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Musk meets Weidel

Da hyperventilierten die Medien von links bis rechts.

Mehr Gratiswerbung hätte sich die AfD und ihre Kanzlerkandidatin Alice Weidel nicht wünschen können. Da plaudern die Politikerin und der Multimilliardär und Trump-Flüsterer Elon Musk miteinander – und alle hören zu und weg. Was haben sie eigentlich geredet? Interessiert kaum jemanden so wirklich, wer wollte es sich denn anhören?

Denn es geht doch nichts über die Bestätigung von Vorurteilen in den sogenannten Qualitätsmedien. So ist sich «watson» sicher: «Elon Musk ist ausser Rand und Band: Wie ein Berserker arbeitet sich der reichste Mann der Welt momentan am politischen Establishment in Europa ab.»

Okay, «watson» und Qualitätsmedium, das passt zusammen wie ein Palmenstrand mit Grönland. «Zwei hochumstrittene Köpfe, aber ein Herz und eine Seele», weiss der «Blick». Okay, «Blick» und Qualitätsmedium, das passt zusammen wie Schnee an der Copacabana.

«Elon Musks Anarcho-Diplomatie ist ein Problem für Europa – aber wer sich provozieren lässt, hat schon verloren», trompetet die NZZ. NZZ und Qualitätsmedium, aber wieso weitere Vergleiche machen.

CH Media weiss: «Musk hat X zur Macht-Maschine gemacht – jetzt gibt er Alice Weidel den Schlüssel». Hübsches Bild dieses Qualitätsmedienhauses, nur: triumphierte man nicht unlängst, dass sich Musk mit dem Kauf von Twitter halb ruiniert habe und die Plattform in Grund und Boden wirtschafte?

«Blind-Date auf X: Musk trifft AfD-Chefin Weidel», flötet die SDA, erstaunlich lyrisch für die sonst so trockene Nachrichtenagentur. Und was weiss sie von dem Gespräch zu berichten? ««Hitler war ein Kommunist», sagte Weidel». Das ist natürlich Schwachsinn, aber sowohl sie wie Musk haben durchaus auch bedenkenswerte Dinge gesagt. Nur sind die nicht berichtenswert.

Überhaupt nicht komisch finden das die anderen deutschen Parteien und natürlich die SZ: «Milliardär Elon Musk schaltet sich von den USA aus in den deutschen Wahlkampf ein und macht umstrittene Werbung für die AfD.» Und fügt triumphierend hinzu: «Gewerkschaften und Bundesgerichtshof verlassen Musks Plattform X. Konkreter Anlass ihres Abschieds von X ist Musks Wahlkampfgespräch mit AfD-Chefin Weidel.» Daran wird der grüne Kanzlerkandidat und Wendehals (bitte nicht klagen) Habeck zu knabbern haben; er ist gerade zu X zurückgekehrt.

Und die «Weltwoche» vermeldet die Schmonzette: «Bundestagsverwaltung prüft, ob Musks Gespräch mit AfD-Chefin Weidel eine «illegale Parteispende» darstellt».

Es ist mal wieder wie im Irrenhaus. Alle deutschsprachigen Politiker (und Journalisten) mischen sich unablässig in die inneren Angelegenheiten anderer Länder ein und überborden vor Ratschlägen, Anweisungen und Rechthabereien, wie andernorts die dummen Fehler der Regierenden korrigiert werden sollten.

Aber wenn ein irrer Milliardär Sympathien für die deutsche AfD hat und sich mal öffentlich mit der Parteichefin unterhält, dann erhebt sich grosses Geschrei. Dabei haben weder Musk noch Trump bislang die Einverleibung Deutschlands in die USA gefordert. Das müssen sie ja auch nicht, weil sich Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg als übereifriger und immer hilfsbereiter Adlatus der Amis gebärdet.

