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Scheinaktualität

«Blick» arbeitet weiter am Erheiterungsprogramm.

Was ist das?

Das ist ein Artikel, also genauer gesagt ein «Ticker», der am Montagmorgen auf der Homepage des Blatts mit dem Regenrohr im Logo steht. Hier behauptet das Newsorgan: «Es ist nur noch offen, mit welchem Resultat er gewinnen wird. Wir berichten über die Scheinwahlen.»

Es muss sich hier allerdings um eine Scheinberichterstattung handeln, denn das Resultat steht längst fest. Aber das müsste ja jemand Gina Krückl, Marian Nadler und Guido Felder sagen, die mit vereinten, aber schwachen Kräften diesen «Ticker» ticken lassen. Sozusagen mit Aussetzern.

Denn trotz des unveränderten Leads vermeldet auch dieser Ticker bereits am Sonntagabend: «Putin gewinnt die die Wahl mit 88 Prozent der Stimmen.» Aber eben, was unten im Ticker steht, das muss doch nicht so schnell nach oben in die Einleitung diffundieren.

Immerhin hat es der «Blick» geschafft, über diese Schande des Journalismus ein einigermassen aktuelles Titelzitat von Putin zu stellen: «Nur einen Schritt vom Dritten Weltkrieg entfernt». Meine Güte, hat der irre Kremlherrscher wieder mal mit dem Dritten Weltkrieg gedroht?

Nun ja, das etwas vollständigere Zitat scheint so zu lauten, wie Putin sich auf einer Pressekonferenz nach seinem «Wahlsieg» vernehmen liess: «Ein umfassender Konflikt mit der Nato sei nicht auszuschliessen, und in diesem Fall wäre die Welt «nur einen Schritt von einem Dritten Weltkrieg entfernt», erklärte Putin am Sonntagabend in Moskau auf einer Pressekonferenz zu seinem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen. «Ich halte es für unwahrscheinlich, dass irgendjemand daran interessiert ist»».

Wenn man das mit den wiederholten Aussagen von Präsident Macron gegenschneidet, der markig verkündet hat, dass Frankreich sowohl in der Lage wie auch allenfalls bereit sei, Bodentruppen in die Ukraine zu entsenden, obwohl das letzte militärische Abenteuer unter Napoleon nicht so toll funktionierte, der versteht Putins Reaktion durchaus.

Aber das Intelligenzblatt «Blick» verzichtet darauf, für seine Leser diesen Zusammenhang herzustellen.

Lustig ist auch die Reaktion des ukrainischen Präsidenten: «Diese Wahlfälschung hat keine Legitimität und kann keine haben», sagte Selenskyj am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache. Starke Worte für einen Schauspieler, der als Präsident seine grösste Rolle gefunden hat. Die wurde ihm von einem ukrainischen Oligarchen gekauft, der dafür mit einer Amnestie für einen Milliardenraub belohnt wurde.

Natürlich kann man berechtigte Kritik an den Wahlen (und Kandidaten) in den USA üben. Auch die EU ist tatsächlich alles andere als eine basisdemokratische Veranstaltung. Schwieriger wird es schon mit der Schweiz. Aber bei allen Defekten: das mit Russland zu vergleichen, bzw. die Grotesk-Wahlen dort damit legitimieren zu wollen, das zeugt schon von bedenklicher Hirnfinsternis.

Dann wollen wir mal schauen, ob die ZACKBUM-Kommentatoren besser drauf sind …

Im Reich der Trolle

Luxus-Chalets für ukrainische Funktionäre. Fake News.

Die Wirklichkeit wird immer mehr innerhalb von Haltungsblasen wahrgenommen. Das erleichtert es Trollen, diese Haltung bestätigende Fake News in Umlauf zu bringen.

Einem aktuellen Beispiel ist der «Tages-Anzeiger» nach und auf den Grund gegangen. Von einem anonymen Blogger veröffentlicht, machten schnell Auszüge aus dem Gstaader Grundbuchamt die Runde und verselbständigten sich.

