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Musk meets Weidel

Da hyperventilierten die Medien von links bis rechts.

Mehr Gratiswerbung hätte sich die AfD und ihre Kanzlerkandidatin Alice Weidel nicht wünschen können. Da plaudern die Politikerin und der Multimilliardär und Trump-Flüsterer Elon Musk miteinander – und alle hören zu und weg. Was haben sie eigentlich geredet? Interessiert kaum jemanden so wirklich, wer wollte es sich denn anhören?

Denn es geht doch nichts über die Bestätigung von Vorurteilen in den sogenannten Qualitätsmedien. So ist sich «watson» sicher: «Elon Musk ist ausser Rand und Band: Wie ein Berserker arbeitet sich der reichste Mann der Welt momentan am politischen Establishment in Europa ab.»

Okay, «watson» und Qualitätsmedium, das passt zusammen wie ein Palmenstrand mit Grönland. «Zwei hochumstrittene Köpfe, aber ein Herz und eine Seele», weiss der «Blick». Okay, «Blick» und Qualitätsmedium, das passt zusammen wie Schnee an der Copacabana.

«Elon Musks Anarcho-Diplomatie ist ein Problem für Europa – aber wer sich provozieren lässt, hat schon verloren», trompetet die NZZ. NZZ und Qualitätsmedium, aber wieso weitere Vergleiche machen.

CH Media weiss: «Musk hat X zur Macht-Maschine gemacht – jetzt gibt er Alice Weidel den Schlüssel». Hübsches Bild dieses Qualitätsmedienhauses, nur: triumphierte man nicht unlängst, dass sich Musk mit dem Kauf von Twitter halb ruiniert habe und die Plattform in Grund und Boden wirtschafte?

«Blind-Date auf X: Musk trifft AfD-Chefin Weidel», flötet die SDA, erstaunlich lyrisch für die sonst so trockene Nachrichtenagentur. Und was weiss sie von dem Gespräch zu berichten? ««Hitler war ein Kommunist», sagte Weidel». Das ist natürlich Schwachsinn, aber sowohl sie wie Musk haben durchaus auch bedenkenswerte Dinge gesagt. Nur sind die nicht berichtenswert.

Überhaupt nicht komisch finden das die anderen deutschen Parteien und natürlich die SZ: «Milliardär Elon Musk schaltet sich von den USA aus in den deutschen Wahlkampf ein und macht umstrittene Werbung für die AfD.» Und fügt triumphierend hinzu: «Gewerkschaften und Bundesgerichtshof verlassen Musks Plattform X. Konkreter Anlass ihres Abschieds von X ist Musks Wahlkampfgespräch mit AfD-Chefin Weidel.» Daran wird der grüne Kanzlerkandidat und Wendehals (bitte nicht klagen) Habeck zu knabbern haben; er ist gerade zu X zurückgekehrt.

Und die «Weltwoche» vermeldet die Schmonzette: «Bundestagsverwaltung prüft, ob Musks Gespräch mit AfD-Chefin Weidel eine «illegale Parteispende» darstellt».

Es ist mal wieder wie im Irrenhaus. Alle deutschsprachigen Politiker (und Journalisten) mischen sich unablässig in die inneren Angelegenheiten anderer Länder ein und überborden vor Ratschlägen, Anweisungen und Rechthabereien, wie andernorts die dummen Fehler der Regierenden korrigiert werden sollten.

Aber wenn ein irrer Milliardär Sympathien für die deutsche AfD hat und sich mal öffentlich mit der Parteichefin unterhält, dann erhebt sich grosses Geschrei. Dabei haben weder Musk noch Trump bislang die Einverleibung Deutschlands in die USA gefordert. Das müssen sie ja auch nicht, weil sich Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg als übereifriger und immer hilfsbereiter Adlatus der Amis gebärdet.

Und was sagt das Qualitätsmedienhaus Tamedia zum Gespräch? Ihm hat’s, fast bis Redaktionsschluss von ZACKBUM am späten Donnerstagabend, schlichtweg die Sprache verschlagen. Dann erst fand Dominique Eigenmann wieder eigene Worte. Erstes Drittel: Wiederholung von altbekannten Beschimpfungen Musks. Zweites Drittel: launiges Niedermachen des Gesprächs («Duett und Plauderei … sprangen wild von Thema zu Thema … lachten über die angebliche Dummheit aller anderen Parteien … Hitler, wärmte Weidel eine beliebte rechte Verkehrung auf, sei im Grunde nie ein Rechter, sondern immer ein nationaler Sozialist gewesen, ein Kommunist gar», etc.) Letztes Drittel: Beckmesserei und Niedermache: «Interessanter als das, was besprochen wurde, war vielleicht das, was nicht zur Sprache kam.» Interessanter als diese Gesinnungsschmiere wäre vielleicht der Versuch gewesen, den Inhalt der 75 Minuten einigermassen korrekt wiederzugeben.

