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Neues vom Seibt

Der Long-Form-Schwurbler hat zugeschlagen.

Natürlich könnte Constantin Seibt etwas hierzu sagen:

Das «Wachstumsziel» von 33’000 Abonnenten ist weiterhin in weiter Ferne. Aber vielleicht weiss Seibt, dass die Millionäre, die hinter der «Republik» stehen, schon nochmals ein Einsehen haben werden. Schliesslich macht das Hansi Voigt mit seinem Loser-Projekt «bajour» vor. Nach der Geldspritze ist vor der Geldspritze.

Seibt könnte vielleicht auch einen Ton dazu sagen, wieso sein Chefredaktor a. i. Daniel Binswanger, obwohl intimer Kenner des «Magazin», keinen Ton zur Affäre Roshani sagt.

Oder Seibt könnte etwas dazu sagen, wieso die «Republik» schon lange aus sämtlichen Schlagzeilen verschwunden ist und ihr unendlich langes Stück über «Google» höchstens als Beitrag gegen Schlaflosigkeit Aufmerksamkeit erzielte.

Aber das sind für Seibt Themen minderer Bedeutung. Pipifax, Kleinklein. Ihm geht es um das Nachzeichnen der grossen Linien, er will dort sein, wo die Action ist. Wenn auch nur im Geiste. Also titelt er:

«Ruhm der Ukraine, Schande der Schweiz». So ein Titel erinnert leise an so was:

«Ruhm dem siegreichen Volk», nach dem Sieg über Hitler-Deutschland. Aber das meint Seibt wohl eher nicht. Er beginnt etwas wolkig-dunkel mit ganz allgemeinen Bemerkungen: «Man macht ein paar Dinge richtig, man vermasselt ein paar – aber am Ende kommt es fast immer unsensationell okay.»

Oha, sagt da der Leser, Zeit für eine Lebensbilanz? Nein, nicht ganz, Seibt wird nun eine Idee konkreter: «Politik etwa ist wie Fussball: Mal gewinnt die eigene Mannschaft, mal die andere. Dann freut man sich. Oder flucht. Und dann folgt das nächste Spiel

Oha, sagt der Leser nochmal, das Runde muss ins Eckige, und ein Spiel dauert 90 Minuten. Aber auch das meint Seibt nicht: «Aber es gibt eine Ausnahme: wenn der Faschismus marschiert.»

Oha, sagt der Leser, nun wird es ernst, und Seibt erklärt uns das Wesen des Faschismus: «Er ist das Gegenteil des Lebens selbst. Er ist der Kult der Vernichtung.» Oha, sagt der Leser zum vierten Mal, schön, dass wir das nun wissen, hätte ja niemand gedacht. Bis Seibt es in Worte zu fassen vermochte. Die er irgendwo abgeschrieben hat.

Aber wo läuft er denn, der Faschismus? «Seit einem Jahr marschiert der Faschismus in der Ukraine.» Unglaublich, denkt da der Leser zunächst, eine Kritik von Seibt an den Asow-Brigaden, an der Verehrung für den Nazikollaborateur und Kriegsverbrecher Stepan Bandera, eine Abrechnung mit der braunen Vergangenheit der Ukraine?

Nein, nicht wirklich, aber nun spannt Seibt urplötzlich einen ganz grossen Bogen: «Und der Faschismus marschiert nicht nur in Russland: Von Ungarn bis zum Iran, von Ankara bis Peking, von «Weltwoche» bis Fox News wächst eine autoritäre Internationale

Oha, sagt der Leser zum letzten Mal, also der Faschismus durchquert Russland, hat Ungarn erfasst, die Mullahs im Iran wissen es zwar nicht, sind aber auch Faschisten, dazu die Türken und erst recht die Chinesen. In diese Reihe passt dann auch noch «Fox News» und natürlich die WeWo. Die sind dann aber, wenn wir Seibt richtig verstehen, nicht faschistisch, sondern autoritär, sehen sich aber dennoch in der Tradition der kommunistischen Internationale.

Sozusagen braune und rote Fäuste vereint. Nun fragt sich der Leser, welche Medikamente oder verbotenen Substanzen Seibt eingenommen haben könnte, damit er solch einen kunterbunten Schwachsinn aufschreibt. Aber er ist, unangenehme Begleiterscheinung von unkontrolliertem Sprachdurchfall, noch nicht am Ende: «Und wie vor hundert Jahren stellt sich wieder die Frage: Wer bist du, wenn es wirklich zählt?» Also 1923?

Das fragt man sich beim Schreibtischhelden Seibt allerdings auch 2023. Denn er hebt nun zur grossen Klage an:

«Wer seinen Job nicht tat, sind wir. Wir, die Schweizer. Alle Schweizer. Denn: Das Einzige, was wir taten, war das Minimum: nach einigen Windungen die Sanktionen der EU zu übernehmen. Plus humanitäre Hilfe.»

Schlimm, ganz schlimm: «Der Rest ist Abwarten, Abwehr, Gefummel.» Keine Waffenlieferungen, auch nicht mit Schlaumeiereien. Schlimm. Ukrainer in der Schweiz «müssen nun ihr Auto verkaufen, falls sie weiter Sozialhilfe erhalten wollen». Noch schlimmer. Ein Ukrainer ohne SUV, unvorstellbar, unmenschlich.

