Schlagwortarchiv für: Gratulation

Der Marathon Man

Hoch die Flaschen: «Inside Paradeplatz» feierte sein 10-jähriges Bestehen.

Lukas Hässig läuft und läuft und läuft. Vor genau zehn Jahren startete er mit «Inside Paradeplatz». Ein Finanzblog, der von Anfang an alles anders machte als die anderen. Über viele Jahre hinweg eine Einzelleistung. Schnell war es um 8 Uhr morgens klar, was immer mehr Banker taten: sie klickten drauf, um zu schauen, was Hässig schon wieder ausgegraben hatte.

Vasella, Vincenz, Thiam, nicht nur diese drei Spitzenkräfte verfluchen seine Recherchefähigkeiten, seinen Mut und seine Standhaftigkeit. In den guten alten Zeiten eines Lincoln Steffens (Kindersoldaten, googeln) nannte man das Muckraking. Dreck aufwühlen. Und Dreck gibt’s genug auf dem Finanzplatz Schweiz. Gleichzeitig beschämt Hässig immer wieder die gesamte Konkurrenz der Wirtschaftspresse mit seinen Primeurs.

Sein Stil ist inzwischen unverwechselbar. Kurze Sätze, Zweihänder statt Florett, Grenzgänge unter aufmerksamer Beobachtung aller Legal Departments auf dem Finanzplatz Schweiz. Dass der Journalist des Jahres, als die Auszeichnung noch etwas bedeutete, bislang nicht zu Tode prozessiert wurde, ist ein kleines Wunder.

Chapeau, auf die hoffentlich nächsten zehn Jahre. Mit Erlaubnis des Besitzers und Autors bringen wir hier seinen Geburtstagsartikel. Copy/paste, auch bei ZACKBUM.

Heute vor zehn Jahren begann Zürcher Banken-Blog. Am meisten gelesen wurden nicht Finanz-Stories, sondern solche zu Virus und Bersets Affäre.

23.11.2021 Lukas Hässig

Am 23. November 2011 hiess es hier „Ermottis Fehlstart“. Es gibt dazu einen Kommentar. „War dies der erste Artikel auf insideparadeplatz? Und noch kein Kommentar, unglaublich, das holen wir jetzt nach.“

Geschrieben am 24. September 2021. Einer von gut 300’000 Kommentaren.

Die Geschichte des Zürcher Finanz-Blogs war zunächst geprägt von Banken-Schliessungen und -Fusionen. Die Integration der Traditionsbank Clariden Leu bewegte deren Angestellte. Ihre Aufregung manifestierte sich in steigenden Leserzahlen.

Es folgte Wegelin, die wegen des US-Konflikts bei der Raiffeisen landete (2012), Vasellas Millionen-Konto (2013), die UBS Devisen-Manipulationen (2013), der CS-Steuer-Ablass in Amerika (2014) Dann der Vincenz-Skandal (2016), die EY-Lawine (2018), der Khan- Spionagefall (2019) mit Tidjane Thiams Fall (2020).

Am meisten gelesen wurden trotz diesen Highlights nicht Bankenartikel, sondern solche zu Covid-19 respektive Impfungen und die geheime Liebesbeziehung von Gesundheitsminster Alain Berset mit einer jungen Künstlerin, die vom Magistraten mit Polizei und Elitetruppe gejagt wurde.

„Pfusch mit R-Wert macht die Schweiz zu Geisterland“, ein Beitrag rund um Massnahmen aufgrund einer in der Covid-Krise berühmt gewordenen Messgrösse, schafft es laut Google Analytics auf Platz eins. Total Seitenaufrufe: 284’000. (Die auf IP ausgewiesenen Zahlen liegen tiefer; bei den älteren Stories, weil der Zähler-Mechanismus anfänglich nur ein paar Monate weit zurückreichte, bei den jüngeren, weil IP nicht alles gleich berücksichtigt wie das Analysesystem von Google.)

