen, dieses Verhalten kritisch zu hinterfragen. Aber doch nicht im Journalismus, der gegen alles kritisch austeilt – ausser gegen sich selbst.

Assange free!

Endlich mal eine gute Nachricht.

Laut übereinstimmenden Berichten wurde Julian Assange aus dem Hochsicherheitsgefängnis in England entlassen und ist auf dem Weg in seine Heimat Australien. Dabei soll es einen Zwischenstopp geben, wo er eine teilweise Schuldanerkennung unterzeichnen werde.

In dieser soll er sich teilweise der Spionage schuldig bekennen; die entsprechende Strafe gelte mit seiner überlangen Haft in England als abgesessen.

Assange hatte auf seiner Enthüllunsplattform Wikileaks Hunderttausende von US-Dokumenten veröffentlicht, die schwere Kriegsverbrechen der USA im Irak und in Afghanistan nachwiesen. Damit zog er sich den Zorn der US-Regierung zu, die lange Jahre auf seiner Auslieferung in die USA bestand, wo ihm möglicherweise 175 Jahre Haft gedroht hätten.

Sollten diese letzten Etappen seines Martyriums überstanden sein, muss sich Assange um seinen angeschlagenen physischen und psychischen Gesundheitszustand kümmern. ZACKBUM wünscht ihm auf diesem Weg alles Gute und Bessere. Neben Edward Snowden gehört er zu den wenigen Menschen, die sich furchtlos mit dem mächtigsten Staat der Welt angelegt haben – und überlebten.

Gleichzeitig erinnern wir an die Schandflecke der Mainstreammedien. Nur lustlos haben sie in den letzten Jahren über den Fall Assange berichtet, zu peinlich war ihnen dieser schwarze Fleck, diese Behandlung eines Dissidenten im freien Westen. Das Asyl in einer Botschaft, seine Verhaftung, seine fünfjährige Isolationshaft in einem Hochsicherheitsknast nahe London.

Besonders schändlich waren die Einlassungen des vorher schon verhaltensauffälligen Journalisten Stefan Kornelius aus München, dessen abstruse Kommentare aus der «Süddeutschen Zeitung» dank Tamedia auch auf den Schweizer Leser überschwappten.

So schrieb diese Schande seiner Zunft tatsächlich: «Nichts an diesem Mann ist einfach. Die Geschichte des Wikileaks-Gründers, Hackers und Politaktivisten ist überladen mit Widersprüchen, Mythen und einer ungesunden Ideologisierung.»

Der Atlantiker Kornelius will nichts auf die recht bekleckerte Weste der US-Wildwestjustiz kommen lassen. Daher schäumt er gegen all die, die den Amis «eine Politisierung der Justiz unterstellen, die ein Verfahren in den USA unmöglich erscheinen lässt».

Unglaubliche Frechheit, ist Kornelius ausser sich: «Das ist eine groteske Unterstellung, die seit Jahren schon angestellt wird, um den Fall politisch aufzuladen.» Dass ein US-Verteidigungsminister seinen Tod gefordert hat, dass selbst Friedensnobelpreisträger Obama grimmig wurde, wenn es um Assange geht, dass von US-Politikern sein Tod ohne Prozess gefordert wurde, was soll’s.

Was wirft er Assange eigentlich vor? «Die Publikation von einer Viertelmillion Datensätzen hält keinem Vergleich stand, in ihrer Masslosigkeit und Radikalität widerspricht sie allen journalistischen Grundsätzen.»

Ein Journalist der «Süddeutschen Zeitung», die schon ungezählte Male an der Ausschlachtung und Publikation von Millionen von gestohlenen Datensätzen beteiligt war, bezeichnet das, was Assange tat, als masslos und im Widerspruch zu journalistischen Grundsätzen?

Wie absurd und wider jede Logik und gesunden Menschenverstand darf hier jemand wüten, ohne dass ihm Einhalt geboten wird?

Gab es auf diesen Unsinn wenigstens Gegenworte aus der Tamedia-Redaktion? I wo, dafür ist Assange nicht woke genug, hat nie behauptet, ein Opfer sexueller Übergriffe gewesen zu sein. Im Gegenteil, auch gegen ihn wurden solche haltlosen Vorwürfe erhoben; entsprechende Untersuchungen in Schweden wurden nach Jahren eingestellt.