Laut ihnen sollen drei hohe ukrainische Funktionäre unlängst Luxus-Anwesen in der Gemeinde der Reichen und Schönen und ganz schön Reichen erworben haben, jeweils für Millionenbeträge. Die «Dokumente» kommen auf den ersten Blick durchaus amtlich daher:

Laut diesem Auszug soll die ehemalige ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Ljudmila Denissowa über eine hübsche Millionenvilla verfügen, die sie erst unlängst erworben habe.

Allerdings fiel nicht nur dem Tagi schnell auf, dass diese Dokumente diverse kleinere und grössere Fehler enthalten und offensichtlich gefälscht sind. Genauere Recherchen ergaben zudem, dass die Angaben in keinem Fall mit realen Häusern oder Grundstücken übereinstimmen. Natürlich ist der Sinn der Sache, ukrainische Funktionäre zu diskreditieren.

Allerdings gibt es wie meist eine Story hinter der Story. Denn die Amtsenthebung von Denissowa ist wiederum eine merkwürdige Geschichte. Noch problematischer ist, dass sie selbst die Autorin von Fake News ist. So geisterte auch durch Schweizer Medien ihre Anklage:

«Auch Männer und Kinder werden vergewaltigt. Eine Mutter musste, an einen Stuhl gefesselt, mitansehen, wie ihr elfjähriger Bub zehn Stunden lang sexuell missbraucht wurde.»

Nur: für diese wie auch für viele weitere Behauptungen von Denissowa gibt es keine stichhaltigen Belege; sie übernahm solche Aussagen bspw. aus Facebook-Accounts, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, sie zu plausibilisieren. In einem Interview soll sie eingeräumt haben: «Vielleicht habe übertrieben. Aber ich habe versucht, das Ziel zu erreichen, die Welt davon zu überzeugen, Waffen zu liefern und Druck auf Russland auszuüben.»

Sie selbst meine aber, dass nicht solche Übertreibungen der Grund für ihre Entlassung sei:

«Ich glaube, es ist meine Kritik am sogenannten Anti-Oligarchen-Gesetz, die zu meiner Entlassung geführt hat.»

Da ZACKBUM des Ukrainischen nicht mächtig ist, kann die Authentizität dieser Zitate nicht garantiert werden.

Es gibt aber noch eine weitere Story hinter der Story. Während es sich hier eindeutig um Fake News handelt, was die Käufe von ukrainischen Funktionären betrifft, war der Präsident der Ukraine ein fleissig zitiertes Beispiel für Korruption im Amt, als die Pandora Papers herauskamen und belegten, dass er in engster Verbindung mit dem ukrainischen Oligarchen Ihor Kolmoiski steht.

Es war sicherlich reiner Zufall, dass der vor der Wahl Selenskyjs zum Präsidenten im Exil lebte, nachdem es im Zusammenhang mit einer von ihm kontrollierten Bank zu kleinen Unstimmigkeiten in Milliardenhöhe gekommen war. Es war sicherlich auch reiner Zufall, dass der Oligarch nach der Wahl Selenskyjs wieder in die Ukraine zurückkehrte. Es sind sicherlich nur üble Gerüchte, dass er mit gewaltiger finanzieller Unterstützung den Wahlsieg erkauft hatte.

In all diesem Durcheinander von Fake News, wahren News, möglichen, plausiblen, gefälschten Zusammenhängen wäre es dringend nötig, dass sich die sogenannten Qualitätsmedien der Aufgabe widmen würden, zu sortieren und einzuordnen. Aber einerseits sind sie dafür viel zu sehr zu Tode gespart, andererseits kolportieren sie lieber Narrative und Schwarzweissgemälde in einem Kampf von Held gegen Schurken, von Gut gegen Böse, von Freiheit gegen Unterdrückung.