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Eine Portion Geeiertes

Die Zahl der wegen Corona Hospitalisierten ist Fake News. Es darf geeiert werden.

Es gibt zwei unbestreitbare Tatsachen. Die Zahl der wegen Corona Hospitalisierten sinkt. Die Zahl der wegen Corona Hospitalisierten ist falsch.

Da nicht zwischen «wegen» und «mit» unterschieden werden kann, ist rund die Hälfte aller als Covid-19-Fälle ausgewiesenen Spitaleintritte auf andere Ursachen zurückzuführen. Beinbruch, Herzinfarkt, Altersgebrechlichkeit, was auch immer.

Nur: wenn beim Eintritt oder gar nachher der Patient positiv getestet wird, gilt er statistisch als Corona-Fall.

Wir spielen wieder den Corona-Blues …

Das hat das Bundesamt für Statistik klargemacht und transparent kommuniziert. Nur: kein Schwein hat geschaut (ausser ZACKBUM). Nun hat der «Blick» verdienstvollerweise das Thema aufgegriffen und mit eigenen Recherchen ergänzt. Zum Beispiel die Kantonssspitäler Genf oder Zürich räumen ein, dass rund 50 Prozent ihrer Corona-Fälle aus anderen Gründen stationär behandelt werden.

Das ist ziemlich peinlich, weil die mögliche Überlastung der Spitäler immer als wichtigster Grund für alle, restlos alle Massnahmen, Restriktionen, Einschränkungen Lockdowns, Quarantänebestimmungen usw. verwendet wird.

Das trifft vor allem die Corona-Kreischen in den Medien hart. Entweder konstatieren sie fassungslos: «In der CH ist eine starke Entkopplung der Fallzahlen von den Hospitalisierungen zu beobachten» (Marc Brupbacher), bleiben aber ansonsten stumm. Oder, man setzt zum üblichen Geschwurbel an.

Der «Blick» fällt für einmal als regierungstreues Applausorgan aus. Das ist wohl der speziellen Konstellation zu verdanken, dass der Ringier-CEO Marc Walder etwas ins Feuer geriet, weil er das Offenkundige vor laufender Kamera aussprach: auf seine Intitiative hin werde bei Ringier weltweit die Regierungspolitik gegen die Pandemie unterstützt.

Fällt ein Mainstream-Medium aus, es hat noch zwei

Aber wir haben ja noch Tamedia und CH Media.

Der Wanner-Clan wirft gleich vier Redaktoren in die Schlacht, um kleinzuschreiben, dass trotz allen Unkenrufen die Hospitalisierungen sinken, die ausgewiesenen Zahlen falsch sind.

Zunächst darf der «Chefarzt Infektiologie am Kantonsspital Aarau» verwedeln: «Die Trennung der Fälle ist nicht so einfach.» Die Medizin, so schaut’s aus, steht offenbar noch ganz am Anfang in der Erkenntnis, so ungefähr im Mittelalter.

Dann dürfen Politiker «irritiert reagieren». Vor einer Beschädigung der Glaubwürdigkeit warnen oder ein «Datenproblem beim BAG» sehen. Schliesslich müsse man bedenken: «Auch mittelschwere Fälle können das Gesundheitswesen überfordern, wenn sie in zu grosser Zahl vorkommen», warne der Infektiologe.

Prognosen für den Papierkorb, die wichtigste Zahl für die Begründung aller Massnahmen dramatisch falsch? Na und, meint CH Media.

Tamedia versucht’s mit einer einzigen Fachkraft

Auch Tamedia muss sich zum Thema äussern. Hier wird ein einziger Redaktor in die Schlacht geworfen. Luca de Carli ist (noch) stellvertretender Ressorleiter Inland beim «Bund». Oder bei der «Berner Zeitung». Oder bei Tamedia. Das weiss man heute alles nicht mehr so genau. Noch weniger, wie lange er das bleibt.

Auch er berichtet, was der Leitende Arzt der zuständigen Klinik des Unspitals Zürich sagt: «Wir behandeln derzeit nur sehr wenige Omikron-Fälle.»

Auch de Carli räumt  ein, dass die Zahlen der wegen Corona Hospitalisierten «nach oben verzerrt» seien. Aber, erste Einschränkung, auch bei den nur «mit» Covid-19-Hospitalisierten könne «Corona jedoch einen schweren Verlauf nehmen».

Ansonsten gelte aber, was gilt, wenn sich nach der Prognose die Glaskugel mal wieder als defekt erweist: «Wir tappen im Dunkeln», räumt der Leitende Arzt ein.

