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Hilfe, mein Papagei onaniert: Faule Eier

In der zeitlichen Distanz wirkt die Ostersonntags-Presse noch abgestandener.

Ostern ist medial gesehen blöd. Drei Feiertage, ausgerechnet am Samstag muss für die Sonntagspresse gearbeitet werden, los ist meist auch nicht viel. Man kann es sich nun ganz einfach machen wie die «Berner Zeitung/ Der Bund», die im Rahmen der Sparmassnahmen zur Qualitätsverbesserung im Hause Tamedia über Ostern einfach Artikel rezykliert.

So verzweifelt ist die Sonntagspresse noch nicht, aber fast.

Der SoBli probiert’s mit der ältesten Nummer überhaupt. Wenn nix los ist, mach eine Umfrage. Und ein Quiz. Da kann nix schiefgehen:

Gegen den erhöhten Gähn-Faktor dann noch ein Interview mit dem aalglatten Grünen-Chef Balthasar Glättli. Der lässt sonst keine Gelegenheit aus, in die Medien zu kommen, hier hätte er sicher lieber gekniffen. Denn seine Grünen sind rechte Militärköpfe geworden und wollen unbedingt in die NATO. Was ist denn mit dem grünen Pazifismus, will der SoBli wissen. Glättli gerät auch beim schriftlich geführten Interview ins Eiern: «Mich erstaunt die NATO-Positionierung sehr.» Schliesslich stünde in der Wahlplattform «das Gegenteil». Nämlich «stärkeres Engagement der Schweiz für die Friedensförderung in der Uno und der OSZE statt in der NATO-Partnership for Peace».

Da fragt der SoBli frech, ob diese Postion nicht überdacht werden müsse. Worauf Glättli 15 Zeilen Geschwurbel ablässt, um die Frage in Watte zu packen und zu entsorgen. Jämmerlich gut.

Aber die ersten zehn Seiten des Blatts sind mit dem Thema Ukraine abgefüllt, man meint den Seufzer der Erleichterung zu hören. Nun Platz für das «Oster-Lexikon», eine taufrische, originelle, neue Idee.

Dann folgen weitere Artikel, so über den «Drang nach Süden», die mehr oder minder streng nach eingeschlafenen Füssen in roten Wandersocken riechen. Die Präsidentschaftskandidaten Marie Le Pen wird schnell zur «gefährlichsten Frau Europas» ernannt, womit sie offenbar vor Figuren wie von der Leyen oder Lagarde läge.

Einen weiteren Höhepunkt erreicht der SoBli mit diesem Interview:

Merke, wer eine solche Null-Aussage als Titelquote verbraten muss, will damit sagen: lies mich nicht, weiterblättern.

So landet man dann hier:

Ei, ei, ei, was für Fragen. «Was wird an Ostern gefeiertZACKBUM treibt seine Leser an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und serviert folgende Antwortmöglichkeiten (nein, die sind original, bevor jemand Satire sagt):

– Ende des Winters
– Auferstehung von Jesus
– Geburt von Jesus
– Beginn des Frühlings

Wir sind verwirrt, denn wir vermissen die richtige Antwort: Die Eier des Osterhasen.

Und was macht das Blatt für die halbgebildeten Stände? Da hat leider das Geld für eine Meinungsumfrage nicht gereicht, also muss man so fahren:

Dann würde «watson» von einem Sozialporno sprechen, denn unter dem erschütternden Titel «Meine Füsse bluten» wird über Fluchten aus der Ukraine berichtet. Ach, nein, so geht’s im Gastgewerbe zu und her, «Betroffene berichten». Dann frönt die SoZ ihrer Unsitte, Artikel mit Riesenfotos aufzublasen, die allerdings so inhaltsleer wie der Bericht selbst sind:

Das nächste Mal spürt man die Tamedia-Sparmassnahmen im «Fokus»-Bund. Der besteht aus heisser Luft und dem gesprochenen Wort. Wenn Bundesrätin Sommaruga interviewt wird, dann weiss man, dass die Redaktion schon am Samstag dringend Ostereier verstecken wollte und es ihr dabei egal ist, ob sich der Leser durch Watte arbeiten muss.

Man beachte auch bei diesem Interview das Verhältnis Fotos – Text. Eins zu eins, würden wir sagen. Etwas Farbe ins Ostergrau bringt einzig Michèle Binswanger, die sich an ein Interview mit Alice Schwarzer traut. Die grosse alte Dame der deutschen Frauenbewegung ist bekanntlich in feministischen Kreisen in der Schweiz untendurch, weil sie es doch wagte, den Vollkörperschleier nicht als Ausdruck des Selbstbestimmungsrecht emanzipierter islamischer Frauen zu sehen (wie Frauenversteher Daniel Binswanger), sondern als Käfig, als Gefängnis, weswegen Schwarzer natürlich für das Burka-Verbot war. Nun nimm sie die «Transsexualität» unter die Lupe und erklärt sie für «in Wahrheit rückschrittlich». Wie immer mit intelligenten Argumenten. Aber das wird ihr hierzulande nix nützen.

 

Die NZZaS hingegen hat ein echtes Generationsproblem. Woran merkt man das?

Richtig, wenn ein Blatt ein Jugendfoto des 78-jährigen Mick Jagger (das ist so ein Überlebender der «Rolling Stones», das ist so eine Band, die vor vielen Jahren ihr letztes Album rausbrachte) riesig aufs Cover nimmt, dann bedeutet das, dass die U-50 eher schwach in der Redaktion vertreten sind. Denn die sagen mehrheitlich: Mick who? Natürlich ist es ein biologisches Wunder, dass der immer noch ohne Krückstock über die Bühne hupft und auch Keith Richards, der nun seit vielen Jahren so alt aussieht, wie er niemals werden kann, hält sich noch an seiner Gitarre fest. Ansonsten stirbt aber ein Mitglied nach dem anderen weg.

Anlass des Riesenfotos ist, dass es dem Kulturchef doch tatsächlich gelungen ist, ein Interview mit Jagger zu ergattern. Das ist natürlich toll für einen Fan, aber ausser, dass sich Peer Teuwsen darüber wundert, dass Jagger den Begriff «Tautologie» kennt, ist’s nun ungefähr so originell wie «I can’t get no satisfaction» .

Und sonst? Ukraine, Ukraine, Vincenz, Vincenz, schliesslich The Man:

So sah Jagger vielleicht vor der Erfindung der Farbfotografie aus, heute eher so:

 

 

 

 

 

Trost findet Jagger höchstens hier:

Saufen und rauchen hat Keith Richards übrigens aufgegeben.