Seibt verzweifelt an uns, an sich: «Es ist schwer zu sagen, was an dieser Politik überwiegt: ihre Miesheit oder ihre Dummheit.» Denn eigentlich wäre jeder Schweizer Mann, jede Schweizer Frau gefordert (und everybody beyond, wie Seibt zu sagen pflegt):

«Das Schlimmste ist: Der Faschismus marschiert und die ganze freie Welt handelt. Nur wir nicht.»

Er mahnt, warnt und weist uns darauf hin: «Als wären es Zeiten wie immer. Als ginge es um nichts. Und nicht um alles: Demokratie, Freiheit, Zukunft.» Aber wenn es um die Zukunft geht, muss Seibt in die Vergangenheit blicken: «Ein Leben lang hing der Geruch nach Verwesung über der Aktivdienst­generation. Fast niemand, der später geboren war, konnte sie ernst nehmen.» Hä?

Doch, doch, alles «kalte Krieger an jedem Kneipen- und Sitzungstisch». Kalte Krieger, war das nicht mal ein Begriff für Antikommunisten? Ist Seibt selbst nicht so ein Held am Schreibtisch? Egal: Aktivdienst, das ist «die Generation, die neutral blieb, als der Faschismus marschierte». Diese Feiglinge, endlich vom Nachgeborenen Seibt an ihren Platz verwiesen.

Wie schliesst der Wortkrieger, der Verzweifelte, der Unverständliche und Unverstandene? «Ruhm der Ukraine. Ruhm den Verteidigern. Keinen Ruhm uns.»

ZACKBUM plädiert dafür, dass wir es eine Nummer kleiner halten. Ruhm für niemanden. Insbesondere keinen Ruhm für Seibt, der den Verteidigern der Schweiz im Zweiten Weltkrieg eins in die Fresse haut. Der wohl erwartet hätte, dass die Schweiz damals – obwohl umrundet von tatsächlich faschistischen Staaten –mutig in den Krieg gegen Deutschland, Österreich, Italien und auch den besetzten Teil Frankreichs gezogen wäre. An der Seite der Sowjetunion womöglich. Gegen die ukrainischen Faschisten zum Beispiel.

Was für ein Irrwisch. Es ist beelendend, wie ein einstmals begabter Schreiber völlig die Fassung, die Fähigkeit zur Analyse und die Selbstbeherrschung verliert. Das erinnert tragisch an den späten Niklaus Meienberg, der auch einen Endkampf zwischen Gut und Böse sehen wollte. Und daran verzweifelte, dass niemand diese Ansicht mit ihm teilte.

Hoffentlich hält Seibt auf diesem Highway to Hell noch rechtzeitig inne und besinnt sich auf die Wirklichkeit. Man muss sich aber ernsthaft Sorgen machen. Oder besser: ihn schlichtweg ignorieren.

 

 

Wumms: Constantin Seibt

Während sein Magazin abserbelt, erklärt er der Welt, wie sie zu sein hat.

Was ellenlange Buchstabenreihen betrifft, überlässt Seibt inzwischen das Feld den Google-Erklärern. Aber die grosse Welt beraten, das ist immer noch sein Ding. Die kleine Welt der «Republik», sozusagen ein Minikosmos, um diesen Kalauer nicht vorbeischwirren zu lassen, das interessiert ihn inzwischen weniger.

Aber dafür die ganz grossen Fragen. Da zitiert Seibt, zusammen mit dem offenbar noch existierenden Oliver Fuchs, einen gewissen Lawrence Freedman. Lawrence who? Nun, ein Militärhistoriker im Ruhestand mit viel Zeit.

Obwohl Seibt ansonsten doch für Differenzierung ist, die dann zu ellenlangem Gelaber führt, meint er hier: «Zeit also für eine Bilanz in Schwarz-Weiss. Wegen der Kürze. Aber auch, weil Schwarz-Weiss es in diesem Fall genau trifft.» Also Freedman treffe es genau, stimmt Seibt begeistert zu. Was?

«Das grosse Verdienst der Ukraine und ihres Präsidenten Selenski war nicht nur die Entschlossenheit im Überlebens­kampf, sondern auch die klare Botschaft dabei: Es geht um alles – Faschismus oder Demokratie.»

Wenn es angeblich um alles geht, ist auch alles erlaubt: «Es geht um alles. Sogar diesen Herbst in der Schweiz. Bei der Frage, was zu tun ist – Enteignen der Oligarchen­gelder, humanitäre Hilfe, Änderung des Waffenausfuhr­gesetzes –, gibt es für wählbare Politikerinnen nur eine Antwort: alles.»

