Schlagwortarchiv für: Fabian Eberhard

Würden Sie diesem Mann ein Haarfärbemittel abkaufen?

Der SoBli macht auf «buhu, Geisterbahn».

Den «Friedensengel und Pharma-Schreck» Donald Trump gross als Aufmacher. Friedensengel, echt jetzt? Weil er so schönes Engelshaar hat? Und Schreck, weil er so böse gucken kann? Also wenn Boulevard, selbst wenn er nicht mehr Boulevard sein will, etwas können muss, dann Schlagzeile.

Wie man das macht, zeigt natürlich «Bild»:

Oder in der Version der «Bild am Sonntag»:

Wenn Boulevard noch etwas sein soll, dann kurz und knackig. Öhm. Die tragisches Geschichte des Falls von Viola Amherd auf sechs Seiten? Gratis-Kaffeeausschank nach Seite 4. Tja, den Chefredaktor Reza Rafi in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.

Und dann noch die überraschende Eröffnung von Hausgespenst Frank A. Meyer: «Viola Amherd tritt aus dem Bundesrat zurück. Ein neues Mitglied des Kollegiums ist zu wählen.» Verflixt nochmal, wie der Mann es immer schafft, uns auf ganz einfache Art verblüffend neue Erkenntnisse zu vermitteln.

Ach, wer immer noch nicht genug hat: Man könnte eine Meldung draus machen, dass die Amtseinführung wegen Arschkälte im Saale stattfindet. Oder man macht fast eine Seite mit Bildchen draus.

Also Crime hatten wir nun, Büsis zwar noch nicht, aber was fehlt sonst? Richtig; ein Thema, das nur noch auf Umwegen in die familientaugliche «Blick»-Familie geschmuggelt werden kann. Der «Langstrassenstrich» von Zürich, mit Bildern von gestern, vorgestern und heute. Endlich ein wenig Sex.

Ach ja, der «Stützli-Sex» von 1977, da lebten die ganzen Kindersoldaten im Newsroom doch noch nicht einmal als feuchter Traum.

Aber, nun kommt mal wieder das Einmann-Investigativteam, die menschliche Abrissbirne, der Journalist des Jahres, wenn nicht des Jahrhunderts Fabian Eberhard. Der findet zwar nicht mal ein Büro in einem Bürohaus, aber das kann er:

Bei den grossen Buchstaben fragt man sich einen Moment, ob damit Selenskyi gemeint sei. Scherz beiseite, natürlich handelt es sich um den Belarus-Herrscher Lukashenko. Der lässt nächsten Sonntag wählen und hat sich dafür, wenn man Eberhard glauben darf, drei Schweizer Wahlbeobachter geangelt. «Lukaschenkows Regime zahlt ihnen die Reise- und Hotelkosten, erwartet im Gegenzug aber freundliche Worte über den Diktator», weiss Eberhard.

Sicher ist es komisch, dass darunter ein Politiker ist, der bereits 2014 wegen Wahlfälschung verurteilt wurde, wie Eberhard schreibt. Andererseits könnte man ja sagen, dass so einer besonders sensibilisiert ist. Aber Scherz beiseite, dass der Basler Grossrat vom belarussischen Aussenminister höchstselbst und mit freundlichen Worten eingeladen wurde, kann man nun nicht gegen diesen Mann verwenden. Hätte der denn schreiben sollen: dann komm halt, wenn du’s einrichten kannst?

Dann gibt es noch einen SVP-Kantonsrat aus Zug, der wohlweisslich nicht mit dem SoBli sprechen will, und einen echten Putin-Fan und «Russland-Versteher», den man vielleicht vor sich selbst schützen sollte: «Die Wahlen sind frei und fair», Proteste dagegen seien «vom Westen eingefädelt». Meine Güte.

Kann man sonst noch jemandem etwas vorwerfen? Nun, der «Politquerulant» und Grossrat Eric Weber wurde doch tatsächlich bei seiner letzten Reise nach Minsk im Sommer von der Schweizer Botschafterin «persönlich begrüsst». Wie das halt so bei Auslandsreisli von Schweizer Parlamentariern üblich ist und von Molina abwärts auch immer gerne genommen wird.

Aber sicherlich hat sich Frau Botschafterin anschliessend die Hände gewaschen.

Und das war’s dann auch hier soweit. Oder interessiert sich jemand für das Knalleraufmacherthema unter «Gesellschaft»: «Notendruck statt Bewegungsfreude?» Himmels willen, reicht mens sana in corpore sano nicht mehr? Würden unsere Kinder nicht viel freier über den Schwebebalken hüpfen, das Pferd überspringen, die Kletterstange hochhangeln, wenn es nicht diesen elenden Notendruck gäbe?

Schliesslich wird der SoBli doch auch nicht benotet. So kommt er allerdings auch daher.

Oh je, SoBli

Die Alternative zur NZZaS? Nein, ein Bruder im Geist.

Wie verzweifelt muss eine Redaktion sein, wenn sie so was zur Titelgeschichte macht, mitsamt eines verpixelten Fotos? Sehr.

Dann wird Chefredaktor Reza Rafi in seinem «Editorial» mal richtig frech: «Die Welt als Wille und Wermuth», lässt er schon im Titel wieder Bildung aufblitzen. «Die Welt als Wille und Vorstellung», Schopenhauer, wow.Viel hübscher war allerdings Niklaus Meienbergs «Die Welt als Wille & Wahn» über General Wille. Aber die Absicht zählt hier und soll gelobt werden.

Denn Rafi nimmt sich den irrlichternden SP-Co-Präsidenten Cédric Wermuth vor, der im Tagi unwidersprochen über Singapur hergezogen war und vor der Schweiz als «Alpen-Singapur» gewarnt hatte. Denn der Stadtstaat sei eine Art Hölle mit «tiefen Steuern und kaum sozialen, gleichstellungspolitischen oder ökologischen Regeln für Unternehmen».

Halt typisch Wermuth, der viel Meinung, aber wenig Ahnung hat. Oder wie Rafi sanft tadelt: «Mit den Fakten nimmts der Parteichef nicht so genau: Singapur kennt eine progressive Einkommenssteuer ganz nach sozialdemokratischem Gusto. Der Durchschnittslohn eines Nationalrats von etwas mehr als 130 000 Franken würde dort mit 19 Prozent besteuert. Punkto Gleichstellung gehört der Tigerstaat dank Gesetzen wie dem über «Fairness am Arbeitsplatz» zu den Musterschülern, auf dem «Gender Equality Index» der Uno belegt er den achten Platz. Im Umweltschutz ist man dank des ehrgeizigen «Singapore Green Plan» Asiens Zugpferd.»

