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Stoppt Kummer!

Der Platz in der «Weltwoche» ist zu wertvoll dafür.

Immer, wenn der Autor Tom Kummer heisst, muss überblättert werden. Inzwischen fehlt sogar jeglicher Warnhinweis über seinen Storys, dass niemand garantieren kann, welcher Teil real, welcher erfunden und welcher schlichtweg geschwindelt ist.

Die aktuelle Ausgabe ist leider ein Negativ-Beispiel einer Negativ-Auswahl. Lobend muss allerdings vorangestellt werden, dass die WeWo und ihr Chefredaktor Roger Köppel die einzigen ZACKBUM bekannten Institutionen sind, die auch in den eigenen Spalten hemmungslose Kritik am Blatt und am Chefredaktor zulassen. Man stelle sich das einmal bei Tamedia, CH Media oder der NZZ vor, vom «Blick» ganz zu schweigen.

Aber nach dem Kompliment zur Dresche. Diesmal fängt es schon bei der Cover-Story an. Sahra Wagenknecht möchte «Frieden, Freiheit, Wohlstand für alle». Das ist wunderbar, Freude und Eierkuchen hat sie vergessen. Womit wir bereits bis Seite 14 überklettert hätten, ohne dass zuvor etwas aufgehalten hätte. Dann kann man «Meine Vision für Deutschland» überblättern, denn so schön (und bekannt) die auch sein mag: Wagenknecht wird nie die Chance bekommen, sie zu realisieren.

Dann weitere Seiten Erwartbares, daher Langweiliges, inklusive der unverwüstliche Václav Klaus, immer wieder gerne von Köppel angehimmelt, der sich in seinem Editorial an einem ganz Grossen versucht, nebenbei. Aber einen Überflieger über Friedrich Hegel zu machen, das ist nicht jedem gegeben. Immerhin, auf Seite 29 mokiert sich Kurt W. Zimmermann über das Phänomen, dass früher streng anti-amerikanische Linksjournalisten mit Vorliebe für China inzwischen zu Ami-Bewunderern und China-Kritikern denaturiert sind. Oder schlichtweg schon wieder zeigen, dass sie weder links noch rechts, sondern einfach haltlos opportunistisch sind.

Informationen über Mauersegler, mit Verlaub, gehen dem Leser genauso an einem gewissen Körperteil vorbei wie die unleserlichen Kolumnen von Anabel Schunke und Tamara Wern, die anscheinend Wernli heisst, aber beim schnellen Umblättern kann ich den Namen nie ganz lesen.

Ein Artikel über das Universalgenie Ziryab, immerhin, bereichernd. Wir sind bereits auf Seite 49, wo uns Michael Bahnerth mit der x-mal aufgewärmten Story über John Wayne angähnt. Dann darf Tom Kummer sogar zweimal, seine Reportage muss überblättert werden, aber seine Selbstbeweihräucherung im Feuilleton ist unerträglich. Denn die Edition Text + Kritik widmet sich dem literarischen Journalismus, und da kommt bedauerlicherweise auch Kummer vor.

Der kriegt sich kaum mehr ein und verwendet seine halbe Rezension darauf, den Leser mit seinem eigenen Werdegang zu langweilen. Völlig unerträglich wird es, wenn er schreibt, zum «literarischen Journalismus» gehörten auch seine «inszenierten Interviews». Mit seinen Fake-Interviews kippte er immerhin die Chefredaktion des Magazins der Süddeutschen aus dem Sattel, anschliessend wurde er zum Wiederholungstäter und wurde sogar von Köppel rausgeschmissen. Der muss aber ein erhöhtes Resozialisierungsbedürfnis haben, denn Kummer darf inzwischen wieder – bis zum nächsten Rausschmiss.

In diese Liga gehört auch das inzwischen regelmässig irrlichternde Pseudonym Pascal Morché, nebenbei. Was Häfligers Klatsch-Doppelseite, wo regelmässig Grinsbacken mit alkoholfreien oder alkoholhaltigen Getränken in die Kamera glotzen, in der WeWo zu suchen hat, erschliesst sich nicht, ebenso wenig bei den Kolumnen von David Schär oder Diana Schiftan. Da ZACKBUM kein Fan von Kreuzworträtseln ist, wär’s das schon.

Zeit zum Aufräumen, Frühjahrsputz, Kampf gegen die Langweile, Schubumkehr, wider das Erwartbare, das müsste doch, neben guter Laune, die neue Devise der guten, alten «Weltwoche» sein.