Womit sich Seibt aus dem rationalen Diskurs verabschiedet hat und zum antidemokratischen Amok denaturiert ist. Mit seherischen Fähigkeiten, die jedem fundamentalistischem Sektierer eigen sind:

«Deshalb ist der Krieg in der Ukraine ein globaler Krieg: Er spielt sich weltweit in der Innen­politik ab. Man sieht die Spaltung überall: Es gibt die offen Autoritären wie Trump, Bolsanaro, Orbán – oder in der Schweiz Roger Köppel. Und dann die Linken wie Lula, Wagen­knecht und nicht wenige deutsche und amerikanische Intellektuelle: die ein Leben lang überall den Faschismus kommen sahen – und jetzt, da er da ist, ihn nicht sehen.»

Bolsonaro heisst der Mann übrigens, vielleicht sollte die «Republik» dem Overhead noch ein paar weitere Korrektoren hinzufügen.

Aber glücklicherweise erledigt sich das Problem Seibt demnächst von selbst. Wenn die Demokratie rettungslos verloren ist, weil die «Republik» den Sargdeckel über ihrem Millionengrab zumacht.

 

Entgleist

Ein neues Opfer des Faschismus.

Auf ihrer Webseite kommt die «Kulturbar Gleis» locker flockig daher: «Unser Verein bemüht sich, ein möglichst vielfältiges und zugängliches Kulturangebot auf die Beine zu stellen. Mit deinem Beitrag ermöglichst du nicht nur Kunst und Kultur im GLEIS – ein Raum für alle – sondern unterstützt du auch Künstler*innen und Kulturschaffende.»

Das ist löblich, kein Wunder, wird die Bar vielfältig unterstützt:

Unter anderen vom Kanton Zürich, der Stadt Zürich, dem Migros-Kulturprozent. Hier sind lauter engagierte, lustige, aufgestellte Mitarbeiter am Werk, in diesem Raum «für alle». Hier herrscht noch wahre Gastfreundschaft: «Im GLEIS wird die Gastronomie nicht neu erfunden, sondern es wird auf eine übersichtliche Karte mit fairen Preisen gesetzt.»

Auf der Webseite des österreichischen Guitarreros Mario Parizek sind seine nächsten Tourdaten aufgeführt:

War sicher ein wunderbares Zusammentreffen am 16. August. Der Strassenmusiker und die Kulturbar, muss ein beschwingter Abend gewesen sein. War’s nicht. Denn vielleicht hat «Gleis» tatsächlich faire Preise, aber Fairness ist sonst nicht so das Ding der aufgestellt-sauglattem Betreiber. Denn in einem Kurzvideo, aufgenommen notabene im «Gleis», teilt der etwas entgleiste Künstler mit, dass er kurz vor seinem Auftritt darüber informiert wurde, dass er abzischen soll. Warum?

Ganz einfach; er ist weiss und trägt Dreadlocks. Wir ahnen es: kulturelle Aneignung. Es hätte Konzertbesucher geben können, denen es spontan unwohl würde. Die hätten dann vielleicht auf den Teppich gekotzt, denn ein freiwilliges Verlassen eines Unwohlsein auslösenden Anlasses, das geht natürlich nicht.

Der Künstler vermeldet, dass er schon vor Wochen für dieses Konzert eingeladen wurde und auch pünktlich nach Zürich angereist ist. Aber kurz vor dem Auftritt habe man ihm mitgeteilt: kein Auftritt.

«Weil ich weiss bin und Dreadlocks habe. Gratulation für diese mehr oder weniger faschistische Einstellung.»

Nun hatte Parizek allerdings auch schon vor Wochen Dreadlocks, laut eigenen Angaben trägt er sie, seit er 13 Jahre alt war. Um in dem rechten Kaff, in dem er aufwuchs, zu zeigen, dass es auch noch anderes auf der Welt gibt. «Ich hab› keine Worte dafür», sagt der fassungslose Musiker.

Da geht es dem «Gleis» ähnlich. Der «Tages-Anzeiger» berichtet, dass die Bar laut «Züri Today» auf eine Stellungnahme verzichtet habe. Man werde einen anderen Weg finden, um einen Kommentar abzugeben.

Aber nein, da ist jeder Kommentar überflüssig. In manchen US-Kneipen hängt noch heute ein Schild, das sagt: «No shirt, no shoes, no service». Andere Bars haben das abgewandelt: «No shirt, no shoes, no problem

Es ist der Bar in Ausübung ihres Hausrechts unbenommen, Menschen wegen Äusserlichkeiten zu diskriminieren. Es ist Kulturinstitutionen unbenommen, das auch noch mit Steuerfranken zu unterstützen. «Gleis» kann Rasta-Men, Glatzenträger, falsche Blondinen, Grauhaarige oder Perückenträgern den Ein- oder Auftritt verbieten.

Aber einen Musiker anreisen zu lassen, über dessen Haartracht ein kurzer Blick auf seine Webseite erschöpfend informiert, um ihm dann vor Ort und kurz vor dem Auftritt mitzuteilen, dass er seine Gitarre wieder einpacken und abzischen darf, das ist nun wirklich der Gipfel der Geschmacklosigkeit.

Einer der vielen Orte in Zürich, die man meiden sollte. Unsere schlechtesten Wünsche begleiten «Gleis» in den hoffentlich baldigen Abgang.

Wumms: Gieri Cavelty

Er gibt nicht auf. ZACKBUM auch nicht.

