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Nieder mit Merz!

Ein wenig Statistik zur Illustration des Tamedia-Wahnsinns.

Manche, vor allem in den Verrichtungsboxen der Zentralredaktion des Tagi, mag das überraschen: Ein Bezahlmedium sollte dafür seinen Lesern etwas Wertiges bieten. Nachricht, Analyse, Einordnung, Aufbereitung. Statt Gerülpse und Meinung satt.

Schauen wir uns alles an, was in der vergangenen Woche unter dem Stichwort Friedrich Merz erschienen ist.

Es sind, Stand Montagmorgen, bei Tamedia 27 Artikel. Natürlich viele Doubletten dabei, da das Ganze in den Kopfblattsalat gespült wird. Einige Mütterchen: «Wie Friedrich Merz sich selbst eine Fall stellte, Merz scheitert überraschend mit Asylgesetz – trotz erneuter Hilfe der AfD, Merkel kritisiert Merz, Friedrich Merz macht einen kolossalen Fehler, Für ein strengeres Grenzregime nahm Friedrich Merz Stimmen der AfD in Kauf».

Fügen wir noch Alice Weidel, die Co-Chefin der AfD, hinzu: «Ex-AfD-Chefin Frauke Petry im Interview: «Wenn AfDler reden, geht es früher oder später immer um Hitler», «Die AfD ist sexbessen», «Noch problematischer ist der obsessive Fokus einiger Schweizer Medien auf Weidels «menschliche» Seiten – wie ihre kulinarischen Präferenzen oder ihre Naturliebe: Damit wird verschleiert, dass sie als Aushängeschild einer in Teilen rechtsextremen Partei fungiert.»

Wer sich das angetan hat, kann nicht ernsthaft behaupten, umfassend informiert worden zu sein. Gut, schlimmer geht immer. «Der Spiegel»: «Ein Mann sieht blau, Die Geister, die Merz rief, Der Mann darf nicht Kanzler werden, Zerreisst Merz die Union?, Er kann es nicht, Friedrich Merz fällt auf einen Psychotrick der AfD rein, Ein beschädigter Kandidat in einem beschädigten Land, Rechtsabbieger im toten Winkel, Maximaler Schaden für die Demokratie, Das Fiasko des Friedrich Merz, Blufft Friedrich Merz nur? Wie Friedrich Merz der AfD die Tür zur Macht öffnete, So darf Merz nicht weitermachen».

Fügen wir noch Alice Weidel hinzu: «Alice im D-Mark-Wunderland, So viel Hass, Ein Eiszapfen für Deutschland, Wo die AfD, da kein Plan».

Der Leser hat wohl die Botschaft verstanden. Schlimm ist, dass nicht nur Tagi und «Spiegel» unermüdlich warnen, raunen, denunzieren. Auch die meisten anderen Mainstream-Medien schwimme mit im Malstrom. Und niemandem all dieser Koryphäen fallen drei einfache Tatsachen ein oder auf:

  1. In einer Demokratie kann keine Partei verhindern, von wem Vorschläge von ihr Stimmen bekommen.

  2. Wie kann es sein, dass ein harter Eingriff ins deutsche Asylchaos zwar dringlich nötig ist, und hätte die AfD nicht dafür gestimmt, sogar als sinnvoll erachtet worden wäre. Aber mit ihren Stimmen verwandelt sich der Vorschlag in etwas Böses.

  3. Es wäre der SPD und den Grünen unbenommen gewesen, für diesen Vorschlag zu stimmen. Aber sie brachten das Kunststück fertig, lieber gegen die CDU (und die AfD) zu stimmen, ohne einen Gegenvorschlag zu haben, obwohl auch sie einräumen, dass Handlungsbedarf besteht.

Also halt weiter im Chaos als zusammen mit CDU und AfD dagegen. Der Gipfel der Absurdität, und der ist mit der Ablehnung des Gesetzes erreicht: der braune Sumpf der AfD muss nur etwas kürzer treten und die Partei muss alle Knaller wegstecken, die der «Spiegel» (und die SZ) vor den Wahlen noch zünden werden, dann fährt sie im Schlafwagen zum Wahlsieg (with a little help from my enemies).

In turbulenten Zeiten verlieren viele Massenmedien ihren Kompass – und jammern beim unvermeidlichen Leserschwund über die Arglist der Zeiten, gegen die man nicht ankomme. Irgendwie ähnelt der Tagi der Migros zurzeit; kein schöner Anblick, so viel geballte Inkompetenz der Führungsetage.

