Gekaufte Journalisten
Schon mal gewundert, wieso bei all den Leaks und Papers ein Land immer fehlt?
Bis zur Ermüdung des Publikums machten sich «internationale Konsortien» von sogenannten Recherchier- oder Investigativjournalisten daran, immer neue Datenberge zu durchwühlen, die ihnen von anonymen Quellen zugesteckt worden waren. Auch Organe wie die «SonntagsZeitung» beteiligten sich daran.
«Panama Papers», «Pandora Papers», «Suisse Secrets» oder irgendwelche Leaks: immer wurde so getan, dass hier ungeheuerliche verbrecherische Geldflüsse aufgedeckt würden. In Wirklichkeit verwendeten die Journalisten Hehlerware, spielten Ankläger, Richter und Henker in einer Person und nagelt nach Belieben Personen an den medialen Pranger.
Meistens schrumpften die Riesenskandale dann zu ein paar Skandälchen zusammen, die bewiesen, dass die angeprangerten Finanzkonstrukte (Holdings und Trusts auf kleinen Inseln!) in überwältigender Mehrheit völlig legale, saubere Gebilde waren, um komplexe internationale Strukturen im Griff zu behalten.
Immer öfter verröchelte die nächste Übersensation schon auf der Startlinie und wurde «zum Skandal, der keiner wurde», wie sich ein federführender Mitarbeiter frustriert beschwerte.
Was aber allen – ausser den beteiligten Journalisten – auffiel: es ging um Panama, es ging um Singapur, es ging um die Bahamas und andere karibische Inseln. Aber niemals nicht wurde das Land erwähnt, in dem die grössten Geldwaschmaschinen der Welt stehen. Wo der Schutz des Beneficial Owners bis heute am grössten ist. Das Land, das man jedem nur empfehlen kann, der schmutziges Geld in Sicherheit bringen oder waschen will: die USA.
Nun hat die französische Plattform Mediapart in einer grossangelegten Recherche einen Grund dafür geliefert, der ja vorher schon offensichtlich war. Denn wir kann es sein, dass angeblich selbstlose anonyme Quellen Gigabyte von Finanzdaten einfach so wegschenken, mit denen sich problemlos ganze Erpressungskaskaden bewerkstelligen liessen? Und wieso spielte bei all diesen Enthüllungen das «Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP)» so eine grosse Rolle?
Für beides gibt es eine Erklärung. Weil OCCRP seit seiner Gründung im Jahr 2006 mit mindestens 47 Millionen Dollar unterstützt wurde – von der US-Regierung, genauer über die Entwicklungshilfsbehörde USAID.
Das letzte Mal griffen die Cracks von Tamedia auf Erkenntnisse des OCCRP zurück, als es darum ging, via «Cyprus Confidential Leaks», also in Zypern gestohlene Geschäftsunterlagen, den Journalisten Hubert Seipel ans Kreuz zu nageln, der immer abgestritten hatte, von Moskau Geld für seine Bücher zu bekommen – aber dennoch von einem Oligarchen üppig unterstützt wurde.
Das wurde zu Recht scharf kritisiert, auch von ZACKBUM. Denn ist ja durchaus legitim, sich eine aufwendige Recherche finanzieren zu lassen – aber dann sollte man das auch einräumen.
Aber: wie steht es denn nun damit, dass offensichtlich viele sogenannte Lear- und Papers-Journalisten auf der Payroll der US-Regierung stehen? Könnte es nicht eine Erklärung für das merkwürdige Phänomen sein, dass in all diesen Datenraubzügen niemals, kein einziges Mal eine US-Holdingschnitzerei vorkam? Dass niemals Delaware, Texas, Nevada, Florida ein Thema waren?
Das wäre doch auch mal ein interessantes Thema für das «Investigativ Desk» von Tamedia. Aber ZACKBUM nimmt Wetten entgegen: das ist dort kein Thema. Dass man selbst angeflüttert und instrumentalisiert wurde: kein Thema. Ein weiterer Sargnagel im Deckel über den Begriffen Vertrauen und Kompetenz.