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Haben wir gelacht

Die grosse Preisverleihung des «Schweizer Journalist»: wie sich die Branche lächerlich macht.

Die Auslandchefin von Radio SRF Susanne Brunner ist zur «Journalistin  des Jahres» gewählt worden. Das ist grossartig, weil gerade die Auslandberichterstattung – und nicht nur sie – des Zwangsgebührenfunks schwer in der Kritik steht. Parteilich, einseitig. Naher Osten, Trump, Ukrainekrieg, au weia. Als Nahost-Korrespondentin bekam die Journalistin des Jahres schwer Prügel wegen ihrer antiisraelischen und propalästinensischen Schlagseite in der Berichterstattung. Wirklich die richtige Preisträgerin?

Sie tritt damit in die flachen Fussstapfen von Fabian Eberhard, das Ein-Mann-Investigativteam des SoBli, der nicht mal in einem Bürogebäude die Räumlichkeiten des Internetradios Kontrafunk findet.

Dann gäbe es einen, der den Preis fürs Lebenswerk schon überfällig lange verdient hätte. Nein, Roger de Weck ist es nicht; der hat ihn zwar gekriegt, aber verdient hätte ihn Roger Schawinski. Der bekam ihn schon mal von ZACKBUM, aber sonst …

Aber richtig lustig wird es bei einigen Kategoriensiegern. Da gab es schon eine Reihe von schlimmen Ausrutschern, aber diesmal wälzt man sich am Boden vor lachen.

In der Kategorie «Politik» wurde jemand ausgezeichnet, dessen Namen wir hier eigentlich schon aus hygienischen Gründen nie mehr nennen wollten. Wir machen eine einzige Ausnahme, damit wir richtig losprusten können: Philipp Loser. Dieser linksradikale Amok («Faschist Trump»), diese publizistische Witzfigur, die nur seine kleiner werdende Gesinnungsblase noch ernst nimmt? Man reiche uns ein neues Pack Taschentücher.

Aber damit nicht genug der Lachnummern. In der Kategorie Gesellschaft siegte Mona Vetsch, das Betroffenheitstussi von SRF. Kategorie Kolumne Anna Rosenwasser, wozu man höchsten sagen kann, es gäbe noch Schlimmere. Aber wieder ein neuerlicher Höhepunkt, ein echter Angriff aufs Zwerchfell, Kategorie Kultur Simone Meier. Obwohl die mit Kultur («Juden canceln») so viel zu tun hat wie eine Kuh mit Quantenphysik.

Einzig etwas Gnade walten lassen wir bei der Redaktion des Jahres. Da kann man die WoZ durchaus nehmen. Keine Entlassungswelle, keine Bettelaktion, kein grosser Flop, neben Gesinnungs- auch brauchbarer Journalismus, warum nicht.

Aber eine Jury, die ernsthaft Loser oder Meier auszeichnet, plus das übrige Fussvolk, die will wohl einfach zeigen, dass Journalisten wirklich völlig abgehoben von der Wirklichkeit in einer eigenen Blase leben. Aus der allerdings immer mehr unsanft rausfallen. Denn inzwischen wissen alle: nach der Entlassungswelle ist vor der Entlassungswelle.

Daher hat ZACKBUM natürlich auch dieses Jahr in der Kategorie «Journalist des Jahres» drei klare Favoriten. Erster Platz: Pietro Supino. Zweiter Platz: Michael Wanner. Dritter Platz: Marc Walder. Und den Preis fürs Lebenswerk hätte natürlich Frank A. Meyer verdient.

Allerdings: wer diesen Preis noch annimmt, ist selber schuld. Das disqualifiziert ja eher, als dass es ehrt. Und nach diesen Preisträgern wird’s ganz und gar unmöglich.

Der Ausnahme-Journalist des Jahres: Wolfgang Koydl

Spricht schonungslos Klartext …

Von Felix Abt

Erfreuliche Ausnahmeerscheinung unter den deutschsprachigen Journalisten der Gegenwart:
Wolfgang Koydl (Foto:Imago).

Wenn es den Titel des Ausnahme-Journalisten des Jahres gäbe, dann hätte ihn für mich der 1952 in Tübingen geborene Journalist und Bestsellerautor Wolfgang Koydl verdient. Nach dem Studium an der Deutschen Journalistenschule arbeitete er zunächst für den «Münchner Merkur», dann für die britische BBC. Seither war er für die «Washington Post», «Die Presse», die Deutsche Presseagentur und von 1996 bis 2005 für die «Süddeutsche Zeitung» als Redakteur und Autor tätig – eine beeindruckende Reihe journalistischer Stationen. Seitdem schreibt er für Roger Köppels «Weltwoche» in der Schweiz, wo er auch lebt.

