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Rimoldi randaliert

Auch Provozieren will gelernt sein. Ist nichts für Trottel.

Nicolas A. Rimoldi ist der Meister der Spitzkehre. Zuerst verkündete er, dass es gar keinen Sinn mache, an Wahlen teilzunehmen. Dann verkündete er, dass es doch Sinn mache und er höchstselbst kandidiere. Bescheuerter geht es eigentlich nicht.

Geht es doch. Denn Rimoldi weiss, dass man mit Erregungsbewirtschaftung am ehesten die Chance hat, in den Medien wahrgenommen zu werden. Thema? Egal. Inhalt? Scheissegal. Sinn? Völlig unwichtig.

«Florida erlaubt das verdeckte Tragen von Waffen ohne Lizenz. Bravo! Das Recht auf Selbstverteidigung ist ein Grundrecht. Wann zieht die Schweiz endlich nach?»

Diesen Schwachsinn twitterte Rimoldi am 1. April sowohl scherz- wie schmerzfrei. Angesichts der sich aktuell ständig wiederholenden Amokläufe mit Dutzenden von Toten in den USA, und das in Staaten, in denen das verdeckte Tragen von Waffen ohne Lizenz nicht einmal erlaubt ist, illustriert blutig, wie hirnlos diese Forderung von Rimoldi ist. Man kann ihm ohne weiteres unterstellen, dass er offensichtlich solche Verhältnisse auch in der Schweiz sehen möchte.

Aber er hatte damit medialen Erfolg. Denn eine grüne Nationalrätin twitterte mit dem verunglückten Scherz zurück: «Ah was, in Notwehr erstech ich den Rimoldi auch mit dem Sackmesser.» Damit war dann die Kacke richtig am Dampfen; die Medien berichteten fleissig, die Politikerin erhielt ihrerseits Morddrohungen, und Rimoldi kündigte vollmundig an, er wolle die Nationalrätin wegen «mutmasslicher Morddrohung» anzeigen.

Dass sich die Schweizer Qualitätsmedien durch einen dumpf-dummen Provokateur wie Rimoldi dermassen vorführen lassen, auf jeden seiner sinnentleerten Tweets wie Pavlowsche Hunde anspringen, zu sabbern und zu bellen beginnen, das ist an Symbolgehalt für den allgemeinen Niedergang nicht zu überbieten.