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Knapp, sauknapp, überhaupt nicht knapp

Wenn man vor dem Ergebnis ein Adjektiv gehäuft hörte, dann war es das.

Trump-Beschimpfung, Harris-Lobhudelei. Das waren die beiden Grundtöne in der Berichterstattung über die US-Präsidentschaftwahlen. Und der Akkord darüber wurde mit «knapp» gespielt. Das Rennen sei wirklich knapp. Ganz knapp. Furchtbar knapp.

Ein Fotofinish, nicht vorhersagbar, wer am Schluss die Nase vorn habe. «Bild» und andere fanden sogar heraus. dass ein Patt bei den Wahlmännerstimmen möglich sei. Alle Koryphäen, Kenner, Spezialisten, Spezialkorrespondenten und USA-Kenner wagten keine Prognosen mehr, so knapp war das Rennen.

Natürlich schwang da auch immer ein leiser Oberton von Hoffnung mit, dass es Kamala Harris doch schaffen könnte, und dass Lügner Donald Trump einmal mehr Lügen gestraft würde, der schon früh behauptete, dass er mit sicherer Mehrheit vorne liege, man – er übertreibt halt gerne – von einem wahren Erdrutschsieg sprechen könne.

Dabei sei noch gar nichts entschieden, so knapp sei das.

Und dann kam wieder die fassungslose Sendepause, wie beim ersten Sieg Trumps. Als er die Hürde von 270 Wahlmännerstimmen locker übersprang, während Harris bei etwas mehr als 220 dahindümpelte. Das war nicht knapp, das war ziemlich eindeutig.

Das gilt auch für die Anzahl Wählerstimmen. Während Clinton noch rund 2,5 Millionen Stimmen mehr als Trump bekam (aber weniger Wahlmänner), liegt Harris auch hier klar hinten. Zudem haben die Republikaner den Senat zurückerobert, eine weitere Niederlage der Demokraten.

Wenn Trump am Schluss (das kann noch dauern) 311 Wahlmänner hinter sich geschart hat, muss man ihm zubilligen, dass das ein eindeutiger und unbezweifelbarer Sieg ist, eine krachende Niederlage für Harris. Viel schlimmer als erwartet.

Trump hat so ziemlich bei allen Wählerschichten zugelegt im Vergleich zu 2020, sowohl in städtischen, wie in ländlichen Gebieten, auch bei Latinos, schwarzen Männern und Jungwählern. Nirgends gab es den herbeigeredeten Harris-Effekt.

Wie immer bringt es «Bild» knallig auf den Punkt:

Nur: schockiert sind mal wieder alle Auguren, weil sie wieder dramatisch danebenlagen. Viel Buchstaben darauf verschwendeten, was wohl passieren möge, wenn Trump verlöre – was ja durchaus möglich, wahrscheinlich, sinnvoll sei.

Während Trump in seinem Sieg badet, zeigt sich Harris als schlechte Verlieren. Als sich ihre Niederlage abzuzeichnen begann, tauchte sie einfach ab und liess ihre Anhänger mit offenen Mündern und traurigen Gesichtern an der Wahlfeier blöd rumstehen. Nicht gerade souverän. Nichts von Grösse in der Niederlage zeigen.

Das gilt aber auch mal wieder für die gesamten Mainstream-Medien. Sie taten alles in ihrer Macht Stehende, um Trump niederzuschreiben. Nur ist ihre Macht halt überschaubar klein. Und wildes Gewäffel aus Europa, aus Deutschland, aus der Schweiz – das geht dem US-Wähler sowieso schwer an einem bestimmten Körperteil vorbei.

Nackt, dumm und hässlich stehen nun mal wieder all die grossartigen Koryphäen da, die sich gewaltig verhoben haben. Aber keine Bange, nach ganz kurzer Panikpause werden sie sofort wieder Tritt fassen – und ein Schreckensgemälde nach dem anderen an die Wand werfen, was die Welt nun von Trump zu erwarten, zu befürchten hat.

Aber vorher muss der Wahlsieger niedergemacht werden. Für einen Tamedia-Dummschwätzer regiert in Zukunft ein «Faschist» die USA. Und der köstliche Auslandchef ohne Ausland und Verstand kriegt sich auch nicht ein. Die Amerikaner, die Deppen, hatten die Wahl zwischen «einer Demokratin und einem Demagogen». Und was haben die Trottel gemacht, Christof Münger fasst es nicht:

«Sie haben sich für den Kandidaten entschieden, der strafrechtlich verurteilt ist, der einen sexistischen Wahlkampf geführt hat, der die Streitkräfte gegen politische Gegner einsetzen will, der notorisch lügt (nicht nur, was das Wahlergebnis von 2020 betrifft) und der – das ist zentral – in einen Putschversuch gegen die amerikanische Demokratie involviert war.»