Und was sagt das Qualitätsmedienhaus Tamedia zum Gespräch? Ihm hat’s, fast bis Redaktionsschluss von ZACKBUM am späten Donnerstagabend, schlichtweg die Sprache verschlagen. Dann erst fand Dominique Eigenmann wieder eigene Worte. Erstes Drittel: Wiederholung von altbekannten Beschimpfungen Musks. Zweites Drittel: launiges Niedermachen des Gesprächs («Duett und Plauderei … sprangen wild von Thema zu Thema … lachten über die angebliche Dummheit aller anderen Parteien … Hitler, wärmte Weidel eine beliebte rechte Verkehrung auf, sei im Grunde nie ein Rechter, sondern immer ein nationaler Sozialist gewesen, ein Kommunist gar», etc.) Letztes Drittel: Beckmesserei und Niedermache: «Interessanter als das, was besprochen wurde, war vielleicht das, was nicht zur Sprache kam.» Interessanter als diese Gesinnungsschmiere wäre vielleicht der Versuch gewesen, den Inhalt der 75 Minuten einigermassen korrekt wiederzugeben.

Dafür gibt’s eine neue Gaga-Rubrik beim Tagi, obwohl Kerstin Hasse doch das Haus verlassen hat: «Dry January und Veganuary». Das wird der Einschaltquotenknüller, schon alleine mit diesem leichtverständlichen Titel  …

Allerdings, so viel Objektivität muss sein, gibt der «Blick» dem Bestsellerautor Claude Cueni eine Plattform, um einen ganz anderen Ton in die Debatte zu bringen. Der fragt besonnen, ob es denn ein Skandal sei, wenn Musk Alice Weidel interviewt: «Für Elmar Thevessen (57), Leiter des ZDF-Studios in Washington, sogar ein ganz grosser. Er sagt im ZDF, dass nur Journalisten und Journalistinnen Interviews führen dürfen.»

Dagegen hält Cueni:

«Slow down. Jeder darf jeden interviewen. Ausser in totalitären Staaten. Die Leute haben die einseitige Berichterstattung satt, sie haben die pürierten Fakten satt, sie haben die Bestrafung von harmlosen Rentnern, die lediglich etwas gelikt haben, satt. Sie wollen informiert und nicht belehrt und umerzogen werden. Sie brauchen keine «Experten», die für sie «einordnen», weil man sie für Deppen hält.»

Das haben allerdings die meisten Medien und auch die meisten Politiker noch nicht geschnallt. Deshalb werden sie mit Leser- und Wählerschwund bestraft. Was ihnen allerdings nicht zu denken gibt, sondern in der Überzeugung bestärkt, dass es eben zu viele Deppen gibt, die streng belehrt werden müssen.

Wumms: Elmar Thevessen

Beim Namen Trump drehen die meisten Journis durch.

6,3 Milliarden Euro kassiert in Deutschland die ARD; damit ist sie der grösste nicht-kommerzielle Programmanbieter weltweit. Das ZDF nimmt immerhin noch 2,5 Milliarden Euro ein. Eine Etage tiefer, aber nicht viel, fliegt die SRG mit 1,54 Milliarden Franken. Für um den Faktor zehn weniger Zuschauer und Zuhörer, notabene.

Eine ganze Stange Geld; da muss die Oma eine Weile für stricken, wie man im Norden sagt. Aber auch diese wohldotierten Anstalten verfallen in Schnappatmung, wenn ein Name im Raum steht. Der gehört zu einer Figur, die sicherlich einige sehr unsympathische Eigenschaften hat. Aber offensichtlich genug Anziehungskraft, damit diesmal sogar eine Mehrheit aller US-Stimmbürger ihn gewählt hat.

Da es sich nicht schickt, diese Amerikaner direkt zu beschimpfen – denn das wäre ja undemokratisch – wird halt der Mann beschimpft, den sie gewählt haben. Einen notorischen Lügner, einen Geschäftsmann mit mehreren Pleiten hinter sich, einen verurteilten Kriminellen – und jemanden, der verklausuliert zum Sturm auf das Capitol aufrief und bis heute behauptet, dass ihm der Wahlsieg 2020 gestohlen worden sei.

Aber Schwamm drüber, nun hat er ja gewonnen.

Allerdings, das vertragen nicht alle US-Kenner und Koryphäen. Die deutsche «Bild» hat sich mal den Leiter des ZDF-Studios in Washington vorgeknöpft. Das bestreicht übrigens nicht nur die USA, sondern auch «u.a. El Salvador, Guatemala, Haiti, Honduras, Jamaika, Kuba, Mexiko, Nicaragua, Panama».

