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Man rechne

Kosten – Nutzen. Klassischer Faktencheck.

Die Durchführung von 5 Konzerten während der Impfwoche hat rund 2,5 Millionen Franken gekostet. Also 500’000 pro Auftritt einer Ansammlung von zweitklassigen Musikern. Wegen der «Sabotage» waren an einem Konzert wohlwollend gerechnet rund 100 Zuhörer.

Das bedeutet, dass jeder Einzelne mit 5000 Steuerfranken subventioniert wurde. Das schafft nicht einmal das Opernhaus Zürich.

Wenn man grosszügig die Hälfte der Kosten für die Organisation und das Drumrum abzieht, bekam jeder der fünf auftretenden Musiker eine angeblich marktübliche Gage von 250’000 Franken.

Selbst wenn 2 Millionen für dies und das ausgegeben wurden, bleiben immer noch 100’000 Franken pro Nase. So viel Geld auf einem Haufen dürften weder Dabu noch Danitza noch Kunz jemals zuvor gesehen haben.

Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 100 Millionen Franken. Laut offiziellen Angaben wurden in dieser Woche zusätzlich 15’000 Impfungen vorgenommen, im Vergleich zum Schnitt. Das bedeutet, dass jeder Extra-Piks 6666.65 Franken Aufwand verursachte.

Niederlagen sind Siege

Ob Sabotage, falsch angepackt oder einfach Versagen: Impfwoche schönschwätzen bei den Medien.

Wir können zuschauen, wie rund 100 Millionen Franken Steuergelder in den Abfluss gurgeln. So viel kostet die «Impfwoche». Gewinner sind eigentlich nicht in Sicht. Ausser der federführenden Werbeagentur, dem Konzertveranstalter und ein paar Künstlern, denen es egal ist, ob sie vor einer Handvoll Zuschauer spielen. Solange die Gage stimmt.

Echt bedenklich ist aber das Schönschreiben in den Medien. ZACKBUM-Redaktor René Zeyer verbrachte einige Jahre als Korrespondent auf Kuba. Inzwischen durch die Segnungen des Internets etwas aufgelockert, gab und gibt es dort legal ausschliesslich Staatsmedien.

Federführend ist die Parteizeitung «Granma». Die Grossmutter, benannt nach der Yacht, mit der Fidel Castro und eine handvolle Guerilleros landeten, um innert kürzester Zeit das Regime des Diktators Batista zu besiegen, kennt nur drei Arten von Nachrichten.

Das waren noch Zeiten.

Schlechte aus dem kapitalistischen Ausland, ganz schlechte aus den USA – und gute aus Kuba. Planübererfüllung, Erfolge, feste Absichten, revolutionärer Elan, Vertrauen in die Führung. Wenn etwas nicht ganz perfekt klappt: die Umstände, die USA, der Imperialismus, die Handelsblockade, Corona.

Man fragte sich Tag für Tag, wie das die vielköpfige Redaktion nur im Kopf aushält. Jeder dieser Schreiber lebte doch auch in der kubanischen Realität, die nun immer weniger mit ihrer schöngefärbten Darstellung auf geduldigem Zeitungspapier zu tun hatte. Man musste eine spezielle ideologische Verblendung oder reinen Opportunismus vermuten.

Kubanische Zustände in der Schweiz

Man hätte es aber nicht im Traum für möglich gehalten, ähnlichen Zuständen in der Schweiz zu begegnen. Konkret in der medialen Darstellung der «Impfwoche». Ohne Übertreibung ist jetzt schon absehbar: ein 100-Millionen-Flop. Keines der Ziele wurde erreicht, alle verfehlt. Die meisten Massnahmen entfalteten die Wirkung eines Knallfroschs, dem die Zündschnur feucht geworden war.

Die Konzerte, die Impfangebote, die Aufrufe, die ganze Kampagne: peinlich gescheitert. In der Realität. Aber nicht in den Medien.

Tapfer fabuliert eine «watson»-Reportage die Sache schön:

«Nein, es ist dieser in Stein gemeisselte Optimismus. Trotz allen Schwierigkeiten und Anfeindungen, trotz der schieren Aussichtslosigkeit des Unterfangens blicken auch hier alle voller Zuversicht nach vorne. Spritze für Spritze Richtung Ende der Pandemie. Und wenn es hilft, dann auch zwischen Billy-Regal und Köttbullar.»

Poetische Durchhalteparolen bei der Beschreibung von «Impf-Teams», die sehr, aber sehr viel Zeit haben, zusammen Kaffee zu trinken.

