Beiträge

Frauen an die Macht?

In den Medienhäusern sind sie auf dem Durchmarsch. Bad News.

Es gibt einen Aspekt im ganzen CS-Schlamassel, der nur mit spitzen Fingern angefasst wird. Verständlich, denn eine Thematisierung führt einen schnell in Teufels Küche. In Begrifflichkeiten wie Sexismus, Diskriminierung, Männerbastionen, Herabwürdigung und Schlimmeres.

Denn auch im Wirtschaftsleben wird bekanntlich gefordert, dass Frauen ihr gerechter Anteil an Führungspositionen zustünde. Das wird nicht zuletzt damit begründet, dass Frauen ganz andere Perspektiven einbringen könnten, nicht so auf Krawall und Konkurrenzkampf wie Männer gebürstet seien, überhaupt der feminine Führungsstil viel angenehmer, effizienter, erfolgreicher sei. Sozusagen: wenn es mehr Patrizia Laeris in Führungspositionen wie der Chefredaktion von CNN Money Switzerland gäbe, wären wir viel besser dran.

Erteilen wir doch mangels CNN Money Switzerland der «Redaktion» von ElleXX das Wort:

Schweinerei. Was kann man da tun? «Auffällig: das Thema kommentieren fast nur Männer – Ökonomen, Rechtsprofessoren, Journalisten. Wir geben explizit Expertinnen eine Stimme.» Mehr Kompetenz dank Klitoris?

Da wollen wir doch einmal die Mitglieder (darüber machen wir jetzt keine Scherze) des Verwaltungsrats der Credit Suisse aufzählen. Der VR ist bekanntlich das entscheidende Lenkungsgremium einer Aktiengesellschaft. Hier werden die grossen Linien, die Strategie, das Geschäftsmodell, die Zukunftsperspektiven beschlossen, die dann von der Geschäftsleitung unter Führung eines CEO lediglich umgesetzt werden sollten.

Bei der CS sieht das so aus: Mirko Bianchi, Jahrgang 1962, seit 2022 im VR. Christian Gellerstad, 1968, seit 2019. Shan Li, 1963, seit 2019. Richard Meddings, 1958, seit 2020. Axel Lehmann, 1959, seit 2021 und letzter VR-Präsident der Bank. Das wäre die männliche Gruppe.

Iris Bohnet, 1966, seit 2012 im VR. Blythe Masters, seit 2021. Clare Brady, seit 2021. Amanda Norton, 1966, seit 2020. Ana Paula Pessoa, 1967, seit 2018. Seraina Macia, 1968, seit 2015. Key Jin, 1982, seit 2022. Das wäre die weibliche Truppe.

Wem fällt da etwas auf? Richtig, es sind 5 Mitglieder und 7 weibliche, nun ja, Mitglieder. Frauen an die Macht. Mehrheit. Super. Triumph. Öhm.

Nun könnte der (oder die oder wie auch immer) Feminist:in* einwenden, dass die Frauen vielleicht nur mindere Aufgaben wahrgenommen hätten. Kinderkrippen, vegane Menüs, Beckenbodentraining, Gratis-Tampons und so. Stimmt nicht. So ist zum Beispiel Blythe Masters von 2021 bis 2022 im wichtigen Vergütungsausschuss gesessen, sitzt im «Governance and Nomination Committee» und ist vor allem Mitglied des Risk Committee sowie Vorsitzende der Credit Suisse Holdings Inc. in den USA.

Alles zentrale Positionen, um während der sich zuspitzenden Krise zu versagen. Iris Bohnet ist seit 2012 Mitglied im Vergütungsausschuss, Clare Brady ist «Vorsitzende des Conduct and Financial Crime Control Committee». Und so weiter.

Nur: wo und wann hörte man diese weiblichen Stimmen in den letzten Jahren? Wo meldeten sie sich zu Wort, um eine andere Unternehmenskultur anzumahnen, ein weniger risikohaftes Geschäftsgebaren? Wo haben sie Spuren hinterlassen, ausser auf der Payroll der CS? Welche Bäume reissen sie denn sonst noch so (nicht) aus?

Oder gilt auch hier: Klitoris ersetzt Kenntnis? Männer müssen was können, bei Frauen reicht Frausein? Gerade beim Thema Verwaltungsrat spricht man gerne von Seilschaften, von Männerbünden, die sich gegenseitig die Pfründe zuhalten. Das scheint ja bei der CS nicht wirklich geklappt zu haben.