Hat Tamedia wenigstens etwas gelernt? I wo. So kommentiert der Autor der SZ Adrian Kreye das Geschehen:  «Pionier des Journalismus. Julian Assange ist frei. So endet ein Rechtsstreit glimpflich, durch den alle Seiten viel verloren haben. Trotz allem ist dem Wikileaks-Gründer ein besonderer Platz in der Geschichte sicher.»

Könnte man so stehen lassen. Aber was verstolpert Tamedia daraus und versteckt es – im Gegensatz zum Original-Artikel – hinter der Bezahlschranke? «Analyse zum Assange-Freispruch: Ein Pionier der Pressefreiheit, der seiner Sache schadete. Julian Assange ist frei. Er wird als Kämpfer und Erneuerer des Journalismus in die Geschichte eingehen. Und als Egomane, der oft für Aufruhr statt Aufklärung sorgte.»

Anschliessend folgt der gleiche Lauftext aus der SZ. ZACKBUM wartet darauf dass mal ein Autor der SZ sich dagegen verwahrt, durch unfähige Produzenten bei Tamedia dermassen durch den Kakao gezogen zu werden.

Alleine eine Tat von Assange verdient schon mal tiefsten Respekt. Am 5. April 2010 veröffentlichte Wikileaks Videoaufnahmen, wie ein US-Kampfhelikopter auf Zivilisten in Bagdad Jagd machte und sie tötete. Als anschliessend noch die Tonspur veröffentlicht wurde, wie sich die Soldaten grölend über die um ihr Leben rennenden Menschen lustig machten, herrschte allgemeine Abscheu, Vielleicht mit Ausnahme von Kornelius.

Was nachzutragen bleibt: keiner der an diesem Massaker Beteiligten wurde jemals zur Rechenschaft gezogen …

Also ist Assange endlich frei, nachdem er einen hohen Preis für seinen Mut bezahlte. Ganze 63 Treffer gibt es für das Stichwort Assange in der Mediendatenbank SMD am Dienstagmorgen. Eher überschaubar, wenn man das mit den Berichten über den russischen Dissidenten Nawalny vergleicht. Über den erschienen im vergangenen Jahr über 6000 Berichte; über Assange kümmerliche 1000, was vor allem der Tatsache geschuldet ist, dass er durch seine Berufungen gegen das US-Auslieferungsgesuch ein wenig in die Schlagzeilen kam.

Ob sich hier das schlechte Gewissen von Mainstream-Journalisten ausdrückt, die wohlfeil auf den Kreml einprügelten und dessen unmenschliche und letztlich tödliche Behandlung eines Dissidenten kritisierten? Während sie vorsichtig ihr Einreisevisum in die USA nicht in Gefahr bringen wollten, stattdessen die Vorgehensweise Assanges kritisierten, der ebenfalls ohne Rücksicht auf Verluste Öffentlichkeit in Dunkelkammern herstellte.

Aber wenn zwei das Gleiche tun, ist es im einäugigen Mainstreamjournalismus natürlich nicht das Gleiche. Jede Publikation mit Reichweite, die etwas auf sich hält, hätte unablässig auf das Schicksal Assange hinweisen müssen. Nur die «Weltwoche» widmete ihm jüngst eine Titelgeschichte.Überall sonst faselten Journalisten von Kornelius abwärts (kaum möglich) und aufwärts Unverbindliches. Ein Schandfleck.

Wehe, wehe, Weltwoche

Platzverschwendung erschlägt Lesenswertes.

ZACKBUM fragt sich, wieso auch die «Weltwoche» ihre Titelgeschichte einem singenden Niemand widmen muss, der anscheinend erst letzten November herausfand, dass er/sie/es eigentlich notbinär sei. Pardon, nonbinär.

Der Conchita-Wurst-Imitation wird es gehen wie seinem Vorbild. Da nützt es auch nichts, ihn in einen pseudo-bedeutungsschwangeren Text ehrfürchtig zu beweihräuchern. «Ich, ich ging durch die Hölle und zurück», what a bullshit, kann man da nur sagen. «Highway to hell», das ist hübsche Asphaltlyrik, ein treibender Beat, satte Gitarrenriffs, unsterblich. Dieser «Code» ist eine Eintagsfliege, die schon tot ist, während sie noch summt.

Was für ein Geschwurbel vom sonst zurechnungsfähigen Jürgen Wertheimer:

«Es geschieht nicht sehr oft, dass Lieder derart ins Nervenzentrum vordringen und – obwohl sie von etwas ganz anderem zu handeln scheinen – eine eminent politische Botschaft senden. «Lili Marleen» von 1938 etwa löste sich von seinem ursprünglichen Anlass und wurde zur internationalen Antikriegshymne, ebenso wie das gleichermassen bekannte «Sag mir, wo die Blumen sind», das ursprünglich ukrainischer Herkunft ist.»