Seit Januar dieses Jahres musste sich ZACKBUM schon gelegentlich mit dem Frühstücks-Direktor des «SonntagsBlick» befassen. Pardon mit dem Chefredaktor.

Gieri Cavelty hat Geschichte studiert und 2004 mit dem Lizentiat abgeschlossen. Leider können solche Titel nicht aberkannt werden. Denn der Hobbyhistoriker vergreift sich mal wieder an einem historischen Begriff:

Schon im Lead verstolpert er sich: «Der Putinismus lässt sich nicht mit Hitlers Nationalsozialismus gleichsetzen. Doch ihre Gemeinsamkeiten zu benennen, führt zur Erkenntnis: Der Faschismus ist keine einmalige Verirrung des 20. Jahrhunderts.»

Zum Mitschreiben: nicht gleichsetzen, aber Gemeinsamkeiten? Fascho oder nicht fascho? Schwanger oder nicht schwanger? Dazwischen gibt es nix. Wer hat jemals behauptet, der Faschismus sei eine einmalige Verirrung gewesen? Abgesehen davon, dass er es nicht wahr.

Dann geht’s weiter im wilden Galopp: «Was ist Faschismus? Natürlich gehört ein fanatischer Nationalismus dazu. Ebenso Gewalt.»  Plus die Selbstinszenierung als Opfer. Ist das Faschismus?

Weiss Cavelty, was Faschismus ist?

Natürlich nicht. Faschismus ist eine nach dem Führerprinzip organisierte, nationalistische, antidemokratische, rechtsradikale Bewegung. Dazu antisemitisch; in der deutschen Ausformung kam noch das Herrenmenschentum hinzu, also die Überzeugung, dass der deutsche Arier biologisch anderen Rassen überlegen sei.

Der italienische Faschismus, dort wurde diese Bewegung geboren, hatte teilweise ganz andere Inhalte und stammte ursprünglich aus linken syndikalistischen Kreisen, wie der italienische Führer Mussolini auch. Der deutsche Führer war hingegen ein gescheiterter Kunstmaler, der nach dem Ersten Weltkrieg seinen Hass darauf artikulierte, dass niemand seine Bedeutung erkennen wollte.

Von einem Historiker könnte man ein wenig Kenntnisse der Historie schon erwarten. Aber eigentlich will Cavelty etwas ganz anderes. Er hat es satt, Putin als Kriegsverbrecher zu bezeichnen. Am liebsten möchte er Arschloch zu ihm sagen, aber das geht dann selbst im SoBli nicht, also behauptet er:

«Putins Vernichtungsfeldzug gegen die Ukraine zeigt sämtliche Elemente einer faschistischen Intervention.»

Nachdem Cavelty im Vorbeilaufen noch der französischen Präsidentschaftskandidatin Le Pen und ihren 42 Prozent Wählern eine reingewürgt hat  («Ihr Erfolg ist ein Alarmzeichen für all jene, die für eine offene Gesellschaft sowie einen demokratischen Rechtsstaat eintreten»), kommt er in die Zielgerade.

«Was also ist der Faschismus? Angesichts der Herausforderungen, vor die uns insbesondere die Klimakrise stellen wird, ist er die grösste politische Bedrohung des 21. Jahrhunderts.»

Wie kann etwas, das Cavelty nicht mal richtig definieren kann, eine Bedrohung sein?  Mit der grossen Nazikeule ist Cavelty immer schnell bei der Hand. «Die Bewegung der Impfgegner zeigt totalitäre Züge», keifte er im September 2021. Denn die missbrauchten den Begriff «Freiheit». Auch damals griff Cavelty zu sehr kühnen Vergleichen: «Der sowjetische Diktator Josef Stalin beschwor in seinen Reden die «Freiheit der Arbeiter und Bauern»»

Abgesehen davon, dass das Stalin nicht tat, wie der Hobbyhistoriker Cavelty wissen sollte: damals zog er einen unstatthaften Vergleich von den angeblich totalitären Zügen der Bewegung der Impfskeptiker zur SVP und zu deren Bundesrat Maurer.

In staatstragendem Ton orgelte er: «Nicht weniger deutlich müssen die Medien darauf hinweisen, dass Politiker wie Ueli Maurer unmittelbar die Verantwortung dafür tragen, wenn das Misstrauen gegenüber unseren Institutionen stärker wird.»

Dumm gelaufen: für diese Philippika unterschob er Maurer zuerst ein Zitat, das der so nicht gesagt hatte. Aber damals sah der Ringier-Sprecher auf Anfrage «keinen Anlass zu einer Richtigstellung».

Caveltys gutes Recht 

Es ist Caveltys gutes Recht, den Überfall auf die Ukraine zu verurteilen. Dafür die Faschismuskeule zu verwenden, das ist ein Hohn für alle Opfer des wirklichen Faschismus. Vielleicht weiss Historiker Cavelty auch nicht, dass vor Putin zuletzt die deutsche Wehrmacht in der Ukraine wie die Barbaren hauste und die widerlichsten Kriegsverbrechen beging. Übrigens unterstützt von Teilen der ukrainischen Bevölkerung, deren Anführer Stepan Bandera im Westen des Landes bis heute mit Denkmälern als Nationalheld verehrt wird. Während er im Osten und in der ehemaligen UdSSR als Kriegsverbrecher und Kollaborateur der Nazis in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde.

