Beiträge

Die verdienstlosen Preisträger

Der «Schweizer Journalist» verlieh die Journalistenpreise. Welch unwürdiges Schauspiel.

Es war ein Anlass von Insidern über Insider mit Insidern. Aber dennoch fürs Publikum lehrreich. Der «Schweizer Journalist» verlieh Montagabend die Journalistenpreise in gefühlten 27 Kategorien. Ausgewählt wurden die Preisträger per Abstimmung, die Shortlist wurde von einer Jury erstellt.

Die Preisträger repräsentieren idealtypisch das Elend des Schweizer Journalismus. Als «Kulturjournalistin des Jahres» wurde Simone Meier ausgezeichnet. Was Meier mit Kultur zu tun hat? Ungefähr so viel wie «watson» mit Journalismus. Seit sie launig schrieb, dass Hitler Juden «gecancelt» habe, halten wir uns die Nase zu, wenn ihr Name genannt wird.

Hinter einem WoZ-Trio belegte Maurice Thiriet, der Chefredaktor von «watson», in dieser Kategorie den zweiten Platz. Als «Reporterin des Jahres» wurde Luzia Tschirky ausgezeichnet. Wohl dafür, dass sie es konsequent schafft, zur falschen Zeit am falschen Platz zu sein und sich eine schusssichere Weste überzustreifen, wenn die grösste Gefahr vom Strassenverkehr hinter ihr ausgeht. Der Preis «Wirtschaftsjournalistin des Jahres» ging an Patrizia Laeri. Verständlich, dass Lukas Hässig als Zweitplatzierter hinter ihr der peinlichen Ehrung fernblieb. Bei ihr darf die Frage erlaubt sein, was sie mit Wirtschaft und was sie mit Journalismus zu tun hat. Wahrscheinlich so viel wie «ElleXX» mit feministischer Geldanlage.

Es geht aber noch besser. «Recherchierjournalist des Jahres» wurde Fabian Eberhard. Wohl dafür, dass er bei einer seiner Recherchen nicht mal das Büro des Internetradios «Kontrafunk» aufspüren konnte. Und wenn Daniel Ryser von der «Republik» der «Gesellschaftsjournalist des Jahres» ist, dann ist Daniel Binswanger keine schreibende Schmachtlocke, sondern eine moralische Instanz. Konsequenterweise wurde die humorlose Brachialkomikerin Patti Basler «Kolumnistin des Jahres».

Das alles ist schwer zu toppen, aber es gelang. Denn die Laudatio auf den «Journalist des Jahres» Christof Gertsch vom «Magazin» hielt Mikael Krogerus, ebenfalls «Das Magazin». Anwesend waren im Weiteren Philipp Loser vom «Magazin» und Daniel Binswanger, Ex-«Magazin» und Chefredaktor a.i. der «Republik».

Nun wurde Gertsch vom Chefredaktor des «Schweizer Journalist», der zudem eine entlarvende Recherche zu den Vorgängen ums «Magazin» publiziert hatte, dezent gefragt, wie es denn so sei, wenn man selbst mal im Rampenlicht der Medien stünde. Da verstummte Gertsch, stammelte dann Unverständliches, um sich schliesslich zum Satz aufzuraffen, dass er dazu «aus tausenderlei Gründen» nichts sagen wolle. Die sanft-hartnäckige Nachfrage beantwortete er mit einem verdrucktsten «nein».

Aber immerhin sagte er damit einige Worte mehr als alle anderen Memmen vom «Magazin», die weiterhin eisern an ihrem Schweigegelöbnis festhalten und sogar den Augenkontakt mit dem anwesenden ZACKBUM-Redaktor tunlichst vermieden.

