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Hitzschlag, lass nach

Der Wettergott ist gegen die Medien.

«Hitzesommer» (238 Treffer in der Mediendatenbank SMD in den den letzten 30 Tagen, 5750 Erwähnungen von «Hitze»). «Parallelen zu 2003, Wasserknappheit, Ernteausfälle». «Tipps gegen Hitze», wie kann man da schlafen, welches Schuhwerk, wie viel Wasser, Joggen ja oder nein, die armen Bauarbeiter, «Recht auf Schatten» (und nicht nur für Reiche).

Falls Trump, die Ukraine oder der Gazastreifen gerade mal nicht genug hergibt, als Füller im Sommerloch reichen alarmistische Artikel alleweil. Zur Not werden auch Fachleute interviewt, bange Prognosen erstellt, natürlich dürfen auch die armen Haustiere nicht fehlen, denn nicht nur der Mensch leidet und schwitzt, sieht sich sogar tödlichen Gefahren ausgesetzt.

Und dann das. Anhaltendes Hitzefrei. Aber anders. Der «Blick» verkündet unerschrocken eine neue, schlechte Nachricht. Ein «Höhentief vermiest uns die Woche». Statt dass ein tiefes Hoch der Journaille die Möglichkeit gäbe, fortzufahren mit: buhu, es ist heiss. Brandgefährlich. Rette sich, wer kann. Und wer nicht kann, dem muss geholfen werden.

Banale Ratschläge, rezyklierte Tipps (denn oh Wunder, es ist nicht zum ersten Mal Sommer), der Bademeister erzählt, der Glacé-Verkäufer jubiliert, Leidende leiden, und wie sieht’s eigentlich in Spitälern und Altersheimen aus. Und was macht die Natur, der Bauer, der Gletscher, schwitzen eigentlich auch Kühe (jein; am Euter und sie hecheln. Ihr Geheimtipp: Schatten suchen).

Endlich wieder Journalismus, der dem Qualitätsniveau der verbliebenen Redaktoren entspricht. Ein Blick ins Archiv: was haben wir eigentlich das letzte Mal gemacht, und dann ein wenig aktualisieren, und Feierabend. So hätte das doch noch wochenlang weitergehen können, nach dem mal wieder «heissesten Juni» überhaupt.

Berichte aus der Schweiz, die sich bald in eine neue Sahara verwandeln wird. Plus schröckliche Nachrichten aus aller Welt, wo die Gluthitze noch mehr glüht.

Dabei hofft man auf den Leser, der sich die Schweissperlen vom Angesicht wischt, wenn er reich genug ist, die Klimaanlage anschaltet und stöhnt: bei diesen Berichten wird es mir ganz heiss und anders. Von jetzt an verzichte ich auf das Auto und das Flugzeug und fahre Velo.

Andererseits: auch grosse Kämpfer gegen den Klimawandel, vor allem unter den Grünen, steigen gerne mit der ganzen Familie ins Flugzeug, um zu fernen Feriendestinationen aufzubrechen. Aber he, das ist dann Privatsache, im Fall. Und Velofahren ist auch ganz schön schweisstreibend.

Also lieber schlechtes Gewissen, dafür schön angenehm.

Aber nun ist schon wieder der heisse Krieg gegen die Hitze zu einem kalten geworden. Morgens ist es recht frisch, tagsüber kühlt immer wieder ein Regenschauer, die Verwüstung der Schweiz muss sich noch gedulden.

Nun könnte man meinen, dass verantwortlicher Journalismus, der nicht Stück für Stück seine Glaubwürdigkeit verspielen will, vielleicht etwas kleinlaut Übertreibungen und Fehlprognosen einräumt.

Aber selbst wenn ein Journalist völlig sicher vorhersagt: morgen gibt’s Gluthitze und die Sonne scheint den ganzen Tag, nicht zuletzt aus meinem Hinterteil, käme er niemals auf die Idee, einen Fehler einzuräumen, wenn es morgen frisch ist und unablässig regnet.

