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… und der böse Haudrauf

Wenn «Inside Paradeplatz» seine Kernkompetenz verlässt, wird’s schummrig.

Der Finanzblog von Lukas Hässig* hat gerade sein zehnjähriges Jubiläum gefeiert. Der Einzelkämpfer hat diese Webseite zu einer Institution gemacht, mit der er regelmässig die gesamte Wirtschaftspresse abtrocknet. Vasella, Vincenz, Thiam, wegen ihm gestolpert, desavouiert, skandalisiert.

Inzwischen begleitet Hässig Bewunderung und Neid, was ja das beste aller Komplimente ist. Er gibt auch Gastautoren Schreibrecht, die sich über Themen äussern dürfen, die nur begrenzt mit der schönen Finanzwelt rund um den Paradeplatz zu tun haben.

Das kann bereichernd sein, das kann auch in die Hose gehen. Aber Konfliktivität, aufjaulende Kommentatoren, das gehört zur DNA des Blogs, da lässt Hässig viel zu. Zu viel?

Zu den regelmässigen Autoren bei IP gehört Beni Frenkel. Hier muss erwähnt werden, dass Frenkel zu den Gründern von ZACKBUM zählt und sich im Frühling dieses Jahres Knall auf Fall entschied, seine Mitarbeit einzustellen.

Schnee von gestern. Es muss aber erwähnt werden, weil ZACKBUM heilfroh ist, dass Frenkel dieses polemische Meinungsstück nicht hier, sondern auf IP veröffentlichte: «20 Millionen-Grab von «Fritz + Fränzi»»

Totengräber Frenkel am Gerät.

Frenkel ist ein begabter Polemiker, und wo er hinhaut, wächst normalerweise kein Gras mehr:

«Seit 20 Jahren pumpt Ellen Ringier Geld ins Elternmagazin. Der Grossteil der Auflage wird verschenkt. Macht jährlich rund 1 Million Verlust. Man hats.»

Schlag auf Schlag gegen das Elternblatt

ZACKBUM, möchte man sagen. Das Elternblatt habe mit einer Sondernummer seinen 20. Geburtstag gefeiert, Feierlichkeiten für die «Milliardärin», die ihren 70. beging, seien aber gestrichen worden. Damit erreicht Frenkel erst Betriebstemperatur.

Die Auflage werde gepumpt, indem man 70 Prozent verschenke, zum Ingrimm der Konkurrenz werde so Reichweite gebolzt, was den Inserate-Keilern vom «Blick» zugute käme, die sich auch um das Elternblatt kümmern müssten. Dadurch entstehe ein jährlicher Verlust von mindestens einer Million, wisse ein «Insider», macht also 20 in 20 Jahren: «Auch für Milliardäre kein Pappenstil.»

20 Jahre, 20 Millionen, runde Zahlen, nichts zu feiern.

Schlimmer: «Ellen Ringiers Hobby sorgt im Unternehmen ihres Mannes für Stirnrunzeln.» Denn: «Was Verleger Michael Ringier Millionen kostet, seiner Gattin einen Zeitvertreib ermöglicht, droht anderen Redaktionen das Wasser abzugraben.» Vernichtendes Fazit:

«Würde Geld im Hause Ringier eine Rolle spielen, hätte es „Fritz+Fränzi“ wohl nie gegeben

Als Schlusspointe hätte Frenkel auch gleich noch einen neuen Titel für dieses teure Hobby: «Vielleicht „Langeweile+Geld“».

Polemik ohne Faktentreue ist einfach

Das ist lustig, das ist unterhaltsam, dass ist IP, das hätte auch auf ZACKBUM erscheinen können. Ist es glücklicherweise nicht, denn Faktencheck ist bei uns immer Aufgabe und Verpflichtung des Autors. Leider hat Frenkel hier das Prinzip beherzigt, sich von Fakten oder Widerspruch doch nicht eine knackige Hinrichtung kaputt machen zu lassen. Denn sowohl Chefredaktor wie herausgebende Stiftung drücken öffentlich ihr Unverständnis aus:

Die Herausgeberschaft findet’s überhaupt nicht komisch.