Das mit diesem Queen-trifft-Eminem-Verschnitt zu vergleichen, eine Frechheit. Dass auch noch Schiller missbraucht wird, da fehlen die Worte. Völlig absurd wird es, wenn es Wertheimer mit eigenem Gestammel versucht: «Denn unter dem Gewand einer scheinbar rein privat anmutenden Recherche nach seiner eigenen Identität verbirgt sich der Appell, alle Zumutungen von oben einer kritischen Überprüfung zu unterziehen.»

Ein Appell verbirgt sich unter einem Gewand? Hat man denn allen ins Gehirn geniesst?

Gibt es noch etwas Schlimmeres, als in einen Schlagertext tiefere Bedeutung zu geheimnissen? Doch, leider. Wenn Tom Kummer über Nemo schreibt. Darf man Schmerzensgeld verlangen, wenn man so einen Stuss lesen muss? «Vor Nemo hatten schon die Pop-Ikonen David Bowie und Freddie Mercury auffallende Zähne. Buddy Holly wurde von kranken Zähnen und Mundgeruch malträtiert.»

Kann man das noch steigern? Leider ja. Wenn nämlich Daniel Ryser bei einem ernsten Thema auf dem Egotrip unterwegs ist (wann ist er das nicht),. Er schreibt nämlich über Julian Assange, was verdienstvoll wäre, wenn er nicht in erster Linie über sich selbst schreiben würde. Als er «mit Julian Assange in London Whisky zum Frühstück trank». Oder als er mit Assange Fondue ass. Oder als er mit Assange «einen Stapel Harrods-Sandwiches» ass. Ryser geht es nur um sich selbst:

«Ich selbst war bei meinen Besuchen auf der Botschaft natürlich anfangs erstaunt darüber … Jennifer Robinson, die Anwältin von Assange, sagte mir vor einigen Jahren bei einem Interview … die Männer, die mich am Eingang jeweils gescannt hatten … und wir dachten, die Verfolgung werde bald ein Ende haben … Bei einem kürzlichen Treffen in Strassburg sagte mir Wikileaks-Chefredaktor Kristinn Hrafnsson … traf ich mich im New Yorker Financial District mit Ben Wizner … «Haben Sie denn so viel Zeit?», fragte mich Nils Melzer … Das Interview, das Ende Januar 2020 im Magazin Republik publiziert wurde, ging um die Welt … sagt Stella, als wir uns in Strassburg zu einem Kaffee treffen …»

Und so geht das quälende 32’500 A lang. Eingerahmt wir das von der «Weisheit des Herzens», völlig abgespacter Scheiss, den Kolumnen von Anabel Schunke und Tamara Wernli, deren Lektüre im Kopf wehtut, aber immerhin auch einem wiederbelebten Urs P. Engeler und einem Wolfram Knorr, der Francis Ford Coppola ein wohlverdientes Denkmal setzt. Gäbe es nicht Literatur und Kunst, bevor Alberto Venzago unermüdlich sein Archiv abstaubt, David Schärer Flachheiten absondert (aber immerhin, es gibt die Peanuts auf dieser Seite, das tröstet). So saufen die wenigen guten Storys in diesem Brei ab.

Dass die WeWo auch so noch mehr Denkstoff bietet als die Einheitssauce aus Aarau und Zürich, das spricht nicht für sie, sondern gegen die anderen. Es ist bedauerlich, dass das Magazin so viel Platz schlichtweg verschenkt, vergeudet, vertrottelt.

Dabei wäre die Alternative ganz einfach. Alleine ein Verzicht auf Ryser und Kummer würde einige Seiten für Besseres freimachen. Der Verzicht auf die beiden Kolumnistinnen gäbe immerhin auch zwei Seiten her. Und der Verzicht auf Nihil-Themen wie Nemo würde das Blatt in eine andere Liga katapultieren.

Es ist verblüffend, wie wenige Autoren das Niveau eines ganzen Heftes dramatisch absenken können.

ZACKBUM wünscht von Herzen gute Besserung.

Assange!

Die Schande des Westens hat einen Namen.

