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Andreas Tobler: eine Karriere

Statt wegen ständigen Fehlleistungen entlassen zu werden, wird der Mann befördert.

«Seit 2025 leitet er das Gesellschafts- und Debattenteam im Ressort Leben», verkündet Tamedia eine Trauerbotschaft. Tobler gehört zur Riege der ideologisch Verblendeten, die mit korrektem Gendersprech und lachhaften Anweisungen zur obligatorischen Verwendung von Sprachvergewaltigungen die Leser in Scharen vertreiben.

Er interviewt in Kammerdienerperspektive gerne ihm genehme Flachdenker wie Lukas Bärfuss, den Klaus J. Stöhlker korrekt als «in der Nemo-Klasse spielend» niedermacht. Der Holter-Polter-Poet, der schon längst einsitzen würde, wenn Sprachverbrechen bestraft würden, darf vermeintlich freche Sachen wie «Die UBS muss zerschlagen werden» sagen. Passt zum grimmigen Gesichtsausdruck des Dichterdarstellers, ist aber realitätsferner Radikalismus und Blödsinn.

Auch die Umweltaktivistin Luisa Neubauer (Spitzname «Langstrecken-Luise» wegen ihrer Vorliebe für weite Flugreisen) gehört zu seinen ständigen Gesprächspartnern, denen er den Teppich für Selbstdarstellung ausrollt: «Wie weiter mit dem Klimaktivismus?» Ganz kritisch, polemisch und demagogisch wird er hingegen bei seinen Feindbildern («Roger Köppel, Markus Somm und die internationale Weisswasch-Publizistik»).

In Bücklingshaltung gerät er hingegen, wenn er den deutschen Publizisten Michel Friedman Unsinn über die Schweiz palavern lässt – ohne mit einem Wort auf dessen Karriereknick einzugehen, als Saubermann Friedman mit jugendlichen Zwangsprostituierten und Koks in einem Hotelzimmer überrascht wurde.

Natürlich gehört auch der Krawall-Rabauke Jan Böhmermann zu Toblers Lieblingen. Dem eiferte Tobler schon nach, als er so unkundig wie nassforsch über die Bührle-Sammlung im Kunsthaus herzog.

In jedem Medium, das noch gewisse journalistische Standards hochhält, wäre Tobler nach all diesen Fehlleistungen spätestens dann entlassen worden, als der Gesinnungsjournalist inquisitorisch forderte: «Die Rammstein-Konzerte sollten abgesagt werden». Seine Begründung: «Nein, eine Absage der Rammstein-Konzerte in Bern hätte nichts mit Cancel-Culture zu tun. Aber nun braucht es eine Pause, um die schwersten Vorwürfe noch vertieft abklären zu können.»

Dabei eierte er: «Selbstverständlich gilt für Till Lindemann die Unschuldsvermutung, solange kein Verfahren eingeleitet und er nicht rechtskräftig verurteilt ist.» Andererseits solle man dennoch dem Sänger Berufsverbot erteilen, den Veranstalter der Konzerte in den Ruin treiben und Zehntausende von Zuschauern um das Konzerterlebnis prellen.

Als dann sämtliche Vorwürfe gegen den Sänger der deutschen Band in sich zusammenfielen, alle Strafuntersuchungen eingestellt wurden und dessen Anwälte diverse Organe (hier den «Blick») zu Entschuldigungsgestammel zwangen, was tat Tobler? Er schwieg feige.

Dabei schlaumeierte er noch: Ob man solche «Kunst, die gar keine Kunst mehr ist … noch irritationsfrei konsumieren» könne, fragte sich Tobler mit ungewohnter Sensibilität. Denn wenn es die Kunst gebietet, «Tötet Roger Köppel! Köppel Roger tötet!» zu texten, sah darin Tobler bloss eine «Künstleraktion».

Niemals wäre es Tobler in den Sinn gekommen, das Verbot der Aufführung des dazugehörigen Stücks im Zürcher Neumarkt zu fordern. Keinen Ton hörte man von ihm, als man seiner Logik folgend doch die weitere Herausgabe des «Magazins» unbedingt hätte unterbrechen müssen, bis die Vorwürfe gegen den ehemaligen Chefredaktor geklärt wären.

Damals schrieb ZACKBUM völlig richtig:

Tobler kann man nicht mehr ernst nehmen. Tobler ist weder behaftbar für sein Geseier, noch ist er bereit, Verantwortung dafür zu übernehmen. Er haut einfach was raus und hofft (nicht zu Unrecht), dass sich doch heute niemand mehr an sein dummes Gequatsche von gestern erinnert.

ZACKBUM forderte:

Wer solchen Unsinn verzapft, wer die Unschuldsvermutung mit Füssen tritt, wer künstlerische und wirtschaftliche Existenzen rücksichtslos vernichten möchte, ist eigentlich für ein sogenanntes Qualitätsmedium nicht mehr tragbar.

Aber Tamedia weiss eben, wie man den Journalismus auch 2025 weiter ins Elend treibt: fördern statt feuern, mehr Verantwortung für einen Verantwortungslosen. So einer soll das «Debattenteam» leiten können? Was für ein Team? Was für Debatten?

Wie stöhnt der ehemalige Tagi-Kulturjournalist Hans Jürg Zinsli schmerzvoll auf: «rasch das neue Tagi-Impressum angeschaut und wünschte, hätte es nicht getan. good night and … good night». Dort sollen inskünftig sieben Journalisten unter Tobler leiden. Wetten, dass es sehr bald einige weniger sind? Und wetten, dass das genau die Absicht des Qualitätsmeuchlers Simon Bärtschi ist, der publizistischen Leiter nach unten?

Hier wächst zusammen, was zusammen gehört. Ein Nichts leitet ein Nichts, ein demagogischer Polemiker ohne Verantwortung oder wenigstens Einsicht im Nachhinein soll das völlige Fehlen von Debatten im angeblichen Podiumsorgan konsequent weiterführen. Bis zum bitteren und absehbaren Ende.

Das Wort Realsatire ist viel zu schwach für eine solche Redaktions- und Leserverarsche.

