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Muppet Show Tamedia

Will der Coninx-Clan noch ernstgenommen werden?

Alle Nostalgiker, die die wundersame Welt der Muppets vermissten, haben einen Realersatz gefunden. «Applaus, Applaus», würde Kermit fuchtelnd fordern, Bühne auf für die Karikaturen eines seriösen Bezahl-Journalismus.

Zunächst gibt es da mal die Recherchier-Truppe, die eins ums andere Mal versucht, aus gestohlenen Geschäftsunterlagen Profit zu schlagen. Mit grossem Trara werden «Leaks» und «Papers» verkündet. Immer geht es um Blutgelder, Diktatoren, weltweite, schmutzige Geldströme.

Bis der Skandal jämmerlich verröchelt. Weil halt nix dran ist. Nebenbei entstehen Kollateralschäden – wie das Schicksal des Geschäftsmanns Jean-Claude Bastos. Beschuldigt, ruiniert, fertiggemacht. Dass am Schluss nichts, aber überhaupt nichts an den Anschuldigungen dran war – was soll’s, die nächsten Papers warten.

Inzwischen jammert sogar Tamedia selber über einen «Skandal, der keiner wurde». Dabei war der Name «Pandora Papers» doch grossartig. Dumm gelaufen.

Sexismus an den Pranger gestellt

Dann sammeln zwei Rädelsführerinnen Unterschriften für einen internen Appell, in dem Männer auf Redaktionen als Sexistenschweine denunziert werden. Es herrschten demotivierende, unerträgliche Arbeitsbedingungen.

78 Frauen unterzeichnen, angehängt ist eine lächerliche Liste von anonymisierten Behauptungen zu Übergriffen. Adressiert ist das Schreiben an die Geschäftsleitung des Hauses. Zeitgleich wird es aber via Jolanda Spiess-Hegglin an die Öffentlichkeit gespült. Die sich ihrerseits darüber beklagt, von Tamedia fertiggemacht zu werden.

Keine der 78 Anklägerinnen ist in der Lage, auf Anfragen zu reagieren; die Untersuchung der Vorwürfe soll zuerst durch eine Mitunterzeichnerin erfolgen, dann extern. Seither ist Grabesruhe zum Thema.

Ach nein, die (männliche) Führungscrew verspricht, dass 40 Prozent Frauenanteil auf allen Hierarchiestufen das Ziel sei. Qualifikation durch Geschlecht; darauf verlassen einige Mitarbeiter mit Pimmel das Haus, weil sie keine Karrierechancen mehr sehen.

Und Frauen mit einem ganz dünnen Rucksack wie Kerstin Hasse erklimmen eine neugeschaffene Position als Chefredakorin für Luft und Laune.

Immer mehr Texte – auch gerne mal über Katzen – werden von der «Süddeutschen Zeitung» übernommen – und auch gerne in den Sand gesetzt.

Der schmatzende Skandal

Ein leitender Redaktor namens Marc Brupbacher beschimpft Bundesräte und Regierende in den übelsten Tönen, kündigt wieder und wieder den Untergang an, sieht den Zusammenbruch des Gesundheitssystems glasklar voraus. Das letzte Mal Mitte Dezember, dann verstummt er verbittert (oder hat endlich einen Maulkorb gekriegt). Um wiederaufzuerstehen mit der Meldung, dass er seine Kinder in Deutschland impfen liess. Die Ärmsten.

Der ehemalige Leiter des ehemaligen Wissen-Bundes schimpft über schmatzende Mitreisende im ÖV. Mein Gott, Walter. Assistiert wird er dabei von einem willfährigen Wirtschaftsredaktor, der sich darüber echauffiert, dass Mitreisende doch tatsächlich «Kaffee in kleinen Schlückchen» zu sich nehmen. Anstatt ihn brandheiss runterzustürzen.

Schliesslich setzt ein produzierender Sesselfurzer zur Kollegenschelte an und pinkelt eine Reportage des ausgezeichneten Journalisten Kurt Pelda an. Nicht, dass er daran inhaltlich etwas aussetzen könnte. Aber die ganze Richtung passt ihm nicht, skrupellose Menschenschlepper im Mittelmeer, wahre Massenmörder, dürften keinesfalls «verteufelt» werden. Da zeige sich bei Pelda, ja bei der Schweiz, der ganzen EU, eine «Geschichtsvergessenheit», doziert Hobbyhistoriker Jörg Dietziker.

