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Alles neu oder alles Pfusch?

Statt viele Worte über ein leicht verändertes Logo zu verschwenden: wie wäre es mit Inhalt?

«Blick» hat sich mal wieder ein Redesign gegönnt. Grosse Worte, kleiner Effekt. Dabei wäre es doch viel sinnvoller, inhaltlich mehr Gas zu geben. Denn die Verpackung ist das eine, Mindere. Der Inhalt ist das andere, Grössere.

Wo allerdings Form und Inhalt unangenehm zusammenfinden, ist bei der unseligen Idee des waagerechten Sliders. Also durch Scrollen nach rechts kommen noch mehr Storys zum Vorschein. Selbst auf dem grossen Bildschirm eines Desktops sieht das bescheuert aus:

Im Mäusekino eines Smartphones, neben dem Tablet die häufigste Quelle, sieht’s noch schlimmer aus.

Das nächste Thema ist die Gewichtung. Sicherlich ist der Versuch von Stefan Raab, sich wieder ins Scheinwerferlicht zurückzuboxen, eine Meldung wert. Aber gleich vier, davon eine aus alter Gewohnheit doppelt?

So interessant, dass man es immer wieder lesen darf?

Dann ist der Ratgeber, der Lebenshelfer sicherlich eine wichtige Rubrik im Boulevard, auch wenn der «Blick» gar kein Boulevard mehr sein darf. Aber so?

Am Zapfen? Scherz beiseite, der Leser mag es immer sehr, wenn er für richtig dumm und unfähig gehalten wird. Das Gefühl wird nur übertroffen, wenn banale Ratgeber hinter der Bezahlschranke verborgen sind:

Echt gemein ist es, den nächsten Ratgeber ebenfalls nur dem Publikum angedeihen zu lassen, das hinter die Bezahlschranke sieht:

Was wohl nicht dazugehört: sich aufregen, wenn man ungefragt geduzt wird.

Trotz mehrfachem Durchscrollen ist es ZACKBUM allerdings nicht gelungen, eine einzige originelle, flott geschriebene, interessante Story zu finden. Stattdessen Flachheiten wie «Jetzt redet der Flusskreuzfahrt-Chef». Oder, immerhin unter «Das Beste von Blick+»: «Sogar Bill Gates mag die kuscheligen Tüechli aus Glarus.» Allerdings versteckt sich das bei «Blick+» hinter der Bezahlschranke, diese Top-Story.

Nun stammt sie allerdings nicht von der Top-Redaktion des «Blick», sondern aus der «Schweizer Illustrierte». Es ist nur rezykliert. Daher können Sparsame den Artikel auch gratis lesen. So erfährt man auch, was «Blick+» dem Leser vorenthält, wer denn die drei prominenten Tüechli-Träger auf dem Foto sind.

Das ist nun wirklich eine neue Dimension der Qualität. Ein Artikel wird aus einem anderen Organ des Ringier-Konzerns übernommen. Wo er gratis von jedem angeschaut werden kann. Beim «Blick» wird er dann hinter die Bezahlschranke verfrachtet und frech als «Das Beste von Blick+» angepriesen. Dabei ist dann allerdings unterwegs so eine Kleinigkeit wie eine Bildlegende verloren gegangen.

Ein neuer Höhepunkt in der Leserverarsche.

Aber dafür ist das Logo nun aus seiner Box befreit worden. Jedenfalls online:

Im Gegensatz zum Print:

Einmal Rot auf Weiss, einmal Weiss auf Rot. Das schärft den Wiedererkennungswert ungemein. Allerdings kennt ZACKBUM kein anderes Logo eines Massenprodukts, das in zwei verschiedenen Varianten daherkommt.

Aber dummen Verlagsmanagern schwatzen redegewandte Werbefuzzis jeden Schrott auf. Das gelang ja auch schon dem «Star-Werber», der nicht daran gehindert wurde, ein Regenrohr ins «Blick»-Logo zu pflanzen. Aber immerhin, das ist schon wieder weg.

Hört die Signale! (copy)

Thema Kommentare, die nicht gebracht werden. Der erste Aufruf brachte Rücklauf, wir hätten gerne noch mehr …

ZACKBUM ist diesbezüglich privilegiert. Wir haben (fast ausschliesslich) publizierfähige Kommentare, die auf Verbalinjurien, Tritte in den Unterleib oder herabwürdigende Beschimpfungen verzichten. Auch wenn sich Kommentatoren gelegentlich zu sehr ineinander verbeissen, statt in den Inhalt des Artikels.