Schlimmer noch: Trump werde alle Anklagen gegen ihn stoppen, wie ein Diktator herrschen, das «Projekt 2025» umsetzen, Millionen Migranten ausschaffen, «eine Massendeportation, die an finstere Zeiten erinnert». Echt jetzt, gleich die Nazikeule?

Und in Europa? Schlimm, schlimm: «Von Trumps Comeback profitiert die antiliberale lnternationale von Björn Höcke, Geert Wilders und Marine Le Pen bis zu Viktor Orban und Sahra Wagenknecht. Deren demokratieschädigende Ideen werden salonfähig.» Antiliberale Internationale, demokratisch gewählt, aber demokratieschädigend, herrlich.

Münger ist so fassungslos, dass ihm am Schluss buchstäblich der Schnauf ausgeht: «Das werden vier lange Jahre». Im Gegensatz zu den vier kurzen, die es mit Biden waren oder mit Harris geworden wären. What a nonsense.

Ode nehmen wir einen Andreas Bernard vom durchdrehenden «Spiegel». Der schreibt über «Trumps veränderte Gestik bei seiner Siegesrede» unter dem Titel «Die Fratze der Sanftmut». Versteht das jemand? «In Donald Trumps Mimik spiegelten sich Hass, Ausgrenzung, Bedrohung. Im Bewusstsein seines Triumphs trat er völlig anders auf. Wenn sich der Chauvinismus entspannt, hat seine Politik der Rücksichtslosigkeit obsiegt

Das kann man wohl nur noch mit psychopathologischem Besteck sezieren; dem normalen Menschenverstand entzieht sich dieses hasserfüllte Gebelfer.

Unbelehrbar, beratungsresistent, überflüssig.

Die Phantom-Soldaten

Kämpfen Nordkoreaner an der Ukraine-Front?

Der US-Geheimdienst ist sich sicher: ja. Ukraines Präsident Selenskyi ist sich absolut sicher: ja. Der ukrainische Geheimdienst vermeldet sogar schon «erste Gefechte» zwischen Ukrainern und Nordkoreanern.

Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow (im Gegensatz zu seinem israelischen Kollegen immer noch im Amt) behauptet sogar, somit sei Nordkorea offiziell in den Krieg eingetreten. Und natürlich warnen der Noch-US-Aussenminister und der Noch-Bundeskanzler Scholz vor dieser «Eskalation». Der Noch-US-Verteidigungsminister will sogar «Beweise» für diese Präsenz haben, zeigt sie aber nicht.

Bei all dem Gedöns gibt es nur ein Problem: vielleicht mal ein Beleg, ein Beweis? Ein gefangener, ein toter nordkoreanischer Soldat? Ein einziger? Und zwar ein Kämpfer, dessen nordkoreanische Herkunft einwandfrei nachgewiesen werden kann, denn auch russische Soldaten können asiatische Gesichtszüge haben.

Es ist die Rede von geschätzt 11’000 nordkoreanischen Soldaten in Russland. Die entweder noch trainiert werden, oder bereits im Kampfeinsatz stehen. Es gibt sogar Vermutungen, was Russland dafür an Nordkorea alles liefert, neben Lebensmitteln.

Dass der russische Präsident die nordkoreanische Aussenministerin empfangen hat, wird als weiteres bedeutungsschweres Indiz herumgeboten.

Es ist nun, überschattet vom Wahlsieg Trumps, durchaus denkbar, dass der nordkoreanische Diktator mit der merkwürdigen Frisur und einem misslungen Diätplan seine Soldaten an Russland vermietet. Wieso auch nicht, private Sicherheitsfirmen wie Blackwater und andere aus den USA liefern auch Söldner an alle Welt, inklusive das US-Militär.

Wieso das eine bedenkliche Eskalation, gar ein Schritt näher zum Atomkrieg sein soll, wieso nun die NATO, wie Selenskyi fordert, endlich eigene Truppen in die Ukraine entsenden soll, wieso er endlich Langstreckenraketen bekommen sollte, um Ziele tief im Hinterland Russlands anzugreifen – das ist logisch nicht nachvollziehbar.

Die Story ist einfach zu gut, und die meinungsstarken, aber faktenschwachen westlichen Medien treten sie genüsslich breit.

Natürlich ist es durchaus denkbar, dass Nordkorea Soldaten zur Unterstützung der russischen Armee aufbietet. Alle Werweisereien, wieso das gar nicht sein könne, sind Unsinn.

Aber nur in Kriegszeiten ist es möglich, dass eine Phantom-Armee durch die Medien geistert, unscharfe Fotos von asiatisch aussehenden Soldaten herumgeboten werden. Ohne genaue Orts- oder Zeitangabe, belanglos, nicht beweiskräftig.