Das nennt man voll eins auf die Zwölf, und das bei einem SP-Genossen und im SoBli. Rafi traut sich was. Das Ein-Mann-Investigativteam Fabian Eberhard allerdings auch. Der findet bekanntlich nicht einmal die Büroräumlichkeiten des Internet-Radios Kontrafunk. Aber einen abgeschobenen afghanischen Straftäter. Der jammert aus dem fernen Kabul, dass er wieder zurück in die Schweiz wolle und in seiner Heimat Angst habe.

Wohlgemerkt war sein Asylgesuch in der Schweiz abgelehnt worden, er blieb geduldet und wurde dann wegen schwerer Körperverletzung verurteilt und nun endlich zwangsweise abgeschoben. Ob Eberhard sich und dem SoBli mit so einer Story einen Gefallen tut? Der Leser wird kaum sympathisierend Anteil nehmen …

Dann geht’s bergab, beziehungsweise Richtung Advent und Weihnachten:

Ein Hammer-Titel, eine Hammer-Story, und einige Tassen Kaffee werden nicht reichen, um beim Lesen wach zu bleiben.

Mindestens so behämmert ist dieser Artikel:

Anscheinend soll es an der ZHAW eine Studentin geben, die angeblich Beziehungen zur «Jungen Tat» habe und sogar mit deren Anführer eine Beziehung unterhalte. Das ist ein kleiner rechtsradikaler Haufen. Nachdem sie sich um die Anzahl Dochte fürs Kerzenziehen Sorgen gemacht hatte, nimmt sich Sara Belgeri nun diesem Aufreger an.

Sie ist nicht mal Volontärin oder Anfängerin, also nicht entschuldigt. Sie berichtet, dass 63 «Studierende», also Studenten, einen offenen Brief unterzeichnet hätten, in dem sie behaupten: «Unsere Studienwahl repräsentiert das Ziel, jedem Menschen die bestmögliche Pflege und Unterstützung zu bieten. Diese Haltung wird jedoch infrage gestellt, wenn Studierende unserer Fachhochschule extremistische und menschenfeindliche Ideologien im Privatleben unterstützen und fördern.»

Die «Unterzeichnenden», also die Unterzeichner, denn irgend wann unterzeichnen sie nicht mehr, fordern, «dass die ZHAW Massnahmen ergreift, sodass die Hochschule ein sicherer, diskriminierungsfreier Raum bleibt, frei von extremistischen Ideologien». Und um dieses Ziel zu erreichen, diskriminieren sie selbst ungehemmt.

Nicht zum ersten Mal: «Bereits im Februar 2023 wurden von einer anderen Gruppe wegen der Studentin Plakate an der ZHAW aufgehängt. Darauf prangte das Gesicht von S. C. mit der Überschrift «Keine Neonazis an unserer Schule». Dazu die Frage: «Willst du eine faschistische Hebamme bei deiner Geburt?»»

Das ist ungefähr so blöd wie die Frage, ob man eine rote, grüne oder vegane Hebamme bei der Geburt wolle. Zudem ist es im höchsten Masse denunziatorisch, solche Plakate aufzuhängen und zukünftigen Mitarbeitern im Gesundheitswesen zutiefst unwürdig. Zum Schluss zitiert Belgeri das woke Geschwurbel einer anonymen Mitstudenten:

««Vor allem Personen mit Migrationsgeschichte oder queere Studierende fühlen sich nicht sicher.» Teil des Studiums seien Themen wie Schwangerschaftsabbruch oder Intergeschlechtlichkeit – darüber zu diskutieren, würde sich nicht gut anfühlen, wenn S. C. dabei sei. «Ich habe das Gefühl, mich im Unterricht nicht frei ausdrücken zu können, wenn ich weiss, dass eine Mitstudentin diese Ideologie vertritt.»»

Kritik an dieser völlig verpeilten Aktion, dieser offenen Diskriminierung mitsamt Safe-Space-Geschwafel? Fehlanzeige.

Aber jetzt kommen wir zu einem absoluten Höhepunkt des Blatts, ein Überhammer, das hat sonst keine einzige Sonntagszeitung, ja nicht mal eine Zeitung:

Dieses Magazin wollen wir nun achtsam männlich lesen, wenn uns das möglich ist. Ganze drei Redaktor*Innen** verantworten immerhin 62 Seiten dieser Beilage, die neben dem SoBli auch noch die Leser*Innen** der «Schweizer Illustriert*In» und der «Handels- und Händlerinnenzeitung» erfreut.

Peter Hossli, der Tausendsassa und Oberfeminist, schreibt die Aufmacherstory:

Dabei lehnt er sich mutig aus dem Fenster: es sei eine Ablehnung der woken Identitätspolitik, der dümmlichen Idee, dass nach Geschlecht, nicht nach Fähigkeit gewählt werden solle. «Gewonnen hat, wer als besser wahrgenommen wurde. Dies ist nicht nur negativ, wenn das Ziel eine gleichberechtigte Gesellschaft ist». Nicht nur negativ? Ob Hossli da ohne Prügel davonkommt?

Er wird noch frecher; ob er damit davonkommt, dass er sich hinter einem Zitat versteckt?

Gute Analyse, aber muss diese komische (weibliche?) Typo sein?

Dann lässt’s aber nach (ui, das ist sicherlich die Meinung eines CIS-Mannes, also eines alten, weissen Sacks). Denn es kommen Reminiszenzen an den Frauenstreik von 1991, an ein Pärchen, das «in den 80er-Jahren einen Rollentausch» wagte, an die Gründerinnen des ersten Frauenhauses der Schweiz.

Dann eine Prise «Journalistin schreibt über sich selbst». Hier die Chefredaktorin der «Schweizer Illustrierte». Statt sich um die Auflage Sorgen zu machen, fragt sie sich, ob sie eigentlich eine Pionierin sei. Wie findet sie’s raus? Indem sie bei Wikipedia nachschlägt, was das eigentlich sei. Da verstummt der Mann.

Dann eine Story, der man eine gewisse Exotik nicht absprechen kann. Oder hätten Sie gewusst, dass es einen Verein «QueerOfficers Switzerland» gibt?

Eine People-Story nach der anderen, bei denen es nur um eines geht: eine Frau im Zentrum. Wo bleiben denn eigentlich wir Männer (also die, die nicht queer sind)? Wo ist unsere Equal Voice? Müssen wir unsichtbar werden, damit Frauen sichtbarer sind?

Aber wahrscheinlich ist es so, dass Pimmelträger sich in dieser Welt verloren vorkommen.

 

 

Was macht der SoBli ohne Attentat?

Dass Printprodukte gedruckt und distribuiert werden müssen, ist manchmal schon blöd.