Bei aller Abscheu über den Umgang von Autokratien mit Dissidenten und Oppositionellen und Kritikern: auch der Westen hat rabenschwarze Flecke auf seiner angeblich so weissen Weste.

Meinungsfreiheit sagen und Meinungsfreiheit praktizieren, das sind zwei ganz verschiedene Dinge.

Wer anderen repressiven Umgang mit abweichenden oder kritischen Meinungen in die Fresse haut, sollte selbst einen makellosen Leumund haben. Sonst ist die moralische Überhöhung schale Heuchelei.

Es nutzt ja nichts darauf hinzuweisen, dass im Vergleich zu Zuständen in Russland oder China (oder in der Ukraine) zumindest in Zentraleuropa oder den USA freiheitliche Zustände herrschen.

Solche Vergleiche bringen – ausser propagandistisch – nichts.

Vor allem, da die jüngere Geschichte zeigt, dass es nicht nur Einzelversagen gibt, sondern auch systemisches. Was die Mainstreammedien während der Pandemie geboten haben, ist an Obrigkeitshörigkeit, Ausgrenzung von abweichenden Meinungen und übelster Denunziation schwer zu überbieten.

Es wird noch dadurch verschlimmert, dass schlichtweg null, überhaupt keine Bereitschaft vorhanden ist, das eigene Fehlverhalten aufzuarbeiten. Dass Figuren wie Marc Brupbacher, um nur einen Namen unter vielen zu nennen, weiterhin in Lohn und Brot steht, ist unverständlich. Dass ein Kadermann bei Tamedia wie Denis von Burg Zwangsmassnahmen in Sachen Impfung fordern durfte, ohne dafür streng gemassregelt zu werden, ist ein Skandal, um nur einen Fall unter vielen zu nennen.

So kritisch sich die Medien auch allen anderen gegenüber geben – Selbstreflexion und Selbstkritik ist ihre Sache nicht.

Aber das schlimmste Versagen der Medien trägt einen Namen. Julian Assange. Der Mann, der schwere Kriegsverbrechen der USA aufgedeckt hat, schmort seit inzwischen fünf Jahren in einem Hochsicherheitsknast in England. Da er schon zuvor neun Jahre in einem beengten Asyl in einer Botschaft verbrachte, ist er laut Aussagen seines Umfelds physisch und psychisch schwer angeschlagen. So sehr, dass er nicht einmal persönlich einer entscheidenden Berufungsverhandlung bewohnen kann.

Als Reaktion auf seine Enthüllungen wurde er fälschlicherweise sexueller Übergriffe beschuldigt, und die USA verlangen seit Jahren die Auslieferung des australischen Staatsbürgers, um ihn selbst vor Gericht stellen zu können. Da sie seine Handlungen als Landesverrat werten, droht ihm eine lebenslängliche Gefängnisstrafe, sollte er tatsächlich ausgeliefert werden.

Zu welchen Kapriolen die US-Wildwestjustiz in der Lage ist, führt sie nicht zuletzt in der unendlichen Gerichtsposse um Donald Trump vor.

Nun müsste man annehmen, dass der Assange-Skandal in jedem anständigen Massenmedium präsent gehalten wird. Dass unermüdlich auf sein Schicksal hingewiesen wird, jede Form von Unterstützungsplattformen wie «Free Assange» promotet würden.

In Wirklichkeit gibt es eine müde Pflichtberichterstattung, vorsichtig abtemperiert. Denn die Schreiberlinge befürchten (nicht ganz zu Unrecht), dass sie sonst Probleme bei der nächsten Einreise ins Land of the Free bekommen könnten. Oder gar auf die Liste der Terrorverdächtigen wandern würden. Auf der stehen inzwischen über eine Million Namen. Wie man da draufkommt – und vor allem: wie man da wieder runterkommt – eine völlige Blackbox.

Wie willkürlich die USA mit solchen Begriffen umgehen, zeigt am deutlichsten die Liste der «staatlichen Förderer von Terrorismus». Auf der stehen aktuell Syrien, Iran, Nordkorea – und Kuba. Das wurde von Obama von der Liste gestrichen, von Trump wieder draufgesetzt. Obwohl kein einziger Fall bekannt ist, in dem Kuba terroristische Aktionen unterstützt hätte.