Aber macht sich jemand aus der Journaille die Mühe, mal der Quelle dieses Gerüchts nachzugehen? Kommt hier der berühmte «Faktencheck» zum Einsatz? Wird, banales Handwerk, verifiziert oder falsifiziert? Eingeordnet? Behauptung von belegbarem Fakt unterschieden?

Pustekuchen.

Aber wir können froh sein, dass die Journaille die nächsten Tage damit ausgelastet sein wird, den überwältigenden Sieg von Trump und seinen Republikanern zu bejammern. Wegzuerklären. Im Nachhinein recht zu haben, es schon immer gesagt zu haben (obwohl es kaum einer sagte).

Nicht ganz wie beim Duell Clinton – Trump, aber durchaus ähnlich haben weite Teile der Journaille mit allen Mitteln gegen Trump und für Harris geschrieben. Gewisse Journalisten sollten eine zweite Karriere als Gesundbeter in Betracht ziehen.

Allerdings: genutzt hat’s schon wieder nix. Statt endlich mal die USA und das Funktionieren von Wahlen dort zu erklären, muss die Journaille nun wieder sich selbst erklären. Wieso sie irgendwo doch recht hatten, obwohl sie wieder krachend daneben lagen.

Denn letztlich war es nicht einmal ein Kopf-an-Kopf-Rennen, ein denkbar knappes Resultat, ein Wahlkrimi. Sondern Trump räumte souverän die nötigen Wahlmännerstimmen ab, die Republikaner gewannen sowohl im Repräsentantenhaus wie im Senat, womit Trump mit einer bequemen parlamentarischen Mehrheit regieren kann.

Aber so wie über die nordkoreanische Phantom-Armee schreibt die Journaille über eine Phantom-USA, einen Phantom-Trump, eine Phantom-Zukunft.

Statt mal über den gefährlichsten Mann der Welt zu schreiben. Nein, das ist nicht Kim der Dickere. Auch nicht Putin. Schon gar nicht Xi. Nicht mal Khomeini. Erst recht nicht jeder beliebige Führer von radikal-islamistischen Wahnsinnigen. Und keinesfalls Trump. Aber der gefährlichste Mann der Welt ist in dessen Nähe, hat im Gegensatz zu Trump wirklich Kohle und echt verrückte Ideen. Plus die Macht, sie auch umzusetzen.

Natürlich, die Rede ist von Elon Musk.

Und der Wahlsieger ist …

… reingefallen. Natürlich kann auch ZACKBUM nicht in die Zukunft schauen. Denn wir schreiben das früh am Dienstag.

Trotzdem schreiben wir dieses Stück in kompetenter Voraussicht und mit hellseherischen Fähigkeiten. Womit wir uns über die armen Medien lustig machen, die vor allem in den letzten Wochen deutlich ins Hyperventilieren und Japsen kamen.

Allerdings schätzen wir sehr diese Grafik von Tamedia, die in aller gebotenen Zurückhaltung die Wahlresultate aufnimmt und wiedergibt:

Erschwerend kam für die meisten hinzu, dass sie sich mehrfach mit quietschenden Reifen und unter Verlust von Glaubwürdigkeit und Publikum in die Kurve legen mussten. So setzte das Ausland-Genie von Tamedia im Brustton der Überzeugung auf Joe Biden. Nur der könne den Gottseibeiuns Trump stoppen, verkündete Christof Münger, und damit Schlimmeres, das Schlimmste verhindern.

Dann konnte Biden aber aus Gründen der Senilität nicht mehr, und es galt, die zuvor als Fehlbesetzung geschmähte Kamala Harris zur grossen weiblichen Hoffnung hochzuschreiben. Im ersten Überschwang wurde Trump zum sicheren Verlierer erklärt. Aus dem Tritt geraten, nun ist er der senile Greis, dagegen ein frischer Wirbelwind.

Dann fiel der Journaille auf, dass Harris keinerlei Programm hat, bei wichtigen Fragen biegsam herumrudert. Während der böse, böse Trump zwar allen alles verspricht, aber immerhin so etwas wie ein Programm hat. An das er sich dann sowieso nicht halten wird.

Aber statt darüber zu berichten, dass der Wahlkampf eine Seifenoper ist, eine Materialschlacht, dass Mächte wie Elon Musk doch viel entscheidender für den Kurs der US-Politik sind als der Mann (oder die Frau) am Fenster, dass die beiden Kandidaten eine Schande für das angebliche Leuchtfeuer der Demokratie, des freien Westens sind, verlieren sich die Medien in Kleinklein.