Er greift nicht mal zum Allheilmittel jedes gescheiterten Managers oder Politikers, der nachweisbar falsch lag. «Aus heutiger Sicht mag das als Fehler erscheinen, aber mit dem Wissensstand von damals ..

Man sollte sie dafür in den kalten Regen stellen. Aber das wäre unmenschlich, die bibbernden Journis würden ein grosses Geschrei anstimmen. «Zwischentief, man soll nie Wetter mit Klima verwechseln, die nächste Hitzewelle kommt bestimmt, wir müssen jetzt handeln, bevor es zu spät ist

Cool down, baby, wie der Ami sagt. Und sucht Euch ein anderes Thema fürs Sommerloch. Liegen doch genug rum.

Realsatire

Es regnet und ist eher frisch. Der richtige Moment, um hitzefrei zu fordern.

Das Qualitätsorgan «Tages-Anzeiger» samt angeschlossenem Kopfblattsalat stopft das Sommerloch. Mit einem Bericht, der keine Schweissperlen auslöst, aber Lachtränen.

Endlich werden die vielen Rechte, über die der moderne Staatsbürger verfügt, um ein weiteres, brennend wichtiges ergänzt. «Brüder, zur Sonne, zur Freiheit», das war gestern. Heute gilt es, um das «Recht auf Schatten» zu kämpfen. Aber nicht etwa die schwitzenden Massen sollen das erledigen, natürlich geht es um «staatlichen Hitzeschutz». Denn der Staat ist schliesslich an allem schuld und für alles da.

Der «grüne Aktionsplan» ist allumfassend und kümmert sich schweisstreibend um jedes Detail.

Da gibt es die Forderung nach einer gesetzlichen Verankerung des Schutzes am Arbeitsplatz. Nicht etwa vor Ausbeutung: «Demnach müssten Arbeitgeber ab 26 Grad in Innenräumen Massnahmen zum Schutz der Gesundheit ergreifen. Dazu gehören längere Pausen, kostenlose Getränke oder reduzierte Arbeitszeiten. Bei extremer Hitze soll es ein Recht auf Homeoffice geben.»

Kleine Frage: existiert das im Glashaus an der Werdstrasse? So wie ZACKBUM Big Boss Pietro Supino kennt: eher nein.

Nun ist es beim Home Office allerdings so, dass auch dort der Arbeitnehmer, Pardon, der Arbeitnehmende, unter Hitzewallungen leiden könnte. Da ist der Hausbesitzer, bzw, der Vermieter, bzw. der Vemietende gefordert:

«Vermieter sollen eine Mietzinsreduktion von zehn Prozent gewähren müssen, wenn es in einer Wohnung zu warm wird.»

Während aber Unternehmen sich bei finanziellen Einbussen durch Arbeitsunterbrüche an der Schlechtwetterversicherung schadlos halten können, dürfen Vermieter entschädigungslos weniger Miete kassieren. Wollen sie das vermeiden, sollen sie gefälligst besser isolieren.

Dann wird es leicht widersprüchlich: «Falls Gebäudesanierungen nicht rasch genug möglich sind, sollen Klimaanlagen installiert werden. Dabei handelt es sich für die Grünen um eine «Zwischenlösung», für die ebenfalls Bundesgelder eingesetzt werden sollen.» Gut, dass Klimaanlagen ohne Strom laufen.

Auch an die Benützer des ÖV ist gedacht: «Im öffentlichen Raum wird ein Recht auf Schatten gefordert: Wartezonen an ÖV-Haltestellen müssten zwingend beschattet werden.»

Dann kommt doch noch ein heisser Hauch Klassenkampf auf: «Wir lehnen eine Schweiz ab, in der sich die Reichen vor der Hitze schützen können, während Menschen ohne Privilegien unter den schädlichen Konsequenzen des Klimawandels leiden», sagt Grüne-Präsidentin Lisa Mazzone.