Dafür gibt’s eine neue Gaga-Rubrik beim Tagi, obwohl Kerstin Hasse doch das Haus verlassen hat: «Dry January und Veganuary». Das wird der Einschaltquotenknüller, schon alleine mit diesem leichtverständlichen Titel  …

Allerdings, so viel Objektivität muss sein, gibt der «Blick» dem Bestsellerautor Claude Cueni eine Plattform, um einen ganz anderen Ton in die Debatte zu bringen. Der fragt besonnen, ob es denn ein Skandal sei, wenn Musk Alice Weidel interviewt: «Für Elmar Thevessen (57), Leiter des ZDF-Studios in Washington, sogar ein ganz grosser. Er sagt im ZDF, dass nur Journalisten und Journalistinnen Interviews führen dürfen.»

Dagegen hält Cueni:

«Slow down. Jeder darf jeden interviewen. Ausser in totalitären Staaten. Die Leute haben die einseitige Berichterstattung satt, sie haben die pürierten Fakten satt, sie haben die Bestrafung von harmlosen Rentnern, die lediglich etwas gelikt haben, satt. Sie wollen informiert und nicht belehrt und umerzogen werden. Sie brauchen keine «Experten», die für sie «einordnen», weil man sie für Deppen hält.»

Das haben allerdings die meisten Medien und auch die meisten Politiker noch nicht geschnallt. Deshalb werden sie mit Leser- und Wählerschwund bestraft. Was ihnen allerdings nicht zu denken gibt, sondern in der Überzeugung bestärkt, dass es eben zu viele Deppen gibt, die streng belehrt werden müssen.

«Blick» spinnt, reloaded

Kreisch, heul, jammer. Boulevard mit anderen Mitteln.

Simplifizieren und dann einen Wumms drauf. Das ist das Rezept für Billig-Boulevard. Kann man machen, wenn man’s kann. Denn es ist ein schmaler Grat, eine feine rote Linie zwischen erlaubten Krachern und demagogischer Hetze.

Die überschreitet «Blick» in jüngster Zeit mehrfach. Zuerst das unsägliche Meinungsstück von «Ausland-Reporter» Samuel Schumacher. Er behauptet, zur «Verteidigung unserer Werte» in der Ukraine sollten Gesetzesbrecher, die sich dort als Reisläufer betätigen, nicht bestraft, sondern dekoriert und mit Denkmälern geehrt werden. Denn dort rümpfe man «ob des helvetischen Abseitsstehens ohnehin schon die vom dreijährigen brutalen Angriffskrieg zertrümmerte Nase». Wenn die Gedanken entgleisen, fährt die Sprache ins Unterholz. Und wird die Neutralität als unnützer Ballast über Bord geworfen.

Neu legt der «Redaktor News» Daniel Jung noch einen drauf. Der zeigt schon im Titel, was primitive Polemik ist: «In den Klauen der Populisten: Wie Europa «vertrumpt»». Ein übles Stück Hetze, abgezeichnet aus dem Bilderbuch der Demagogie. Alle für solche Zwecke geeigneten Triggerwörter sind vorhanden:

«Klauen, Rechtspopulisten, rechtspopulistische Kanzler, Rechtspopulisten, gefährden, Postfaschistin, rechtsextremistischer Verdachtsfall, einer der ältesten rechtspopulistischen Parteien Europas, europäische Rechtspopulisten, Spaltung verschärft, Rechtspopulisten vorerst noch stärker werden».

 

Immerhin gab’s dann einen Anfall von Scham: Aus den Klauen wurde «Populisten an der Macht». Aber immer noch ein Sammelsurium von billigen Schlagwörtern, die repetitiv dem Leser eingehämmert werden. Auffällig auch die völlige Absenz von Logik und innerem Zusammenhang. Wie Europa nun «vertrumpt» (und was das sein soll): hinter dem dummen Spruch gähnende Leere. Was «Rechtspopulisten» eigentlich sein sollen, Sendepause. Ob so unterschiedliche Figuren wie Meloni, Weidel, Orban oder Kickl über den gleichen Kamm geschert werden können: blankes Nichts als Antwort.

Immerhin leiht sich Jung, mangels eigener Fähigkeit, die einzige Erklärung für dieses angebliche Phänomen vom «Wall Street Journal»: «Der Rechtsruck wird durch die Ängste der Arbeiterklasse in Bezug auf die Wirtschaft und die Einwanderung angeheizt – sowie durch die zunehmende Ermüdung bei Themen wie Klimawandel und Identitätspolitik.»