Grosse Medienplattformen haben hingegen ein gröberes Problem damit. Es ist tatsächlich so, dass ein zweistelliger Prozentsatz von Kommentaren nicht publiziert werden kann. Aus verschiedenen Gründen.

Nun gibt es auf ZACKBUM immer wieder Beschwerden, dass ein durchaus anständiger, keinerlei Anlass zu Beanstandungen gebender Kommentar anderswo nicht publiziert wurde. Vermutet wird dabei jeweils, dass er nicht in den politischen oder weltanschaulichen Kram gepasst habe.

Wenn etwas nicht passiert, ist es immer schwierig, den Beweis dafür anzutreten. Aber nicht unmöglich.

Daher der Aufruf an die ZACKBUM-Leser:

Wem das schon widerfahren ist, soll sich melden!

Bedienungsanleitung:

  1. Kommentar
  2. Datum der Einreichung
  3. Organ, wo er publiziert werden sollte
  4. allfällig Begründung einer Ablehnung
  5. Ehrlichkeit

Denn ZACKBUM kann ja nicht nachprüfen, ob der zensierte Kommentar tatsächlich eingereicht wurde. Aber bei entsprechendem Rücklauf ist es ein interessantes Thema.

Ach ja, bitte an zeyer@zackbum.ch

 

Hört die Signale!

Thema Kommentare, die nicht gebracht werden.

ZACKBUM ist diesbezüglich privilegiert. Wir haben (fast ausschliesslich) publizierfähige Kommentare, die auf Verbalinjurien, Tritte in den Unterleib oder herabwürdigende Beschimpfungen verzichten. Auch wenn sich Kommentatoren gelegentlich zu sehr ineinander verbeissen, statt in den Inhalt des Artikels.

Grosse Medienplattformen haben hingegen ein gröberes Problem damit. Es ist tatsächlich so, dass ein zweistelliger Prozentsatz von Kommentaren nicht publiziert werden kann. Aus verschiedenen Gründen.

Nun gibt es auf ZACKBUM immer wieder Beschwerden, dass ein durchaus anständiger, keinerlei Anlass zu Beanstandungen gebender Kommentar anderswo nicht publiziert wurde. Vermutet wird dabei jeweils, dass er nicht in den politischen oder weltanschaulichen Kram gepasst habe.

Wenn etwas nicht passiert, ist es immer schwierig, den Beweis dafür anzutreten. Aber nicht unmöglich.

Daher der Aufruf an die ZACKBUM-Leser:

Wem das schon widerfahren ist, soll sich melden!

Bedienungsanleitung:

  1. Kommentar
  2. Datum der Einreichung
  3. Organ, wo er publiziert werden sollte
  4. allfällig Begründung einer Ablehnung
  5. Ehrlichkeit

Denn ZACKBUM kann ja nicht nachprüfen, ob der zensierte Kommentar tatsächlich eingereicht wurde. Aber bei entsprechendem Rücklauf ist es ein interessantes Thema.

Ach ja, bitte an zeyer@zackbum.ch

 

«Blick» plustert, reloaded

Ladina Heimgartner gewährt ein Interview. Es darf gelacht werden.

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Was der Tagi im Allgemeinen ist, ist persoenlich.com im Speziellen, im Kommunikationsbereich. Wer eine gewisse Bedeutung hat und ein Interview geben will, in dem er unbelästigt von kritischen Fragen was sagen möchte, ist hier richtig.

Also stellte sich Ladina Heimgartner (die Dame mit der extrabreiten Visitenkarte dank Ämterakkumulation) den Wattebauschfragen von Nick Lüthi (ehemals «Medienwoche», dann kä Luscht).

Immerhin, während es bei Tamedia häufig ärgerlich ist, kommt hier der Humor nicht zu kurz. Allerdings der unfreiwillige. Wieso habe denn der «Blick» so lange gezögert, eine Bezahlschranke einzuführen? «Die Zeit war bis jetzt einfach nicht reif. … Je mehr oben in den Trichter reinkommt, desto grösser ist die Chance, dass unten etwas hängenbleibt.»

Hä? Wodurch ist denn die Zeit reif geworden? Was unterscheidet die reife Zeit von der unreifen? Ist ein Trichter ein Gefäss, bei dem unten etwas hängenbleibt? Wieso kennen wir diese Art von Trichter bislang nicht? Gibt es vielleicht eine Zeichnung davon? So wie vom Yeti?