Tagi schäumt

Dominique Eigenmann zeigt Friedrich Merz, wo der Hammer hängt.

Der Einstieg ist noch leicht staatstragend. Dass die CDU für einen vernünftigen Vorschlag zum Asylchaos die Stimmen der AfD im Parlament akzeptierte (wie sollte sie die eigentlich ablehnen?), sei eine «Zäsur».

Dass die anderen Parteien – ausser der FDP – diesen «5-Punkte-Plan» ablehnten, ist das nicht eigentlich das Kritikwürdige? Aber zu solch demokratisch-parlamentarischen Überlegungen ist Eigenmann in seiner dampfenden Empörung nicht in der Lage. Nach kurzem einleitendem Geplänkel holt er die Sprach-Bazooka raus: «Merz hat damit ein deutsches Tabu gebrochen.» Und stellt sie auf Dauerfeuer.

«Wegen der schrecklichen Erfahrung mit der nationalsozialistischen Diktatur galt in der politischen Mitte bisher die Übereinkunft, dass man mit rechtsnationalistischen oder rechtsextremistischen Parteien nicht zusammenarbeitet.»

Ignorieren, das hat bislang ja so viel genützt, dass die AfD nicht zuletzt deswegen in Meinungsumfragen die zweitgrösste politische Partei ist, aber das kann ja nur eine optische Täuschung sein.

Dann das Panoptikum des Schreckens, denn es ist ja nicht nur in Deutschland so. Mit Herbert Kickl bereite sich in Österreich «ein Radikaler gerade darauf vor neuer Kanzler zu werden». Hm, ob das daran liegen könnte, dass er die stärkste Partei vertritt? Ach, und in diesem Umzug darf natürlich eine weitere Partei nie fehlen: «oder der Schweiz, wo die SVP im Bundesrat mitregiert, obwohl manche ihrer Vertreter in der Asylpolitik ähnlich weitreichende Forderungen stellen wie die AfD». Vergessen hat er in seiner Erregung Le Pen in Frankreich und Meloni in Italien. da kommt leichter Sexismusverdacht auf.

NSDAP, AfD, FPÖ, SVP, welch bösartig-demagogische Aufreihung, an der vor allem die SVP grosse Freude haben wird, weil Eigenmann seine Warnrufe ja im Tagi ausstösst.

Aber zurück zum ungezogenen Knaben Friedrich Merz, der eine strenge Hand braucht. Obwohl: «Recht hat Merz mit der Überzeugung, dass Deutschland eine strengere Asyl- und Migrationspolitik braucht.» Tja, das sehen aber SPD, Grüne und Linke anders. Also haben die Unrecht? Während die FDP richtig sagt, dass man für einen vernünftigen Vorschlag stimme, egal, was darum herum geschieht. Und das BSW sich der Stimme enthielt.

Also auf jeden Fall hat Merz so was von unrecht, dass man das dem immer wieder vergeblich sagen muss, wann hört er denn endlich auf Eigenmann, bevor der an seiner Uneinsichtigkeit noch ganz verzweifelt? Denn es ist doch zweifellos so:

«Von einer staatstragenden Partei wie den Christdemokraten darf man aber bessere Vorschläge erwarten als den rechts- und menschenverachtenden Populismus der AfD.» Also sind diese Vorschläge nun auch rechts- und menschenverachtend? Oder werden sie es in dem Moment, wo sie die AfD unterstützt?

Was fällt diesem Merz und auch seiner ganzen CDU eigentlich ein? Recht haben ist ja gut und schön, aber hallo, Eigenmann erwartet da bessere Vorschläge und ist konsterniert, dass sie trotz seinen unermüdlichen Bemühungen nicht in staatstragender Manier erfolgen.

Hier darf man mal wieder einem Journalisten zuschauen, wie er in seiner Gesinnungsblase nach Luft schnappt und an der Dummheit und Unfähigkeit von Politikern wie Merz, ja von der ganzen CDU, hörbar verzweifelt. Was für ein brutal-lächerliches Weltbild.

Wenn die AfD etwas sagt oder fordert, dann ist das schon mal von Vornherein falsch und schädlich. Wenn die CDU Ähnliches sagt, gilt das auch dort. Wenn die AfD, wie es im Parlament halt so Brauch ist, einem Vorschlag der CDU zustimmt, weil sie den richtig findet, dann ist das der Beweis, dass die CDU damit falsch liegt. Nur wenn die AfD dagegen stimmt, kann es etwas Gutes sein.