Ängste der Arbeiterklasse? Lustig, dass das Hoforgan des modernen Kapitalismus einen altmodischen Ausdruck des marxistischen Vokabulars bemüht. Was allerdings richtig ist: wenn die regierenden Parteien immer mehr die Interessen breiterer Schichten der Bevölkerung nicht vertreten, eine verpeilte Energie- und Umweltpolitik beispielsweise in Deutschland zum industriellen Niedergang und nicht zuletzt zur Existenzkrise der Automobilindustrie führt, dann ist es doch kein Wunder, dass der Wähler ranzig wird und nach Alternativen Ausschau hält.

Es ist ja nicht so, dass die Amis Trump gewählt haben, weil sie blöd sind oder ihn ganz toll fänden. Sie haben Trump gewählt, weil die Alternative, ein seniler Biden oder eine unbeliebte und blasse Harris noch schlimmer waren. Sie wählen in Deutschland auch nicht Alice Weidel und die AfD, weil die Partei so überzeugende Lösungen anbietet. Sondern weil das zerbrochene Trio Scholz/Habeck/Lindner krachend versagt hat.

Wer einen Kinderbuchautor über Jahre als Wirtschaftsminister wüten lässt (bitte nicht einklagen), der muss sich doch nicht wundern, wenn ihm die Wähler weglaufen. Wer als grüne Partei sämtliche Prinzipien verrät, nach einer gescheiterten Energiewende wieder auf Gas und Kohle setzt, als ehemalige pazifistische Partei zur Ansammlung von Kriegsgurgeln verkommt, der muss sich auch nicht wundern, dass er unwählbar wird.

Während Jung all diese Wählerreaktionen, die ihm nicht passen, als «vertrumpen» denunziert, mangels Argumenten das Wort «rechtspopulistisch» bis zum Erbrechen wiederholt, demaskiert er sich selbst als etwas Übles: als Antidemokrat, dem die Ergebnisse freier Wahlen einfach nicht in den Kram passen. Er wäre doch niemals auf die Idee gekommen, nach der Regierungsbildung von Roten und Grünen mit freundlicher Hilfe der FDP in Deutschland zu schreiben, dass sich das Land nun in den «Klauen» dieser Parteien befände; in den Klauen von Scholz und Habeck und Baerbock.

Eine Klaue ist ein scharfer, normalerweise schmaler und gebogener Nagel an der Zehe eines Tieres. Krallen können zum Kratzen, Greifen, Graben oder Klettern geeignet sein.

Was ist von einem Schreibtischtäter zu halten, der Politiker, die von beachtlichen Prozentzahlen von Wählern an die Regierung gebracht werden, mit Klauen versieht? Sie also vertiert. Wer das mit Menschen tut, früher war auch gerne das Bild von Ratten im Schwang, bräuchte mindestens einen Sensibilisierungskurs. Oder eher eine Abmahnung. Oder einen Tritt in den Hintern für diese Sittenverluderung. Stattdessen suhlt er sich in seinem Gesinnungssumpf und findet sich ganz toll.

Musk, der neue Monsterman

Erratisch, jünger, reicher. Der neue Medienzombie an der Seite Trumps.

Wenn George Soros sich mit Think Tanks, Multimillionen und Propagandaplattformen in innere Angelegenheiten osteuropäischer Staaten einmischt, dann tut er das im Namen von Freiheit und Demokratie. Also ist das lobens- und bewundernswert; Massnahmen dagegen sind ein typischer Fall von Zensur und Repression autokratischer Regimes.

Wenn Elon Musk auf seiner Plattform X ein paar Sprüche gegen deutsche Politiker raushaut, dann ist im wahrsten Sinne des Wortes der Teufel los. «Pöbel-Attacke», japst die Presse über den neuen Gottseibeiuns, der glücklose deutsche Gesundheitsminister Lauterbach behauptet, Musk mache «Profit mit Hass und Hetze». Der noch glücklosere deutsche Kinderbuchautor und Wirtschaftsminister Habeck (bitte nicht einklagen) keift sogar, das sei ein «Frontalangriff auf die deutsche Demokratie», doppelt nach: «Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk!» Und will Muskeln gegen Musk zeigen: «Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie autoritäre Gesinnung hoffähig gemacht wird.»

Furchtbar, aber was hatte Musk denn Fürchterliches getan? Er hatte den unfähigen deutschen Bundeskanzler (der klagt wenigstens nicht so schnell) Olaf Scholz als «unfähigen Narr» betitelt und den Bundespräsidenten Steinmeier als «antidemokratischen Tyrann».