Und dann gibt es die Listen des OFAC, das steht für «Office of Foreign Assets Control», eine weitere US-Dunkelkammer, die willkürlich Firmen und Einzelpersonen beschuldigt, Handel mit «feindlichen Nationen» zu treiben oder sonstwie mit denen in Kontakt zu stehen. Auch hier: wer kommt drauf und warum? Dunkelkammer. Wie kommt der, der fälschlicherweise gelistet wurde, wieder runter? Einfache Antwort: überhaupt nicht. Und auf dieser Liste zu stehen, das ist überhaupt nicht komisch. Einreiseverbot in die USA, Jed Menge Probleme im Geschäftsverkehr, selbst mit Banküberweisungen.

All das wären Themen, denen sich die Medien durchaus annehmen könnten und sollten.

Aber sie sollten – wenn Berufsehre noch etwas gelten würde – jeden Tag auf das Schicksal von Assange hinweisen. Denn was immer er auch getan haben mag, und wie immer man das bewerten möchte: sein Fall, sein Gefängnisaufenthalt ist ein schreiender Skandal. Ein Schandfleck für den Westen. Ein Schlag ins Gesicht für alle Behauptungen einer liberalen Meinungsfreiheit.

Es ist nicht die Vielzahl von Fällen, wo kritische Meinungen publiziert werden, die zählt. Es sind die Ausnahmen, die tonnenschwer wiegen. Sicher, Assange ist ein Einzelschicksal.

Dass das Londoner High Court gestern seine Auslieferung an die USA wieder einmal blockiert hat, ist höchstens ein Etappensieg. Nächste Verhandlung am 20. Mai, Assange wird weiterhin in Einzelhaft gehalten. Das bedeutet, dass er seit insgesamt 12 Jahren seiner Freiheit beraubt ist. Ohne dass es bislang zu einem Prozess über seine angeblichen Taten gekommen wäre.

Aber Himmels willen, wer journalistisch in Tränen ausbricht und sich nicht mehr einkriegt, wenn eine Prinzessin bekannt gibt, dass sie Krebs hat, der ist doch ein verdammter Heuchler, wenn er sich nicht viel mehr über die unmenschliche, absichtliche Quälerei eines Menschen aufregt, der sich um die Meinungsfreiheit und die Aufdeckung von Skandalen mehr als verdient gemacht hat. Denn Krebserkrankung ist Schicksal. Jemanden in Einzelhaft schmoren lassen, das ist menschengemacht.

Miserable Medien

Was gäbe es zum Fall Assange zu sagen?

Eigentlich vieles. Die langjährige Isolationshaft und die vorangehende Marter im Asyl in der ecuadorianischen Botschaft, die merkwürdigen Anschuldigungen aus Schweden, die mögliche Auslieferung an die USA, die keinerlei Gewähr dafür bieten, ihm einen rechtsstaatlich akzeptablen Prozess zu machen, allein das wären genug Gründe, damit jede anständige Tageszeitung täglich einen Button aufschalten müsste, mit dem auf Julian Assanges Schicksal hingewiesen wird.

Während Kritikaster wie Stefan Kornelius an der Person des Wikileaks-Gründers Assange herummäkeln, muss in Wirklichkeit dessen unschätzbarer Verdienst beim Durchleuchten vieler Dunkelkammern gelobt werden.

Das Video über die Ermordung von 12 Personen, darunter zwei Mitarbeiter von Reuters, in Bagdad durch den Bordschützen eines US-Helikopters im Jahre 2007, die Iraq War Logs von 2004 bis 2009, die Guantánamo Files von 2011, interne Dokumente der CIA, und, und, und. Wikileaks ist sicherlich die bedeutendste Enthüllungsplattform, seit es das Internet gibt.

Man kann nun über Landesverrat, die Gefährdung von Spionen und andere Probleme debattieren. Man kann die sicherlich nicht unproblematische Persönlichkeit von Assange kritisieren. Man kann auf dunkle Flecken hinweisen. Lange Zeit wurden sogar die Anschuldigungen von zwei Frauen aus Schweden zustimmend kolportiert, die Assange sexueller Übergriffe beschuldigten.

Zusammenfassend ist es aber völlig klar, dass er zu den Hauptfeinden des militärisch-industriellen Komplexes der USA gehört, weil es ihm immer wieder gelang, aus verschiedenen Quellen gewonnene, entlarvende interne Dokumente des Pentagons und anderer Staatsdunkelkammern unerschrocken zu veröffentlichen.

Im Gegensatz zu Edward Snowden war aber Assange die Gefahr nicht bewusst, in der er schwebte. Oder er ignorierte sie schlichtweg. Denn niemand enthüllt ungestraft Kriegsverbrechen des mächtigsten Militärimperiums der Welt, das grossen Wert darauf legt, trotz seiner schmutzigen Methoden als Siegelbewahrer alles Guten gesehen zu werden.