Grauenhaft

Was passiert, wenn der Brachialpolit-Aktivist und Andreas Tobler aufeinandertreffen? «The Horror», würde Marlon Brando sagen.

Jan Böhmermann ist – gelinde gesagt – umstritten. Ob er sich mittels eines geschmacklosen Gedichts mit dem türkischen Machthaber anlegt, ob er regelmässig offenkundigen Unsinn verzapft wie den, dass ein AfD-Politiker am Oktoberfest eine Runde Champagner mit 200 Flaschen bestellt haben soll – regelmässig ist er in Rechtshändel verwickelt, die er dank der wohlbestückten juristischen Abteilung des öffentlich-staatlichen Rundfunks locker wegstecken kann.

So unterstellte er dem ehemaligen Präsidenten des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik Nähe zu russischen Geheimdiensten. Damit erlitten er (und das ZDF) vor Gericht eine bittere Niederlage; Fake News.

Über den wirren, missionarischen und unausgegorenen Gast-Beitrag Böhmermanns in der «Zeit» urteilte noch der gleiche «Tages-Anzeiger», die Zeilen des sogenannten Komikers hätten «die intellektuelle Schärfe eines Butterbrots».

Nun kommt Böhmermann in die Schweiz, also eine gute Gelegenheit, ihm auf den Zahn zu fühlen. Der Lead in der «SonntagsZeitung» verspricht immerhin: «Im Gespräch nimmt er Stellung zur Kritik an seiner Arbeit». Das ist aber ein leeres Versprechen, so wie die Behauptung Böhmermanns, dass seine Politverarsche lustig sei.

Denn Andreas Tobler (welche Fehlbesetzung für dieses Interview) versucht es nun mit Fragen, weich wie ein gut gewässertes Butterbrot.

Hier kann Böhmermann nun unwidersprochen blanken Unsinn verzapfen. Was passiere bei seinem Gastspiel in der Schweiz? «Wir reichen uns die Hand über den Graben und schauen, was das andere politische Lager so zu bieten hat.» Das hat immerhin einen gewissen Charme einer Realsatire. Denn im Vergleich zu Böhmermann arbeitet selbst Andreas Glarner mit ganz feiner Klinge.

Wie Böhmermann Kritiker seiner Sendung verortet, lässt auch an Realitätsferne nichts zu wünschen übrig: «In Berlin hatten wir bei einem unserer letzten Auftritte eine grosse Demo gegen unser Konzert. Da haben sich Querdenker, Rechtsextreme und Verschwörungsmystiker zusammengeschlossen.»

Aber dann rafft sich Tobler zu einer pseudokritischen Frage auf. Pseudo deswegen, weil er das scheunentorgrosse Loch in Böhmermanns Antwort nicht für eine einzige kritische Nachfrage verwendet. Tobler sagt, natürlich abgedämpft durch «viele nehmen Sie anders wahr», dass Böhmermann ein politischer Aktivist sei:

«Aber das Bild ist falsch. Das «ZDF Magazin Royale» ist nichts anderes als eine sehr gut recherchierte, extrem mühevoll hergestellte, auf Faktentreue bedachte, von vielen schlauen und kreativen Menschen gemeinsam verfasste und aufgeführte Meinungskolumne. Also im Grunde das genaue Gegenteil von dem, was Roger Köppel alle zwei Tage auf seinem «Weltwoche»-Blog rausballert.»

Das tut Köppel sogar täglich, aber das ist der gut recherchierenden, auf Faktentreue bedachten Redaktion um Böhmermann offenbar entgangen.

Aber während sich bei diesem «Interview», das den Namen nicht verdient, zwei Gesinnungsgenossen in den Armen liegen und den Leser in den Schlaf wiegen, hört sich der Original-Böhmermann, wenn er die Hand zu Andersdenkenden reicht, so an:

«Sackdoof, feige und verklemmt
ist Erdogan, der Präsident.
Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner,
selbst ein Schweinefurz spricht schöner.»

Über Maybrit Illner schnödete er, dass die fleissig AfD-Mitglieder in ihre Talkshow einlade, damit sie selbst nach deren Machtergreifung weiterhin eine Sendung habe.

Auch vor billigsten Scherzen schreckt er nicht zurück: «Die letzte deutsche Produktion, die im Ausland so sehr in der Luft zerrissen wurde, war von Messerschmitt

Auch unübertroffen geschmackvoll:

«Nicht immer die Nazi-Keule rausholen, sondern vielleicht einfach mal ein paar Nazis keulen.»

Ebenfalls geschmackssicher: «Die Queen ist tot und auch Putin ist vergänglich.»

Auch vor Resultaten demokratischer Wahlen hat er nicht wirklich Respekt, wenn sie ihm nicht passen: «Wer hat die durchgeknallten, rechtsextremen Corona Leugner in den Reichstag gelassen? Etwa wir alle bei der letzten Bundestagswahl

Es hätte allerdings genug Material gegeben, um «Kritik an seiner Arbeit» zu untermauern. Aber doch nicht Tobler. Der findet auch einen Mordaufruf gegen Köppel ganz okay, sei doch nur ein «Theatermord». Ansonsten kümmert er sich seitenlang um Sprachvergewaltigung und Leserquälung mit Gender-Sternchen und ähnlichem Unfug. Drischt faktenfrei auf die Bührle-Sammlung im Kunsthaus ein. Und interviewt den Bruchpiloten Böhmermann in sanfter Umarmung zweier Gesinnunsgenossen.

Sicher, der arme Arthur Rutishauser als Chefredaktor ohne Redaktion kann sich auch nicht um alles selber kümmern. Aber solchen Schrott hätte er früher nicht in seine SoZ gelassen.

Wumms: Jan Böhmermann

Schweizer Humoristen und der Brachialsatiriker aus Deutschland haben eins gemeinsam.

Scherze über andere und auf Kosten anderer machen: das ist die Lieblingsbeschäftigung aller Kabarettisten und Humoristen. Besonders brutal geht dabei Jan Böhmermann vor, der in seiner Show im deutschen Gebührensender regelmässig alle und alles vorführt, was nicht in seine sehr kleine Gesinnungsblase passt.

