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Roter Heuchler

Cédric Wermuth über Männergewalt: übelkeitserregend.

Einer der (wenigen) Kommentatoren bringt es auf den Punkt: «Simpel gesagt. Er ist ein selbstverliebter Gockel.» Denn Cédric Wermuth hätte sich vielleicht nicht in einem «Gastbeitrag über Männlichkeit» zu Wort melden sollen. Aber he, im letzten Monat gibt es nur 763 Treffer für Erwähnungen in den Medien, in der letzten Woche nur 196. Da ist ihm Dummschwätzer Fabian Molina auf den Fersen mit immerhin 97 Erwähnungen letzte Woche.

Also musste er sich das hier abbrechen:

Irgend ein schlimmer Finger bei Tamedia hat das unter «Karikatur der Woche» rubriziert, was nicht ganz falsch ist. Denn Wermuth entdeckt seine gewalttätige Seite und bereut und fordert alle Mitmänner zum Innehalten und Umkehren auf. Aber, leider, dabei trifft er den Ton Tartuffes, man merkt es jeder Formulierung an, dass sich jemand gequält an Feministinnen  und an alle Vertreter der Theorie «Männer sind Schweine» ranschmeissen will. Dabei wird der Rote nicht mal rot.

Schon der Aufbau ist verräterisch und durchsichtig. Zuerst das Gespräch des Familienvaters mit seinen Töchtern über deren Berufswünsche als Einstieg. Herbeigezerrt, denn er räumt selbst ein: «Sie sind zwar noch zu jung für einen Entscheid», aber macht ja nix, Papa muss irgendwie anfangen. Die Töchter würden alle Optionen durchgehen, und das sei «vor wenigen Jahrzehnten kaum vorstellbar gewesen». What a bullshit, würde da Frauenversteher Trump dazu sagen, und recht hätte er.

Dann bemüht Wermuth ansatz- und übergangslos den «Horror, den Gisèle Pelicot durchmachen musste». Denn, oh weh: «Die Täter sind Männer aus der Mitte der Gesellschaft.» Also wie du und ich, wie Wermuth, wie der durchschnittliche Tagi-Leser. What a bullshit, oder sagten wir das schon.

Nun wird es ganz blümerant und man fragt sich, in welchen (linken) Kreisen Wermuth denn verkehrt:

«Jede Frau, die ich kenne, kann von einem übergriffigen Verhalten berichten

ZACKBUM gesteht: uns fällt spontan keine Frau aus unserem Bekanntenkreis ein, die von einem übergriffigen Verhalten berichtet, was immer das sein mag.

Aber wenn schon so viele Frauen bei ihm berichten, wieso meldet das niemand? Oh weh: «Das beklemmende Schweigen der Männer hat System.» Nicht nur er, wir alle (sofern Männer, bei Nonbinären, Queeren und allen mit einem Rest Männlichkeit weiss man nicht genau, gehört hier auch Nemo dazu?) schweigen. «Warum? Die ehrliche Antwort ist: aus Scham. Weil wir alle gefangen sind in einer Form von Männlichkeit, die letztendlich die Gewalt an Frauen legitimiert. Vergewaltigungen werden möglich, weil wir in einer Kultur der Herabsetzung der Frauen durch Männer leben.»

Die Männer von ZACKBUM verwahren sich ausdrücklich dagegen, dass wir Gewalt an Frauen legitimieren. Wir fragen uns aber, wieso zumindest Teile der Frauenbewegung das Tragen eines Ganzkörperpräservativs oder eines Gesichtsschleiers als Ausdruck der Selbstbestimmung missverstehen. Denen sich übrigens der Mann Daniel Binswanger anschliesst. Der damit «letztendlich Gewalt gegen Frauen legitimiert», wie Wermuth sagen würde. Wir fragen uns auch, wieso nicht ständig gegen Klitorisbeschneidung und die unsägliche Unterdrückung der Frau in islamisch geprägten Ländern protestiert wird, wieso das nicht täglich in der Schweiz angeprangert wird, wo das auch passiert.

Aber eigentlich geht es Wermuth gar nicht um andere, es geht ihm – da verstehen ihn die meisten Tamedia-Redaktoren (männlich) sehr gut – nur um ihn selbst: «Auch als Politiker spüre ich diese Erwartung an «meine» Männlichkeit täglich. … Diese falsche Härte macht auch uns Männer kaputt. Wir müssen an diesem Anspruch an Männlichkeit scheitern. Es staut nur Wut und Frust auf, die uns innerlich auffrisst.» Wow, Vorsicht, Wermuth implodiert nächstens, man bringe sich in Sicherheit, das wird kein schöner Anblick.

Denn: «Oft entlädt sich das toxische Gebräu auch als Gewalt, die wir gegen uns selbst und gegen andere richten.» Ob Wermuth einen Bart trägt, damit man nicht sieht, dass er sich täglich eine reinhaut?

Aber er wäre nicht Politiker, wenn er sein Gesabber nicht mit hohlen, allgemeinen Forderungen beenden würde. Wir (Männer) sollen dafür sorgen, «dass wir Männer Männergewalt als unser Problem begreifen. Dass wir das Schweigen der Männer brechen und der falschen Männlichkeit im Alltag eine Absage erteilen und der Gewaltspirale ein Ende setzen».

Und wie macht man das? Piece of Cake, sagt der Linkspolitiker: «Ein Anfang wäre, dass gerade auch Männer diesen Samstag an der breiten Demonstration «Schulter an Schulter gegen Gewalt und Unterdrückung» in Bern teilnehmen.» und schwups, schon ist zumindest ein Zeichen gegen die Gewaltspirale gesetzt. Wir alle wissen: Zeichen setzen nutzt zwar nix, tut aber gut.

Breite Männerschulter an Männerschulter? Gewalt geht nur von Männern aus? Gewalt geht nicht überproportional von ausländischen Männern aus? Gewalt in der Ehe durch Frauen nimmt deutlich zu? Blöde Fragen, die würden Wermuth nur in seiner Selbstdarstellung als Softie stören. Blöd aber auch: nicht mal das gelingt ihm überzeugend.

Ausserhalb seiner kleinen Gesinnungsblase bleibt nur Peinlichkeit, modriger Mundgeruch und der leicht faulige Geschmack von Heuchelei zurück.

Der Oberheuchler

Widerwärtig und übelkeitserregend. Ein Gipfeltreffen zweier Sumpfblasen.