Viele Jahre lang war Wolfgang Koydl Auslandskorrespondent, vor allem für die «Süddeutsche». Zu seinen Stationen gehörten Kairo, Istanbul, Washington, Moskau, London und Stäfa (Schweiz). Das mag ihm geholfen haben, ein großes Einfühlungsvermögen für andere Kulturen und Lebensweisen zu entwickeln, ein «Versteher» zu werden (was in den heutigen ideologiebesoffenen Woke-Zeiten verpönt ist) und nicht mit dem moralisierenden Zeigefinger durch die politischen und kulturellen Landschaften zu wandern. In einem Interview wurde er einst gefragt, was er aufgrund seiner langen und vielfältigen Auslandserfahrung Expats, also Auswanderern, empfehlen würde, wenn sie sich in einem fremden Land niederlassen. Seine Antwort: „Offene Augen, offene Ohren, offener Geist und offenes Herz.

Feine Ironie

Als Schweizer und Liebhaber von französischem Käse konnte ich von ihm Dinge über die Schweiz erfahren, die mir völlig unbekannt waren und die mich wirklich überrascht haben. Zum Beispiel zitierte er den französischen Präsidenten de Gaulle, der seinem Frust freien Lauf liess: «Wie kann man denn ein Land regieren mit 300 Käsesorten, die Schweiz hat zehnmal soviel Käsesorten und schafft es, sich besser zu regieren.» Mit seiner feinen Ironie kann Koydl bis heute selbst komplexe Sachverhalte auf unvergleichliche und sympathische Weise vermitteln. So sagte der mit einer Russin verheiratete Journalist einmal, in Russland gebe es viele engstirnige Regeln, an die sich aber niemand halte, während man sich in der Schweiz als einem Land mit ähnlich vielen und nicht minder engstirnigen Regeln die Regeln selbst mache. Noch eine Besonderheit der Schweizer: «Sie sind auch verantwortlich für die Entscheidungen, die sie treffen. Wenn etwas in einem Referendum, in einer Initiative beschlossen wird, dann waren es die Stimmbürger. Die anderen Europäer können sagen: Das war nicht ich, das waren die da oben

Als die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger im Februar 2014 die Masseneinwanderungsinitiative zur Begrenzung der bis dahin zügellosen Zuwanderung annahmen, war Koydl, der damals noch für die «Süddeutsche» berichtete, so ziemlich der einzige deutsche Journalist, der Verständnis für den Volksentscheid zeigte. “Wer in den Schweizern schon immer abgefeimte Hinterwäldler mit tiefsitzenden Ressentiments gegen alles Fremde sah, der fühlte sich von dem Votum bestätigt. Wer sich einen offenen Blick – und ein aufgeschlossenes Hirn – bewahrt hat, der sieht das Land plötzlich in einem neuen Licht: Hoppla, die können und machen ja was, was wir auch gerne täten», erklärte er damals.

Abschied bei «Süddeutsche» war absehbar

Allerdings muss ich an dieser Stelle kritisch anmerken, dass die Schweizer Karrierepolitiker und EU-Turbos das neue Einwanderungsgesetz wohl deshalb nie richtig umgesetzt haben, weil sie sich lieber im medialen Rampenlicht auf der internationalen Bühne mit den Grossen der Welt sonnen würden und zudem, als künftige Eurokraten in Brüssel, mit besseren Karrierechancen und höheren Einkünften rechnen können. Dort müssen sie sich dann auch nicht um den lästigen Willen des Volkes kümmern, wie daheim in der Schweiz. Aber das ist ein anderes Thema …

Auf die Frage, ob er für seine Haltung zu dieser Abstimmung Prügel beziehe, antwortete Koydl diplomatisch: «Ich bin sicher, dass sich einige Kollegen bei der Lektüre meiner Stücke an den Kopf getippt und gesagt haben, jetzt spinnt der Koydl wieder. Von Leserinnen und Lesern hingegen habe ich nur Zuspruch erfahren.»

Dass sein Abschied von der «Süddeutschen» anschließend nicht lange auf sich warten liess, hat wohl niemanden überrascht. Denn irgendwie passte Koydl nicht mehr in diesen zunehmend «woken» Gesinnungsjournalismusbetrieb. Er hat seine alten, moralinsauren Besserwisser-Kollegen enttäuscht – denn er schreibt genau, kurz und bündig, was ist und wer dahintersteckt, auch wenn das manchen aus ideologischen Gründen nicht gefällt und sie deshalb die Zusammenhänge lieber verschweigen oder zurechtbiegen wollen.

Schonungslos Klartext geschrieben

So redete und schrieb Kodyl auch schonungslos Klartext über die Korruption in der EU; über die nicht vom Volk gewählte «Sonnenkönigin von und zu Brüssel», Ursula von der Leyen; über die selbstzerstörerische Politik der deutschen Regierung; über die Vorgeschichte des Ukraine-Krieges, von der die russische Invasion am 24. Februar 2022 gar nicht zu trennen ist, die aber in den deutschsprachigen «Systemmedien» beharrlich zensiert wird. Und noch über vieles mehr, was parteiischen wie moralisierenden Mainstream-Journalisten keiner Erwähnung würdig erscheint.