Einer wird gewinnen. Das ist eigentlich die einzig sichere Vorhersage. Und wenn der geneigte ZACKBUM-Leser diesen Text konsumiert, dann weiss er es. Die einzig sichere Vorhersage heute ist: sollte Trump wieder verlieren, wird es etwas Rabbatz geben. Keinen Bürgerkrieg, aber bekanntlich ist er ein schlechter Verlierer. Wohl deswegen, weil er schon so oft verloren hat, bankrott ging, versagte, aber furchtbar gerne der Winnertyp sein möchte.

Eigentlich muss man sagen: jemand, der schon bewiesen hat, was für ein schlechter Verlierer er ist und bis heute behauptet, man habe ihm vor vier Jahren den Sieg gestohlen, obwohl das lachhafte Fake News ist, müsste eigentlich wieder verlieren. Einfach schon deswegen.

Ein Verlierer steht aber felsenfest da: wieder einmal die Medien. Was die für einen Zirkus aufgeführt haben, parteiisch, einäugig, unausgewogen, einseitig, hemmungslos, mit dem missionarischen Eifer des Weltenretters, das ist unsäglich. Wer sich, wie ZACKBUM, schlichtweg darüber informieren wollte, welches Wahlprogramm denn die beiden Kandidaten haben, musste sich selbst auf eine mühsame Internet-Recherche begeben. Um herauszufinden, dass Harris eigentlich nur heisse Luft bietet und alles verspricht, während Trump alles verspricht und heisse Luft bietet. Grossartige Wahl.

Wer gewinnt, ist Stand Dienstagvormittag unvorhersehbar. Die Reaktion der Medien hingegen problemlos antizipierbar. Im Fall eines Wahlsiegs von Harris werden Schalmeien geblasen und in die Harfe gegriffen. Von Hoffnung, aber auch Herausforderung salbadert, von einem Sieg der Demokratie gequatscht. Obwohl keiner weiss, was Harris eigentlich genau anstellen wird. Und von wem sie gelenkt wird.

Im Fall eines Wahlsiegs von Trump wird wieder Weltuntergangsstimmung verbreitet. Befürchtungen aufeinandergestapelt, was der Mann alles anrichten kann, kaputtmachen wird. Ukraine, Europa, Nato, Wehklagen und Schreckensschreie werden erschallen. Obwohl keiner weiss, was Trump eigentlich genau anstellen wird und von wem er gelenkt wird.

Der US-Wahlkampf war ein Witz, aber ein schlechter. Seine Darstellung in den deutschsprachigen Medien war ein Desaster, ein Grundversagen, ein Sieg der Meinung über die Meldung. Ein mutwillig herbeigeschriebener neuerlicher Vertrauens- und Ansehensverlust, als wäre Corona nicht schon schlimm genug gewesen.

Oder in einem Symbol: Wer einen Quatschkopf öffentlich darüber sinnieren lässt, ob Trump ein Faschist sei, der hat jeden Halt, jedes Mass, jedes Qualitätsniveau verloren und verlassen.  Das wird auch die zukünftige Berichterstattung begleiten, völlig unabhängig davon, wer gewinnt. Wer gewonnen hat.

And the Winner is …

Hat die Journaille aus den vorletzten Wahlen in den USA gelernt?

Daran möchten sich nicht einmal eingefleischte Trump-Hasser gerne erinnern. Als Donald Trump 2016 gegen Hillary Clinton antrat, waren sich eigentlich fast alle US-Spezialisten, Kenner, Analysten, Politbeobachter, Experten und Fachleute einig:

Die USA wird bald zum ersten Mal eine Präsidentin haben. Denn es sei ja wohl undenkbar, dass so ein Gnom wie Trump, ein Vielfachversager, Aufschneider, Berufslügner, jemand der so sprunghaft ist, von den meisten Gegenden der Welt keine Ahnung hat und noch niemals zuvor in irgend einer Form politische Verantwortung übernehmen musste – Präsident werden könnte.

Niemals nicht, absolut klar, keine Frage; nur wenn Clinton tot umfällt oder einen noch grösseren Bock schiesst als ihr Gatte mit seinen Sexaffären, dann, aber nur dann hätte Trump vielleicht eine Aussenseiterchance. Aber auch das sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

So tönte es auf allen Kanälen bis in die Wahlnacht hinein. Unvergesslich köstlich, wie in den Wahlstudios der Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland, wie beim Schweizer Farbfernsehen die Moderatoren die ersten Resultate noch schönschwatzten, bis tief in die Wahlnacht hinein sich verzweifelt an der Hoffnung festklammerten, dass ja nun alles geschehen könne, inklusive Weltuntergang, aber eine Wahl Trumps, niemals, ausgeschlossen.