Schwer steigerbar ist, wenn Simon Jacoby den «Publizisten» Daniel Binswanger interviewt. Das ist sozusagen eine Win-win-Situation, bei der nur der Leser verliert. Ein Gipfeltreffen der Geschmacklosigkeiten. Ein Kampagnenreiter trifft auf einen Opportunisten.

Denn der Chefredaktor von «tsüri», staatlich subventioniert, spricht mit dem Co-Chefredaktor der «Republik», von Millionärserben ausgehalten. Damit bekommt die schreibende Schmachtlocke endlich mal etwas Einschaltquote, und Jacoby kann sich sicher sein, dass sich hier zwei in den Armen liegen.

Schon das Titelzitat erregt Brechreiz: «Ich finde die moralische Hysterie der NZZ unglaublich ermüdend», salbadert Binswanger matt. ZACKBUM findet hingegen die mehrfache moralische Bankrotterklärung Binswangers unglaublich abstossend und bemühend.

Als «Magazin»-Redaktor und Freund des Chefredaktors erlebte Binswanger die haltlosen Anschuldigungen einer frustrierten und gefeuerten Ex-Mitarbeiterin mit. Anuschka Roshani bezichtigte Finn Canonica im «Spiegel», sie jahrelang übel verbal niedergemacht zu haben, auch vor versammelter Redaktion. Für Binswanger, schon längst zur «Republik» gewechselt, wäre es ein Leichtes gewesen, als Zeuge richtigzustellen. Aber stattdessen schwieg er verkniffen und feige.

Als Co-Chefredaktor der «Republik» hat er den Skandal zu verantworten, dass ein Starreporter übler sexueller Übergriffigkeiten beschuldigt wurde – und ohne Anhörung gefeuert. Dieser Verstoss gegen banalste Regeln des Arbeitsrechts kostete die «Republik» eine hübsche Abfindung. Aber man hat’s ja, dank Millionären im Hintergrund. Auch hier schwieg Binswanger verkniffen und feige; ausser, dass er natürlich davon nichts gewusst habe. Die übliche Ausrede eines Versagers.

Disqualifizierter für moralische Werturteile geht eigentlich nicht. Was geht da unter der Schmachtlocke vor, wenn er sich dennoch zu solchen Urteilen aufrafft, ohne rot zu werden und sich in Grund und Boden zu schämen?

Stattdessen sondert er selbstverliebte Sottisen ab, die Strategie der NZZ sei «der Versuch, sich eine Pappnase der Äquidistanz aufzusetzen.» Ist das ein schepperndes Wortgebimmel. Aber auch Bösartiges hat Binswanger drauf: «Dies wiederum wirft die Frage auf, was all diese Leute, die nicht davon begeistert sein dürften, dass ihr Chefredaktor den Höcke an die Macht schreiben will, bereit sind mitzutragen.» Eric Gujer wolle Höcke an die Macht schreiben, nur weil der NZZ-Chefredaktor darauf hinweist, dass die deutsche Demokratie auch einen Wahlsieger als Ministerpräsidenten aushalten würde? Absurd und abstossend als Unterstellung.

Für sein Äusseres kann niemand etwas. Wer sich aber so wie Binswanger inszeniert, hat etwas zu verbergen. Nach hinten gefönte Schmachtlocke, Jacket, darunter ein Hoodie, darunter ein weisses Hemd, darunter ein T-Shirt, der legere Alternativ-Look. Aber mitten im gebräunten Gesicht zusammengekniffene Augen und ein zum Strich verkniffener Mund – daraus spricht eine unverhüllte Bösartigkeit, wahrscheinlich genährt durch jahrelangen Misserfolg. Leider können wir das Foto nicht zeigen, sonst wird uns noch eine Copyright-Verletzung an die Backe geklatscht.

Wenn es darum geht, was jemand für einen sicheren Job auszuhalten bereit ist, spricht Binswanger wohl für sich selbst: «Und was man sich alles einzureden vermag an Ausflüchten und Rechtfertigungen.» Spätestens nach dem Déjà-vu des Sexismus-Skandals der «Republik» hätte Binswanger die Konsequenzen ziehen müssen. Aber wohin hätte er ziehen können?

Die NZZ hat, im Gegensatz zur «Republik», publizistisch Erfolg. Das macht Binswanger grün vor Neid: «Die ideologischen Widersprüche der NZZ sind inzwischen dermassen grotesk geworden, dass sie allen Mitgliedern der Redaktion bewusst sein müssen.» Wie wäre es mit der richtigen Übertragung: Die publizistischen Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit der «Republik» sind inzwischen dermassen grotesk geworden, dass sie …?

In seinem Furor verliert Binswanger dann jedes Mass und jede Mitte:

«In diesem sumpfigen Teich am rechten Rand hat die NZZ ihre Wachstumsnische. Grundpfeiler des Liberalismus wie Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, Gewaltenteilung, Schutz der Medienvielfalt müssen dann halt etwas zurücktreten. Eine extrem unerfreuliche Entwicklung

Auch ZACKBUM hat, bei aller Berichterstatterpflicht, seine Grenzen der Qual. An dieser Stelle, obwohl das Interview noch ellenlang weitersumpft, haben wir aus hygienischen Gründen aufgegeben und heiss sowie kalt geduscht. Solches Dreckelen beschmutzt auch den Leser, dem kann man sich gar nicht entziehen.

Sowohl «tsüri» wie die «Republik» wollen im linken Gesinnungssumpf fischen gehen. Möglicherweise ist dieses Interview im Rahmen einer «tsüri»-Hetzkampagne gegen die NZZ, die hiermit einen neuen absoluten Nullpunkt erreicht, ein Anzeichen dafür, dass sich die beiden Organe der angeblich korrekten Denkungsart ein Zusammengehen überlegen.

Von «tsüri» etwas Reichweite dank Gratisnutzung plus Staatsknete, von der «Republik» die finanzielle Potenz von Millionären und die Leidensfähigkeit der Abonnenten. Gemeinsam im Kampf gegen logisches Denken, Moral und Anstand. Könnte eine Weile funktionieren und den Exitus der «Republik» ein weiteres Mal hinauszögern.

Räder rollen bis zur Niederlage

Hurra. Endlich wieder deutsche Panzer in Russland.