Während dieses Drehbuch einer grandiosen Muppet Show aufgeführt wird, schaut die Führungscrew stumm und tatenlos zu. Nicht ganz, sie hat sich präventiv bei den erregten Tamedia-Frauen entschuldigt, Betroffenheit geheuchelt und Besserung gelobt. Obwohl bis heute kein einziger Vorwurf belegt oder bewiesen wäre, die extra dafür zuständige interne Beschwerdestelle keine einzige Klage bearbeiten musste.

Intern spielen inzwischen viele Waldorf und Statler, haben sich auf den Balkon zurückgezogen und motzen intern gelegentlich rein. Aber schön leise, denn nach der Sparrunde ist vor der Sparrunde.

Bei Ringier drüben schafft es CEO und Mitbesitzer Marc Walder im Solo, Glaubwürdigkeit und Vertrauen zu verspielen, indem er ungeniert («das sollte aber unter uns bleiben») verkündet, dass er selbstverständlich weltweit Direktiven ausgibt, wie Themen zu behandeln seien.

Bei Tamedia, so viel alter 68er-Geist muss noch sein, ist’s die Leistung des ganzen Kollektivs.

Es ist aber gar nicht komisch

Unterschiede zur Muppet Show: die war gratis anzuschauen. Die war auch entschieden lustiger. Und so menschlich die Puppen auch wirkten: es war nur ein Spiel. In den Häusern der Medienclans Coninx-Supino und Ringier-Walder ist es aber blutiger Ernst.

Die Frage bleibt: weil die Leser in Scharen davonlaufen, müssen diese Trümmelshows wirklich mit einer Milliarde Steuergelder subventioniert werden? Wenn das Schauspielhaus den «Zerbrochenen Krug» aufführt, wäre das entschieden billiger – und ebenfalls komischer.

Schliesslich ist doch die einzige Frage, die in all diesem Gehampel wirklich interessiert: Kriegt Kermit nun seine Miss Piggy oder nicht?

Wenn dir dein Produzent in die Fresse haut

Lustige Zustände bei Tamedia: Pelda berichtet, Dietziker  beckmessert.

Das muss man auf der Zunge zergehen lassen. Kurt Pelda ist unbestritten einer der besten Reporter der Schweiz. Im Nahen Osten überall im Einsatz, unter Lebensgefahr und mit beeindruckenden Reportagen. Ein profunder Kenner der Gegend und des Fundamentalismus. Zurzeit noch für Tamedia.

Jörg Dietziker ist ein mittelmässiger Produzent, seit Urzeiten bei Tamedia am Schreibtisch sitzend. Dort entweder die Entlassung oder die Frühpensionierung erwartend.

Nun hat Pelda, wie immer gut dokumentiert, einen ausführlichen Artikel über das üble Zusammenspiel zwischen Seenotrettern im Mittelmeer und Schlepperbanden geschrieben. Das ist nicht das erste Mal, dass diese mehr als anrüchige Komplizenschaft thematisiert wird.

 

Zusammen mit seinem Kollegen Ayoub Al Madani hat Pelda wieder einmal genügend Belege zusammengetragen: «Das Mittelmeer ist zum Massengrab geworden für Menschen, die nach Europa migrieren wollen. Das hält manche Hilfsorganisationen aber nicht davon ab, mit Menschenhändlern zusammenzuarbeiten.»

Inhaltlich gibt es am Artikel nichts zu meckern. Das konstatiert auch Dietziker einleitend: «Der Text von Pelda beginnt faktengerecht.» Da ist der Journalist sicher froh, dass ihm der Sesselfurzer aus der Produktion das zubilligt.

Geht mit dem Beckmesser auf die eigenen Leute los.

Aber das bleibt das letzte freundliche Wort von Dietziker. Von jetzt an haut er dem eigenen Tamedia-Mitarbeiter kräftig eins in die Fresse:

«Dann wird das Ganze zu einem unappetitlichen Mischmasch.»

Der Spezialist für Seenotrettungen Dietziker weiss nämlich: «Zudem ist die Verteufelung der Schlepper, auch wenn es darunter sehr zwielichtige Figuren hat, der falsche Ansatz.»