Gerade kürzlich, vor Weihnachten, schrieb er darüber, wer 2022 das wohl mit Abstand grösste Weihnachtsgeschenk bekommt:

«Amerikas Parlamentarier haben ein Teil-Budget verabschiedet, das Rekorde bricht: 1,6 Billionen Dollar ist es schwer.
Viel Geld. Etwa für Soziales, für die Infrastruktur, für Gehälter schlecht bezahlter Beamter.
Leider nein. Der grösste Batzen dieses Etats – mit 858 Milliarden Dollar mehr als die Hälfte – geht in die Rüstung. Pardon, in die Verteidigung der offensichtlich von allen Seiten bedrohten Supermacht.
Das ist übrigens so viel, wie die nächsten elf Länder gemeinsam für Verteidigung ausgeben.
Das mit dem Wohlgefallen stimmt auch. Also, teilweise. Freuen können sich die Aktionäre von Lockheed, General Dynamics, Raytheon und Northrop. Amerikas grösste Rüstungskonzerne verdienen am Ukraine-Krieg so gut wie seit Jahren nicht.
Halleluja.»

Wolfgang Koydl schreibt ganz offen auch von diesen unbequemen Hintergründen, die durchaus geeignet sind, die Ereignisse in der Ukraine und die Rolle der USA dabei in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. In Ermangelung von Kandidaten aus dem Elendsjournalismus der Mainstream-Medien ist der Ausnahmeautor Koydl daher für mich unangefochten der Journalist des Jahres.

Wer hat’s erfunden?

Roger Schawinski bekommt Journalistenpreis. Schon wieder.

Es begab sich zu Weihnachten 2020, dass ZACKBUM die alternativen Schweizer Journalistenpreise verlieh. And the winner is: natürlich Roger Schawinski als Journalist des Jahres. Aus unserer Kurzlaudatio:

Roger Schawinski (Radio 1)

Schawinski trägt persönlich enorme Verluste wegen fehlenden Werbeeinnahmen, hat aber niemandem gekündigt. Hat sein Angebot sogar während der Krise ausgebaut. Und er ist als Moderator wegen Corona zu neuen Höchstleistungen aufgestiegen, mit seinem Talkradio. Zudem ist sein Doppelpunkt nach wie vor das Mass aller Interviews.

Allerdings wurde Roger Schawinski vom Schweizer Journalisten noch nie in dieser Funktion ausgezeichnet. Erstaunlich…

Auch sonst hielt es niemand für nötig, dem wohl bedeutendsten Medienmacher der Schweiz jemals einen Preis zu verleihen. Dafür ist er zu erfolgreich, zu eigenwillig, zu dominant. Ein Marathonläufer halt, der auch mit 77 noch wacher und jünger im Kopf ist als ganze Redaktionscrews.

Aber immerhin, nach jahrelangem, um nicht zu sagen jahrzehntelangem Ignorieren hat die Jury des Zürcher Journalistenpreises die Auszeichnung an Schawinski verliehen. Für sein Lebenswerk. Wobei ZACKBUM für einmal stolz sagen kann: Wer hat’s erfunden? Wir. Und wir haben nicht fürs Lebenswerk gelobt und gepriesen. Sondern für konkrete Taten in diesem Jahr.

Das Lebenswerk ist natürlich beeindruckend. «Die Tat», «Kassensturz», «Radio 24», «Tele Züri», «Tele 24», Leitung Sat 1 Deutschland, Talkshow «Schawinski», nachdem ihm das SRF den Stecker zog, nun bei Blue. Der «Doppelpunkt», legendär. Sein Talk Radio während Corona und nun zum Ukrainekrieg. Nicht zu vergessen sein erfolgreicher Ein-Mann-Aufstand gegen das Abschalten der UKW-Ausstrahlungen.

Der Mann ist so gross, dass selbst alle Neider und Kleinmacher nicht mehr umhin konnten, ihn auszuzeichnen. Ihr langes Zögern erklärt sich wohl damit, dass sie hofften, dass sie das Lebenswerk dann ehren können, wenn es vollendet ist – also wenn Schawi in die Pension abgezwitschert wäre. Aber den Gefallen tut er ihnen nicht. Obwohl ein Lob des Lebenswerks immer die Einleitung für einen Nachruf ist …

Ein wenig altersweise ist er geworden, aber nicht altersmüde. Auch wenn er im persoenlich.com-Interview gesteht: «Nach jeder längeren Sendung sehne ich mich heute nach einem Power Nap, einer Siesta. Früher war dies nicht nötig.»

Dann hoffen wir auf noch viele Siestas. Denn davor macht er immer irgendwas, das man sich ansehen oder anhören sollte. Wo Schawinski ist, da ist Leben im Äther. Das ist so wichtig wie nie, denn es ist so viel Narkosemittel im Äther.

Kritik musste er mehr als genug einstecken, nun ist er etwas erstaunt: «Belobigungen gab es eher wenige von Branchenkollegen und Konkurrenten. An die muss ich mich erst noch gewöhnen.»