Wie reifte denn die Entscheidung? Heimgartner habe sich umgeschaut und umgehört: «alle haben uns gesagt: «Macht das, habt keine Angst!» Diesen Ratschlag bekamen wir überall.» Als furchtlose Kämpferin für Resilienz, dabei verantwortlich für den grössten Auflageschwund im Schweizer Medienmarkt, hat Heimgartner dann die Bezahlschranke hochgezogen.

Aber damit ist sie noch nicht am Ende des Lateins, wohl weil sie Romanisch kann. Denn sie fragt sich – wohl im Meyerschen Sinne –, was denn die Aufgaben der Medien seien: «Früher war die Antwort ganz klar: informieren und unterhalten. Heute sollten grosse Medientitel – und der Blick ist nun mal einer der grössten – Begleiter in allen Lebenslagen sein.» Sagen wir mal so: dass der «Blick» immer kleiner wird, ist Heimgartners Verantwortung …

Begleiter, Service, da wagt selbst Lüthi die kritische Frage, ob das Internet nicht jetzt schon von Service-Angeboten und Lebenshilfe überquelle. Erst noch gratis. Nun darf man sich bereits die Lachtränen abwischen: «Bei uns steht ein Qualitätsstempel drauf. Da stehe ich zu 100 Prozent hinter Blick. Wir bieten eine Qualität, die einfach verständlich und sehr nah bei den Menschen ist. Das unterscheidet uns von anderen.»

Aber wieso sollte denn nun ein Abo gekauft werden? «Wer sich kurz informieren will, kann das weiterhin genauso tun wie bisher auf Blick.ch. Wer aber in ein Thema eintauchen möchte, kauft ein Abo.» In ein Thema eintauchen, beim «Blick»? Gröl.

Was für Veränderungen ergeben sich sonst noch aus dem «Blick+»? «Blick bleibt Blick, egal ob ein Artikel kostet oder nicht. Da müssen wir den genau gleichen Qualitätsanspruch haben.» Kicher.

Nun kommt aber der Überhammer, so ganz nebenbei. Sei das ein weiterer Schritt weg vom Boulevard? «Genau, wir nennen es nicht mehr Boulevard. Wir verstehen uns als Newsplattform, die schnell ist und auch komplexe Themen sehr einfach erklären und erläutern kann. Dabei stellen wir immer den Menschen ins Zentrum – das macht uns aus, dafür stehen wir.»

«Blick» ist Boulevard. ZACKBUM will nun Heimgartner nicht erklären müssen, was Boulevard ist. Das verstünde sie sowieso nicht. Aber sagen wir so: Boulevard, das macht den «Blick» resilient.

Dann, clever ist die Dame, kommt noch der finanzielle Abbinder: «Natürlich haben wir einen soliden Businessplan. Aber wenn wir zum Beispiel in drei Jahren nicht den Break-even erreichen, hören wir nicht auf mit Blick+. Es geht ja nicht nur darum, ob es ein Digitalabo gibt oder nicht, sondern um ein ganzes Ökosystem

Aha. Es gibt einen stabilen Businessplan. Wenn der dann aber nicht so stabil wäre, macht’s auch nix. Wobei noch die (ungestellte) Frage wäre, was Heimgartner eigentlich unter «Break-even» versteht. Dass der «Blick» mit Bezahlschranke online nicht weniger Geld macht als ohne? Dass er mehr Geld verdient? Wenn ja, wie? Aber wir wollen doch nicht grübeln.

Dann wird Lüthi, immerhin, doch noch etwas fies und fragt, wie das «werteorientierte» Unternehmen Ringier, dass einen verdienten Chefredaktor schon deswegen in den Zwangsurlaub schickt, weil der angeblich «eine gewisse Mitarbeitergruppe bevorzugt behandelt haben» soll, mit Werten wie Gleichstellung oder LGBTQ beispielsweise in Serbien umgehe.

Da braucht Heimgartner zwei Anläufe: «Ringier ist auch sehr unternehmerisch getrieben und die Managements in den verschiedenen Ländern sind weitgehend autonom.» Das reicht dann wohl nicht, muss sie sich gesagt haben: «Ringier Serbien steht hinter unseren Werten, etwa in Sachen LGBTQ oder sie positionieren sich klar im Russland-Ukraine-Kontext, mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt.» Hier braucht der Leser ein neues Taschentuch, aber ein grosses, für die Lachtränen. Und der schlecht vorbereitete Lüthi haut ihr hier keine Schlagzeilen von Blic-Serbien um die Ohren.

