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Pfuimedia

«Fairmedia» heissen, für «fairen Journalismus» sein wollen. Theoretisch.

Es gab Zeiten, da raffte sich der Verein «Fairmedia» sogar noch zu Antworten auf Anfragen auf. Das zeugte immerhin von einem minimalen Verständnis von Fairness und Anstand.

«Fairmedia», die sich eigentlich für die kleinen und hilflosen Opfer der Medien einsetzen wollen, machten eine ganze Unterseite frei, um sich in den Dienst von Jolanda Spiess-Hegglin zu stellen. Als «Team Jolanda» sollten auf einer extra gebastelten und auf der Homepage prominent angekündigten Seite Spendengelder gesammelt werden.

Zu welchem Zweck? Nun, damit JSH einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen – aussichtslose, aber teure Prozesse zu führen – weiter nachgehen kann. Aber oh Schreck, plötzlich ist der Link verschwunden:

Zwischen «Aktuell» und «Beratung» war da mal was …

Nur geübten Recherchierjournalisten gelingt es, den Hinweis aufzuspüren. Er befindet sich jetzt auf Seite 3 unter «Aktuell»:

Geschrumpftes und verstecktes Crowdfunding.

Immerhin, mag man denken, aber der Rechercheur forscht natürlich weiter und klickt auf «Details». Eine neue Seite öffnet sich:

Man wähnt sich fast am Ziel und klickt auf den Link zur «Kampagne #TeamJolanda». Aber was ist das:

Man ist noch nicht bang, denn nicht nur hier verspricht «Fairmedia»:

«Gerne schaffen wir Transparenz.»

Genau dazu hat ZACKBUM Gelegenheit gegeben und die einfache Frage eingereicht, warum diese Seite denn verschoben und verschwunden sei. Üppige Antwortfrist, sauber identifiziert mit Absender und Ansprechpartner.

Gerichtet an den einzigen Mitarbeiter von «Fairmedia», der per E-Mail erreichbar ist, der «Geschäftsführer» Jeremias Schulthess. Er sei «die erste Ansprechperson … für alle Fragen rund ums Thema Medienethik und Medienrecht». Das täuscht aber, denn er schweigt verkniffen. Nicht zum ersten Mal straft er eine Anfrage von ZACKBUM mit Nichtbeachtung.

Ein Verhalten, das in den angebotenen «Medientrainings» sicherlich aufs schärfste verurteilt und angeprangert wird. Gerne hätte man die zahlreichen Mitglieder des Vorstands oder des «Patronatskomitee» gefragt, was die von diesem merkwürdigen Verhalten halten. Aber so transparent ist der Verein denn auch nicht, dass er sachdienliche E-Mail-Adressen zur Verfügung stellen würde.

Ist nun JSH auch hier in Ungnade gefallen? Wird es noch einsamer um sie? Will «Fairmedia» nicht mehr länger Geld für sie einsammeln? Oder sind die Geldtöpfe so prall gefüllt, dass eine Pause not tut? Das wüsste man gerne, erfährt aber bei den Sittenwächtern des fairen Umgangs in den Medien nichts.

Kommentar überflüssig. Geschäftsführer überflüssig. Verein überflüssig.

Wer stoppt «Fairmedia»?

Angetreten, um kleinen Opfern gegen grosse Medienhäuser zu helfen, ist «Fairmedia» inzwischen völlig von der Rolle.

Papier ist geduldig, aber knapp. Der Platz im Internet leider nicht. Also spuckt «Fairmedia» dort grosse Töne: «Der unabhängige Verein versteht sich als Kompetenzzentrum in Medienrecht und Medienethik und gibt zu diesen Themen auch Kurse und Trainings an Institutionen und Schulen

Ihr freiwilliger Beitrag für ZACKBUM

Was macht das Kompetenzzentrum noch? «​​​​​​​Wir helfen Ihnen dabei, eine Beschwerde beim Presserat einzureichen, eine Gegendarstellung einzufordern und bieten Unterstützung bei allen Fragen rund um Medienethik und Medienrecht.»

Noch gesalbter hat’s die neue Präsidentin Catherine Thommen: «Fairmedia mischt sich aktiv in die Debatte ein und setzt sich für die Einhaltung der journalistischen Grundregeln ein.»

Wunderbare Theorie, konträr dazu die Praxis

«Einhaltung journalistischer Grundregeln»? Wenn der Geschäftsführer der Gurkentruppe eine Behauptung einer anonymen Gurkentruppe namens «Megafon» für bare Münze nimmt, dass die «SonntagsZeitung» angeblich eine «Anhängerin der QAnon-Sekte» porträtiere, ohne das im Text zu erwähnen.

Einfach abgeschrieben und für bare Münze genommen.

Hat Jeremias Schulthess mit der angeblichen Sektiererin gesprochen? Hat er mit der Autorin des Artikels gesprochen? Hat er die banalsten handwerklichen Regeln eingehalten? Hätte er das getan, wie ZACKBUM, hätte er immerhin einräumen müssen, dass sich die so Geschmähte dagegen verwahrt. In anständigem Journalismus bekommt der Angepinkelte immer Gelegenheit zur Stellungnahme.

So wie Schulthess von ZACKBUM, dazu später. Aber hier?

Nichts, null, kein Anstand, keine Ehre, Schmierenjournalismus, copy/paste. Eigentlich ein Fall für «Fairmedia».

