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Patrizia Peinlich Laeri

Wann hört das mit diesen Denunziationen mal auf?

«Eine sexuelle Belästigung kann laut Fachstelle nicht bestätigt werden», es seien «keine weiteren Massnahmen nötig». Das ist alles, was von Patrizia Laeris Behauptung übrig geblieben ist, sie könne nicht mehr länger schweigen und müsse über einen Vorfall berichten, der sich angeblich vor über zwanzig Jahren abgespielt hätte.

Anlass für Laeris Versuch, mal wieder in die Schlagzeilen zu kommen, war die Affäre Roshani. Ebenfalls eine Anhäufung von Vorwürfen, die sich einer nach dem anderen in Luft auflösen. Laeri hatte behauptet, ein heute noch in leitender Funktion tätiger SRF-Mitarbeiter habe sie bei einem Anlass in einen Nebenraum gelockt und dort zu küssen versucht. Er habe erst von ihr abgelassen, als sie ihn zurückstiess; genau das Gleiche habe er auch mit einer anderen Praktikantin gemacht.

Soweit die Fabel von Laeri. SRF gibt dagegen bekannt: «Laut Untersuchungsbericht konnte die externe Fachstelle aufgrund der widersprüchlichen Aussagen der Befragten nicht abschliessend klären, wie sich das damalige Treffen vor 20 Jahren abgespielt hat und wie es überhaupt dazu gekommen ist.» Bei der Befragung habe sich zudem herausgestellt, dass sich der Vorfall nicht am Arbeitsplatz ereignet habe.

Widersprüche, kein Vorfall am Arbeitsplatz, die Ähnlichkeiten mit der Affäre Roshani werden immer grösser. Offensichtlich konnte auch die Behauptung, es habe einen ähnlichen Vorfall mit einer anderen Praktikantin gegeben, nicht erhärtet werden. Auch weitere auf Laeris Anschuldigung hin eingegangenen Beschwerden erwiesen sich bislang als haltlos.

Wie steht es dann wohl mit Laeris Behauptung, «über 100 Frauen» hätten sich bei ihr nach ihrem Outing gemeldet? Wahrscheinlich so wie mit den angeblich bis zu 100 Hassmails, die eine andere nach medialer Aufmerksamkeit gierende Frau täglich bekommen will. Die übrigens auf Nachfrage von ZACKBUM verkniffen schweigt.

Was ist das nur für eine unappetitliche Methode, längst verjährte, nicht nachweisbare sexuelle Belästigungen zu behaupten, damit in die Medien zu kommen, um dann nach erfolgter Widerlegung noch nachzutreten:

«Ich gehe von schweren Verfahrensmängeln bei der Untersuchung aus und habe bereits ein Gesuch um Akteneinsicht gestellt, um den Bericht und das Verfahren juristisch prüfen zu lassen.» Schwere Verfahrensmängel? Weil Laeri offenbar Widersprüche vorgehalten wurden? Weil sie ihre Behauptung beweisen, zumindest glaubhaft machen  müsste, nicht das Opfer ihrer Attacke seine Unschuld?

Da Laeri in der Untersuchung sicherlich den Namen des angeblichen Täters nennen musste, die Skrupelhaftigkeit von SRF bei solchen Fragen bekannt ist, liegt auf der Hand, dass sich Laeris leere Anschuldigung in keiner Weise erhärten liess, sie sich zudem offenbar noch in Widersprüche verwickelte. Nun behauptet sie, angebliche Zeuginnen seien gar nicht befragt worden. Da sich nach ihrer ersten Version der Vorfall aber unter vier Augen abgespielt haben soll, kann es gar keine Zeuginnen geben. Ausserdem hatte Laeri behauptet, damals nur mit einer einzigen Person über den Vorfall gesprochen zu haben. So kommt ein Widerspruch zum nächsten …

Das ist einfach unappetitlich. Widerlich und widerwärtig ist, dass mit solchen PR-Stunts allen Frauen (und auch Männern), die tatsächlich Opfer sexueller Belästigungen oder Übergriffe werden, ein Bärendienst erwiesen wird. Ebenfalls Personen, die tatsächlich täglich Hassmails bekommen.