Um mit einem Appell an unsere Mitmenschlichkeit zu enden: «Bei Hitzewellen darf kein Mensch allein zu Hause vergessen werden

Natürlich ist weder die Freiheit noch das Recht unbegrenzt. Arbeitgeber müssen ab 26 Grad in Innenräumen Schutzmassnahmen ergreifen. «Schwere Arbeiten im Freien» sind ab 30 Grad zu unterlassen oder müssen «zumindest angepasst werden». Zum Beispiel, indem neben jeden Bauarbeiter ein Sonnenschirmträger platziert wird.

Nun kommen wir aber zum heiklen Punkt der ganzen Angelegenheit: «Betriebe sollen zur Temperaturerfassung verpflichtet werden

Da dürften sich hitzige Diskussionen entspannen, ob diese Grenzwerte überschritten sind oder nicht. Der Mieter verlangt vom Vermieter eine Reduktion, nachdem er sein Thermometer kurz mit dem Feuerzeug behandelt hat. Der Vermieter holt seins aus dem Kühlschrank und sagt: nix ist.

Bevor dieser Wahnsinn umgesetzt werden könnte, müsste der Staat, wer denn sonst, zunächst ein paar Millionen geeichte Wärmemessgeräte abgeben. Gratis, versteht sich.

Konfliktträchtig ist auch die Frage, wie sich das Recht auf Schatten im öffentlichen Raum messen – und einfordern lässt. Mich hat bei der Tramhaltestelle ein Sonnenstrahl am Hinterkopf gekitzelt. Ist das bereits genügend Grund für eine Beschwerde, gar für Schadenersatz? Steigt ein Bauarbeiter in einen Schacht, in dem es angenehme 23 Grad sind, muss er dann beim Erreichen der Oberfläche mit 32 Grad sofort die Arbeit einstellen? Oder wieder zurückkriechen?

Wo es Rechte gibt, gibt es auch Pflichten. Kann man dem Passanten zumuten, einen Umweg von zwei Metern zu machen, um den Schatten eines Baumes auszunützen? Könnte der Mieter allenfalls den meist kühlen Keller aufsuchen, oder wäre das unzumutbar?

Wer einen solchen Plan entwickelt, der hat zu lange ohne Schutz in der Sonne gelegen. Wer ihn umkommentiert publiziert, hätte besser hitzefrei verlangt.

 

Kalte Dusche

Es regnet und ist eher frisch. Blöd gelaufen für die Medien.

Wenn man in der Datenbank SMD unter dem Stichwort «Hitze» sucht, bekommt man im letzten Monat 5372 Treffer. «Hitzesommer» ergibt 214 Resultate, «Klimawandel» wurde in 2220 Werken beklagt und beschrieben.

«Gerade schwappt eine weitere Hitzewelle über ganz Europa. Prognostiziert ist ein extremer Hitzesommer – vielleicht erwartet uns sogar der heisseste seit Messbeginn. Das sind die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels», prognostiziert der «Blick».

«Während der Hitzetage verwandeln sich einige Drämmli in eine Sauna», schwitzt die «Basler Zeitung». «Die Kerntemperatur des Körpers wird entscheidend», diagnostiziert CH Media. «Was steigende Wassertemperaturen für unsere Seen bedeuten», sorgt sich der «Zürcher Oberländer».

