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«Blick» fürs Wesentliche

Endlich mal Boulevard im Nicht-mehr-Boulevardblatt.

Man nehme einen Schnappschuss und mache das Beste draus:

Also eigentlich wäre damit so ziemlich alles gesagt, alles aufgepumpt, alles ins Absurde gesteigert. Aber he, da muss ja auch noch ein Artikel her. Also geht Flynn Müller ans gerät, der «People-Redaktor». Der melkt nun noch aus dem leeren Euter, was die Kuh hergibt. Einleitend wiederholt er, was schon der Lead sagt:

«Hat Mark Zuckerberg (40) ein Auge auf Lauren Sanchez (55), die Verlobte von Amazon-Gründer Jeff Bezos (61) geworfen

Nun, er hat ihr unverkennbar ins Dekolletee geglotzt. Genau dafür sind solche Ausschnitte samt Inhalt auch eigentlich da. Und damit wäre das Thema erledigt. Aber Hilfe, das ist ja selbst für «Blick»-Verhältnisse noch nicht genug, Also muss ein Nebenschauplatz eröffnet werden:

«Die Szene wurde im Netz heiss diskutiert. Auch über das Outfit von Sanchez wurde gesprochen. Viele seien der Meinung gewesen, dass ihr tief ausgeschnittenes Kleid in Kombination mit einem Spitzen-BH unpassend gewirkt habe

Gut, auch abgegrast, was denn nun noch? «Wenige Stunden nach dem Blick in Sanchez› Dekolletee wird der verheiratete Zuckerberg erneut ertappt. Er likt das Bild von Jeff Bezos› Verlobter auf Instagram, seiner eigenen Plattform.»

Aber Himmel hilf, was nun noch? «Jeff Bezos und Lauren Sanchez sind seit 2020 offiziell zusammen. Im Mai 2023 hatten sie sich auf seiner Yacht verlobt. Zuckerberg selbst hat sich bisher nicht öffentlich zu den Vorfällen geäussert.»

Eine solche Null-Story könnte man eigentlich nur durch den Einsatz von Ironie, Sprachwitz und unterhaltsamer Blödelei geniessbar machen.

Aber das sind halt alles Fremdwörter für die kompetente Mannschaft der glücklichen «Blick»-Familie. Ausserdem weiss man dort ja nie, wie weit man mit Anspielungen und dem Thema Sex überhaupt gehen darf, bis einen der Bannstrahl der Dame mit der extrabreiten Visitenkarte trifft. Denn die hat den «Blick» bekanntlich enteiert, auf dass er massenhaft Leser verliert und langsam, aber sicher in den Abgrund wankt.

Die bösen Oligarchen im Osten

 — und die guten im Wertewesten.

Von Felix Abt

Die Social-Media-Plattformen Facebook und Twitter entfernten etwa 150 gefälschte Profile, von denen einige als Medien getarnt waren und von denen sie vermuteten, dass sie vom Militär für psychologische Operationen, auch Psyops genannt, erstellt wurden. Die USA beschuldigen Russland und China seit langem, solche Operationen durchzuführen.

Es waren «Breaking News», die aufhorchen ließen, und man erfuhr es nicht vom «Spiegel», der «NZZ» oder der «Weltwoche», sondern von der «Washington Post» — ausgerechnet: Diese berichtete, dass das US-Verteidigungsministerium dabei erwischt wurde, wie es gefälschte Social-Media-Accounts betrieb, die falsche Nachrichten über die sogenannten «Feinde» der USA verbreiteten; beispielsweise Tweets, in denen von den besagten Pentagon-Trollen dann wahrheitswidrig behauptet wurde, der Iran entnehme afghanischen Flüchtlingen Organe. Es handelt sich dabei um eine sehr effektive Gräuelpropaganda, wie sie auch von der CIA und anderen US-Regierungsstellen gerne verbreitet wurde und wird, wann immer es gilt, die Massen innerhalb und außerhalb der USA zur Unterstützung ihrer Kriege zu bewegen. Die Brutkastenlüge lässt grüßen.

Es ist allerdings bemerkenswert, dass die altehrwürdige «Washington Post» heute zum Imperium von Amazon-Gründer Jeff Bezos gehört, der hochprofitable Milliardenverträge just vom Pentagon (und der globalen Überwachungsorganisation NSA) erhält, und dass Bezos seinen journalistischen Hofnarren erlaubt hat, die Missetaten seines wohl wichtigsten Kunden an die Öffentlichkeit zu bringen. Mehr noch: Die Zeitung berichtete nicht nur über den Fall, sie forderte auch dessen umfangreiche Aufklärung.

Bezos, einer der reichsten (westlichen) Oligarchen der Welt, ist längst eine feste Größe des gigantischen US-amerikanischen militärisch-industriellen Komplexes — und er hat im Gegensatz zu den meisten, wenn nicht sogar allen, russischen Oligarchen, sofern diese nicht im Kriegsgeschäft tätig sind, Blut an seinen Händen kleben. Dennoch ist es natürlich überaus angenehm und praktisch für ihn, dass er — im Gegensatz zu den bösen Russen — im «Werte-Europa» auf keiner Sanktionsliste steht.

Das US-Militär ist der größte Luftverschmutzer. Es könnte auch
einer der größten Verschmutzer der sozialen Medien sein.