Statt Warnung, Weltuntergang, Welle als Wand, nun Gewinsel: «Im Tessin hat Michael Llamas, leitender Arzt der Intensivstation der Clinica La Carità in Locarno, ebenfalls mehr Fragen als Antworten: «Bei der ersten Welle war es noch einfacher, die Zahlen zu deuten, zu planen.» Und heute? «Wir haben ehrlich gesagt keine Ahnung, was auf uns zukommen wird.»»

Also wirklich, so geht das nicht. Brupbacher, übernehmen Sie. Jetzt ist der Moment, dass alle Befürworter eines Impfzwangs nochmal in den Ring steigen müssen. Alle besserwisserischen Kommentatoren, die dem Bundesrat und der Bevölkerung Vorschriften machen wollen, die Weisheit mit Löffeln gefressen haben, unablässig forderten, warnten, mahnten, wo sind sie nur geblieben?

 

 

Scheingefechte und Nebelvorhänge

Restaurants schliessen – oder doch besser Intensivstationen?

«Noch nie waren die Fallzahlen in der Schweiz so hoch», warnt der «Tages-Anzeiger». Zu allem Ungemach gibt es nun noch «Alarm im Hühnerstall». Nein, die Verrichtungsboxen im Newsroom sind damit nicht gemeint.

Zwischen Alarm und beruhigenden Geräuschen greift man in den Medien zunehmend in den Stehsatz. Interviewt die ewig gleichen Corona-Koryphäen. Langweilt aller Orten. Dabei gäbe es schon ein Thema, das die Frontseiten beherrschen müsste, online überall zuoberst stehen:

Wieso könnte es ein Problem mit genügend Plätzen auf Intensivstationen geben?

Die Nerven sind angespannt. So ranzt ein Chefarzt des Kantonsspitals St. Gallen (KSSG): «Das ganze Theater fängt wieder an und wird in den nächsten Wochen noch schlimmer.»

Man kann Nebelpetarden zünden und Scheindebatten führen, um von einem gravierenden Versagen abzulenken. Diese potenzielle Katastrophe verursachen nicht die Impfmuffel.

Es ist vielfach erwiesen und braucht keine Diskussion mehr, dass die Durchimpfung einer Bevölkerung in keiner direkten Relation zur Anzahl Infizierter steht, die medizinische Versorgung brauchen. Abgesehen davon, dass selbst eine deutliche Steigerung der Anzahl Geimpfter an der aktuellen Situation nichts ändern würde.

Der Anteil an Covid-19-Patienten auf den IS beträgt 26,9 Prozent schweizweit. Immer nach den aktuellsten Zahlen des BAG.

Wo das wahre Problem liegt

Ende April 2020 verfügte der Kanton Zürich über 410 Betten auf Intensivstationen (IS). Am 1. Dezember 2020 waren 217. Am 1. Dezember 2021 noch 183. Schweizweit nahm die Bettenzahl in einem Jahr von 1112 auf 883 ab.

Wie das? Wedeln wir den Rauchvorhang von zertifizierten und nicht zertifizierten Betten auch beiseite. Denn die bittere Wahrheit ist: es könnten problemlos 100, sogar 500 weitere Betten bereitgestellt werden. So wie das um Ostern 2020 bereits geschah. Die wären dann halt nicht zertifiziert, also nicht vollständig dem Schweizer Perfektionswahn unterworfen. Aber allen Ansprüchen eines Platzes mit Intensivpflege würden sie genügen.

Also Entwarnung? Nein. Im Gegenteil. Zurzeit hat es nur genügend Personal, um vielleicht maximal 800 Betten zu betreuen, schätzt der Leiter der Intensivstation des Unispitals Basel. Das bedeutet: nicht einmal alle vorhandenen und zertifizierten Betten können verwendet werden. Tendenz abnehmend.

So sagte auch der alptraumgeplagte Chef der Intensivstation des Inselspitals in Bern, dass er von seinen 36 zertifizierten Betten lediglich «28 betreiben» könne, «nächsten Monat noch 26».

Warum? Ganz einfach: es herrscht Pflegenotstand in der Schweiz. Es fehlen aktuell 12’000 Fachkräfte. Bis 2029 steigt der Bedarf an diplomierten Pflegefachleuten auf 43’400, ausgebildet werden 28’900.

Es werden Zahlen von bis zu 65’000 fehlenden Pflegekräften herumgeboten. Unbestreitbar ist: das ist ein gravierendes Problem. Unbestreitbar ist: das Problem existiert schon seit Jahren. Unbestreitbar ist: das Problem akzentuierte und verschärfte sich mit dem Ausbruch der Pandemie – vor fast zwei Jahren.