Dass die Gegner der Vorlage damit in Kauf nehmen, dass es in Deutschland in Bezug auf die verfehlte Asylpolitik immer mehr brodelt – und der AfD weitere Stimmen zutreibt –, was soll’s, hier geht’s ums Prinzip.

Geht’s noch blöder? Aber ja: «Merz hingegen gibt mit der Zusammenarbeit im Bundestag Weidel nun bei ihrem wichtigsten Wahlversprechen faktisch recht: «Eine echte Asylwende gibt es nur mit der AfD.» War das wirklich, was er wollte

Himmels willen, Merz, halte ein, bevor Eigenmann völlig durchdreht. Du machst einen «kolossalen Fehler», schreib dir das endlich hinter die Ohren, überzeugender als der im roten Bereich haspelnde Journalist kann man dir das doch nicht einlöffeln.

Wenn das nochmal passiert, dann ist Deutschland sicher wieder einen Schritt weiter in Richtung Weimarer Republik, dann braucht es nur noch einen neuen Führer, wie ihn ein SZ-Schmierfink schon Merz anhängte, und dann haben wir wieder den Salat. Und ich hab’s gesagt, wird dann Eigenmann jammern, aber niemand wollte auf mich hören. Tritt das nicht ein, nun, dann erinnert sich doch kein Mensch mehr an diesen Ausrutscher Eigenmanns.

 

«Sieg heil, liebe CDU»

Kann man Verluderung steigern?

Bernd Kramer, ein Politik-Reporter der «Süddeutschen Zeitung», versucht’s nicht ohne Erfolg. Wenn die Finger schneller als das Hirn sind (oder vielleicht auch nicht), dann entstehen Tweets, die jedem anständigen Menschen die Schamröte ins Gesicht treiben würden.

«Bernd Kramer ist bei der SZ zuständig für Themen rund um die Arbeitswelt und Bildungspolitik», steht auf seiner Autorenseite. Zuvor war er bei der taz (die tägliche deutsche WoZ), das erklärt schon einiges. Er begibt sich gerne aus seinen Themenbereichen hinaus zum Holzfällen.

Auf den CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz gemünzt, schlammte er: «Der Führer hat gesprochen». Das ist vor allem in Deutschland und am Gedenktag für die Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee unerhört. Er warf dann noch ein Stück Dreck hinterher, auf den Generalsekretär der CDU gezielt: «Carsten Linnemann ist bereits genervt vom «Brandmauergerede». In diesem Sinne: Sieg Heil, liebe CDU.»

Nun kann man nur hoffen, dass Kramer das unter dem Einfluss von verbotenen Substanzen gekeift hat. Aber seine Reaktion auf die über ihn hereinbrechende Welle von Kritik lässt nicht viel Hoffnung:

Er murmelt zu seinem gelöschten Tweet:

«Mich empört und bestürzt, dass die CDU sich derzeit offenbar Mehrheiten bei den Rechtsradikalen sucht. Ich habe dafür ganz offensichtlich unangemessene Worte gefunden. Dafür entschuldige ich mich.»

Ach so, er ist empört und bestürzt. Ja dann. Die Entschuldigung ist natürlich nur ein verzweifelter Versuch der Arbeitsplatzsicherung. Verfolgt man seine Tweets, ist bei ihm der Schoss fruchtbar noch, aus dem das kroch.

Blitzschnell krebste die SZ zurück, sie tweetete, dass sie «sich in aller Form von den Äußerungen» distanziere und natürlich «den Inhalt auf das schärfste verurteile». Immerhin sei das der private Account des SZ-Mitarbeiters.

ZACKBUM wagt die Spekulation, dass die interne Reaktion etwa so aussah: inhaltlich völlig richtig, so sehen wir das doch auch, aber falsche Wortwahl. Vielleicht wird Kramer nun zum Bauernopfer, vielleicht kommt er auch mit einem scharfen Verweis davon. Auf jeden Fall wird Zeit gewonnen, genaue Abklärung, Anhörung, Gremium, Blabla: man prüfe, «wie es dazu kommen konnte». Diese Prüfarbeit kann man der SZ ersparen: es kam dazu, weil das genau Kramers ideologischem Standpunkt entspricht.

Nicht nur ihm verrutscht die Sprache, auch Noch-Gesundheitsminister Karl Lauterbach haute einen Tweet raus. Er warf Merz vor, der «hofiere» die AfD und sei «moralisch bankrott». Auch Lauterbach löschte und winselte:

«Ich habe einen Tweet, in dem ich den Ausschwitz-Gedenktag mit der aktuellen Debatte um die Migrationspolitik in Verbindung bringe, gelöscht und mich bei  @_FriedrichMerz entschuldigt. Der Tweet war in Ton und Inhalt deplatziert. Wir sind im Wahlkampf. Aber Anstand muss sein.»