Wenn man zu einer Feier eingeladen ist, sollte man aus Respekt vor dem Gastgeber darauf verzichten, seinen Gefühlen zu ungehemmt Ausdruck zu verleihen. Aber diesen gebauchpinselten charakterlichen Mängelexemplaren zuschauen zu müssen, wie sie Preise abholten, wichtig taten und es gleichzeitig an einem Funken Zivilcourage vermissen liessen, das forderte schon einiges an Selbstbeherrschung ab, um ihnen nicht vor die Füsse zu spucken.

Inhaltlich hat der «Schweizer Journalist» dank neuem Chefredaktor durchaus an Format gewonnen. An würdigen Preisträgern muss noch schwer gearbeitet werden.

 

Wie SRF News eine Welle bastelt

Manchmal hilft es, journalistische Leistungen mit etwas Distanz zu betrachten.

Am 8. Februar 2023 waltete «SRF News» seines Amtes und berichtete in mediengemässen 3.55 Minuten über die Erzählungen von Anushka Roshani im «Spiegel». Deren Inhalt war soweit durch, also musste natürlich weitergedreht werden. Ein wenig Drama am Anfang kann nicht schaden, sagte sich die seriöse Nachrichtenredaktion und unterlegte den Opener «Sexismus in der Medienbranche – ein systematisches Problem» mit Bildern einer Männerhand, die auf einem behosten Oberschenkel liegt. Statt sich diese Mühe zu machen, hätte SRF vielleicht eher den Unterschied zwischen systematisch und systemisch gelernt …

Dann wird es abstrus. Eine «Redaktionssitzung» von «ElleXX» wird gefilmt. Hier berichten völlig unbekannte Pseudo-Journalistinnen wie Miriam Suter oder Samantha Olivia Taylor von «krassen Beispielen» wie dass ein Chef gesagt haben soll, als junge Anfängerin solle man demütig sein oder dass es ein Mail gegeben habe solle, das eine anzügliche Bemerkung enthielt. Kleiner Formfehler: natürlich sind das zeitlich nicht genauer bestimmte angebliche Ereignisse mit unbekannten Teilnehmern und völlig ohne Beleg.

Patrizia Laeri behauptet dann, auf ihr Outing, dass vor mehr als 20 Jahren ein SRF-Mitarbeiter sie zu küssen versucht habe, hätten sich mehr als hundert Frauen bei ihr gemeldet, die auch «mit ihrem Namen hinstehen» würden. Kleiner Formfehler: das haben sie bislang nur bei Laeri gemacht. Angeblich.

Fehlt noch etwas? Natürlich, die «Fachexpertin». Auftritt Agota Lavoyer, die selbsternannte «Expertin für sexualisierte Gewalt» mit eher kleinem Fachausweis. Wenn die Postfinance ein etwas schräges Stelleninserat macht, wenn ein Gerichtsurteil in einem Vergewaltigungsprozess zu kritisieren ist – Lavoyer ist zur Stelle. Und lässt sich mit schräge Sachen wie dieser zitieren: «Es sei nicht zuletzt der fehlenden Gleichberechtigung geschuldet, dass sexualisierte und häusliche Gewalt an Frauen in der Schweiz noch immer so verbreitet seien». Sie ist sozusagen die weibliche Ausgabe eines Marko Kovic.

Und kommt auch bei dieser journalistischen Spitzenleistung von «SRF News» zum Handkuss (wenn man das noch sagen darf). Überrraschungsfrei meint sie: «Wir haben in der Schweiz ein Sexismusproblem.» Dazu «Machtasymmetrien, sexistische Kulturen, Blabla». Schlussfolgerung von «SRF News»: «Und Sexismus in der Medienbranche ist offenbar verbreitet.» Beweis? Die Behauptung von Laeri, bei ihr hätten sich über 100 Frauen gemeldet.

Dann folgt noch die lahme erste Stellungnahme von Tamedia «nehmen die Vorwürfe sehr ernst», etwas Selbstgeisselung (Skandal beim Westschweizer Staats-TV!) und tschüss.