Wie sieht es denn eigentlich bei der UBS aus? Die Bank hat in den letzten Jahren viel erfolgreicher gewirtschaftet als die CS. Nun, hier ist das Verhältnis 8 zu 4. Acht Männer, vier Frauen. Kreisch.

Kann man nun daraus schliessen, dass männerdominierte VR erfolgreicher seien als frauendominierte? Natürlich nicht. Oder doch? Auf jeden Fall kann man aus diesen beiden Beispielen schliessen, dass eine Überrepräsentanz von Frauen im VR keinesfalls segensreich für ein Unternehmen ist. Ob die erfolgreichere Geschäftspolitik der UBS an der Männerdominanz festzumachen ist? Keine Ahnung.

Aber auf jeden Fall scheint die Anzahl Frauen im obersten Leitungsgremium einer AG von völlig nebensächlicher Bedeutung zu sein. Wenn man sich nicht zur These versteigen will: umso mehr Frauen in Führungspositionen, desto durchwachsener das Ergebnis. Wenn man sich nicht zur Absurdität versteigen will: nun sollen auch mal Frauen etwas zum CS-Debakel sagen. Da wären die 7 Verwaltungsrätinnen doch erste Wahl, oder nicht?

Vielleicht wäre es sinnvoll, zum bewährten Prinzip zurückzukommen, dass keineswegs eine proportional «richtige» Verteilung der Geschlechter, gar der Gender in Führungspositionen eine sinnvolle Forderung sei. Sondern das Kriterium Kompetenz alleinentscheidend sein sollte. Ob ein Kompetenzträger auch noch Pimmelträger ist oder nicht, sollte doch völlig nebensächlich sein.

Im Wesentlichen sind ja nur Frauen für eine Quotenregelung, die sich nur auf diese Weise eine Chance ausrechnen, ganz nach oben zu kommen. Die Forderung nach angeblich «gerechter» Verteilung ist einfach eine weitere Waffe im Konkurrenzkampf. Nicht anders als der vielmissbrauchte Vorwurf der verbalen sexuellen Belästigung, des männlichen Mobbings. Was nicht nur in der Affäre Roshani sein hässliches Gesicht zeigt.

Denn wie ist es möglich, dass zwei angesehene deutsche Medien, der «Spiegel» und die «Zeit», faktisch zeitgleich in einer konzertierten Aktion zwei Texte veröffentlichen, in denen sich eine Frau über angeblich unerträgliche Zustände an ihrem letzten Arbeitsplatz beschwert?

Wie wäre es anders möglich, dass alle Mainstream-Medien diese Vorwürfe ungeprüft aufnehmen, kolportieren und mit anonymen weiteren Erzählungen ausschmücken? Ohne sich einen Moment zu fragen, ob es sich hier nicht um eine Racheaktion einer Frau handeln könnte, die sich vergeblich um einen Chefposten bewarb, dann den Inhaber wegwobben wollte, was ihr sogar gelang. Aber anstatt dann endlich selbst doch noch auf den Chefsessel zu klettern, wurde sie deswegen gefeuert.  Sind das nicht genug Gründe, um die Stichhaltigkeit ihrer Vorwürfe zu bezweifeln?

Unabhängig von ihrem Geschlecht. Aber auf Nonsens-Plattformen wie ElleXX wird tatsächlich zum Thema gemacht, dass es noch nie einen weiblichen CEO einer Schweizer Grossbank gab. Und dass auch Frauen dieses Desaster kommentieren sollten. Weil eine Mehrheit von Frauen im CS-VR nichts sagt, aber am Schlamassel mitschuldig ist?

Männer vergehen

Flugzeiten im Journalismus. Was steckt dahinter?

In letzter Zeit, so viel Klage muss sein, trifft es immer Männer im Journalismus. Manchmal tut ihm das gut, zweifellos. So war die Entfernung der journalistischen Leiter nach unten Pascal Hollenstein bei CH Media zwar ein schwerer Schlag für eine hasserfüllte Kämpferin gegen Hass im Internet, denn sie verlor damit ihren Büttel und Lautsprecher. Aber eine sehr gute Nachricht für den Journalismus im Hause CH Media war’s.

Bei Finn Canonica war die offizielle Begründung eher schmalbrüstig. Er wolle sich nochmal einer neuen Herausforderung stellen, hiess es bei seiner Absetzung. Erst durch die Affäre Roshani kam heraus, dass Canonica in Wirklichkeit gefeuert worden war.