Das ist ungefähr so lustig wie die Ermahnung des US-Richters an die Jury, nach einem Einspruch das zuvor Gesagte nicht zu beachten. Mit «Anstand muss sein» hat Lauterbach dann noch für einen Brüller gesorgt.

Die deutsche Innenpolitik war schon immer rustikaler als die schweizerische. Aber was sich diese beiden Lümmel hier erlaubten, ist jenseits von Gut und Böse.

Man vermisst allerdings eine Stellungnahme von Tamedia. Das Qualitätshaus an der Werdstrasse hat schliesslich auch schon Artikel von Kramer aus der SZ übernommen, im Rahmen der Qualitätsoffensive mit weniger Mitarbeitern wäre es doch eine Sparmassnahme, auf weitere Werke dieses Schmierfinken zu verzichten.

Stattdessen übernimmt Tamedia eine «Meinung» der SZ-Autorin Constanze von Bullion. Statt auf die offenkundige Problematik der Messerattacke von Aschaffenburg einzugehen, plädiert sie für «Zivilcourage». Obwohl der afghanische Messerstecher auch einen Passanten tötete, der versuchte, beim Angriff auf eine Kindergruppe einzugreifen.

Lieber Absurdes kopieren als selbst Zivilcourage zu zeigen; das ist der Tagi, wie er leibt und lebt.

Blütenlese beim «Spiegel»

Wie tief das Blatt gesunken ist, kann man nur im Kaleidoskop darstellen.

Nehmen wir die Hompage des Sturmgeschützes der Demokratie, das nur schreiben will, was ist.

Zunächst mal ein Nasenstüber gegen einen eher dem Blatt nicht sehr sympathischen Kanzlerkandidaten:

Lustiger Titel, dazu passend ein Foto, auf dem Friedrich Merz so aussieht, als habe man ihn gerade dabei ertappt Scheinriese zu spielen.

Dann eine Psychostudie bei Donald Trump. Da ist allerdings schon vieles, allzu vieles psychologisiert worden, gibt es denn noch was? Ach, mit ein wenig Mühe geht da noch einer:

Trump, Kampfsport. «Nirgendwo wirkt der US-Präsident authentischer als in der Umgebung von Figuren aus diesem Milieu», behauptet Nadine Wolter per Ferndiagnose. Trump, Figuren, Milieu, sonst noch Fragen?

Und kann man so etwas einfach mal berichten?

 

Da labert Heuchler Friedman unwidersprochen, als würden auch beim «Spiegel» lauter Toblers und Beninis sitzen, die ihn in einem sagenhaft schlechten Tamedia-Interview mit Samthandschuhen anfassten. Er behauptet, es gäbe nur ein kurzes Zeitfenster, «in dem wir die aufgeklärte Moderne, die der Menschlichkeit verpflichtete Demokratie, noch schützen können. Ich glaube, dass wir eine Zerbröselung von demokratischen Staaten erleben, wo Rechtsstaatsprinzipien und Minderheitenrechte zunehmend in Gefahr sind. Menschliches Leben, jüdisches Leben ist nur möglich, wenn die Menschlichkeit a priori gilt.»

Menschlichkeit a priori, sagt ein Mensch ohne rot zu werden, der mit Koks beim Sex mit minderjährigen osteuropäischen Zwangsprostituierten ertappt wurde.

Dann die scharfe Frage zur «Lage am Morgen»: «Wird der Kanzler zum Populisten?» Tja, wenn man das wüsste, wo man doch nicht mal genau weiss, was ein Populist eigentlich – ausser ein schlechter Mensch – überhaupt ist.

Dann hätten wir noch diesen hier:

«Der Sprachwissenschaftler Thomas Niehr analysiert Auftreten und Rhetorik von Deutschlands bekanntesten Populistinnen.» Was ist hier falsch? So ziemlich alles. Wenn etwas den Namen Sexismus verdient, dann diese Schlagzeile, diese Idee. Käme jemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, auf die Idee, einen «Stilcheck» bei Olaf Scholz und Friedrich Merz zu machen, Deutschlands bekanntesten Kanzlerkandidaten?

Dann kassieren die Grünen, so gerecht ist der «Spiegel» wieder, kräftig Prügel:

«Die Partei verheddert sich in Widersprüchen», wird gebeckmessert. Und dazu noch: «Die Grünen wären gerne beides, eine feministische und und eine Bürgerrechtspartei. Im Fall Gelbhaar haben sie doppelt versagt.» Geht es hier wirklich um Feminismus? Oder gar um Bürgerrechte? Den falschen Baum angebellt, sagt man auf Englisch; hier sind es die falschen Bäume.