Dabei raunzt er auch schon mal unappetitlich mit einem Schmähgedicht den türkischen Präsidenten an. Sein Vorteil dabei: seine Gerichtskosten übernimmt der Gebührenzahler. So prozessierte er hier bis zum Bundesverfassungsgericht hinauf, ob er lyrisch wertvolle Zeilen wie «Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner, selbst ein Schweinefurz riecht schöner» wiederholen darf oder ob sie verboten bleiben.

Das Ende beschrieb die FAZ in gültigen Worten: «Eindeutiger als Jan Böhmermann kann man vor dem Bundesverfassungsgericht kaum scheitern. Am Ende des bald sechs Jahre alten Rechtsstreits steht so der schlichte Satz: „Die Verfassungsbeschwerde wird nicht zur Entscheidung angenommen, weil sie keine Aussicht auf Erfolg hat.“»

Nun kann man hier allenfalls vom Ausloten der ewigen Frage sprechen, was Satire darf – und was dann doch nicht. So kleinkariert, wie er eigentlich ist, kommt Böhmermann allerdings in einem zweiten Streitfall rüber, den er ebenfalls krachend verloren hat.

Böhmermann hatte in seiner Fernsehsendung über »Beewashing« berichtet und damit u.a. die Praxis kritisiert, Bienenvölker an Unternehmen zu vermieten, damit diese sich mit dem Anschein des Engagements für Nachhaltigkeit schmücken könnten. Dabei hatte er eine sächsische Bio-Imkerei namentlich erwähnt, mitsamt Logo und Foto des Geschäftsführers.

Der spannte nun seinerseits einen satirischen Muskel an, indem er sogenannten Beewashing-Honig vertrieb, den er auch als «Böhmermann-Honig» bezeichnete und ihn mit Böhmermann als «führenden Bienen- und Käferexperten» auch mit Bild bewarb.

Gut gegeben, hätte wohl ein souveräner Mensch gedacht. Eilantrag, jegliche Werbung mit meinem Bild und Namen sind zu verbieten, Persönlichkeitsverletzung und überhaupt, japste Böhmermann. Und scheiterte damit vor dem Landgericht. Ist ja nicht mein Geld, dachte Böhmermann und rekurrierte ans Oberlandesgericht.

Das beschloss sicherheitshalber mit der Massgabe, dass es gegen sein Urteil keine Rechtsmittel mehr gebe, dass das erstinstanzliche Urteil völlig korrekt war. Nochmals eine Doppelklatsche für Böhmermann.

Was ist von einem Komiker oder gar Satiriker zu halten, der vor laufender Kamera gewaltig austeilt, aber höchst empfindlich reagiert, wenn er mit seinen eigenen Waffen bekämpft – und geschlagen wird?

Genau, der ist nicht mal ein Witz. Der ist blamiert und disqualifiziert. Wieso erinnert er einen dabei an Mike «Arschloch» Müller?

Nazis keulen

Eine einäugige Verrohung in den Medien.

Auch in der Schweiz versuchen politische Querschläger immer mal wieder, die SVP in die braune Ecke zu stellen. Nimmt eine Jungfunktionärin an einer öffentlichen Veranstaltung teil, wird das tatsachenwidrig zum «Geheimtreffen» umgelogen. Natürlich hagelt es bei jeder Begegnung mit rechten Personen sofort Forderungen nach Distanzierung, wird der SVP unterstellt, sie kokettiere mit angebräunten Rechtsradikalen.

Wenn sich hingegen in der Juso eine kommunistische Zelle bildet, die gerne im leninschen Sinne eine Kaderpartei gründen möchte, um damit ebenfalls im leninschen Sinne die Revolution in der Schweiz und die Machtergreifung des Proletariats vorzubereiten, ist das zwar lachhaft, aber weder innerhalb noch ausserhalb der SP werden Stimmen laut, die auch hier eine tatkräftige Distanzierung fordern.

Denn die Meinungsfreiheit ist eigentlich ein heiliges Gut. Eher unheilig geht damit schon seit Langem der deutsche Brachialkomiker Jan Böhmermann um. Der ging schon mehrfach über die Grenzen des guten Geschmacks, so verglich er beispielsweise die FDP mit der roten Terrorgruppe RAF. Klammheimliches Gelächter auf der Linken, rote Köpfe bei den Liberalen. Aber da wäre kein Sittenwächter in der Gutmenschenblase auf die Idee gekommen, das zu kritisieren oder gar eine Distanzierung zu fordern.

Also macht Böhmermann ungeniert weiter. So keilte er: «Sandra Maischberger lädt Nazis in ihre Talkshow ein, damit Nazis nach der Machtergreifung Sandra Maischberger auch ihre Talkshow einladen.» Vielleicht erhofft sich der Staatsfunker beim ZDF, langsam den Narrenstatus zu bekommen. Kann nichts dafür, muss man nicht ernst nehmen.

Wohl aus diesem Grund verabschiedete er sich neulich in einer Sendung, nachdem er sich die FPÖ und deren Chef Herbert Kickl vorgenommen hatte, launig: «Liebe 3sat-Zuschauer*innen, bitte nicht vergessen: Nicht immer die Nazikeule rausholen, sondern vielleicht einfach mal ein paar Nazis keulen.»

Das Wort keulen stammt aus der Tiermedizin, es wird zur Beschreibung verwendet, dass man Nutztiere tötet, um Tierseuchen einzudämmen. In der Übertragung bedeutet das, dass Nazis von einer ansteckenden Seuche infiziert sind und getötet werden sollten.

So widerlich auch Anhänger dieser ideologischen Verirrung sein mögen: keulen? Dagegen wurden diverse Strafanzeigen eingereicht. Aber: «Nach dem in den Anzeigen vorgetragenen Sachverhalt war kein Anfangs­verdacht für ein strafbares Verhalten gegeben», teilte die Staatsanwaltschaft Mainz am Montag mit. Die feinsinnige Begründung der Staatsanwältin gegenüber dem österreichischen «Standard»: «Vor dem Hintergrund des Gesamt­kontextes und des Inhalts der Sendung, in der die in den Strafanzeigen beanstandeten Äußerungen gefallen sind, greift letztlich eine Interpretation der Aussage als ‚Mordaufruf‘ zu kurz.»