Unbestreitbar ist: ausser wohlfeilen Ankündigungen, Forderungen, markigen Behauptungen haben die Verantwortlichen für das Gesundheitssystem genau nichts unternommen. Es regiert der Konjunktiv «man sollte, man müsste, es wäre dringend geboten, es darf doch nicht sein, Blabla».

An Zynismus schwer zu überbieten

Der unermüdliche Einsatz der Pflegekräfte wurde wortreich gelobt, ihnen wurde mündlich unablässig auf die Schultern geklopft; die Bevölkerung entblödete sich zur Erbitterung der Pflegefachleute nicht, sich auf den Balkon zu stellen und zu klatschen.

Das war an Zynismus schwer zu überbieten, obwohl sich alle Klatscher unglaublich gut und solidarisch fühlten. Aber attraktive Entlöhnung, Notfallmassnahmen zum Aufstocken der Personaldecke, rigoroser Abbau von Bürokratie? Nichts, nichts und nichts.

Im Gegensatz zum Ausbruch der Pandemie war das alles vorhersehbar. Tanzte den Verantwortlichen auf der Nase herum. Aber mehr als ein Niessen löste es nicht aus.

Stattdessen wirkt die aktuelle Debatte um Impfzwang oder nicht so, als ob man ein brennendes Haus löschen müsste. Aber es fehlt an Feuerwehrleuten, und die Einsatzleiter diskutieren lieber über die Wasserqualität, die richtige Löschtemperatur, welche Farbe die Schläuche haben müssen und welcher Wasserdruck wohl der richtige sei.

Schrumpfung wegen Unfähigkeit

Wegen erwiesener Unfähigkeit schrumpfen die Intensivstationen in der Schweiz. Statt darüber zu debattieren, werden wieder Scheingefechte geführt, ob und ab wann Gaststätten und Vergnügungslokale geschlossen werden. Obwohl das niemals Brutstätten der massenhaften Ansteckung waren. Aber es ist halt ein sichtbares: wir tun was. Nur nicht das Richtige.

Es führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei: es ist Staatsversagen. Es ist Regierungsversagen. Es ist Beamtenversagen. Es ist das Versagen aller verantwortlichen Manager im Gesundheitssystem.

Es ist ein Versagen der Medien, die ausgiebig Nebenschauplätze bewirtschaften und kaum ein Wort über einen veritablen Skandal verlieren.

Und es ist letztlich ein Versagen des Staatsbürgers, der sich lieber die Sicht vernebeln lässt, mal in die Hände klatscht, als den verantwortlichen den Marsch zu blasen.

 

 

 

Corona, weiss noch jemand was?

Hand aufs Herz: dürfen sich mehr als 30 Personen privat versammeln? Der Zustand der Unübersichtlichkeit ist vollkommen.

Sie nehmen bei dieser Frage den Telefonjoker? Oder sagen nichts ohne Anwalt? Gute Antwort; am Schluss dieser Kolumne erfahren Sie die Auflösung.

Fangen wir mit dem weniger Wichtigen an. Wie und wohin dürfen Sie ins Ausland reisen? Ins nähere Umland, also Frankreich, Deutschland, Italien und Österreich? Ja, nur mit Corona-Zertifikat. Wird das auch kontrolliert? Nein. Dürfen Sie im Ausland in Museen oder Restaurants oder Hotels? Wenn ja, warum nicht?

Kann es Ihnen passieren, dass Sie bei der Rückkehr in Quarantäne müssen, obwohl das bei Ihrer Abreise noch nicht der Fall war? Richtige Antwort: ja.

Planen Sie eine Fernreise? Können Sie sich einfach am Strand von Miami Beach die Sonne auf den Bauch scheinen lassen? Oder in Havanna einen Mojito schlürfen? Oder in Thailand die Rotlichtviertel durchstreifen? Wie steht es eigentlich mit China, wo da Virus schliesslich ausgebrütet wurde? Wissen Sie alles nicht so genau? Willkommen im Club.

Unübersichtlichkeit nah und fern

Kehren wir ins Naheliegende zurück, in die Schweiz. Wo gilt noch Maskenpflicht, und wie lange? Was ist das aktuell ausschlaggebende Kriterium für weitere Lockerungen? Die Inzidenz? Die Fallzahlen? Die Mondphase? Die Temperatur des Vierwaldstättersees? Alles knapp daneben, laut Bundesrat Berset die Auslastung der Spitäler.