Daher wirkt das Cover (wie natürlich bei der NZZaS und der Sonntagszeitung auch) ziemlich aus der Zeit gefallen:

Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Idee einer «Reise durch das Hinterland der USA» nun so einen Bart hat. Daran versuchte sich schon Claas Relotius mit zweifelhaftem Erfolg. Fast noch schlimmer war die Start-Reportage der «Republik», als zwei Jungjournalistinnen fast so viel über ihre eigenen Bauchnabel wie über ihre Reise schrieben. Und vieles davon ebenfalls nicht korrekt war.

Nun also Peter Hossli. Der lässt sich unerschrocken in einem Coiffeursalon für Schwarze abbilden. Ob noch jemanden seine Haarspaltereien interessieren? Unfreiwillig komisch ist auch das Editorial von Reza Rafi: «In Wirklichkeit betrachten wir in den USA das Wirken einer freien Demokratie: Spitzenpolitiker werben um die Gunst des Souveräns». Na ja.

Bildung ist beim SoBli so eine Sache. Da kommentiert der «Bundeshausredaktor» Raphael Rauch mit dem Holzhammer: «Die Fälle Schauspiel und Bührle machen deutlich: Zürichs Kulturpolitik ist gaga». Aber schon mit seinem ersten Satz wird’s dada: «Für Bertolt Brecht war das Theater eine moralische Anstalt.» Das ist nun ziemlich gaga, denn vielleicht meint Rauch die Rede von Friedrich Schiller: «Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet». Die stammt allerdings von 1784, während Brecht doch ein wenig später lebte.

Und mehr so an ein episches Theater dachte, aber das zu erklären, das würde hier zu weit und Rauch sicherlich in Wallungen treiben. Aber es ist eine der vielen kulturbanausischen Peinlichkeiten des modernen Journalismus.

Gut hingegen die Abrechnung mit den Gaga-, Pardon, Baba News. Die fielen durch ruppige Meinungen über den Nahen Osten auf. Das ist erlaubt. Dass sie sich dann lautstark beschwerten, dass man das nicht mit Steuerfranken subventioniere, war dann etwas kindisch.

Nun zeigt aber eine weitere Stornierung von Steuergeldern das ganze Elend dieser Plattform, einstmals ein bejubeltes Vorzeigeprojekt für linke Gutmeinende.

Das ist nun nassforsch, aber der Reihe nach. «Content-Stopp» nennen die Macherinnen, was auf Deutsch heisst: Ende Gelände, in wenigen Tagen ist Schluss. Weil keine Kohle mehr da ist. Das wiederum liegt daran, dass es nicht genügend zahlungswillige Leser gibt. Der Grund ist aber auch, dass die «Fachstelle für Rassismusbekämpfung» entschieden hat, Baba News nicht 40’000 Franken für ein «Online Seminar» reinzuschieben.

Damit wollte Baba News Lehrer und Schulen für Hassrede und Rassismus sensibilisieren. Aber offensichtlich war das Gesuch dermassen schludrig abgefasst, dass keine pädagogische Expertise zu erkennen war. Wobei interessant bleibt, dass Baba News auf diese Weise schon in der Vergangenheit massig Kohle kassierte; insgesamt 68’500 Franken.

Noch toller ist aber, dass die Macherinnen behaupten, «politischer Druck» sei ausschlaggebend für den negativen Entscheid gewesen. Das habe man ihnen telefonisch mitgeteilt. Über mangelnde fachliche Qualifikation schweigen die Baba News.

Fabian Eberhard vom SoBli hat bei der Chefredaktorin Albina Muharti nachgefragt, wieso diese Begründung verschwiegen werde. Saukomische Antwort: Da Baba News die staatliche Stelle nicht namentlich genannt habe, die den «Finanzierungsantrag ablehnte, könne man nicht auf die Fragen vom SonntagsBlick eingehen».

Das ist nun wirklich zum Totlachen. Journalistinnen, die sich dermassen kindisch und unprofessionell verhalten, wenn man sie dabei ertappt, ein sehr selektives Verhältnis zur Wahrheit zu haben, haben wirklich und definitiv keine Steuerfranken verdient. Dass es nicht einmal genügend zahlungswillige Konsumenten gibt, bedeutet dann schlichtweg das Aus.

Das ist nicht schade. Das ist fort  mit Schaden.

Wenn eine Liebe zerbricht

Die «Blick»-Familie mag DJ Bobo nicht mehr. Warum bloss?

Vor zehn Jahren hing der Himmel noch voller Geigen:

«Die «magischen Momente vor der Show», sülzte der «Blick». Damals war die Welt zwischen dem klebrigen Zuckerbäcker und dem Boulevard noch in Ordnung. Damals gab es ja auch noch eine Sex-Kolumne.

Auch beim «SonntagsBlick» war zwei Jahre später keine Beziehungskrise erkennbar:

Ohne Rücksicht auf die Gefühle der Leser servierte das Blatt einen wiederauferstandenen Bobo, was sicher nicht alle eine gute Nachricht fanden. Aber genügend viele, denn Bobo (Spanisch für Trottel) ist einer der erfolgreichsten Schweizer, nun ja, Musiker. Nicht zuletzt, weil er das Image des bescheidenen, aufrechten, anständigen Normalo pflegt und hätschelt, des vielleicht etwas bünzligen, aber senkrechten Eidgenossen, der niemals für niemanden ein böses Wort hat. Von Taten ganz zu schweigen.

Und jetzt das:

Und das:

Eine Hinrichtung des «Systems Bobo». Zuerst das Lob: «So anständig. So normal. So harmlos. Mit diesen helvetischen Tugenden ist der Sänger so beliebt wie kaum ein anderer.» Dann die Zerlegung in Scheibchen: «Wie sehr sein Saubermann-Image täuscht, wird den Schweizern mit dem Musical «Last Night a DJ Took My Life» gerade öffentlich vorgeführt.» Die Sängerin Lori Gloris über den Tisch gezogen. Ihre Stimme wird von René Baumanns Frau Nancy bei den Shows lippensynchronisiert. Nicht nur bei ihr, auch bei anderen habe sich Bobo unziemlich bedient, Weggefährten übel rausgedrängt, überhaupt sei er ein knallharter Geschäftsmann, ein mieser Musiker:

«Künstlerisch anspruchslos trifft es auch: Bobo kann weder Noten lesen, noch beherrscht er ein Instrument.»

Anständig auch nur in Grenzen: «Bobo war der Erfolg mehr als einmal wichtiger als Integrität. Der Refrain seines ersten Hits ist geklaut. Nach einem Vergleich muss er für jede Platte Tantiemen in die USA zahlen. Später gab es Vorwürfe, sein Berater habe für einen Preis bei den Verkaufszahlen geschummelt.»

