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Das «Magazin» des Schreckens

Die Welt ist garstig genug. Braucht’s auch noch Nina Kunz?

Und als ob Kunz alleine nicht schon für Leserschwund sorgen würde, das lässt sich noch steigern. Schwer vorstellbar? Aber einfach realisierbar.

Wenn Kunz Franziska Schutzbach interviewt. Auf 25’600 A! Welchen Kreis der Hölle sich Dante wohl so vorgestellt hat?

«Frauen bekommen Freiheit von anderen Frauen. Oder sie bekommen sie gar nicht.»
Also gebt endlich auf, Männer.

Nina Kunz, das ist die Kolumnistin, die Texte absondert wie: «Unsere Autorin fühlt sich entfremdet von der Natur und möchte das ändern. Eine Selbsterkundung in elf Kapiteln.» Schutzbach behauptet, eine Genderforscherin zu sein, ist aber garantiert eine feministische Antidemokratin. Sie ging so weit, dass sie Redeverbot oder Boykott für «rechtsnationale Politiker» forderte, selbst wenn «diese gewählt wurden». Als das Gegenwind gab, ruderte sie schnell zurück, das sei nur ironisch gemeint gewesen.

Beide zusammen lupfen der Bärtschi-Skala der Peinlichkeit den Hut. Er selbst garantiert normalerweise für eine stabile 10. Die geballte Frauenpower Kunz/Schutzbach schafft problemlos eine 25. Ach was, nach Lektüre dieses Interviews vergibt ZACKBUM matt und verwundet eine 30.

Das fängt schon beimTitelzitat an:

«Verbünden sich Frauen, wird männliche Herrschaft infrage gestellt.»

Bei diesem Beispiel ist es allerdings so, dass dieses Bündnis, diese Verbrüderung, Pardon, Verschwesterung, männliche Herrschaft höchstens so in Frage stellt, dass sich auch Männer beim Lesen totlachen können.

Hingegen vermisst man in den langen, langen und laberigen Zeilen ein Thema, das doch durchaus interessieren könnte. Es gab ja mal den Roshani-Skandal. Da richtete eine frustrierte Intrigantin ihren ehemaligen Chefredaktor im «Spiegel» hin, weil sie dessen Stelle wollte, aber nicht bekommen hatte und stattdessen selbst gefeuert wurde. Sie behauptete unter anderem, der Chefredaktor habe sie vor versammelter Mannschaft des «Magazins» verbal niedergemacht und übel angegangen. Zu dieser Mannschaft gehörte damals nicht nur die schreibende Schmachtlocke Binswanger, sondern auch der Lebensgefährte von Schutzbach.

Es wäre also für beide, wie auch für den feigen Sportreporter Christof Gertsch, problemlos möglich gewesen, diese Behauptungen von Roshani zu verifizieren – oder zu falsifizieren. Aber hat Mikael Krogerus, sicherlich ein grosser Feminist vor dem Herrn, den Mund aufgekriegt? Nein, auch er schwieg verkniffen und antwortete nicht mal auf Anfragen – wie seine sonst mit dem Zeigefinger wackelnden Kollegen –, und Schutzbach bat öffentlich um Verständnis, dass auch sie sich zu diesem Fall nicht äussern könne und wolle. So viel zu weiblichen Bündnissen im Ernstfall.

In der grauen Theorie kann Schutzbach allerdings «eine aufregende Frage» stellen, die allerdings wohl nur Kunz aufregt: «Was wäre, wenn es generell mehr Solidarität und Freundschaft unter Frauen, Lesben, inter, nicht binären, trans und agender Personen (kurz: Flinta-Personen) gäbe

Darüber hat Schutzbach (schon wieder) ein Buch geschrieben, und Kunz gibt ihr in weiblicher Solidarität eine grosse Plattform, um Plattes abzusondern. Aus ihrem «neuen Werk «Revolution der Verbundenheit»». Da das Werk erst am 1. Oktober erscheint, figuriert es nicht mal auf dem Platz 1’724’315 der Amazon-Verkaufsliste. Den es aber bald erobern wird.

Obwohl Schutzbach hier ewig gültige und daher schon x-mal geäusserte Flachheiten von sich gibt:

«... meine eigenen Freundschaften vertieft habe … eine positive Haltung gegenüber dem Leben einzunehmen … Hoffnung ist harte Arbeit, Pessimismus und Zynismus sind reaktionäre Gefühle … ein Buch, das auch die Spuren solidarischer Praxis, von Liebe und Freundschaft aufspürt (!) … orientierte ich mich stark an feministischen Denkerinnen wie Silvia Federici oder Christina Thürmer-Rohr. Die sagen, und ich vereinfache jetzt stark, dass sich unsere Sehnsucht nach Verbesserung auf unsere unperfekte Welt richten sollte und wir nicht zuerst – wie in männlich geprägten Revolutionskonzepten – das ganze System zertrümmern müssen.»

Wir lassen eine Alarmsirene erklingen, damit wenigstens ein paar Leser aufwachen. Denn was ZACKBUM sich angetan hat, da muss mann (und frau and everybody beyond) auch durch, denn Kunz fragt den ganzen Katalog dämlicher (nomen est omen) Fragen ab, auf die Schutzbach ebenso antwortet: «Das romantisierte Eins-Werden bedeutet für Frauen in heterosexuellen Beziehungen häufig, die eigenen Wünsche zurückzustellen zugunsten der Wünsche des Partners oder der Familie.» Das wird nun Krogerius gar nicht gerne hören, der alte Macho.

Aber nicht nur die Antworten sind hirnerweichend, auch die Fragen schaffen das: «Geblieben ist mir auch, dass der Philosoph Michel de Montaigne (1533–1593, Anm. der Red.) meinte, die weibliche Seele sei nicht «fest» genug, um Freundschaften einzugehen. Was hat es mit dieser absurden, misogynen Abwertung auf sich?» Ist das wirklich alles, was Kunz vom grossen Denker Montaigne geblieben ist? Ein einziger seiner Essays enthält mehr Esprit als diese beiden Damen im ganzen Leben aufbringen werden.

Niemals hätte Montaigne eine Flachheit wie diese von sich gegeben: «Männliche Herrschaft funktioniert unter anderem dadurch, dass Frauen von Männern abhängig gemacht werden.»

Ach was, und was können Frauen dagegen tun (ausser sich von Krogerius trennen)? «In einer separatistischen Praxis beginnen Frauen, den Zugang zu sich selbst zu kontrollieren und das schlechte Gefühl, das sie dabei oft haben, zu verlernen.»

Zugang zu sich selbst kontrollieren? Hä? Muss man flinta sein, um das zu verstehen?

ZACKBUM ist’s zu viel geworden, daher schliessen wir mit einer der intelligentesten Fragen oder Feststellungen von Kunz im ganzen lähmend langen Interview:

«Eben

Eigentlich ist dieses Werk ein kaum verhüllter Aufruf an Pietro Supino: bitte, machen Sie dieser Leserqual ein Ende. Viele werden es Ihnen mit einer Spende danken.

 

 

Ist das peinlich

Da basteln zwei «Magazin»-Journalisten einen siebenteiligen Podcast. Und keiner nimmt’s zu Kenntnis.

Christof Gertsch und Michael Krogerus hatten ihre Chance, mal Rückgrat zu zeigen. Als die gefeuerte und rachsüchtige Kollegin Anuschka Roshani im «Spiegel» eine Breitseite gegen ihren ehemaligen Chef abfeuerte, den sie vergeblich aus dem Amt zu mobben versucht hatte.

Da behauptete Roshani unter anderem, Finn Canonica habe sie vor versammelter Redaktion verbal übel angegangen. Also auch vor Gertsch und Krogerius, der zudem der Lebensgefährte der Kampffeministin Franziska Schutzbach ist, die keine Gelegenheit auslässt, die brutale, männerdominierte Welt zu kritisieren.