Ausserdem hatte Musk auf Einladung der «Welt» ein Essay geschrieben, in dem er die AfD lobte und ihr einen grandiosen Wahlsieg prognostizierte. Obwohl in der gleichen Ausgabe eine scharfe Entgegnung des designierten neuen Chefredaktors der «Welt» erschien, kündigte daraufhin die Chefin der Meinungsseite fristlos. Damit setzte sie sicherlich ein Zeichen für eine offene Debattenkultur.

Noch kreischiger reagierten die Medien, als Musk das deutsche Magazin «Der Spiegel» als «korrupt» beschimpfte. Das seien «Verschwörungstheorien», wurde zurückgeholzt; der «Spiegel» selbst hatte zuvor schon ausgeteilt: «Wer Deutschland regieren will, muss Elon Musk in die Schranken weisen».

Da sich das abgedriftete und schwindsüchtige Organ bei Trump nicht mehr steigern kann, arbeitet es sich nun an Musk ab:

Links ein Monster, rechts ein Monster im Zerrspiegel.

Staatstragend wurde zudem bemängelt, das seien alles unerwünschte, unverschämte, eigentlich unerlaubte «Einflussnahmen auf den deutschen Wahlkampf», wie die deutsche Regierung zu formulieren pflegte.

Eher im Kleingedruckten wurde dann wiedergegeben, wie Musk seinen Vorwurf begründete: «Interessant, dass Gates Geld an den ‹Spiegel› schickt, der dann attackierende Schlagzeilen über mich schreibt».

Was, lässt sich etwa das Sturmgeschütz der Demokratie von einem anderen Multimilliardär finanziell aushalten? Eine bösartige Unterstellung, eine typische Verschwörungstheorie dieser Fake-News-rechten Spinner. Oder auch nicht. Über mehrere Jahre hinweg zahlte die Stiftung von Gates rund 6 Millionen Dollar an den «Spiegel».

Natürlich ging und geht der allen seinen journalistischen «Projekten ohne jeden Einfluss der Stiftung» nach, wie das Magazin schon vor Jahren bei der Offenlegung dieser Spenden schrieb. Dabei handle es sich feinsinnig auch nicht um Spenden, sondern um eine «Unterstützung», da das Magazin mit einem Umsatz von immerhin einer Viertelmilliarde sonst nicht in der Lage wäre, ihm am Herzen liegende Reportagen zu unternehmen.

Zu dementieren, dass durch ein paar Millionen auf den Inhalt direkt Einfluss genommen werden wolle oder könne, das ist nun das übliche Buebetrickli aller Medienorgane. Nur Blödis vermuten oder meinen, dass solche Sachen so laufen, dass Gates den Chefredaktor des «Spiegel» anruft und sagt, ich hätte dann mal gerne eine positive Story über meine Stiftung und eine Hinrichtung von Musk.

Dass ein paar Millionen keinen Einfluss kaufen, ist allerdings auch eine Meinung von Blödis. So wie Reisereportagen, eine Auswahl von Kosmetika, ein Fahrbericht über ein neues Auto selbstverständlich in aller Objektivität geschrieben werden (Scherz lass nach), gibt es unzählige Beweise dafür, wie Einfluss in den Medien gekauft wird, ein gewisser Spin hergestellt wird, Journalisten bearbeitet werden, zu «Informationsreisen» und «Hintergrundgesprächen» an verführerisch schöne Orte mit luxuriösen Hotels eingeladen werden. Manchmal reicht auch schon ein alkoholgetränktes Abendessen, notfalls mit Escort-Service als Zugabe.

Und Hand aufs Herz; obwohl die Information öffentlich erhältlich ist, wie viele ZACKBUM-Leser wussten bislang, dass Bill Gates ein paar Millionen in den «Spiegel» gesteckt hat?

Und nochmal Hand aufs Herz, wer hat dieses Buch gelesen, das weder von einem Spinner, noch von einem Verschwörungstheoretiker geschrieben wurde?

Ist das die einzige Spende, Pardon, Unterstützung für den «Spiegel»? Vielleicht müsste da mal Claas Relotius eine gnadenlose Recherche durchführen. Oder, noch besser, das könnte ein Fall für «correctiv» sein. Oder eher nicht, die werden ja selbst bis über die Ohren «unterstützt». Oder vielleicht sollte das «Organized Crime and Corruption Reporting Project» (OCCRP) nach dem Rechten schauen. Oh, das hiesse ja auch, den Bock zum Gärtner zu machen. Aus dieser Quelle bediente sich übrigens (neben SoZ, SZ und vielen anderen) auch der «Spiegel».

