Die wahren Antisemiten
Sie heissen David Klein und Konsorten.
Der wegen Verstoss gegen die Antirassismus-Strafnorm einschlägig bekannte David Klein hat mal wieder eine Lanze gebrochen. Auf «Inside Paradeplatz» veröffentlichte er, was sicherlich anderswo abgelehnt wurde: «Wenn Schlagzeilen zu Schüssen werden».
Ein Amok erschoss in Washington zwei Israelis und skandierte danach «Free Palestine». Eine abscheuliche und sinnlose Tat. Aber noch widerwärtiger ist, was Klein daraus schlussfolgert: «Der Verdächtige? Er ist der Mörder.» Damit begibt er sich zunächst ausserhalb jeder Rechtsstaatlichkeit. So offensichtlich auch für den Mob diese Tat und seine Schuld sein mag: unsere letzte Bastion gegen Barbarei und Willkür verlangt, ihn als mutmasslichen Täter zu bezeichnen, der unschuldig ist, bis rechtsgültig seine Schuld erwiesen wurde.
Wer das ignoriert, ist ein Verächter der Rechtsstaats, der sich damit ausserhalb jedes vernünftigen Diskurses begibt. Aber Klein kennt wieder einmal kein Halten: «Die Saat dieses eliminatorischen Judenhasses wurde in den Redaktionsstuben genährt.» Eine Pauschalverurteilung jeder kritischen Berichterstattung über die Kriegsverbrechen, die Israels Armee im Gazastreifen begeht.
Indem die letzten Reste der Infrastruktur zerstört, zivile Opfer billigend in Kauf genommen werden, ist unter dem Deckmantel der Zerstörung der Hamas das erklärte Kriegsziel: die Bewohner des Gazastreifens sollen einfach verschwinden, sofern sie nicht zuvor verreckt sind. Wohin? Zunächst in angebliche Schutzzonen, die dann anschliessend gnadenlos bombardiert werden. Und dann? Irgendwohin, am besten ins Nirgends.
Wer zu kritisieren wagt, dass hier zurecht von einem Genozid gesprochen werden muss, begibt sich für wahre Antisemiten wie Klein in die Todeszone des Vorwurfs: diese Kritik ist antisemitisch. Es braucht nicht viel Dialektik, um umgekehrt zu konstatieren: solche verpeilte Irwische wie Klein befördern Antisemitismus, wie es die schlimmsten Feinde der verbrecherischen israelischen Regierung nicht könnten.
Klein verrichtet ungehemmt deren Geschäft:
«Das aktuellste Beispiel der Verbreitung einer modernen Ritualmordlegende gegen die Juden ist die BBC-Groteske der 14’000 Babys, die „innerhalb von 48 Stunden in Gaza zu sterben drohen“.
Die Berichtigung dieser monumentalen Falschmeldung, welche die Anti-Israel-Sturmtruppen bei SRF dankbar aufgesogen und ungeprüft verbreitet hatten, ist schwerer zu finden, wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen.«
Sturmtruppen? Klein adaptiert bewusst den Begriff «Sturmabteilung» (SA) der Nazis und verwendet ihn zur Denunziation der Berichterstattung des Gebührensenders SRF. Dessen Darstellung des Vernichtungskriegs im Gazastreifen mag nicht über jeden Zweifel erhaben sein. Aber eine solche Verleumdung hat sie nicht verdient.
Neben vielen anderen kritischen Stimmen wagt es inzwischen sogar der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz, trotz der lastenden Schuld des Holocaust, klare Worte zu sprechen: «Die Zivilbevölkerung derart in Mitleidenschaft zu nehmen, wie das in den letzten Tagen immer mehr der Fall gewesen ist, lässt sich nicht mehr mit einem Kampf gegen den Terrorismus der Hamas begründen.» Und: «Das, was die israelische Armee jetzt im Gazastreifen macht: Ich verstehe offen gestanden nicht mehr, mit welchem Ziel.»