Der Artikel enthält eine ganze Liste von Personen, die Bobo auf die eine oder andere Art übervorteilt haben soll. Und das Bild vom einfachen Mitmenschen stimme auch schon lange nicht mehr:

«Der Superstar gibt sich in den Medien als «Bünzli», Familienmensch, Normalo. Dabei hat sein Leben schon lange nur noch wenig damit zu tun: Seit 2008 lebt er mit seiner Frau und den beiden Kindern in einer Villa im luzernischen Kastanienbaum – samt Indoor-Schwimmbad und privater Badewiese am See. Die Winter verbringen sie im Zweitwohnsitz in Miami, Florida.»

Was ist da in Ringier gefahren, dass Lisa Aeschlimann und Katja Richard eine solche Hinrichtung durchführen dürfen? Sie wurde schon angewärmt mit einer tränenreichen Story über die Sängerin Lori Gloris, die meinte, eine Quittung zu unterschreiben, dabei aber alle Rechte abtrat.

Nun aber, wenn schon, denn schon. Das Ein-Mann-Investigativteam Fabian Eberhard darf dem DJ in einem Editorial noch den Todesstoss versetzen. Er sei ein Fan gewesen, «dafür schämen muss man sich ja eigentlich nicht», behauptet Eberhard wahrheitswidrig.

«Den Refrain seines grössten Hits «Somebody Dance with Me» hat er schamlos abgekupfert, einige seiner Sängerinnen kämpften jahrelang um Anerkennung und Geld», meckert dann auch er, «René Baumann war stets vor allem eines: ein knallharter Geschäftsmann». Nun werfe der SoBli «einen lesenswerten Blick hinter die Kulissen des Phänomens DJ Bobo– kritisch, aber fair». Das dürfte zumindest Baumann etwas anders sehen.

Und was sagt der? Nichts, kein Kommentar, keine Stellungnahme. Das wird nun interessant: hat die «Blick»-Familie noch die Kraft, das klassische Boulevard-Ding durchzuziehen? Hochjubeln, nah begleiten – niederschreiben, ausbuhen. Der knallharte Geschäftsmann Baumann traut es dem «Blick» nicht mehr zu und will die Kampagne einfach aussitzen. ZACKBUM ist gespannt.

Immer wieder geht die Sonne auf

Das tröstet nach einer Lektüre des SoBli.

Nachdem Christian Dorer  definitiv nicht mehr an seine angestammte Stelle zurückkehrt, schauen wir mal, was der Mikrophonständer Reza Rafi so alles mit dem «SonntagsBlick» anstellt.

Das hier:

Was trägt er selbst zu diesem Desaster bei? Ein «Editorial», in dem er die Vertretung eines Geber-Kantons im Bundesrat fordert. Also Jositsch oder ein Basler, eine Baslerin. Ist originell, ist speziell, wird bei den Wahlen keine Rolle spielen. Aber, «Editorial»: check.

«Missbrauchsskandal erschüttert Kirche». Dem SoBli, ist – von wem wohl – ein Schreiben von Nicolas Betticher zugespielt worden, in dem der katholischen Seelsorgern vorwirft, an Missbrauchsfällen beteiligt gewesen zu sein oder sie vertuscht zu haben. Eine Story etwa so originell wie der Bericht, dass es schon wieder ziemlich heiss war. Betticher wettert schon lange in Interviews und wo auch immer gegen die Vertuschungen in der katholischen Kirche. Hier sagt er fromm: «Ich nehme zur Kenntnis, dass meine Anzeige an die Medien gelangt ist.» Humor hat der Mann. Aber, «Aufreger»: check.

«Tierschutz-Präsidentin bezog fürstliche Spesen». Oh, noch ein zweiter Aufreger? Nun,dagegen sprechen zwei Dinge. «... verstiess mutmasslich gegen …» Immer, wenn in einem journalistischen Text dieses Wort auftaucht, oder «Recherchen zeigen», oder wenn der oder die Kritisierte via ihren PR-Fuzzi im Artikel selbst kräftig Contra geben dürfen, ist Misstrauen angebracht. Wenn zudem der Autor Fabian Eberhard heisst, muss es sich zu höchstem Misstrauen steigern. Denn der findet nicht mal die Büros eines Internet-Radios in einem überschaubar grossen Bürohaus.

Dann geht nochmal der Mikrophonständer ans Werk: ««Blochers Ziehsohn» wird Vater». Oh, ein Politstück über den SVP-Politiker Thomas Aeschi? Aber nein, der wird «Anfang nächsten Jahres Vater», konnte der SoBli «in Erfahrung bringen». Knallhart damit konfrontiert, knickte Aeschi ein: ««Ja, es stimmt», bestätigte er auf Anfrage». Herz-Schmerz-Story: check.

«Weil alles teurer wird, rutschen immer mehr Menschen in die Armut». Hier wird mit Gummibegriffen wie «armutsbetroffen», «Working Poor» oder gar «armutsgefährdet» gearbeitet. Da erzählt Lisa Aeschlimann die traurige Geschichte von Amelia Ventura, alleinerziehende Mutter zweier Kinder, eines davon leidet unter Zerebralparese, ein Gehirnschaden. So tragisch das Schicksal auch sicher ist: das kann ja wohl kein repräsentatives Beispiel für die These des Artikels sein. Sozialporno: check.

Dann war «Blick»-Redaktorin Sara Belgeri dabei, wie sich zwei Klimakleber in der Wohnung des Mexikoreisenden Max Voegtli auf eine Aktion im KKL vorbereiten. Sie wollen sich absurderweise ans Dirigentenpodest kleben, während einer Aufführung von Bruckners 4. Symphonie im KKL Luzern. Was daran klimaschädlich sein soll, erklärt Balgeri allerdings nicht. Gaga-Reportage: check.

Wir kommen zur Seite des Hausgespensts, dessen Namen wir hier nicht mehr nennen wollen. Dafür aber den Schluss seiner Kolumne: «Unpolitik ist Unfreiheit». Hä? «Freisinn ist Politik – oder er ist nicht!» Hä? «Freiheit ist Politik – oder sie ist nicht.» Hä? Hä-Geschwurbel: check.

Lässt sich das noch steigern? Sicher, durch eine Kolumne von Aline Trede, Grünen-Nationalrätin: «Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass sich die Situation für werktätige Eltern verbessert.» Immerhin befleissigt sie sich hier einer gepflegteren Sprache als sonst … «Stoppt dieses Scheissbuch», das ist ihr Umgangston auf X.  Politiker-Gelaber: check.

Dann darf Raiffeisen-Porsche, Pardon, Raiffeisen-Boss Heinz Huber etwas für seine zwei Millionen Gehalt tun, und im Interview wegschwaflen, dass die exorbitanten Gewinne der Genossenschaftsbank auf Kosten der Kunden gar nicht so exorbitant seien und auch überhaupt nicht auf Kosten der Kunden gingen. Das Einzige, was bei diesem Gefälligkeits-Interview auffällt: Reza Rafi war nicht dabei. Kritisiertem Boss eine Plattform zur Verteidigung bieten: check.