Dann gab es eine Schockstarre, eine Schweigepause, während der der Konsum von Psychopharmaka, Alkohol und härteren Drogen unter Journalisten sprunghaft zunahm.

Nun folgte Phase zwei. Wie konnte das passieren? Alle, inklusive Claas Relotius, waren sich sicher: das lag an diesen verdammten Hinterwäldlern aus den Fligh-over-Counties. So nennen Ost- oder Westküstenintellektuelle das Kernland der USA. Reporter wurden dorthin entsandt, die mit der Schreckensmeldung zurückkamen: genau, die sind so hinterwäldlerisch, eigentlich sollte man denen das Wahlrecht entziehen.

Denn für die Journaille war klar: da der Wähler gegen ihren einhelligen Ratschlag abgestimmt hatte, ist er mehrheitlich blöd. Der Aufgabe nicht gewachsen. Beratungsresistent. Unempfänglich für all die guten Ratschläge, die die Journaille unablässig auf ihn niederregnen liess.

Dann vier Jahre Präsidentschaft. Eigentlich kann man sagen, dass Trump so im üblichen Mittelmass seiner Vorgänger regierte. Erschwerend kam für ihn hinzu, dass er keine Ahnung hatte, wie das Politsystem in Washington funktioniert, wie man sich Mehrheiten verschaffen kann, wie das tägliche Kleinklein der Regierungsarbeit aussieht.

Dann das grosse Aufatmen 2020. Ein paar Irre versuchten zwar noch, das Kapitol nicht nur zu stürmen, sondern einzunehmen. Und Trump begann seinen Feldzug, dass ihm der Sieg gestohlen worden sei. Aber entgegen anderslautenden Befürchtungen räumte er das Weisse Haus durch den Hinterausgang und begann vorher keinen Dritten Weltkrieg.

Die Journaille atmete auf und hoffte, dass sie sich nie mehr intensiv mit diesem blondierten Amok beschäftigen müsse. Bis zu den Vorwahlen der Demokraten und der Republikaner. Bei den Demokraten war es klar und einfach. Niemand wollte ernsthaft Joe Biden in die Quere kommen. Und die Hoffnung, dass ihn Kamala Harris nach zwei Jahren ablösen könnte, war genauso zerstoben wie die Hoffnung, dass sie nach Ende seiner Amtszeit antreten könne.

Erst als sich Biden in einer TV-Diskussion restlos blamierte, wurde Harris knirschend auf den Schild gehoben. Obwohl es bessere Kandidaten gegeben hätte. Aber sie hatte einen unschlagbaren Vorteil: nur mit ihr mussten all die Wahlspenden für Biden/Harris nicht zurückgegeben werden.

Also schwenke die Journaille, die zuvor noch Biden als einzigen Kandidaten hochgejubelt hatte, der Trump sicher stoppen könne, auf die neue weibliche Hoffnung um. Und übersah geflissentlich, dass Harris noch weniger Programm oder Überzeugungen zu bieten hat als Trump.

Dessen Vorwahlkampf wurde mit immer schriller werdendem Pfeifen im Wald begleitet. Jede Eintagsfliege wurde als mögliche chancenreiche Gegenkandidatur hochgelobt, jeder Sieg von ihm mit einem «noch ist nichts entschieden» begleitet. Bis auch hier das Unvorhersehbare, das Ungeheuerliche wieder geschehen war: Trump wurde Präsidentschaftskandidat.

Im fliegenden Wechsel von Biden zu Harris war sich die Journaille einig: die Dame ist schwer unterschätzt worden, die kann Trump Saures geben, der hat völlig den Faden und das Konzept verloren, die macht ihn fertig.

Wie immer, wenn es um Trump geht, schrieb sich die Journaille die Finger wund, wieso er es auf keinen Fall schaffen könne, wieso das absolut ausgeschlossen sei, wieso er nun eine Gegnerin habe, die alle guten Kräfte hinter sich vereinige.

Besoffen von der eigenen Schreibe kam da die Phase, wo von einer Wende fantasiert wurde, wo der mögliche Sieg von Harris als immer wahrscheinlicher hingeschrieben wurde, wo Trump als der sichere Verlierer abgekanzelt wurde.

Bis zur nächsten Wende, wo zunächst raunend, dann offen wehklagend berichtet wurde, dass Trump doch wider Erwarten aufhole, noch gar nicht geschlagen sei, sogar die Nase wieder vorne habe, Gott sei bei uns.

Und nun kommt die nächste Wahlnacht auf uns zu. Und wieder werden die Beobachter, Analysten, Koryphäen, USA-Kenner von Peter Hossli aufwärts ihren Senf dazu geben. Schamlos. Als hätten sie sich nicht Mal für Mal blamiert, immer wieder unter Beweis gestellt, dass sie von den USA – ausserhalb von New York, Boston, LA und San Francisco – schlichtweg nicht den Hauch einer Ahnung haben.