Aber immerhin hakt er nach, wie das denn konkret bei Blic in Serbien aussehe. Heimgartner rudert resilient vor sich hin; das Blatt bilde eine «breite Perspektive an Ansichten ab. Darunter auch Positionen, über die wir hier in der Schweiz vielleicht die Nase rümpfen würden oder die wir aus unserer Sicht sogar verurteilen, etwa beim Umgang mit Kosovo

Man könne halt nicht alles durch die Schweizer Brille betrachten, meint Heimgartner staatsfraulich. Hier wird’s nun echt peinlich, wie schlecht ausgerüstet Lüthi ins Interview ging.

Dass CEO Marc Walder im letzten Moment als «Key Note» Speaker bei der Verleihung des Zürcher Journalistenpreises kniff, um vom serbischen Präsidenten Vucic eine Ehrenmedaille umgehängt zu kriegen? Dass der Blic ungehemmt Regierungspropaganda betreibt, Titel produziert wie «Russland wärmt sich in der Ukraine gerade auf», einen Artikel über den gestählten Kämpfer Putin mit dessen Zitat über die G7-Führer überschreibt «Wenn sie sich ausziehen würden, wäre das ein ekelhafter Anblick»?

Gut, kann man vielleicht nicht durch die Brille des Schweizer «Blick» betrachten, der seinerseits Selenskyj zum Kriegshelden hochhudelt.

Den grössten Elefanten lässt Lüthi allerdings unkommentiert im Raum stehen. Wie verhält es sich mit den Inseraten hinter der Bezahlschranke? Wieso schafft es Ringier nicht, wenigstens hier nur selbst abzukassieren? Was unternimmt man gegen Google-Ads? Da verstummt Lüthi.

Dass eine deutlich überforderte Steffi Buchli den Tennis-Star anlässlich der Wirren um dessen Einreise nach Australien als «Und täglich grüsst der Drama-King» beschimpfte, während der Blic Serbien schäumt, Djokovic  aus dem Land zu schmeissen sei «einer der grössten Sportskandale des 21 Jahrhunderts», wäre das nicht auch eine Frage wert gewesen?

Aber vielleicht ist das ja gelebte Meinungsvielfalt. Was aber Heimgartner betrifft: keine Meinung haben und sie nicht ausdrücken können, das erlaubt ihr auch nur persoenlich.com.

 

Ordnungspolitischer Zwischenruf

So nannte das mal die NZZ. Das waren noch Zeiten.

Inzwischen leben wir aber in Zeiten, wo immer weniger argumentativ aufeinander eingeprügelt wird, sondern Haltungen, Positionen entweder gelobt – oder verurteilt werden. Es gilt nicht mehr: Abt sagt das. Das ist falsch, weil. Sondern es wird zum Ausdruck gebracht, dass einem die ganze Richtung nicht passt.

Das ist natürlich jedem ZACKBUM-Leser unbenommen. Da wir keine Verantwortung für gesundheitliche Folgen zu grosser Erregung übernehmen können, wollen wir nochmals darauf hinweisen, dass die Lektüre freiwillig ist. Und dass wir jeden kritischen Kommentar, wenn er sich innerhalb der weitgefassten Grenzen von Anstand und rechtlich Zulässigem bewegt, veröffentlichen.

Aber es scheint uns doch nötig, einen kurzen ordnungspolitischen Zwischenruf abzusetzen. ZACKBUM teilt die Auffassungen von Felix Abt nicht. ZACKBUM hat weder die Zeit noch die Kompetenz, seine Argumente zu überprüfen, zu verifizieren oder zu falsifizieren.

ZACKBUM ist hingegen der unerschütterlichen Auffassung, dass es Platz für vom Mainstream und Einheitsbrei abweichende Meinungen geben soll. Daher käme es uns eher nicht in den Sinn, solche Meinungsträger als Gastautoren zu akzeptieren. Ausser, sie hätten ein konkretes Widerwort zu bieten.

ZACKBUM ist zudem der Auffassung, dass Verortungen oder Kritiken an den Gastartikeln, die nicht konkret zur Sache gehen, vielleicht der Psychohygiene des Verfassers dienen, aber keinen erkenntnisfördernden Beitrag zur Debatte bilden.