Aber solche komplizierten historischen Zusammenhänge, wie soll man die verstehen, wenn man nicht Geschichte studiert hat?

 

 

 

 

 

 

Putin, der Wahnsinnige

Dämonisierung des Gegners: aus dem Handbuch der Demagogie.

Wir hatten Iwan der Schreckliche. Katharina die Grosse. Stalin der rote Diktator. Und nun Putin der Wahnsinnige. So zumindest die Ferndiagnose der «SonntagsZeitung». Die ist allerdings nicht auf deren Mist gewachsen, sondern von den deutschen Schreikräften Silke Bigalke und Frank Nienhuysen übernommen.

Denn eine eigene Auslandberichterstattung ist im Hause der Qualitätsmedien dem Rotstift zum Opfer gefallen. Sonst könnte der Coninx-Supino-Clan sich keine Sonderdividende leisten, und das wollen wir alle nicht.

Auch das Sturmgeschütz der Demokratie ballert aus allen Rohren nach Osten:

«Alle, die seit vielen Jahren sagen, dass der Mann ein unberechenbarer, soziopathischer Egomane ist, der Verhandlungen als Show aufführt, lügt, betrügt, manipuliert und bei Bedarf tötet, hatten Recht.»

So holzt der «Kognitions-Psychologe» Christian Stöcker im «Spiegel» und lässt Zweifel aufkommen, ob es diese Fachrichtung überhaupt braucht.

«Schämen Sie sich, Herr Scholz», tritt Maximilian Pop dem deutschen Bundeskanzler auf den Schlips. Aber auch Schweizer Schreibtischgenerale gehen streng mit ihrer Regierung ins Gericht: «Eigentlich müsste es ja eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir uns der freien Welt anschliessen und den russischen Präsidenten Putin samt seinem korruptem Umfeld von unserem Finanzplatz verbannen.» Man wundert sich nicht nur bei Tamedia-Oberchefredaktor Arthur Rutishauser, wieso das Autorenfoto ohne Stahlhelm auskommt.

Schreiben hinter der Schiessscharte

Das gilt verschärft auch für den «SonntagsBlick». Der sitzt bereits im Zivilschutzbunker mit Notvorrat und japst: «Ein Angriff auf uns alle». Natürlich ist Gieri Cavelty immer zur Stelle, wenn es darum geht, der wohlfeilen Polemik die Krone aufzusetzen: «Wladimir Putin, einst KGB-Mann in der DDR, ist Kopf der Bande.» Die Schweiz sei keineswegs neutral, sie sei «brutal loyal gegenüber dem Aggressor Wladimir Putin».

Man bedauert wieder einmal, dass für das Lenken eines Autos ein Führerschein nötig ist. Für das Beschallen der Bevölkerung mit Nonsens hingegen nicht. Wenn der Unterschied zwischen der Regierungsform in Russland und der in der Schweiz darin besteht, dass hier Rechtstaatlichkeit und das Prinzip der bewaffneten Neutralität herrschen, dann ist es zwar erlaubt, dass staatsbürgerliche Leichtmatrosen wie Cavelty das beschimpfen. Das ist aber kein Grund, von diesen Prinzipien abzuweichen, nur weil ein paar publizistische Krakeeler das fordern.

Ein Wahnsinniger mit Atombomben

Um etwas Ausgewogenheit bemüht sich immerhin die NZZaS, die einen ETH-Professor für Konfliktforschung sich fragen lässt: «Verrückter Despot oder rationaler Nationalist?» Wer allerdings eine Abwägung erwartet, wird schnell enttäuscht: «Das Krankhafte in Putins Entscheidungsfindung hat seit seiner pandemiebedingten Isolation offensichtlich zugenommen.»

 

Helden in Turnschuhen …

Man ist sich allgemein einig: Wir haben es hier mit einem Wahnsinnigen zu tun. Einem soziopathischen Egomanen. Der Mann ist krank, hat aber Atombomben. Der freie Westen muss mal wieder gegen den russischen Bären zu Felde ziehen.

Ist das so? Einzig unbestreitbar ist: die militärische Intervention in der Ukraine ist ein klarer Bruch des Völkerrechts und aller Abmachungen und Versprechungen, die Russland gegenüber der Ukraine abgegeben hat. Rückgabe des Atomwaffenarsenals nach dem Zusammenbruch der UdSSR gegen die Garantie der territorialen Integrität. Daran gibt es nichts zu deuteln oder zu rütteln.

Nun ist es seit Urzeiten so, dass bei Kriegsgeschehen möglichst akkurate Berichterstattung durch Propagandagedöns ersetzt wird. Dass das bei den direkt involvierten Parteien so ist, verständlich. Natürlich überschlägt sich die russische Presse mit regierungshöriger Berichterstattung, keilen die ukrainischen Medien nach Kräften zurück.