Das neue Jahr fängt so an, wie das alte aufgehört hat: mit journalistischem Trauerspiel auf allen Medienbühnen. Mit verschnupften Politikern, die sonst allen Ländern der Welt gerne und ungefragt Ratschläge geben, was die zu tun und zu lassen hätten (aktuell gerade mal wieder die deutsche Aussenministerin Baerbock in Syrien, die einen langen Katalog von Forderungen verliest, deren Erfüllung die Voraussetzung für eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit seien).

Aber das ist etwas ganz, ganz anderes.

Bleibt noch die Frage, wieso sich Musk gerade jetzt so intensiv um Deutschland kümmert. Beantwortet auch kein japsendes Medium, dabei ist die Frage so interessant wie berechtigt.

Die einfache Antwort: in Deutschland laufen Musks Geschäfte gerade nicht so super, eher mies, eher sehr mies.

Das wird auch so bleiben, denn aktuell räumt China seinen Vorsprung mit Tesla ab und übernimmt die Marktführerschaft. Und das ist für einen Egomanen mit autistischen Tendenzen (eingestanden) unerträglich.

Also dürfen wir uns wahrlich auf ein spannendes Jahr mit dem Dreamteam Trump-Musk freuen. Jeder, der meint, die beiden würden nun endlich mal durchgreifen und aufräumen, wird sich noch schwer wundern, was für eine Amokfahrt das werden wird.

Ist die SoZ auch ein Flieger?

Schauen wir mal, was das Vorbild der NZZaS so macht.

Die Anrisse auf der Front – nun ja. Eine Hiobsbotschaft für Nestlé vom unermüdlichen Arthur Rutishauser. Das macht immerhin schön wumms. Noch mehr ADHS, nun ja. Was sagt da Spezialist Constantin Seibt dazu? Will man ein grosses Interview mit Simon Ammann lesen, der nun nicht in erster Linie für seine intellektuellen oder verbalen Fähigkeiten berühmt ist?

Aber weiter unten wird’s dann sonntäglich. «Antisemitismus: Schwere Vorwürfe gegen Juso», «Beschimpfungen werden zum Volkssport», da kommt Stimmung auf. Die lassen wir uns auch nicht durch den obligaten Putin verderben: «Auch Putin hält das nicht mehr ewig durch». Sehr wahr, schon alleine, weil auch er nicht ewig leben wird.

Dann sollte sich Beat Balzli wirklich mal das Editorialschreiben von Kollega Rutishauser zur Brust nehmen; so macht man das. Eine feine Gerade in die Fresse von allen, die zwei Schweizer Stahlwerke mit Steuergeldern unterstützen wollen. Die machen Miese im Multimillionenpack. Wegen den üblichen Management-Fehlentscheidungen, wegen der Krise der Automobilindustrie – und weil Stahl anderswo schlichtweg billiger hergestellt werden kann.

Und da sollen nun ein paar Millionen Steuerfranken alles herumreissen? Lachhaft, meint Rutishauser, und recht hat er. Dass gleichzeitig ein «Velopionier aus Huttwil» die Schraube macht und 150 Mitarbeiter entlässt, da rufe niemand nach Staatshilfe, obwohl das doch schon rein ökologisch sinnvoller als ein Stahlwerk sei. Feine Klinge, sauber durchargumentiert, ein Highlight des Sonntags.

«Ritalin für alle Fälle», das ist allerdings so ein Aufregerthema aus dem Stehsatz, oder aus dem Truckeli: wenn mal wieder wirklich tote Hose ist

Aber schon nimmt die SoZ wieder Fahrt auf: «Stefan Raab treffen und Velo fahren: Die neuen Luxus-Jobs der ehemaligen EU-Unterhändler». Der ziemlich lange Titel sagt schon ziemlich viel, die Story ist aber auch ziemlich gut und fies. Einfach mal recherchieren, was eigentlich aus den insgesamt sechs Diplomaten geworden ist, die «in den Verhandlungen mit der EU innerhalb von zehn Jahren verheizt» wurden. Sehr schön.

Dann werden den Juso Antisemitismus-Vorwürfe um die Ohren gehauen, und der Parteileitung ihr Schweigen dazu. Das kann ZACKBUM aber erklären: Cédric Wermuth schämt sich gerade, dass er ein Mann ist, und versucht, jegliche Gewalt abzulehnen. Mattea Meyer schämt sich nicht, dass sie kein Mann ist, hält aber die Massenvergewaltigung von Jüdinnen durch islamistische Terrororganisationen für nicht der Rede wert. Und die Juso-Chefin Mirjam Hostetmann hüpft sowieso von einem Fettnapf in den nächsten.

Bettina Weber hingegen nimmt den beleidigten deutschen Wirtschaftsminister und Kanzlerkandidaten Habeck (ja nicht Schwachkopf nennen, niemals nicht) zum Anlass, mal allgemein übers Beleidigen und Anzeigen zu schreiben.