Es liegt nahe, sich zu fragen, zu welchen Ergebnissen wohl die Staatsanwaltschaft gekommen wäre, wenn  der Spruch gelautet hätte «Chaoten keulen», «Schwarzen Block keulen», «Linksfaschisten keulen», «Autonome keulen».

Solche Einäugigkeit vergiftet das gesellschaftliche Klima zusätzlich. Aber Böhmermann juristisch beikommen zu wollen, ist vielleicht auch der falsche Weg. Besser wäre: auf eine grobe Keule gehört ein grober Keil. Natürlich nur verbal, Bitteschön.

 

Kindersoldaten am Gerät

Das Blatt der kompetenten Berichterstattung: «Blick».

Auf der Welt passiert so viel, da ist es schwer, den Überblick zu behalten, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und bei der Berichterstattung einigermassen in der Spur zu bleiben.

In einer doch eher nebensächlichen Randnotiz zeigt sich das geradezu idealtypisch:

Das nennt man eine unglückliche Umkehrung von Ursache und Wirkung. Dabei wäre vom Zeilenfall her auch «Jan Bömermann geht auf Schwarzer los» möglich gewesen. Aber man hat ja in der Verrichtungsbox nicht alle Zeit der Welt.

Der nächste Ausrutscher folgt gleich im Lead: «Alice Schwarzer, die sich selber als Feministin bezeichnet, schiesst scharf gegen ZDF-Moderator Jan Böhmermann». Die sich selbst als Feministin bezeichnet? Hat der «Blick»-Autor den Hauch einer Ahnung, was diese Frau für die deutsche Frauenbewegung getan hat? Welche unzähligen Kämpfe sie geführt – und gewonnen hat?

Das ist ungefähr so bescheuert, wie wenn man schreiben würde «Angela Merkel, die sich selbst als Demokratin bezeichnet». Unglaublich.

Aber weiter im Geholper: «Die Publizistin und Journalistin Alice Schwarzer (80) erteilt eine Spitze gegen den ZDF-Moderator Jan Böhmermann (42) …» Erteilt eine Spitze? Ist das Dummdeutsch? Geht sie nun los, schiesst sie scharf oder «erteilt sie eine Spitze»?

Der Brachial-Comedian Böhmermann hat zuvor in seiner vom Zwangsgebührenzahler finanzierten TV-Show geäzt: «Die ‹Emma› hetzt inzwischen regelmässig gegen Transmenschen».  Weiter im wilden «Blick»-Geholper: «Und nicht nur das, er zitierte in seiner Show auch noch die AFD-Politikerin Beatrix von Storch, welche sich zu Geschlechtsanpassungen äusserte und sich dabei auf Schwarzers Magazin berief. Böhmermanns Kommentar dazu war: «Ach guck mal an, Nazis lesen ‹Emma›»

Die Partei schreibt sich AfD, und dass Böhmermann dies Politikerin indirekt als Nazi bezeichnet, ist eine seiner typischen Geschmacklosigkeiten und Grenzüberschreitungen.

Was «Blick» unterlässt, ist die Begründung von «Emma» zu zitieren, wieso sie Böhmermann zum «Sexist Man Alive 2023» gewählt hat, also zum grössten lebenden Sexisten in Deutschland. Zum Beispiel, weil der mit dem Begriff «Nazi» um sich wirft, als wäre es Konfetti:

«Sandra Maischberger ist Nazi, sein Ex-Arbeitgeber Harald Schmidt ist Nazi und CDU-Chef Friedrich Merz ist quasi der Ober-Nazi.»

Schmidt konterte das mit der knappen Hinrichtung: «Krawallschachtel».

Wenn’s nur das wäre. Der Mann ist in Wirklichkeit richtig bösartig. Er denunzierte den Chef des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik als «Cyberclown mit Kontakten zum russischen Geheimdienst». Der verlor daraufhin seine Stelle. Die anschliessende Überprüfung ergab: nichts dran.

Unvergessen seine masslose «Schmähkritik» am türkischen Autokraten Erdogan. An dem liesse sich einiges bemeckern, aber Böhmermann kaprizierte sich darauf, ihn einen «Ziegenficker» mit «Schrumpelklöten», dessen «Gelöt nach Döner stinkt» zu beschimpfen. Das war allereunterste Schublade.

Der Ruf «Fick dich, Opa» gegen den damaligen Innenminister Horst Seehofer ging nicht gerade als Glanzlicht der deutschen TV-Satire in die Geschichte ein. Auch zum Thema Geschlechter schwatzt er Unsinn: «Es ist längst wissenschaftlicher Konsens, dass es sehr wohl mehr als zwei biologische Geschlechter gibt.»

Nein, es ist weiterhin allgemeiner Konsens, dass es viele verschiedene Geschlechterrollen gibt, aber nur zwei biologische.

Und eine geschmackvolle Aussage von Böhmermann zu Schwarzer? Bitte sehr: Schwarzer sei «eigentlich eine ganz normale 80-Jährige, die auf ihren letzten Metern gerne hätte, dass alles so bleibt, wie es nie war».

Selbst bezeichnet sich Böhmermann launig als «Arschloch mit Herz». Das nimmt «Emma» gerne in ihr furioses und vernichtendes Verdikt auf, wieso er dieses Jahr den Preis «Sexist Man Alive» bekommt:

«Dieses Arschloch ohne Herz ist kein Aufklärer, sondern ein Demagoge; ein Biedermann und Brandstifter, der von den Gebühren der Öffentlich-Rechtlichen fett gefüttert wird. 651.000 Euro Jahresgehalt sollen es sein, steigend. Für einen Denunzianten und Volksverhetzer. Der Gipfel aufgeblasener Männlichkeit.»

 

 

Wumms: Jan Böhmermann

Letzter Auftritt des Brachialkomikers.

Trost für Mike «Arschloch, Kristallnacht» Müller. Jan Böhmermann schlägt regelmässig alles an Geschmacklosigkeit. So macht er aus der deutschen FDP eine «Lindner/Lehfeldt-Bande» und präsentiert ihre Exponenten im Stil eines Fahndungsplakats aus den dunklen Zeiten der RAF, der Baader-Meinhof-Gruppe.