Wieso versagen die Schweizer Medien wieder so kläglich?

Wieso ist aber auch in der angeblich so neutralen Schweiz die Berichterstattung der Mainstreammedien dermassen einseitig? Wieso wird nicht einmal der Versuch unternommen, den Begründungen und Behauptungen der russischen Regierung nachzugehen, wieso eine militärische Intervention nötig gewesen sei?

In der NZZaS wird der kühne Vergleich mit der verunglückten Intervention des Westens während des Zerfalls von Jugoslawien gezogen. Da habe die serbische Regierung doch behauptet, in Kroatien gäbe es postfaschistische Bewegungen wie die Ustascha und ethnische Säuberungen gegen Serben. Der galoppierenden Geschichtsvergessenheit ist zuzuschreiben, dass in den Medien längst vergessen ist, dass es in Kroatien zu Zeiten des Hitler-Faschismus das KZ Jasenovac gab. Das einzige Vernichtungslager, das nicht von den Deutschen selbst betrieben wurde und in dem nicht in erster Linie Juden, sondern Serben umgebracht wurden.

Der im Westen der Ukraine mit Denkmälern geehrte Faschist, Nazi-Kollaborateur und Antisemit Stepan Bandera ist eine Symbolfigur für die faschistische Vergangenheit der Ukraine. Bis weit in die Geschichte zurück reicht das komplizierte Verhältnis zwischen Russen und den Bewohnern der heutigen Ukraine, die lange Zeit ganz anders hiessen.

Völlig verdrängte Geschichte 

Hinzu kommt, dass Russland nach leidvoller Erfahrung blutiger Überfälle aus dem Westen, erinnert sei nur an Napoleon und Hitler, nicht nur rational auf den Eindruck reagiert, nach dem Zusammenbruch des eigenen Militärbündnisses durch die Osterweiterung der NATO eingekreist zu werden.

Natürlich sind Vergleiche mit dem Vertrag von Versailles oder dummem Gequatsche von Wilhelm Zwo vor dem Ersten Weltkrieg völlig unangebracht. Natürlich ist der militärische Überfall auf die Ukraine durch nichts zu rechtfertigen. Das gesagt, müsste es doch Aufgabe einer Qualitätspresse, die diesen Namen verdient, sein, Beurteilungskompetenz zu schaffen.

Stattdessen wird geschimpft und gefordert, verbal aufgerüstet, so getan, als ob auch die Schweiz ihren Beitrag dazu leisten könne und müsse, Russland mit wirtschaftlichen Sanktionen in die Knie oder zumindest zum Rückzug aus der Ukraine zu zwingen.

Dafür werden akkurat Listen von «Putin-Verstehern» geführt, die Firmensitze mit Adresse und im Bild vorgestellt, wo Geschäfte von oder mit Russland getätigt werden. Bislang, so ist das halt in einem Rechtsstaat, völlig legal.

Wenn sich die Nebel des Kriegs gelegt haben werden, wenn aus einiger Distanz ein Rückblick möglich sein wird, dann werden die Schweizer Massenmedien ein selten jämmerliches Bild abgeben. Einmal mehr, nach der Pandemie, daran gescheitert, ihren Lesern und Zuschauern und Zuhörern ein differenziertes, analytisches Bild der Ereignisse zu liefern. Einmal mehr stellt sich die Frage: Wenn sie das nicht wollen oder können, wozu braucht es sie dann eigentlich noch? Dann reicht doch eigentlich «Russia Today» oder die Sicht der «Süddeutschen Zeitung» oder der restlichen deutschen Kampfpresse.

 

 

Wer kennt Stepan Bandera?

Wer mehr als Schlagworte über die Ukraine klopfen will …

Machen wir den Idiotentest. Treffer im Medienarchiv SMD in den letzten sieben Tagen für Ukraine: 3145. Für Stepan Bandera: null.

Wer ist das, muss man den kennen? Allerdings, wenn man oberhalb von Schwarzweiss-Schlagwörtern versuchen will, die komplizierte Lage der Ukraine zu verstehen, hülfe das ungemein.

Denn im westlichen Teil der Ukraine ist Bandera bis heute ein Nationalheld. Im Osten und auch für Russland ist Bandera ein NS-Kollaborateur und Kriegsverbrecher.

Denkmal für Bandera in der Westukraine.

Unbestritten ist, dass er mit den Nazis während deren Besetzung der Ukraine zusammenarbeitete. Dafür wurde er in der UdSSR in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchtete er nach Deutschland und wurde 1959 in München von einem KGB-Agenten ermordet.

Ukraine, 1941. «Heil Hitler» und «heil Bandera».

Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg ist ebenfalls ein guter Ausgangspunkt, um Russlands Säbelrasseln zu verstehen. Wer auf dem Weg vom Flughafen ins Stadtzentrum von Moskau am Panzersperrendenkmal vorbeifährt, das den äussersten Punkt markiert, bis zu dem die deutschen Faschisten kamen, zuckt unwillkürlich zusammen.