«AKW Beznau stellt wegen der Hitze einen seiner Reaktoren ab», alarmieren diverse Medien. Und srf.ch resümiert:
«Lokal wärmster und sonnigster Juni seit Messbeginn».
Dazu gab es natürlich Unmengen von Tips und Ratschlägen, wie man diese brütende Hitze überleben kann. Welche Wassermengen sollte man zu sich nehmen, nützt Glacé oder schadet sie, welche Kleidung braucht’s, sollte man sich noch sportlich betätigen, welchen Einfluss hat die Hitze aufs Hirn, kann man arbeitsfrei oder hitzefrei verlangen? Ist schwitzen gesund, und wenn nein, warum nicht? Kann man heisse Luft unbeschadet einatmen?
So haben es auch Fische nicht leicht: «35 Grad im Anmarsch – in Gewässern beginnt der Überlebenskampf», berichtet «20 Minuten» von der Kriegszone Gewässer. srf.ch geht dem weiter auf den Grund: «Geht Äschen und Forellen bald der Sauerstoff aus?« Und eifrig warnt auch der Bund vor Gesundheitsrisiken wegen Wärme. Von Hautkrebs und anderen schweren Schäden durch Sonneneinstrahlung ganz zu schweigen.
Immerhin, Zol-Online hat wenigstens einen originellen Ratschlag auf Lager: «Jammern hilft gegen Hitze». Tamedia hingegen überrascht mit: «Städtische Hitze: Überraschung im Hitzesommer: Bäume kühlen mehr als gedacht». Das dürfte bei der Fraktion der Klimawandel-Beklager für heisse und rote Köpfe gesorgt haben.
Und dann das. Es regnet, Temperatursturz, blöd aber auch. «Das Wetter war ein richtiges Arschloch», sagte Steven Spielberg über die Dreharbeiten zum «Weissen Hai».
Gerade, wo sich die Medien in Sachen Hitzesommer so richtig warm gelaufen hatten, mit Angstschweiss auf der Stirne eine unerträgliche und kontinuierliche Hitze über Europa, über der Schweiz verkündeten, kommt eine kalte Dusche.
Es ist halt für die Journaille ein zunehmend ernster werdendes Problem, dass sich die Wirklichkeit nicht so verhalten will, wie ihr unablässig angeraten wird. Trump, Putin, Teheran, Israel, niemand und nichts tut ihnen den Gefallen, innezuhalten, in sich zu gehen, ein Einsehen zu haben und endlich mal Besserung zu geloben.
Auf nichts ist mehr Verlass, nicht mal aufs Wetter.

 

 

Heiss! Endlich!

Bislang war es nur bei SRF Meteo richtig heiss. Nun aber auch in der Schweiz.

Es war zum Mäusemelken. Eines der Lieblingsthemen der Weltverbesserer fand nur im südlichen Ausland statt. Die Hitze, der Klimawandel, die Erderwärmung, das Ende der Welt.

Die Schweiz dagegen war mal wieder die Insel der Seligen. Regen, Kälte, ein richtiges Scheisswetter. Da machte alles Unken keinen richtigen Spass mehr. Nachdem der Redaktor seinen Dienst an der Klimarettung vollbracht hatte, spannte er den Regenschirm auf und verzog sich ins Innere seiner Stammkneipe, um mit dem einen oder anderen Bierchen seien Frust runterzuspülen.

Selbst die Klimakleber kapitulierten vor dem Huddelwetter und stellten ihre Aktionen teilweise ein. Oder vielleicht waren sie auch, dem Beispiel ihres Sprechers folgend, in fernen Landen in den Ferien. Oder auf Kreuzfahrt.

Aber die Durststrecke ist zu Ende, Tamedia macht gleich ein Fass, bzw. eine Rubrik auf:

Es ist eine vergängliche Rubrik, denn in zehn Tagen ist der August schon Vergangenheit. Aber davon will man sich doch nicht die Panik verderben lassen.

Allerdings scheinen hier ein paar subversive Klimaleugner am Gerät zu sein. «Wie Sie trotz Affenhitze gut schlafen können», ein Ratgeber. Statt anklagend und aufrüttelnd dazu aufzufordern, schwitzend und schlaflos zu protestieren und zu demonstrieren. Und dann das: «Vom Jammeri zur Instant-Südländerin – das sind die Schweizer Hitzetypen». Ausgerechnet Philipp Zweifel und die offenbar lebend von ihrer klimaschädlichen Kreuzfahrt zurückgekehrte Aleksandra Hiltmann versuchen sich an einer lustigen Typologie.

Wobei man sich allerdings fragt, ob Hiltmann geklont ist oder in Wirklichkeit ein Chatbot. Denn hier ist sie «Redaktorin für das Ressort Social Media». Gestern war sie noch «Gesellschaftsredaktorin» des «Blick». Und morgen? Vielleicht tritt sie noch einen Drittjob bei der NZZ an, wer weiss.