Als nächsten erwischte es Arthur Rutishauser. Der war einige Jahre der Capo di tutti i capi bei Tamedia. Irgendwie schaffte er es, rund 12 Blätter im Griff zu behalten und parallel dazu einen schreiberischen Output zu leisten, bei dem es jedem Schnarch-Journi der «Republik» ganz anders würde. Und zack, in einer natürlich schon ganz lange geplanten Umstellung wurde er als Bauernopfer zum SoZ-Chefredaktor geschrumpft.

Zwei weitere Mitglieder der Chefredaktion, wie der Name schon sagt Männer, wurden gleich vollständig entsorgt, ohne dass ein Hahn danach krähte. Erschwerend kommt hier hinzu, dass die Nachfolgerin von Rutishauser deutlich klarstellt, was das Zeitungskonglomerat dem Coninx-Clan noch bedeutet. Nahezu nichts.

Und nun hat es auch noch Werner De Schepper erwischt. Das Ringier-Urgestein war schon in unzähligen Chefposten tätig, musste vor ein paar Jahren auch eine aus anonymen und nie belegten Anschuldigungen bestehende Schlammschlacht wegen angeblichen Übergriffigkeiten über sich ergehen lassen. Dann meinte man, mit der Co-Chefredaktion des Ringier-Flops «Interview» habe er nun sein wohlverdientes Gnadenbrot erhalten.

Und zack, weg ist er. Bei ihm macht man sich nicht einmal die Mühe, seinen Rausschmiss zu ummanteln. Warum er allerdings gefeuert wurde, das liegt zurzeit genauso im Dunkeln wie damals bei Canonica. An seiner Stelle übernimmt nun Susanne Walder, zuvor mit ihm Co-Chefredaktorin. Ja, das ist die Frau vom Chef Marc Walder, allerdings hat sich das Paar schon vor einiger Zeit getrennt. Das kann nun also nicht der Grund für die «unterschiedlichen Auffassungen» über die Führungspersönlichkeit De Schepper sein.

Man könnte nun eine männliche Verschwörungstheorie daraus basteln, dass in all diesen Fällen eine Frau profitierte. Gut, bei Canonica nicht, obwohl Anuschka Roshani schon mal eine Blindbewerbung auf seinen Posten eingereicht hatte, als Canonica noch Chefredaktor war. Muss dann irgendwie Künstlerpech gewesen sein. Schlussendlich schaffte es Roshani, Canonica abzusägen (oder absägen zu lassen). Aber ihre Freude währte nur kurze Zeit. Drei Monate lang nach Canonicas Rausschmiss konnte sich Roshani Hoffnungen machen, nun doch endlich noch Chefredaktorin zu werden. Aber dann wurde sie auch gefeuert.

Hollenstein hinterliess eine Lücke, die ihn vollständig ersetzt, also war es da nicht nötig, ein Gendersternchen an seine Stelle zu setzen. Aber bei Rutishauser und De Schlepper rücken nun Frauen nach, deren Qualifikation für den Posten schon sehr eng mit dem Wort Quote verbunden ist.

Ob wir herausfinden werden, was De Schepper den Kopf gekostet hat? Das ist auch so ein Merkmal des aktuellen Elendsjournalismus: Transparenz einfordern ist gut, aber nur bei anderen. Selbst gibt man sich verschlossen wie eine Auster.

#Afghanin?

Was sagen denn die Schweizer Nabelbeschauer zu Afghanistan?

Reden wir nicht vom völligen Desaster von 20 Jahren westlicher Afghanistan-Politik. Militäreinsatz, Aufrüstung der Armee mit Multimilliarden, Zivilgesellschaft, Einhalten von primitivsten Menschenrechten, vor allem für Frauen – das zerbröckelt in atemberaubender Geschwindigkeit.

Stattdessen ein islamisches Emirat, Scharia, Frauen zurück ins Mittelalter. Alle, die sich für ein modernes Afghanistan engagierten, müssen um ihr Leben fürchten. Alle, die auf westliche Zusagen vertrauten, fühlen sich zu recht verraten und verkauft.

Afghanistan ist aktuell wohl die grösste zivilisatorische Katastrophe auf der Welt, und die ist daran nicht arm. Nun ist Kabul auf dem Landweg rund 6900 Kilometer entfernt; ohne gröbere Hindernisse wäre man um die 80 Stunden unterwegs.

Also kann man sich sicherlich fragen, was uns das denn in der Schweiz angeht, was die Katastrophe in Afghanistan vom jüngsten Erdbeben in Haiti unterscheidet. Von vielen anderen Elendslöchern, Schlachtfeldern, korrupten gescheiterten Staaten in Afrika.

Gibt es Afghanistan auch in der Schweiz?

