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Mal einen raushauen

Mirjam Hostetmann dürfte eine kurze Karriere vor sich haben.

Schon nach ihrer Wahl vor einem Monat zur Jusopräsidentin, wo man sie immerhin einem Nonbinären vorzog, haute die 24-jährige Hostetmann ein paar Knaller raus: «Kapitalismus ist Krieg, Sozialismus ist Frieden». Oder auch: «Der Kapitalismus muss sterben, damit wir leben können.» Und schliesslich: «Wir müssen die Reichen enteignen, damit es uns allen gut gehen kann.»

Nun hat sich der schwer erfolgreiche und schwerreiche Industrielle Peter Spuhler zur Drohung verstiegen, die Schweiz möglicherweise verlassen zu müssen. Grund sei die Juso-Inititaive für eine Erbschaftssteuer von 50 Prozent. Die in seinem Fall fälligen zwei Milliarden seien von seinen Nachkommen nur so zu bezahlen, dass sein Firmenimperium zerschlagen werden müsste. Völlig richtiger Einwand.

Das findet Hostetmann natürlich nicht. Als Studentin der Geschichte und Germanistik hat sie den grossen Durchblick: «Was Spuhler verzapft, ist eine Frechheit und obendrauf lächerlich», verzapft sie und macht sich selbst damit lächerlich. Dann liest sie ihm die Leviten: «Für ihn steht Profit über Moral. So ging er in Vergangenheit u.a. millionenschwere Deals mit dem korrupten kasachischen Regime ein und mit dem Diktator von Belarus pflegt er eine gute Beziehung.»

Aber wenn sie schon mal in Fahrt ist, das Hirn ausgeschaltet hat und sich richtig Ärger einhandeln will, dann tobt sie weiter:

Es werde Zeit, dass

«steuerkriminelle Familienclans, wie der von Spuhler, nach den Regeln des Gesetzes spielen müssen.»

Abgesehen davon, dass sich die Jungpolitikerin damit schwer ins Gelände der Strafbarkeit begibt, ist diese Schmähung gleich mehrfach bescheuert.

Zunächst ist weder Spuhler noch sein «Clan» «steuerkriminell». Das würde voraussetzen, dass es eine entsprechende Verurteilung gäbe. Wenn er endlich nach den Regeln des Gesetzes «spielen» solle, dann würde das bedeuten, dass er sich bislang nicht oder nicht immer daran gehalten hat. Aber auch Verurteilungen wegen Gesetzesverstössen sind nicht bekannt.

Also ist das zusammenfassend eine Verleumdung eines durchgedrehten Teenagers, die nicht nur vor politischer Dummheit trieft. Und Hostetmann bereits kurz nach Amtsantritt für ihr Amt disqualifiziert. Sondern die Jusos (und die SP) werden nun einen Eiertanz hinlegen müssen, wie sie diese Schmähung wieder einfangen können, ohne gleichzeitig ihre Juso-Chefin abzusägen.

Versuchen sie, in gewundenen Worten der wildgewordene Sprücheklopferin zur Seite zu stehen, fällt ihnen das ganze Gewicht dieser Aussagen auf die Füsse. Distanzieren sie sich davon, muss das Mädchen zurücktreten.

Der politische Gegner hat Seitenstechen vor Lachen und muss sich krampfhaft bemühen, ein ernstes Gesicht zu machen und die Sprüche zu verurteilen – ohne dabei laut herauszuprusten, dass ihm das auf dem Silbertablett serviert wurde.

Sicherlich ist Spuhlers Stellungnahme in der «SonntagsZeitung» auch nicht sonderlich geschickt, denn trotz 13. AHV usw. ist die Chance, dass diese Initiative angenommen würde, verschwindend gering. Aber vielleicht hat er mit seiner Provokation eine gewisse Reinigung innerhalb der SP ausgelöst, Was zwar sicher nicht seine Absicht war, aber wenigstens Wirkung zeigt.

Wumms: Pietro Supino

Der Mann spart ein. Leider nicht sich selbst.

Supino ist der Mann der grossen Töne und der kleinen Taten. Er singt das hohe Lied der Verantwortung der Medien, des Qualitätsjournalismus, Wächter- und Kontrollfunktion, Blabla.

Damit sorgt er regelmässig dafür, dass die Medien im Allgemeinen, Tamedia im Speziellen, an Glaubwürdigkeit und an Lesern verlieren. Das soll ihm mal einer nachmachen: die geballte Medienmacht des Verlegerverbandes gegen ein kleines Häuflein von Unerschrockenen, die gegen die Subventionsmilliarde für reiche Verlegerclans das Referendum ergriffen hatten. Und auf die Schnauze gekriegt.

Was fällt Supino im eigenen Haus so ein, um der Misere abzuhelfen? Einen Dampfplauderer als Vorreiter für das Digitale einsetzen. Beförderungen nach Geschlecht, nicht nach Kompetenz durchsetzen.

Und vor allem und immer wieder: sparen. Sparen. Sparen und sparen. Sparen, begleitet vom immer gleichen Gelaber. In der Romandie werden wohl zehn Prozent aller Mitarbeiter rausgehauen.

Warum? Geschäftsmodell unter Druck, Werbemarkt, Umsatzrückgang, Blabla. Und die guten Nachrichten? Prozesse vereinfachen, Marken stärken und – der ewige Brüller – die Nähe zum Leser erhöhen.

Nun will Tamedia schon seit der ersten Sparrunde immer näher an den Leser, das will auch der Dampfplauderer im Digitalen, das wollen alle. Da erhebt sich doch die Frage, wie nahe man denn nun beim Leser sei. Kriecht man ihm schon unters Hemd? Steckt man in seinem Rachen? Im Gehörgang? Unter den Augenlidern?

Es ist eigentlich verwunderlich, dass bei dieser Wiederholung des Ewiggleichen noch kein Gefeuerter einen Blutrausch bekommen hat. Mehr sparen, aber mehr Qualität? Weniger Geld, aber mehr Synergie? Mehr Inkompetenz, denn in erster Linie bleiben ja die Duckmäuser, aber mehr Content? Mehr zahlende Leser durch mehr Bauchnabelbetrachtungen und seichte Analysen und dummes Gerüpel aus der Gesinnungsblase? Mehr Oktoberfest, weniger Schwingfest?

Es ist erbärmlich. Es ist ärmlich. Es ist eine Bankrotterklärung des leitenden und wohlbezahlten Managements, das sich und den Besitzern gerne mal eine Sonderdividende ausschüttet.

Das sorgt dann unheimlich für Stimmung in der Mannschaft, wo immer weniger mit gleichviel Rudern die Galeere durch die Wellen treiben sollen. Nach der Devise: rudert schneller, der Käpt’n will Wasserski fahren.

Beziehungsweise mit seiner Yacht in der Karibik schippern. Oder im Mittelmeer. Heute werden dann noch die Entlassungen in der Deutschschweiz bekanntgegeben. Mit dem gleichen Blabla.

Aber mal Hand aufs Herz, Herr Supino: fällt Ihnen wirklich keine sinnvolle Sparmassnahme ein? Nein, nicht im Maschinenraum. Oben, ganz oben, zuoberst oben. Oder schützt Familie vor allem?