Also hätten die beiden, das Vorhandensein von Rückgrat vorausgesetzt, die einmalige Gelegenheit gehabt, als Zeugen zu bestätigen, was Roshani behauptete – oder ihrem ehemaligen Chef den Rücken zu stärken, der diese Anschuldigungen energisch zurückwies.

Aber eben. Sogar bei der Verleihung des Schweizer Journalistenpreises eierte Gertsch auf eine entsprechende Frage herum. Beide schwiegen verkniffen, als ihnen ZACKBUM die Gelegenheit für ein klärendes Wort bot. Sind das vielleicht feige, opportunistische Wendehälse, die einmal im Lebenetwas Zivilcourage hätten beweisen können.

Getoppt werden sie nur von der schreibenden Schmachtlocke. Denn Daniel Binswanger war auch dabei, sogar eng mit Canonica. Und als inzwischen «Republik»-Chefredaktor hätte er nichts zu befürchten gehabt. Ausser, dass er, wenn das Organ endlich untergeht, sich seinen mögliche Rücksturz zu Tamedia nicht vermasseln möchte. Also schweigt auch er verkniffen.

Die heiden Moralheros Gertsch und Krogerius haben nun in Zusammenarbeit mit der «Süddeutschen Zeitung» einen aufwendigen siebenteilige Podcast über Florence Griffith-Joyner gemacht. Florence who? Das war ein Unterschichtengrirl, das im Rennen Rekorde aufstellte, die bis heute nicht übertroffen wurden, und jung starb. Es halten sich hartnäckig Gerüchte, dass sie bei ihren Läufen nachgeholfen hatte, also gedopt war.

Das alles interessiert eigentlich keinen wirklich, und die kühne Idee, damit die Olympischen Spiele  in Paris zu begleiten, war ein Totalflop. Niemand schaut, niemand hört, keinen interessiert’s. Nun legt Tamedia verzweifelt noch mit einem Video nach. Wenn schon niemand die aufgewärmte Story von Flo interessiert, dann interessiert noch weniger, wie Gertsch und Krogerius wichtigtuerisch über ihre Recherche berichten. Umrahmt vom «Chopped Salat», der neusten Verzweiflungstat der Köchin Elif, und der Abhandlung über «Männlichkeit im Alltag».

Zum Video über und mit Gertsch/Krogerius werden nur positive Kommentare zugelassen. Daher sind es ganze sechs, wobei zwei von diesem Dreamteam selbst stammen.

Ist das mal wieder peinlich. Aber dieses «digitale Storytelling» wird von Kerstin Hasse verantwortet. Und sie ist Mitglied der Chefredaktion – und eine Frau.Also unkaputtbar, unbeschadet davon, dass sie den Online-Auftritt des Tagi kaputt macht. Von dieser Tätigkeit lässt sie nur ab, wenn sie sich zum rasend brennenden Thema «nackte Brüste» äussert, so als Feministin, die die Offenlegung des Lohns fordert, selber aber kneift.

Die wenigen verbliebenen Journalisten bei Tamedia sind wirklich nicht zu beneiden. Die meisten schleppen sich zur Frühpensionierung und hoffen, dass sie nicht vorher einer neuen Sparwelle zum Opfer fallen. Denn so Nieten wie Gertsch und Krogerius und viele mehr müssen ja bezahlt sein.

Die Jagd nach? Was für ein präpotenter Titel.

Wumms: Christof Gertsch

Wenn Journalisten Journalisten interviewen, tropft der Schleim aus den Zeilen.

Gertsch ist «Reporter» beim «Magazin» von Tamedia. Dort schreibt er über Sport. «persoenlich.com» interviewt ihn im Rahmen einer «Sommerserie». Das soll leichter Stoff sein, ein Füller fürs Sommerloch halt. Das labert sich dann auf Flughöhe null dahin:

«Wie und wo beginnt Ihr Arbeitsalltag am Morgen?
Meistens auf dem Velo, wenn ich von der Kita in ein Kaffee fahre und Podcast höre. Ich habe ein, zwei Lieblingscafés, wo ich häufig arbeite und mich meistens bis am Mittag versäume. Das klingt jetzt so reporterhaft.»

Nein, das klingt keineswegs «reporterhaft». Sondern gutmenschlich (Kita, Velo) und klischeevoll (Podcast, Verweilen im Kaffeehaus).

Natürlich ist auch bei Tamedia alles toll, super und so menschlich: «Das Magazin-Team hat sich gut entwickelt. Es sind coole, junge Leute dazugekommen und wir sind noch mehr zu einem Team gewachsen. Und grundsätzlich: Dass es bei Tamedia trotzt immer schwierigeren Rahmenbedingungen noch möglich ist, ab und zu ein grösseres, aufwändigeres Projekt zu verfolgen.»

Immer schwierigere Rahmenbedingungen? Das einstmals stilbildende «Magazin» ist zu einem Storywiederverwertungsorgan verkommen, das die meisten Inhalte einkauft und eine Riege von abgehalfterten Kolumnisten beschäftigt, die so schlimm und banal sind, dass man sich manchmal sogar Daniel Binswanger zurückwünscht, und das drückt nun helle Verzweiflung aus.

Aber wenn man sich durch den unsäglichen Philipp Loser, diese Karikatur eines Journalisten, durch Katja Früh oder durch Kaltërina Latifi, gar durch den Selbstplagiator Max Küng quälen muss, kommen solche perversen Wünsche auf.

Gertsch ist aber keineswegs nur Mitglied bei einem angeblich gut entwickelten Team. Er ist ein Opportunist und Feigling. Er berichtet stolz davon, dass er zusammen mit Kollege Mikael Krogerus und mit Hilfe der «Süddeutschen Zeitung» eine Podcast-Serie fertiggestellt habe. Krogerus ist bekanntlich der Lebensgefährte von Franziska Schutzbach. Die feministische Kreische und «Geschlechterforscherin» («Die Erschöpfung der Frauen») blieb erschöpft stumm, als in der tollen «Magazin»-Redaktion ein Riesenskandal platzte. Eine frustrierte und gefeuerte Ex-Mitarbeiterin lästerte im «Spiegel» über ihren ehemaligen Chefredaktor ab. Der habe sie auch coram publico übel verbal angegangen und sexistisch fertiggemacht, behauptete sie.

Da wäre es nun an Mannen wie Loser, Gertsch oder Krogerius gewesen, diese Behauptung zu bestätigen – oder zu dementieren. Das hätten Ehre und Anstand verlangt. Aber wie die schreibende Schmachtlocke Binswanger, der längst zur «Republik» abgesprungen war und nichts zu befürchten hätte, schwiegen sie. Schwiegen und schwiegen. Ruderten um Fragen herum, wie Gertsch bei der Verleihung des Schweizer Journalistenpreises an diese Schande seines Berufs. Schwiegen wie Krogerius. Schwiegen auf Anfrage oder verwiesen wie der auf den Chefsessel nachgerutschte Ziauddin auf die Medienstelle von Tamedia.

Woher soll Gertsch  in der Kita, beim Velofahren, im Kaffee oder sonst wo die Autorität nehmen, den Leser zu unterhalten, bereichern, aufzuklären, überhaupt mit seiner Schreibe zu belästigen?

Jemand, der einmal im Leben die Chance hatte, aufrecht hinzustehen. Schliesslich ging es nicht um die Weltlage oder Probleme ausserhalb seines Wirkungsbereichs. Er hätte – hätte müssen – dazu Stellung zu nehmen, ob eine gravierende Anschuldigung gegen seinen damaligen Chefredaktor, erhoben im «Spiegel», der Wahrheit entspricht oder nicht. Schliesslich sollte es sich nicht um die üblichen, unbeweisbaren verbalen Übergriffigkeiten unter vier Ohren gehandelt haben, sondern die ganze Redaktion sei Zeuge gewesen, behauptete die Intrigantin, die zuvor vergeblich versucht hatte, den Posten ihres Chefs zu erobern.

Aber stattdessen verkniffenes Schweigen, Ausweichen, feiges Beiseitestehen.