Nicht von Hiltmann ist dieser Warnartikel im «Blick», ebenfalls mit hohem Nutzwert. Denn wo gekreischt werden kann, ist das Organ immer dabei:

Doppelt gemoppelt hält besser, sagt sich das Lieblingsblatt für anspruchsvoller Leser «watson»:

Richtig abstrakt wissenschaftlich wird es hingegen bei «20 Minuten», man macht sich Sorgen, ob der Blattmacher unter Hitzschlag leidet:

Achtung, der schwarze Pfeil deutet irgendwie auf die Nullgradgrenze. Oder so.

Natürlich darf auch surf.ch, Pardon, srf.ch,  im Umzug nicht fehlen:

Hin und hergerissen hingegen ist die NZZ. Auch sie ist der Hitze erlegen und macht die Rubrik «Alles zur Hitze» auf. Dort schwankt sie zwischen ordnungspolitischen Zwischenrufen und Sauglattismus:

Und CH Media? Auch die heizen dem Leser etwas ein, allerdings sehr lokal:

Aber das alles sind doch eher untaugliche Versuche, das Thema Rekordhitze wachzuküssen. Was hier fehlt, völlig klar, ist ein Eingreifen von Tamedia.

ZACKBUM hilft schon mal mit dem Wording zum Anpreisen (das ist viel billiger als Wirz): «Informationsvorsprung für Leader … neue und exklusive Artikel … relevante Infos … kompetente, relevante, hochwertige journalistische Inhalte … viel Nutzwert …»

Richtig geraten, was hier fehlt ist der «WetterMonitor» für läppische 200 Franken im Monat. Muss man denn alle guten Ideen selber haben?

Hitzestau

Schon mitgekriegt? Es ist heiss.

Wenn der Journalismus nichts anbrennen lässt, dann heizt er einem Thema richtig ein. Es gäbe eigentlich ziemlich viel zu erklären und aufzuklären in der Welt, aber es ist viel einfacher, dem staunenden Leser mitzuteilen: es ist heiss. Es ist wirklich heiss. Es ist Sommer, und erstaunlicherweise ist es heiss. Gelegenheit für eine Fotoromanza.

Zuerst zum Aufwärmen der Blöd-«Blick»:

Einzelfeuer aufs Thema Hitze.

Dauerfeuer aufs Thema Hitze.

Man zwingt den Leser auch dazu.

Gute Ratschläge dürfen nicht fehlen.

Dem Leser muss alles erklärt werden.

Für Leser, die zu blöd sind, eine Karte zu verstehen.

Keine Mär zu ausgeleiert, um nicht rezykliert zu werden.

Aber auch der hochstehende Qualitätsjournalismus aus dem Hause Tamedia kommt um das Thema nicht herum:

Bangemachen gilt nicht.

Wenn die B-Mannschaft am Gerät ist, gibt’s halt einen Ticker.

Und ein Sammelgefäss mit den schönsten Hitze-Storys.

Heiss, heisser, am heissesten.

Die Kollegen von CH Media werfen sich lieber aufs Lokale:

Besser ein Rasensprenger als den Rasen sprengen.

Auch der Wald stirbt mal wieder.

Schliesslich der Aufschwung in die Höhen des Oberliga-Qualitätsjournalismus, auch die NZZ kommt am Thema nicht vorbei:

Immerhin ein internationaler Aspekt.

Ein Beitrag für unsere vierbeinigen Freunde.

Gerne sagt’s auch die NZZ nochmal.

Den grossen IQ-Test haben wir uns bis zum Schluss aufgehoben. Wer weiss die Antwort auf die schwierige Frage: Was macht «watson» aus dem Thema? Bevor unsere Leser ins Schwitzen geraten: ist doch logo, ein Listical:

Seid Ihr noch alle da?

Unsere Prognosen stimmen immer. Nix passiert, nix besser geworden.