Die Mitgründer der Pazifisten- und Friedenspartei «Die Grünen» Petra Kelly und Gert Bastian rotieren im Grab. Der völlig degenerierte grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck ist inzwischen zum Lobbyisten der deutschen Rüstungsindustrie geworden und findet «Frieden schaffen mit immer mehr Waffen» einen prima Slogan.

In staatstragendem Ton orgelt die «Süddeutsche Zeitung»: «Nicht zum ersten Mal fällt der Schatten der Geschichte schwer auf die deutsche Militärhilfe für die Ukraine. Der mögliche Einsatz deutscher Schützenpanzer durch die ukrainische Armee auf russischem Gebiet bei Kursk muss historisches Unbehagen hervorrufen, kein Zweifel

Immerhin weht für einmal nicht der Mantel der Geschichte. Schliesslich wütete auch hier die deutsche Naziwehrmacht wie die Barbaren, willfährig unterstützt von ukrainischen Faschisten um den Kriegsverbrecher, Antisemiten und heute noch als Volksheld verehrten Stepan Bandera. Schliesslich besiegelte die Panzerschlacht bei Kursk gegen die Rote Armee das nahende Ende der deutschen Invasion.

Nun schlagen aber die Herzen von Altnazis und Fans der deutschen Wehrmacht höher. Heissa, endlich wieder deutsche Panzer in Russland, die Räder rollen wieder. Bis zur nächsten Niederlage natürlich.

Neben den Grünen, der unappetitlichsten und heuchlerischsten Partei der jüngeren deutschen Geschichte, haben das auch die «wer hat uns verraten?» Sozialdemokraten zu verantworten. So verkündete Bundeskanzler Scholz noch 2023, dass deutsche Waffen selbstverständlich nur der Selbstverteidigung der Ukraine dienen dürften – ausschliesslich auf deren Staatsgebiet. Der Schatten der Geschichte, nicht wahr.

Was geht einen Politiker sein dummes Geschwätz von gestern an. Gar nichts, wenn er Sozi ist. Aber die SZ gibt Entwarnung, das ist alles bestens und in Ordnung: «Völkerrechtlich ist der Ukraine genau das nämlich erlaubt. Sie darf den Krieg auf das Territorium des Angreifers tragen und auch Militärgerät, das ihr von anderen Staaten überlassen wurde, dazu einsetzen.»

Mischen wir uns doch nicht ein, rüstet die SZ ab: «Die Ukraine muss und darf letztlich selbst entscheiden, ob sie deutsche Waffen bei ihrer Gegenoffensive einsetzt.» Genau, das hätte Scholz doch eigentlich wissen müssen, als er diesen dummen Satz vom Einsatz deutscher Waffen sagte. So ein Plauderi aber auch. Da muss die Kriegsgurgel Joachim Käppner an seinem sicheren Schreibtisch in München kurz ganz resolut werden: «Denn oberstes Ziel der freien Welt kann nur eines sein: dass die Ukraine diesen Krieg nicht verliert und in Europa nicht das Recht des Stärkeren triumphiert.»

Beim Erreichen dieses «obersten Ziels» können ungeniert alle moralischen Hemmnisse und Standards, die doch angeblich die Überlegenheit der westlichen Wertegemeinschaft und freien Welt gegen den bolschewistischen, Pardon, russischen Untermenschen begründen, ungeniert über Bord geworfen werden.

Russland fällt in der Ukraine ein und behauptet, das diene nur der Selbstverteidigung. Die Ukraine fällt in Russland ein und behauptet, das diene nur der Selbstverteidigung. Im ersten Fall ist es natürlich eine Riesenschweinerei von diesem korrupten Autokraten im Kreml, diesem irren Verbrecher. Im zweiten Fall ist es natürlich absolut gerechtfertigt und eine weitere persönliche Heldentat des unerschrockenen und selbstlosen Freiheitskämpfers in Kiew.

Selenskyj ist überhaupt viel mehr demokratischen Werten verpflichtet als sein Kollege in Moskau. Putin lässt doch gelegentlich Pseudowahlen abhalten, während Oppositionelle drangsaliert werden und ums Leben kommen. In der Ukraine sind die Wahlen schlichtweg abgeschafft, herrscht Pressezensur, während Oppositionelle drangsaliert werden und ums Leben kommen.

Das ist doch ein klares und eindeutiges Bekenntnis zu unseren überlegenen Werten, in deren Namen wir wie weiland unter Adolf Nazi, aber Pardon, da passiert doch manchen Deutschen das Gleiche wie Dr. Strangelove in Stanley Kubricks genialem gleichnamigen Film. Inzwischen im Dienst der USA, kann der deutsche Wissenschaftler seinen rechten Arm nicht kontrollieren, der sich selbständig macht und zum Hitlergruss erhebt.

Ob es noch eine weite Wegstrecke ist, bis man das bei Grünen auch beobachten kann?

Der gemässigte Trump

Gaga-Biden hat aufgegeben, Amok-Trump macht weiter.

Donald Trump lässt kein Fettnäpfchen aus; und wenn keins rumsteht, stellt er’s selber hin. Dass ihn die Kugel eines Attentäters knapp verfehlte, das interpretiert er als Zeichen Gottes, der alte Heuchler, der sich auch schon mit Bibelfanatikern in frommem Gebet ablichten lässt. Oder mit der Bibel in der Hand, obwohl er auch in diesem Buch noch keine Zeile gelesen hat.

Der Mordanschlag habe ihn «auferstehen» lassen, frömmelt der WeWo-Chef Roger Köppel, der auf seine älteren Tage hin auch immer mehr zum Gottesfürchtigen mutiert. Trump sei nun sanfter, zurückhaltender, einfach noch besser geworden.

Blöd nur, dass Trump halt Trump bleibt, wenn man ihn lässt. Weicht er von seinem Redemanuskript ab, das auch er vom Teleprompter abliest, dann perseveriert er plötzlich über Hannibal Lecter, ohne dass es einsichtig wäre, was er damit meint.

Richtig sauer ist Trump, dass ihm sein Lieblingskonkurrent Joe Biden abhanden gekommen ist. Vom Zweikampf seniler Alter gegen Amok-Alter ist nur noch einer übriggeblieben. Also redet sich Trump schon mal gegen seine neue Konkurrentin warm: «Ich nenne sie lachende Kamala», polterte er bei einer Wahlveranstaltung gegen Harris los.