Natürlich sollte das nicht das Hauptthema eines locker-luftigen Sommerinterviews sein. Aber erwähnt werden müsste dieser dunkle Fleck, müsste dieses menschliche Versagen schon. Damit das Gespräch nicht Übelkeit auslöst.

Wumms: Daniel Binswanger

Der HiC der «Republik».

Es gibt den Commander in Chief, den Oberkommandierenden. Berühmtestes Beispiel war Fidel Castro, der Comandante en Jefe. Das war ein Monument von Mann.

Bei der «Republik» ist alles eine Nummer kleiner. Einige Nummern kleiner. Klitzeklein. Hier gibt es einen HiC. Das steht für Heuchler in Chief. Denn nichts anderes ist der Chefredaktor Daniel Binswanger.

Er gehörte zum Team des «Magazin» von Tamedia. Eine rachsüchtige Ex-Mitarbeiterin zog, nachdem sie gefeuert worden war, über ihren ehemaligen Chef dort her. Der habe sie auch vor der versammelten Redaktion erniedrigt, sei verbal übergriffig geworden.

Endlich mal eine Anschuldigung, die man problemlos verifizieren oder falsifizieren könnte. Denn es gab ja angeblich genug Augen- und Ohrenzeugen. Nur: die feigen Gutmenschen des «Magazin» waren nicht in der Lage, so viel Zivilcourage aufzubringen, um sich öffentlich zu äussern. Stimmen die Vorwürfe, stimmen sie nicht? Der nachgerutschte Chefredaktor Bruno Ziauddin? Verweist schmallippig an die Medienstelle des Hauses. Mikael Krogerus, Lebensgefährte der Kampffeministin Franziska Schutzbach, die nie zögert, Sexismus anzuprangern, wo er ist und nicht ist? Tiefes Schweigen. Und Daniel Binswanger, der über Jahre eine Kolumne schrieb, in der er unermüdlich der Welt gute Ratschläge erteilte und alles Böse, Diskriminierende, Sexistische streng verurteilte? Kein Ton.

Er bleibt sich treu. Denn er wechselte zur «Republik», wo er jede Woche genau das Gleiche wie beim «Magazin» macht. Und sonst nicht viel. Aber da das Blatt für alles Gute auf der Welt einen ziemlichen Verschleiss an Chefredaktoren hat, übernahm er auch diesen Posten geschmeidig.

Nun hat die «Republik» ein paar Probleme. Geldprobleme, Steuerprobleme, Klimalabor-Probleme, Payroll-Probleme, Probleme mit dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung. Ach, und ein Problem mit ihrem Star-Reporter, der gerade menschenfreundlich fristlos gefeuert wurde. Ohne dass er wusste, wer ihn eigentlich beschuldigt. Ohne dass er die versprochene Gelegenheit bekam, sich zu den Vorwürfen zu äussern.

Selten schräg ist auch: alle Denunziantinnen (Männer dürften nicht darunter sein) verstecken sich feige in ihrer Anonymität. Den Namen des Beschuldigten kennt eigentlich jeder, aber auch er wird nicht genannt. ZACKBUM respektiert das, findet es aber inzwischen ziemlich kindisch.

Das wären doch so zwei, drei Gründe, dass der nie um einen Ratschlag für die Welt verlegene Binswanger das mal in seiner Kolumne thematisieren könnte. So als Chefredaktor und Verantwortungsträger.

Doch nicht die schreibende Schmachtlocke. Stattdessen labert sie im Podcast «Demokratie-Check» über das ausgeleierte Thema «Was macht Fremdenhass zu einer politischen Waffe der Rechten?» Stattdessen:

Die Hütte brennt, der Dachstock droht einzustürzen, der Keller steht unter Wasser, die «Republik» steckt in einer existenzbedrohenden Krise, die diesmal nicht durch Geldmangel verursacht ist. Das Blatt der guten Lebensart versemmelt geradezu dramatisch und tragisch die Handhabung einer keinen Sexismus-Affäre. Der neue Verwaltungsrat zeigt gleich zu Beginn, dass er die Lage nicht im Griff hat und dem Problem nicht gewachsen ist.

Screenshot «Republik».

Ungeschicktere Medienmitteilungen als diejenigen, die von 55 angeblichen Kommunikationsprofis gebastelt werden, hat man nicht mehr gesehen, seit Pietro Supino den Roshani-Skandal in den Sand setzte.

Und Binswanger? Er folgt dem Beispiel von Constantin Seibt. Der kümmert sich eigentlich nur noch um den Faschismus in den USA. So von Zeit zu Zeit, wenn er Sprachdurchfall bekommt. Co-Chefredaktorin Bettina Hamilton-Irvine? Preist im idealen Moment einen neuen NL an. Die «Stabsstelle Chefredaktion»? Sagt komischerweise nix. Dominik Cavalli, «Head Human Resources»? Sagt zu dieser humanen Katastrophe nix. Sonia Cirillo, «Senior Controllerin», kontrolliert nix. Amanda Strub und Katharina Hemmer, die Co-Geschäftsführerinnen? Dürfen nix mehr sagen. Der Golden-Ager VR? Eiert.

In einer solch desolaten Lage wäre es doch die vornehmste Aufgabe des Commander in Chief, von der Kommandobrücke der eigenen Mannschaft aufmunternde Durchhalteparolen zuzurufen. Der Öffentlichkeit mit markigen Worten klarzumachen, dass die «Republik» alle Probleme in den Griff bekommt, noch besser wird, noch guter, noch humaner, noch vorbildlicher, noch transparenter.

Da könnte sich Binswanger ein Beispiel an der Edelfeder Ullrich Fichtner beim «Spiegel» nehmen. Den kostete der Relotius-Skandal zwar die schon zugesagte Stelle als Chefredakteur. Aber in einem Gewaltakt schrieb der die Relotius-Affäre so hin, dass es eine intellektuelle und schriftstellerische Freude war, ein solch raffiniertes Schönschreiben zu lesen. Eine perfekte Mischung aus Schuldeingeständnis, Erklärung, Berufung auf das Gute beim «Spiegel», Selbstgeisselung und ein Spürchen Kritik an den Kritikern. Ein Sahnestück.

Statt schwabbeln endlich mal schreiben. Statt die Welt, die Schweiz und alles Rechte und vor allem die SVP zu kritisieren, was ja wohlfeil ist, endlich mal ein intellektuell anspruchsvoller Versuch, die Kacke, in der die «Republik» steckt, golden anzumalen und zu parfümieren. Wäre eine echte Herausforderung. Aber davor versagen die Republikaner regelmässig.

Sie bleiben lieber im Mief der Selbstgerechtigkeit unter Luftabschluss unter sich. Kein schöner Anblick.

Alles Tartuffes

Links, wo heuchlerischer Opportunismus wohnt.

Wie forderte die schreibende Schmachtlocke so richtig: «Wir sollten dieser Heuchelei ein Ende setzen.» Wie plusterte er sich damals auf: «Die von der Republik angeprangerten Missstände bei Globegarden, dem grössten privaten Krippen­betreiber in der Schweiz, müssen von den Besitzern und der Unternehmens­leitung verantwortet werden.»

Nur: diese «angeprangerten Missstände» erwiesen sich als ausnahmslos nicht stichhaltig, sie basierten auf anonymen Denunziationen, kein «Reporter» der «Republik» hatte auch nur eine Sekunde in einer dieser Krippen verbracht. Es war ein typisches «Republik»-Soufflee, das in sich zusammenfiel, als sein Zweck, Geld erbetteln, erfüllt war.

Aber: »Entweder die bürgerlichen Parteien nehmen die Sache des Feminismus und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ernst.» Oder aber, die «Republik» zeigt ihnen, wie man sie wirklich nicht ernst nimmt. Denn die aktuell genauso wie damals anonym angeprangerten Missstände bei der «Republik» müssten auch von den Besitzern und der Unternehmensleitung verantwortet werden. Aber weder von den Verlegern, noch vom Chefredaktor hört man auch nur ein Sterbenswörtchen. Von diesen Tartuffes.