Betrachtet man diese knapp vier Minuten journalistisches Versagen mit etwas Distanz, muss man konstatieren: Aufhänger nicht hinterfragt, aus dem Einzelfall Roshani mit untauglichen Mitteln eine Welle gemacht, eine untaugliche «Expertin» befragt, unfundierte Schlussfolgerungen gezogen. Dazu Gratiswerbung für «ElleXX».In jedem Anfängerkurs «wie mache ich einen Vierminüter nicht» könnte das als Paradebeispiel für Ausbildungszwecke verwendet werden. Stattdessen wurde es ausgestrahlt.

Man muss hier den Machern eine gewisse Schamlosigkeit in der Inkompetenz zubilligen.

Dauerwerbesendung, Part II

ElleXX ist verschlossen wie eine Auster.

Patrizia Laeri war mal als Journalistin tätig. Damals war sie es gewohnt, dass auf ihre Fragen auch Antworten erteilt wurden. Ist so im Journalismus, gehört sich auch so.

Nach diversen Flops gründete sie dann ElleXX; Motto: «Lasst uns unser Geld zusammenlegen. Für eine frauenfreundlichere Welt.»

Das mit dem Geld-Anlegen war dann nicht wirklich ein rauschender Erfolg; auf eine harsche Kritik daran reagierte Laeri nicht etwa journalistisch oder mit einer Gegenrede, sondern sie reichte gleich zweimal Klage ein. Vor dem Bezirks- und dem Handelsgericht. Dort forderte sie die sofortige Löschung des kritischen Artikels.

«Invest like the Founders» …

Allerdings setzte sie dafür die einschlägig bekannte Anwältin Rena Zulauf ein; es kam, wie es kommen musste: beide Anträge abgelehnt, happige Gerichts- und Anwaltskosten für nix.

Vielleicht entstand daraus die Idee, auch noch eine Rechtsschutzversicherung speziell für Frauen anzupreisen. Mit einer Art Dauerwerbesendung, die aber als Podcast daherkommt. Folge eins handelte von «sexueller Belästigung» und empfahl ein Produkt von CAP. Daraus ergaben sich einige Fragen an Laeri, die den Veranstaltern von ElleXX mit genügend Antwortfrist zugestellt wurden.

Allerdings entstand dann aus AkteXX die Akte XY ungelöst: keine Antwort. Dabei sind die Fragen verständlich formuliert, drängen sich auf und hätten Erklärungen verdient:

Sie bewerben neuerdings mit einem Podcast eine Rechtsschutzversicherung namens «ElleXX JUSTIS». Dazu habe ich folgende Fragen:

  1. In der ersten Folge des Podcasts wird das Thema «sexuelle Belästigung» mit einer Mitarbeiterin von CAP (der Rechtsschutztochter von Allianz) besprochen. Auf dem Produkteflyer der Versicherung, den man bei Ihnen anklicken kann, fehlt dieses Thema aber. Wie das?
  2. Sie sagen, dass «die Rechtsschutzversicherung in enger Zusammenarbeit zwischen elleXX und CAP konzipiert wurde und über die innovative Plattform JUSTIS angeboten wird». Worin genau bestand diese Zusammenarbeit?
  3. Sie sagen, JUSTIS sei eine «innovative Plattform». Wieso erwähnen Sie nicht, dass es schlichtweg eine Werbeplattform von CAP ist?
  4. Sie schreiben, man könne sofort und online eine solche Versicherung abschliessen, für «bereits ab 24.90 Franken im Monat». Auf dieser Plattform wird eine Rechtsschutzversicherung inkl. Verkehr bereits für 17.45 Franken angeboten. Woher der Preisunterschied?
  5. Erklärt sich der Preisunterschied mit einer Kommission oder Prämie für ElleXX? Anders gefragt: Bekommen Sie für Ihre Werbung geldwerte Zuwendungen?
  6. Das billigste Konkurrenzprodukt kostet 15.75 Franken im Monat (laut «comparis»). Wie erklären Sie diesen Preisunterschied von doch satten 58 Prozent?