Ach, und dann gibt es doch noch die Abteilung Tratsch und Klatsch:

Holy cow; das erweiterte englische Königshaus ist doch immer für ein Gerücht gut. Kommt noch hinzu: «Nun droht auch Ungemach durch Donald Trump: Er könnte die Einreisepapiere des Prinzen veröffentlichen.» Der Mann hat’s wirklich nicht leicht, und Trump kümmert sich offenbar liebevoll um jedes Detail. Wird der Prinz gar wie die illegalen Immigranten ausgeschafft? Fortsetzung folgt.

Und als Absackerchen noch die News von vorgestern:

Liebe Leute, dieses bahnbrechende Heisse-Luft-Interview als Gratis-PR für Merkels Autobiographie ist am 22. November, immerhin 2024, erschienen – und ziert immer noch zuoberst die Rubrik «Das Beste von Spiegel+». Da möchte man ja nicht wisssen, was das Schlechteste wäre.

Schmuddelkinder

Wie gehen die Medien mit der AfD vor den Wahlen in Deutschland um?

«Spiel nicht mit den SchmuddelkindernSing nicht ihre LiederGeh doch in die OberstadtMachs wie deine Brüder.»

So sang der kommunistische Barde Franz Josef Degenhardt 1965. Das Motto scheinen sich viele Medien abgeguckt zu haben, wenn sie gezwungen sind, über die AfD zu berichten. Denn oh Graus, oh Schreck, in allen Meinungsumfragen vor den deutschen Bundestagswahlen liegt die CDU/CSU einsam an der Spitze mit rund 30 Prozent der Wählerstimmen.

Danach kommt der unaufhaltsame Aufstieg der AfD, die um die 20 Prozent oszilliert. Erst dann folgen SPD und Grüne, die je um die 15 Prozent Zuspruch haben. Dann die nächste Lücke und schliesslich mit bis zu 10 Prozent «Sonstige». Im Kampf um die Überwindung der 5-Prozent-Hürde schliesslich ist das BSW, die FDP und die Linke vereint. Während das Bündnis meist oberhalb der 5 Prozent liegt, sind FDP und Linke darunter abgerutscht; ihr Wiedereinzug ins Parlament scheint sehr fraglich.

Also müsste sich ja eigentlich die Wahlkampfberichterstattung auf die beiden wählerstärksten Parteien konzentrieren, Diskussionssendungen zum Beispiel mit Duellen zwischen Friedrich Merz (CDU) und Alice Weidel (AfD), den beiden aussichtsreichsten Kanzlerkandidaten, stattfinden.

Sollten. Denn die AfD gilt für die übrigen Parteien immer noch als Schmuddelkind, alle schliessen eine Zusammenarbeit oder eine Koalition aus. Die CDU ist dabei zumindest auf Bundesebene finster entschlossen, in den Bundesländern sieht es schon anders aus.

Nun ist es Brauch, dass vor den Wahlen in den grossen deutschen Sendern Duelle der Spitzenkandidaten stattfinden. Das wären Merz und Weidel. Allerdings haben ARD/ZDF und RTL geplant, dass es zu einer Diskussion zwischen Merz und Scholz sowie einem Duell zwischen Habeck und Weidel kommt. Kommen sollte. Denn der Kinderbuchautor, Wirtschaftsminister und Kanzlerkandidat der Grünen Robert Habeck lehnt es ab, mit Weidel zu diskutieren.

Merz sieht das lockerer: «Ich gehe keiner Diskussion um den notwendigen Politikwechsel in Deutschland aus dem Weg, auch nicht mit weiteren ‹Kanzlerkandidaten› anderer Parteien.» FDP-Chef Christian Lindner und Sahra Wagenknecht von ihrem gleichnamigen Bündnis haben ebenfalls ihre Bereitschaft erklärt, ohne Weiteres mit Weidel zu diskutieren.

Und die AfD beschwert sich darüber, dass Olaf Scholz von der SPD der Vorzug gegeben wird, obwohl sie in Umfragen deutlich vor der aktuellen Kanzlerpartei liegt.

Also mehr als das übliche Hickhack, wobei Habeck jegliche inhaltliche Erklärung schuldig bleibt, wieso er vor dieser Debatte kneift.