Die Abwesenheit von Mass und Mitte, von Restintelligenz in den Medien, führt zu absonderlichen Sumpflandschaften. Eine Kämpferin gegen Hass und Hetze im Internet hetzt hasserfüllt gegen eine Kritikerin. Regula Stämpfli, Daniel Binswanger, Andreas Tobler, Franziska Schutzbach, Patrizia Laeri, viele andere, deren Namen wir hier nicht nennen wollen, werfen sich mit kampffeministischen Parolen in die Brust und in die Schlacht.

Wenn dann in ihrem eigenen Laden üble Gerüchte von Sexismus, Diskriminierung, Übergriffigkeiten aufkommen, sind sie «betroffen», oder aber sie outen sich selbst als angebliches Opfer, bekommen einen leidenden Hundeblick – und hoffen, dass so schnell wie möglich im Saustall nebendran die Gülle in die Luft spritzt, das lenkt dann ab.

Was hat sich die «Republik», insbesondere der zurzeit im Feuer anonymer Anschuldigungen stehende Reporter, nicht aufgeführt, als es gegen die angebliche Macho-Medienmacht von Tamedia ging, mit der eine arme, aber tapfere Frau fertiggemacht werden solle.

Unvergessen auch seine absurde «Reportage», die keine war, über das angebliche Geflecht, Netzwerk rechter Journalisten («Die Infokrieger»). Da schaffte er es, mehrere Dutzend zu denunzieren – ohne auch nur ein Sterbenswörtchen mit denen geredet zu haben. Auch auf eine Anfrage von ZACKBUM reagierte er nicht. Denn eins ist klar: denunzieren, anschuldigen lässt es sich dann am besten, wenn das Opfer sich nicht wehren kann. Denunzieren lässt sich dann am besten, wenn man es aus der feigen Ecke der Anonymität oder unter Berufung auf anonyme Quellen tut.

Nun werden reihenweise linke Organe und Organisten als Heuchler entlarvt, wie sie Molière nicht besser hätte beschreiben können. Aber Tartuffe wird wenigstens am Schluss entlarvt, diese Heuchler werden alle nach kurzer, sehr kurzer Schweigephase ungeniert weitermachen.

Sei es Kevin Spacey, sei es Finn Canonica, sei es Harvey Weinstein: aus all diesen Fällen sollte die Medienmeute gelernt haben, dass nur eine rechtskräftige Verurteilung eine Basis für mediale Hinrichtungen sein kann. Alles andere bedeutet, sich in den Dienst von anonymen Denunziantinnen (mit wenigen Ausnahmen Frauen) zu stellen. Deren Anschuldigungen können belegfrei oder unterfüttert mit angeblichen Indizien sein. Der Fall Canoncia zeigt, wie selbst solche Behauptungen in sich zusammenfallen, bei näherer Betrachtung. Der Fall Spacey zeigt, dass jemand zuerst vernichtet wird, danach freigesprochen.

Das Widerliche ist: weder die Denunziantin, noch ihr Lautsprecher müssen auch nur die geringste Gefahr einer Bestrafung ihres unredlichen Tuns fürchten. Der eine hat nur kolportiert, die andere hat das nur so erinnert, aber leider ist’s verjährt, bedauerlicherweise hatte sie nie den Mut, das Vergehen anzuzeigen, sich an die dafür seit Jahren vorhandenen internen Stellen zu wenden.

Man muss sich diesen Witz immer wieder auf der Zunge zergehen lassen: im Vorfeld des Protestbriefs von 78 erregten Tamedia-Frauen, die Dutzende von angeblichen Übergriffigkeiten behaupteten, im Vorfeld davon gab es bei der internen Meldestelle von Tamedia keinen, null, nicht einen einzigen Kontakt. Obwohl angeblich in den Redaktionen der Macho-Bär tanzte, Frauen sich nicht mal mehr alleine aufs Klo trauten, diskriminiert, sexistisch angemacht, belästigt wurden. Angeblich.

Da der Vorwurf einer sexuellen Belästigung immer potenziell existenzvernichtend ist, siehe Spacey, siehe Canonica, müsste sein Äussern unter Strafe gestellt werden, sollte er sich nicht erhärten lassen. Unter strenge Strafe. Unter eine Strafe, die der Existenzvernichtung des Beschuldigten adäquat wäre.

Vorwürfe sexueller Belästigung dürften – nach Ablauf der Verjährungsfrist – nicht mehr anonym erhoben werden. Das Opfer wird immer früher oder später geoutet oder von Anfang an mit Namen an den medialen Pranger genagelt. Das darf nicht im Schutz der straflosen Anonymität geschehen.

Und wie ist es dann mit den Opfern sexueller Übergriffe, die es ja tatsächlich gibt? Müssen die dann stumm erleiden, können sich gar nicht wehren? Mumpitz. Innerhalb der drei Jahre Verjährungsfrist sollte es wohl möglich sein, Anzeige zu erstatten. Wer danach denunziert, kann das tun. Aber nur mit Namen.

Und kommen dann sexuell Übergriffige nicht leichter davon? Wie auch sonst immer, es muss das Grundprinzip gelten, dass ein Beschuldigter das Recht hat, sich gegen eine Beschuldigung (und den Beschuldiger) zu verteidigen. Insbesondere, wenn sie dermassen gravierende Folgen haben kann.

Recht ist nie perfekt. Recht ist immer Abwägung. Aber die Anschuldigung «sexuelle Belästigung» ist offensichtlich zu einer Mehrzweckwaffe mit verheerenden Wirkungen geworden. Statt zwischen Schuld und Unschuld zu unterscheiden, wird mit dem widerlichen Prinzip operiert «etwas hängen bleibt immer». Auch im Fall völliger und erwiesener Unschuld. Repariert kann nichts mehr werden, die Betroffenen können nur darauf hoffen, dass viele, viele Jahre später Gras über die Sache gewachsen ist.

Die Problematik zeigt eine interessante Debatte, die in Deutschland entbrannt ist. Der bekannte Schriftsteller Ferdinand von Schirach fordert öffentlich, dass Medien Strafen zahlen sollen, wenn eine «#metoo»-Berichterstattung das Ansehen eines Betroffenen schädigt, sich aber als unzutreffend erweist. Der deutsche Journalistenverband heult auf, dass dann auch Berichte über einen Harvey Weinstein, die am Anfang auch nicht belegt waren, unmöglich würden. Dabei übersieht er aber geflissentlich, dass von Schirach die Einschränkung macht, dass solche Behauptungen eben falsch sein müssen, um kostenpflichtig zu werden.

Konkret im aktuellen Fall: es darf nicht sein, dass ein verantwortungsloser Radiomacher sich dafür hergibt, anonyme Anschuldigungen zu multiplizieren, die Denunziantinnen völlig zu anonymisierten, keine Sekunde zu problematisieren, dass die Anschuldigungen bis fast zehn Jahre zurückreichen und niemals zur Anzeige gebracht wurden. Und gleichzeitig zu behaupten, dass auch der Beschuldigte anonymisiert bleibe, der aber so beschrieben wird, dass eigentlich jeder sofort weiss, um wen es sich handelt.

Die gleiche miese Methode verwendet auch eine Regula Stämpfli, indem sie sich selbst zum Opfer stilisiert, «dieses Mannes», aber auch seiner damaligen Chefin, die ihre Karriere hätten vernichten wollen. Absurde, unbelegte Anschuldigungen, aber auch die Chefin ist so beschrieben, dass jeder weiss, um wen es sich handelt.

Da hätte Tartuffe noch einiges lernen können. Seine modernen Wiedergänger sind noch viel widerlicher als er, noch viel verschlagener, opportunistischer, heuchlerischer. Lässt man sie weiter gewähren, vergiften sie das Klima am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft.

Die «Magazin»-Memmen

Hat man so viel kollektive Feigheit schon jemals gesehen?

Bruno Ziauddin ist als Stellvertreter von Finn Canonica auf dessen Stuhl gerutscht. Bei der Gelegenheit verabschiedete er seinen Chef mit einer Eloge und vergass zu erwähnen, dass der gefeuert worden war. Als seine Mitarbeiterin Anuschka Roshani gefeuert wurde, blieb er stumm. Wenn man ihn heute fragt, was denn da abging, verweist er schmallippig auf die Medienstelle von Tamedia.