Aber wahrscheinlich sind sie doch etwas vorsichtiger geworden und werden Harris nicht vorschnell zur sicheren Siegerin erklären. Obwohl sie das in überwiegender Mehrheit inbrünstig hoffen.

Alle noch da?

Die ZACKBUM-Pause hat dem Journalismus nicht gut getan.

Leider waren wieder viele Journalisten (und Journalistinnen und everybody beyond) unkontrolliert unterwegs und vergriffen sich an ziemlich allem. An Logik, Sprachvermögen, Anstand, Moral, Kenntnissen und Schlussfolgerungen.

Der Welt wurden unablässig Ratschläge erteilt. Dass sich weder die Welt noch ihre Bewohner darum scheren, das übersehen die Journalisten geflissentlich, denn es würde ihnen ihre zunehmende Bedeutungslosigkeit  schmerzlich vor Augen führen.

Also bestreitet ZACKBUM diese erste Woche seiner Wiedergeburt (um es mit Roger Köppel zu sagen) mit einer Art Nachlese.

In der festen Überzeugung, dass die zerzausten Artikel schon längst den Aktualitätswert von Altpapier erreicht haben. Die Medienkritik an ihnen allerdings nicht. Die kritisierten Redakteure hätten sich schon längst einen neuen Beruf suchen sollen. Tun sie aber nicht.

Aber die nächste Sparrunde kommt bestimmt. Also bleibt Hoffnung.

Bei ZACKBUM wird nicht gespart. Zum Start ein bunter Strauss von fünf eigenen Werken plus ein Gastbeitrag über den unglaublichen Zürcher Unispital-Skandal.

Yes we wobble

Wackeln, schwanken, flattern. Fahnen im Wind, die Medien.

Der arme Joe Biden ist entsorgt als das, was er schon seit Längerem ist: ein seniler alter Mann mit schlechtem Gedächtnis, der nur beschränkt aufnahmefähig ist und daher schon längst für das Amt des mächtigsten Herrschers der Welt ungeeignet.

Trump bleibt Trump und ist vorläufig leicht derangiert. Sein Lieblingsgegner ist ihm abhanden gekommen, nun ist er der einzige Alte im Ring. Vorläufig beschimpft er seine neue Gegnerin einfach mal unflätig («crazy, nuts»), aber ihm wird sicher noch Besseres (oder Schlimmeres) einfallen. Natürlich sie zu verklagen, das gehört in den USA zum Brauchtum. Sie dürfe nicht die Wahlspenden verwenden, die für das Zweierticket Biden/Harris eintrudelten. Gaga, aber wenn man genug Geld hat …

Phänomenal ist die Hochschreibung von Kamala Harris zur neuen, farbigen Hoffnung. 1500 Treffer im Medienarchiv, seitdem Biden seinen Rücktritt von der Kandidatur bekannt gegeben hat. (Fast) alle Lobhudeleien.

Zuerst die Ausnahme: «Manchmal tanzt sie, manchmal ist sie eine schreckliche Chefin: Die Widersprüche von Kamala Harris», titelt der USA-Korrespondent von CH-Media Renzo Ruf. Und wagt sich immerhin an ein differenziertes Porträt.

Ansonsten spitze Jubelschreie und Artikel, bei denen neue Hoffnung die Feder führt, dass uns doch Trump erspart bleiben möge. Darunter natürlich die Umfragen: Harris «liegt jetzt vor Donald Trump», begeistert sich «20 Minuten». Aber auch Schreckensmeldungen: «Trump will Harris Zugriff auf Spenden verhindern», orakelt das St. Galler «Tagblatt». Auch die NZZ ist nicht ganz überzeugt von ihr: «Reiche besteuern, den Rest schonen: Harris und ihr Hang zum Linkspopulismus».

Die «Süddeutsche Zeitung» hingegen wird geradezu lyrisch: «Räuber und Gendarm» titelt sie, in Anspielung auf die Verurteilung Trumps und die Tatsache, dass Harris mal Staatsanwältin war. «Harris mit viel Rückenwind», weiss die «Südostschweiz». «Im Trump-Lager herrscht Panik», diagnostiziert die «Welt». Dagegen weiss Tamedia: ««Yes We Kam» – plötzlich herrscht Euphorie». «Moderne Frau gegen alten Mann», bringt es die «Frankenpost» auf den Punkt. Und der österreichische «Falter» flattert in der heissen Luft: «Amerikas letzte Hoffnung», der «Standard» sekundiert: «Kamala Harris startet voll durch».

Auch der «Blick» weiss genau: «Harris ist der Gegenentwurf zu Trump».

