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Frühling mit «Blick»

Unser Sonnenschein lacht weiter. Trotz Regenrohr.

Es gibt die letzten Fragen der Menschheit, die der Beantwortung harren. Zum Beispiel diese hier:

Eigentlich sind es zwei Fragen, die hier beantwortet werden. Wobei die Formulierung «bläst Putin» in diesem Zusammenhang vielleicht etwas unglücklich gewählt ist. Aber diese Frage verblasst natürlich hinter der anderen. Nur: lediglich «Plusser» kennen die Antwort; wir Nicht-Zahler für «Blick+» bleiben im Dunkeln. Bezüglich vaginalem Orgasmus und Putins Blasen.

Aber dafür können wir uns gratis mit diesen drei Tipps trösten:

Eigentlich muss man Mitleid mit dem «Blick»-Leser haben. Zu blöd, um ungeholfen umzuziehen, zu putzen und Schokolade zu essen.

Apropos Nahrungsmittel, auch hier wird dem «Blick»-Leser geholfen:

Welcher? Leider ist ZACKBUM weggeschnarcht, bevor alle Werbespots zu Ende waren.

Nun kommen wir zum Kracher «wir dementieren eine Gerücht, das wir selbst in die Welt gesetzt haben»:

Wollen wir den «Blick» daran erinnern, dass schon Cillian Murphy der neue Bond werden sollte? Gut, das ist die News von vorgestern. Die News von gestern war aber:

Welcher Star? Na, Aaron Taylor-Johnson, Dummerchen. Denn «Blick» wusste haargenau: «Ein Insider dazu: «Bond ist Aarons Rolle, sollte er sich dafür entscheiden. Die Produktionsfirma wartet darauf, dass er sich zurückmeldet.» Und weiter: «Man geht davon aus, dass er den Vertrag in den kommenden Tagen unterschreibt.»»

Da sieht’s man mal wieder. Es gibt nichts Älteres als die Schlagzeile von gestern …

Die Schweizer Stimmbürger haben bekanntlich die 13. AHV-Rente beschlossen. Aufs Bezahlen haben sie aber «kä Luscht». Aber auch da weiss der «Blick» Rat:

Nun sind wir gwundrig, obwohl auch dieser Artikel, schluchz, hinter der Bezahlschranke nur wenige Leser findet. Aber ZACKBUM schafft Abhilfe.

Auf über 5000 Anschlägen rhabarbert Lea Hartmann (sogar ohne Hilfe von KI) die Uralt-Idee einer Transaktion-Steuer im Finanzmarkt durch. Die hat zwei Vorteile. Die breite Bevölkerung müsste nichts zahlen, und bei diesen Milliardenumsätzen gibt’s schnell glänzende Augen, wenn nur ein Promill Steuer erhoben wird.

Kein Wunder, wird diese Einnahmequelle bei Meinungsumfragen stark befürwortet. Kleines Problem: ist nicht realisierbar. Aber schön, hat «Blick» drüber geschrieben.

Ach, und dann ist noch Frühlingsanfang. Fertig Meerschweinchen-Fotos, her mit der nächsten Aktion:

ZACKBUM vergibt den ersten Preis am Band mit Schleifchen im Wettbewerb «die originellste Idee».

Und diesmal als Absackerchen im wahrsten Sinne des Wortes dieses hier:

Wie besoffen ist das denn? Pro Tag rund 28 mal einen Schluck nehmen, im Mund verkosten, ausspucken? Jeden verdammten Tag des Jahres? Da wird ja Münchhausen blass vor Neid. Und ZACKBUM sagt: Prost!

Bramarbasierender Bärfuss

Veronika, der Lenz ist da. Aber nicht Jakob Lenz.

Legen wir das Bildungsniveau etwas tiefer, es geht schliesslich um den Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss. Nun hat Georg Büchner eine Novelle «Lenz» geschrieben, in der in jeder Zeile mehr dichterische Schaffenskraft steckt als im Gesamtwerk von Bärfuss.

Der zeigt im Blatt für die gehobenen Stände und die literarischen Überflieger «SonntagsBlick», dass er auch an einfachen Themen scheitern kann. Denn er hat sich rechtzeitig zu dessen Ende den Frühling vorgeknöpft.

Frühling, das ist ein ewiges Aufsatzthema, an dem sich schon Primarschüler versuchen dürfen. Oftmals mit mehr Erfolg als der Dichter:

«Nun ist es warm geworden, von einer Woche zur andern, die Magnolien sind schon wieder verblüht, die Felder stehen grün, die Wolken hoch.»

Man beachte die doppelte Verwendung von «stehen», Wahnsinn. Wobei es nur einmal wirklich passt; grün «stehen» die Felder? Aber das ist nur die Einleitung zu tiefen, ganz tiefen Erkenntnissen: «Die Jahreszeiten prägen unser Leben. Ihr Wechsel gibt den Rhythmus vor, er treibt uns weiter, lässt uns niemals stillstehen im Tanz des Lebens.»

Tanz des Lebens, da hätte es selbst Utta Danella geschüttelt. Aber Bärfuss lässt nichts aus: «Der Tagbogen wölbt sich … Wir werden alle älter, und am Ende sind wir alle tot … Der Zauber in allem Anfang ist der Zauber der Vergänglichkeit … Erst die Tat, die Handlung, die Geste, die gefordert ist und die verändert, erst das tätige Leben gibt dem Frühling eine Antwort.»

Der Leser winselt um Gnade, aber wir sind – wie Bärfuss – gnadenlos: «Wir Menschen fürchten uns vor der Witterung. Wir sind ihrer nicht ebenbürtig, noch immer nicht, und das Klima zu verändern, bedeutet nicht, es zu beherrschen … Die Frage der Philosophie: Wie willst du sterben? Die Frage der Politik: Wie willst du leben?»

Dabei dachte ZACKBUM, die Fragen der Philosophie seien: «Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?» Das wäre dann Immanuel Kant, andere Liga.

Aber auch der quälendste Text findet einmal sein Ende, darin liegt tiefer Trost: «Der Frühling wird nicht bleiben. Es wird ein neuer kommen. Nicht für alle, aber für immer.»

Auch Bärfuss reiht sich in den Reigen ein: heutzutage ist alles erlaubt. Keiner zu klein, Dichter zu sein. Nichts zu banal. Kein Halten im Sturz ins Bodenlose, Niveaulose. Selbst Primarschüler müssten vor Scham erröten, würden sie solches Geschwurbel zu Papier bringen. Seufzend läse es der Lehrer. Weil er muss.

Was aber das süsse Geheimnis des «SonntagsBlick» bleibt: warum nur, warum quält er seine Leser so? Will das Blatt wirklich, dass der Leser an einem schönen Sonntag so griesgrämig schaut wie der gequält-quälende Dichter?

Buchli und Rafi schreiben schamlos darüber, wie sie ein Interview in den Sand setzten. Meyer tobt vor sich hin. Und Bärfuss bramarbasiert; er sei «der wichtigste zeitgenössische Schweizer Schriftsteller», behauptet der SoBli. Das dürfte Peter von Matt, Thomas Hürlimann und ein paar andere erstaunen. Aber die Sonne der Kultur stand schon immer ganz, ganz tief beim SoBli. Nicht nur im Frühling.