Oben links ist übrigens der Beweis, dass diese Anzeige Habecks nicht so eine gute Idee war. Aber wer Wirtschaft nicht kann, der kann auch sonst nix (ui, ist das einklagbar?).

Vielleicht als Warnhinweis für unsere Verkehrsteilnehmer: der «Fick dich»-Zeigefinger ist auch strafbar, im Fall. In der Schweiz gibt es immerhin jährlich 12’000 Anzeigen wegen Beschimpfung. was nicht gerade wenig ist. Irgendwie typisch: in Deutschland steht die Beleidigung von Politikern unter verschärfter Strafe, in der Schweiz müssen sie sich viel mehr gefallen lassen. So darf man bekanntlich bislang ungestraft (Berufung läuft noch) den SVP-Nationalrat Andreas Glarner als «Gaga-Rechtsextremist» beschimpfen.

Wie Weber berichtet, will die Schweizer Strafverfolgungsbehörde allzu wildem Anzeigen nun einen Riegel schieben. Wer Beschimpfung rechtshängig machen will, muss für die Bemühungen der Staatsanwaltschaft einen Kostenvorschuss leisten, in Zürich beispielsweise bis zu 2100 Franken. In England hingegen kann bereits das Gefühl, «Hass» erfahren zu haben, für eine Strafuntersuchung reichen.

So, nun aber das, worauf wir alle gewartet haben. Was ist in der Schweiz denn strafbar? Bitte sehr:

«Dumme Siech, blöde Sau, dumme Kuh, Schizo, Wichser, Arschloch, Idiot, Fick dich, Halsabschneider, Betrüger, Pädo, gestreckten Mittelfinger zeigen, Vogel zeigen.
«Totsch», «Huhn» und «Ich ficke deine Mutter» würde Monika Simmler (Strafrechtsprofessorin, Red.) als «Grenzfälle» bezeichnen, «Nazi» und «Fascho» hingegen als üble Nachrede.»

Die Liste ist natürlich unvollständig und die Strafbarkeit kontextabhängig. ZACKBUM gesteht, dass wir etwas perplex sind, dass den Vogel zeigen strafbar sein kann.

Selbst Christoph Gurk von der SZ, den wir schon tadeln mussten, liefert ein launig-lustiges Stück über die Präsidentschaftswahlen in Uruguay ab. Die Besonderheit dort: der Wahlkampf findet ohne Gehässigkeiten statt. Das ist sicherlich auch dem genialen José Mujica zu verdanken. Der ehemalige Guerillero gewann 2009 die Präsidentschaftswahlen und war dann politisch und menschlich ein Vorbild, das durchaus an Nelson Mandela heranreichte.

Die Demokraten in den USA lecken die Wunden und fangen mit dem «wer ist schuld?»-Spielchen an, vermeldet Urgestein Martin Suter. Dann, kein Blatt ist fehlerlos, sinkt das Niveau aber deutlich, denn Rico Brandle hat niemand Besseren als den HSG-Fehlprognosen-Professor Ulrich Schmid als Interviewpartner ausgesucht, um das Thema Putin am Köcheln zu halten. Da ist vielleicht das Riesenaufmacherfoto symbolisch richtig gewählt:

Schattenboxen mit Schattenrissen in Schwarzweiss, so könnte man das Interview zusammenfassen.

Dann kommt die unsanfte Landung nach all den Höhenflügen: der «Fokus» mit dem Interview mit einem Skispringer. Gähn und Abflug.

Dann sucht man vergeblich nach der Sitzmarke «Sponsored Content», dargeboten von der Vereinigung der Paartherapeuten:

Riesen-Symbobild, Riesenankündigung, dann eine Riesenportion heisse Luft von Professor Guy Bodenmann, «Paartherapeut, er ist Autor diverser Bücher» und nicht zu Vergessen der Erfinder von «Paarlife», einem Programm zur «Stärkung von Paarbeziehungen». Wow, wie der das geschafft hat, hier anderthalb Seiten Gratiswerbung zu kriegen?

Will ZACKBUM etwas dazu sagen, wenn auf einer Seite Jacqueline Badran und Markus Somm salbadern? Nein dazu will ZACKBUM nichts sagen.

Hierzu eigentlich auch nichts, solange Männer keine Rasierzulage kriegen und mit dem Chef nicht über Potenzprobleme sprechen dürfen:

Vielleicht wäre die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit oder Kinderkrippen am Arbeitsplatz dringlicher. Aber nach einem Streichelzoo zu rufen, das ist entschieden weniger anstrengend.

