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Ich weiss nicht, was soll ich bedeuten

«Sternstunde Philosophie» über Sensibilität: Von Fallhöhen und Peinlichkeiten.

Es ist eine Sendung zu vorgerückter Stunde mit einer überschaubaren Einschaltquote. Aber ab und an sind es das Thema und der Gast, die die zähe Stunde leichtfüssig werden lassen.

«Auf dem Weg zur hypersensiblen Gesellschaft?» war die Frage, um Antworten bemühten sich ein nicht nennenswerter «Philosoph, der sich als Feminist versteht», die beiden Moderatoren Barbara Bleisch und Wolfram Eilenberger sowie die Buchautorin Svenja FlasspöhlerSensibel»), Chefredaktorin des «Philosophie Magazins».

Während der «Philosoph» häufig Gelegenheit zur Pinkelpause für das Publikum im fortgeschrittenen Alter gab, Eilenbeger elegant vor sich hinplauderte, prallte dann eine gewandte Philosophin auf die «Philosophin» Bleisch. Die führt regelmässig Terroranschläge auf diesen Begriff in ihrer Tamedia-Kolumne aus.

Auch hier fällt Bleisch durch eher ruppige Einwürfe auf («wir sind hier nicht im deutschen Osten», als die Philosophin etwas über das andere Selbstverständnis von im Sozialismus sozialisierten Frauen sagen wollte).

Brachial-Philosophin Bleisch in Aktion.

Unweigerlich kam die Debatte natürlich auch auf das generische Maskulinum; also auf die Tatsache, dass mit «liebe Zuschauer» weibliche, männliche, non-binäre und alle denkbaren Gender mitgemeint sind. Dagegen stellte Bleisch, dass bei der aktuellen Pflege-Initiative der Begriff «Pfleger» fehl am Platz sei, weil die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten «Pflegerinnen» oder dann halt «Pflegende» seien.

Mit wenigen Sätzen ins Abseits manövriert

Damit hatte sich Bleisch schon geschickt ins Abseits manövriert, denn wenn man diese Logik anwenden wollte, dürfte und müsste man ja überall dort, wo die Mehrheit Männer sind, mit allem Recht der Welt das Maskulinum, und nicht mal als generisches Geschlecht, anwenden. Dass man auf Deutsch das Partizip Präsens nicht so vergewaltigen darf, das sollte sich eigentlich auch bis zu Bleisch durchgesprochen haben.

Flasspöhler konterte trocken, dass es doch bei solchen Fragen nicht relevant sei, «was wir zwischen den Beinen haben». Gemeint ist: genau hierin liegt doch die eigentliche Diskriminierung, wahrer Sexismus, wenn man solche Fragen nicht nach Kompetenz, Qualifikation, Fachkenntnissen, Sinnhaftigkeit eines Sprechers beurteilt, sondern dessen Geschlecht als Hauptkriterium verwendet.

Das war nun für Bleisch etwas zu hoch, also zückte sie den Duden als Gegenargument, der habe doch inzwischen auch auf das generische Maskulinum verzichtet. Dass er dadurch Ungetüme wie «die Gästin» zulässt, erwähnte Bleisch allerdings nicht. Sie wurde dann ein zweites Mal in den Senkel gestellt:

«Der Duden ist eine Erziehungsmaschine geworden, ein Verhaltenskodex, das ist doch absurd»,

fetzte Flasspöhler.

Da blieb Bleisch nur noch die Tautologie: «Maskulinum bleibt Maskulinum», was nun von niemandem bestritten wird. Auch die Aussagen «Pferd bleibt Pferd,  Blau bleibt Blau oder blöd bleibt blöd» enthalten eine unzerstörbare Wahrheit.

Das Genus ist kein Geschlecht

Man kann es nicht oft genug wiederholen. Wenn ein Riesenidiot (männlich) nicht auf die Idee gekommen wäre, zwecks besserer Verständlichkeit das Wort Genus mit «Geschlecht» zu übersetzen (statt mit Art oder Gattung), hätten wir diese absurde Debatte nicht.

Wenn Inklusion als Gegenteil von Diskriminierung und Sexismus in der männerdominierten Sprache tatsächlich eine bedeutende Auswirkung auf die Geschlechterrollen in der Gesellschaft hätte, dann wären die türkischen Körper mit Vagina die emanzipiertesten, inkludiertesten und am wenigsten diskriminierten Frauen der Welt. Denn Türkisch kennt keine Genera.

Aber eben, auch in der «Sternstunde Philosophie» müssen immer wieder die Eulen nach Athen getragen werden. Da solche Randgruppensendungen sowieso höchst gefährdet sind, demnächst eingespart zu werden, wünscht man sich nur, dass die Moderatoren nach anderen Kriterien ausgewählt werden als: es muss ein Mann und eine Frau sein.