Aggressive Kampagne der USA gegen Friede und Stabilität auf Kuba …

SRF kümmert sich um die Erledigung von Widersprüchen. Dänemark, der gelobte Impfchampion in Europa, das Vorbild. 75 Prozent, davon könnte sich die Schweiz mehrere Scheiben abschneiden, da müssen wir auch hin. Und nun das: «Corona-Beschränkungen werden wieder eingeführt und es braucht ein Zertifikat für gewisse Aktivitäten.» Blöd aber auch, wie denn das? ««Ein Punkt bei den Corona-Impfungen ist, dass man das Virus unter Umständen trotzdem weitergeben kann», erklärt SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel.»

Ach was, und deshalb sollen sich in der Schweiz dank der Impfwoche möglichst viele impfen lassen? Nun, da helfen nur die ewig gleichen Horrorprognosen:

««Die Zahl der Ungeschützten und ihr Ansteckungsrisiko sind entscheidend.» Laut aktueller Schätzung des BAG seien etwa eine Million Erwachsene ungeschützt. «Das kann, wenn sich alle infizieren, noch einmal Tausende Menschen in die Spitäler bringen.»»

Gelenkiger als ein Parteiorgan im Wendehalsen 

Treffen die nicht ein, ist man inzwischen gelenkiger als ein Parteiorgan, wenn es mal wieder mit der Planerfüllung nicht geklappt hat. Besondere Aufmerksamkeit wurde Afrika zu teil. Einstellige Impfquoten, trümmeliges Gesundheitssystem, Massensterben mit Ansage. Und nun das:

«Das Wunder von Afrika. Alle erwarteten eine Katastrophe und sprachen von einem «zynischen Live-Experiment»: Doch der Kontinent kam bisher glimpflich durch die Pandemie. Eine Nachricht, die guttut.»

Die SoZ wird fromm und glaubt an Wunder. Dabei handelt es sich bloss um eine weitere, krachende Fehlprognose. Aber zurück in die Schweiz.

Auch CH Media bemüht sich, möglichst gute Miene zum peinlichen Schauspiel zu machen. Der Reporter muss zwar launig beschreiben, wie Kälte und gähnende Leere seine Reportage begleiten. Aber, als alter Profi weiss er, dass der Schluss hängen bleibt: «In Zürich ist etwas ausgebucht, zum ersten Mal auf dieser Reise. Im Verlauf des Tages kam es zu Szenen, wie man sie sich im ganzen Land erhofft hatte: lange Schlangen, und zwar vor dem Impfdorf im Zürcher Hauptbahnhof. Allerdings gehören die Wartenden nicht zum primären Zielpublikum. Der Grossteil will nicht die erste Impfung. Sondern den Booster. Am Abend leuchtet über dem Impfdorf eine Anzeige, «Booster-Impfungen ausgebucht».»

Da hilft nur nur noch Poesie …

Sonst hilft wohl nur noch beten: «Katholiken für die Impfung: “Chance, weiterhin Solidarität zu leben”», titelt kath.ch mit frommem Gottvertrauen. «zentralplus» sieht es etwas nüchterner: «Luzerner Impfwoche startet verhalten». Aber auch hier werden Erfolgsmeldungen zusammengekratzt: «Deutlich erfolgreicher verläuft die Kampagne des Impftrucks. Dieser war am Montag in Malters, wo sich 136 Personen haben impfen lassen.»

Richtig genial ist aber die Schlussfolgerung, zu die der Kommentator von Tamedia kommt:

«Wir sollten erst jene impfen, die wollen»

Bevor wir diese impfen, die nicht wollen. So blöd hätte nicht mal «Granma» kommentiert. Aber vielleicht sollte er sich bewerben.

Fauler Zahlenzauber

Kühe, Coiffeure, alles wird in der Schweiz gezählt. Nur die Ausgaben der Impfwoche nicht.

Das wäre doch mal eine Herausforderung für Faktenchecker. Für fünf Konzerte unserer Schweizer Superstars hat der Bund 2,5 Millionen Franken budgetiert.

Maximal 500 Besucher wären pro Konzert zugelassen gewesen. Deren Eintritt war gratis, wenn auch nicht umsonst. Sondern kostet den Steuerzahler 1000 Franken pro Nase, oder 500 pro Ohr.

Nun sind aber wegen den fiesen Saboteuren nicht mal die Hälfte eingetrudelt. Damit kostet es den Steuerzahler schon 2000 Franken.

Das könnte auch noch jeder Faktenchecker unter Zuhilfenahme von Fingern und Taschenrechner hinkriegen.

Jetzt aber die «Tschecksches»-Fragen: Wie viel kassierten die Künstler? Insgesamt und pro Nase? Wie viel kassiert die «Gadget Abc Entertainment Group» als Organisator? Und wie viel kassierte Rod Kommunikation für die begleitende Werbekampagne?

Yannick Wiget, übernehmen Sie!