Das ist innerdeutsches Geblödel. Eigentlich müsste man meinen, dass da die Schweiz neutral von aussen berichtet. Insbesondere der zu Ausgewogenheit verpflichtete Zwangsgebührensender SRF. Pustekuchen. In einem Rundumschlag «Der Aufstieg der neuen Rechten löst Grundsatzfragen aus», beschäftigt sich der Staatsfunk mit der AfD, der FPÖ und den Schwedendemokraten, und unkt schon einleitend: «Mit dem Aufstieg der neuen Rechten in Europa wächst bei vielen die Sorge, die Demokratie könnte gefährdet sein.»

Tja, mit der Demokratie ist es halt so eine Sache, wenn zu viele Wähler zu dumm sind, richtig zu wählen und beispielsweise Donald Trump zu einer zweiten Präsidentschaft verhelfen, obwohl sie doch von vielen Massenmedien streng davor gewarnt worden waren.

Aber nach den Wahlen ist vor den Wahlen, also setzt SRF den Zwischentitel: «Deutschland: Brandmauer gegen rechts». Und schreibt doch tatsächlich: «Hintergrund dieser Haltung ist die historische Erfahrung, dass die demokratisch-gewählte Nazi-Partei NSDAP einst die Demokratie abschaffte.»

AfD = NSDAP? Plus fehlendes historisches Wissen; die NSDAP wurde nicht demokratisch an die Regierung gewählt; damals hatte der Reichspräsident das Privileg, den Regierungschef zu ernennen. Und er wählte Hitler.

Aber diese Ungeheuerlichkeit reicht SRF noch nicht. Ein «Wahlforscher an der Universität Wien» kommt zu Wort zum Thema Brandmauer und Ausgrenzung: ««Es wird für die anderen Parteien schwieriger, weil die AfD mittlerweile sehr gross ist.» Sie würden immer neue Kompromisse eingehen – und damit Gefahr laufen, die Unzufriedenheit der Wählerinnen und Wähler mit dem System weiter zu schüren und diese «noch mehr in Richtung AfD zu treiben».»

Mit dem System unzufrieden, Wähler werden getrieben, ist das eine wissenschaftliche Analyse? Könnte es nicht vielmehr so sein, dass in Deutschland, wie in anderen Staaten, die Regierungsparteien immer mehr an den Interessen breiter Wählerschichten vorbeiherrschen und die deshalb nach einer Alternative suchen?

Und ist es statthaft, als SRF indirekt eine Parallele zwischen der AfD und der NSDAP zu ziehen und von einer «Brandmauer gegen rechts» zu schwafeln? Die Antwort von SRF darauf können wir uns schenken.

 

 

Immer wieder Sonntag

Das übliche Morgengrauen …

Eigentlich wollte ZACKBUM mit der «NZZam Sonntag» beginnen. Aber wir rauschten, ohne durch bemerkenswerte Inhalte aufgehalten zu werden, bis zu Seite 16 durch. Dort lasen wir, dass Patti Basler abtrete. Doch zu früh gefreut: sie macht nur eine überlange Sommerpause. Aber man nimmt heutzutage, was man kriegen kann.

Das ist auch das Motto von Nicole Althaus. Sie erfreut den Leser mit einer bahnbrechenden Erkenntnis des «Verhaltensforschers Joonghwan Jeon von der University of Texas in Austin». Zu der kam er zwar schon 2007, dafür aber als Erster: «Mater semper certa est». Für die wenigen Nicht-Lateiner unter unseren Lesern: «die genetische Abstammung von der Mutter ist sicher, die des Vaters nicht.»

Was Althaus eigentlich sagen will: sofern es zu keiner Verwechslung im Spital kommt, weiss die Mutter, dass das ihr Baby ist. Der Vater so spontan nicht. Es geht hier allerdings nicht um die genetische Abstammung des Vaters, sondern vielleicht darum, dass es einen Gentest bräuchte, um seine Vaterschaft zu beweisen. Oder so. Aber mit bahnbrechend neuen Erkenntnissen ist es eben so eine Sache, da verrutscht die Sprache schon mal gerne. Oder aber, verflixt, es handelt sich hier um Frauensprache, die dem Mann weder genetisch noch sonst wie leicht erschliessbar ist.

Dann kommt eine Story, die sozusagen einen Kontrapunkt gegen den drohenden Hitzesommer setzen will: «Immer mehr Frauen lassen ihre Eizellen einfrieren». Also genauer: in einer Einfrierklinik waren es früher «eine Frau alle paar Monate», nun seien es pro Woche «zwischen fünf bis zehn Frauen». Wenn das mal kein Trend ist.