2012 hätte er aufgrund dubioser Anschuldigungen von England nach Schweden ausgeliefert werden sollen, von wo aus er womöglich an die USA weitergereicht worden wäre. Dieser Gefahr entzog er sich durch die Flucht in die ecuadorianische Botschaft in London. Dort verbrachte er die nächsten sieben Jahre.

Im April 2019 wurde er mit Einverständnis des US-freundlichen neuen ecuadorianischen Präsidenten in der Botschaft verhaftet; seither sitzt er im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in Auslieferungshaft. Von seinem Umfeld wird sein körperlicher und geistiger Zustand nach all diesen Jahren der Isolation unter dem Damoklesschwert einer Auslieferung an die USA als besorgniserregend bezeichnet.

Wie sagte der ehemalige Gouverneur von Arkansas Mike Huckabee: «Alles ausser einer Hinrichtung ist eine zu milde Strafe.»

Assange hat einen hundertmal wichtigeren Beitrag zur Aufklärung und Enthüllung von schmutzigen Geheimnissen geleistet als all die Leaks, Papers, Secrets und anderen gehypten «Enthüllungen» mittels gestohlener Geschäftsunterlagen zusammen.

Obwohl er nicht völlig vom Radarschirm der Mainstreammedien verschwunden ist, geben sie angesichts dieser Lebensleistung und den Konsequenzen, die Assange ertragen muss, ein jämmerliches Bild ab. Ein Schreiberling wie Kornelius  – eine Schande des Berufs – darf unwidersprochen behaupten: «Die Publikation von einer Viertelmillion Datensätzen hält keinem Vergleich stand, in ihrer Masslosigkeit und Radikalität widerspricht sie allen journalistischen Grundsätzen». Das ist ein seltener Tiefpunkt in der daran nicht armen Geschichte der «Süddeutschen Zeitung» und von dieser kopierenden Tamedia.

Diese Organe haben, zusammen mit Helfershelfern weltweit, nie davor zurückgeschreckt, ihnen von anonymen Diebesbanden zugesteckte Datengebirge in Gigabyte-Grösse auszuschlachten und als Hehlerware zu verwenden. Die Resultate waren – im Vergleich zum Riesentamtam – sehr bescheiden. Niemals fiel ihnen dabei auf, dass immer ein einziges Land nie in diesen Datenmeeren vorkam: die USA. Zufall aber auch, wo eben diese USA die grössten Geldwaschmaschinen der Welt beherbergen, nirgendwo sonst schmutziges, kriminelles Geld sicherer und anonymer gelagert werden kann.

Dagegen die Leistung von Assange. Der Mann braucht offensichtlich dringend Erholung, Behandlung und die Sicherheit, dass er nicht in die Fänge der US-Wildwestjustiz gerät.

Erbärmlich wenig Medienorgane setzen sich dafür ein. Niemand will sich mit dem Land of the Free anlegen, dessen langer Arm – und dessen Armee von Helfershelfern und Schönschreibern – dafür sorgen, dass Assange höchstens eine Fussnote im aktuellen Hype um Nawalny bleibt.

Eine Schande, ein dicker Sargnagel für die Glaubwürdigkeit der westlichen Medien. Trotz aller anderweitiger Verirrungen gibt es allerdings in der Schweiz eine löbliche Ausnahme:

Das muss man der «Weltwoche» wieder neidlos anerkennen. Umso jämmerlicher wirkt der Rest der Schweizer Medien. Die beiden Kopfsalatkonzerne, der Blöd-«Blick», die NZZ oder der Gutmenschenfunk SRF, der sonst nie eine Gelegenheit auslässt, Diskriminierung und Unterdrückung zu beklagen. Wo bleiben sie hier?

Sie schauen sich ängstlich um, ob’s auch möglichst der grosse Bruder ennet des Teichs nicht sieht, dann heben sie ganz vorsichtig den Zeigefinger auf Bauchhöhe – und fahren ihn ganz schnell wieder ein, um sich mit grossen Taschentüchern den Angstschweiss von der Stirn zu wischen. Was für Feiglinge.

Kornelius und die Kotztüte

Bis zum Überdruss, der Mann. Aber ZACKBUM gibt nicht auf.