Doch, ZACKBUM mochte und mag ihn schon sehr, bei allen Differenzen gibt es so etwas wie vertraute Nähe.

Lob mag er nach wie vor sehr; auf Kritik reagiert er nach wie vor eher ungnädig. Aber das sei ihm nachgesehen. Denn er ist etwas, was fast ausgestorben ist. Ein Radio Man. Mit Herzblut, Engagement, Kreativität. Er ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus, obwohl er mit ihnen ein bequemes Lotterbett füllen könnte. Er macht jede Sendung, als wäre sie seine erste und seine letzte. Vielleicht ist er manchmal masslos, übermässig, a Man in Full halt. Aber das ist hundertmal besser als Mittelmass und Mainstream. Eigentlich hätte jemand vom Format eines Tom Wolfe seine Biographie schreiben sollen.

Natürlich ist ZACKBUM nicht ganz unparteiisch in dieser Sache. Na und?

Abrazo. Y adelante, compañero. Hasta la victoria siempre.

Der Rest ist Schweigen

Medienecho null. Keine Überraschung, eine Bankrotterklärung.

ZACKBUM hat zum zweiten Mal einen Journalisten des Jahres gewählt. Sozusagen der alternative Nobelpreis, nachdem die offizielle Preisverleihung schon seit zwei Jahren der beliebigen Lächerlichkeit anheim gefallen ist. Oder will wirklich jemand Simone Meier als Kulturjournalistin des Jahres bezeichnen? Oder die anonymen Heckenschützen von «Megafon» als Chefredaktion des Jahres? Welcher Kapuzenmann wird da wohl den Preis entgegennehmen? Wird die sogenannte Karikatur, bei der eine Tamedia-Journalistin enthauptet wurde, lobend erwähnt?

Letztes Jahr verliehen wir Roger Schawinski den Titel für sein Lebenswerk. Das war mehr als überfällig, da er der wohl bedeutendste Journalist der Schweiz ist. Mit 76 immer noch going strong und für knackige Interviews zuständig. Aber niemals mit einem solchen Preis bedacht.

Dieses Jahr hat der afghanische Journalist Ismael Shahamat, der seit drei Jahren in der Schweiz lebt und um Anerkennung als politischer Flüchtling kämpft, die Auszeichnung ohne Zweifel verdient.

Um ein Vielfaches mehr als all die Gesinnungslumpen in ihrer luftdicht abgeschlossenen Wohlfühlblase, die mit geliehenem Leiden oder der Betrachtung des eigenen Bauchnabels unangenehm auffallen.

Das ist wohl offenkundig und unbestreitbar. ZACKBUM hat – wider besseres Wissen – aus der Preisverleihung eine Pressemitteilung gemacht und sie an alle Organe der sogenannten Qualitätsmedien verteilt.

Resonanz, Reaktion, Erwägung: null. Darauf kann man nur mit homerischem Gelächter reagieren.

Unser Journalist des Jahres

Afghanistan statt Absurdistan: Ismael Shahamat ist ein würdiger Preisträger.

Der Journalist des Jahres ist zweifellos Ismael Shahamat. Vielleicht hat er noch nicht allzu tiefe Spuren in den Schweizer Medien hinterlassen. Aber er hat jede Aufmerksamkeit verdient. Der ehemalige Bürochef der BBC in Kabul floh nach Morddrohungen und Entführungsversuchen vor drei Jahren aus Afghanistan. Seither versucht er, in der Schweiz einen Asylstatus zu erlangen.

Bislang vergeblich; die Schweizer Behörden behaupten arschkalt, dass sogar eine Rückkehr nach Afghanistan möglich wäre. Dass inzwischen dort die fundamentalistischen Wahnsinnigen die Macht ergriffen haben; nun, das ändert den ordentlichen Aktenrundlauf nicht. Und interessiert inzwischen in der Schweiz auch nicht mehr wirklich.

Sein Fall liegt beim Bundesverwaltungsgericht. Und liegt und liegt und liegt.

Mutiger, einsamer Mann: Shahamat.

Shahamat ist es mit viel Mühe gelungen, auch seiner Familie, die ebenfalls mit dem Tode bedroht wurde und klandestin in Afghanistan lebte, zur Flucht zu verhelfen. Sie hat es bis Kiev in der Ukraine geschafft. Damit sind seine drei Töchter der Gefahr entkommen, zwangsverheiratet zu werden. Dort verweigert ihnen aber die Schweiz ein Visum. Shahamat bräuchte dazu einen Status als anerkannter Flüchtling. Den er nicht hat.

Besuchen kann er seine Familie auch nicht; verliesse er die Schweiz, gäbe es keine legale Rückkehr für ihn.

Wer ein solches Schicksal ertragen muss, weil er seinem Beruf, seiner Berufung nachgelebt hat, ist ein würdiger Preisträger.