Dann kommt, so sicher wie der Furz nach dem Essen einer Zwiebel, der Nazivergleich. Denn Juden hätten schliesslich auch Schlepper geholfen, weiss Historiker Dietziker. Damit steht sein Urteil über «die EU, die Schweiz – und Herr Pelda» fest: alle drei «blenden in ihrer Geschichtsverleugnung solche Tatsachen gerne aus

Dann wird Dietziker noch ganz persönlich

Dieziker in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf; nun wird’s noch ganz schäbig und persönlich: «Der gute Herr Pelda füllt bald wieder die Lücke des schlechten (Philipp) Gut.» Das nennt man mal ein elegant gesetztes Bonmot. Aber Dietziker kann noch einen drauflegen: «Gut, der während seiner Zeit in Möppels Biotop der nützlichen Idioten mehrfach wegen übler Nachrede verurteilt wurde.»

Dass er nützlich sei, das hat Dietziker nun noch niemand vorgeworfen. ZACKBUM erinnert sich, dass der Produzent schon vor Jahren durch beklagenswerte Unfähigkeit auffiel. Aber deswegen wäre niemand auf die Idee gekommen, mit seinem Namen Schindluder zu treiben.

Hier erreicht der Wahnsinn im Hause Tamedia eine neue Qualität. Zumindest ist es ZACKBUM nicht bekannt, dass schon vorher einmal ein Produzent einem Reporter des eigenen Blatts dermassen und öffentlich über den Mund gefahren wäre.

Besonders putzig ist das Verwenden von völlig sachfremden Behauptungen, weil Dietziker immerhin intelligent genug ist, die Faktentreue und den Kenntnisstand von Pelda nicht anzuzweifeln.

Abmahnung oder gleich fristlose Entlassung?

Von all dem hat der Herr Produzent keine Ahnung, aber, wie es sich für das Haus Tamedia gehört, zu alldem eine Meinung. Die Verteufelung von Schleppern, die Hunderte, wenn nicht Tausende von Menschenleben auf dem Gewissen haben, sei der falsche Ansatz, donnert Dietziker. Also ist der richtige, sie anzuhimmeln? Das wäre wohl das Gegenteil von verteufeln.

Als wäre das nicht schon schräg genug, wirft er dann gleich der EU, der Schweiz und natürlich auch «Herrn Pelda» vor, sie blendeten etwas aus, was gar nie Thema war, und das sei dann «Geschichtsverleugung».

Das müsste eigentlich schon für eine strenge Abmahnung reichen. Dass er in einem verunglückten Wortspiel mit Namen dann noch drauflegt, dass Gut «jetzt PR-Berater» sei und «nach wie vor jenseits von … na ja, Sie wissen schon … und böse – genau wie der gute Pelda», das sollte eigentlich für eine fristlose Entlassung reichen.

Der Gründe gäbe es genug

Zunächst einmal, weil man von einem Produzenten doch erwarten könnte, dass er nicht an der deutschen Rechtschreibung scheitert, dieser bösen. Dann, weil es doch wohl nicht angehen kann, dass ein Mitarbeiter einen anderen öffentlich dermassen anpinkelt.

Hätte es faktische Fehler zu bemängeln gegeben, wäre das wohl ein Thema für eine interne Auseinandersetzung gewesen. Wie Dietziker aber einräumt, gibt es die nicht. Sondern er ledert einfach über einen Kollegen ab, weil ihm die Aussage dessen Artikels nicht passt. Dagegen kann Dietziker zwar keine Argumente anführen, das versucht er aber durch Polemik, Häme und furchtbar verhauene Sprachscherze zu ersetzen.

Sollte Tamedia in irgend einer Form noch Wert darauf legen, ernst genommen zu werden, kann so eine Illoyalität nicht geduldet werden. Natürlich wäre auch eine öffentliche Entschuldigung fällig, wenn jemand in diesem Saftladen noch etwas Rückgrat zeigen will.

Als Philipp Loser im Auftrag seines Herrn einen Konkurrenten und dessen Verlag madig machte und sich dafür entschuldigen musste, war das immerhin ein Versuch, einen Mitbewerber runterzuschreiben. Aber einen Kollegen?

Man stelle sich nur vor, dass Dietziker auch beim Produzieren von Texten dermassen nassforsch seine unqualifizierte Meinung reinmecht. Da muss doch jeder Tamedia-Schreiber echt Schiss kriegen, dass sein Werk diesem aufgeblasenen Rechthaber in die Hände fällt.