Tamedia quält seine Leser wieder mal mit den absonderlichen Ansichten des Weltenlenkers Stefan Kornelius aus München. Eigentlich ist der Mann schon restlos disqualifiziert, aber er gibt nicht auf, ZACKBUM hat eine Berichterstatterpflicht und kriegt nicht mal Schmerzensgeld dafür.

Aber immerhin, diesmal äussert er ein paar kritische Ansichten zum neuen Märtyrer und Heiligen Alexej Nawalny: «Nichts an diesem Mann ist einfach. Seine Geschichte ist überladen mit Widersprüchen, Mythen und einer ungesunden Ideologisierung.»

Ja Wahnsinn, mag da der Leser denken, ein intelligent-kritisches Wort von Kornelius? Das darf ja nicht wahr sein. Damit hat der Leser recht, es ist nicht wahr:

Daher lautet das korrekte, ungekürzte Zitat: «Nichts an diesem Mann ist einfach. Die Geschichte des Wikileaks-Gründers, Hackers und Politaktivisten ist überladen mit Widersprüchen, Mythen und einer ungesunden Ideologisierung.»

Der Atlantiker Kornelius will nichts auf die recht bekleckterte Weste der US-Wildwestjustiz kommen lassen. Daher schäumt er gegen all die, die den Amis «eine Politisierung der Justiz unterstellen, die ein Verfahren in den USA unmöglich erscheinen lässt».

Unglaubliche Frechheit, ist Kornelius ausser sich: «Das ist eine groteske Unterstellung, die seit Jahren schon angestellt wird, um den Fall politisch aufzuladen.» Dass ein US-Verteidigungsminister seinen Tod gefordert hat, dass selbst Friedensnobelpreisträger Obama grimmig wurde, wenn es um Assange geht, dass von US-Politikern sein Tod ohne Prozess gefordert wurde, was soll’s. Kaum sonst wie in seinem Fall, sollte er tatsächlich seinen Häschern in den USA ausgeliefert werden, gälte das Wildwestprinzip: give him a fair trail. And then hang him. Gebt ihm eine faire Verhandlung Und dann hängt ihn auf.

Kornelius macht einen Zwischenschritt: «Natürlich hat dieses Leak auch gewaltige Missstände aufgedeckt. Doch …» Dann demontiert er aber alles, was noch an Vernunft vorhanden gewesen sein mag:

«Die Publikation von einer Viertelmillion Datensätzen hält keinem Vergleich stand, in ihrer Masslosigkeit und Radikalität widerspricht sie allen journalistischen Grundsätzen.»

Der Mann sollte kein Zeugs mehr rauchen. Ein Journalist der «Süddeutschen Zeitung», die schon ungezählte Male an der Ausschlachtung und Publikation von Millionen von gestohlenen Datensätzen beteiligt war, bezeichnet das, was Assange tat, als masslos und im Widerspruch zu journalistischen Grundsätzen?

Ein entsprechender Verdacht verdichtet sich zur Gewissheit, wenn man dieses Schmierenstück liest: «Offenbar ist er aber auch ein kranker Mann, der an sich, seiner Selbstisolation und der Verfolgungswelt zerbrochen ist.»

Assange sei an sich selbst zerbrochen, er habe sich selbst isoliert? Und was soll denn eine «Verfolgungswelt» sein?  Meint er etwa Verfolgungswahn?

Wenn ein Putin-Propaganda-Troll einen solchen Schwachsinn über Nawalny absondern würde, wäre das selbst dem Kreml so peinlich, dass er für sofortige Löschung besorgt wäre. Oder, wie das im Hause Tamedia heisst, für Depublikation.

ZACKBUM ruft mit ermatteter Stimme: gibt’s denn im Glashaus niemanden mehr, der solche Leserverarsche verhindern kann? Man spürt förmlich, wie Kornelius bedauert, das Wort Wehrkraftzersetzung nicht benützen zu dürfen. Aber vielleicht kommt das noch. Lieber Herr Supino, sind Sie nicht entsetzt, wenn Sie so etwas lesen? Halten Sie das wirklich für akzeptabel? Schämt sich da keiner mehr für nichts?

Assange!

Was geht beim «Nawalny des Westens»?

Überhöhungen hüben und drüben sind einer Qualitätsberichterstattung abträglich. Die geradezu hymnische Heiligsprechung von Nikolai Nawalny als Märtyrer, als neues Idol, nach dem zukünftig Plätze und Strassen benannt, für ihn Denkmäler errichtet würden, wie ein völlig entfesselter Kommentator in der NZZ schreibt, ist natürlich Humbug, zumindest jetzt nicht zu prognostizieren. Denn schon mancher Held des Moments war im nächsten Moment vergessen.