Auf persoenlich.com sagt Nik Niethammer zu den Vorwürfen: «Mit Verlaub, das ist grober Unsinn. Wir wissen nicht, was den Autor geritten hat. Der Text strotzt vor Unwahrheiten, Behauptungen und Mutmassungen. Was mich am meisten stört, ist der gehässige, herablassende Tonfall. Der Autor hat uns im Vorfeld einen Fragenkatalog zukommen lassen. Wir haben seine Fragen ausführlich beantwortet und stellen erstaunt fest: Keine Silbe davon findet sich im Text wieder.»

In einer umfangreichen Gegendarstellung regt sich auch die Herausgeberschaft darüber auf. Sie zerpflückt in 11 Punkten die Anwürfe und hält fest: «Herr Frenkel hat der Stiftung Elternsein in der vergangenen Woche über verschiedene Kanäle drei Fragen schriftlich zukommen lassen. Wir haben diese Fragen ausführlich beantwortet und uns darüber hinaus Zeit genommen, auch Rückfragen zu beantworten. Wir sind ausserordentlich erstaunt, feststellen zu müssen, dass ganz offensichtlich vorsätzlich unsere Antworten in keiner Weise in den Text eingeflossen sind, sondern gezielt Falschinformationen gestreut werden.»

Und was sagt Frenkel? Plötzlich mit Schweigegelöbnis …

Wie es bei ZACKBUM Brauch ist, haben wir Ex-Kollegen Beni Gelegenheit gegeben, zu diesen Vorwürfen Stellung zu nehmen. Denn als er noch bei uns publizierte, wusste er ja, dass das zum unverzichtbaren Bestand journalistischer Benimmregeln gehört.

Aber leider hat er sich der Unsitte von so vielen anderen, den 78 erregten Tamedia-Frauen, der «Republik» usw. angeschlossen: austeilen wie ein Weltmeister. Aber Stellung zu höflich, jedoch präzise gestellten Fragen nehmen: nein, danke. Das ist eine Unsitte. Diese Feigheit macht den ganzen Inhalt der Polemik nicht nur fragwürdig, sondern nicht mehr glaubhaft. Unabhängig davon, wer hier Recht hat; «Fritz + Fränzi» oder Frenkel: er hat sich damit selbst ins Unrecht gesetzt, seine Glaubwürdigkeit verspielt, seine Reputation beschädigt.

Schon wieder können wir hier nur die Fragen publizieren, gerne hätten wir das mit den Antworten getan.

  1. Du schreibst, Ellen Ringier pumpe seit Jahren Geld in Fritz + Fränzi. Das wird aber von der Stiftung Elternsein herausgegeben, die seit Jahren eine ausgeglichene Rechnung präsentiert. Wie kommst Du auf diese Behauptung?
  2. Du verwechselst wohl «das Haus Ringier» und diese Stiftung, nicht?
  3. Du schreibst, die «Blick»-Anzeigenabteilung habe auch für F+F Anzeigen «anbaggern» müssen. Das stimmt offenbar nicht, woher hast Du das?
  4. Du schreibst, F+F koste «Verleger Michael Ringier Millionen». Ellen Ringier sagt, dass sie am Anfang ihr eigenes, geerbtes Geld investiert habe. Was stimmt?
  5. Kannst Du den Unterschied zwischen Auflage und Reichweite definieren?
  6. Du schreibst, die Leserbriefe seien «künstlich auf sieben Seiten aufgepumpt» worden. F+F sagt, dass die Redaktion normalerweise viermal mehr Zuschriften erreichen als abgedruckt werden können. Wie belegst Du Deine Behauptung?
  7. Die Stiftung behauptet, Deine ihr zugestellten Fragen und Rückfragen seien umfangreich beantwortet worden, davon fände sich aber nichts im Artikel. Stimmt das?
  8. Die Stiftung und der Chefredaktor von F+F behaupten, die würdest gezielt Falschinformationen wider besseres Wissen verbreiten. Was sagst Du dazu?
  9. Folgt man der Stiftung, scheint kein einziger von Deinen gravierenden Vorwürfen zuzutreffen. Siehst Du das auch so? Wenn ja, gibt es eine Gegendarstellung?

Schade auch, dass er bei ZACKBUM nicht mehr gelernt hat.

 

*Packungsbeilage: René Zeyer publiziert gelegentlich auf «Inside Paradeplatz».