Zu den Abgebildeten gehörte auch der ehemalige «Spiegel»-Chefredaktor Stefan Aust, der seinerseits auf der Todesliste der RAF stand. Launiger Text Böhmermanns: Sie würden wegen «Beteiligung an staatsfeindlichem Aktivismus, Bildung einer kriminellen Vereinigung, gemeinschaftlicher Vorbereitung schwerer staats- und menschheitsgefährdender Straftaten gesucht».

Es gab dann sogar, wie immer, verpeilte Intellektuelle, die das eine zulässige Satire fanden. Auch über den türkischen Machthaber Erdogan war Böhmermann mit einem «Spottgedicht» hergezogen: «Ziegenficker, Fellatio mit 100 Schafen, Präsident mit kleinem Schwanz», wer sich diese Sudelei nochmals vollständig reinziehen will, bitte sehr.

Das Problem von Krachwumm-Komikern ist immer: sie müssen ständig einen drauflegen, sonst wird’s langweilig. Aber wie, wenn man schon alle Grenzen des Anstands und guten Geschmacks überschritten hat?

Einer geht immer, dachte sich wohl Böhmermann:

Das muss man zweimal lesen:

«Sandra Maischberger lädt Nazis in ihre Talkshow ein, damit Nazis nach der Machtergreifung Sandra Maischberger auch ihre Talkshow einladen.»

Original-Orthografie.

Zum Verständnis: Maischberger hatte in ihre Talkshow unter anderen den «Zeit»-Chefredaktor Giovanni di Lorenzo, die TV-Moderatorin Pinar Atalay und den Publizisten Wolfram Weimer eingeladen. Alle nicht wirklich im Verdacht, Nazis zu sein.

Thema der Sendung waren die miesen Umfragewerte für die deutsche Regierungskoalition und das Hoch (fast 20 Prozent) der AfD. Dazu diskutierten dann FDP-Fraktionschef Christian Dürr – und der AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla. Unvorstellbar für den Antidemokraten Böhmermann, dass in einer Sendung über die AfD auch ein AfD-Vertreter zu Wort kommt.

Wenn das aber ein Nazi sein soll, dann wären ja rund 20 Prozent der Deutschen, die zurzeit AfD wählen wollen (im Osten sogar bis ein Drittel in einzelnen Bundesländern) alles Nazis.

Dann wollte sich – laut Böhmermann – Maischberger bei denen ranschmeissen, denn die planten schon wieder eine Machtergreifung.

Nach der es immerhin noch Talkshows und Maischberger gäbe. Diese Nazikeule, dieser Vergleich, diese antidemokratische Haltung, diese Denunziation machen Böhmermann zum grösseren Feind der Demokratie und der Meinungsfreiheit, als es die AfD jemals werden könnte.

Ist das ein unappetitlicher Stinkstiefel, der nebenbei mit diesem geschmacklosen Vergleich alle wirklichen Naziopfer verhöhnt. Letzter Auftritt Böhmermann bei ZACKBUM; hoffentlich nimmt sich das ZDF daran ein Beispiel. Denn Böhmermann ist auch ohne Machtergreifung unerträglich.

Blödelmann Böhmermann

«Hiermit beenden wir die Berichterstattung». Schreibt der «Spiegel» zu einer unsäglichen Dummsatire.

Während Charlie Hebdo auf seine Weise die Grenzen der Satire auslotet, bemüht sich der deutsche TV-Krawallant Jan Böhmermann darum, Satire ständig tieferzulegen.

So fand er (und einige wenige mehr) es furchtbar lustig, aus der FDP eine «Lindner/Lehfeldt-Bande» zu machen und ihre Exponenten, angereichert mit ihm unliebsamen Journalisten, im Stil eines RAF-Fahndungsplakats darzustellen.

Die Rote Armee Fraktion – für die Nachgeborenen – war eine linksradikale Terrortruppe, die in den 70er-Jahren mit der Ermordung von angeblichen Charaktermasken des Kapitals und vor allem der Entführung und späteren Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer für Schlagzeilen sorgte.

Nach ihren Mitgliedern wurde mit einer der grössten Fahndungsaktionen der neueren deutschen Polizeigeschichte gesucht. Das entsprechende Plakat nahm Böhmermann zum Anlass für eine seiner missglückten Satiren:

Zwecks Analogie figurieren zuoberst Franca Lehfeldt, eine Journalistin und Ehefrau des deutschen Ministers Christian Lindner. Unter anderen sind auch Stefan Aust, ehemaliger «Spiegel»-Chefredaktor, Mathias Döpfner, Chef des Springer-Verlags, die FDP-Spitzenpolitiker Wolfgang Kubicki und Alexander Graf Lambsdorf sowie ein Pferd «Tosca» aufgeführt.

Weiter in Analogie zum damaligen Fahndungsplakat sollen sie wegen «Beteiligung an staatsfeindlichem Aktivismus, Bildung einer kriminellen Vereinigung, gemeinschaftlicher Vorbereitung schwerer staats- und menschheitsgefährdender Straftaten gesucht» werden. Wie damals wird eine Belohnung von 100’000 DM ausgelobt; der Fahndungsaufruf endet mit dem Hinweis: «Vorsicht! Diese Gewalttäter machen u.U. von ihrem Jagdschein rücksichtslos Gebrauch

Soweit, so unkomisch. Allerdings fand es Stefan Aust, Autor mehrerer Bücher über die RAF, inzwischen Herausgeber der «Welt», auch nicht lustig und erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen Böhmermann.

Der reagierte wieder mit seinem Brachialhumor und ersetzte in neuen Versionen den Namen Aust durch denjenigen des Schauspielers Volker Bruch, der Aust in der Verfilmung seines RAF-Buchs gespielt hatte. Oder mit einem Foto von Evan Peters, der den Serienmörder Jeffrey Dahmer in einer Netflix-Serie spielte.

Anlass für Böhmermanns Blödelei war die etwas ungeschickte Verwendung von Worten wie Öko-Terroristen oder Klima-RAF durch die FDP.

