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Die Sprachpolizei ist auch dabei

Büne Huber ist ein auch bei Linken gern gehörter Sänger. Eigentlich.

Patent Ochsner ist mal wieder auf Tour. Johannes Reichen schleicht sich heimtückisch an: «Wo immer Huber auftritt, fliegen ihm die Herzen der Fans zu.» So schwärmt der «Journalist», der «arbeitet bei der Regionalredaktion von Berner Zeitung und Bund».

Das lastet ihn aber nicht ganz aus, im Nebenberuf ist er Sprachpolizist. Und in dieser Funktion muss er energisch einschreiten: «Eher nicht ins Bild passt da eine Episode, die sich jetzt allabendlich auf der Bühne zuträgt. Den Anlass gibt der neue Song «Mama Be», den die Band im Oktober als erste Single des kommenden Albums veröffentlicht hat und nun live vorträgt.»

Die Band trägt bei Konzerten Songs live vor? Wahnsinn. Aber dann wird’s ganz schlimm.

«Begleitet von dumpfen Pianoklängen, spult Huber die Zeit zurück und erzählt von Madagaskar. «Wir haben dort sechs Konzerte gegeben, in Fussballstadien, 40’000, 50’000 Zuschauer jeden Abend», spricht Huber ins Mikrofon. «Man hat von diesen aber nicht wahnsinnig viel gesehen, das Stadion war dunkel, die Lichtmaschine eher schwach, die erste Reihe bestenfalls.» Dann setzt Huber zur Pointe an: «Und von denen auch nur die Zähne.» Anschwellendes Gelächter im Publikum. Der Scherz zündet.»

Bis hierher noch alles normal, wobei man bereits dunkel (ui) ahnt, dass sich schwarze (ui ui) Gewitterwolken über Huber zusammenbrauen. Zunächst aber hat Reichen gnadenlos recherchiert: «Diese Zeitung hat mit mehreren Menschen gesprochen, die an vorangegangenen Auftritten anwesend waren. Aus ihren Aussagen wird deutlich, dass der Witz zu Hubers neuem Standardrepertoire gehört.»

Dann die Publikumsbefragung. «Das ist mir auch aufgefallen. Ich fand es seltsam … Meine Kollegin sagte zu mir, das sei aber rassistisch … Das war nicht sehr feinfühlig … Ja, die weissen Zähne. Ich fands lustig, es ist ja wirklich so

Aber damit lässt es Reichen nicht bewenden. Er hat sogar den Journalisten ausgegraben, der 1995 (!) die Band nach Madagaskar begleitete. Der erinnert sich, «dass die Stadien nicht so ausgeleuchtet gewesen seien, «wie wir das hier kennen». Dass man nichts ausser den Zähnen gesehen habe, sei falsch, «aber diese künstlerische Freiheit möchte ich niemandem absprechen»».

Dann verzweifelt Reichen fast: «Negative Reaktionen hat die Band bis jetzt keine erhalten.» Aber da kommt Reichen. Schlimmer noch, Huber selbst zeige keinerlei Unrechtsbewusstsein: «Als Person, die in der Öffentlichkeit stehe, müsse er sich mit der «wachsenden Empörungskultur» abfinden. Huber findet, hier werde der Versuch unternommen, «eine Geschichte aufzublasen, die vor allem eines ist: selbstironisch»». Wo Huber recht hat, hat er recht. Aber Reichen in seinem Lauf hält keiner auf.

Was tun im Kampf um eine rassismusfreie Sprache? Einen Mohrenkopf essen? Niemals, Reichen bleibt am Ball: «Seit ein paar Jahren wird auch in der Öffentlichkeit über das koloniale Erbe der Schweiz diskutiert. In Bern löste etwa ein Wandbild im Schulhaus Wylergut, das als rassistisch und «toxisch» erkannt wurde, eine intensive Debatte aus.»

Da sucht Reichen Hilfe bei Fachleuten. Bei der «Beratungsstelle gegen Gewalt und Rassismus» (den Spruch «empfänden manche Menschen als rassistisch», Huber selbst sei das aber nicht). Und eine GLP-Grossrätin ergreift die Gelegenheit für ein paar antirassistische Schlagzeilen: «Sie findet den Scherz «äusserst plump»». Schlimmer noch: «Witze über Körpermerkmale von anderen sind ganz selten lustig». Aber immerhin, Huber sei «kein Rassist aus Überzeugung»».

Es ist doch wunderbar, dass Tamedia, neben allen Sparmassnahmen, einem Mitarbeiter Gelegenheit gibt, einen solchen Pipifax zum Elefanten (zu einem weissen, selbstverständlich) aufzublasen. What a bullshit, würde Trump sagen, und recht hätte er.

Im eher schläfrigen Lied «Mama Be» singt Huber: «Morn tuet’s üs nümm gliich fescht weh». Hätte sich Reichen zu Herzen nehmen können. Man fragt sich allerdings, ob BZ neuerdings für «Blöde Zeitung» steht.

Darf man nun weisse Hautfarbe nicht mehr als käsig bleich bezeichnen? Oder gelten solche Sensibilitäten und Wortverbote nur für, nun, für PoC, People of Color? Da kann ZACKBUM aus eigener Erfahrung auch einen Sprutz Rassismus beitragen.

Wenn einem auf stockdunkler Strasse auf der falschen Strassenseite auf dunklem Velo ohne Licht ein, nun ja, pigmentös Herausgeforderter, also auf Deutsch ein Schwarzer entgegenradelt, ist man als Autofahrer sehr froh, wenn er dabei freundlich lächelt … Das kann Leben retten.