Das ist alles sehr erstaunlich. Und hofft auf das Kurzzeitgedächtnis der Leser. Denn wir erinnern uns. Beim ersten Amtsantritt von Biden, der damals schon die Notlösung gegen Trump war, war Harris die Notnotlösung. Man hoffte, dass sie im besten Fall schon in der ersten Amtszeit das Zepter von Biden übernehmen könnte, so nach zwei Jahren. Aber auf jeden Fall dann nach seiner ersten Amtszeit als Präsidentschaftskandidatin antreten würde.

Da kam dann leider etwas dazwischen. Nämlich die Tatsache, dass Harris nie ein eigenes Profil entwickeln konnte, in Beliebtheitsumfragen unter ferner Liefen auftaucht, kein Charisma hat, weder den Frauen-, noch den Farbigenbonus ausspielen konnte, obwohl sie zum Amtsantritt hochgejubelt wurde. So schwärmte Priska Amstutz (die war mal was bei Tamedia): «Frauen und Männer auf der ganzen Welt haben die Wahl einer Frau zur ersten Vizepräsidentin der USA dringend gebraucht». Und sie fuhr verliebt wie ein Backfisch fort: «Harris kann während ihrer Amtszeit als Coach in Female Leadership dienen.» Damit nicht genug: «Madam Vice President, Sie haben das Wort.»

Amstutz ist Geschichte, solche Lobeshymnen auch. Das sahen auch die Bosse der Demokratischen Partei so. Zuerst wurde gecancelt, dass Harris die Präsidentschaft von Biden übernahm. Dann wurde gecancelt, dass sie an seiner Stelle in den Ring gegen Trump steigt. Obwohl schon damals allen Entscheidungsträgern bewusst war, welches Risiko sie mit einem senilen Biden eingehen. Aber lieber ein Gaga-Greis als eine unbeliebte, profillose, schwache Rednerin, eine Opportunistin, die immer ihr Mäntelchen in den Wind hängt.

Das war noch vor wenigen Monaten die Entscheidungslage, lauthals begrüsst von (fast) allen Kommentatoren, die sogar daran herummäkelten, dass Biden sich wieder für Harris als Vizepräsidentin entschieden hatte. Könnte seine Wahlchancen nicht gerade steigern.

Man muss es der Journaille lassen. Sie braucht nicht einmal mehr eine Schrecksekunde (wie damals, als Trump wider all ihre Erwartungen Präsident wurde).

Von «Biden ist die beste Option gegen Trump» zu «Biden muss weg», von «Biden kann Trump schlagen» zu «Biden kann Trump nicht schlagen». Von «ein wenig merkt man sein Alter, aber der Mann ist immer noch kregel» zu «wie kann man nur so einen Gaga-Greis nochmal antreten lassen».

Von Harris war dabei höchstens am Rand die Rede. Bei Spekulationen über allfälligen Ersatz kam sie meistens als «okay, die Vizepräsidentin wäre auch eine Möglichkeit, aber doch eher unwahrscheinlich» vor.

Und jetzt? «Yes we Kam», Aufbruchstimmung, die wird Trump schlagen, die kann Trump schlagen, wir sind begeistert.

Aber glauben die Damen und Herren von Amstutz abwärts, von Münger aufwärts im Ernst, dass sie ihr Publikum noch ernst nimmt? Unterhaltungsprogramm, gut, das ist denkbar. Man hat ja heutzutage so wenig zu lachen. Aber sonst? Auch über Lachnummern kann man nicht ewig kichern.

Vor allem, wenn sie immer wieder die gleiche Nummer zum Besten geben: gestern sage ich das, heute dies, morgen jenes. Oder umgekehrt. Ist doch egal.

 

Biden ist überall

Warum treten nicht Journalisten reihenweise zurück?

Fast die gesamte Journaille war sich noch vor einem halben Jahr einig: Biden ist der richtige Kandidat, um Trump zu verhindern. Denn wenn Trump wieder an die Macht käme, drohte der Weltuntergang Nummer zwei. Nummer eins fand allerdings – zum grossen Erstaunen der Journaille – nicht statt.

Zuvor nahm die Journaille jeden kleinen Hoffnungsschimmer, dass Trump nicht nominiert werden könnte, zum Anlass für grosse und grossartige Analysen und Alternativszenarios. Als dann feststand, dass ein Gaga-Greis gegen einen Gröwa-Greis antreten würde, ein seniler Alter gegen einen Amok-Alten, wurde alles geschrieben, das Joe Biden gut aussehen liess, während so geschrieben wurde, als ob kein vernünftiger Mensch auch nur einen Moment darüber nachdenken könnte, Donald Trump zu wählen.