Dafür verlangt der SoBli stolze Fr. 5.20. Absurder Preis: check.

Der Spionage-Krimi

Das war ein Paukenschlag: Katar liess Fifa-Funktionäre ausspionieren.

Aber nicht nur: «Katar spionierte Bundesanwalt Lauber aus». Der 24-jährige Leo Eiholzer landete einen Kracher nach dem anderen. Und wurde prompt zum «Hintergrund»-Redaktor der NZZaS befördert. Den Job will er aber nur Teilzeit ausüben, daneben studiert er noch Jus an der Uni Zürich.

Was für ein Tausendsassa, der mit seinen Recherchen die Wände wackeln liess:

«Ein Spionagenetzwerk, das aus dem Schatten operiert. Geheimdienstliche Agenten, die verdeckt das Weltgeschehen beeinflussen wollen. Hacker, die brisante Informationen von Computern stehlen. Ein verborgener Auftraggeber, der das Ganze mit hunderten Millionen Dollar finanziert.»

Wow. Das will Eiholzer alles aufgedeckt mit einer Unmenge von Dokumenten, Indizien und Zeugenaussagen hart gemacht haben. Eiholzer nennt auch ungeniert Namen: «Der Kopf hinter der Operation ist Kevin Chalker. Ein Ex-Mitarbeiter der Central Intelligence Agency (CIA), dem Auslandsgeheimdienst der USA. Chalker entwarf mit seiner Firma den Plan, der nichts dem Zufall überlassen sollte.»

Also entweder ist Eiholzer ein Naturtalent, dem mit jungen Jahren schon das gelingt, was andere Investigativ-Journalisten im Leben nicht schaffen. Oder an ihm ist ein Eric Ambler verloren gegangen. Oder er ist der Tom Kummer der Welt der Schlapphüte.

Eher ein Treppenwitz ist der Auftritt von Fabian Eberhard, dem Ein-Mann-Investigativ-Team des «SonntagsBlick». Er behauptet, sein Blatt habe «das Netzwerk der Kataris ausgeleuchtet». Das verwundert etwas, denn im wirklichen Leben findet er nicht einmal die Büros eines Internet-Radios.

Auch Thomas Knellwolf gibt sich als grosser Recherchier-Journalist; er hat über so gewichtige Themen wie «Die Akte Kachelmann» und «Lockdown» Bücher geschrieben.

Nun kommt es zum Showdown. Denn der angeschuldigte Chalker hatte bislang eisern geschwiegen und es bei dürren Dementis und juristischen Drohungen bewenden lassen. Aber am Samstag ist er aus dem Schatten getreten, liess sich ablichten und gewährte Knellwolf ein ganzseitiges «Exklusiv-Interview». Seine kurzgefasste Aussage: alles gelogen, alles falsch. Ihn belastende Dokumente seien laienhaft gefälscht, niemals sei er in Spionageaktionen verwickelt gewesen. Das könne er sich als Auftragnehmer der US-Regierung und ehemaliger CIA-Agent auch gar nicht leisten.

Das Ganze sei nicht eine verdeckte Operation von Katar, sondern im Gegenteil eine Diffamierungskampagne der Gegner von Katar, also Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Nochmals wow, da wackelt wieder die Wand. Ist also Eiholzer auf eine Desinformationskampagne hereingefallen? Oder liess sich Knellwolf von Chalker hereinlegen? Bekommen diejenigen Recht, die damals bei Eiholzers Enthüllungen dachten, dass das zu schön um wahr zu sein sei? Oder muss Knellwolf zukünftig auf den Titel Recherchierjournalist verzichten?

Sowohl Eiholzer wie die von ihm belieferten Redaktionen – NZZaS und SRF – behaupten natürlich, dass alle Dokumente auf ihre Echtheit geprüft worden seien, dass es zudem eine Reihe von weiteren Indizien und Zeugenaussagen gäbe. Knellwolf hingegen lässt bislang Chalker einfach unwidersprochen reden, der das Ganze als eine Coproduktion eines ehemaligen Mitarbeiters und eines ehemaligen Geldbeschaffers für Trump darstellt, der über beste Beziehungen zu den Emiraten verfügen soll.

Ist also Eiholzer auf primitiv gefälschte Dokumente reingefallen? Chalker will das vor Gericht beweisen; er habe schon «bei einem Zürcher Gericht Tonnen von Unterlagen» eingereicht, die seine Unschuld und die Fehlerhaftigkeit der Anschuldigungen belegen sollen.

Ein wunderbarer Krimi aus der schattigen Welt der Desinformation und der Spionage. Wir sind auf die Fortsetzungen gespannt. Wollen die Beteiligten das Niveau halten, muss es unbedingt zu einem Showdown kommen. Am besten im Morgengrauen auf der Glienicker Brücke. Anschliessend Verfilmung mit Tom Hanks. Endlich atmet die Schweiz einmal die grosse weite Welt der dramatischen Enthüllungen und Gegenenthüllungen.

Am Schluss kann es hier nur einen «Last Man Standing» geben. Wunderbar.

Die Welt verroht mit rohen Eiern

Dafür braucht es einen «Chef Recherche».

Es gilt Schreckliches zu vermelden. Nicht nur, dass im Iran Ehebrecherinnen gesteinigt werden. Nicht nur, dass in vielen Ländern der afrikanischen Welt Frauen zwangsbeschnitten werden. Nicht nur, dass in Israel Christen verfolgt werden. Nein, wir müssen ganz in unserer Nähe miterleben, wie Eier zweckentfremdet werden.

Oder um es mit den erschütternden Worten des «Chef Recherche» Fabian Eberhard zu sagen: «Die preisgekrönte Autorenperson Kim de l’Horizon wurde von zwei Buben mit Eiern beworfen. Das berichtet de l’Horizon auf seinem Instagram-Account. «Ich wurde gerade von zwei Kindern attackiert. Niemand hat eingegriffen.» Die beiden hätten gewusst, dass niemand eingreift – weil die Leute das selten tun würden

Zunächst: Eberhard ist ein Chef ohne Indianer. Und Recherche, nun ja, seit er todesmutig ein leeres Büro fotografierte und behauptete, das sei das Hauptquartier des Internetradios «Kontrafunk» (ohne sich jemals für diese Ente ernsthaft zu entschuldigen), zweifelt ZACKBUM etwas an seinen Fähigkeiten.

Doch eine Recherche am Pult in der Käfigtierhaltung Newsroom, das ist eher seine Kragenweite. Statt selbst zu recherchieren (stimmt die Story überhaupt, was war der Anlass, waren es Buben), gibt er ergriffen wieder, was die «Autorenperson» behauptet: so «habe die Gesellschaft den Buben beigebracht, dass sie nicht gleichzeitig Bart und Make-up tragen dürften. Nicht breitschultrig sein und zugleich Frauenhosen tragen können. So wie de l’Horizon zum Zeitpunkt der Attacke.»