Im aktuellen Editorial sabbert er über Eltern mit Kindern und solche ohne. Und über einen Zahn Lumumbas, ein Thema, das ihn «aufgewühlt und ja: wütend gemacht» habe. Das Thema, ob sein ehemaliger Chef weggemobbt wurde oder jahrelang seine Mitarbeiterin quälte, das lässt Ziauddin aber öffentlich völlig kalt.

Dann haben wir den Kampffeministen und Fan inkludierender und nicht diskriminierender Sprache Philipp Loser. Schnell zur Hand, wenn es aus Gutmenschenperspektive etwas zu verbellen gilt, wenn es einen Konzernjournalisten braucht, der einen unliebsamen Konkurrenten so niederschreibt, dass der Artikel gelöscht werden muss und er selbst zu Kreuze kriechen. Bleibt stumm. Katja Früh: kein Wort. Kaltërina Latifi? Schreibt übers Duzen. Christian Seiler? Über «Sushi oder das Rätsel der Aale». Anita Blumer, «Autorin und Regisseurin»: über Kinder. Simona Pfister? Über Simone de Beauvoir. Eva Hirschi? Über «ein Tag im Leben». Max Küng? Hat sich verirrt.

Im Impressum sind neben Bruno Ziauddin und seiner stellvertretenden Quotenfrau Barbara Achermann drei  Redakteure aufgeführt, darunter Mikael Krogerus, der Partner der «feministischen Aktivistin» Franziska Schutzbach. Dazu sieben «redaktionelle Mitarbeiter». Diverse von ihnen sind Autoren im Verlag «Kein & Aber» des Gatten von Roshani, wie zum Beispiel Nina Kunz.

Es gibt kaum ein Unrecht auf der Welt, dass das «Magazin» noch nicht angeprangert hat. Sexuelle Übergriffe, Ausnützung von Machtpositionen, Diskriminierung, Anzüglichkeiten, #metoo, Frauen als Opfer von Machomännern: aber hallo, wo sich ein Thema an den Haaren herbeiziehen liess, da war das «Magazin». Und gab es keine Haare, drehte es Locken auf der Glatze.

Nun wogt seit über einem Monat eine Debatte, ob die Behauptungen von Roshani zutreffen, ihr ehemaliger Chef habe sie jahrelang gemobbt, diskriminiert und gedemütigt. Auch coram publico, also vor Zeugen, vor anderen Redaktionsmitgliedern.

Aber hat es ein einziges bislang geschafft, mit Namen hinzustehen und Zeugnis abzulegen? Nein. Es gibt nur anonyme Heckenschützen, die alles als «noch viel schlimmer» beschreiben. Wenn sie nicht von den jeweiligen Autoren der Konkurrenz erfunden wurden. Es gibt eine Recherche vom «Schweizer Journalist», der acht Mitarbeiter zitiert, die übereinstimmend sagen, dass sie solche Verhaltensweisen von Canonica nicht erlebt hätten, es kein Mobbung gegeben habe und das Klima auf der Redaktion gut gewesen sei. Aber auch sie machen das anonym.

Man habe sich nicht auf eine gemeinsame Erklärung einigen können, ist das sackschwache Pseudoargument aus der Dunkelheit des Schweigens. Herrscht da Schiss vor arbeitsrechtlichen Folgen? Nun, gratis aus der Anonymität wäffeln, das ist billig. Hinstehen und Konsequenzen gegenwärtigen, das bräuchte einen Funken Zivilcourage.

Nicht mal den bräuchten die schreibende Schmachtlocke Daniel Binswanger und der in anderen Zusammenhängen tief gründelnde Reporter Daniel Ryser. Aber auch sie haben ein Schweigegelübde abgelegt, ignorieren wie alle anderen Anfragen, als wären sie bereits im Kloster.

An alle diese Maulhelden und Memmen öffentlich die einfache Frage: Glaubt Ihr wirklich, angesichts dieses Verhaltens glaubt Euch noch irgend jemand Eure Ansichten über irgend etwas? Und Zusatzfrage: Schämt Ihr Euch denn gar nicht, wenn Ihr morgens in den Spiegel schaut?

 

Es gilt die Unschuldsvermutung

Und morgen erzählen wir ein anderes Märchen.

Die Verluderung des Journalismus kennt keine Grenzen mehr:

Was ist an dieser «Blick»-Einschenke falsch? Genau; Laeri mache öffentlich, dass «sie während ihres Praktikums beim Schweizer Fernsehen sexuell belästigt wurde». Der Indikativ hier zeigt die Grenze zwischen gutem und seriösem Journalismus und Verluderung auf.

Das gilt inzwischen leider sogar für die «Zeit»: «Eine Redakteurin des Schweizer «Tages-Anzeiger»-Magazins wird jahrelang vom Chef gemobbt, am Ende wird ihr gekündigt. Der Fall zeigt die Machokultur in der Medienbranche.» Hier zeigt ein fehlendes «laut ihren Aussagen», dass die Autorin Salome Müller nicht an einer seriösen Berichterstattung interessiert ist, sondern ihr eigenes Narrativ für die Realität hält.

Schon bei dem Protestschreiben der erregten 78 Tamedia-Frauen zeigten sich diese Probleme. Zum Beleg für ihre Anklagen, dass auf den Redaktionen eine sexistische, frauenfeindliche und demotivierende Stimmung herrsche, führten sie ausnahmslos anonymisierte Beispiele an. Ort, Zeit, Beteiligte, mögliche Zeugen: alle Hilfsmittel, um diese Behauptungen allenfalls zu verifizieren – oder zu falsifizieren –, fehlten.

Erschwerend kam hinzu, dass so im Prinzip alle männlichen Mitarbeiter in Sippenhaft genommen wurden, da schliesslich jedes männliche Wesen diese sexistischen Sprüche gemacht haben könnte. Erschwerend kam ebenfalls hinzu, dass nicht klargestellt wurde, wann es zu diesen Vorfällen gekommen sein soll. Und ob alle Beispiele tatsächlich stattgefunden hatten – oder Erfindungen oder Übernahmen von Standard-Blödsprüchen («ist das Kind von mir, das da im Hintergrund schreit?») waren.

Ein weiteres Problem sind die Trittbrettfahrerinnen. Was drei Mitarbeiterinnen einer mässig erfolgreichen Anlageplattform gerade zum Besten geben, schadet den Anliegen der Frauen mehr, als dass es ihnen nützt. Ihr Aushängeschild Patrizia Laeri behauptet, dass ein heute in «leitender Funktion» tätiger SRF-Mitarbeiter versucht habe, sie zu küssen, als sie dort Praktikantin war. Laeri ist heute 45 Jahre alt; falls sie nicht spätberufen war, ist das also wohl rund 20 Jahre her.

Da sie keinerlei Angaben macht, wann, wo, in welchem Zusammenhang dieser Übergriff stattgefunden haben soll, wird die angekündigte Untersuchung wohl wie das Hornberger Schiessen ausgehen. Es ist unsäglich: das Denunzieren, Verfolgen und Bestrafen von männlichen Übergriffen (wie auch weiblichen) ist gut und richtig. Was aber all diese spätberufenen Opfer und Denunziantinnen aufführen, zieht berechtigte Anklagen ins Lächerliche.

Es entsteht eine ungute Gemengelage. Will sich Roshani nur für ihre Kündigung rächen? Will Müller nachtreten, nachdem sie mit ihrer Kampagne bei Tamedia nur kurz ihre fünf Minuten Ruhm abholen konnte?

Was ist von einer Franziska Schutzbach zu halten, die sofort losgaloppiert: «Die von der Journalistin Anuschka Roshani öffentlich gemachten Erfahrungen bei Tamedia verweisen auf erschütternde Weise erneut auf Missstände wie Sexismus, Machtmissbrauch und fehlenden Opferschutz in der Medienbranche. Dies gilt es mit allen Mitteln zu bekämpfen und aufzuarbeiten.»

