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Weil nicht sein kann …

Das war sicherer als das Amen in der Kirche.

Wie von ZACKBUM mit männlicher Überlegenheit prognostiziert, kann natürlich die Abteilung Rechthaberei und Nörgelei die Ergebnisse der am Wochenende publizierten und interpretierten Studie über die Karrierewünsche von Studentinnen an Uni und ETH nicht so stehen lassen.

Ein Leserbriefschreiber fand für den auf eher bescheidenem Niveau argumentierenden Artikel von Jacqueline Büchi im «Tages-Anzeiger» den schönen Begriff «Gender Washing». Glücklicherweise könnte man es bereits bei der Lektüre des Leads bewenden lassen: «Warum diese Interpretation falsch ist.» Denn natürlich seien «Schweizer Studentinnen» keine «zukünftigen Heimchen am Herd». Kleines Problem dabei: das hat auch niemand behauptet.

Es gehört zur untersten Schublade demagogischer Kniffe, eine Aussage einer missliebigen Ansicht zu unterstellen, die gar nicht so formuliert wurde – um die dann triumphierend in der Luft zu zerreissen. Neben diesem Untergriff fällt Büchi allerdings wenig ein, um der Studie zu widersprechen.

Ihren Inhalt nimmt sie lieber nicht zur Kenntnis, dafür meckert sie daran herum, dass der Artikel im Schwesterblatt «SonntagsZeitung» sich auf eine «noch nicht publizierte und noch nicht peer-reviewte (also von unabhängigen Wissenschaftlern überprüfte) Studie» stütze.

Damit unterstellt Büchi der amtierenden Präsidentin der Gleichstellungskommission an der Uni Zürich und ihrer Vorgängerin im Amt – den beiden Autorinnen der Studie –, dass sie möglicherweise nicht unabhängig, vielleicht voreingenommen seien. Und zwar, horribile dictu, gegen Studentinnen. Absurd, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen, heisst es doch. Der ist zwar männlich, aber das wäre ein anderes Thema.

Dann wird der zugrunde liegende Fragebogen madig gemacht, denn die dazu sicherlich mehr als die Professorinnen fachlich qualifizierte Büchi findet, dass es «geschlechtsspezifische Unterschiede im Antwortverhalten gibt». Interessant in einer Umfrage unter Studentinnen. Daraus folgert Büchi messerscharf: «Daraus zu folgern, dass die meisten Frauen aufgrund spezifisch weiblicher Neigungen auf eine berufliche Karriere verzichten, ist jedoch nicht zulässig.»

Unzulässig, setzen, nacharbeiten, donnert Fachkoryphäe Büchi den beiden Professorinnen entgegen. Während die aber ihre Aussagen auf statistisch erhärteten Fakten aufbauen, behauptet Büchi mal so ins Blaue hinein: «Viele Studentinnen dürften von Freundinnen, Kommilitoninnen oder der eigenen Mutter wissen, was es heisst, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Sie stellen sich vielleicht vor, wie es sein muss, am Abend das quengelnde Kind ins Bett zu bringen – während gleichzeitig der Chef aufs Handy anruft.» Ein interessanter wissenschaftlicher Ansatz, der aber dringend einer Peer-Review bedürfte: statt aus Umfrageergebnissen Schlussfolgerungen ableiten, einfach mal etwas fantasieren …

Damit ist sie dann allerdings schon am Ende, sowohl ihres Lateins wie auch ihres Einwurfs. Also behauptet sie noch kühn: «Die Studienergebnisse zeigen in dieser Lesart also nicht, dass weitere Gleichstellungsbemühungen obsolet sind – sondern wie sehr sie fehlen.»

Das hat zwar wiederum mit dem Inhalt der Umfrage und ihren Ergebnissen null zu tun, widerspricht auch den Schlussfolgerungen der beiden Professorinnen – hört sich aber irgendwie korrekt feministisch an.

Das Elend besteht darin, dass Tamedia wieder einmal die Spalten für einen solchen Krampf- und Kampfartikel öffnet. Der Leser spürt die Absicht und ist verstimmt. Zudem ärgert er sich, weil es sicherlich sinnvolle Einwände gegen die Interpretation dieser Umfrage gäbe. Die müssten aber einigermassen auf Niveau sein. Von intellektuell bescheidener Ausgangslage hinaufwäffeln, das bringt überhaupt nichts. Ausser für Anhänger(innen) des «Gender Washing», die der festen Überzeugung sind, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.

Nachdem selbst die Kirche diese Behauptung aufgegeben hat, gibt es bis heute Anhänger der These, dass die Erde eine Scheibe sei. Auch sie lassen sich durch kein einziges zweckrationales Argument umstimmen. Mit wissenschaftlichen Untersuchungen und ähnlichem Zeugs wollen sie erst recht nichts zu tun haben. Irgendwie erinnert dieser verzweifelte Versuch von Büchi daran.