Mit einigem Abstand folgt auf Platz 2 der Artikel „Weltwoche-Bombe: Bersets Affäre wird Staats-Skandal“, erschienen vor rund 2 Monaten. Die Seite wurde online bis jetzt 212’265 Mal aufgerufen – Platz 2. Ebenfalls unter die ersten Zehn brachte es die erste Story zum Thema: „Bersets geheime Liebe ist bekannte Künstlerin“. Sie war schon letzten Dezember erschienen, nachdem die Weltwoche die Affäre des „Corona-Generals“ publik gemacht hatte. Platz 9, mit 95’270 Klicks.

Zurück zu den Top-Stories. Platz 3 fällt auf „Belegen tatsächlich ‚Ungeimpfte‘ die knapper werdenden Plätze?“. Die Frage stellte die Pharmazeutin Kathrin Schepis in ihrem „Standpunkt“ vom August 2021 und brachte es damit auf 201’516 Seitenaufrufe. Über 600 Kommentare folgten.

Platz 4 der Ewigen-Besten-Liste nimmt dann die Trilogie „Fall Vincenz: Wahre Geschichte“ ein, das bisher einzige zahlungspflichtige Angebot von IP als Dreiteiler zum Raiffeisen-Skandal, erschienen im Frühling 2018. Ab und zu bestellen Leser heute noch das pdf.

Weiter mit Raiffeisen-Storys, die offensichtlich bewegten. Auf Platz 5 der Top-ten findet sich „Crazy Guy hinterlässt Raiffeisen in Trümmern“ zum tiefen Fall des Saubermanns der Genossenschafts-Gruppe nach einem Liebesdesaster. Klicks: 101’833.

Auf Platz 6 folgt eine Geschichte aus der Feder eines Schreibers, der nicht mit Namen erscheinen konnte, der Redaktion aber bekannt ist und deshalb unter „Inside Paradeplatz“ diesen Frühling einen Standpunkt verfasste. „Mother Of All Short Squeezes“ lautete der Titel, es ging um sogenannte Meme-Aktien in den USA, die durch die Decke schossen und dank denen auch die „Gratis“-Plattform Robinhood durchstarten konnte. Total Aufrufe des Short-Squeeze-Stücks: 101’380.

Dicht dahinter eine nächste Love Affaire, jene des neuen Migros-Bank- Chefs mit seiner engsten Sekretärin, die in diesem Jahr im Zuge des Falls von Bord gegangen ist. „Migros-Bank-CEO vertuscht Verhältnis mit Sekretärin“ hat es bis heute auf 101’154 Aufrufe gebracht. Platz 7.

Bundesrat Bersets Ex-Beziehung gab dann wegen möglichen Links ins Basler Redlight nochmals zu reden. „Fall Berset: Spuren ins Basler Milieu“ erzielte 95’836 Seitenaufrufe – Platz 8, direkt vor dem bereits erwähnten Beitrag vor Jahresfrist zur „Künstlerin“ des SP-Manns.

Den zehnten Platz ergattert sich schliesslich bis jetzt am besten gelesene CS-Story. „Gottstein kündigt tiefere Boni für 2020 an“, hiess es hier vor 11 Monaten; der Bericht hat es auf 92’894 Seitenaufrufe geschafft.

Zum Schluss noch einen Rang mehr: Platz 11 fällt mit 88’368 Klicks auf die vor Jahresfrist erschienene Story „Anklage enthüllt: Vincenz grenzenlos bei Privat-Fun“. Diese ist insofern relevant, als gegen sie das Bezirksgericht Zürich, das die Vorwürfe kommenden Januar berät, Klage gegen den IPHerausgeber bei der zuständigen Kommission am Obergericht einreichte; weil sich der Schreibstil für einen akkreditieren Gerichtsreporter nicht gehöre. Das Obergericht gab dem protestierenden Bezirksrichter recht.

© 2021 Inside Paradeplatz

Packungsbeilage: René Zeyer schreibt unregelmässig, aber sehr gerne auf «Inside Paradeplatz».