Oder erinnern wir uns nur an den letzten gefallenen Superstar aller Gutmeinenden und sittlich Bewegten: möchten sie noch an ihre Lobhudeleien auf die junge Mutter Theresa, auf die neue Jeanne d’Arc des Umweltschutzes, auf Greta Thunberg erinnert werden? Eben.

Auf die sicherlich vorhandenen dunklen Seiten von Nawalny hinzuweisen, wilde Theorien aufzustellen, dass doch sein Tod ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt Präsident Putin ungelegen komme, ihn von Schuld und Verantwortung freizusprechen, das ist genauso unsinnig wie Vorverurteilungen und Mutmassungen über seine direkte Beteiligung am elenden Tod Nawalnys. Richtig ist einzig, dass Putin als Autokrat für alles Verantwortung trägt in seinem Staat, also auch dafür.

Richtig ist zudem, dass sich Putin auch hier als Versager erweist, dem kein Stein aus der Krone gefallen wäre, wenn er Nawalny mustergültig hätte behandeln lassen und propagandistisch wertvoll darauf hinweisen können, wie brutal der Westen mit den Gefangenen im rechtsfreien Raum Guantánamo oder mit Julian Assange umgehe.

Roger Köppel in seinem «Daily», das er offenbar im holzgetäferten Alpenreduit aufgenommen hat, behauptet hingegen tatsachenwidrig, dass «kaum eine Zeile über die Assange-Anhörung» erschienen sei; in seiner Verteidigungssuada, dass man auch anders und wider den Mainstream über Russland berichten müsse und solle. Zumindest damit hat er halbrecht, denn auch das sollte es nicht rechtfertigen, schlichtweg Unsinn zu publizieren.

Auch bei Assange täuscht sich der Vordenker der WeWo, vielleicht hat er auf der Alp keinen Zugang zur SMD. Die verzeichnet in der letzten Woche immerhin 206 Treffer für den Begriff «Assange». Das ist doch etwas mehr als «kaum eine Zeile».

Es ist hingegen richtig, dass das ein Klacks gegen fast 1600 Treffer für Nawalny ist. Natürlich spielt da westliche Propaganda eine Rolle, natürlich ist das kein Ruhmesblatt für die angeblich so freien und ausgewogenen westlichen Medien, die das immer mehr nur behaupten.

Noch wilder treibt es wie meist sein Nachkläffer Wolfgang Koydl. Über den Gerichtstermin von Assange habe man eigentlich kaum etwas gehört, für die meisten Medien sei das «nicht der Rede wert». Hysterisches Fazit: «Umso gleissender werden Scheinheiligkeit, Verlogenheit, und Doppelstandards des «Wertewestens» erhellt.» Überbeissen macht jede im Ansatz sinnvolle Kritik sinnentleert.

Nimmt man als Zeitraum die letzten vier Jahre, gibt es für Assange 5000 Treffer, etwas mehr als «nicht der Rede wert». Für Nawalny sind es allerdings 22’000.

Unabhängig vom Ausgang der Anhörung: der jahrelange Leidensweg Aassanges, die jahrelange Haft in einem englischen Hochsicheerheitsknast, das ist ein Skandal, der dadurch nicht kleiner wird, dass der Häftling noch lebt.

Das ist auch der richtige Ort, um auf die verdienstvolle Zusammenstellung eines ZACKBUM-Kommentators hinzuweisen, die wir ohne vertiefte Prüfung als plausibel erachten; dazu ist jeder weitere Kommentar überflüssig.

Ausser diesem: Hier hat ZACKBUM alle Prügel verdient, die ihm von Kommentatoren versetzt wurde. Schon eine oberflächliche Prüfung der Liste hätte ergeben müssen, dass man Selenskyj schlecht für Todesfälle verantwortlich machen kann, die vor seiner Amtszeit stattfanden.

Mea culpa. Der Besitzer von ZACKBUM hat extra seine Ferien auf der Yacht in der Karibik unterbrochen und per Satellitentelefon folgende Erklärung abgegeben: «Ich schäme mich für diesen Text. Er ist inakzeptabel.» Vom zuständigen Redaktor fehlt seither jede Spur; er soll in einem nordkoreanischen Umerziehungslager gesehen worden sein. Was von Felix Abt aber dementiert wird.