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Was bleibt?

Spielanlage: Keine Artikel über C oder D. Was serviert Tamedia sonst noch?

Es ist die 756-Franken-Frage. Denn das kostet ein «Classic-Jahresabo» des «Tages-Anzeiger». Alles drin. Zeitung täglich im Briefkasten, SoZ und «Das Magazin» dabei, E-Paper und werbefrei im Digitalen.

Schrumpfen wir das auf einen Tag hinunter, bedeutet das am Mittwoch, 12. Januar 2022, ein Investment von 2 Franken.

Ist nicht viel. Dafür gibt’s auch nicht viel. Nehmen wir den Online-Auftritt des Tages. Klammern wir, bevor es uns allen vor Überfütterung schlecht wird, die Themen C wie Corona und D wie Djokovic (die sich ja auch überschneiden) aus.

Was leistet denn die immer noch vielköpfige Zentral- plus Lokalredaktion? Mit mehr Häuptlingen als ein ganzer Indianerstamm? Nun, es wird dürftig, das sei gleich verraten.

Medien sollen auch wegen des Lokalen mit einer Steuermilliarde unterstützt werden, heisst’s. Also beginnen wir mit «Zürich».

Das hört sich nach Lesespass an. Immerhin, Eigenleistung aufgrund des Polizeiberichts. «Der Zopfbeck von Züri gibt seine Backstube bei der Uni auf». Wow. «Brian darf die Einzelhaft verlassen». Huch. «Sechs Magazine, die sich mit der Schweizer Literaturszene auseinandersetzen». Boa.

Das war’s dann im Wesentlichen mit dem Lokalen. Wenden wir uns gleich dem Internationalen zu. «Hakenkreuzfahne auf dem Sarg». Unglaublich. Allerdings: im Norden Roms. Und keine Eigenleistung, SDA. Das gilt auch für einen Bericht über Prinz Andrew. Ach ja, und auch für den Artikel «US-Regierung klagt gegen Facebook». Alles Ticker.

Kommt mal was?

Aber, nun wieder ein kackiger Titel: «Joe Biden kämpft gegen die Bestie». Hallo, ZACKBUM dachte, dass er gegen Gedächtnislücken kämpft. Aber gegen welche Bestie? Ach, da hat mal wieder der Titelsetzer Sauglattismus geübt. Denn auf Englisch sagt man, wenn man an einen sehr unangenehmen Ort geht, man sei «in the  belly of the beast». Also im Bauch der Bestie, während man auf Deutsch die Höhle des Löwen betritt.

Macht ja nix, der Artikel stammt vom berüchtigten Fehlprognostiker (Bürgerkrieg in den USA?) Hubert Wenzel. Und der ist Angestellter der «Süddeutschen Zeitung», nicht vom Tagi. Hoffentlich muss der für dessen Ergüsse nicht mehr als 2 Franken zahlen.

Sport wollen wir, höchste D-Gefahr, weiträumig umfahren, die Meinungen auch. Wen interessieren denn noch die Meinungen von Tagi-Redaktoren? Also bleibt noch die Kultur. Oder so.

Wir retten uns in die Kultur

Nora Zukker (wir können nichts dafür, sie auch nicht) erzählt die Geschichte eines Verlagsangestellten, der sich Manuskripte von Bestsellerautoren erschlich – offenbar einfach, um sie selbst zu lesen.

Wunderbare Anlage für einen literarisch hochstehenden Text. Genau, doch nicht mit Zukker. «Laut der New York Times», «wie die FAZ schrieb», «laut der italienischen Zeitung «Repubblica»». Immerhin, ihre Quellen legt sie schonungslos offen.

Also ein Rehash, ein Zusammenschrieb, sozusagen das Gehackte im Journalismus. Aber vielleicht setzt Zukker noch ein Glanzlicht mit der Schlusspointe?

«Die Geschichte von Filippo Bernardini liest sich wie ein Thriller. Und um gute Geschichten ging es dem Italiener immer. Bloss hätte er für seine eigene wohl ein anderes Ende erfunden

Hallo, ist noch jemand da und wach? Wir blasen nun einen Papiersack auf und hauen kräftig drauf.

Um unser aufgewachtes Publikum so in das Ende dieser Abrechnung zu entlassen.  Ach, da gebe es doch auch noch die Print-Ausgabe? Stimmt.

Schliesslich noch die Print-Ausgabe

Schwein gehabt, dieses Thema beherrscht die Frontseite:

Sonstige Highlights? Nun, das hier ist interessant:

Jacqueline Büchi hat sich in die Todeszone begeben. Eigentlich zuständig für «Gesundheit und Gesellschaftspolitik». In dieser Funktion ist sie als Allzweckwaffe geeignet. So fuhr sie schon einen amtierenden Bundesrat an: «Maurer zündeln zu lassen, ist gefährlich», denn «in trumpesker Manier flirtete er zudem mit Verschwörungstheorien».

 

Da wurde Büchi dann ganz streng: «Die Gesamtregierung muss Haltung zeigen und den Brandstifter in die Schranken weisen. Sonst riskiert sie ihre eigene Glaubwürdigkeit – und den Frieden im Land.»

Glücklicherweise sind wir nochmal davongekommen. Nun muss sie den Eiertanz aufführen, als Tamedia-Angestellte so zu tun, als könne sie ganz objektiv über die Steuermilliarde für reiche Verlegerclans berichten.

Sozusagen ergebnisoffen. Journalistisch halt. Nur dem eigenen Gewissen und keinesfalls dem Portemonnaie von Coninx-Supino verpflichtet. Dass ihr oberster Boss zuvorderst für das Medienpaket ist – na und? Ist’s ihr gelungen? Nun ja, vielleicht reicht der Blick auf ihre Schlusspointe, wo es darum geht, ob in erster Linie Grossverlage von der Milliarde profitieren. Ja, schon, muss sie einräumen. Aber mindestens 70 Prozent, wie die Gegner behaupten, das sei dann schon «zu grosszügig kalkuliert» und beinhalte «Abenteuerliches».

Überhaupt, wer seien denn die Grosssverlage? Achtung, Kracher:

«Wenn die Gegner auch Publikationen wie die «Engadiner Post in ihre Rechnung einbeziehen, erhält der Begriff «Grossverleger» eine ganz andere Bedeutung.»

Feine Klinge, schneidend gegeben. Nur: ändert nix an der Aussage.

Aber gut, mal Hand aufs Herz: wer möchte schon einen solchen Artikel über ein solches Thema schreiben müssen? Da kann nur umsichtige Karriereplanung dahinterstehen.