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Wumms: Oliver Fuchs, Katharina Hemmer

Es geht was bei der «Republik».

Christof Moser startete als Chefredaktor und gab dann plötzlich auf. Für ihn rückte Oliver Fuchs nach, dem man weder Führungs-, noch sonstige Fähigkeiten vorwerfen könnte. Nach einigen unangenehmen Erfahrungen als Kommentarschreiber unter Artikeln von René Zeyer wurde er eher schmallippig.

Im Februar hatte Fuchs ad Interim den Chefsessel erklettert; sein Vorgänger Moser amtet seither als «Stabsstelle Chefredaktion», was immer das sein mag. Offenbar brauchte es da noch mehr Stäbe, denn auch Constantin Seibt hat Platz in dieser Stabsstelle.

Trotz so viel Unterstützung gibt Fuchs nun seinen Posten hopplahop auf Ende Jahr auf. Und anschliessend, wahrscheinlich nach Einzug von Ferien und Überstunden, sagt er zur «Republik» leise tschüss. Wie heisst die lustige Formulierung dazu: «Und weil fast jede Position nach der Chefredaktion eine seltsame ist, verlässt er die Republik auf Ende Februar

Er hätte doch wie sein Vorgänger auch in den grossen Stab eintreten können, was offenbar nicht seltsam ist. Aber es wäre ja nicht die «Republik», wenn auch dieser Abgang nicht Fragen offenliesse. Wieso hat sich Fuchs holterdipolter «entschieden, diese Position nicht längerfristig einzunehmen»? Hat er entschieden oder wurde über ihn entschieden?

Wieso muss die «Republik» in haarscharf 18 Tagen einen neuen Chef suchen? Sollte man sich bei der Besetzung einer so wichtigen Position nicht ein Mü länger Zeit nehmen? Oder wird es wieder eine Interimslösung? Oder klettert Moser wieder auf den Stuhl? Oder Seibt? Oder gibt es andere Anwärter?

Es ist halt ein Stück aus dem Tollhaus «Republik». Niemand weiss nichts Genaues, das aber mit aller Entschiedenheit, Klarheit und Offenheit.

Während ein «ad Interim» endgültig geht, ist bei zwei anderen der Zusatz weggefallen. Katharina Hemmer und Amanda Strub waren ziemlich genau 100 Tage als Co-Geschäftsführerinnen im Amt, das sie nun definitiv besetzen. Auch sie, wie Fuchs, mussten von einem Tag auf den anderen das Amt ihrer Vorgängerin übernehmen, die sich ebenfalls holterdipolter entschieden hatte, die «Republik» zu verlassen.

Hemmer arbeitete sich schon eher unglücklich an einem kritischen Artikel von René Zeyer auf «Inside Paradeplatz» ab. Hoffentlich macht sie nun als bestallte Geschäftsführerin weniger Fehler.

«persoenlich.com» gaben die beiden das erste grosse Interview, weil sie wissen, dass sie dort höchstens mit Wattebäuschen beworfen werden. Mehr oder minder elegant wichen sie der einzig kritischen Frage aus. Dazu wird einleitend ein Aufschrei des abgetretenen Moser auf LinkedIn zitiert: «Achten Sie darauf, was hinter Ihrem Rücken in den strategischen Gremien passiert. (…) Es geht sehr schnell und Sie stehen plötzlich vor einer Ansammlung von Inkompetenz, Mobbing und Fehlentscheidungen, die Sie sabotieren.»

Auf diese Rempelei eines immer noch führenden Mitarbeiters antworten die beiden: «Ohne Christof Moser gäbe es die Republik nicht, er ist ein herausragender Journalist und er hat mit sehr viel Herzblut das alles hier aufgebaut. Wenn man sich dann Schritt für Schritt davon entfernt, ist das kein einfacher Prozess.»

Für diesen Schönsprech würde ihnen George Orwell väterlich übers Haupthaar streicheln. Und wie steht’s denn so mit der Entwicklung der «Republik»: «Wenn wir vor allem halten, zum gewissen Grad auch verwalten und den Status quo versuchen stabil zu behalten – was dann passiert ist, dass eben nicht so viel passiert, dass wir teilweise stagnieren, dass allenfalls diese Stagnation in ein leichtes Schmelzen auch in der Zahl der Verlegerinnen und Verleger übergeht.»

Für diesen Sprachsalat gäbe es dann aber eine Kopfnuss von Orwell, womit er sich sicherlich dem Vorwurf des körperlichen Übergriffs mit Langzeitfolgen aussetzen würde.

Die Intransparenz, mit der die «Republik» Stühlerücken und öffentliche Rüpeleien des ehemaligen Chefredaktors und weiterhin angestellten Mosers behandelt, sucht ihresgleichen. Wäre es nicht die «Republik», würde sie darüber sofort ein Skandal-Stück schreiben, mit mindestens 80’000 Anschlägen.