Die strenge und ruhig lenkende Hand von ZACKBUM fehlte ein paar Tage. Es stand zu befürchten, dass die Medienmäuse auf den Tischen tanzen würden. War aber nicht. Man kann von Business as usual sprechen.

Putin ist immer noch der grosse Verbrecher und Verlierer, der nach Belieben am Gashahn dreht und in der Ukraine am Ende ist. Oder nicht. Man konnte direkt den Seufzer der Enttäuschung hören, als nach einer Revision durch die Gaspipeline tatsächlich wieder Gas strömte – und erst noch so viel, wie vereinbart. So gemein von diesem Putin.

Die Schweiz hat eine Ex-Bundesrätin mit Eheproblemen. Als noch nicht klar war, dass wie meist in Fällen von Gewalt in der Ehe der Gatte der Täter war, machten sich die Mainstream-Medien schwer Gedanken, wie es denn um die Sicherheit von ehemaligen Magistraten stehe, und ob der Angriff auf Doris Leuthard mit einer allgemein gewalttätigeren Politszene zu tun habe, wo vor allem von rechts … Man hörte direkt den Seufzer der Enttäuschung, als die Wahrheit ans Tageslicht kam. Und die Mainstream-Medien die Berichterstattung schlagartig einstellten.

Immer wieder erhebt der Sexismus sein hässliches Haupt, nicht nur in der Ehe einer Ex-Bundesrätin. Wir müssen heute die Berichterstattung über ein weibliches Opfer nachholen, das von seinem Chef (männlich, natürlich) in eine Erschöpfungsdepression gequält wurde.

Zürich bekommt eine dritte Toilette, zumindest in jedem neu gebauten Schulhaus. Das Problem dürfte aber erst dann gelöst sein, wenn es – angesichts von über 160 sexuellen Orientierungen – im Schulhaus statt Schulzimmer nur noch Toiletten gibt.

Wie laut gähnt das Sommerloch? So laut: «Lauterbach rechnet mit »katastrophaler« Coronasituation ohne neue Maßnahmen» («Der Spiegel»), «Mit den Wespen stimmt auch was nicht, selten so aggressiv erlebt und so früh dran. Mich gestern gestochen (erstmals seit Kind wieder), Sohn gestern gestochen (erstes Mal), Tochter vorgestern» (Corona-Kreische Marc Brupbacher).

Ach, und dann ist’s heiss. Aber heiss. Richtig heiss. Klimawandelheiss.

Wir geben einen Ausblick auf Herbst und Winter: können wir uns noch duschen? Müssen wir uns kalt duschen? Rutschen wir kalten Arsches durch den Winter? Ruinieren uns die Heizkosten? Wie kriegen wir die Ukrainer wieder weg? Wann hört die Schweiz auf, sich hinter ihrer Neutralität zu verstecken? Wann wird der erste eidgenössische Söldner in der Ukraine enttarnt? Wann landet Knutschkugel Berset im nächsten Fettnäpfchen?

Die Themen liegen auf der Strasse. Wir heben sie auf.

Hilfe, mein Papagei onaniert: Hitzestau

Reden wir über das Wetter.

Wenn’s mal heiss wird in der Schweiz, haben die Sonntagsblätter ihr Thema gefunden.

Wenn alle vom Wetter reden, wieso dann nicht einen Riesenartikel übers Wetter machen? Dazu das Reizwort «Klimawandel», ein Wetterfrosch runzelt bedenklich die Stirne, und schon ist eine Doppelseite plus Cover gefüllt.

Fehlt noch was? Natürlich, ein Frauenthema. Wie kann man das mit dem kleinsten Aufwand ins Blatt heben? Richtig, man macht ein Interview.