Andererseits wäre ihre Partner Mikael Krogerus als langjähriger «Magazin»-Redaktor prädestiniert, an dieser Aufarbeitung, an diesem Kampf in vorderster Linie mitzuwirken. Doch stattdessen: «Gleichzeitig möchte ich an dieser Stelle transparent machen, dass mein Partner Mikael Krogerus beim Magazin/Tamedia als Redaktor angestellt ist, aus diesem Grund ist meine Familie von den Ereignissen direkt betroffen. Ich werde nicht alle Presseanfragen beantworten. Mit Dank für das Verständnis

Nein, ZACKBUM hat keinerlei Verständnis dafür, dass Schutzbach auf eine Anfrage nicht reagierte. Wieso soll «meine Familie … direkt betroffen» sein? Wurde denn auch Krogerus Opfer von Mobbing und Sexismus?

Wer mit dem Hashtag arbeitet «#smashpatriarchy» und stinklangweilige Bücher veröffentlicht, sollte hier entschieden weniger verschlossen sein.

Vorschnell mit dem Urteil zur Hand sein, aber dann sich feige weggucken, was für eine Zivilcourage zeigen hier wieder allzu viele. «Ich kann nicht länger schweigen», mit dieser Ausrede zerren nun Adabeis uralte Storys aus der Mottenkiste, bis zur Lächerlichkeit gespreizt bei elleXX.

Ähnlich wie im Fall Spiess-Hegglin gibt es bei sexuellen Kontakten jeglicher Art ein gravierendes Problem, wenn über die Einverständigkeit im Nachhinein keine Einigkeit herrscht. Hier besteht immer die Gefahr, dass die Anschuldigung eines Übergriffs (vor allem lediglich verbaler Art) als Waffe verwendet werden kann. Das ist widerlich, weil damit wirkliche Opfer verhöhnt werden und es zunehmend schwerer haben, gehört zu werden.

Man kann ein ganzes Geschäftsmodell darauf aufbauen oder sich zumindest kurzzeitig im Licht der öffentlichen Aufmerksamkeit sonnen. Aber der Hinweis auf längst verjährte, nicht mehr nachweisbare, angebliche Übergriffe bekommt so immer mehr einen Haut-goût.

Angesichts diesen medialen Entwicklungen geraten selbst die Anschuldigungen von Roshani in ein schiefes Licht. Der von ihr Angeklagte ist einerseits medial bereits vorverurteilt und hingerichtet worden. Seine Verteidigungslinie («alles gelogen, aus dem Zusammenhang gerissen, die Redaktion steht hinter mir») hat ebenfalls ihre Schwachpunkte.

Allerdings sollte es in diesem Fall – im Gegensatz zu all den anonymen und weit zurückliegenden Denunziationen – möglich sein, einiges zu überprüfen. Wieso das allerdings Tamedia in vielen, vielen Monaten nicht oder nur unzulänglich gelungen ist – damit macht sich die Verlagsleitung mitschuldig an diesem Schlamassel.

Es scheint, dass oftmals in solchen Fällen die schlechtesten menschlichen Eigenschaften zum Vorschein kommen. Feigheit, Rachegelüste, Lügen, unbeweisbare Behauptungen, Missbrauch der Waffe «sexueller Übergriff», rabulistische Verteidigungen.

Zumindest eines sollte klar sein: alle Journalisten, Journalistinnen, die hier mit anonymen Quellen arbeiten, die dies und das behaupten sollen, müssen dafür endlich einmal zur Rechenschaft gezogen werden. Denn entweder gibt es eine ganze Reihe von ehemaligen oder aktuellen «Magazin»-Mitarbeitern, die bezeugen, dass dort unerträgliche Zustände herrschten. Oder es gibt die einhellige Meinung der Redaktion, dass niemand niemals Zeuge der von Roshani behaupteten öffentlichen Äusserungen von Canonica war.

Falls Recherche, Quellenüberprüfung, Logik und das Bilden von Indizienketten im Journalismus noch angewendet wird – statt des Kolportierens von anonymem Hörensagen – müsste das doch feststellbar sein. Einer, eine (oder mehrere) lügt hier. Eine oder mehrere Journalistinnen arbeiten unseriös und müssten deswegen entlassen werden. Trittbrettfahrerinnen müssten entlarvt und zur Rechenschaft gezogen werden. Die feige schweigenden aktuellen und ehemaligen «Magazin»-Redaktoren müssten einen Funken Anstand, Ehre und Zivilcourage zeigen.

Oder sind das alles Forderungen aus einer Märchenwelt wie 1001-Nacht?

… aus den Löchern, Part II

Es war einmal, vor langer Zeit …

Der ewige Barde Bob Dylan dürfte wohl Rekordhalter sein. Er wurde vor zwei Jahren eingeklagt, dass er ein 12-jähriges Mädchen sexuell missbraucht haben soll. Vor inzwischen – 58 Jahren! Leider habe das vermeintliche Opfer solange gebraucht, um damit an die Öffentlichkeit gehen zu können.

Er löste damit Dustin Hofman ab, dem 2017 ebenfalls sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde. Der habe in den 1970er-Jahren stattgefunden.

Angesichts des Canonica-Skandals bei Tamedia sehen sich nun auch diverse Frauen genötigt, sich als Opfer sexueller Übergriffe zu outen. Teilweise mit Ansage. So twitterte Patrizia Laeri schon mal drohend: «Nun bricht nach diesem Text aber gerade so viel auf, dass ich nicht mehr verdrängen kann und will.»

Was kann und will sie nicht mehr verdrängen? Der «Financial Feminist» hat Schröckliches erlebt:

Nun hat das Qualitätsmedium «watson» bei Laeri nachgefragt, was denn dann passiert sei: «Gemeldet habe sie den Vorfall nie bei SRF, erzählt Laeri. «Ich war in Schockstarre und wusste nicht, an wen ich mich hätte wenden sollen.» Am nächsten Tag habe der Redaktor so getan, als sei nie etwas passiert.»

Aber es ist noch mehr Schlimmes passiert:

Damit immer noch nicht genug, die gesamte Frauschaft bei elleXX (nur echt mit 2 X) eruptiert lange verdrängte Traumata. So hat auch Samatha Taylor Krasses erdulden müssen:

Ganz schlimm ist es auch der elleXX Nadine Jürgensen ergangen:

Welch ein Unmensch, ein Macho, ein Sexist von Chef. Wie konnte er nur, und erst noch auf Englisch. Allerdings berührt diese neuentdeckte Sensibilität von Jürgensen doch etwas merkwürdig. An diesen nun wahrlich nicht sonderlich sexistischen Ausspruch erinnert sie sich, als regelmässige Kolumnistin im «Magazin» ist ihr aber niemals die «fäkalisierte» und sexistische Sprache des abartigen Ex-Chefredaktors aufgefallen?

All diese Denunziationen lange im Nachhinein haben etwas gemeinsam: sie erfolgen gegen anonymisierte Übeltäter. Welcher «Redaktor in Leitungsfunktionen» war’s wohl? Da dürfen sich nun einige Mitarbeiter von SRF als denunzierte Schweine vorkommen. Und welche «Redaktionsleiter» sollen denn angeblich etwas von «erschlafen» gebrabbelt haben?

Das zeichnete auch die mehr als 60 angeblichen Beispiele der erregten Tamedia-Frauen aus, die sie ihrem Protestbrief beifügten. Der zuerst intern an Geschäftsleitung und Chefredaktion gehen sollte, dann aber via Spiess-Hegglin an die Medien durchgestochen wurde. Alle Beispiele waren anonymisiert; jeder männliche Tamedia-Mitarbeiter stand unter Generalverdacht. Bis heute ist nicht bekannt, ob auch nur ein einziges Beispiel eines verbalen Übergriffs verifiziert werden konnte.