Die Autorenperson, die man auch schlichtweg bei ihrem richtigen Namen nennen könnte, keilt nach und «appelliert an die Eltern: «Ich bin es leid, euren Job zu machen.» Die Erziehungsberechtigten sollten ihren Kindern beibringen, dass es okay ist, anders zu sein.»

Ähm. Die «Gesellschaft» habe den Buben das beigebracht? Was für ein Quatsch. Und die «Autorenperson» sei es leid, den Job der Eltern zu machen? Kinder zu erziehen? Seit wann tut er denn das? Und noch ein paar Fragen für den Rechercheur: Wer hat denn eigentlich die «Beweisfotos» aufgenommen? Eine der Personen, die nicht eingegriffen hätten? Nun sieht man aber niemanden weit und breit. Alle vom Tatort geflohen?

Offensichtlich ist das Foto beim Migros Wengihof aufgenommen, ob es da vielleicht Zeugen für die schreckliche Tat gab? Am Boden rechts von der «Autorenperson» sieht man weitere Eierüberreste, woher stammen die? Der/die/das behauptet weiter, die Attacke sei erfolgt, weil er breitschultrig Frauenhosen trage. Muss man aber auch extra erwähnen. Bart und Make-up trage. Auf dem Foto kann man aber ausser einer, Pardon, merkwürdigen Frisur nichts Aussergewöhnliches obenrum erkennen.

Ob da nicht die Frage an den «Chef Recherche» gestattet ist: haben Sie wirklich recherchiert, ob das nicht ein verzweifelter Versuch ist, mal wieder in den «Blick» zu kommen, schlichtweg Fake News?

Die verdienstlosen Preisträger

Der «Schweizer Journalist» verlieh die Journalistenpreise. Welch unwürdiges Schauspiel.

Es war ein Anlass von Insidern über Insider mit Insidern. Aber dennoch fürs Publikum lehrreich. Der «Schweizer Journalist» verlieh Montagabend die Journalistenpreise in gefühlten 27 Kategorien. Ausgewählt wurden die Preisträger per Abstimmung, die Shortlist wurde von einer Jury erstellt.

Die Preisträger repräsentieren idealtypisch das Elend des Schweizer Journalismus. Als «Kulturjournalistin des Jahres» wurde Simone Meier ausgezeichnet. Was Meier mit Kultur zu tun hat? Ungefähr so viel wie «watson» mit Journalismus. Seit sie launig schrieb, dass Hitler Juden «gecancelt» habe, halten wir uns die Nase zu, wenn ihr Name genannt wird.

Hinter einem WoZ-Trio belegte Maurice Thiriet, der Chefredaktor von «watson», in dieser Kategorie den zweiten Platz. Als «Reporterin des Jahres» wurde Luzia Tschirky ausgezeichnet. Wohl dafür, dass sie es konsequent schafft, zur falschen Zeit am falschen Platz zu sein und sich eine schusssichere Weste überzustreifen, wenn die grösste Gefahr vom Strassenverkehr hinter ihr ausgeht. Der Preis «Wirtschaftsjournalistin des Jahres» ging an Patrizia Laeri. Verständlich, dass Lukas Hässig als Zweitplatzierter hinter ihr der peinlichen Ehrung fernblieb. Bei ihr darf die Frage erlaubt sein, was sie mit Wirtschaft und was sie mit Journalismus zu tun hat. Wahrscheinlich so viel wie «ElleXX» mit feministischer Geldanlage.

Es geht aber noch besser. «Recherchierjournalist des Jahres» wurde Fabian Eberhard. Wohl dafür, dass er bei einer seiner Recherchen nicht mal das Büro des Internetradios «Kontrafunk» aufspüren konnte. Und wenn Daniel Ryser von der «Republik» der «Gesellschaftsjournalist des Jahres» ist, dann ist Daniel Binswanger keine schreibende Schmachtlocke, sondern eine moralische Instanz. Konsequenterweise wurde die humorlose Brachialkomikerin Patti Basler «Kolumnistin des Jahres».

Das alles ist schwer zu toppen, aber es gelang. Denn die Laudatio auf den «Journalist des Jahres» Christof Gertsch vom «Magazin» hielt Mikael Krogerus, ebenfalls «Das Magazin». Anwesend waren im Weiteren Philipp Loser vom «Magazin» und Daniel Binswanger, Ex-«Magazin» und Chefredaktor a.i. der «Republik».

Nun wurde Gertsch vom Chefredaktor des «Schweizer Journalist», der zudem eine entlarvende Recherche zu den Vorgängen ums «Magazin» publiziert hatte, dezent gefragt, wie es denn so sei, wenn man selbst mal im Rampenlicht der Medien stünde. Da verstummte Gertsch, stammelte dann Unverständliches, um sich schliesslich zum Satz aufzuraffen, dass er dazu «aus tausenderlei Gründen» nichts sagen wolle. Die sanft-hartnäckige Nachfrage beantwortete er mit einem verdrucktsten «nein».

Aber immerhin sagte er damit einige Worte mehr als alle anderen Memmen vom «Magazin», die weiterhin eisern an ihrem Schweigegelöbnis festhalten und sogar den Augenkontakt mit dem anwesenden ZACKBUM-Redaktor tunlichst vermieden.

Wenn man zu einer Feier eingeladen ist, sollte man aus Respekt vor dem Gastgeber darauf verzichten, seinen Gefühlen zu ungehemmt Ausdruck zu verleihen. Aber diesen gebauchpinselten charakterlichen Mängelexemplaren zuschauen zu müssen, wie sie Preise abholten, wichtig taten und es gleichzeitig an einem Funken Zivilcourage vermissen liessen, das forderte schon einiges an Selbstbeherrschung ab, um ihnen nicht vor die Füsse zu spucken.

Inhaltlich hat der «Schweizer Journalist» dank neuem Chefredaktor durchaus an Format gewonnen. An würdigen Preisträgern muss noch schwer gearbeitet werden.

 

Abfalleimer Twitter

Elon Musk marschierte mit einem Waschbecken ins Headquarter.

Man kann nicht von einer Liebesheirat sprechen. Obwohl Musk den Preis für gewaltig überteuert hält, sah er sich angesichts turmhoher Vertragsstrafen und Schadenersatzforderungen gezwungen, Twitter zu kaufen.

Als erste Amtshandlung feuerte er gleich mal die halbe Führungsriege. Wegen seiner Ankündigung, auch Ex-Präsident Trump wieder den Zugang zu Twitter zu erlauben, raunt es durch die Medien, dass da ein neuer, hetzerischer, populistischer Transmissionsriemen für üble Meinungen, Diskriminierung, Hass und so weiter entstehen könne.