Voll im Trend ist auch R. James Breiding. Er will dem harmlosen Leser am Sonntagmorgen einen solchen Schrecken einjagen, dass dem das Gipfeli aus der Hand fällt: «Wie die Schuldenkrise die Welt in den Abgrund reissen könnte». Merke, lieber Leser: Titel die «wie Blabla könnte» enthalten, plus das Wort Abgrund, sind ein klarer Hinweis für: überblättern.

Putzig ist hingegen der Titel «Die Brust versiegt». Also nicht wirklich, industrielle Säuglingsnahrung ist einfach weiter auf dem Siegespfad. Schrecklich ist hingegen diese News: «Vögel meiden die Schweiz». Aber immerhin, der Eieranschlag auf eine «Autorperson» ist der NZZaS keine Zeile wert. Dafür hat sie halt Jan Weiler mit seiner unendlichen Fortsetzungsgeschichte. Also sie ist bei Folge 13 angelangt, kommt einem aber unendlich vor.

Während sich Patti Basler* wenigstens direkt, allerdings früh in die Sommerpause abmeldet, tut das die «SonntagsZeitung» ebenfalls früh, dafür indirekt:

Typisch Tamedia, die wollen einem auch alles vermiesen. Scheint mal die Sonne, wird der fehlende Regen bemängelt – oder die hohen Preise bejammert.

Dann fordert Arthur Rutishauser den Skalp von Barbara Schmid-Federer. Institution Schweizerisches Rotes Kreuz, überfordert, nicht denkbar, dass sie sich noch halten könne. Mal schauen.

Dann kommen wir zu einem Höhepunkt für jeden Schweizer Leser. Das grosse Interview, der Hammer, die Themen, der Gesprächspartner, der Wahnsinn. Boris Herrmann, Nicolas Richter und Robert Rossmann vereinen die guten Kräfte, um den Eidgenossen ein Gespräch zu schenken. Nun sind die Drei im Sold der «Süddeutschen Zeitung» in München, und nicht mal dort interessiert brennend, was der deutsche «Oppositionsführer» (so würde man ihn in Deutschland allerdings nicht nennen) Friedrich Merz so zu sagen hat. Ob er den Geist Adenauers beschwören wolle, wird Merz einleitend gefragt. Wetten, dass kaum ein Schweizer Leser sich für die Antwort interessiert? Überblättern …

Dann weiss Bettina Weber sozusagen Intimes vom frischgebackenen und fehlgestarteten republikanischen Präsidentschaftskandidaten Ron DeSantis, inzwischen schon gerne DeSaster genannt: er höre «nur auf seine Frau». Wahnsinn, da kommt endlich mal einer ohne grossen Beraterstab aus. Oh, DeSantis hat einen grossen Beraterstab? Ach was.

Woran merkt man sonst, dass anscheinend schon Ende Mai das Sommerloch gähnt? Wenn im «Fokus» der Chef-Butler (eine Frau, darf man die heute in der SoZ noch Chef-Butler nennen? Wo bleibt die Genderpolizei? Weiss das Birrer, wieso hat Tobler nicht eingegriffen) des Dolder Grand interviewt wird. Auch hier war das grosse Interview mal eine Institution. ZACKBUM rätselt aber: Chef-Butlerin? Chefin-Butlerin? ChefIn-Butler*? Wo bleiben die Gender-Päpste und -Päpstinnen, wenn man sie mal braucht.

Und so nebenbei. Dieser Gender-Lapsus erinnert doch daran, dass es auch der SoZ scheissegal ist, dass eine leitende Mitarbeiterin über Jahre hinweg von einem Hassmob verfolgt wurde, angeführt von der hasserfüllten Kämpferin gegen Hass im Internet, haarklein aufgezeigt in einer mehrteiligen Serie über interne Chatprotokolle. Aber  Jolanda Spiess-Hegglin ist halt nicht in der SVP

Die Spargelsaison neigt sich so langsam dem Ende zu; höchste Zeit, die jährliche Sommerlochstory zu schreiben: «Wie viel Arbeit wirklich hinter dem Trendgemüse steckt». Hinter? Hm.

Dann will Rutishauser, das Bauernopfer auf dem Kriegspfad, auch noch den Skalp von Tidjane Thiam. Beziehungsweise an dessen Bonus: «Karin Keller-Sutter hat fünf gute Gründe, seinen Bonus zurückzufordern.» Wetten, dass sie es nicht tut?

Apropos Sommerloch im Mai: «Richtig essen für ein langes Leben», abgestaubter Stehsatz.

