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NebelGlücksSpalterPost

Nebelspalter.ch legt das Niveau tiefer. Sehr tief. Würde die GlüPo nie machen.

Im Fachjargon heisst das Rehash. Aus Verzweiflung wird ein Artikel publiziert, der nur aus einem durch den Häcksler gezogenen Inhalt besteht, der aus anderen Newsquellen zusammengestöpselt wurde.

«Putin versteckt seine Geliebte in der Schweiz» ist so ein Rehash, dazu noch ein toxisch-unbekömmlicher. Dominik Feusi, nur echt mit Fliege und Weinflasche auf dem Tisch, zeigt sich als Meister der Archivrecherche.

«Page Six», nau.ch, NZZ, «La Stampa», «Blick», seriöse und weniger seriöse Newsquellen nimmt Feusi zu Hilfe, um das angebliche «Versteck» einer Geliebten Putins in der Schweiz zu enthüllen. Im Tessin lebe die, samt «zwei Zwillingstöchtern und zwei Söhnen», die der Kreml-Herrscher mit ihr haben soll. Der Leser ist allerdings etwas verunsichert, ob das dann insgesamt sechs Bälger sind.

Auch sonst scheint Feusi über die Produktionszeiten von Nachwuchs nicht ganz auf dem Laufenden zu sein:

«2019 soll Kabaeva in Moskau zwei Söhne von Putin auf die Welt gebracht haben.»

Das wäre im Fall von Zwillingen, oder «zwei Zwillingen», wie das Feusi nennen würde, allenfalls möglich. Sonst eher nicht.

Eines der Kinder soll in einer namentlich genannten «Prominentenklinik Santa Anna» im Tessin geboren worden sein, alle kleinen Putins und auch Mama hätten zudem den Schweizer Pass. Die heisst zwar Sant’Anna, bietet ihre Dienstleistungen tatsächlich auch auf Russisch an. Fürchterlich luxuriös für Prominente wirkt sie allerdings nicht.

Wurde hier ein kleiner Putin geboren?

Allerdings verwirrt auch diese Geburtsangabe. Einmal Zwillinge, zwei Söhne in Moskau, macht vier. Dann aber noch eine Geburt im Tessin, kein Zwilling, das wären dann 5 Kinder. Oder 6. Oder 4. Oder wie auch immer, darunter zwei Frühgeburten in einem Jahr.

Peinlich, widersprüchlich, denunziatorisch

Die Mutter sei im Übrigen Olympiasiegerin und 19-fache Weltmeisterin, sei am Anfang dieses Jahrtausends wegen Doping gesperrt gewesen, stamme aus Usbekistan und sei zum Christentum konvertiert, was darauf hinzuweisen scheint, dass sie vorher einer anderen Glaubensrichtung angehörte. Man darf raten, welche das wohl war.

Es ist also ein zusammengenagelter, unsauber abgeschriebener, peinliche Widersprüche enthaltender Artikel. Rein fachlich betrachtet untere Schublade. Aber hinzu kommt, dass der Artikel toxisch ist.

Dass mit Putin ein Verbrecher im Kreml sitzt, bedarf keiner weiteren Diskussion. Auch ein Versager, der die Kosten einer Invasion der Ukraine völlig falsch eingeschätzt hat. Aber ist das Grund genug, voyeuristisch eine mögliche Geliebte mitsamt gemeinsamen Kindern in Wort und Bild vorzuführen? Nicht etwa aufgrund eigener Recherchen, sondern einfach als Zusammenschrieb aus vielen teilweise Jahre zurückliegenden Artikeln.

Name, Wohnkanton, Anzahl Kinder, inklusive Geburtsdatum und -ort, was soll das? Den Volkszorn auf diese Menschen lenken? Die Einleitung weist darauf hin:

«Während in der Ukraine Bomben und Raketen auf Wohnquartiere niederregnen, ist Putins Familie offenbar im Tessin in Sicherheit.»

Die «GlücksPost», sonst eher für People-Storys zuständig, würde so etwas nicht machen. Denn welcher Art auch die Beziehung sein mag, Sippenhaft sollte eigentlich seit zurückliegenden dunklen Zeiten abgeschafft sein. Sie wird heute noch ausschliesslich von Unrechtsstaaten und Diktaturen angewendet. In der Schweiz hat sie nichts zu suchen.

Der «Nebelspalter» sollte sich eins schämen, was er sicher nicht tun wird.