Bedauerlicherweise können solche Methoden aus der untersten Schublade nicht gebührend sanktioniert werden. Zumindest hat sich Laeri damit einige letzte Reste an Glaubwürdigkeit verspielt.

Ein Stück Schmiere

Fehlende Fehlerkultur bei «Die Zeit».

«Eine Redakteurin des Schweizer «Tages-Anzeiger»-Magazins wird jahrelang vom Chef gemobbt, am Ende wird ihr gekündigt. Der Fall zeigt die Machokultur in der Medienbranche.» So leitet Salome Müller am 4. Februar 2023 ihren Bericht in der «Zeit» über die vierseitige Anklageschrift von Anuschka Roshani im «Spiegel» ein.

Wohlgemerkt im Indikativ, obwohl diese Behauptung lediglich von der gefeuerten Journalistin erhoben wurde. Müller ist einschlägig vorbelastet, sie gehörte zu den Rädelsführern eines Protestbriefs, in dem 78 erregte Tamedia-Mitarbeiterinnen eine unerträgliche Arbeitsatmosphäre beklagten. Sexismus, Diskriminierung, Unterdrückung, Machokultur. Diese happigen Anschuldigungen unterfütterten sie mit über 60 Beispielen. Nur: alle waren anonymisiert; bis heute konnte kein einziger Fall verifiziert werden. Müller verliess später den «Tages-Anzeiger» und ist inzwischen Redaktorin des Schweiz-Split der Wochenzeitschrift «Die Zeit».

Verblüffend ist, wie Müller am 4. Februar so ausführlich und mit Hintergründen über einen Artikel berichten kann, der am 3. Februar im «Spiegel» erschien – ohne seinen Inhalt vorher gekannt zu haben. Oder – Autorin und Roshani arbeiteten beide bei Tamedia, Roshani hatte den Protestbrief mitunterzeichnet – hier wurde ein Päcklein geschnürt. Denn die «Zeit» behauptet, Müller habe monatelang an diesem Artikel recherchiert. Der dann zufällig einen Tag nach Roshanis Breitseite im «Spiegel» erscheint, auf diese Ansammlung von Behauptungen Bezug nimmt.

Zunächst referiert Müller ausführlich die Vorwürfe Roshanis und gibt auch die Stellungnahmen von Tamedia und des Anwalts von Finn Canonica wieder. Von beiden Seiten werden die Vorwürfe bestritten, Tamedia sagt zudem, dass eine externe Untersuchung die überwiegende Mehrheit der Vorwürfe nicht bestätigt habe.

Dann nimmt Müller Bezug auf den von ihr mitinitiierten Protestbrief von 2021, um die Affäre Roshani in ihr Framing einzubinden. Schliesslich referiert sie, dass man Roshani im Januar 2022 darüber informiert habe, dass eine externe Anwaltskanzlei mit einer vertieften Untersuchung von ihren Vorwürfen beauftragt worden sei.

Was Müller verschweigt: diese neuerliche Untersuchung fand statt, weil Roshanis Mann, der Verleger Peter Haag, seine Beziehungen hatte spielen lassen und die Beschwerden seiner Frau, die in einer ersten Untersuchung nicht erhärtet worden waren, via einen Verwaltungsrat dort zum Thema machte. Was Müller auch verschweigt: Roshani hatte sich 2020 beim VR um die Stelle von Canonica beworben. Mit der Behauptung, sie sei viel besser als er dazu geeignet, das «Magazin» zu führen. Was Müller darüber hinaus verschweigt: laut diesem Untersuchungsbericht behauptete Roshani zunächst, sie habe sich bereits seit 2007 beschwert. Das korrigierte sie dann zu 2012. Als HR von Tamedia einwandte, dass es keinerlei Unterlagen darüber gebe, behauptete Roshani, die Beschwerden seien nur mündlich erfolgt. Als man sie neuerlich zu diesen und anderen Widersprüchen befragen wollte, verweigerte sie die weitere Zusammenarbeit und meldete sich krank – ohne Arztzeugnis.