Auch der ansonsten sehr geschätzte Armin Müller kann mal danebenliegen: «Bei Bitcoin & Co. handelt es sich um Nullsummenspiele, der Gewinn des einen ist der Verlust des anderen. Es entsteht kein Mehrwert.» Bei Bitcoin & Co. handelt es sich um Währungen. Die sind immer Nullsummenspiele. Oder käme jemand auf die Idee, bei einer Kursänderung des Schweizerfrankens gegenüber dem Dollar von Gewinn und Verlust zu sprechen? Oder sich darüber zu beschweren, dass aus einer Währung kein Mehrwert entsteht? Vielleicht nochmal zum Thema Geldtheorie etwas nachlesen.

Denn weder ist die Kryptogemeinde gescheitert, noch ändert der letzte Kurssturz (in einer langen Reihe) etwas daran, dass Kryptowährungen den ersten ernsthaften Versuch darstellen, das Geldmonopol der staatlichen Notenbanken in Frage zu stellen. Deshalb werden sie auch so kritisch beharkt. Als Facebook ernsthaft mit dem Gedanken spielte, auch eine eigene Kryptowährung ins Leben zu rufen, klingelten in der Politik (und somit auch in den Medien) überall die Alarmsirenen. Und der Versuch wurde (vorläufig) abgewürgt. Alles, weil auf Blockchain aufgebaute Zahlungsmittel die Zukunft sind.

Vom ernst Falschen zum unernst Lächerlichen. Dass Daniel Craig sich in ein rosa Samtjackett zwängte, konnte man nur als Stinkefinger in Richtung seiner Rolle als James Bond interpretieren. Er hatte wohl Angst, dass man ihn trotz Todesfall wiederbeleben könnte. Aber ein Bond in einem rosa Anzug? Niemals. Der einzige Grund, als Mann rosa zu tragen, ist: ich will zeigen, dass ich Mut zur Lächerlichkeit habe.

Hier geht’s wenigstens noch schön männlich zu. Auch wenn so ein Töff, mit dem Mann über Stock und Stein brettern kann, so ziemlich allem widerspricht, wofür Tamedia ideologisch steht. Aber Gesinnung ist das eine, Inserateeinnahmen ist das andere, Wichtigere.

Alle reden vom Wetter, natürlich die NZZaS auch. Plus eine extra Öko-Beilage, grossflächig beworben auf der Front. Braucht das Thema wirklich die halbe Seite vorne? Nun ja, wenn es sonst nicht viel zu berichten gibt …

Im Blatt wird die Allerweltsexpertin Anne Applebaum interviewt. Das tut so ziemlich jeder, und sie sagt auch zu ziemlich jedem so ziemlich das Gleiche. Wieso auch noch die NZZaS ihr eine Plattform gibt, damit sie Altbekanntes wiederholt?

Aber offenbar wollte man eine Reihe «wir interviewen oder porträtieren altbackene Menschen» machen. Dazu passt auch ein Porträt von Andreas Gross. Genau, der Gross, der vor vielen, vielen, vielen Jahren mal mit der Gesellschaft für eine Schweiz ohne Armee Furore machte. Und anschliessend eigentlich nur noch durch seine üppigen Reisespesen auffiel.

Zu guter letzt setzt Peer Teuwsen seine Reihe fort: Ich interviewe scheintote Rockstars. Nach Mick Jagger nun auch noch Elton John. Ja, meine lieben jungen Leser, das ist so ähnlich wie mit den Sissi-Filmen. Umso mehr sich der Leser altersmässig gegen unten von Teuwsen unterscheidet, desto mehr fragt er sich: Jagger? Wer ist Jagger? Elton John? Wer ist denn das? Macht der vielleicht Werbung für Fielmann?

Aber, sonst wäre es nicht die NZZaS und man müsste nur meckern, dann kommt noch eine grosse Reportage über Äthiopien. Äthiopien? War da mal was? Gab es da nicht mal einen Friedensnobelpreisträger? Und gibt es ausserhalb der Ukraine tatsächlich noch eine Welt? Immerhin, diese Fragen beantwortet die NZZaS, und dafür sei sie am Schluss hier versöhnlich gelobt.

Und der SoBli? Ach nö, auch ZACKBUM braucht manchmal eine Verschnaufpause.