«Man kann sehr viel aus einem Lachen schliessen. Sie ist verrückt («crazy»), sie ist plemplem («nuts»).»

Mal schauen, zu welcher Diagnose wir bei diesen Aussagen kommen: «staatsmännische Würde … eine Art Wiedergeburt. Zum Guten? … bewährte sich als Held … reckte er, nicht zu bändigen, in unbesiegter Kämpferpose seine kraftvoll geballte Faust empor … eigenes Heldengemälde in Echtzeit … eine Schicksalsfügung Gottes … Das gottlose, heuchlerische Frömmlertum sah in Trump den Teufel …»

Mal Hand aufs Herz: ist solches Lobhudeln nicht crazy und nuts? Kann man den Autor solch wahnhafter Anbetung noch ernst nehmen? Ist sein Reflex, immer gegen den Strom zu schwimmen, aus Prinzip und ohne Reflexion, ausreichend als Entschuldigung?

Die NZZ sieht neuerdings in Donald Trump ein politisches Genie. Viele versuchen, diesem Phänomen auf die Spur zu kommen. Wie kann es sein, dass ein vielfach gescheitertes Grossmaul mit der Moral eines Strassenköters («you can grab ‹em by the pussy»), ein Lügner, ein Greis mit absonderlicher Frisur und merkwürdiger Gesichtsfarbe, ein TV-Star, ein Narzisst, ein Heuchler, dazu völlig ungebildet, weitgehend kenntnisfrei, was die amerikanische oder die Weltgeschichte betrifft, Präsident der USA werden konnte?

Wie kann es sein, dass er – obwohl er seine letzte Niederlage bis heute leugnet, einen Mob zum Sturm aufs Capitol anstachelte, vergeblich versuchte, sich zusätzliche Stimmen zu bescheissen – nochmals antritt, im auch nicht mehr jugendlichen Alter von 78, und nicht nur begeisterten Zuspruch erfährt, sondern mit null Programm oder Vision nochmals eine gute Chance hat, gewählt zu werden?

Dass grosse Teile der US-Stimmbürger für ihn sind, ist mit mangelhaften Alternativen zu erklären. Mit dem Ennui über ein Politsystem in Washington, das dysfunktional, korrupt und völlig abgehoben funktioniert.

Aber wie können ansonsten zurechnungsfähige Journalisten in Hirnstarre und Schnappatmung verfallen, wenn sie über ihn berichten? Die einen, wenigen, weil sie ihn bewundern, geradezu anhimmeln. Die anderen, vielen, weil sie Schübe und Wallungen kriegen, wenn sie nur seinen Namen hören.

Das Grossmaul verspricht allen alles, so will er sämtliche internationalen Konflikte lösen, die USA wieder gross machen, illegale Einwanderung stoppen, Sachen reparieren, die gar nicht kaputt sind. Dabei äussert er sich unflätig über alle, die nicht auf seiner Seite sind – oder die es mal waren, sich aber mit Grausen abwandten, wie viele seiner Helfershelfer.

Und so eine Witzfigur hat ernsthafte Chancen, zum zweiten Mal zum Präsidenten der stärksten Militärmacht und noch stärksten Wirtschaftsmacht der Welt gewählt zu werden. In die mächtigste Position, die zu vergeben ist. Mit der Möglichkeit, einen Atomkrieg anzufangen. Sprunghaft Geschirr zu zerschlagen, ungeniert eigene Interessen (oder die seines Familienclans) mit den Möglichkeiten seines Amts zu verquicken (wie es auch schon der aktuelle Präsident tut).

Die Journaille scheitert regelmässig daran, dieses Phänomen zu erklären. Das beweist, dass auch hier das Niveau bedenklich gesunken ist. Wenn ein Artikel mit dem Satz beginnt: Unser Redaktor ordnet ein, weiss der kundige Leser, dass er weiterblättern oder scrollen sollte. Aber wohin nur?

Wumms: Christof Gertsch

Wenn Journalisten Journalisten interviewen, tropft der Schleim aus den Zeilen.

Gertsch ist «Reporter» beim «Magazin» von Tamedia. Dort schreibt er über Sport. «persoenlich.com» interviewt ihn im Rahmen einer «Sommerserie». Das soll leichter Stoff sein, ein Füller fürs Sommerloch halt. Das labert sich dann auf Flughöhe null dahin:

«Wie und wo beginnt Ihr Arbeitsalltag am Morgen?
Meistens auf dem Velo, wenn ich von der Kita in ein Kaffee fahre und Podcast höre. Ich habe ein, zwei Lieblingscafés, wo ich häufig arbeite und mich meistens bis am Mittag versäume. Das klingt jetzt so reporterhaft.»

Nein, das klingt keineswegs «reporterhaft». Sondern gutmenschlich (Kita, Velo) und klischeevoll (Podcast, Verweilen im Kaffeehaus).

Natürlich ist auch bei Tamedia alles toll, super und so menschlich: «Das Magazin-Team hat sich gut entwickelt. Es sind coole, junge Leute dazugekommen und wir sind noch mehr zu einem Team gewachsen. Und grundsätzlich: Dass es bei Tamedia trotzt immer schwierigeren Rahmenbedingungen noch möglich ist, ab und zu ein grösseres, aufwändigeres Projekt zu verfolgen.»

Immer schwierigere Rahmenbedingungen? Das einstmals stilbildende «Magazin» ist zu einem Storywiederverwertungsorgan verkommen, das die meisten Inhalte einkauft und eine Riege von abgehalfterten Kolumnisten beschäftigt, die so schlimm und banal sind, dass man sich manchmal sogar Daniel Binswanger zurückwünscht, und das drückt nun helle Verzweiflung aus.

Aber wenn man sich durch den unsäglichen Philipp Loser, diese Karikatur eines Journalisten, durch Katja Früh oder durch Kaltërina Latifi, gar durch den Selbstplagiator Max Küng quälen muss, kommen solche perversen Wünsche auf.

Gertsch ist aber keineswegs nur Mitglied bei einem angeblich gut entwickelten Team. Er ist ein Opportunist und Feigling. Er berichtet stolz davon, dass er zusammen mit Kollege Mikael Krogerus und mit Hilfe der «Süddeutschen Zeitung» eine Podcast-Serie fertiggestellt habe. Krogerus ist bekanntlich der Lebensgefährte von Franziska Schutzbach. Die feministische Kreische und «Geschlechterforscherin» («Die Erschöpfung der Frauen») blieb erschöpft stumm, als in der tollen «Magazin»-Redaktion ein Riesenskandal platzte. Eine frustrierte und gefeuerte Ex-Mitarbeiterin lästerte im «Spiegel» über ihren ehemaligen Chefredaktor ab. Der habe sie auch coram publico übel verbal angegangen und sexistisch fertiggemacht, behauptete sie.