Shahamat hat in unzähligen Artikel die Zustände in Afghanistan beschrieben und die Taliban kritisiert. Er hat das unter Einsatz seines Lebens getan. Man hat mehrfach versucht, ihn zu entführen, Morddrohungen wurden gegen ihn ausgestossen. Bis er sich gezwungen sah, ein Visum der Schweiz zwecks Berichterstattung zu benützen und hierzulande politisches Asyl zu beantragen.

Journalisten wie er, die sich mit ihrem Leben für eine möglichst freie Berichterstattung einsetzen, sind beispielhaft für diesen Beruf. Neben ihnen verblassen alle selbstbezogenen Bauchnabelschauer, die an geliehenen oder eingebildeten Diskriminierungen zu leiden vorgeben.

Daneben fallen alle weiteren Leistungen des Schweizer Journalismus im Jahre 2021 dermassen ab, dass ZACKBUM es bei einem einzigen Ausgezeichneten bewenden lässt.

ZACKBUM – und sicherlich viele aufrechte Journalisten in der Schweiz – gratulieren Shahamat zu dieser symbolischen Auszeichnung.

In der Hoffnung, dass es ihm gelingen möge, in der Schweiz endgültig Fuss zu fassen und sich mit seiner Familie zu vereinigen, die er seit mehr als drei Jahren nicht mehr sehen kann.

Wer helfen will oder kann: bei zeyer@zackbum.ch melden.

 

 

Qual der Wahl

So sad, würde Trump sagen. Wenn er die Kandidaten des «Schweizer Journalist» sehen könnte.

Pardon, der «Schweizer Journalist:in» natürlich. Wir von !ZACK:BUM* (nur echt mit Knacklaut) sind zwar empört. Dieser fehlgeleitete Doppelpunkt plus die Endung diskriminiert mindestens 162 der bislang aufgefundenen 164 Gender-Orientierungen. Insbesondere alles Non-Binäre, alle Transmenschen spüren den Schmerz.

Aber gut, darum soll es hier nicht gehen. Denn dieses Produkt, auf dessen Gratis-Zustellung wir bereits verzichtet haben, ruft zur Wahl der «Journalist:in» des Jahres. In vielen wunderbaren Kategorien.

Die Elendsverwalterinnen, Pardon, Sparmassnahminnen, Äxgüsi, die «Chefredaktorinnen» (wo bleibt hier der Doppelpunkt?) sind schon ganz aufgeregt:

«Wir haben in den letzten Wochen viele grossartige Nominiationen erhalten – es ist uns nicht leicht gefallen, uns auf 5 Kandidat:innen pro Kategorie zu beschränken.»

Gleichzeitig zeigen sie klare Kante: «Wir haben uns daher entschieden, dass jeder und jede nur in einer Kategorie nominiert sein kann – wer zum Beispiel als Journalist des Jahres nominiert ist, kann nicht auch noch Reporter des Jahres werden.»

Finden wir schade, ist irgendwie auch diskriminierend, ausgrenzend, diesem Ansatz fehlt es an Inklusion. Und überhaupt: wo bleibt hier die korrekte Falschschreibung? Müsste es nicht «Journalist:in», «Reporter:in» heissen? Ja, bitte? Wir erwarten Antworten! Aber gut, auf welche Kandidat:innen*!+ hat man sich denn beschränkt?

Schon die Auswahl stellt einen vor Qualen

Ach, wir wissen gar nicht, wen wir bei dieser Auswahl speziell erwähnen sollen. Es sind insgesamt 70 Nas*Innen, da wird die Personaldecke im links-alternativen Feuchtgebiet dünn.

Nun, die wichtigste Kategorie, wenn wir so vorprellen dürfen, ist wohl die des Journalisten des Jahres. Aber nicht nur hier werden eigentlich alle vorherigen Preisträger indirekt aufgefordert, ihre Auszeichnung zurückzugeben. Denn wer möchte sie schon mit Salome Müller (also bitte, DIE Müller, Verfasserin des Tagi-NL, Schönschreiberin von Schulaufsätzen und vor allem Initiatorin des Tamedia-Frauen-Protest-Aufschreis) teilen. Oder mit Larissa Rhyn (also bitte, DIE Rhyn, seit September 2021 TV-Bundeshausredaktorin von SRF, schon 2018 Praktikantin bei der «Tagesschau», anschliessend Volontärin bei der NZZ).

Das waren noch Zeiten, das waren noch Journalisten, das war noch eine Feier.

Noch schwieriger wird die Wahl des Chefredaktors des Jahres. Sollte es das «Kollektiv (Megafon)» werden, sind wir gespannt, wer den Preis entgegennähme – und ob die geschmackvolle Kopf-ab-Karikatur speziell gewürdigt würde. Andrea Fopp (also bitte, DIE Fopp, allen paar Dutzend Lesern von «bajour» bekannt) oder Jacqueline Krause-Blouin (also bitte, DIE Krause von der «Annabelle») wären natürlich auch valable Kandidaten und sogar Kandidatinnen. Wir könnten uns aber auch Mario Stäuble und Priska Amstutz vorstellen (also bitte, DIE ins dritte Glied zurückbeförderten Co-Chefredaktoren des Tagi).