Dennoch werden wir auch solche Äusserungen weiterhin publizieren, denn wir sind liberal. Aber als Betreiber dieser Plattform bestimmen wir nunmal die Spielregeln. Und wem das nicht passt, der kann das Spielfeld problemlos und freiwillig verlassen. Wer mitspielen will, ist darum gebeten, Inhaltliches zum Spiel beizutragen, sich umlaufenden Spiel zu äussern und nicht zu ausufernd Betrachtungen über die Welt als solche anzustellen.

Vielen Dank.

SoZ: Bilder der Leere

Inhalt? Was für ein Inhalt?

ZACKBUM wollte in seinem unstillbaren Bedürfnis nach Gerechtigkeit diesmal eine Triple-Presseschau abliefern. Ehrlich. Aber beim SoBli sind uns bei der auf sechs Seiten aufgeblasenen Story über die Lieferung von etwas Munition nach Katar die Füsse eingeschlafen. Und bei der NZZaS schon auf der Front die Augen.

Also blieb nur noch die «SonntagsZeitung» übrig. Nun gestaltete sich eine inhaltliche Beschäftigung eher schwierig – mangels Inhalt. Also lassen wir tausend Blumen blühen und Bilder für sich sprechen, nur mit knappen Kommentaren versehen. Also Fotoromanza!

Suter, Ammann, Baguette. So stellt man sich einen grauenvollen Sonntagmorgen vor. Ausser beim Baguette.

Wir sagen ja nix mehr zum Thema, ausser: so ein Quatsch.

Wenn das die ukrainische Botschafterin sagt, sollte man sie gleich zur persona non grata erklären. Einmischung in innere Angelegenheiten, der Schweiz Befehle erteilen?

Wir wussten es: die Schweiz hat keine Probleme.

Es war mal wieder wirklich nix los am Samstag, Teil eins.

Es mal wieder nix los. Oh, Pardon, das ist ja ein «Paid Post».

Es war mal wieder wirklich nix los am Samstag, Teil zwei.

Es war mal wieder …, Teil drei.

Früher war das «Fokus»-Interview mal eine journalistische Höchstleistung. Teil vier.

Wenn der Drang nach Alliteration übermächtig wird …

Kann nun wirklich jeder (und jede) unappetitliche Lebensreste aus seinem eigenen Bauchnabel pulen und ins Blatt schmieren?

So stellen wir uns die Hölle vor. Es gibt nur Vegetarisches mit Wein aus dem Tetra Pak.

Das ist wahr. Ein guter Schriftsteller ebenso wenig.

Und Millionen Schweine, Rinder, Hühner

Zum Abschluss bewundern wir immer die ökologischen Gutmenschen in der Auto-Redaktion der SoZ.

Geld wert? WoZ

Nach den Tages- die Wochenzeitschriften. Zuerst die WoZ.

Eines muss man der wohl ältesten linken Publikation der Schweiz lassen: gewinselt und gebettelt hat die WoZ noch nie. Manchmal wurde es eng, aber das linke Beiboot schaffte es immer wieder, genügend Wasser unter dem Kiel zu haben.

Als Objekt der Beurteilung nehmen wir die WoZ vom 15. Dezember 2022:

Für 6 Franken bekommt man hier 28 Seiten, macht 21 Rappen pro Seite. Kostenrekord bislang. Aber natürlich sollte man von einer Wochenzeitung auch etwas mehr Tiefgang und Qualität und Hintergrund als von einer Tageszeitung erwarten dürfen.

Zunächst fällt auf, dass die WoZ das gepflegteste Cover aller bisher analysierten Zeitungen hat. Gefällige Illu, knackig-bösartiger Titel «Junge Täter» über die «Junge Tat», die mit «gepflegtem Auftreten» versuche, «Sympathien für ihr rechtsradikales Gedankengut zu wecken». Wir sind gespannt, ob die «WochenZeitung» das auch einlöst.

Das zweite grosse Thema auf dem Cover ist die «Biodiversität», mit einem langen, langatmigen Intro wird das Thema angeteasert. Hier zeigt sich zum ersten Mal eine gewisse Ähnlichkeit mit einem anderen Organ; wobei ansonsten die Schnittmenge zwischen WoZ und «Republik» kaum sichtbar ist.