Musk hingegen hat angekündigt, dass er zwar Anhänger von Redefreiheit sei, Twitter aber säubern wolle. Denn während sich viele darauf konzentrieren, Tod und Teufel in den Personen Trump und Musk heranreifen zu sehen, finden mehr oder minder aktuell diese gepflegten Diskurse auf Twitter statt:

Regula Stämpfli kriegt sich nicht ein, dass der Presserat die Beschwerden von Jolanda Spiess-Hegglin abgelehnt hat. Dabei muss sie noch einflechten, – Majestätsbeleidigung – der «TX -Group Chef hat mich blockiert». Weil ihr das noch nicht kreischig genug ist, behauptet sie noch, «Die verlorene Ehre der Katharina Blum» sei «ein Klacks im Vergleich der Macht gegen JSH».

Soweit sich dieses wackelige Deutsch verstehen lässt, will sie offenbar einen Vergleich zum Buch des Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll ziehen, das der in den dunkelsten Zeiten des deutschen Herbsts geschrieben hat. Gut, dass Böll das nicht mehr erleben muss, und wir versuchen Stämpfli zu Gute zu halten, dass sie das Buch wohl weder gelesen noch verstanden hat.

Eine weitere Sumpfblase:

Wenn’s richtig peinlich-unappetitlich wird, ist Marko Kovic nicht weit. Der Wegwerf-Soziologe keift ungebremst: «Das ist schlicht ungefilterter, entmenschlichender Hass.» Himmels willen, hat hier jemand die Auslöschung einer ganzen Bevölkerungsgruppe gefordert? Massenerschiessungen? Deportationen? Ach was, die SVP hat mal wieder ein wenig auf die Kacke gehauen. Und Kovic schmeisst damit zurück.

Aller schlechten Dinge sind drei:

Als wollte Fabian Eberhard beweisen, dass Kurt W. Zimmermann mit seiner ironischen Kritik völlig richtig liegt, dass der «Recherche-Chef» vom «SonntagsBlick» statt zu recherchieren überall Nazis wittert, vollbringt Eberhard auch hier seinen üblichen Dreisprung zwischen eher zusammenhangslosen Ereignissen. Die da wären: ein paar Verpeilte haben eine Gender-Veranstaltung belästigt. Die SVP fordert, dass solche Veranstaltungen nicht mehr durchgeführt werden sollen.

Konklusion à la Antifa-Eberhard: «Die grösste Partei des Landes als Erfüllungsgehilfin von Neonazis». Wer so die Realität zusammenklebt, hat sich als «Recherche-Chef« restlos disqualifiziert.

Das sind nur drei Beispiele unter Tausenden, zu welchem Abfalleimer Twitter verkommen ist, wie dort geholzt, gerempelt, gekeift, gehetzt und Sinnbefreites dargeboten wird.

Man darf gespannt sein, ob es Musk gelingt, diesen Sumpf auszutrocknen. ZACKBUM hat seine Zweifel angesichts dieser massiven Ballung von unappetitlichen Inhalten.

Als Zugabe noch eine Schmonzette. Da erscheint in der «WeWo» ein nicht gezeichneter Beitrag über die neusten Troubles im Verein von Jolanda Spiess-Hegglin. Aber die Autorin kann sich nicht zurückhalten und outet sich auf Twitter.

Daraufhin wird Joyce Küngaka Rabanna Winnetou») wegen ein paar Fehlern in ihrer Meldung kritisiert, was sie nicht auf sich sitzen lassen kann:

Worauf sie gleich nochmal eingetopft wird:

Es ist eben verwirrlich, wenn im Abfalleimer Twitter über die Ereignisse in einem anderen, nun ja, Gefäss berichtet wird …

Das war der Tag des Herrn

Hilfe, mein Papagei onaniert: Es war aber kein herrlicher Tag.

Frank. A. Meyer hat ZACKBUM erhört. Letzten Sonntag fragten wir, ob er denn gecancelt sei. Jetzt ist er wieder da. Bedauerlich, wir sind schuld, tut uns so Leid.

Denn der Herr, der mit dunkler Brille, fliederfarbenem Jacket und undefinierbarem Pochettli vor dem Brandenburger Tor zu Berlin steht, macht sich mal wieder Sorgen um die Schweiz. Dazu benützt er das ewige Stilmittel der rhetorischen Frage: «Krieg zweier Welten! Zukunft Europas! Was hat das mit der Schweiz zu tun? Was hat die Schweiz damit zu tun?»

Wenn tief gegründelt werden muss, wird der leichte Bildungsrucksack geleert: «Ganz wie Geheimrat von Goethe sagte. In den Schlussversen seines Gedichts «Diner zu Koblenz im Sommer 1774» ….» Nein, auch dem Geheimrat ist nicht alles gelungen, muss man schon sagen. Aber von Meyer zitiert zu werden, das hat er nicht verdient.

Dem «früheren Spitzendiplomat und aussenpolitischen Denker Tim Guldimann» macht es hingegen nichts aus, zitiert zu werden. Das passiert ihm nämlich eher selten. So soll er gesagt haben: «Die historische Grundlage der schweizerischen Neutralität war das Interesse der europäischen Mächte am intakten Söldnermarkt und am freien Zugang zu den Alpenpässen.» Woraus Meyer messerscharf folgert: «Ernüchternder Schluss: Europa hat die Neutralität gewollt, wenn nicht erzwungen!»

Wie auch immer, was folgt denn daraus? Wir folgen mit Meyer wieder Guldimann: «Das frühere Interesse an der neutralen Sonderrolle ist aber bei unseren europäischen Partnern schon lange hinfällig geworden, vielmehr erwarten diese heute unsere Solidarität.»

Nun lässt Meyer noch historisches Wissen aufblitzen: «Es ist wahr, in den Kriegen des 20. Jahrhunderts hat der neutrale Sonderweg der Schweiz existenziell gedient.» Aber nach dem Zweiten Weltkrieg habe die Schweiz dann schrecklich versagt: «Sie weigerte sich, am gemeinsamen Tisch der Zukunftsgestalter Platz zu nehmen – und verzichtete darauf, eine wichtige, weil kluge, weil freiheitserprobte, weil kulturkonflikterfahrene Stimme zu sein; sie setzte sich an den Katzentisch.»

Am gemeinsamen Tisch der Zukunftsgestalter. Wen Meyer wohl damit meint? Etwa die Trümmer-EU, mit zukunftsgestaltenden Mitgliedern wie den Pleite-Griechen, den Chaos-Italienern, den lupenreinen Demokraten in Ungarn? Nun ja, stattdessen schwingt sich Meyer zu einem weiteren Philosophenwort auf, um die Schweiz zu beschreiben: «Bisher lebte sie nach dem Motto des Philosophen Arthur Schopenhauer: «Die Welt als Wille und Vorstellung». Als Schweizer Vorstellung auf der politischen Bühne eine peinliche Vorstellung!»