Weiter im Panoptikum der Nicht-mal-Adabeis

Oder dann Naomi Gregoris, Lena Oppong oder Katja Fischer de Santi (also bitte, ZACKBUM hat auch noch nie von denen gehört) als Gesellschaftsjournalist des Jahres. Oder wie wär’s mit dem Autor eines Konzern-Konkurrenz-Niedermachartikels Philipp Loser als «Kolumne des Jahres»; er könnte Hanspeter Lebrument als Laudator einladen. Oder vielleicht Ina Bullwinkel, was aber den Laudator vor grössere Herausforderungen stellen würde: Ina who? Aber eigentlich sind das ja auch nicht Kolumnen, sondern Kolumnisten, aber das ist natürlich schon ein schwieriges Wort.

Schliesslich noch Andreas Tobler, der Freund von Theatermorden, als Kulturjournalist des Jahres oder Jürg Steiner als Lokaljournalist (Premiere, von der «Hauptstadt», die es noch gar nicht gibt). Aber Obama hat ja auch präventiv den Friedensnobelpreis gekriegt, wieso nicht.

Immerhin, Roger Schawinski könnte «Audiojournalist des Jahres» werden. Vorausgesetzt, er würde noch für «SRF» arbeiten, was er aber nicht tut.

Nun senken wir die Stimme zu einem konspirativen Flüstern, halten die Hand vor den Mund und mit der anderen die Nase zu. Denn wie um aller Göttinnen willen kommt DER auf die Liste der Politjournalisten des Jahres? Bevor wir seinen Namen aussprechen, versprechen wir, den Mund anschliessend mit Bimsstein zu reinigen und mit aufdringlichem Raumduft den Schwefelgeruch zu bekämpfen:

Wer seinen Augen nicht traut: ja, er ist’s, the one and only Christoph Mörgeli.

Es tut aber weh, dass es tatsächlich möglich ist, den schon letztes Jahr völlig abgewrackten Preis noch weiter ins Unterholz zu schlagen.

Zufälle gab’s aber auch; ob das an der Jury lag?

Schon damals hatten alle Wahlen Schlagseite

Schon die Wahl der Nachlassverwalterinnen des gescheiterten David Sieber hatte ein Geschmäckle.

Rückfragen nur bis zum Rücktritt.

ZACKBUM war schon beim letzten Mal so irritiert von der Kandidatenauswahl, dass wir ein eigenes Ranking durchführten und – was vom Preisträger geschätzt und vom Publikum applaudiert wurde, Roger Schawinski zum Journalisten des Jahres wählten.

Der wohl erfolgreichste Journalist der Schweiz mit einer beeindruckten Lebensleistung von Taten war nämlich noch nie gewürdigt worden. Aber gut, nun hat er die Chance, als «Audiojournalist» (für längst vergangenen TV-Journalismus, sähen, nicht hären) in die Kränze zu kommen.

Ist das peinlich, aber peinlich, oberpeinlich 

Ist das vielleicht peinlich. Schmerzlich peinlich, denn der Preis bedeutete früher mal was. Er wurde vom ersten Chefredaktor des «Schweizer Journalist», als auch der noch was war, auf die Landkarte gestemmt und zur Trademark gemacht. Aber was hochkommt, fällt auch wieder runter. Nicht von alleine, das macht es dann auch noch ärgerlich.

Heutzutage muss nur schon die Nominierung ein Gefühl auslösen, als würde man in ein nasses Handtuch beissen, während die Kreide über eine Wandtafel quietscht.

Wer etwas Anstand und Ehre im Leib hat, muss diese Preisfarce boykottieren.

Wir verleihen aber einen Trostpreis an den einzigen Journalisten, der sich sicherlich grämt, wieso er nirgends nominiert wurde. Komm her, Hansi Voigt, wir organisieren Ihnen Pascal Hollenstein als Laudator, und Jolanda Spiess-Hegglin wird Ihnen den Preis als unsäglichsten Heuchler und Hetzer des Jahres überreichen.

Noch ein kleiner Tipp für Ego-Shooter: wer den Link zur Wahl bekommen hat und keine Scham kennt, kann beliebig oft für sich selbst abstimmen …

Unser Ranking zum Schweizer Journalisten: the winner is …

Zackbum hat auch gevotet. Journalist des Jahres ist …. Roger Schawinski.

Etwa 800 Leserinnen und Leser des Schweizer Journalisten machten mit bei den diesjährigen Wahlen. Das sind immerhin gut viermal mehr, als bei den «Mediensprechern» des Jahres voteten. Aber jetzt mal Tacheles gesprochen. Journalistinnen und Journalisten sind doch Wesen mit eigenem Denkapparat. Ist es da wirklich demokratisch, wenn man nur auswählen darf? Wenn man nur Kreuzchen machen darf? Da kommt einem die unselige Geschichte der «Besten Sportler und Sportlerinnen der vergangenen 70 Jahre» von SRF in den Sinn. Tennisgöttin Martina Hingis wurde nicht nominiert, weil sie früher mal für ein Dopingvergehen gesperrt war. Hä?