Es hat nicht piks gemacht

Steuerzahler dürfen beim Verrösten von 100 Millionen zuschauen. Ungeimpft. Unerschrocken.

Das nennt man mal volle Kanne. Impfwoche! Medienkampagne! Inserate! Konzerte! Raclette! Impfdörfli, -busse und -zelte.

Alles, was einem Werber wie Rod Kommunikation einfällt, wird aufgeboten, um in einer nationalen Anstrengung noch die letzten Impfskeptiker zum Piks zu treiben. Wäre doch gelacht, wenn das nicht möglich wäre.

Da ist auch beim «Blick» guter Rat teuer (aber bezahlbar).

Schliesslich kriegt es doch Apple auch regelmässig fertig, einen Riesenhype zu veranstalten, nur weil es eine neue Version des ewig gleichen Smartphones zu noch absurderen Preisen gibt. Da campieren immer Leute vor den Shops und zeigen dann stolz ihr gerade erworbenes Gerät, als sei das eine Leistung wie die Ersteigung des Mount Everest.

Läuft, behaupten alle wider besseres Wissen

Läuft, sagten sich Bundesräte, BAG und alle guten Kräfte. Läuft, sagten sich auch Schweizer Künstler wie Stefanie Heinzmann oder Stress. Läuft, sagten sich die Mainstreammedien, klatschvoll mit Inseraten und Lobhudeleien und Beschimpfungen der letzten «Coronaleugner», die ja nun daran schuld sind, dass wir schon wieder von einer Welle überrollt werden.

Dabei wollten wir doch nur die Willigen impfen, weil das angeblich gereicht hätte. Dabei wollten wir doch nie einen Impfzwang. Dabei wollten wir doch nie eine Diskriminierung via Zertifikat. Dabei wollten wir doch nie die einzige Hochrisikogruppe schützen, Alte mit Vorerkrankung. Hops, der ist uns jetzt durchgeschlüpft.

Zwei Aktionen ragen durch besondere Einfalt heraus. Da wäre mal das Zusammentrommeln aller Ex-Bundesräte der Schweiz. Also der lebenden. Also der mehr oder minder lebenden. Denn in der Unterstufe der Kommunikationsschule lernt jeder Depp: Testimonials. Testimonials helfen ungemein. Wenn Roger Federer eine bestimmte Kaffeemaschine benützt, dann steigt der Verkauf an die Decke.

Aber auch Prominente funktionieren nicht immer.

Also lassen wir doch neben Prominenten auch Bundesräte zu Wort kommen. Nun gibt es aber bekanntlich nur sieben, da geht noch was. Genau, es gibt doch auch Ex-Bundesräte. Also jubiliert Tamedia:

«13 Alt-Bundesrätinnen und -Bundesräte, zum Teil seit Jahrzehnten in Rente, zum Teil über 80 Jahre alt, treten noch einmal auf. Gemeinsam appellieren sie an ihr Volk: «Lasst euch impfen!»»

Drei haben gekniffen. Darunter Gottseibeiuns Christoph Blocher.

Der gute Kaiser Franz Josef von Österreich konnte sich wenigstens noch an «meine Völker» wenden, das geht nun hier leider nicht. Wieso es irgend jemanden zum Impfen motivieren soll, wenn 13 Alt-Bundesräte ihn dazu auffordern? Dumme Frage, Testimonials!

Wie erreiche wir die Jugend? Mit Stress natürlich

Besonders stolz war man bei den Kommunikationsfuzzis auf die Idee: die Jugend muss angesprochen werden. Das können Alt-Bundesräte eher schlecht. Aber he, Jugend steht doch auf Konzerte. Auf Disco oder wie das heute immer heisst; Clubs oder so. Da geht doch was ab. Die Hammeridee: Live-Konzerte. Mit Stars wie Stefanie Heinzmann oder Stress.

Hammer. Mega. Vollkrass. Cool. Geil. Knallt voll rein. Spritz keine Drogen, spritz Vakzin. Aber hätte man mit so viel Gemeinheit gerechnet?

Sabotage! Tickets posten, nicht hingehen. Gemein.

Unfassbar, sagte auch Stefanie Heinzmann: ««Dass es eine solche Boshaftigkeit gibt, hätte ich nie gedacht». Ihre Zusage zur Impfwoche hätte bei vielen «grosse Enttäuschung» ausgelöst. Ihr sei unterstellt worden, sie unterstütze die Zertifikatspflicht, die «Zwangsimpfung» oder Spaltung der Gesellschaft bis hin zur Diktatur. Davon distanziere sie sich aber ganz klar. Sie fände es einfach schön, gemeinsam mit der Kulturbranche eine Plattform zu erhalten.»