«Kompetenzzentrum in Medienrecht und Medienethik»? Was sagt das Kompetenzzentrum denn, wenn eine in der Öffentlichkeit stehende Netzaktivistin schon wieder einen Prozess verliert? Wenn im Urteil des vorangehenden deutsch und deutlich steht: «Alle Anträge abgelehnt?» Dann behauptet das Kompetenzzentrum, das sei anders.

«Helfen bei Beschwerden an den Presserat»? Am liebsten verfasst aber Schulhess, obwohl eingestandenermassen juristisch nicht vorbelastet, selber Beschwerden an den Presserat. Die sind entsprechend lachhaft.

Aktiv Spenden sammeln und Spenden sammeln und …

Schliesslich mische sich «Fairmedia» aktiv in die Debatte ein. Das stimmt immerhin, nur an der Seite der falschen Person. Denn bereits zum zweiten Mal, diesmal sogar mit eigener Webseite, sammelt «Fairmedia» Geld für eine konfliktlive Bewirtschafterin des eigenen Themas mit eigenem Fanclub, die es nun wahrlich nicht nötig hätte, dass dieser Verein sich in die Vollen wirft, um für sie Kohle einzutreiben.

Das sehen selbst ihre ehemaligen Co-Präsidentinnen inzwischen anders …

Zunächst einmal 60’000, damit angeblich Prozesse um Gewinnherausgabe weitergeführt werden könnten. Wie genau wurde das Geld denn verwendet? Da wird Schulthess ganz schmallippig:

«Gegenüber unseren Spender:innen kommunizieren wir transparent über die Verwendung der Spendengelder.»

Und was genau soll mit der Kohle passieren, die aktuell vom «Team Jolanda» aka «Fairmedia»,  gesammelt wird? «Wenn JSH in diesem Verfahren vor BGer erfolgreich ist, resp. etwas von dem Geld übrig bleibt, kann dieses Geld für andere juristische Auseinandersetzungen zugunsten von JSH und/oder anderen „Medienopfern“ verwendet werden.»

Das ist mal eine transparente Zweckbestimmung von Spendengeld, aber hallo.

Lernfähig, offen für Korrekturen? Niemals

Ist «Fairmedia» wenigstens einsichtsfähig, korrigiert man Fehler? Zum Beispiel die QAnon-Verleumdungs-Ente? «Den Vorwurf, wir würden Falschmeldungen verbreiten, kann ich leider nicht nachvollziehen. Alle Aussagen in unserem Beitrag werden sehr klar und transparent belegt.»

Korrektur der Fehlmeinung, die von «Fairmedia» unterstützte Person habe eine Prozess gewonnen, den sie in Wirklichkeit verloren hat? «Sie ist entgegen Ihrer Aussage beim «Blick»-Urteil nicht «gescheitert». Das Zuger Obergericht gab ihr in den wesentlichen Punkten recht.»

Oder wie das im Urteil steht:

«Die Berufung der Klägerin (eben der Schutzbefohlenen von «Fairmedia») wird abgewiesen.»

Man muss nicht einmal einen Hörsaal besucht haben, in dem vorher eine Jus-Vorlesung stattfand, um zu kapieren: abgewiesen heisst abgewiesen. Abgelehnt. Verloren. In allen wesentlichen und in allen unwesentlichen Punkten.

stop it, «stopittamedia.ch»

Auf einer anonymen Webseite namens «stopittamedia.ch» wurden Unterschriften gegen den Medienkonzern gesammelt – und fleissig auf allen Kanälen von interessierten Kreisen dafür getrommelt. Nur: Die Webseite verfügte über keinen Ansprechpartner, keine Adresse, keinen Verantwortlichen. Man konnte nur seine Unterschrift absondern – und auf einen Spenden-Button drücken, der zu «Team Jolanda» von «Fairmedia» führte. Der Verein bestreitet aber, damit zu tun zu haben: «Wir haben keinen Aufruf in diese Richtung lanciert und befinden uns auch nicht unter den Unterstützer:innen des Aufrufs.»

Da aber solche anonymen Dreckeleien im Internet nicht mehr gehen, wurde die Webseite inzwischen gesperrt. Der Betreiber hatte sich geweigert, sich auf Aufforderung zu erkennen zu geben. Offenbar hatte er geglaubt, sich über einen deutschen Registrar und dessen US-Mutterfirma genügend verstecken zu können. Ein weiteres typisches Beispiel, wie interessierte Kreise anonym losballern – obwohl sie sonst immer so für Transparenz sind, nichts mehr hassen als anonyme Heckenschützen im Internet.

Damit sind natürlich alle angeblich über 1000 Unterzeichner angeschmiert. Sollten sich halt das nächste Mal besser überlegen, wofür sie ihre Unterschrift hergeben.

Wir fassen «Fairmedia» zusammen:

  • Kompetenzzentrum? Im Gegenteil, bedenklich inkompetent.
  • Kurse und Trainings? Die armen Studenten, fehlinformiert, fehlgeleitet.
  • Beschwerde beim Presserat? Macht der Verein lieber selber in eigener Sache.
  • Einmischung in die Debatte? Oh ja, aber auf welcher Seite und mit wem.
  • Einforderung journalistischer Grundregeln? Sicher nicht bei sich selbst.

Das ist ein Bild des Jammers, den dieser Verein abgibt. Dabei sind namhafte Persönlichkeiten dabei. Die eigentlich einen Ruf zu verlieren haben. Wollen die das?

Kein Problem mit «Fairmedia»?