Böhmermann war schon mit einem Spottgedicht über den türkischen Machthaber Erdogan verhaltensauffällig geworden. «Ziegenficker, Fellatio mit 100 Schafen, Präsident mit kleinem Schwanz», wer sich diese Sudelei nochmals vollständig reinziehen will, bitte sehr.

Gibt es nun Unterschiede zu Charlie Hebdo oder ist Böhmermann einfach die deutsche TV-Ausgabe davon? Es gibt gewaltige Unterschiede. Welche? Man ist zunächst versucht, Goethe zu zitieren: «Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen.»

Konkreter: Zunächst sind fundamentalistische Wahnsinnige andere Zielscheiben als deutsche FDP-Politiker. Dann würde sich Böhmermann nie trauen, die Mohamed-Karikaturen, für die die Redaktion von Charlie Hebdo einen blutigen Preis bezahlen musste, im TV zu zeigen. Beschützt durch die juristische Hilfstruppen eines deutschen Staats-TV ist es wohlfeil, ein angebliches «Schmähgedicht» über Erdogan vorzulesen, das kaum politische Kritik, dafür sehr viel reine Geschmacklosigkeit enthält.

Bedauerlich ist nur, dass sowohl Erdogan wie Aust dem Blödelmann den Gefallen tun, ihn ernst zu nehmen.

 

Wo bleibt der Aufschrei?

Der deutsche Demagoge Jan Böhmermann wird zum Amok.

Zur Erklärung:

Mit diesem Fahndungsplakat machte Anfang der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts die deutsche Polizei Jagd auf die Mitglieder der Roten Armee Fraktion (RAF). Die Linksterroristen ermordeten insgesamt 33 Personen, unter ihnen den damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hans Martin Schleyer, bei dessen Entführung seine vier Begleiter, ein Fahrer und drei Polizisten, erschossen wurden.

Jan Böhmermann macht eine Satiresendung im öffentlich-rechtlichen ZDF in Deutschland. Dafür fiel ihm diese bösartige Geschmacklosigkeit ein, das damalige Fahndungsplakat wiederzuverwenden und mit neuen Köpfen zu bestücken.

Zwecks Analogie figurieren zuoberst Franca Lehfeldt, eine Journalistin und Ehefrau des deutschen Ministers Christian Lindner. Unter anderen sind auch Stefan Aust, ehemaliger «Spiegel»-Chefredaktor, Mathias Döpfner, Chef des Springer-Verlags, die FDP-Spitzenpolitiker Wolfgang Kubicki und Alexander Graf Lambsdorf sowie ein Pferd «Tosca» aufgeführt.

Weiter in Analogie zum damaligen Fahndungsplakat sollen sie wegen «Beteiligung an staatsfeindlichem Aktivismus, Bildung einer kriminellen Vereinigung, gemeinschaftlicher Vorbereitung schwerer staats- und menschheitsgefährdender Straftaten gesucht» werden. Wie damals wird eine Belohnung von 100’000 DM ausgelobt; der Fahndungsaufruf endet mit dem Hinweis: «Vorsicht! Diese Gewalttäter machen u.U. von ihrem Jagdschein rücksichtslos Gebrauch

Diese billige Hetze dürfte wohl zu einem Aufschrei in den deutschen Medien geführt haben, nachdem Böhmermann vergangenen Freitag diese Dummsatire, die FDP sei die neue RAF, im ZDF auswalzte.

Aber weit gefehlt, Lediglich die linke «tageszeitung» nimmt kein Blatt vor den Mund: «billig, erwartbar, geschmacklos». «Spiegel» und viele Mainstreammedien hingegen bemühen sich um Erklärungen. Noch einen Schritt weiter geht der «Stern»:

 

«In der neuen Ausgabe von Jan Böhmermanns Sendung «ZDF Magazin Royale» geht der Satiriker zurück zu seinen Wurzeln: der Satire. Schritt für Schritt zeigt er auf, wie eine Verschwörungstheorie entstehen kann.»

Ach so, der Satiriker will ein Fanal gegen die Hetze gegen die neusten Streiche der Klimabewegung setzen, na dann. Auf diese Hirnverrenkung muss man erstmal kommen.

Man will sich nicht vorstellen, was für ein Aufschrei durchs Land gegangen wäre, wenn ein nicht dem Mainstream entsprechender Kabarettist wie Dieter Nuhr eine solche Geschmacklosigkeit mit einer Baerbock/Habeck-Bande gemacht hätte. Da wär dann die Kacke so tief geflogen und die Entrüstung so hoch aufgebrandet, dass es kein TV-Sender mehr wagen würde, Nuhrs Show weiter auszustrahlen.

Jeglicher Versuch, für seine Satire um Verständnis zu werben, wäre als typisches Labern von Unmenschen, Zynikern, gewaltbereiten Rechtsfanatikern, hemmungslos- und sittenlosen Hetzern denunziert worden.

Man stelle sich das Hallo in der Schweiz vor, wäre dem letzten überlebenden Halbkomiker Deville so etwas eingefallen.

Nun ist diese «Satire» von Böhmermann zweifellos geschmacklos, nicht komisch und ein Schlag in die Fresse für alle Opfer der RAF. Sie ist im klaren Wortsinn menschenverachtend und kann in keiner Form begründet werden. Daher haben sich doch sicher in der Schweiz einige Stimmen gefunden, die diese üble Demagogie verurteilen oder zumindest kritisch darstellen.

Da wäre mal eine Kurzmeldung der NZZ, dann wäre da eine Kurzmeldung der NZZ, nun ja, und die Kurzmeldung der NZZ. Sonst nix. Schweigen. Nicht mitgekriegt? So eine Schweinerei hat doch genügend Erregungspotenzial; schon wenn ein SVP-Politiker sich ein wenig in der Wortwahl vergreift und als politische Aufforderung verstanden «Feuer frei» textet, war das Tamedia eine gerüttelte Seite Aufregung wert. Aber hier? Hier kommt der Ausrutscher aus der falschen, nämlich der guten Ecke.

So blöd wie der «Stern» will in der Schweiz niemand sein, also fällt Rechtfertigung weg. Verurteilung, ach nein, das könnte ja Beifall aus der falschen Ecke geben. Einfach neutrale Beschreibung? Das geht bei so einer Schweinerei nicht.

