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Einfalt im Einheitsbrei

Kritik wird in der Pandemie nur sehr ungern gesehen. Vor allem, wenn sie fundiert ist.

Die Sparmassnahmen im heutigen Elendsjournalismus berücksichtigend, habe ich lange die Hoffnung nicht aufgegeben. Dass die fundierte Recherche auf einer angesehen Plattform von namhaften Autoren wenigstens missmutig zur Kenntnis genommen wird.

«Wissenschaft im Pandemiemodus» erschien am 19. Februar 2021 auf «Re-Check». Geschrieben von zwei Expertinnen auf dem Gebiet. Es ist eine finale Abrechnung mit dem «seltsamen Fall der Swiss National Covid-19 Science Task Force».  Fast 33’000 Anschläge lang. Aber im Gegensatz zu «Republik»-Riemen prallvoll mit Belegen, korrekten Schlussfolgerungen und sehr sparsamer Polemik.

Vernichtendes Ergebnis: Diese Vereinigung von Wissenschaftlern fällt bei jedem Kriterium durch, das man auf sie anwenden kann – und denen sie sich selbst verschrieben haben. Es ist eine wirklich erschöpfende und fundierte Recherche. Wohl genau aus diesem Grund hielt sich das mediale Echo in sehr überschaubaren Grenzen. Während von den Mainstream-Medien jeder Rülpser aus Bern kolportiert (und meistens auch applaudiert) wird, herrschte und herrscht hier Schweigen.

Was nicht passt, wird nicht passend gemacht

Nur die üblichen (wenigen) Verdächtigen äusserten sich öffentlich. Also Markus Somm in seiner Kolumne, die WeWo, medinside.ch und heidi.news. Dann noch eine beckmesserische Abrechnung in der «Medienwoche», und das war’s. Eigentlich unvorstellbar. Normalerweise füllen die Kindersoldaten in den Newsräumen mit zwei Telefonaten und einer Google-Recherche locker eine Zeitungsseite; neben den mageren Ergebnissen aufgepolstert mit Meinung.

Aber wenn hier die fehlende Legitimation, die Nichteinhaltung von Regeln, die Weltuntergangsszenarien in Wiederholungsschlaufe, die öffentliche Kakophonie, die völlige Vernachlässigung von Grundlagen der evidenzbasierten Medizin dieser Task Force geradezu chirurgisch zerteilt wird, dann herrscht Schweigen.

Interne Mails, externe Stellungnahmen, eine solche Recherche sollte eigentlich exemplarisch an die Wände in den Newsrooms genagelt werden. Das geschieht aber deswegen nicht, weil sich die Frage erhöbe: Schon, aber die hatten doch mehr als eine Stunde Recherchierzeit, nicht?

Was einem nicht in den Kram passt zu ignorieren, das ist menschlich. Eine solch fundierte Kritik zu ignorieren, ist nicht nur unprofessionell. Es ist dumm.

Republik verkauft Eiffelturm

Wie verkauft man an Deppen?

Wer stänkern will, sollte sich ans Erfolgsrezept von gutem Käse halten: Der Artikel darf nicht zu alt sein und sollte würzig geschrieben werden. Im Dezember 2020 aber produzierten die «Republik» und «Heidi News» alten Haferkäse. Die Gemeinschaftsarbeit hiess «Tamedia Papers». In den unendlich langen Artikeln duellieren sich die Binse mit dem Schnarch.

Natürlich, an Tamedia gibt es viel zu kritisieren. Aber nicht, dass der Verlag keine Ahnung vom Geschäft hat. Vor 20 Jahren ging die Tamedia AG an die Börse und schrieb seither nur Gewinne.

Seit ein paar Tagen kann man die «Tamedia Papers» auch als Buch kaufen. Darf man sagen, wer das Buch kauft, ist ein Esel? Geschenkt, wir machen das jetzt einfach. Warum sollte man 22 Franken ausgeben, wenn der ganze Inhalt frei verfügbar ist? Würde das Tamedia auch so machen? Bitte, «Republik», fragt doch mal bei Herrn Supino nach, dem Verwaltungsratspräsident der TX Group.

«Heidi News» gab auf Anfrage an, dass auch die «Republik» am Erlös beteiligt sei. Das Buch, beziehungsweise Heft, enthält 124 Seiten.