Eine der Initiantinnen, Salome Müller, bleibt sich treu und schreibt in der «Zeit» über den Fall Canonica – unter Verwendung anonymer Quellen. Wieso dieses Qualitätsorgan das trotz schreiendem Interessenkonflikt der Autorin zulässt, ist ein Rätsel.

Aber immerhin, wir haben diese Kolumnistin schon mehrfach scharf wegen eines unseligen Nazi-Vergleichs kritisiert, hier zeigt sie Haltung:

Auch Simone Meier stellt unbelegte Behauptungen auf, will sich aber nicht als Opfer outen, sondern schreibt cool, dass sie das kaum wahrgenommen habe.

Als in den USA die «#metoo»-Bewegung Fahrt aufnahm, gab es neben wahren und erschütternden Fällen von männlichen sexuellen Übergriffen auch jede Menge Trittbrettfahrerinnen, die mit erfundenen oder nicht verifizierbaren Behauptungen ein Stück öffentliche Aufmerksamkeit abschneiden wollten.

Das sei hier niemandem unterstellt. Aber lange her, nicht verortet, nach so langer Zeit auch nicht mehr überprüfbar, damals nicht gemeldet, das hat schon mehr als ein Geschmäckle.

Genauso interessant wie die nun an die Öffentlichkeit drängenden Opfer sind Stimmen, die schweigen. In erster Linie die Edelfedern und Bannerträger im Kampf gegen Sexismus, Diskriminierung, Männerherrschaft und üble Machos.

Dazu gehört die gesamte aktuelle und ehemalige Redaktion vom «Magazin». Zu mehr als anonymem Gewäffel reicht die Zivilcourage nicht: ««Es war alles noch viel schlimmer. Was nun publik wurde, ist lediglich die Spitze des Eisbergs», sagt ein ehemaliger «Magazin»-Journalist, der nicht namentlich genannt werden will

Was für elende Feiglinge. ZACKBUM bat unter anderen den Journalisten des Jahres Christof Gertsch, des Lobes voll über das «Magazin», Nina Kunz, Kampffeminist Philipp Loser, den langjährigen Kolumnisten und jetzigen Chefredaktor a.i. der «Republik» Daniel Binswanger um Stellungnahme zu naheliegenden Fragen. Aber kein einziges Mitglied dieser ehrenwerten Gesellschaft mochte etwas sagen.

Lediglich der nachgerutschte Chefredaktor Bruno Ziauddin verwies mailwendend auf die Medienstelle von Tamedia, die sich dann mit dem damals gültigen Stehsatz meldete.

Natürlich wäre eine Bestätigung der Vorwürfe Roshanis potenziell stellengefährdend, wenn einer mit Namen und konkreten Beispielen hinstehen würde. Aber könnte man das nicht von diesen Maulhelden in Sachen Kampf gegen Sexismus erwarten?

Es ist so, dass Anuschka Roshani sich von all diesen übrigen Denunziantinnen dadurch unterscheidet, dass sie konkret wird. Beispiele nennt und diese auch belegt. Dazu sagt, dass Finn Canonica sich auch coram publico einer «fäkalisierten» und sexualisierten Sprache bedient habe, auch andere Redaktionsmitglieder mit eigenen und fremden sexuellen Storys belästigt habe.

Entweder ist Roshani selbst reif für die Couch und erfindet das alles. Oder aber, sie sagt die Wahrheit. Was ganz besonders peinlich für Mikael Krogerus sein muss. Auch er schweigt verkniffen. Das Gleiche tut seine Lebensgefährtin Franziska Schutzbach. Diese «feministische Aktivistin» ist sonst immer zuvorderst und lautstark dabei, wenn es darum geht, unerträgliche sexistische und frauenverachtende Zustände zu kritisieren.

Hat ihr denn ihr Herzallerliebster niemals etwas von den Zuständen auf der «Magazin»-Redaktion erzählt? Hat sie ihn denn niemals nachdrücklich aufgefordert, das nicht länger zu dulden? Kam es ihr niemals selbst in den Sinn, hier öffentlich Anklage zu erheben? Auch Schutzbach wurde natürlich Gelegenheit gegeben, sich zu diesen Fragen zu äussern. Sie antwortete mit tiefem Schweigen.

Wenn es wahr ist, was Roshani beschreibt, ist es eine verdammte Schweinerei, was ihr geschah. Wenn es wahr ist, was Roshani als Reaktion der Führungscrew von Tamedia beschreibt, ist es eine verdammte Schweinerei, die personelle Konsequenzen haben sollte.

Unverständlich bleibt allerdings, wieso Roshani dieses gestörte Verhalten ihres Chefredaktors so viele Jahre erduldete. Unverständlich ist auch das Verhalten der übrigen Mitwisser. Ihnen war der Schoggi-Job, der für Schweizer Verhältnisse privilegierte Arbeitsplatz mit grossen Freiheiten wichtiger als Zivilcourage. Wenn es stimmt, was Roshani und inzwischen weitere anonyme Zeugen behaupten, zeigten diese Schwächlinge wohlfeil Maulaffen absonderndes Gutmenschentum, wenn es um die Kritik an angeblichen unerträglich sexistischen Zuständen anderswo ging.

Da wurden Seite um Seite im «Magazin», in der SoZ und überall gefüllt, um mit grösster Sensibilität die Männersprache zu denunzieren, Inklusion zu fordern, den Genderstern durchzustieren, weibliche Gleichberechtigung einzufordern. Man stelle sich nur vor: und diese gleichen Typen sassen stumm am Redaktionstisch, während der Chefredaktor seine Gummifrauenbrust massierte, übelste Sprüche abliess, primitivste sexuelle Anspielungen machte, über künstliche Befruchtung, kleine Schwänze, sexuelle Orientierungen, dazu mit eigenen Erlebnissen prahlte?

Das kann man sich eigentlich nicht vorstellen, dürfte aber so gewesen sein. Ist das ein widerliches, opportunistisches, heuchlerisches Pack. Wie die sich morgens im Spiegel anschauen können, ohne tieferot zu werden, ist ihr schmutziges Geheimnis.

Oder aber, es ist so wie der Ex-Chefredaktor behauptet. Alles gelogen von Roshani, die Redaktion sei wie eine Eins hinter ihm gestanden. Nur: wieso bezeugt das dann keiner von diesen Helden öffentlich?

Wie sagte schon Voltaire so richtig: «Écrasez l’infâme.» Es macht aber keinen Sinn, das zu übersetzen. Diese Typen verstehen das in keiner Sprache.

Ehrenwerte Gesellschaft

Gegen aussen hui, aber gegen innen?

Tamedia im Allgemeinen und «Das Magazin» im Besonderen sind der Hort des Gutmenschentums. Der politischen Korrektheit. Des Abscheus über jede Art der Diskriminierung, insbesondere des Sexismus. Hier werden Seiten mit Abhandlungen gefüllt, wie die deutsche Sprache nicht-sexistisch, inkludierend und nicht diskriminierend verwendet werden sollte.

Nun hat eine langjährige «Magazin»-Redakteurin erschreckende Einblicke in den widerlichen, sexistischen Alltag auf der Redaktion dort gegeben. Vorausgesetzt, ihre Darstellung stimmt, herrschte dort ein gestörter Chefredaktor, der Tourette-artig «ficken» sagte, ständig sexuelle Anspielungen machte, Frauen übelst abqualifizierte und brachiales Mobbing betrieb.

Vor aller Augen und Ohren. Daher hat sich ZACKBUM gestattet, einigen der möglichen Augen- und Ohrenzeugen ein paar Fragen zukommen zu lassen.

Zu den Empfängern gehört Daniel Binswanger. Die schreibende Schmachtlocke war lange Jahre Kolumnist beim «Magazin», bevor er als aktuell Chefredaktor a.i. bei der «Republik» amtet. Von ihm wollten wir zudem wissen, wie er bei seinem neuen Organ solche Zustände verhindert.