Langer Rede, kurzer Sinn. Hier das ZACKBUM-Ranking der besten – und der schlechtesten – Journalisten der letzten Zeit.

+ bedeutet anerkennend und ernst gemeint
– bedeutet bitterböse, aber auch ernst gemeint

Journalist des Jahres
+ Roger Schawinski (Radio 1) Schawinski trägt persönlich enorme Verluste wegen fehlenden Werbeeinnahmen, hat aber niemandem gekündigt. Hat sein Angebot sogar während der Krise ausgebaut. Und er ist als Moderator wegen Corona zu neuen Höchstleistungen aufgestiegen, mit seinem Talkradio. Zudem ist sein Doppelpunkt nach wie vor das Mass aller Interviews.

Allerdings wurde Roger Schawinski vom Schweizer Journalisten noch nie in dieser Funktion ausgezeichnet. Erstaunlich…

Chefredaktion
+ Kaspar Surber (WoZ)
Weil das Original doch besser ist als die Republik.
– Arthur Rutishauser (Tamedia)
Als Obersuperchefredaktor schreibt er unglaublich viel, lässt dafür seine Redaktionen ausbluten.
+ Gaudenz Looser (20Min)
Ein Macher, der Online-Titel gerne umschreibt, um mehr Klicks zu generieren. Der Erfolg gibt ihm recht.

Reporter
+ Andreas Schmid NZZaS
Jeden Sonntag liefert der stille Schaffer Primeurs. Etwa jenen des Mörserpanzers der Armee, der nur bei schönem Wetter funktioniert.
+ Ralf Kaminski (Migros-Magazin) Immer wieder schön am Puls der Zeit und unaufgeregt. Stellt sich selber nicht in den Vordergrund.

Sport
+ Steffi Buchli
Sie ist und bleibt die «Gute-Laune-Moderatorin», ob bei UPC oder beim Blick.

Recherche
– Roman Zeller, Weltwoche. Wie er Salomé Balthus ausführte und das Balzgespräch nachher zu Papier bringen konnte, ist brillant.

Gesellschaft
+ Eva Hediger, Chefredaktorin Hello Zurich
Setzt um, was tsüri.ch immer nur in Aussicht stellt

Politik
– Dennis Bühler (Republik)
Der  Bundeshausjournalist, der auch beim Schweizer Journalisten den Takt angibt. Stellvertretend steht Bühler für ein Portal, das sich völlig kritikunfähig gibt.

Wirtschaft
+ Lukas Hässig (Inside Paradeplatz) Es kann einfach niemand anderen geben. Hässig stellt alle anderen Wirtschaftsjournalisten in den Schatten.
+ Arthur Rutishauser (Tamedia)
Erstaunlich, was er als Obersuperchefredaktor für Storys ausgräbt.

Kolumne
+ Ruedi Widmer (WoZ)
Ruedi ist nicht nur ein begnadeter Cartoonist, er hat auch eine brillante Schreibe. Aber weil er mit seinen charakteristischen Männchen so gut ankommt, kommt er viel zu wenig zum Schreiben. Schade.

Kultur
+ Daniele Muscionico
Seit vielen Jahren die Instanz für Theaterkritik. Jetzt schnöde abserviert von der NZZ.

Newcomer
+ Anielle Peterhans. Volontärin bei SRF und Teil des Rundschau-Cryptoleaks-Rechercheteams. Das muss man auch erst einmal zustandebringen.
+ Dembah Fofanah & Ben Pauli, die beiden Gründer des Kollektivs Voda.ch. Sie benennen Diskriminierung und Rassismus in der Schweiz.
+/- Die ZACKBUM-Macher: man liebt sie, oder man hasst sie.

Nachtrag: In einer ersten Version ist die Rubrik «Local Heroes» nicht erschienen. Wir liefern sie hier nach.

Local heroes
+ Nadia Rohner (CH Media)
Die Lokalredaktorin der Aargauer Zeitung ist zuständig für die Gemeinden Aarau, Buchs, Auenstein, Biberstein, Küttigen, Densbüren und Erlinsbach zuständig. Daneben engagiert sie sich beim Verein Medienfrauen Schweiz.
+ Ruedi Baumann (Tagi)
Das Urgestein hat fast 50 Jahre lang jeden Tag einen Text über den lokalen Mikrokosmos geschrieben – zuletzt für den Tages-Anzeiger. Er ist vor wenigen Wochen in den verdienten Ruhestand getreten.

 

 

 

 

 

Preisträger: Alles Frauen oder was?

Der «Schweizer Journalist*In» fährt auch die Preisverleihung an die Wand.

Rankings, Auszeichnungen, immer eine gute Sache, um Aufmerksamkeit zu erregen. Damit konnte der «Schweizer Journalist» jahrelang punkten; ähnlich wie die «Bilanz» mit ihren «300 Reichsten».