Zurück zum Miteinander mit Gänsehautfeeling

Jö, barmt der «Blick», genau, ist doch einfach schön, wenn die etwas ins Vergessene geratene Sängerin meint: «Ihr gehe es mit den Konzerten darum, dass Menschen zurück zum Miteinander finden.» Daran haben die Kommunikationsfuzzis sicherlich unter Zuhilfenahme kleinerer Berge von Koks lange gebastelt:  «zurück zum Miteinander». Weg vom Gegeneinander. Spürä. Begägnä. Mönsch siii. Gänsehautfeeling. Feuerzeuge schwenken. Smartphones schaukeln. Selfies knipsen. Vollgeil.

Wunderbar. Was hat die ganze Sause eigentlich gekostet, dieser Megaflop, dieser Schlag ins Wasser, dieser schlecht durchdachte, noch schlechter organisierte Steuergeldermissbrauch? Offiziell eingestanden sind bislang rund 100 Millionen Fränkli. Peanuts.

Ach, und was die Künstler wohl kassierten, um vor einer Handvoll Zuhörer auf der Bühne rumzuhampeln? Denn eines ist sicher: ihre Beihilfe zum «Miteinander» war natürlich nicht gratis. So weit geht dann das Engagement auch nicht.

Auch die NZZ runzelt vornehm leicht die Stirn über so viel Unfähigkeit.

 

Impfwoche! Spritz dir eins!

Wir leben im Paradies der pluralistischen Medien. Und glauben an den Weihnachtsmann.

Der Bund wirft ein paar Millionen Steuergelder auf, um mal richtig vorwärts zu machen mit dem Impfen. Impf dir eins, dann gibt’s Raclette. Nimm den Impfbus. Booster dir eins. Einen hübschen Teil der Millionen gibt der Staat für Medienkampagnen aus. Endlich mal wieder Inserate satt in den Tageszeitungen.

Fotos der grossartigen Webseite «Kim looking at things».

Das alles hat natürlich überhaupt keinen Einfluss auf die objektive, ausgewogene, alle Meinungen widerspiegelnde Berichterstattung. Niemals. Ehrenwort. Strikte Trennung von redaktionellem Inhalt und Werbung. Hand aufs Herz und treuer Blick nach oben. Publireportage? Paid Content? «In Zusammenarbeit mit»? «Diese Reisereportage wurde unterstützt von»? Diese Produkte hat unsere Beauty-Redaktorin für Sie ausgewählt, äh, wurden ihr gratis zugesteckt?

Nun ja, wir wollen da den Fünfer gerade sein lassen. Nicht nur der Coninx- oder Ringier- oder Wanner-Clan muss ja von was leben. Seine Angestellten auch. Aber wenn’s ernst wird, wenn es um Leben oder Tod geht, dann besinnen wir uns doch auf alle journalistischen Anstandsregeln, oder nicht?

Oder nicht.

Weil das Thema wirklich nervt, das Panoptikum der ausgewogenen Berichterstattung der drei grossen Medienhäuser plus NZZ im Dreisprung kurz vorgeführt. Achtung, nur für stärkere Nerven. Bei Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Der kann zwar auch nicht helfen.

Wir fangen irgendwo an, denn zwischen oben und unten ist bei dem Thema Corona schwer zu unterscheiden.

So ausgewogen berichtet der «Blick» übers Für und Wider der Impfung.

Testimonial eines reuigen Sünders, kommt immer gut.

Testimonial aus berufenem Mund, kommt auch gut.

 

Wir queren den Mediensumpf Richtung Tamedia.

Corona-Kreische Marc Brupbacher muss seinen Ruf verteidigen.

Impfmuffel und Trödelkantone. Gute Wortwahl ist alles.

Auch «20 Minuten» greift objektiv in die Debatte ein.

Wir haben diese Anglergummistiefel an und kommen daher trockenen Fusses zu CH Media.

Nehmt das, ihr trödelnden Impfstoff-Zulasser in der Schweiz.

Sachbeschädigung, dann der nächste Sturm aufs Bundeshaus?

«Beantworten Fragen» ist etwas euphemistisch formuliert. «Machen Ansagen» wäre wohl besser.

Nun noch der Aufschwung in die Höhe der intellektuellen Kühle, also zur NZZ.

Oh, auch hier wird mit Testimonials gearbeitet.

Gib uns das tägliche Grauen. Nimm das, du verstockter Impfgegner.

Endlich, der philosophische Diskurs in Widersprüchlichkeiten.

 

Zusammenfassung

Das ist eine durchaus repräsentative Auswahl aus der nordkoreanischen Meinungspresse. Pluralistisch, vielfältig, widersprüchlich, Für und Wider darstellend. Mit Platz für abweichende Meinungen. Damit könnte sogar Kim der Dickere leben.