Dann schickten wir den Fragenkatalog an Christof Gertsch, Journalist des Jahres und redaktioneller Mitarbeiter, des Lobes voll über sein Organ. An Mikael Krogerus, «Magazin»-Redaktor und als Gatte von Franziska Schutzbach sicherlich besonders sensibilisiert für solche Fragen. Schliesslich an die beiden Kolumnisten Nina Kunz und Philipp Loser, der sich überall als Obergenderpapst geriert. Und schliesslich an Bruno Ziauddin, langjähriger Stellvertreter von Finn Canonica und nach dessen abruptem Abgang nachgerutscht auf den Chefsessel.

Da wir befürchten (und uns wünschen, widerlegt zu werden), dass keiner der Angeschriebenen die Eier in der Hose hat (Pardon, Frau Kunz), sich nicht hinter «redaktionsinterne Vorgänge» zu verstecken oder nicht «wenden Sie sich an die Medienstelle» zu schreiben (oder schlichtweg wie üblich und in der Tradition der 78 erregten Protestfrauen bei Tamedia überhaupt nicht zu antworten), veröffentlichen wir hier die Fragen:

Sie haben sicherlich die schweren Vorwürfe zur Kenntnis genommen, die die ehemalige und langjährige «Magazin»-Redaktorin Roshani im «Spiegel» erhebt.
Sie führt unter anderem aus, dass Canonica seine sexistischen Sprüche und Widerlichkeiten auch gerne coram publico geäussert habe.
Vorausgesetzt, Roshanis Darstellungen entsprechen der Wahrheit, und einiges scheint darauf hinzudeuten, sind Sie offensichtlich auch Zeuge gewesen.
Daher einige Fragen an Sie:
1. Waren Sie selbst auch von solchen Aussagen oder von Mobbing durch Canonica betroffen?
2. Wenn Sie Zeuge solcher Widerlichkeiten waren, wieso haben Sie das nicht schon vor Jahren an die Öffentlichkeit gebracht?
3. Haben Sie intern die entsprechenden Anlaufstellen informiert, und wenn ja, wie war deren Reaktion?
4. Canonica soll behauptet haben, er geniesse Protektion von oberster Stelle, insbesondere durch Pietro Supino. Hat er sich Ihnen gegenüber auch so geäussert?
5. Wie vereinbaren Sie Ihr eigenes Auftreten und Eintreten gegen aussen mit dem Tolerieren solcher unglaublicher Zustände in der Redaktion?
6. Hätten Sie, Herr Gertsch, als «Journalist des Jahres» nicht eine Plattform gehabt, auf der Sie solche Zustände hätten anprangern können? Wieso haben Sie das nicht getan?
7. Würden Sie das als verzeihliche Form der Arbeitsplatzsicherung bezeichnen?
8. Oder würden Sie die Darstellung von Roshani bestreiten?
Freundliche Grüsse
Wetten, dass ..?
Nein, wir raten ZACKBUM-Lesern davon ab, Wetten einzugehen, ob hier jemand Eier in der Hose hat. Chefredaktor Ziauddin reagierte immerhin mailwendend mit der Bitte, sich mit den Fragen doch an den Medienmenschen von Tamedia zu wenden. Wie erbärmlich das alles
PS: Natürlich hat der «Kommunikationsverantwortliche Tamedia» schnell in den Stehsatz gegriffen und das hier abgesondert (was wieder mal der Beweis ist, dass es schon Scheissjobs gibt):
«Tamedia hat die Vorwürfe von Frau Roshani sehr ernst genommen und akribisch prüfen lassen. Der Konflikt zwischen Frau Roshani und Herrn Canonica war Gegenstand einer von Tamedia in Auftrag gegebenen externen Untersuchung durch eine spezialisierte Kanzlei. Die Untersuchung des Falles ergab, dass sich die von Frau Roshani in diesem Zusammenhang geäusserten Vorwürfe zu einem grossen Teil nicht bestätigten. In einigen Punkten kam die Untersuchung sogar zu einem gegenteiligen Ergebnis – insbesondere was den Führungsstil und die Arbeitsatmosphäre unter der Leitung von Herrn Canonica betraf.
Eine Mitschuld von Frau Roshani an der für alle Beteiligten schwierigen Situation kann Tamedia weder ausschliessen noch bestätigen. Priorität hatte die Wiederherstellung einer unbelasteten Arbeitsatmosphäre.
Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes kann Tamedia keine weiteren Angaben zum Fall machen.»

Wumms: Franziska Schutzbach

Die Geschlechterforscherin macht sich mal wieder lächerlich.

In der «Süddeutschen Zeitung» wird der Kommentar zum Entscheid des US-Bundegerichts noch einigermassen sachlich eingeschenkt: «Die Rivalin. Hinter der Entscheidung des Supreme Court stecken uralte Muster: Männliche Eliten fürchten um ihre Macht. Die Frauen stören da nur.»

Das Echo im Qualitätsmedienkonzern Tamedia kommt dann deutlich angespitzter daher: «Diese Männer wollen die Frauen als Konkurrent­innen ausschalten. Hinter dem Richterspruch des Supreme Court steckt ein uraltes patriarchales Muster: Es geht um nichts anderes als den Besitzanspruch der Gesellschaft auf den weiblichen Körper.»

Anschliessend folgt hüben wie drüben textidentisch eine gerüttelte Ladung Nonsens: «Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet jetzt der heteropatriarchale Besitzanspruch auf den weiblichen Körper, die Reproduktion, «das Kind» und «das Leben» schlechthin reinstalliert wird, jetzt, wo Kernelemente männlicher Selbstverständlichkeiten auf der Kippe stehen, wie das Ein-Ernährer-Modell.»

Das Ein-Ernährer-Modell ist schon seit Jahrzehnten faktisch abgeschafft, was aber der Wissenschaftlerin offenbar entgangen ist. Vielleicht ist ihr Statistik zu männlich: Im Jahr 2021 betrug die durchschnittliche Erwerbstätigenquote in der Schweiz bei den Männern 69,1 Prozent und bei den Frauen 58,9 Prozent.

Das ist also nur faktisch falsch, richtig absurd wird’s im Folgenden: «Der vom Supreme Court ermöglichte Zwang, dass Menschen Schwangerschaften gegen ihren Willen austragen, muss vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund auch als reaktionärer Versuch gesehen werden, Frauen auf ihren Plätzen als Reproduktionsarbeiterinnen festzunageln – und sie nicht zuletzt als Konkurrentinnen am Arbeitsmarkt auszuschalten.»

Hier übersieht Forscherin Schutzbach, dass das oberste US-Gericht keineswegs einen solchen Zwang ermöglicht hat, sondern lediglich das Recht auf Abtreibung negierte. Aber Schutzbach kann noch mehr; ihre nächste Schlussfolgerung entzieht sich zumindest dem männlichen Verständnis: «Letztlich reaktiviert die Lebensschutz-Ideologie einen staatlichen, religiös aufgeladenen heteropatriarchalen Besitzanspruch gegenüber Frauen, und gegenüber Kindern.»

Schutzbach fiel schon in der Vergangenheit durch Ausraster auf: «Keine Anzeigen mehr in der Weltwoche, Taxiunternehmen und Fluggesellschaften sollten keine Rechtsnationalen mehr transportieren, Veranstaltungsorte und Hotels keine SVP-Parteizusammenkünfte mehr in ihren Räumlichkeiten zulassen. Mikrofone können auch einfach ausgeschaltet werden. Fernsehsender müssen keine rechten Talkgäste einladen. Zeitungen nicht mehr über sie berichten.»

Als feministische Antidemokratin ging sie sogar so weit, dass sie Redeverbot oder Boykott für «rechtsnationale Politiker» forderte, selbst wenn «diese gewählt wurden».

Mit einem Exkurs über Adam Smith bewies sie zudem eine profunde Unkenntnis historischer Tatsachen. Ihr neuste Ausfälligkeit ist vergleichsweise harmlos, aber nicht minder beunruhigend. Denn es soll doch Leute geben, die nicht realisieren, dass diese Kreische ihrem feministischen Anliegen einen Bärinnendienst erweist. Das Thema Qualitätskontrolle bei Tamedia hat sich damit eigentlich auch erledigt.