Also bleibt nur eines, «the rest is silence», wie schon Shakespeare dichtete. Der hatte allerdings ein etwas anderes Niveau als die heutigen Schweizer Lohnschreiber. Dass die opportunistische Heuchler sind, das denunzieren wir auf ZACKBUM schon lange. Das sie hier schweigen, das hätten nicht mal wir erwartet.

Der Deutsche ist unbelehrbar

Über 100’000 Unterzeichner hat ein offener Brief gefunden. Und ein paar Kritiker.

Deutsche Intellektuelle fordern vom Bundeskanzler Olaf Scholz, dass er seine bedächtige Politik beibehält und alles tut, um einen Dritten Weltkrieg zu vermeiden. Dazu gehört auch, an die Ukraine keine schweren Waffen zu liefern und Präsident Putin keinen Vorwand zu liefern, Deutschland oder die NATO als direkt involvierten Kriegsgegner anzuschauen.

Man kann über diese Position, die immerhin unter anderen von Alice Schwarzer, Alexander Kluge und diversen weiteren Schwergewichten des deutschen Geistes unterstützt wird, geteilter Meinung sein. Oder ihr zustimmen wie der ZACKBUM-Autor René Zeyer.

Was beelendet, ist das Niveau der Kritik daran. Der «Satiriker» Jan Böhmermann wurde schon mit einem Schmähgedicht über den türkischen Autokraten Erdogan verhaltensauffällig. In seine Reaktion auf den offenen Brief erreicht er einen neuen Tiefpunkt:

Man kann ihn beruhigen: das ist nur der Fall, wenn er selbst von einer Rakete getroffen würde.

Dass der ukrainische Botschafter in Deutschland tobt, ist zwar verständlich, aber alles andere als diplomatisch:

«Keiner mit Verstand soll Ihre schäbige Emma kaufen.» Damit zeigt Melnyk, was er von westlicher Meinungsfreiheit hält. Nichts. Er möchte gerne ukrainische Zustände in Deutschland, aber das wird nicht passieren. Herrschten gegenüber der Ukraine normale Zustände, würde der Botschafter zumindest einbestellt und mit einer scharfen Protestnote bedacht.

Auch der Grünen-Politiker Peter Heilrath hat einen Vergleich auf Lager, der an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten ist:

Natürlich liegt in Deutschland die Faschismus-Keule immer gut in der Hand, aber dafür hätte der Autor dieses Tweets selbst eins über die Rübe verdient, für diese unanständige Schamlosigkeit.

Die früher pazifistische Partei «Die Grünen», die sich für die Abschaffung der NATO einsetzte, hat sich, opportunistisch wie immer, in eine Partei von Kriegsgurgeln verwandelt, die gar nicht schnell genug schweres militärisches Gerät in die Ukraine schaffen können. Haltung, das ist denen völlig unbekannt.

Andere keifen «Wahnsinn», «Sofa-Pazifismus» und gebärden sich überhaupt so, als gälte es, mal wieder für Kaiser, Führer und Vaterland in den Krieg zu ziehen. Aber bitte nicht persönlich, so weit geht das Engagement dann doch nicht.

Auch der wohl bedeutendste lebende Philosoph deutscher Sprache artikuliert mahnende Worte: Ihn irritiere  «die Selbstgewissheit, mit der in Deutschland die moralisch entrüsteten Ankläger gegen eine reflektiert und zurückhaltend verfahrende Bundesregierung auftreten».

Altersmilde versetzt Jürgen Habermas all diesen Kriegstrommlern einen sanften Hieb auf die Nase: «Wie tief muss der Boden der kulturellen Selbstverständlichkeiten, auf dem unsere Kinder und Enkel heute leben, umgepflügt worden sein, wenn sogar die konservative Presse nach den Staatsanwälten eines Internationalen Strafgerichtshofes ruft, der weder von Russland und China noch von den USA anerkannt wird.»

Zu Waffenlieferanten gewendete Pazifisten, sorglose Maulhelden, verantwortungslose Kriegstreiber, Denunzianten von jeder besonnenen Wortmeldung: welche Kleingeistigkeit zeigt sich hier. Letztlich auch wieder der gleiche Hass auf diese «Intellektuellen», der in Deutschland immer gerne geschürt wird, wenn man des Volkes Stimme ungestört beherrschen und manipulieren will.

Es ist allerdings richtig: von Böhmermann abwärts und aufwärts kann keiner der Kritiker an diesem offenen Brief behaupten, jemals zu recht als Intellektueller oder als analytischer Denker bezeichnet worden zu sein.

Dumm, dumpf, bösartig und unverantwortlich. Das ist alles bedauerlich, aber erlaubt. Auch noch stolz darauf sein und es öffentlich kund tun: das ist ein starkes Stück.

 

 

Wernli hat man nicht gernli

Seien wir ehrlich: die «Weltwoche» hat ein Frauenproblem. Katharina Fontana geht. Bedauerlich. Wernli bleibt. Bedauerlicher.

Die Kolumne von Claudia Schumacher hat einen grossen Vorteil. Man kann sie so schnell überblättern, dass es nicht mal einen Phantomschmerz gibt. Bei Tamara Wernli kann man höchstens sagen, dass durch ihre Kolumne der Begriff «letzte Seite» eine tiefere Bedeutung bekommt.

Wir haben sie schon mal streng zurechtgewiesen, dem Hinweis eines sprachlos gequälten Lesers folgend. Aber so ist’s mit der heutigen Jugend und auch mit nicht mehr so jugendlichen Kolumnistinnen: schwerhörig, beratungsresistent. Ausserdem ist das auch unnötig: wenn man nix anderes kann und immer wieder eine geschützte Werkstatt findet, wo man mit der staubigen Bröseligkeit des gleichnamigen Guetzlis immer wieder die einzigen Trümpfe ausspielt: Frau, konservativ, provokativ.

Leider bedient sie auch alle Vorurteile, die es gegen echte und unechte Blondinen gibt. In ihrer neusten Kolumne in der «Weltwoche» begibt sich die Video-Bloggerin leider in Themengebiete, von denen sie keine Ahnung hat. Das zeichnet auch ganz allgemein ihre Schriftstücke aus, aber diesmal ist’s besonders schmerzlich.