Diese neuerliche Untersuchung ist also nicht eine Verzögerungstaktik von Tamedia, wie Müller das hinstellt. Sondern eine Reaktion auf den neuerlichen Versuch Roshanis, ihren Chef anzuschwärzen, weil sie gerne seine Position gehabt hätte.

Wer hier beim Mobbing Opfer ist, wer Täter, das ist zumindest sehr unklar. Als Canonica 2007 Chefredaktor des «Magazin» wurde, habe er nach eigenen Aussagen Roshani die Stelle seiner Stellvertreterin angeboten – sie lehnte ab. Als es 2014 unter höchstem Spardruck zu einer Umstrukturierung des «Magazin» kam, behielt Canonica Roshani als einzige der bisherigen Redaktoren an seiner Seite. Als besonderen Gunstbeweis ermöglichte er Roshani zudem ein halbjähriges Sabbatical. Bezahlt, was sonst nie gewährt wurde.

Der Untersuchungsbericht kommt zum Schluss, dass eine weitere Zusammenarbeit zwischen Canonica und Roshani nach ihren gesammelten Vorwürfen nicht mehr denkbar sei. Darin liegt offenbar der Grund für ihre Entlassung. Sie hatte versucht, ihren Chef wegzumobben und stellte sich, als das gescheitert war, selbst als Mobbingopfer da.

Das alles ist Müller entgangen, weil sie voreingenommen lediglich ihr seit dem Protestschreiben verfolgtes Narrativ der angeblichen «Machokultur in der Medienbranche» bedienen wollte.

Besonders stossend ist ihre Behauptung, «Roshani legte ein siebenseitiges Dossier vor, in das Die Zeit Einsicht hatte». Das kann nur bedeuten, dass Müller diese Vorwurfsammlung vorab von Roshani zugesteckt bekam. Zudem zitiert Müller aus «Notizen, die sich Roshani während des Onlinegsprächs (mit dem damaligen Oberchefredaktor Arthur Rutishauser, Red.) gemacht» habe.

Dann kommt dicke Post: «Fünf ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tai-Magi bestätigen der Zeit, was Roshani in ihrem Dossier beschrieben hat. … Eine der Personen sagte: «Es war Psychoterror».» ZACKBUM wagt die These: diese fünf Mitarbeiter existieren nicht, sind eine Erfindung von Müller, die sich von Roshani und einer einzigen weiteren Quelle, einem rachsüchtigen Ex-Mitarbeiter, instrumentalisieren liess.

Schliesslich behauptet Müller: «Die Versuche von Anuschka Roshani, mit Tamedia eine gütliche Einigung zu erzielen, scheitern.» Welche Bemühungen? Roshani hatte sich um die Stelle ihres Vorgesetzten beworben, das ist nicht sehr gütlich. Sie hatte sich über ihn beschwert, dann hatte sie dafür gesorgt, dass diese Beschwerden dem Verwaltungsrat zu Ohren kamen, der nochmals eine genaue Untersuchung veranlasste. Nicht sehr gütlich. Als diese Untersuchung diversen Widersprüche in den Aussagen von Roshani auf den Grund gehen wollte, verweigerte sie die Zusammenarbeit und meldete sich krank. Nicht sehr gütlich.

Schliesslich kam der Untersuchungsbericht zum Ergebnis, dass fast alle der Vorwürfe Roshanis nicht erhärtet werden konnten, es auch keine Zeugen dafür gab. Zudem hielt er fest, dass angesichts dieser Umstände eine weitere Zusammenarbeit von Canonica und Roshani wohl nicht denkbar sei. Also entschied Tamedia, zuerst den Chefredaktor und dann auch Roshani zu entlassen. Was man in ihrem Fall durchaus verstehen kann.

Es bleibt unverständlich, wie die renommierte «Zeit» eine solche Schmiere veröffentlichen konnte. Es ist unverständlich, dass die «Zeit» nicht bereit ist, eine längst überfällige Korrektur zu publizieren. Es ist unverständlich, wieso die «Zeit» gegenüber der Autorin keine arbeitsrechtlichen Massnahmen ergreift. Es ist unverständlich, dass die «Zeit» nicht mal geruht, auf entsprechende Fragen zu antworten.