Die Seite zwei ist ein kleines Kunterbunt an Mitteilungen. Besonders erfrischend ein Gestänker unter dem Pseudonym Mona Molotow. Hier wird noch ein Slang gepflegt, den man fast ausgestorben wähnte. Eine Razzia gegen «Aktivist:innen der Letzten Generation» in Deutschland – es wird mit einem «beschwingten ACAB gratuliert». Für Nicht-Szeneangehörige: ACAB steht für «all Cops are bastards».

In diesem Ton geht es munter weiter: «… die Schmierfinken von den Springer-Medien … Ebenso jubiliert der politische Arm des Kapitals: Der frühere Blackrock-Lakai und heutige CDU-Chef Friedrich Merz … Unfreistaat Bayern …solch unverhältnismässige Repression ..

Erfrischend, dass mit diesem Vokabular heute noch hantiert wird.

Anschliessend wird, Überraschung, der Zustand der Welt im Allgemeinen und der Schweiz im Besonderen beklagt. «Konzernverantwortung»: «Strategie des Bundesrats ist altbekannt: hinauszögern und zuwarten.» Bundesrat Rösti? «Angst vor dem grossen Abbau». «Die Lebensraumvielfalt in der Schweiz nimmt ab».

Dann die Titelstory: «Die Schwiegersohn-Neonazis». Dass hier Kevin Brühlmann mitgeschrieben hat, der einen eher unglücklichen Auftritt beim «Tages-Anzeiger» hatte, lässt Übles ahnen. Aber dann ist’s ein lediglich viel zu langes Stück über die «Junge Tat». Im Gegensatz zu den Kollegen von der «Republik», die lieber am Schreibtisch recherchieren und Betroffene nicht zu Wort kommen lassen, hat sich die WoZ die Mühe gemacht, mehrere Exponenten der JT aufzusuchen. Allerdings ohne verwertbare Ergebnisse, aber heutzutage beschreibt man in Reportagen auch Ausflüge ohne Ertrag. Trotz Tremolo und Andeutungen und Verbindungen will sich bei der JT nicht so wirklich der Neonazi-Groove einstellen. Auch die Schlusspointe über ein Video, in dem eine Gruppe Jugendlicher Boxkämpfe imitiert – «als probten sie den Ernstkampf», wirkt wie das merkwürdige Wort etwas hingekrampft.

Noch gefährlicher als die «Junge Tat» ist für die WoZ der «geplatzte Reichsbürgerputsch» in Deutschland, auch als Rollator-Rebellion bekannt.

Fehlen darf natürlich nie «gegen multinationale Agrochemiekonzerne» und «für die kleinbäuerliche Revolution». Der Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch, eine Doppelseite «Putins Propaganda ist für westliche Demokratien gefährlich», «Rebellische Reispflückerinnen». Ist alles nicht taufrisch, Lesedauer und Leseertrag stehen nicht gerade in einem günstigen Verhältnis, zudem alles so erwartbar.

Dann noch Impressum und Leserbriefe, bei denen eine Rettungsaktion für den Konjunktiv I höchstes Lob verdient. Schliesslich «WoZ News», immer noch eigen in der Titelgebung «Mündliche, Verschobene, Sparsame, Zwiefache», usw. Allerdings ist es beinahe unverzeihlich, dass der Rubrikentitel «Die Welt spinnt» irgendwann einmal dem Zeitgeist zum Opfer fiel.

Was soll man sagen; lohnt sich die Ausgabe? Die Geldausgabe und die WoZ-Ausgabe? Sagen wir so: ohne einen Schuss Nostalgie, einen Sprutz Solidarität und ohne die Fähigkeit, bei langen Strecken nicht einzuschlafen: eher nein. Auf der anderen Seite kommt die WoZ visuell inzwischen um einiges besser daher als viele Konzern-Tageszeitungen. Wer zudem Abseitiges und Linksradikales lustig findet, kommt hier auf seine Kosten.

Apropos lustig: auch die WoZ krankt etwas an einer tiefen Humorlosigkeit, bedingt durch den blamablen Zustand der Welt und der Schweiz, der so aufs Gemüt drückt, dass Scherze vermessen wären. Das muss nicht sein, und wenn man schon einen einzigen Cartoon ins Blatt hebt, sollte der wenigstens ansatzweise witzig sein, und ein Lächeln darüber sollte entstehen, ohne dass man mit den Zeigefindern die Mundwinkel nach oben hieven müsste.