PS: Die ganze Fallhöhe zwischen NZZ und «Tages-Anzeiger» illustriert der Kommentar von Katharina Fontana in der alten Tante zum gleichen Thema. Statt wütender Stutenbissigkeit bringt Fontana eine der Kernaussagen, um die Büchi einen weiten Bogen macht, auf den Punkt: «Entlarvend ist der Befund von Osterloh und Rost, dass viele Studentinnen zwar keine Benachteiligung an der Universität erlebt haben, aber dennoch finden, diskriminiert zu werden. Man kann darin einen Erfolg der Dauerpropaganda von Behörden und Lobbys sehen, die den Mädchen schon in der Primarschule einreden, sie würden im Leben stets den Kürzeren ziehen. Dieses negative Gefühl besteht bei zahlreichen modernen Frauen offenbar auch dann, wenn es gar keinen konkreten Grund gibt. Es ist Zeit, dass sich die Frauen davon emanzipieren.» Davon ist Büchi allerdings mindestens ein Leben lang entfernt …

Was Frauen wirklich wollen

Umfrage unter Studentinnen zeigt: Diamonds are girl’s best friend …

Man kann richtig hören, wie in gewissen Kreisen leer geschluckt wird. Denn ist ja eine Binsenwahrheit: Migranten werden diskriminiert. Asylanten werden diskriminiert. People of Colour werden diskriminiert. LGBT werden diskriminiert. Eine dunkelhäutige Asylantin mit nonbinärer Ausrichtung wird sowas von diskriminiert. Eigentlich fast alle werden von fast allen diskriminiert.

Und Frauen? Nun, wie sang John Lennon so richtig: «Woman is the nigger of the world». Dürfte er heute auch nicht mehr ungestraft tun. Wollte Tamedia diesen Songtitel zitieren, hiesse er «Woman is the n*** of the world». Oder «Woman is the n-word of the world».

Frauen werden bei Tamedia, in der Sprache, in der Karriere, an den Universitäten, überhaupt im Leben sowas von diskriminiert, unabhängig von Hautfarbe und sexueller Orientierung, das kann man sich gar nicht vorstellen.

Eben, dachten zwei renommierte Uni-Professorinnen und wollten mittels einer Umfrage unter 10’000 Studentinnen der Uni und der ETH Zürich wissen, woran es eigentlich liege, dass zum Beispiel an der Uni 60 Prozent Studentinnen eingeschrieben sind, aber nur 24 Prozent Professorinnen lehren.

Also fragten sie nach Karriereambitionen, Familienbild, Partnerwahl und so weiter. Resultat: die meisten Studentinnen wünschen sich einen Partner, der älter und erfolgreicher als sie ist. Bei Kindern soll er für das Haupteinkommen sorgen, Frauen wünschen dann Teilzeit.

Schluck.

Papa schleppt die Kohle an, Mama kümmert sich um die Kinder, den Haushalt und jobbt etwas nebenbei. Karriere? nicht so wichtig.

Jetzt kommt noch das Sahnehäubchen. Es gab keinerlei Beschwerden über Diskriminierung oder Nachteile wegen des weiblichen Geschlechts. Dennoch antwortete eine Mehrheit der Befragten mit Ja auf die direkte Frage nach einer Benachteiligung als Frau.

Dazu eine der Professorinnen der Studie: «Ich kann mir das nur damit erklären, dass den Frauen ständig eingeredet wird, sie würden diskriminiert.» Verinnerlichung ohne persönliches Erleben.

Aber die beiden Professorinnen, die diese Untersuchung durchführten, wollen offensichtlich beim nächsten Frauentag geteert und gefedert werden. Denn sie setzen noch einen drauf:

«Quoten und andere Vorzugsbehandlungen von Frauen führen nicht zu mehr Lebenszufriedenheit, dafür zu einer Diskriminierung von ambitionierten Männern.»

Wenn man sich anschaut, wen es aus diesen Gründen in letzter Zeit in führende Positionen in den Medienhäusern gespült hat, kann man diese Beobachtung nur mit beiden Händen unterschreiben.

Die ehemalige Präsidentin der Gleichstellungskommission der Uni Zürich, eine der beiden Studienautorinnen, gesteht der «SonntagsZeitung» gegenüber: es habe sie «schlichtweg umgehauen», als sie die Resultate gesehen habe. Übrigens ist die aktuelle Präsidentin die Studienmitautorin …

Natürlich werden kampffeministische Kreischen recht schnell dies und das und jenes an der Studie zu mäkeln haben. Natürlich ist es nicht so, dass keine Diskriminierung von Frauen bei Unikarrieren stattfindet.

Aber es zeigt sich einmal mehr, dass dumme Vorurteile durch ewige Wiederholung nicht richtig werden. Vor allem, wenn sie eben nicht wissenschaftlich oder zumindest durch Untersuchungen untermauert werden. Das dümmliche «bei mir haben sich viele Frauen gemeldet, die auch unterdrückt, sexistisch belästigt, diskriminiert» etc. werden, ist überhaupt kein Beweis dafür, dass es, um deren Modewort zu verwenden, eine systemische, strukturelle Problematik gäbe.

Das gilt für eine ganze Latte (Pardon) von solchen Behauptungen, die in letzter Zeit wie Unkraut wuchern und endlich einmal mit dem Herbizid der Wissenschaft besprüht werden sollten. Aber dafür braucht es inzwischen eine rechte Portion Mut.