Da wäre es nun an Mannen wie Loser, Gertsch oder Krogerius gewesen, diese Behauptung zu bestätigen – oder zu dementieren. Das hätten Ehre und Anstand verlangt. Aber wie die schreibende Schmachtlocke Binswanger, der längst zur «Republik» abgesprungen war und nichts zu befürchten hätte, schwiegen sie. Schwiegen und schwiegen. Ruderten um Fragen herum, wie Gertsch bei der Verleihung des Schweizer Journalistenpreises an diese Schande seines Berufs. Schwiegen wie Krogerius. Schwiegen auf Anfrage oder verwiesen wie der auf den Chefsessel nachgerutschte Ziauddin auf die Medienstelle von Tamedia.

Woher soll Gertsch  in der Kita, beim Velofahren, im Kaffee oder sonst wo die Autorität nehmen, den Leser zu unterhalten, bereichern, aufzuklären, überhaupt mit seiner Schreibe zu belästigen?

Jemand, der einmal im Leben die Chance hatte, aufrecht hinzustehen. Schliesslich ging es nicht um die Weltlage oder Probleme ausserhalb seines Wirkungsbereichs. Er hätte – hätte müssen – dazu Stellung zu nehmen, ob eine gravierende Anschuldigung gegen seinen damaligen Chefredaktor, erhoben im «Spiegel», der Wahrheit entspricht oder nicht. Schliesslich sollte es sich nicht um die üblichen, unbeweisbaren verbalen Übergriffigkeiten unter vier Ohren gehandelt haben, sondern die ganze Redaktion sei Zeuge gewesen, behauptete die Intrigantin, die zuvor vergeblich versucht hatte, den Posten ihres Chefs zu erobern.

Aber stattdessen verkniffenes Schweigen, Ausweichen, feiges Beiseitestehen.

Natürlich sollte das nicht das Hauptthema eines locker-luftigen Sommerinterviews sein. Aber erwähnt werden müsste dieser dunkle Fleck, müsste dieses menschliche Versagen schon. Damit das Gespräch nicht Übelkeit auslöst.

Dummköpfe auf der Jagd

Reich, Russe, Geld weg. So dumm kann ein Weltbild sein.

In linken Kreisen ist’s ein ewig beliebtes Narrativ: Die Schweiz als Hort und Hüter grauslicher Gelder vom gesamten Abschaum der Welt. Steuerhinterzieher, Blutdiamantenhändler, Drogen- und Diktatorengelder – und nicht zu vergessen die reichen russischen Oligarchen, die nur zu Wohlstand kamen, weil sie Speichellecker Putins sind.

Beschlagnahmen, wegnehmen, verwerten. Wie meist zuvorderst fabuliert Fabian Molina, der SP-Nationalrat, Fan des Schwarzen Blocks und Vielschwätzer. Er wollte im Parlament erreichen, dass eine «Whistleblower-Hotline zur Aufdeckung russischer Oligarchengelder» eingerichtet wird. Ist der Bundesrat dazu bereit, fragte er schon 2022 inquisitorisch, «Wenn nein, warum nicht

Vielleicht deswegen nicht, weil staatliche Beihilfe zur Denunziation keine gute Idee ist? Wenn die Schweiz aus guten rechtsstaatlichen Gründen der «Oligarchen-Taskforce» nicht beitritt, schimpft Molina, sein Lieblingsgegner FDP betreibe «Politik für die faulen Eier auf dem Finanzplatz».

Dummschwätzer Molina hat bis heute nicht kapiert, worum es bei dieser Hetzjagd eigentlich geht. Er ist nicht der Einzige. Es geht einzig und allein um den ewigen Streit zwischen Finanzplätzen. Da hat die kleine Schweiz das Pech, dass sie hier ganz gross ist – und damit ein Dorn im Auge der anderen zwei ganz grossen. England und die USA.

Aberwitzig, aber wahr: einerseits haben in den vergangenen 20 Jahren viele reiche Russen Teile ihres Vermögens in die USA transferiert. Weil sie annahmen, dort sei es sicher und rechtsstaatlich geschützt. Aus dem gleichen Grund taten das reiche Russen in der Schweiz.

Nun wird es absolut absurd. Wie auch die NZZamSonntag einmal mehr aufzeigt, sind die USA bei solchen Finanzfragen schamlos verlogen. So wie sie sich im Steuerstreit als rächende Unschuld gebärdeten, in Wirklichkeit aber die grössten Steueroasen der Welt betreiben und nicht mal dem Informationsaustauschsystem AIA beitraten, tun sie so, als müssten sie andere Finanzplätze – wie die Schweiz – massregeln, dass die zu schlapp gegen russische Gelder vorgingen.

Das Gegenteil ist der Fall. Inzwischen ist es sogar so, dass reiche Russen – so sie noch können – ihre Gelder aus der Schweiz abziehen und in Sicherheit bringen. Wohin? Natürlich in die USA, wo in Delaware, in Texas, South Dakota, Alaska und Nevada weiterhin idyllische Zustände für alle herrschen, die den Zugriff auf ihre Vermögen erschweren oder verunmöglichen wollen. Angabe des Beneficial Owner, also des eigentlichen Besitzers eines Vermögens, das hinter einem Dickicht von Holdings, Trusts und Anwälten versorgen ist? In den USA Fehlanzeige. «Don’t tell, don’t ask», die alte Militärparole gegenüber Schwulen gilt auch hier.

Und während die pflichtbewussten – und treudoofen – Schweizer tapfer bekanntgaben, dass sie bis zu 150 Milliarden «russische» Gelder in der Eidgenossenschaft vermuten, sagen die USA dazu keinen Ton. Kritisieren aber lauthals die Schweiz, dass die «erst» einen einstelligen Betrag eingefroren habe.

Dabei ist die Wirklichkeit eine andere. Kaum noch eine Schweizer Bank – um nicht zu sagen keine – würde heute einen Russen, jemand mit russischen Verbindungen, jemand mit russischen Geschäftsbeziehungen als Neukunden aufnehmen. Compliance viel zu teuer, Risiko, vom Bannstrahl der OFAC getroffen zu werden, viel zu hoch.

