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Ex-Press XL

Blasen aus dem Mediensumpf.

Diesmal nicht anhand unerschrockener Griffe in diesen Sumpf, sondern als Potpourri (weniger) guter und (viel) schlechter Nachrichten. Wohlriechend ist dabei wirklich nicht alles (Nora Zukker, das ist eine Anspielung auf den Sinn des Wortes, aber der lässt sich googeln).

Zunächst schlechte Nachrichten für die «Schweizer Illustrierte». Sie wollte natürlich auch an die Geldtöpfe des Bundes in Sachen Covid-19. Reichte ein entsprechendes Gesuch vor knapp einem Jahr ein, dann mahlten die Mühlen und mahlten und mahlten.

Bis nun das Bundesverwaltungsgericht entschied, dass die SI keine Kohle aus diesem Topf kriegt. Denn sie erfülle die Kriterien dafür nicht. Verlangt sind aktuelle Nachrichten und eine breite Themenpalette.

Sternchengeburtstage, Berichte über den Zustand von Unterleib, Gesichtsstraffung oder Liebes-Aus, natürlich auch Liebesrausch, vermögen diese Bedingungen nicht zu erfüllen. Auch die ewige Nummer «XY zeigt zum ersten Mal ZZ», wobei ZZ ein Baby, ein Haustier, ein neuer Lover oder ein neues Haus sein kann, trägt offensichtlich nicht wesentlich zum Informationsauftrag bei.

Eigentlich unverständlich, bei diesem geballten Gehalt von News:

Gutes Selbstmarketing ist die halbe Miete, heutzutage. Das weiss auch Florian Imbach, der nach knapp sechs Jahren bei der «Rundschau» woseliwo gelandet ist? Genau, bei der Bundesverwaltung.

Damit ihm nicht das Gleiche passiert wie Putzfrauen, Pardon. Raumpflegerinnen, Pardon, Facility Manager*Innen, deren Stellenwechsel auf Agenturen nicht immer mit der nötigen Akkuratesse bei persoenlich.com nachverfolgt wird, hat sich Imbach noch was Tolles einfallen lassen, was ihm einen Jubelartikel mit grossem Foto einbringt:

Da korrigieren wir uns gerne; vorgestern schrieben wir noch, dass Roger Schawinskis Petition «Rettet UKW» mehr als 48’000 Unterschriften gesammelt habe. Nun sind bereits die 50’000 überschritten, und selbst die für den damaligen Entscheid verantwortliche Alt-Bundesrätin Doris Leuthard spricht sich inzwischen klar für einen «Marschhalt» beim Abschalten aus. Das kratzt aber Jürg Bachmann, den Präsidenten des Verbandes Schweizer Privatradios, überhaupt nicht. er holpert eine schriftliche Stellungnahme für Tamedia raus: «Ich habe die Aussagen von Doris Leuthard gelesen, aber keine neuen Gedanken gefunden, die für eine Abweichung vom vorgesehenen Plan sprechen würden.»

Vielleicht sollte sich der Verband ernsthaft überlegen, einen geistig etwas agileren Präsidenten zu ernennen und den hier abzuschalten. So wird das nämlich nix mit dem Abschalten.

Endlich, money for free im Journalismus? Da gibt es «Le Pacte», und hier wird Geld wie mit dem Füllhorn ausgeschüttet. Für «journalistische Projekte», in erster Linie von halb- oder ganz freien Journalisten. Bis zu 15’000 Franken werden lockergemacht, wenn der Vorschlag die Zustimmung der Jury findet. 225’000 Franken sollen zur Verfügung stehen. Wunderbar.

Wunderbar? Nun, an dieser Hürde dürften schon mal die meisten Bewerber scheitern, denn sie müssen begründen, «inwiefern das Projekt der allgemein anerkannten Definition von Investigativjournalismus entspricht». Tja, liebe Relotius-Klone und Liebhaber von anonymen Denunziationen mittels angeblicher «Quellen»: das wird dann nix.

Ausserdem entscheidet eine knallharte «Fachjury» von ausgewiesenen Könnern und Kennern über die Vergabe. Echt jetzt. Auf Deutsch gehören zu ihr:

  • Der mehrfache Bruchpilot David Sieber, der zuletzt den «Schweizer Journalist» in den Boden rammte
  • Albina Muhtari, Chefredaktorin «baba news»
  • Adrienne Fichter, Redaktorin «Republik»
  • Marcel Hänggi, Journalist, schreibt «Bücher und Texte für Museen und hält Vorträge, Hühner und Schafe»
  • Alexandra Stark, freie Journalistin
  • Elvira Wiegers, «Vertreterin der Zivilgesellschaft», dazu befähigt als Nationalratskandidatin der AL
  • Nikki Böhler, ebenfalls Vertreterin, dazu Geschäftsführerin bei opendata.ch
  • Giulia Meier, ebenfalls Vertreterin, Staatsangestellte in Bern und zuständig für «Theater, Tanz, Literatur»

Vielleicht müssen wir darauf aufmerksam machen, dass das KEINE Satire ist. Nun ist es auch so, dass der Vorstand von «Le Pacte» aus nicht bekannten Mitgliedern besteht, die vor allem eine Gewerkschaftskarriere hinter sich haben, vielleicht mit Ausnahme von Jean-François Tanda.

Dieses Gerümpelturnier soll dann über die Vergabe von fast einer Viertelmillion entscheiden. Ganz objektiv und kompetent. Glaubt jemand, dass dieser Haufen einen Antrag von ZACKBUM oder von René Zeyer wohlwollend prüfen und befürworten würde? Wohl nicht mal, wenn er von Hühnern und Schafen begleitet wäre oder als Foxtrott auf offener Bühne dargeboten würde.