Meistens waren die Preise verdient, und der Publikumspreis wurde unter lebhafter Beteiligung des Publikums vergeben. Das ist dieses Jahr alles ein wenig anders. Das Publikum bestand aus 892 Abstimmenden. Nun ja.

Ein Sportjournalist ist der einzige männliche Preisträger

Journalist des Jahres wurden die drei Journalistinnen der «Rundschau», die einen Beitrag zur Aufdeckung des Crypto-Skandals geleistet haben. Dass auch das ZDF und die «Washington Post» – die nebenbei am besten darüber berichtete – dabei waren: nun ja, beide sind nicht weiblich.

Das Geschlecht muss dieses Jahr eine herausragende Rolle gespielt haben, denn gerade ein einziger Mann schaffte es, Kategoriensieger zu werden. Noch-Präsident Trump würde da sicher von Betrug twittern, aber uns ist das Geschlecht von Preisträgern völlig egal. Die Frage, ob sie ihn auch verdient haben, beschäftigt uns schon mehr.

Welche Meriten, ausser das richtige Geschlecht?

Nehmen wir zum Beispiel die «Kulturjournalistin des Jahres». Dabei soll es sich um eine Namensvetterin von Simone Meier von «watson» handeln. Denn diese Meier kann nicht gemeint sein, für die ist Kultur ein Schreibfehler von Kult. Deren kultureller Horizont liegt so tief, dass sie geschmacklos davon schreibt, dass im Dritten Reich Juden «gecancelt» wurden. Und nicht mal einen Grund dafür sieht, sich wenigstens zu entschuldigen.

Gleich drei Preise regnen auf drei Frauen der «Republik» herunter. Darunter Wirtschaftsjournalistin des Jahres: Olivia Kühni. Nichts gegen sie, aber aufgrund welcher Leistung? Womit genau tritt sie in die Fussstapfen von Lukas Hässig, zum Beispiel? Die anderen beiden Preisträgerinnen der «Republik» sind leider namentlich oder leistungsmässig nicht bekannt.

Eine philosophische Gesellschaftsjournalistin, eine Kurzzeit-Chefredaktorin

Dann hätten wir noch die Nachfolgerin von Michèle Binswanger als Gesellschaftsjournalistin des Jahres: Barbara Bleisch von «Sternstunde Philosophie». Echt jetzt? Für ihre philosophischen Höchstleistungen wie diese, gegen die Platons Höhlengleichnis gewaltig abstinkt: «Wer das Schlangenbrot am Holzstecken in die lodernden Flammen hält, statt auf die Glut zu warten, muss einen Teigklumpen verspeisen, der aussen verkohlt und innen roh ist.» Mit solchen Sottisen sorgt sie im «Tages-Anzeiger» regelmässig für Heiterkeit, aber was soll das mit Gesellschaftsjournalismus zu tun haben?

Riesenfreude auch bei Nicole Meier von Keystone-SDA. Sie wurde zur «Chefredaktorin des Jahres» gewählt. Meier ist seit einem Jahr die Chefin der Nachrichtenagentur. Auf eine Ausschreibung wurde damals verzichtet. Das hat innerhalb der Redaktion zu Misstönen geführt. Sie sei eben «Wunschkandidatin der Geschäftsleitung» gewesen, heisst es auf Anfrage. «Unter diesen Umständen wurde konsequenterweise auf eine Ausschreibung verzichtet.»

Die rasende Reporterin des Jahres

Nehmen wir noch eine letzte Preisträgerin. Sarah Serafini von «watson» ist «Reporterin des Jahres». Mal ein Blick auf ihre letzten Reportagen, in chronologischer Reihenfolge: «Corona-Impfung: Was du über den Impfstoff wissen musst», «Coronavirus: Deutschland will Schulferien über Weihnachten verlängern», «Johnson sieht «hohe Wahrscheinlichkeit» eines No-Deal-Brexits». Und: «Skandalflug aus Surinam – Fifa-Chef Infantino steht vor Strafverfahren.»

Also entweder reiste die rasende Reporterin in den letzten Tagen nach Deutschland, London und fand noch Zeit für einen Abstecher nach Surinam – oder sie ist gar nicht so rasend. Das muss ja nicht gegen sie sprechen, aber «Reporterin des Jahres»?

Vielleicht nicht ganz alles verstanden

Vielleicht hat der neue Chefredaktor des «Schweizer Journalist» den zweiten Teil der guten Masche, durch Rankings und Auszeichnungen Aufsehen zu erregen, nicht verstanden. Oder vielleicht wollte er mit fast ausschliesslich weiblichen Preisträgern ein Zeichen setzen. Wie auch immer, Preise mit preiswürdigen Preisträgern sind gut. Preise, um ein Zeichen zu setzen oder um Preisträger zu küren, die nicht unbedingt preiswürdig sind, das ist schlecht. Denn wer möchte denn zum Beispiel gerne Nachfolger der Westentaschenphilosophin Bleisch werden? Oder der kulturfernen Simone Meier?

Also ich nicht. Aber ich bin ja auch disqualifiziert. Als Mann.