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Mit dem Kompressor aufgepumpt

Auch die «Weltwoche» pustet manchmal heisse Luft.

Da gab es die tragische Geiselnahme in Yverdon-les-Bains, die mit dem Tod des iranischen Geiselnehmers endete. Eher ungewöhnlich in der Schweiz. Aber Anlass für Hubert Mooser, mal richtig auszuholen.

Dafür verweist er zunächst auf einen Hollywood-Kracher: «Solche Szenen kannten wir bisher in unserem Land höchstens aus Spielfilmen, zum Beispiel aus dem Streifen «Die Entführung der U-Bahn Pelham 123» mit den Akteuren John Travolta und Denzel Washington. Inzwischen sind sie aber neue Schweizer Realität.»

Dass es dort um einen kriminellen Erpressungsversuch ging, einfach ein gut gemachter Thriller mit ausgezeichneten Schauspielern, was soll’s. Abgesehen davon, dass es, wahrscheinlich sind die Ausländer dran schuld, in der Schweiz keine U-Bahn gibt.

Aber das ist nur die Einleitung: Man müsse nur die Kriminalchronik in der Zeitung aufschlagen, «dann sträuben sich einem regelrecht die Nackenhaare ob dem, was da abgeht».

Mit gesträubten Nackenhaaren und schreckgeweiteten Augen und leicht benebeltem Hirn fährt Mooser dann mit seiner Chronik fort: «Ehrenmorde, Überfälle, Einbrüche, Messerstechereien und so weiter: Fast immer sind die Täter Asylbewerber oder ausländische Banden.»

Es können allerdings auch Schweizer sein, räumt er ein, aber dann «haben sie einen Migrationshintergrund und verwandtschaftliche Beziehungen zu den involvierten Tätern».

Die SVP singt dieses Klagelied schon lange, Mooser klappert nach: «Die Schweiz verroht, daran besteht kein Zweifel mehr. Aber wir lassen trotzdem weiter jeden ins Land, der das Wort «Asyl» aussprechen kann, obwohl es auf Kosten unserer Sicherheit geht.»

Kleines Problem: auch das ist so grobschlächtig, pauschal, undifferenziert, dass der eigentlich richtige Ansatz, den Zusammenhang zwischen schweren Straftaten und der Nationalität der Täter zu untersuchen, in billige Politpolemik untergeht, verweht wird.

Gerade bei solchem Gewäffel könnte es helfen, leicht zugängliche Statistiken über Gewaltverbrechen zu konsultieren und zu zitieren. Aber das stört in der Polemik nur.

Entsprechend dann die Kommentare erregter Bürger, mutig hinter Pseudonymen versteckt:

«Das Motiv der Täter ist irrelevant. Einzig unsere Sicht zählt: er ist Asylant. Er ist Moslem. Er hat hier nichts verloren. Er muss weg und raus … Wir, als Volk und Bevölkerung müssen handeln, wenn die Politik ihren Grundauftrag nicht erfüllt. Die Verantwortlichen müssen abgesetzt, abgewählt werden … Vermehren tun sie sich auch fleissig, haben ja auch den ganzen Tag Zeit und alles Gratis … Wir schicken bei den Wahlen, alle vier Jahre eine korrupte Berufspolitkertruppe nach Bern … Einer weniger der die innere Sicherheit bedroht … Es wird noch schlimmer werden, bevor etwas dagegen unternommen wird!»

Möchte man mit solchen verbalen Krawallanten im gleichen Raum sein und debattieren? Eher nicht. Manchmal wirkt ein Schalldämpfer wunder, muss der Wortfön nicht auf höchster Stufe blasen. Sonst fliegt Unrat durch die Gegend.