Also geht der Russe in die USA, wo er in Delaware zum Beispiel in zehn Minuten einen Trust eröffnen kann. Das grösste Problem dabei: immer wieder einen neuen Namen finden. Sonstige Probleme: keine, and have a nice day.

Wie man einen Club schlachtet

Wenn Fundamentalisten und Heuchler übernehmen.

Die jährliche Mitgliederversammlung des Clubs der Zürcher Wirtschaftsjournalisten war ein kleiner, aber feiner Anlass. Zunächst die Vereinsmeierei, dann eine (fast) immer interessante Podiumsdiskussion mit illustren Gästen. Dann Apero und schliesslich gemeinsames Essen. Alles off the record, daher konnte man sich bespassen, Kontakte knüpfen, Vorurteile abbauen und interessante Leute kennenlernen.

Da dafür fast die gesamten Mitgliederbeiträge draufgegangen wären, war es guter Brauch, sich diesen Anlass sponsern zu lassen. Wie das alle grossen Medienhäuser auch tun. Jeder Journalist müsste eigentlich wie in der Formel eins mit x Aufnähern herumlaufen, wer alles sein Gehalt bezahlt. Was selbstverständlich an seiner unabhängigen und unparteiischen Berichterstattung nichts ändert.

Und morgen erzählen wir ein anderes Märchen.

Denn immer wieder kritisieren die Wirtschaftsjournalisten von Tamedia den profitgetriebenen Kurs von Pietro Supino. Bei Ringier herrscht ein angriffiger Ton gegen Marc Walder oder Ladina Heimgartner. Und den Söhnen des Wannerclans mit ihren Fehlentscheidungen weht ein scharfer Wind in den Organen von CH Media entgegen. Auch Eric Gujer muss sich immer wieder Kritik in den eigenen Spalten der NZZ gefallen lassen. In einer Fantasiewelt …

Leider ist auch unter Wirtschaftsjournalisten die woke Pest ausgebrochen. Angeführt von Holger Alich, verlangte eine Mehrheit an der letzten GV, dass das Sponsoring des Anlasses abgeschafft werden müsse, zu gross sei die Gefahr einer Beeinflussung oder eines Reputationsschadens. Worin der genau bei festangestellten Journis bestehen sollte, die bis unter die Haarwurzeln von Inserenten gesponsert sind, vermochte er allerdings nicht zu erklären.

Damit hat die Heuchelei eine neue Höchstmarke erreicht. Denn die tapferen Kämpfer für einen reinen Anlass wollten es sich anschliessend nicht entgehen lassen, sich noch ein letztes Mal gesponsert den Magen vollzuschlagen und sich kräftig eins auf die Nase zu giessen. Ein übelkeitserregender Anblick.

Damit dürfte der Club nach 57 Jahren ziemlich am Ende sein, denn die Alternativvorschläge der Fundamentalisten sind so abwegig wie lächerlich wie unrealistisch. Der Präsident Marc Kowalsky hat bereits die Konsequenzen gezogen:

«An der Generalversammlung vom Mittwoch hat sich die Mehrheit der anwesenden Mitglieder des Clubs Zürcher Wirtschaftsjournalisten für zukünftige Jahresveranstaltungen ohne Sponsor ausgesprochen. Damit reduzieren sich die Einnahmen des Clubs um mehr als die Hälfte. Das wird spürbare Folgen haben auf das zukünftige Leistungsangebot des CZW und seinen Charakter.
Selbstverständlich respektiere ich den Willen der Mehrheit, teile ihn in diesem Fall aber nicht. Demzufolge bin ich auch die falsche Person, um ihn umzusetzen. Ich habe daher mein Amt als Präsident heute niedergelegt.»

Da es sich um ein nicht gesponsertes Ehrenamt handelt, ist kaum anzunehmen, dass einer der Fundamentalisten einspringen wird.

Auch wenn Alich sonst nicht viele Spuren im Wirtschaftsjournalismus hinterlässt: er kann sich immerhin damit brüsten, diesen Club gekillt zu haben.

Es ist immer das Gleiche: Fundamentalismus und Fanatismus haben so etwas Spartanisches, Unfrohes, Trockenes, Lebensunlustiges, Miefiges, Selbstgerechtes und vor allem auch Humorloses an sich. Ein Umfeld und Umgang, den man tunlichst meiden sollte.

Fertig «Republik»

Zumindest hier bei ZACKBUM.

Es gibt die Fraktionschefin der Grünen Aline Trede. Die schleimt im «Blick» davon, dass man doch das Gespräch auch mit Andersdenkenden und über politische Gräben hinaus suchen solle. Im unappetitlichen Pfaffenton: «Miteinander sprechen, sich austauschen. Sich der Debatte nicht verschliessen, nur weil sie anstrengend ist oder vermeintlich zu nichts führt

Auf der anderen Seite keift sie: «Stoppt dieses Scheissbuch», wenn eine Journalistin eine Reportage veröffentlichen will, die Trede nicht in den Kram passt. Auf ihrer Webseite verkündet die Grüne vollmundig: «Ich fliege nicht.» Ausser, sie fliegt doch, wenn sie in Brasilien und Uruguay an einem Parlamentarierreisli teilnimmt. Irgendwas in Sachen Umweltschutz.

Wird sie höflich angefragt, wie sie diese Widersprüchlichkeiten erklärt, schweigt sie verkniffen. Was für eine unangenehme Heuchlerin und Opportunistin.

Der «Republik»-Redaktor Philipp Albrecht spielte sich an der GV des Clubs der Zürcher Wirtschaftsjournalisten als der grosse Anhänger von Transparenz auf. Denn er hatte knallhart recherchiert, dass der Anlass – wie jedes Jahr – gesponsert wurde. Wieso man den Namen des am von seiner Firma bezahlten Abendessen anwesenden CEO nicht schon auf  der Einladung zum Event vermeldet habe. Auch die Antwort, dass der erst drei Tage zuvor zugesagt hatte und die Einladung vorher verschickt wurde, befriedigte den Transparenzkünstler nicht. Man hätte dieses Herrschaftswissen doch nicht drei Tage lang für sich behalten müssen, mäkelte er.