Heute liegt das Denkmal mitten in der Grossstadt Moskau, man konnte von Anhöhen aus bereits den Kreml sehen. Das entschuldigt nichts von der aufgeladenen Rhetorik Moskaus, die ungeniert behauptet, dass die Ukraine bis heute in den Händen von Faschisten sei und sich Russland davor schützen müsse.

Das ist natürlich Unsinn, allerdings ist die Ukraine tatsächlich in den Händen korrupter Oligarchen; seit der Unabhängigkeit während des Zerfalls der UdSSR hat sich bis heute noch kein staatsbürgerliches Bewusstsein gebildet.

Allerdings ist es auch so, dass Russland als Nachfolger der UdSSR gegen die Ablieferung aller in der Ukraine stationierten Atomwaffen die territoriale Integrität des Staates garantierte. Es war sicherlich eine sehr sinnvolle Massnahme, dieses Nukleararsenal dem möglichen Zugriff von Wahnsinnigen jeglicher Couleur zu entziehen.

Dass die Sowjetunion, Russland in den letzten zwei Jahrhunderten zweimal von Westeuropa aus überfallen wurde, ist ebenfalls eine historische Tatsache. Genauso, dass Russland das seinerseits nie tat.

Dass die Ukraine mit einer NATO- und EU-Mitgliedschaft liebäugelt und sie anstrebt, ist ebenfalls eine historische Tatsache. Die inzwischen wieder erstarkte Grossmacht Russland will das nicht hinnehmen. Heute nicht, morgen auch nicht. Das ist eine kurze Skizze der komplexen Ausgangslage. Wer die dahinterstehende Geschichte ansatzweise verstehen will, braucht sich nur über den Lebenslauf von Bandera und die heutige Sicht auf ihn zu informieren.

Ginge einfach, tut nicht weh, hilft ungemein. Tut trotzdem keiner der vielen Flachschreiber in den sogenannten Qualitätsmedien.

Ukrainische Briefmarke 2009, zum 100. Geburtstag.

Amok Hansi Voigt

Der subventionierte Kreischer verliert Mass und Fassung.

Als das Referendumskomitee gegen die zusätzliche Unterstützung der Verlegerclans vermeldete, dass es mehr als das Doppelte der nötigen Stimmen gesammelt hatte, herrschte in den Mainstream-Medien eine kurze Zeit Schockstarre. Schweigen. Verkniffenes und konsterniertes Schweigen.

Ihr freiwilliger Beitrag für ZACKBUM

Dann probierte es der Verlegerverband mit einer oberpeinlichen eigenen Webseite. Aber schlimmer geht immer. Dafür steht Hansi Voigt. Wir haben uns schon ausführlich mit der Karriere dieses Wendehalses, Bruchpiloten und Heuchlers befasst.

Twitter-Quieker Hansi Voigt: Helfer der Feinde seiner Freunde.

Zurzeit frisst er ein Gnadenbrot aus der Hand einer Basler Multimilliardärin, die die zweckfreie Miniplattform «bajour» mit sagenhaften drei Millionen Franken durchfüttert. Da weitere Einnahmen nur sehr, sehr spärlich fliessen, dürfte dieser Flop das Zeitliche segnen, sobald die Geldschatulle geschlossen wird.

Wo man helfend Schaden anrichten kann, da ist Voigt

Schon lange hat sich Hansi Voigt als bedingungsloser Fan von Jolanda Spiess-Hegglin geoutet. Mit einer absurden «Berechnung», dass der Ringier-Verlag rund eine Million Franken Gewinn (oder Umsatz, da ist sich Voigt nicht ganz sicher) mit seiner Berichterstattung über die Zuger Feieraffäre gemacht habe, stachelte er JSH dazu an, entsprechende Gewinnherausgabe zu fordern.

Aber dieses unselige Tun lastet ihn genauso wenig aus wie die weitgehend sinnbefreite Plattform «bajour». Daher engagiert sich der Subventionsempfänger für die staatliche Milliardensubvention. Allerdings ist es auch hier so, dass man sich um seine Gegner und Feinde keine grossen Gedanken machen muss, wenn man Voigt an seiner Seite hat.

Langsam formiert sich der Widerstand gegen die Absicht des Referendums zu verhindern, eher zweckbefreit zusätzlich eine Milliarde Steuergelder über die drei grossen Medienclans der Schweiz regnen zu lassen.

Da wird schon mal – mangels Argumenten – kräftig geholzt:

«Libertäre Multimillionär_innen und ihre ganz rechten Helfershelfer_innen wollen verhindern, dass Schweizer Medien transparente Förderung erhalten. Diese Kräfte wollen, dass Unabhängigkeit und Transparenz durch undurchsichtiges Mäzenatentum ersetzt wird und haben deshalb ein Referendum gegen das Medienpaket lanciert. Die Gegner_innen des Gesetzes kommen aus der gleichen diffusen Ecke wie Coronaleugnern_innen und andere geistige Brandstifter*innen, welche die Spaltung der Gesellschaft vorantreiben.»

Absender der Duftmarke: der «Verein Demokratie und Medienvielfalt».