Echt schockiert ist ZACKBUM aber über diese Schlagzeile:

«Penisverschönerung»? Als Vergrößerung für zu kurz Gekommene, okay. Aber den Pimmel verschönern lassen? Da wollen wir gar nichts Genaueres wissen.

Dann der schonungslose «ich führe meine Mami vor»-Report: «Wie es ist, seine Mutter bei einer Dating-App anzumelden». Hoffentlich ist nun die Mama von Sophie Kobel echt sauer auf ihre Tochter.

Also alles in allem solide Handarbeit, mit einigen Tiefen, aber auch Glanzlichtern. So gestärkt, machen wir uns nun an die NZZaS.

 

 

Shit Parade

Was wummernde Bässe und nz, nz, nz bei der Sonntagspresse auslösen.

Es ist natürlich blöd, wenn man ein Sonntagsblatt zusammennageln muss, während vor dem Glasholzhaus an der Werdstrasse Bässe wummern, die Wiederholung des Ewiggleichen gute Laune macht und mehr oder minder rhythmische Zuckungen auslöst. Draussen auf der Strasse, wo das Leben lebt und feste gefeiert wird. Da kann man sich schon mal vergreifen:

Wir wollen keinem und keiner der hier Aufgeführten zu nahe treten. Aber das sollen alles kluge Köpfe sein? Abgesehen davon, der Blattmacher rief mal wieder in die Runde: Ukraine? Wir brauchen was zur Ukraine. Unbedingt! Und das bekam er dann:

Da soll noch einer sagen, dass der Krieg nicht auch seine guten Seiten habe. Die Bewährungsprobe für alle Diversen und Non-Binären.

Sparmassnahmen und die Übernahme von immer mehr Inhalten aus München hat allerdings eigentlich nur schlechte Seiten; zum Beispiel diese hier:

Denn was interessiert den Schweizer Leser ein Interview mit dem deutschen Wendehals-Wirtschaftsminister Habeck, der von Wirtschaft ungefähr so viel versteht wie eine Kuh von Foxtrott? Die beiden Interviewer von der «Süddeutschen Zeitung» gehen mit ihm deutsche Themen durch, die für deutsche Leser der SZ sicherlich interessant sein mögen.

Auf Seite 9 wird’s dann einen Moment lang schwierig-schmierig:

Völlig zu Recht erregen sich hier zwei Autoren der SZ darüber, dass der feige Mordanschlag auf den Schriftsteller von iranischen Medien bejubelt wird. Sie können ja nicht wissen, dass der Schmierenjournalist Andreas Tobler im «Tages-Anzeiger» den Mordaufruf «Tötet Roger Köppel!» als «Theatermord» verharmloste und ihn als «Reaktion» auf Auftritte von Köppel im deutschen Fernsehen «verstanden werden» wollte, es sei halt «eine Künstleraktion» im Sinne von Schlingensief, meinte der Kunstkenner feinsinnig. Blöd halt, wenn man auch solche Inhalte aus dem Ausland kopiert, wo man diese abscheuliche Unterscheidung zwischen fundamentalistischen und künstlerischen Mordaufrufen nicht kennt.

Zu den wenigen sicheren Werten der SoZ gehört allerdings Peter Schneider, das muss man immer wieder sagen:

Bislang fehlt aber ein Standard in der SoZ. Welcher? Ah ja, Prügel für die SVP. Et voilà:

So wummert es dumpf dahin in der SoZ, und ZACKBUM wollte bereits gähnend aufgeben, als wir plötzlich hellwach, erregt und feministisch entrüstet diese Schlagzeile lesen mussten:

Ein Loblied auf den Tanga? Die Fortsetzung des Arschgeweihs mit wenig Stoff? Die Reduzierung der Frau auf die lüsterne männliche Sicht, Sexobjekt, Diskriminierung, wir fassen es nicht. Das wäre bei Salomé Müller nicht passiert. Wo bleibt Aleksandra Hiltmann? Wo bleiben Andreas Tobler und Philipp Loser und all die anderen Genderpäpste? Das muss Folgen haben.

Solche Bilder wollen wir nie mehr in der SoZ sehen:

Erschwerend kommt noch hinzu, dass das Foto von Christina Aguliera aus dem Jahr 2000 stammen soll …

Wir mussten hier die Lektüre entrüstet abbrechen, weil wir uns unwohl in dieser frauenfeindlichen Umgebung fühlten. Zum Ausgleich lasen wir wieder mal «Angst vorm Fliegen» von Erica Jong.

Und sagen pfui, pfui, pfui zu solchen Fotos, die wir wohl demnächst auch in der SoZ abdecken müssen:

Wir wollten uns auf diesen Schock in der Gazette für die gehobenen Stände, im Zentralorgan der intellektuellen Überlegenheit, im Blatt für Brainfood erholen.