Vielleicht liegt es daran, dass der Leiter Elmar Thevessen nicht ganz sattelfest ist. Obwohl er Mitglied der Atlantik-Brücke ist, aber das wäre ein anderes Thema. Gewohnt direkt prügelt «Bild» auf ihn ein:

In den sozialen Medien regnet es Spott und Häme: «Man darf Hafermilch nicht Milch nennen, aber Elmar Thevessen darf man US-Experte nennen.»

Eingehandelt hat der sich das durch tatsächlich krachende Fehleinschätzungen. So sagte er im ZDF, dass Joe Biden «ein Stückchen fester im Sattel sitzt». Drei Tage vor dessen Rücktritt als Präsidentschaftskandidat.

Noch Anfang Jahr hatte der Experte verkündet: «Joe Biden ist zwar gebrechlich, aber geistig topfit und hält die Fäden seiner Partei in der Hand.» Ist ja schon erstaunlich, wie schnell so ein Zerfall gehen kann. From hero to zero, wie der Ami sagt.

Ob das auch sein Problem ist? Noch in der Wahlnacht, als selbst die «New York Times» die Wahlchancen von Trump bei «über 90 Prozent» sah und Fox-News ihn bereits als nächsten Präsidenten verkündete, sagte Thevessen stoisch im ZDF: «Wir sehen zwar ein paar Warnzeichen», so führte er aus, aber «es kann immer noch gut sein, dass sie (Harris, Anm. d. Red.) gewinnt.»

Auch am Mittwoch wird das satirisch kommentiert in den Sozialen Medien: «Elmar Theveßen rechnet wahrscheinlich immer noch nach, ob Kamala nicht doch noch eine Chance hat.»

Würde man sich die Mühe machen, fände man ähnliche oder deckungsgleiche Fehleinschätzungen in den meisten Schweizer Massenmedien, inklusive SRG.

Es kann nun viele Gründe geben, aus denen man Trump für einen unerträglichen Kotzbrocken hält, der weder einmal und schon gar nicht zweimal US-Präsident werden sollte. Diese persönliche Meinung sollten aber Newsredaktoren, vor allem, wenn sie von Gebührengeldern von allen bezahlt werden, für sich behalten. Oder höchstens einmal in Form eines persönlichen Kommentars Dampf ablassen.

Aber ansonsten wäre es ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit, dem Gebührenzahler, dem Abonnenten die Fakten darzubieten, Erklärungen zu liefern, Analysen und Einordnungen. Denn dafür werden sie bezahlt.

Wer aber – wie zuvorderst der Amok-Auslandchef von Tamedia – den nächsten Präsidenten der USA stattdessen wüst und hemmungslos beschimpft und damit die Mehrheit der US-Wähler zu Volltrotteln erklärt, ist seiner Aufgabe nicht gewachsen. Er versagt dabei, zu erklären statt zu meinen.

Es interessiert die Mehrheit der Tamedia-Leser so wenig wie die Mehrheit der ZDF-Gucker, in welchem Gemütszustand sich die wohlbezahlten sogenannten Experten befinden. Es interessiert auch nicht, dass sie sich in Wunschgebiete flüchten, statt die Realität zur Kenntnis zu nehmen. Zuerst Biden, dann Harris als die grosse Chance heraufjubeln, diesen Gottseibeiuns noch zu stoppen. Und als das nicht gelingt, den Mann hemmungs- und masslos niederzumachen.

Ihm wieder und wieder sein Strafregister vorzuhalten. Als ob das auch nur im Ansatz erklären könnte, wieso er einen dramatischen Sieg eingefahren hat. Er hat seine Konkurrentin deklassiert, das war kein Kopf-an-Kopf-Rennen, sondern ein Kantersieg.

Und da wird behauptet, nur übelwollende Rechtspopulisten möchten die Medien zurechtstutzen, weil sie deren aufklärerische Macht fürchten. Auch da muss man Englisch sprechen: what a bullshit.