Kleiner hat man’s nicht. Aber wenn der Faschismus droht …

Das ist nun unterste Schublade, ärmlich und erbärmlich. Ausser, man hat Voigt an seiner Seite. Denn der ist auch bei diesem Haufen dabei. Voigt legt auf Twitter noch einen drauf; die Gegner der Milliardensubvention seien schlichtweg

«Freund:innen des Faschismus».

Vergewaltigte Sprache, vergewaltigter Begriff, krank.

Zwei Gegner des Mediengesetzes (Symbolbild).

Alles Faschisten oder was?

Dem Parlamentarier-Komitee gegen das Subventionsgesetz gehören immerhin 72 National- und Ständeräte an. Schlechte Nachricht für die Schweiz: alles Faschisten. Die 110’000 Unterzeichner des Referendums: Faschisten.

Auf der anderen Seite: «Wir, Simon, Moritz, Min Li, Hansi, Dimitri, Daniel, Camille und Aline, sind eine Gruppe von Menschen, die sich zusammengeschlossen haben, um gemeinsam die Demokratie und Medienvielfalt zu verteidigen und die Stimme der Zivilgesellschaft zu stärken.»

Bei solchen Verteidigern muss man sich wohl langsam Sorgen um die Demokratie machen.

Der «Verlegerverband Schweizer Medien» steht überraschungsfrei natürlich hinter diesem Mediengesetz. Er hat sich bereits mit der Webseite «Die Meinungsfreiheit» lächerlich gemacht. Auch hier bilden einige Parlamentarier den harten Kern eines «Komitee»; nach Anlaufschwierigkeiten sogar alle mit Foto.

Wer aber genau dahintersteht, erschliesst sich bis heute nicht; der Button «über uns» führt zur Anmeldung des NL, zu einer Postfachadresse und einer allgemeinen Mail. Transparenz à la Verlegerverband.

Offenbar fiel es den Verantwortlichen selbst auf, dass sie mit dieser Lachnummer nicht wirklich die Chancen verbessern, dass im Februar 2022 gegen das Referendum und für den Geldsegen abgestimmt wird.

Also lässt man vom «Verein Demokratie und Medienvielfalt» holzen und hetzen und hämen. Dort meint man, mit den Begriffen «libertäre Multimillionäre», «Coronaleugner» und «geistige Brandstifter» – halt die üblichen «Spalter der Gesellschaft» – könne man Stimmung machen.

Wenn die Fans argumentativer Debatten ausrasten

Weil Argumente Fehlanzeige sind. Bezeichnend ist, dass sich ein ganzes Netzwerk präsentiert. Ein Knotenpunkt davon ist der «Verband Medien mit Zukunft». Im Vorstand dabei die SP-Genossin Min Li Marti und der sich hier als «selbständiger Medienberater» gerierende Hansi Voigt. Im «Verein Demokratie und Medienvielfalt» gesellt sich noch die grüne Nationalrätin Aline Trede dazu. Eigentlich alles Vertreter der argumentativen Auseinandersetzung, Gegner der Spaltung der Gesellschaft durch Hetze und Beschimpfung.

Aber natürlich nur dann, wenn sie nicht den eigenen Zielen und Zwecken dient. Denn jeder Politiker weiss: wenn die Medien noch mehr am Staatstropf hängen, sind sie noch williger, ihren politischen Unterstützern als Multiplikatoren zu dienen. Und ein Politiker ohne Medienresonanz (oder gar mit einer negativen) ist verloren.

Also nach dem ersten Fehlstart gleich eine Bruchlandung. Selber schuld, wenn man Voigt ans Steuer lässt, das kommt eigentlich nie gut. Bei «20 Minuten» und «watson» hat man’s noch rechtzeitig gemerkt, bei «bajour» oder all den Mediengesetzunterstützern noch nicht.

Völlig verwirrter Voigt

Voigt hat inzwischen, jö, seinen Tweet gelöscht. Natürlich nicht, ohne sich mit der Begründung noch mehr in den Sumpf zu manövrieren: «Zur Info: Mein Tweet, der Formulierung „Freund:innen des Faschismus“ in Zusammenhang mit Mediengesetzreferendum gebracht hat, ist gelöscht Es ging nicht darum, alle Referendumsgegner zu verunglimpfen. Ich wollte ausdrücken, dass sich auch (!) ganz rechte Kreise im Umfeld tummeln.»

Die ehemalige US-Aussenministerin und Voigt: zwei Warner.

Inzwischen ist er allerdings völlig verwirrt. Er hat ja wenn schon nicht die Gegner des Referendums verunglimpft (also zum Beispiel sich selbst). Dass sich bei den Gegnern ganz rechte Kreise tummeln, werden die auch nicht gerne hören.

Das kann eigentlich nur Voigt. Sich einmischen, loskrähen – und zum besten Helfershelfer derjenigen werden, die er eigentlich bekämpfen will. Aber immerhin steckt in seiner lahmen Erklärung, wieso er den Tweet wieder löschte, ein Körnchen Wahrheit. Er hat nicht alle Referendumsgegner verunglimpft, er hat nur allen geschadet. Verunglimpft hingegen hat er einen einzigen, sich selbst. Da er aber der personifizierte Glimpf und Verunglimpf ist, stört das auch nicht.