Unvorstellbar, wie die Journaille alle ihre Fehler wiederholt, die sie im Wahlkampf Hillary Clinton gegen Donald Trump begangen hatte. Herausragend war damals das Schweizer Farbfernsehen, dass noch bis tief in die Wahlnacht hinein von der Hoffnung nicht lassen wollte, der ersten US-Präsidentin gratulieren zu dürfen.

Nun ist Informationsvermittlung ein Geschäft wie jedes andere. Der Konsument hätte gerne für sein Geld einen Gegenwert. Wenn nun die Migros ständig saure Milch oder Coop fauliges Gemüse verkaufen würde, dann würden die Kunden zunehmend Reissaus nehmen. Auch wenn Migros und Coop betonten, dass ihre Produkte in Wirklichkeit superfrisch und von höchster Qualität wären.

Ähnliches geschähe, wenn Migros plötzlich einen halben Liter Milch für den Preis eines ganzen oder Coop ein Pfund Kartoffeln zum Preis eines Kilos anbieten würden. Mit der Begründung, dass zwar weniger drin sei, dafür aber viel konzentrierter, besser und kompakter.

Und dann gibt es noch etwas, was die beiden Grossverteiler nicht tun: ihre Kundschaft ständig mit den persönlichen Ansichten, Meinungen, mit der Bauchnabelschau des Managements und sogar der Verkäufer belästigen. Die Kunden mit guten Ratschlägen bedrängen, mit Aufforderungen, wie sie ein besseres Leben führen könnten, mit Schulmeistereien, wie inkludiertes, diskriminierungsfreies Sprechen und Schreiben ginge.

Bei dem, was die Journaille betreibt, ist es noch viel schlimmer. Gross in der Betrachtung des eigenen Bauchnabels, ganz klein in der Fähigkeit, ein Abbild der Wirklichkeit zu vermitteln, das einigermassen mit ferner Realität zu tun hat.

Dass Biden gegen Trump die Wahl zwischen Pest und Cholera wäre, musste eigentlich jedem USA-Kenner klar sein. Dass beide Kandidaten Personal in einem demokratischen Trauerspiel sondergleichen sind. Stattdessen gab es Durchhalteparolen für Biden und Unkenrufe Richtung Trump (Prozesse, vielleicht landet er noch im Gefängnis statt im Weissen Haus).

In solchen Meinungsstücken überboten sich die Korrespondenten der Süddeutschen und der einsame Korrespondent von Tamedia. Ringier zählt sowieso nicht, die lassen ihre US-Berichterstattung von einer Anfängerin plus dem altbackenen Peter Hossli bestreiten, der auf so originelle Ideen wie eine Reise durch die abgehängten Gegenden der USA kommt. Die NZZ schliesslich geht ihrer Lieblingsbeschäftigung bei solchen Fragen nach: sie eiert.

Es ist menschlich verständlich, dass all diese Journaille, die sich in der USA-Berichterstattung von einer Fehlanalyse zur nächsten hangelt, nicht aus Einsicht in die eigene Unfähigkeit selbst entlässt. Denn wovon soll man denn leben, wenn man nichts anderes gelernt hat und selbst dieses Handwerk nicht beherrscht?

Es ist aber weder menschlich noch sonstwie verständlich, wieso die Journaille die gleichen Fehler immer wieder begeht. Ungefähr die Hälfte der US-Stimmbürger zu Volltrotteln erklärt und darauf hofft, dass die andere Hälfte die grössere ist und selbst einen Biden, eine Harris oder wen die Dummdemokraten nun aufstellen, brav wählen wird.

Man bekommt fast Mitleid mit Biden, wenn man zusieht, wie seine unverbrüchlichen Kampfgenossen in den Medien, die am liebsten nicht mehr daran erinnert werden möchten, was sie noch vor Kurzem schrieben, nun auf dem Absatz kehrtmachten und auf ihn eindreschen. Aber erst, als sich die Zeichen mehrten, dass die wichtigsten Entscheidungsträger bei den Demokraten von Biden abrückten. Nein, das ist nicht die Parteileitung, schon gar nicht die Parteibasis. Das sind die Grossspender und die Grossspendensammler.

Also ein sehr demokratisch legitimiertes Häufchen.

Was allerdings verwundert: diese immer wieder krachend scheiternden USA-Analysten, Kenner und Spezialisten und Korrespondenten können weiterhin vor eigener Bedeutungsschwere  kaum geradeaus laufen. Aber zu Selbstkritik, zur Besserung, zur Einsicht, dass eine ideologische Brille hinderlich ist, dazu gelangen sie nicht.

Noch weniger wird ihnen bewusst, wie unglaublich lächerlich sie sich machen. Wie sie in des Kaisers neuen Kleidern daherstolzieren, während das Publikum prustet und lacht: die sind doch nackt.