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Hello, Mr. President

Christof Münger hat nicht mal ein Proseminar besucht …

«Im Proseminar fürs Politologiestudium spricht man nicht von Bullys, sondern etwas vornehmer von revisionistischen Grossmächten, die den territorialen Status quo ändern möchten. China verfolgt im Südchinesischen Meer und gegenüber Taiwan eine solche Aussenpolitik. In Hongkong wurde sie umgesetzt, sie ist aggressiv und expansiv. Russland ist die zweite revisionistische Atommacht, siehe Ukraine. Am 20. Januar kommt eine dritte revisionistische Grossmacht hinzu, die USA von Donald Trump.»

Geschichte für Anfänger und den Auslandchef ohne Ausland und Verstand von Tamedia: Taiwan war jahrhundertelang unter chinesischer Herrschaft, dann von 1895 bis 1945 Teil des japanischen Kaiserreichs, 1949 zog sich Chiang Kai-shek nach seiner Niederlage gegen Mao hierher zurück. Anschliessend war Formosa oder Taiwan Bestandteil des Kalten Krieges und wurde lange Zeit bis 1971 vom Westen als einzige legitime Vertretung ganz Chinas anerkannt.

Welcher Status quo von wann hier geändert werden soll, das ist wohl die Frage. Und Hongkong? Wurde 1841 von England besetzt und 1843 zur Kronkolonie erklärt. 1997 wurde dieses Überbleibsel des Kolonialismus an China zurückgegeben.

Würde Christof Münger in einem Proseminar so einen Quatsch erzählen, die Fortsetzung seines Studiums wäre gefährdet. Hiermit wäre sie dann wohl beendet: «Europa muss nun schnell erwachsen werden und an Unabhängigkeit gewinnen, vor allem was die eigene Sicherheit betrifft. » Erwachsen werden, mehr Unabhängigkeit? Von der mit Abstand grössten Militärmacht der Welt? Die übrigen Teilnehmer des Proseminars schütteln verzweifelt die Köpfe ob eines solchen Stusses.

Aber da geht noch mehr. Der israelische Ministerpräsident Netanyahu habe erst jetzt einer Waffenruhe zugestimmt, das sei «ein Geschenk zum Amtsantritt seines alten Verbündeten: Der Deal liegt schon ein halbes Jahr lang unterschriftsbereit vor. Mehrere israelische Geiseln, zahlreiche israelische Soldaten und viele palästinensische Zivilisten würden noch leben, hätte der israelische Premier früher eingewilligt. Doch Netanyahu wollte verhindern, dass US-Präsident Joe Biden diesen Erfolg verbuchen konnte».

Diesen Geheimplan hat Netanyahu mitsamt des unterschriftsreifen Vertrags aber wirklich sauber im Giftschrank eingeschlossen und keinen rangelassen. Bei solchem Gefasel würde manch Verschwörungstheoretiker vor Neid erblassen.

Und Musk? Dem gehe es nicht um die Redefreiheit, sondern «um die Freiheit, lügen zu dürfen». Das ist nun aber auch Bestandteil der Meinungsfreiheit, schliesslich darf doch auch Münger so viel Unsinn erzählen, wie es ihm drum ist.

Dann kommt ansatzlos ein Salto mortale ins Zusammenhangslose: «Wer hingegen in Moskau den Angriffskrieg gegen die Ukraine öffentlich kritisiert, bekommt Besuch von der Polizei. Und Chinesen, die das Massaker auf dem Tiananmen-Platz nur schon erwähnen, verschwinden im Gefängnis. Dort geht es um die Redefreiheit – für Europas Populisten kein Thema.»

Trump, Musk, Redefreiheit im Westen. Dagegen die Zensur im Osten, wobei Münger die genauso strikte Unterdrückung jeder freien Meinungsäusserung in der Ukraine zu erwähnen vergisst. Und wieso sollten sich «Europas Populisten» darum kümmern?

Aber verflixt, dachte Münger mal wieder, jeder Kommentar hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Also woher eine Schlusspointe nehmen und nicht stehlen? Ach, lieber was zusammennageln als gar nicht schreiben:

«Die Wahl von Trump und die Wucht von Elon Musk haben Leuten wie Alice Weidel, Herbert Kickl, Viktor Orbán und Marine Le Pen einen Boost verliehen. Angesichts des anstehenden Comebacks ihres Paten in Washington scheinen sie vor Vorfreude fast zu platzen – Trump kann auf eine politische Fangemeinde in Europa zählen.»

Das könnte Münger nun, dank der Meinungsfreiheit, auch auf X oder Facebook posten. Inklusive der Verbalinjurie «Pate» für Trump, also Mafiosi, also sind auch die erwähnten europäischen Politiker Mitglieder der Mafia.

Allerdings hört für Münger Meinungsfreiheit dort auf, wo ein anderer eine andere Meinung hat. Und freie Wahlen kommen irgendwie an ihre Grenzen, wenn die Falschen gewählt werden. Da wird Tamedia endgültig zum Witzblatt, ohne komisch zu sein.

Olympia: läuft

China-Bashing war gestern, jetzt ist Spiel, Sieg und Jubel.

Sicher haben wir die Uiguren nicht vergessen. Hongkong. Taiwan. Totale Sozialkontrolle. Ganze Städte unter Quarantäne und mit Ausgangssperre. Parteidiktatur. Diktator auf Lebenszeiten. Unterstützung aller Unrechtssysteme der Welt, solange es ökonomischen Interessen dient. Neokolonialismus via Kredite und anschliessendem Ausverkauf.

Aber he, jetzt ist Sport. Wer rutscht auf zwei Brettern am schnellsten einen Hang runter? Schiebt komische Steine übers Eis? Vermeidet es, in Stangen reinzufahren? Springt am weitesten über eine Schanze? Riskiert im Bob sein Leben? Drischt einen Puck am häufigsten ins Netz?

Das sind die Fragen, die nun die Medien bewegen, da müssen knallhart Prioritäten gesetzt werden. Schliesslich ist Corona schwer auf dem absteigenden Ast, da darf es keinen Phantomschmerz geben. Also zeigt ZACKBUM mal wieder einen bunten Strauss der variantenreichen Berichterstattung, deren Vielfalt unbedingt mit einer Steuermilliarde unterstützt werden muss:

Tamedia geht ganz nah.

«20 Minuten» bleibt bei den üblichen Sportfotos.

«Blick» fällt wie meist nichts Spezielles ein.

CH Media schiebt die Berichterstattung immerhin an den rechten Rand.

Nichts Neues von der NZZ.

Für einmal fällt nicht mal «watson» ab.

«Blue News» konzentriert sich aufs Wesentliche.

Wer eins gesehen hat, hat alle gesehen. ZACKBUM regt die Einrichtung einer einzigen Zentral-Sportredaktion an. Synergie, Kompetenz, Verdichtung, mehr Content. Mit weniger Redaktoren!