Hurra, die ganze Frontseite ist ukrainefrei! Da nehmen wir sogar – echt jetzt? – eine Aufmacherstory über vegetarische Hunde in Kauf, obwohl das für uns an Tierquälerei grenzt. Verschlimmert wird es dadurch, dass dieser vierbeinige Freund offenbar auch noch zum Barbesuch animiert wurde.

Einen wummernden Tiefpunkt erreicht die NZZaS bereits auf Seite 3. Da lässt sich Peer Teuwsen über den Mordanschlag auf Salman Rushdie aus. Es gelingt ihm dabei, den Leser gleich mit den ersten Sätzen zu vergrätzen, zu verstimmen, ihn sich angewidert abwenden zu lassen. Denn wie peinlich ist es, wenn ein Autor den Überlebenskampf des Schriftstellers als Einleitung zu dieser eitlen Selbstbespiegelung nimmt:

«In diesen Stunden, in denen Salman Rushdie in einem Krankenhaus in Erie, Pennsylvania, liegt, künstlich beatmet, unfähig zu sprechen, erinnert man sich gerne an ein Abendessen mit dem Schriftsteller zu Beginn der 2000er Jahre in der Zürcher «Kronenhalle».»

Erinnert man sich gerne? Da kommt einem ja das Frühstück, das Mittag- und das Abendessen hoch, ob dieser bodenlosen Geschmacklosigkeit. Aber der Adabei ist noch nicht fertig mit seiner Erinnerung:

«Er war auf Lesereise in Europa, in Begleitung seiner vierten Frau, der Amerikanerin Padma Lakshmi, die als Schauspielerin, Model und Fernsehmoderatorin tätig ist. Der Auftritt des Ehepaares versetzte das Publikum im edlen Zürcher Traditionsrestaurant in hörbare Aufregung, was an diesem Ort, wo sich die Prominenz die Klinke in die Hand gibt, eine Seltenheit darstellt.»

Die Aufregung, in die diese Zeilen den Leser versetzen, wollen wir aus juristischen Gründen nicht hörbar machen. Ein Pfuiteufel soll genügen.

Anschliessend wird’s auch nicht viel besser:

Denn was macht der vorsichtige Journalist, wenn er nichts Neues zu berichten hat und deshalb einen Blick in die Glaskugel wagt? Genau, er entwickelt «vier Szenarien», wie’s weitergehen könnte. Hat er Schwein, trifft eines davon ein, hat er Pech, vertraut er aufs Vergessen des Lesers.

Ständiger Grund zur Aufregung ist die Medienspalte, also das, was von der einstmals kompetenten Medienbeobachtung auf einer eigenen Medienseite übrig geblieben ist. Neben einem schreibenden Rentner meldet sich hier die «Redaktionsleiterin Folio» regelmässig zu Wort. Diesmal hat Aline Wanner einen bunten Strauss von Tipps für «Arbeitgeber, die konkurrenzfähig bleiben möchten». Da gibt es zwei Möglichkeiten. Sie zielt damit subversiv auf das eigene Haus, insbesondere auf die NZZaS, die doch eine gewisse Fluktuation zu verzeichnen hatte. Oder aber, sie will der Konkurrenz unter die Arme greifen. In beiden Fällen sind ihre Tipps aber nz, nz, nz. Eine lachhaft-gähnlangweilige Wiederholung von Gemeinplätzen, wie sie jeder Unternehmensberater aus dem Stehsatz holt. Bevor ihm die Tür gewiesen wird:

«Wer gute Leute will, muss eine Idee haben und aktiv auf sie zugehen. Eine Marke zu sein, reicht nicht, marktkonforme Löhne hingegen helfen. Machtmissbrauch, Mikromanagement und Mobbing kommen nicht gut an, besser ist es, grosszügig und transparent zu sein, Freiheiten zu bieten, in eine moderne Führung zu investieren. Viel Erfolg!»

Wann bekommen wir eine Beschreibung der Umsetzung im «Folio»?

Uns sonst? Weitere Synkopen, Musikfetzen, Loops, Schleifen, welche Sprach-DJs bespassen den Leser weiter? Da kann man leider nur Shakespeare zitieren. Mit der Ausnahme eines interessanten Artikels über eine merkwürdige Sprache: the rest is silence

Das gilt übrigens auch für den «SonntagsBlick». Nz, nz, nz, nz. Nz, nz, nz, nz. Nz, nz, nz, nz. Nz, nz, nz, nz. Nz, nz, nz, nz. Nz, nz, nz, nz. Nz, nz, nz, nz.