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Darf man doch wohl noch sagen

Der Phantom-Reporter Eigenmann denkt laut.

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Einer der ganz wenigen überlebenden Tamedia-Korrespondenten machte sich vor Kurzem mit einer sogenannten Reportage lächerlich. Denn er wollte aus einer «AfD-Hochburg» berichten, nämlich aus Erfurt. Es ist durchaus möglich, dass er auf Redaktionsspesen dort war. Sicher ist das aber nicht, gemerkt hat man davon bei seiner Sammlung von ausgewählten Zitaten ganzer drei Personen nichts.

ZACKBUM urteilte: Wenn es bei Tamedia noch eine funktionierende Qualitätskontrolle gäbe, wäre dieses elende und ellenlange Stück niemals dem zahlenden und fluchenden Leser serviert worden.

Nun macht sich Eigenmann, in seiner sicheren Schreibstube in Berlin, mal so seine Gedanken. Wenn man schon keine Reportage aus einer AfD-Hochburg hinkriegt, sollte man dann die Partei nicht gleich verbieten? Man darf doch wohl noch fragen.

Zur Einstimmung der Frage holzt Eigenmann gleich los: «Aus dem Hintergrund dirigiert vom Faschisten Björn Höcke und radikaler als je zuvor, steht sie in den Umfragen höher denn je.» Das ist ja furchtbar. Nun könnte sich ein wirklicher Denker mit der Frage befassen, wieso eigentlich bis zu 35 Prozent der Deutschen in einigen Bundesländern die AfD mitsamt dem Faschisten Höcke wählen wollen.

Aber dafür müsste man sich mit deren Parteiprogramm, dem Versagen der Altparteien, dem allgemeinen und speziellen Zustand Deutschlands, der maroden Infrastruktur, der Clan-Kriminalität, der Willkommenskultur für Flüchtlinge und der Verarschungskultur für Empfänger von «Bürgergeld» beschäftigen.

Aber das wäre dann doch etwas zu viel verlangt von einem einsamen Korrespondenten, der weder eine Reportage, noch interessantes Nachdenken hinkriegt. Also behauptet er: «In dieser Stimmung hat eine Debatte begonnen, die um eine einfache Frage kreist: Soll, kann, muss man die Alternative für Deutschland verbieten

Nein, die Debatte hat nicht in dieser Stimmung begonnen, die gibt es schon, seit es die AfD gibt. Und es gibt Stimmen in dieser Stimmung, die das tatsächlich befürworten. Dazu gehören Politiker auf dem absteigenden Ast wie die Vorsitzende der SPD Saskia Esken. Oder Nachrichtenmagazine auf dem absteigenden Ast wie der «Spiegel». Und natürlich Heribert Prantl von der »Süddeutschen Zeitung», der gute Mensch vom Dienst.

Eigenmann weist darauf hin, dass es das deutsche Grundgesetz, das eigentlich schon längst von einer Verfassung hätte abgelöst werden sollen, das Verbot sogenannter verfassungswidriger Parteien erlaube. Das letzte Mal traf dieses Verbot 1956 die Kommunistische Partei, der man nun kaum vorwerfen kann, faschistisch gewesen zu sein. Zwei Versuche, die NPD zu verbieten, scheiterten vor dem Bundesverfassungsgericht.

Mangels gesicherter Grundlage rudert nun Eigenmann an die Entscheidung heran, ob man die AfD verbieten solle, verbieten könne. Als Indiz führt er an, dass «ein Drittel der 30’000 Mitglieder als rechtsextrem» gelte. Schlimmer noch: «Viele arbeiteten zwar zumindest verbal auf einen Umsturz in Deutschland hin – aber nicht alle.» Vielleicht ist Eigenmann da etwas mit den Reichsbürgern oder den Identitären oder so durcheinandergeraten.

Was könnte man noch anführen? «Vor allem die rabiate Feindlichkeit gegen Eingewanderte verstösst nach Ansicht von Verfassungsschutz und -gericht grundlegend gegen das Gebot der Menschenwürde.» Müsste das nicht Einwandernde heissen? Egal. Wie menschenwürdig in Deutschland Prekariatsmitglieder ganz allgemein, Staatsbürger, die in von Clans beherrschten marginalisierten Quartieren leben, ganz speziell behandelt werden, müsste auch einmal hinterfragt werden, und ob das nicht auch gegen das Gebot der Menschenwürde verstosse. Man wird ja noch fragen dürfen.

Aber dann kommt Eigenmann zu einem ernüchternden Schluss: «Die meisten Fachleute warnen aber vor den immensen Risiken eines solchen Schritts.» Eigenmann zeigt sogar Ansätze zu eigenständigem Denken: Politisch wiederum liesse sich der Vorwurf schwer entkräften, hier wollten etablierte Parteien einfach einen unbequemen Konkurrenten loswerden.

Schliesslich seien ja auch ohne AfD noch die AfD-Wähler da, schliesst Eigenmann seinen Exkurs ins Sagbare, aber eigentlich Unsägliche ab. Wenn es also aus verschiedenen und guten Gründen überhaupt keinen Sinn macht, die AfD verbieten zu wollen: wieso stellt Eigenmann dann diese Frage in den Raum?

Die Vermutung sei gewagt: weil er sich weder an Reportagen noch an richtige Denkstücke herantraut, sondern einfach ein wenig vor sich hinplappern will. Nach der Devise: nimm das, Leser, du bist mir hilflos ausgeliefert. Allerdings nur so lange, wie es überhaupt noch Masochisten gibt, die dafür auch noch zahlen.