Es gibt tatsächlich einen Aspekt, der Afghanistan zuvorderst auf die Agenda auch in der Schweiz setzen sollte. Auf die Agenda von allen, die sich intensiv, ausführlich, wortgewaltig dem Kampf gegen Sexismus, Frauenverachtung, Diskriminierung und Unterdrückung aufgrund des Geschlechts widmen.

Denen die Sprache gar nicht gendergerecht genug sein kann. Die mit äusserster Sensibilität in ach so vielen Worten, Verhaltensweisen, Beschreibungen versteckten oder offenen Sexismus denunzieren, die sich dadurch verletzt, erniedrigt, unterdrückt, diskriminiert, als Menschen zweiter Klasse empfinden.

Währenddessen in Afghanistan viele Berichte belegen, dass die Taliban trotz guter PR sich so verhalten, wie es diesen fundamentalistischen Irren eben gemäss ist: Frauen sind zu behandeln wie Vieh, Schulen, Bildung, Gleichberechtigung, das sind dekadente Verirrungen, das Abweichen von angeblich klaren islamistischen Prinzipien. Schlimmer noch, wer sich dafür engagierte, ob Mann oder Frau, ist an Leib und Leben gefährdet.

Welche dieser Afghaninnen ist in Lebensgefahr?

Bedauerlich, aber weit weg. Weniger weit weg sind Vertreter dieses Gedankenguts, dieser Ideologie in der Schweiz. Zur Klarstellung: Die meisten Muslime sind keine Islamisten. Die meisten Islamisten sind keine Terroristen, keine Taliban.

Aber diese Fanatiker, Fundamentalisten, Terroristen, Gotteskrieger verüben ihre Verbrechen im Namen des Islams. In Afghanistan, in Frankreich, in Deutschland, überall auf der Welt. Nur einzelne Hassprediger in der Schweiz wagen es, sich offen zu den Zielen der Taliban zu bekennen, offen deren Greueltaten als gottgefällig zu loben.

Wie halten es islamische Organisationen mit den Taliban?

Aber Organisationen wie der Islamische Zentralrat in der Schweiz, die Fids, die Dachorganisation der sunnitischen Muslime in der Schweiz, KIOS, VIOZ, die «Türkisch Islamische Stiftung für die Schweiz» und all die Tarnorganisationen, die von Saudi-Arabien, Katar usw. unterstützt werden, wie steht es mit denen? Nein, es geht hier nicht um das Einfordern einer wie auch immer deutlichen Distanzierung oder Bekenntnisse zu westlichen Werten. Es geht nicht um den Kampf gegen Bestrebungen, die Scharia auch in der Schweiz zu ihrem Recht zu verhelfen.

Es geht auch nicht um das peinlich berührte Schweigen der Linken, wenn es vor allem um den Antisemitismus all dieser Organisationen oder sie unterstützenden Staaten geht. Es geht um etwas ganz Banales:

Wieso kümmern sich all die #metoo-Kreischen, die #aufschrei-Aufschreienden, die in eigene Nabelschau Versunkenen nicht um ein zum Himmel schreiendes Unrecht, das vor allem gegen Frauen verübt wird? Nicht mit wohlfeilen und nutzlosen Solidaritätsadressen an die mutigen, aber zum Tode verurteilten Frauen in Afghanistan. Sondern mit Aktionen gegen Vertreter dieser Ideologie, dieser Verlierer-Religion in der Schweiz.

Hat dieses Mädchen eine menschenwürdige Zukunft?

Statt seitenlange Grübeleien, wie man die deutsche Sprache gendergerecht machen könnte, wieso nicht Recherchen, Reportagen, Analysen aus diesen Dunkelkammern? So als Wiedergutmachung dafür, dass sich Teile der Frauenbewegung im Kampf gegen das Burkaverbot lächerlich machten?

Müssen wir hier Namen von Exponentinnen nennen, die den Ganzkörperpräservativ als freie Entscheidung von Frauen hochjubelten, mit dem sie sich in unserer sexistischen Gesellschaft lüsternen männlichen Blicken entziehen wollten?

Man kann doch für Verirrungen, Fehlmeinungen und Irrtümer auch tätige Reue leisten. Hier und heute. Nicht im fernen Afghanistan, sondern in der Schweiz. Wie wär’s? Wollen die 75 Unterzeichnerinnen des Protestschreibens gegen Sexismus bei Tamedia nicht den Anfang machen?

Wie lange wird es das in Kabul noch geben?

ZACKBUM wird sehr gerne eine entsprechende Stellungnahme veröffentlichen. Unzensiert. Grosses männliche Ehrenwort.