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Dreifacher Harald Schmidt

Alles andere ist Geplauder.

Wenn Harald Schmidt das Opernhaus Zürich beehrt, dann gibt er eines seiner Sternstunden-Interviews, denn Klappern gehört auch bei ihm immer noch zum Handwerk. Normalerweise wächst er dabei an cleveren Fragen.

Auch wenn das nicht der Fall ist, wie beim SoZ-Interview, wirft er doch die eine oder andere Perle vor den Leser: «Meine Lieblingsformulierung ist der heteronormative weisse Cis-Mann», diese Selbstbeschreibung treffe ihn am besten. Wo er das herhabe? «Das lese ich bei Autorinnen, die sich vermutlich für eine lesbische Lebensform entschieden haben und auf Zeilenbasis auf irgendwelchen Blogs schreiben, weil faschistoide alte Männer sie aus den Erfolgsredaktionen rausmobbten. Das ist meine Hauptquelle, um zu lernen, neugierig zu bleiben und wandlungsfähig.»

Schön ist auch der hier:

«Ein Journalist, der mal ein Interview mit mir gemacht hat, wurde vorher von Kollegen gewarnt: «Pass auf, wenn du Schmidt interviewst, er lauert immer auf die nächste Pointe.» Das ist sehr gut, denn das würde ich auch zu Sportreportern sagen: «Achtung vor Ronaldo, der will ein Tor schiessen.»»

Leider hat diese Ausgabe von «nur Schmidt gibt spannende Interviews» ein paar Durchhänger, aber alles in allem ist es das Interessanteste, was vergangenen Sonntag veröffentlicht wurde.

Sehr schön: Auch der SoBli ergatterte ein Interview. Wobei es sicherlich ein typischer Schmidt-Gag ist, dass beide Sonntagsblätter wohl hofften, das exklusiv zu haben.

Geht’s noch schöner? Natürlich, sonst wär’s ja nicht Harald Schmidt. Bereits am Samstag hatten sich die Blätter von CH Media ein Interview mit Schmidt ergattert. Früher hätte da die Sonntagspresse sauer auf die Löschtaste gedrückt. Aber im heutigen Sparjournalismus … Apropos sparen, einige Gags rezykliert Schmidt (wer kann schon dreimal nur originell sein), den hier schenkte er aber exklusiv CH Media: «Seit ich Interviews nicht mehr gegenlese, werden sie immer besser.»

Nur die seriöse NZZaS beteiligte sich nicht an diesem Wettkampf, die hatten schon ein Interview mit Nena im Kasten.

 

Sternstunde des Interviews

ZACKBUM ist bekennender Schmidt-Fan. Danke, NZZ.

Für einmal ist der Lead nicht zu hoch gegriffen: «Das Harald-Schmidt-Interview gilt längst als eigenes journalistisches Genre.»

Liegend besser als manche stehend: Harald Schmidt. (Screenshot NZZ)

Am 3. Januar wurde das neue Jahr mit einem solchen Glanzlicht durch die NZZ erhellt. Wenn man meckern will, und wann will man das nicht: es ist gemein, dass das hinter der Bezahlschranke versteckt ist. Diese Perlen hätten es verdient, von allen genossen zu werden …

«Ein guter Interviewer kommt erst einmal mit einer Frage, die einen völlig in Schlagsahne bettet. In meinem Fall wäre der ideale Einstieg: «Für mich sind Sie eine Art Frank Sinatra, der Nietzsche zu Ende denkt.» Dann denke ich, da ist einer, der mein Lebenswerk kennt.

Und dann fängt man an, sich um Kopf und Kragen zu reden.

Die tödlichste Kombination ist es, wenn der alte Hase, dessentwegen man zugesagt hat, einen jungen Kollegen mitbringen muss, der vor Ehrgeiz strotzt und als Erstes fragt: «Was macht das mit Ihnen, dass Sie beim vierten Sender rausgeflogen sind und keiner Sie mehr sehen will?» Der will natürlich abends im Klub oder in der Patchwork-Hölle sagen können: Dem hab ich gleich mal einen eingeschenkt.»

«Ja, ich bin jetzt Privatier, aber – Achtung, neue Pointe, die ich noch nicht verheizt habe – Fernsehen kann ich mir finanziell nicht mehr leisten. Ich bin gespannt, wie der Satz nach draussen wirkt. Meine Maxime war immer: Ihr könnt froh sein, dass ich überhaupt auftrete.»

«Als Gläubiger brauche ich keine Theologie. Ich glaube einfach. Ich kenne Frauen in den Neunzigern, die gehen jeden Sonntag in die Kirche und beten täglich den Rosenkranz. Die wissen nicht einmal, dass es überhaupt Theologieprofessoren gibt.»

Harald Schmidt, alles andere ist Dampfplaudern.