Auch bei der Parteienfinanzierung ist Albrecht unbedingt für Transparenz, am liebsten ab Spenden von 10’000 Franken aufwärts. Wo kämen wir sonst hin, wer zahlt, befiehlt.

Ganz anders sieht das aber aus, wenn die «Republik» dank eines Grossspenders das völlig überflüssige «Klimalabor» weiterbetreiben kann. Sie drohte routiniert mit dessen Tod, sollten nicht schnell 250’000 Franken zusammenkommen. Damit diese Schwelle kurz vor Spendenschluss überschritten werden konnte, schmissen diverse Stiftungen und so schnell noch einen Haufen Geld in den Topf. Wer genau? ZACKBUM bekam wie alle anderen nur die Auskunft, dass darüber «zu gegebener Zeit» informiert werde. Das Jahr ging ins Land, die Zeit ist immer noch nicht gegeben.

Gerade hat die «Republik» enthüllt, dass ihr vor dem Start jemand einfach mal so 1,5 Millionen Franken spendete. In Pervertierung des Wortes nennt sie das Ausdruck von absoluter Transparenz. Bloss: den Namen des edlen Spenders will sie ums Verrecken nicht nennen, darauf habe der halt bestanden. Zu dieser halbseidenen Transparenz raffte sie sich nur auf, weil sie anschliessend steuerlich in die Bredouille geriet.

Die noch nicht geborene «Republik» nimmt also 1,5 Millionen Franken an, ohne dass ihre Leser oder Abonnenten jemals erfahren, um wen es sich handelt. Einen russischen Oligarchen? Einen italienischen Mafiosi? Jemanden, der gerne mal etwas Schwarzgeld loswerden wollte? Vielleicht gar um Christoph Blocher? Man weiss es nicht, vielleicht erfährt man es auch nie; ausser, einem Republikaner platzt ob solcher Doppelmoral und Heuchelei der Kragen und er enthüllt den Namen.

Philipp Albrecht scheint diesbezüglich aber keine Anstrengungen unternehmen zu wollen. Was für ein unangenehmer Heuchler und Opportunist.

Zwei Tartuffes in reinster Form.

Wumms: Daniel Binswanger

Der HiC der «Republik».

Es gibt den Commander in Chief, den Oberkommandierenden. Berühmtestes Beispiel war Fidel Castro, der Comandante en Jefe. Das war ein Monument von Mann.

Bei der «Republik» ist alles eine Nummer kleiner. Einige Nummern kleiner. Klitzeklein. Hier gibt es einen HiC. Das steht für Heuchler in Chief. Denn nichts anderes ist der Chefredaktor Daniel Binswanger.

Er gehörte zum Team des «Magazin» von Tamedia. Eine rachsüchtige Ex-Mitarbeiterin zog, nachdem sie gefeuert worden war, über ihren ehemaligen Chef dort her. Der habe sie auch vor der versammelten Redaktion erniedrigt, sei verbal übergriffig geworden.

Endlich mal eine Anschuldigung, die man problemlos verifizieren oder falsifizieren könnte. Denn es gab ja angeblich genug Augen- und Ohrenzeugen. Nur: die feigen Gutmenschen des «Magazin» waren nicht in der Lage, so viel Zivilcourage aufzubringen, um sich öffentlich zu äussern. Stimmen die Vorwürfe, stimmen sie nicht? Der nachgerutschte Chefredaktor Bruno Ziauddin? Verweist schmallippig an die Medienstelle des Hauses. Mikael Krogerus, Lebensgefährte der Kampffeministin Franziska Schutzbach, die nie zögert, Sexismus anzuprangern, wo er ist und nicht ist? Tiefes Schweigen. Und Daniel Binswanger, der über Jahre eine Kolumne schrieb, in der er unermüdlich der Welt gute Ratschläge erteilte und alles Böse, Diskriminierende, Sexistische streng verurteilte? Kein Ton.

Er bleibt sich treu. Denn er wechselte zur «Republik», wo er jede Woche genau das Gleiche wie beim «Magazin» macht. Und sonst nicht viel. Aber da das Blatt für alles Gute auf der Welt einen ziemlichen Verschleiss an Chefredaktoren hat, übernahm er auch diesen Posten geschmeidig.

Nun hat die «Republik» ein paar Probleme. Geldprobleme, Steuerprobleme, Klimalabor-Probleme, Payroll-Probleme, Probleme mit dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung. Ach, und ein Problem mit ihrem Star-Reporter, der gerade menschenfreundlich fristlos gefeuert wurde. Ohne dass er wusste, wer ihn eigentlich beschuldigt. Ohne dass er die versprochene Gelegenheit bekam, sich zu den Vorwürfen zu äussern.

Selten schräg ist auch: alle Denunziantinnen (Männer dürften nicht darunter sein) verstecken sich feige in ihrer Anonymität. Den Namen des Beschuldigten kennt eigentlich jeder, aber auch er wird nicht genannt. ZACKBUM respektiert das, findet es aber inzwischen ziemlich kindisch.

Das wären doch so zwei, drei Gründe, dass der nie um einen Ratschlag für die Welt verlegene Binswanger das mal in seiner Kolumne thematisieren könnte. So als Chefredaktor und Verantwortungsträger.

Doch nicht die schreibende Schmachtlocke. Stattdessen labert sie im Podcast «Demokratie-Check» über das ausgeleierte Thema «Was macht Fremdenhass zu einer politischen Waffe der Rechten?» Stattdessen:

Die Hütte brennt, der Dachstock droht einzustürzen, der Keller steht unter Wasser, die «Republik» steckt in einer existenzbedrohenden Krise, die diesmal nicht durch Geldmangel verursacht ist. Das Blatt der guten Lebensart versemmelt geradezu dramatisch und tragisch die Handhabung einer keinen Sexismus-Affäre. Der neue Verwaltungsrat zeigt gleich zu Beginn, dass er die Lage nicht im Griff hat und dem Problem nicht gewachsen ist.

Screenshot «Republik».

Ungeschicktere Medienmitteilungen als diejenigen, die von 55 angeblichen Kommunikationsprofis gebastelt werden, hat man nicht mehr gesehen, seit Pietro Supino den Roshani-Skandal in den Sand setzte.