Nun, in seinem Opus Magnum wollte Schopenhauer eigentlich seine Überzeugung abhandeln: «Die Welt ist die Selbsterkenntnis des Willens.» 40 Jahre lang hatte er daran gearbeitet, und es ist eine Schande, dass er hier für eine billige Polemik herhalten muss. Denn die beiden Starkdenker Guldimann und Meyer wollen die Schweiz offensichtlich ihrer Neutralität entkleiden und stattdessen «Solidarität» walten lassen, was immer das sein mag. ZACKBUM schlägt vor, dass die beiden das doch unter sich ausmachen und Dichter und Denker wie Goethe oder Schopenhauer dabei aussen vor lassen.

Schliesslich sollte jeder, der im «SonntagsBlick» publiziert, die hauseigene Flughöhe beachten; statt Gschwurbel und Geschwülstel ist der SoBli doch wirklich hier mehr zu Hause:

Kurz: Behrami bricht sein Schweigen: gut. Meyer bricht seins: schlecht. Das gilt natürlich auch für Chefredaktor Gieri Cavelty. Der nölt: «Dennoch bleibt uns keine andere Wahl, als die Ukraine in ihrem Freiheitskampf entschiedener denn je zu unterstützen. Es geht darum, uns selbst und der Welt unmissverständlich klarzumachen, dass «der Westen» eben mehr ist als eine blosse Konsumgesellschaft. Dass es vielmehr Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind, die unser Staatswesen und unser friedliches Zusammenleben im Kern ausmachen. Und dass es das Mindeste ist, für diese Werte im Winter die Heizungen etwas runterzudrehen.»

ZACKBUM wusste es. Nach «Frieren für den Frieden» nun «Bibbern für die Demokratie». Wer heizt, hilft Putin. Bald einmal wird der SoBli zur grossen Aktion aufrufen: Kampf den Heizsündern. Den Warmduschern, den Gasfrevlern. Eidgenossen, werdet Eisgenossen. Frostbeulen sind schick. Körperhygiene wird überschätzt. Nehmt euch ein Beispiel: «echli stinke muess es».

Andere Putin-Helfer enttarnt der «Investigativ»-Journalist Fabian Eberhard. Wir erinnern uns, das ist der, der nicht einmal die Büroräumlichkeiten eines Satirikers und eines Internetradios findet. Stattdessen fotografiert er leere Zimmer und behauptet bis heute, dass das keine lachhaften Fake News seien. Aber nun ist er einem neuen «Propaganda-Eklat» auf der Spur:

Der Verein behaupte doch stinkfrech, das von Sperberaugen entdeckte «Z» auf der Bluse einer der Folklore-Damen sei einfach der Anfangsbuchstabe ihres Namens. Aber so lässt sich ein harter Recherchierknochen wie Eberhard nicht einseifen: «Von wegen! Der Verein wird von Putin-Anhängerinnen gesteuert.» Gnadenlos deckt Eberhard auf: «Mit den Kreml-Rockern machten N. und M. (zwei der Damen) auch bei anderen Gelegenheiten gemeinsame Sache. Etwa als sie im Mai zusammen das durch einen Farbanschlag verschmierte Suworow-Denkmal in der Schöllenenschlucht reinigten.»

Man stelle sich nur vor, diese Kriegstreiberinnen reinigten ein verschmiertes Denkmal. Wieso das noch nicht mit strengsten Strafen sanktioniert wurde? Aber Eberhard in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf: «Im kleinen Kreis macht auch N. keinen Hehl aus ihrer Gesinnung.» Der Beweis? «Wie Leute aus ihrem Umfeld erzählen». Aber dank Eberhard wird das nicht so weitergehen: «Die Kriegspropaganda am Schwingerfest hat das Erziehungsdepartement (Basels, Red.) nun aufgeschreckt.»

ZACKBUM hat allerdings aus persönlicher Betroffenheit eine Frage an das Recherchiergenie. Unser Name fängt auch mit Z an. Aber wir waren schon vor dem Ukrainekrieg da. Das gilt besonders für den Redaktor René Zeyer. Den gibt es schon länge als das aus der Sowjetunion hervorgegangene Russland. Aber bevor Eberhard gnadenlos recherchiert, geben wir freiwillig zu: Zeyer findet es schon seit vielen Jahren lustig, eine Gürtelschnalle zu tragen, auf der ein Z abgebildet ist. Dennoch versichern wir, weder an der Reinigung des Suwowow-Denkmals teilgenommen, noch Kontakte zu Kreml-Rockern noch Sympathien für Putin zu haben. Aber wir erwarten gerne die gnadenlose Recherche, wer wir in Wirklichkeit sind.

Wir fragen uns allerdings, das haben wir knallhart recherchiert, kann es Zufall sein, dass ausgerechnet vor der Schwachstrom-Kolumne von Meyer im SoBli dieses Inserat steht?

Das kann doch nur Absicht sein …

Aber nicht nur der SoBli hat sich dem knallharten Recherchierjournalismus verschrieben, Auch die «SonntagsZeitung» deckt auf. Letzte Woche erfreute sie uns mit der Eigenrecherche, dass man mit einem Eisbrecher sowohl durch die Arktis wie die Antarktis brechen kann. Dabei gemütlich in der Spa-Suite liegen, oder aber per U-Boot oder Helikopter Eisbären und anderes Getier in den Wahnsinn treiben.

Diesmal kehrt der Recherchierjournalismus in die Schweiz zurück und deckt auf:

Ist das zu fassen? Sie hat sogar in der Schweiz getanzt. Begleitet von Leibwächtern! Unverschämt, das. Aus irgendwelchen Unterlagen will die SoZ wissen, dass Putins Tochter eine ganze Reihe von Flügen nach Zürich buchte, Rückflug immer am nächsten Tag. Allerdings:

«Ob sie die Reisen tatsächlich machte, … ist unbekannt.»

Ja blöd aber auch, dann ist ja die kühne Behauptung im Lead «besuchte die Schweiz viel öfter, als bisher bekannt war», eine Alternative Wahrheit. Oder der ganze Artikel so stichhaltig, als sei er von Eberhard recherchiert.

Deckt die SoZ sonst noch etwas Weltbewegendes auf? Oh ja:

Also genauer gesagt, untersucht der Autor der «Süddeutschen Zeitung» diese weltbewegende Frage. Und da die Bordmittel der SoZ erschöpft waren, wird das halt im üblichen copy/paste-Verfahren ins Blatt gerückt.

Sozusagen geliehene Küsse in der SoZ, reines Fremdküssen, nicht mal zum Knutschen reicht es aus eigenen Kräften.