Die sind nun aber sehr entspannt unausgelastet. Trotz unablässiger Versuche, ihre demnächst eintretende Überlastung als Menetekel an die Wand zu malen, waren sie noch nie an der Belastungsgrenze. Schon alleine deswegen, weil die Anzahl der Betten mit Intensivbehandlung nicht in Stein gemeisselt ist, sondern gesteigert werden kann.

Damit es mit den Unkenrufen trotzdem klappte, wurde nur die Zahl der offiziell zertifizierten Intensivstation-Betten genommen. Die neu aufgestellten ohne Zertifizierung liess man aus, damit man lauter «buhu» sagen konnte. Das BAG versucht das übrigens weiterhin, etwas schräg zum eigenen Bundesrat in der Landschaft stehend.

Aber immerhin, dass die Fallzahlen nichts mit der Auslastung der Spitäler zu tun haben, diese Erkenntnis hat sich nach bloss anderthalb Jahren bis in höchste Regierungskreise durchgesprochen. Denn zwischen einem positiven Test und der Einlieferung ins Spital besteht kein notwendiger Zusammenhang.

Zwischen der Impfung und dem Abflachen der Kurve der Neuansteckungen übrigens auch nicht, aber diese Erkenntnis ist noch auf dem Marsch durch die Institutionen. Die sind vielmehr damit beschäftigt, immer wieder herunterzubeten: Es gibt keinen Impfzwang in der Schweiz. Niemals. Nur: wer sich nicht freiwillig impft, wird unfreiwillig scheibchenweise von möglichen Aktivitäten ausgeschlossen.

Während in umgebenden Ländern wieder die Trottoirs hochgeklappt und die Schlagbäume an den Landesgrenzen gesenkt werden, verkündet BR Berset fröhlich die Annäherung an den Zustand der «Normalität». Echt jetzt? Alles wird normal? Nun, das kommt natürlich darauf an, was man unter «normal» versteht. Auch da haben wir eine neue Definition: «Normalisierungsphase» heisst, es wird nicht schlimmer. Zurzeit. Ohne Garantie für die Zukunft.

Zuckerbrot und Peitsche 

Da die Impfkampagne etwas ins Stocken geraten ist und immer noch Millionen von Eidgenossen ungeimpft sich selbst und alle ihre Nächsten in höchste Gefahr bringen, fuchtelt der Bundesrat mit einer kleinen Peitsche, nachdem alle Zuckerbrote wirkungslos verspeist wurden.

Corona-Tests sollen nicht mehr gratis sein. Nehmt das, ihr Impfverweigerer. Alleine der Kostenaspekt sei hier bedeutend, runzelt Berset wunderbar die Stirne unter der Glatze und lässt seine dunklen Augenbrauen wirken. Schliesslich kostet so ein Test satte 47 Franken. Das läppert sich; lässt sich einer wöchentlich testen, weil er die Impfung verweigert, belastet das die Krankenkassen mit sagenhaften 200 Franken im Monat.

Das hat ruinöse Folgen, im Gegensatz zu den Impfkosten und Folgekosten. Wobei blöderweise sich herausstellt, dass die berühmte Durchimpfung der Bevölkerung als Königsweg aus der Pandemie eben auch nicht klappt, auch Geimpfte weiterhin das Virus verbreiten.

Aber all das ist entweder völlig fehlender Überblick – oder finstere Absicht. Eine völlige Unübersichtlichkeit herstellen, Orientierungslosigkeit schaffen, Chaos, Wissenschaftler sich ständig widersprechen lassen, ein Wechselbad der Gefühle herstellen, mit den beiden Polen «wir werden alle bald sterben» und «wir haben’s fast hinter uns». Wir sind dafür oder dagegen, am besten dafür, dass wir dagegen sind. Oder dagegen, dafür zu sein. Oder umgekehrt.

In diesem Durcheinandertal kann dann regiert werden, wie’s gefällt, Kritiken an Fehlentscheidungen oder kostspieligen Flops oder ständigen Kurswechseln, die verpuffen im Staubgefäss des Überkomplexen, Undurchschaubaren. Gegen finstere Absicht spricht allerdings in erster Linie, dass das Führungspersonal in der Schweiz, in Europa, zu eiem solch durchdachten Plan gar nicht in der Lage wäre. Das läge oberhalb der strategisch-intellektuellen Kompetenz.

Ach, und noch die Antwort auf die Einleitungsfrage: Natürlich ist es weiterhin strikt verboten, dass sich mehr als 30 Personen bei einem privaten Anlass zusammenballen. Hätten Sie auch nicht gewusst, geben Sie’s zu.