Und Binswanger? Er folgt dem Beispiel von Constantin Seibt. Der kümmert sich eigentlich nur noch um den Faschismus in den USA. So von Zeit zu Zeit, wenn er Sprachdurchfall bekommt. Co-Chefredaktorin Bettina Hamilton-Irvine? Preist im idealen Moment einen neuen NL an. Die «Stabsstelle Chefredaktion»? Sagt komischerweise nix. Dominik Cavalli, «Head Human Resources»? Sagt zu dieser humanen Katastrophe nix. Sonia Cirillo, «Senior Controllerin», kontrolliert nix. Amanda Strub und Katharina Hemmer, die Co-Geschäftsführerinnen? Dürfen nix mehr sagen. Der Golden-Ager VR? Eiert.

In einer solch desolaten Lage wäre es doch die vornehmste Aufgabe des Commander in Chief, von der Kommandobrücke der eigenen Mannschaft aufmunternde Durchhalteparolen zuzurufen. Der Öffentlichkeit mit markigen Worten klarzumachen, dass die «Republik» alle Probleme in den Griff bekommt, noch besser wird, noch guter, noch humaner, noch vorbildlicher, noch transparenter.

Da könnte sich Binswanger ein Beispiel an der Edelfeder Ullrich Fichtner beim «Spiegel» nehmen. Den kostete der Relotius-Skandal zwar die schon zugesagte Stelle als Chefredakteur. Aber in einem Gewaltakt schrieb der die Relotius-Affäre so hin, dass es eine intellektuelle und schriftstellerische Freude war, ein solch raffiniertes Schönschreiben zu lesen. Eine perfekte Mischung aus Schuldeingeständnis, Erklärung, Berufung auf das Gute beim «Spiegel», Selbstgeisselung und ein Spürchen Kritik an den Kritikern. Ein Sahnestück.

Statt schwabbeln endlich mal schreiben. Statt die Welt, die Schweiz und alles Rechte und vor allem die SVP zu kritisieren, was ja wohlfeil ist, endlich mal ein intellektuell anspruchsvoller Versuch, die Kacke, in der die «Republik» steckt, golden anzumalen und zu parfümieren. Wäre eine echte Herausforderung. Aber davor versagen die Republikaner regelmässig.

Sie bleiben lieber im Mief der Selbstgerechtigkeit unter Luftabschluss unter sich. Kein schöner Anblick.

Die Heuchler vom ZFF

Schokolade? Läderach? Polanski?

Dass der Rohstoff für Schokolade in Westafrika unter Einsatz von Hunderttausenden von Kindern gewonnen wird, denen dadurch ihr Kindheit und ihre Zukunft gestohlen wird – na und?

Dass die dort gebraucht, missbraucht, geschlagen, misshandelt werden – na und?

Dass der Starregisseur Roman Polanski 2011 den Preis für sein Lebenswerk – überreicht vom sich geehrt fühlenden Zurich Film Festival – abholen durfte – claro. Zwei Jahr zuvor war er leider verhindert, er wurde am Flughafen Zürich verhaftet. Dumme, alte Geschichte mit einer Minderjährigen in den USA. Aber wie jubilierte die Festivalleitung: «Wir sind sehr stolz und geehrt, Roman Polanski nun endlich in Zürich empfangen zu können.»

Einmaliger Ausrutscher? Aber nein, 2017 besuchte Polanski nochmals das Festival, um Promotion für seinen Film «D’après une histoire vraie» zu machen. Wurde dagegen gemotzt, wies man darauf hin, dass die Anklage – und sein Schuldbekenntnis –, dass er mit einer 13-Jährigen Sex gehabt hatte, 1977 erfolgte. Also bitte, ausserhalb der USA längst verjährt, was soll das.

Was soll das? Die Übergriffe in einer evangelikanischen Schule liegen ebenfalls Jahrzehnte zurück und wurden durch eine von ihr selbst in Auftrag gegebene Untersuchung schon vor Jahren minutiös aufgearbeitet. Was bleibt, sind höchstens sich widersprechende Aussagen eines ehemaligen Zöglings vom Dok-Film von 2023, dass der ehemalige Boss von Läderach ihn körperlich gezüchtigt haben soll. Vor vielen Jahren. Was von diesem mit eidesstattlicher Versicherung bestritten und rechtlich verfolgt wird.

Seinem Sohn Johannes Läderach, dem aktuellen CEO und Besitzer, kann man so etwas nicht vorwerfen. Er hat sich zudem öffentlich von solchen Praktiken und auch von seinem Vater – und nicht zuletzt von dieser Sektenkirche – distanziert.

Von Polanski hat man nie ein Wort des Bedauerns oder der Reue über sein damaliges Verhalten gehört. Aber Polanski ist halt ein Starregisseur, in dessen Glanz sich das an Stars nicht gerade überreichlich gesegnet Festival sonnen möchte.

Selbst eine Verhaftung und wochenlanger Hausarrest im Fall Polanski hielt das Festival nicht ab, ihn nachträglich zu ehren und gerne nochmals zu empfangen. Niemand wäre bei ihm im Traum auf die Idee gekommen, hätte sich Polanskis Vater etwas zu schulden kommen lassen, deswegen die «Partnerschaft» mit ihm zu beenden.

Es ist unbekannt und unerheblich, ob sich der Boss des Festivals Christian Jungen tatsächlich aufgrund eines Anrufs dazu entschloss, den Dok-Film anzuschauen, danach lange nicht schlafen zu können und dann die Weisung erteilte, dass man nicht länger unbeeindruckt die Partnerschaft mit Läderach fortsetzen wolle, sondern sie in einer Kehrtwende beendete.

Wie auch immer, das ist feige und zeugt nicht gerade von intellektueller Stabilität, sondern von emotionalen Übersprungshandlungen.

Man stelle sich vor, am ZFF können keine Läderach-Schokolädeli verteilt werden, weil der Name doch mit solchen Qualen verbunden sei. Wie sensibel. Wären es Sprüngli Schokolädeli oder Läderach-Bruchschokolade ohne diese aufgewärmte Affaire gewesen, hätte es niemanden, zu allerletzt die Festivalleitung oder Jungen, gestört, wie dafür das Rohprodukt gewonnen wird. Schwarzafrikanische Kinder, Hunderttausende? Ach ja, die Welt ist ungerecht und Westafrika sehr, sehr weit weg.

Das ist eine scheinheilige Doppelmoral, wie sie die katholische Kirche auch nicht besser hinkriegt. Damit ist die Lust von ZACKBUM, an dieses Festival zu gehen, auf null gesunken.