Er schliesst sich damit der Kritik an, die auch israelische Verbündete wie England, Frankreich oder Italien äussern. Von der UNO («Die gesamte Bevölkerung Gazas ist von einer Hungersnot bedroht. Familien müssen hungern, und ihnen wird das Nötigste vorenthalten – und das alles vor den Augen der Weltöffentlichkeit») ganz zu schweigen. Sicherlich alles Antisemiten.
Dagegen verortet Klein die Vorbereitung des geistigen Nährbodens, der zu den Schüssen in Washington geführt haben soll, eindeutig in den Medien: «Wer Israel – stellvertretend für alle Juden – über Monate und Jahre hinweg mit einseitiger, unverhältnismässiger und faktenwidriger Kritik an den Pranger stellt, muss sich nicht wundern, wenn sich diese hetzerische Praktik irgendwann in Kugeln entlädt.»
Zunächst: Israel steht nicht stellvertretend für alle Juden. Die Kritik richtet sich weder gegen die Juden, noch gegen Israel. Sondern einzig und allein gegen die kriminelle Politik der Regierung, angeführt von einem per internationalem Haftbefehl gesuchten Ministerpräsidenten, der sich an sein Amt klammert, um dem Knast wegen Korruptionsanklagen zu entgehen.
Und keinesfalls ist jede Kritik an «Israel» einseitig, unverhältnismässig oder gar faktenwidrig. Noch viel weniger löste sie das Verbrechen in Washington aus.
Aber auch das ist sicherlich wieder antisemitisch.
Zum Schluss seines eigenen antisemitischen Rundumschlags kennt Klein keine Grenzen mehr:
«Der Mörder von Washington hatte seinen Finger am Abzug – aber das geistige Magazin wurde über Monate und Jahre geladen. Mit Schlagzeilen. Mit Meinungsstücken.
Mit der selbstgerechten Doppelmoral einer Medienmeute, die den Überblick längst verloren hat, aber weiter so tut, als hätte sie den moralischen Kompass gepachtet.
Es ist Zeit, dass sich die Redaktionen auf ihrem Feldzug gegen Juden und Israel fragen: „Was richten wir mit unserer Sprache an?“ Worte töten nicht – aber sie nähren tödliche Gedanken.»
Dabei hat alleine Klein den moralischen Kompass verschluckt. Und bedient sich ungehemmt des Vokabulars der Nazis («Medienmeute»). Hier werden Menschen zur tierischen Meute, zu Jagdhunden degradiert.
In seinem Furor wird es ihm keine Sekunde lang bewusst, dass er mit seinen haltlosen Behauptungen nicht nur bei dafür empfänglichen Lesern Antisemitismus befördert. Was ihn im Zirkelschluss zur Ansicht verleitet: alle, die meine absurden Ausführungen kritisieren, sind Antisemiten.
Was ihn davon enthebt, sich über die Folgen seines verantwortungslosen Geschreibsels im Klaren zu werden. Einer der Unterschiede, der eine vorbehaltlose Kritik an den verbrecherischen Amoks der Hamas erlaubt, ist der, dass das fundamentalistische Wahnsinnige sind, die sich durch ihr Handeln ausserhalb der zivilisierten Gemeinschaft begeben.
Wer aber in einer solchen lebt, missbraucht wie er die Meinungsfreiheit dazu, sich auf ihr Niveau herabzubegeben. Auch für die Hamas gilt keine Unschuldsvermutung, gibt es keinen rechtsstaatlichen Prozess, der erst die Schuld eines bis dahin Unschuldigen beweist. Auch für die Hamas ist keine Kritik an ihren Entscheidungen erlaubt. Bei ihr ist das absurde Argument, dass das Widerworte gegen den Willen Allahs seien. Bei Klein sind das Widerworte, die mit der Antisemitismus-Keule niedergemacht werden müssen, weil nur er im Besitz der einzigen Wahrheit ist.
«Worte töten nicht – aber sie nähren tödliche Gedanken», schliesst er seinen Amoklauf ab. Auch seine Worte töten nicht, aber sie nähren antisemitische Vorurteile mit verantwortungslosen Tiraden.