Eigentlich wollte ZACKBUM die erste Ausgabe unter neuer Leitung des «SonntagsBlick» genauer anschauen. Aber:

Es gibt Gähnreflexe, die fast in einer Kiefersperre enden.

Kaum hat man die überwunden, liest man, was Reza Rafi höchstpersönlich recherchiert hat: «Schweiz will Andrei Melnitschenko loswerden», behauptet er. Und will wissen: «Der Russe verbringe zu viel Zeit im Ausland und nicht an seinem gesetzlichen Wohnsitz, womit er die Bedingungen (für eine Niederlassung C, Red.) nicht mehr erfülle

Nun wird’s etwas peinlich, wenn man dem Chefredaktor des SoBli Nachhilfeunterricht in Faktenkenntnis erteilen muss. Melnitschenko steht auf der EU-Sanktionsliste, die von der Schweiz gehorsam übernommen wird. Seine Frau übrigens auch, obwohl EU-Bürgerin. Also ist ihm die Einreise in die Schweiz verwehrt.

Das ist nun tatsächlich ein kafkaeskes Problem. Ein Besitzer der Niederlassung C darf sich, auf Antrag, bis zu zwei Jahre am Stück im Ausland aufhalten. Allerdings sollte er danach wieder zurückkehren. Wie kann das nun Melnitschenko tun, der zwar als langjähriger Aufenthalter, Mieter und bedeutender Steuerzahler, der sich in der Schweiz nie etwas zu Schulden kommen liess und jegliche Nähe zu, geschweige denn Unterstützung von Putin bestreitet, dieser Vorschrift seiner Niederlassung entsprechen?

Das wäre eigentlich die interessante Frage gewesen. Aber Rafi ist nicht für interessante Fragen zuständig, sondern blödelt halt im Text vor sich hin. Man kann also konstatieren, dass er das Niveau seines Vorgängers problemlos tieferlegt. Unter die Relevanzschwelle, unter jede Schwelle. Unterirdisch.

*Nach Leserhinweis korrigiert …

Wumms: Wolfgang Koydl

Ein gescheiterter Sprachkritiker der WeWo fehlte noch.

Der CDU-Chef Friedrich Merz fand in der Talkshow «Lanz» klare Worte. «Leute, die in Deutschland nichts zu suchen haben», hätten einen überwiegenden Anteil an den Silvesterkrawallen. Merz verfolgt das Problem in die Schule zurück, wo es «verbale Gewalt» gegen Lehrer und vor allem Lehrerinnen gebe. Wiesen die dann die Gören zurecht, kämen Väter in die Schule, die sich das verbäten.

8-Jährige in den Schulen, 15 Jährige auf den Strassen, die «nicht bereit sind, sich an die Regeln zu halten». Sie hätten «in diesem Land nichts zu suchen», schlussfolgert Merz glasklar. Mit solchen Worten handelt er sich in Deutschland garantiert eine Reihe von Strafanzeigen ein und wird als Populist, gar Rassist beschimpft, der keine Ahnung davon habe, wie sinnvolle Integration gehe.

Also klare Kante, sehr klare Kante für einen führenden deutschen Politiker. Könnte man aus Sicht der «Weltwoche» eigentlich nur applaudieren und zustimmen.

Eigentlich, denn Koydl will Merz noch unbedingt rechts überholen. Denn für die Beschreibung dieser männlichen Schüler verwendete Merz das passende Wort «Paschas». Das kann ihm Koydl aber nicht durchgehen lassen:

«Mit seiner Wortwahl verniedlicht und verharmlost CDU-Chef Merz die entfesselten Migranten, die bei den Silvester-Krawallen Polizisten und Sanitäter attackierten

Man fragt sich schon, ob und wo Koydl Deutsch gelernt hat. Mit dem Paschas meinte Merz die 8-jährigen Schüler, die nun nicht wirklich an vorderster Front Polizisten und Sanitäter (und auch Feuerwehrleute) attackierten.

Wie Merz allgemeinverständlich ausführte, fängt hier an der Schule an, was dann später so auf der Strasse endet. Kann nicht so schwer zu kapieren sein. Ausser, man will nicht und sucht einen billigen Vorwand, um seine eigenen Parteipräferenzen durchblitzen zu lassen: Merz «eiert herum. Wähler gewinnt er damit nicht. Die wissen, wer von Anfang an klare Worte gegen die Massenmigration fand

Vernunftbegabte Leser gewinnt man so auch nicht. Die wissen, wie hohl solche absichtlich missverstehende Polemik klingt.