Auf den Inhalt kommt es an

Was bietet die «Republik» neben Steuerproblemen?

Das Magazin der guten Denkungsart will seine Existenzberechtigung daraus ableiten, dass es eine «Dienstleistung für interessierte Menschen in einer komplexen Welt» anbiete. «Wir recherchieren, fragen nach, ordnen ein und decken auf. Und liefern Ihnen Fakten und Zusammenhänge als Grundlage für Ihre eigenen Überlegungen und Entscheidungen

Dann schauen wir doch mal, was immerhin 45 Nasen für ein paar tausend Franken in der Woche vom 11. bis 18. November 2022 zu bieten hatten.

Das Ergebnis, um Fakten und Zusammenhänge an den Anfang zu stellen, ist ernüchternd. Insgesamt 31 Stücke pustete die geballte Schaffenskraft der Republikaner raus. Dieser Fakt hört sich noch nach etwas an. Solange man ihn nicht in Zusammenhänge stellt.

Denn das mit Abstand am meisten bediente Gefäss ist der Newsletter. Der kommt auch als «Briefing», als Bericht aus Bern, als Winter-NL, als Good-News oder als Inhaltszusammenfassung des Tages oder des Tageswerks daher. Insgesamt 17 solcher Zusammenwisch-Artikel erschienen; mehr als die Hälfte des gesamten Outputs.

Die nächsthäufige Rubrik sind Interna. «Ihre Stimme für Project R», «Debatte Geschäftsbericht», «Blick in den Geschäftsbericht Vol. 6», der Genossenschaftsrat ergreift das Wort und lässt es 11’341 Buchstaben lang nicht los. 4 solcher Nabelschauen verbrauchten insgesamt 33’830 Buchstaben. Nur für Hardcore-Republikaner.

Ein Mü länger ist die einzige richtige Reportage in dieser Woche. 34’013 Anschläge über Katar. Als ob das Thema nicht wirklich schon durch wäre. Daneben kommt die «Gerichtsreportage» mit 10’722 A schlank daher.

Wer ausführlich alles über Covid und Schwangerschaft wissen will, bekommt mit 15’308 A alles serviert, was er noch nie so genau wissen wollte.

Auf Augenhöhe mit der Nabelschau sind die Interviews. Das billigste aller journalistischen Gefässe wird gleich dreimal abgefüllt. Mit einem Migrationsforscher, einem Klimaschutz-Experten und natürlich mit dem unvermeidlichen Balthasar Glättli, der auf 24’658 A rezykliert, was er so oder anders schon x mal gesagt hat.

Zwei besondere Leckerbissen haben wir uns aufgespart. «Einige persönliche Noten eines Klavierlehrers», es sind dann doch 13’846 persönliche Buchstaben geworden. Der Oberknaller ist wie immer die Binswanger-Kolumne. Der Kampffeminist dekretiert: «Warum es ein Frauenticket sein muss». Er braucht dann 14’295 Anschläge, um zu der weltbewegenden Erkenntnis zu kommen: «Bundesratswahlen sind Schüttelbecher.»

Der Leser schüttelt sich auch, wirft noch einen Blick auf den Hinrichtungsartikel «Jürg Halter cancelt sich selbst», eine Kolumne zur weltbewegenden Erkenntnis «Kunst ist verletzlich», beruhigt dann seine durch Sprachüberfälle, Buchstabenberge und internes Gelaber strapazierten Nerven, um sich doch verletzt zu fühlen.

Verletzt, dass man mit diesem Angebot wirklich ein Jahresabo für 240 Franken legitimieren will. Verletzt, weil über zu Unwichtiges zu lange geschrieben wird. Verletzt, weil mit Abstand die Beschreibung von Beschriebenem das am häufigste angebotene Gefäss ist. Gefolgt von Nabelschau und Interviews.

Eine einzige klassische Reportage aus einem fernen Land. Über das schon so ziemlich alle alles geschrieben haben, weil dort die Fussball-WM stattfindet. Das weiss man allerdings schon seit 12 Jahren, und in den letzten Wochen und Monaten sind alle journalistischen Fusstruppen durch die Wüste gestapft. Jedenfalls die, die man nicht unbedingt für die Ukraine brauchte.

Aber das ist für die «Republik» natürlich kein Grund, nicht auch noch einen Artikel mit vielen, vielen Sandkörnern über den Leser zu streuen.