Was unterscheidet Wernli von Marie-Antoinette?

Das fängt beim Titel an und zieht sich bis zum letzten Satz durch. «Die Marie-Antoinette des ZDF», was will uns die Blondine damit sagen? Kommt da was mit Brot und Kuchen, mit Guillotine? Indirekt, sehr indirekt, denn Wernli köpft tatsächlich Logik, Zusammenhänge und verständliche Schlussfolgerungen.

Soweit ich den Flachgebieten der eher zusammenhangslosen Sätze folgen konnte, geht es Wernli darum: Jan Böhmermann, «einer der bekanntesten Entertainer im deutschsprachigen Raum», verführt viele junge Menschen zum Sozialismus. Ohä, und das erst noch unter weiss gepuderte Perücke mit einer Kratzhand aus Elfenbein, das Mieder züchtig geschnürt? Moment, das müssen wir so stehenlassen, Erklärung folgt.

Erregungsbewirtschaftung à la Geissens.

Wie tut er das denn? Mit Aufforderungen, Marx, Engels oder Lenin zu lesen? Indem er sich lobend darüber äussert, dass Marie-Antoinette wie auch ihr Gatte geköpft wurden? Nicht ganz. Er fordere nämlich «Google verstaatlichen, Facebook enteignen und Twitter regulieren».

Tiefenpsychologie Wernli starrt auf Schreckliches

Wernli gibt sich schockiert, etwa so wie Marie-Antoinette, wenn ihr Gatte den Wunsch nach schon wieder einem neuen Juwelengehänge wegen Ebbe in der Kasse ablehnen musste. Man stelle sich vor, entrüstet sich das Wernli, da hätten Unternehmer was Grossartiges aufgebaut, und nun wolle Böhmermann das denen einfach wegnehmen. Schlimmer noch: «Enteignungsfantasien lassen ja immer tief in die Seele eines Menschen blicken», weiss Tiefenpsychologin Wernli. Und sie erblickt Schreckliches.

Da Böhmermann auf Twitter User blocke, mit deren Meinung er nicht übereinstimme (wer errät, welcher User das sein könnte?), soll mit dieser Verstaatlichung «Leuten, die Dinge sagen, die er für falsch hält, die entsprechenden (privaten) Plattformen entzogen werden – also sollte ein bisschen die demokratische Mehrheitsgesellschaft enteignet werden.»

Hier muss ich dem Leser helfen; ich brauchte auch eine ganze Weile, um diese Logik ansatzweise nachvollziehen zu können. Mein Resultat stundenlanger Bemühungen, einen tiefen Blick in das gedankliche Chaos von Wernli zu werfen: Böhmermann will diese Internet-Giganten verstaatlichen, zumindest regulieren. Soweit noch einigermassen verständlich.

Wir schreiten unbeirrt in einem gedanklichen Labyrinth voran

Warum? Weil damit Leuten, mit deren Meinung er nicht übereinstimme, das Maul gestopft werden könne, was dann die «demokratische Mehrheitsgesellschaft» enteigne. Ich gebe zu: hier bin ich dann erschöpft zurückgesunken. Nix verstan. Wenn ich nicht ganz falsch informiert bin, treffen ja zurzeit die grossartigen privaten Unternehmer die Entscheidung, wer auf Twitter und Facebook gesperrt wird (zum Beispiel Trump).

Gleichzeitig erlegt ihnen der Staat, zum Beispiel der deutsche, die Pflicht auf, selbst dafür zu sorgen, dass strafrechtlich relevante, hetzerische, rassistische oder menschenverachtende Posts schnell gelöscht werden. Falls nicht, drohen happige Bussen. Also ist doch das eigentliche Problem, dass hier staatliche Kontrollmacht, nämlich das Bestimmen und die Durchsetzung aller Regeln und Normen innerhalb eines Rechtsstaats, an private Akteure weitergereicht wird.

Ungeheuerlich bedenklich. Und während jedes Medienorgan, auch die «Weltwoche», nicht nur für die Inhalte der Schreiber verantwortlich ist, sondern auch für Kommentare, denen eine Plattform gegeben wird, konnten sich die Internetgiganten bislang auf eine Ausnahmeregelung in der US-Gesetzgebung stützen. Sie seien keine Medienorgane, bei ihnen würden nur Privatpersonen einen Meinungsaustausch betreiben, und ausserdem sei es gar nicht möglich, Milliarden von Posts jeden Tag zu kontrollieren.

Was verstand schon Marie-Antoinette vom Internet?

Also Rückzug des Rechtsstaats, Wildwest im Internet, wie das Armdrücken von Facebook mit Australien zeigt, zudem die arrogante Machtfrage, ob Facebook stärker ist als der australische Staat oder nicht. Ob Facebook weiterhin mit Kundendaten, mit Werbung, mit völliger Verantwortungslosigkeit und haftungsfrei unkontrolliert Milliarden verdienen kann – oder nicht.

Aber von Wirtschaft, Machtfragen, Rechtsstaat, Verantwortlichkeiten hat Wernli ungefähr gleich viel Ahnung wie Marie-Antoinette. Ach ja, und wieso sei die in Böhmermann wiederauferstanden? Nun, ich hab’s auch nicht verstanden, aber ich kann’s referieren: Sollte Böhmermann sich nicht im Klaren sein, dass seine Enteignungsideen «absurd» seien, dann würde das bedeuten, dass sich «die Marie-Antoinette des ZDF überhaupt nicht mehr spürt, sich für unantastbar hält.»

Um das zu verstehen, braucht man entweder einen viel grösseren oder einen viel kleineren Kopf, als ich ihn habe. Ich als Sprachrohr der demokratischen Mehrheitsgesellschaft gebe zu Protokoll: Ein Verzicht auf Wernli in der «Weltwoche», damit sie sich voll auf den «Nebelspalter» konzentrieren kann, würde ich weder als Enteignung, noch als Zensur empfinden. Im Gegenteil. Als Erleichterung und Bereicherung.