Wir wollen einordnen. Dieser magere und selbstverliebte Output, hergestellt von 45 Nasen, die pro Jahr rund 5 Millionen Franken Unkosten auf der Payroll verursachen, ist ungenügend. Rezykeltes macht mit ganzen 17 von 31 Stücken den Löwenanteil des Angebots aus. Der Rest ist entweder lähmend lang und langweilig, oder nur langweilig. Man fragt sich auch, wo eine Viertelmillion für «Beratung» versickert.

Und so viele Menschen mit Schlafstörungen gibt es in der Schweiz auch nicht, dass die gewünschte Anzahl von Abonnenten, Pardon. Verlegern, Verlegenen und Verliegenden zusammenkommen könnte, die es braucht, um im nächsten Jahr sogar 8,6 Millionen Franken raushauen zu können.

Wer hat das «NZZaS Magazin» geschrumpft?

In den Ferien schwer erkrankt?

Das «NZZ am Sonntag Magazin» startete Ende letzten Jahres als willkommener Lichtblick in der Öde des Sonntags. Das «Magazin» von Tamedia ist ja schon seit Jahren zum Schatten des Schattens seiner selbst abgemagert.

Aber die NZZ zeigte mal wieder, wie man das macht. Sie erfand wunderbare Rubriken wie «Der Kanon», «Stammesrituale», «Beziehungsverhalten» oder «Perfekt». Der jüngste Spross der alten Tante befleissigte sich eines eleganten Plaudertons und zeigte, dass es immer noch Journalisten gibt, die längere Strecken beherrschen.

Natürlich war die Latte ziemlich hoch gelegt, und jede Woche ideale Beispiele zu finden, um diese Gefässe abzufüllen, das war natürlich eine Herausforderung, die nicht immer gelang. Aber es war Sonntag für Sonntag vergnüglich, und nicht selten reichte der Lesestoff noch in die nächste Woche hinein.

Hat die Sommerfrische gewirkt?

Aber dann kam die Pandemie und forderte schmerzliche Opfer. Das «NZZ Magazin» verschwand in die Sommerfrische, ohne dass sich am Preis für die NZZaS was geändert hätte. Wo kämen wir da auch hin, für weniger Angebot auch weniger zu verlangen.

Nun ist das Magazin wieder auferstanden und freut sich: «Schön, sind die Ferien vorbei!» Dieses Gefühl kann der Leser leider nicht teilen. Denn er fragt sich: Wer hat denn das frühere Magazin geklaut und durch eine schlechte Kopie ersetzt? Eine Kopie, die selbst der anspruchloseste Copyshop in China besser hinkriegte?

Die Rubriken? Ausser «Der Kanon» gestrichen. Die langen Strecken? Durch ein mässig interessantes Interview und ein mässig interessantes Stück über einen Bootliegeplatz ersetzt. Schmerzlich ist immer, wenn schreiberischer Anspruch mit den Fähigkeiten kollidiert: «An der Boje brandete Verbitterung an.» Noch schmerzlicher ist, wenn niemand die Autorin davon abhielt, drei Seiten damit zu füllen, dass sie kein Boot kaufte.

Am Schluss nimmt man alles

Dann feiert die Uralt-Platzfüller-Rubrik «wer war an welchem Fest» Urständ, und dass ganz am Schluss Patrick Karpiczenko teilweise lustige Wortneuschöpfungen präsentiert, ist wirklich der einzige Lichtblick. Aber man nimmt da auch schon alles.

Schlimmer, als etwas zu vermissen ist, ihm wiederzubegegnen. Man gönnt ja jedem in diesen traurigen Zeiten seine Ferien. Selbst einer Redaktion, die aus mehr Häuptlingen als Indianern besteht. Aber was soll man noch sagen, wenn die Publireportage auf der zweiten Seite bis zum Schluss in Erinnerung bleibt, weil sie kurzweilig geschrieben und schön eingeschenkt ist?

Nr. 33/2020 zählt das Magazin einfach weiter durch, obwohl die Nummern 28 bis 32 für immer fehlen werden. «Mit der hochwertigen Haptik und Ästhetik unterscheidet sich das 48 Seiten starke Magazin vom blinkenden Einerlei des Digitalen», verkündete die NZZ am 26. Oktober 2019 die Geburt. Dem inzwischen auf 32 Seiten geschrumpften, schwindsüchtigen Baby ist zu wünschen, dass es seinen ersten Geburtstag nicht erlebt. Der Leser dankt.