Ein Reaktion gab es dann doch: als ZACKBUM konstatierte, dass die Antwortmöglichkeit nicht genutzt wurde, kam die Mail zurück. Offenbar hat ElleXX beschlossen, sich nicht länger belästigen zu lassen und hat uns blockiert. Da sagt ZACKBUM abschliessend: Akte geschlossen.

Dauerwerbesendung

ElleXX macht auf Produktevertrieb. Unter feministischem Label.

Wenn eine Idee nicht wirklich einschlägt, dann probier’s doch mit einer neuen. Das sagen sich die Betreiber der Plattform von Frauen für Frauen – und gegen Frauen. Denn die Anlagetipps und die beworbenen Anlageprodukte lassen nicht unbedingt Freude im weiblichen Portemonnaie aufkommen.

Aber nun preist ElleXX etwas Neues an: «In fünf Folgen besprechen Nadine Jürgensen und Patrizia Laeri von elleXX mit einer Juristin der CAP Rechtsschutz-Versicherung fünf echte Fälle, die jede Frau betreffen können.»

In der ersten Folge geht es, Überraschung, um «sexuelle Belästigung». Dahinter steht das Produkt «Privat- und Verkehrsrechtsschutz elleXX JUSTIS». Eine Zusammenarbeit mit CAP. Die Tochtergesellschaft der Allianz bietet Rechtsschutzversicherungen an. Wie viele andere Mitbewerber auch.

«Akte XX» nennt sich etwas vollmundig der Podcast. Jede Folge besteht aus einem Gespräch mit einer «Juristin der CAP-Rechtsschutzversicherung».

Wir ersparen uns den Scherz über eine recht freizügige Auslegung des Begriffs «Verkehrsrechtsschutz», aber auf dem angepriesenen Produkteflyer fehlt jeder Hinweis auf eine rechtliche Hilfe bei sexueller Belästigung.

Aber item, wir kommen zum Preis: «Bereits ab 24.90 Franken im Monat. In wenigen Sekunden online abschliessbar.» Wunderbar, ein Angebot von Frauen für Frauen. Sicherlich mit Frauenbonus. Nun ja. Ein Blick auf «comparis» zeigt, dass solche kombinierten Privat- und Verkehrshaftpflichtversicherungen bereits ab Fr. 189.- zu haben sind. Oder, glücklicherweise ist Division durch 12 weiblich, für Fr. 15.75 im Monat.

Hoppla. Aber sicherlich haben wir aus unserer männlichen Perspektive das Angebot von ElleXX nicht richtig verstanden. Auf dem Flyer ist das Thema «sexuelle Belästigung» nicht als Beispiel erwähnt, wird aber im ersten Podcast anhand eines Fallbeispiels ausgewalzt. Zudem ist der Preis nicht gerade konkurrenzfähig, er liegt doch satte 58 Prozent oberhalb des billigsten Konkurrenzangebots, und Prozentrechnen ist zwar genderneutral, die Prozentrechnung hingegen weiblich.

Zudem fehlt bei diesem Angebot etwas, das eigentlich zu einer seriösen Anpreisung gehören müsste: der Begriff «Dauerwerbesendung».

 

 

Wumms: Rena Zulauf

Das gibt rote Bäckchen. Eine Klatsche nach der anderen.

Für ihre Mandantin Jolanda Spiess-Hegglin hat die in der NZZaS hochgejubelte «geschickteste Medienanwältin der Schweiz» eine Klatsche nach der anderen abgeholt. Weiterzug eines Urteils ans Zuger Obergericht: völlige Niederlage mit schmerzlicher Kostenfolge. Klatsch.

Weiterzug eines Urteils über das präventive Verbot einer Buchpublikation: Das Bundesgericht belehrte Anwältin Zulauf, dass sie nicht mal ihre Hausaufgaben gemacht hatte. Peinlich. Klatsch.

Auch ihr Einsatz für Patrizia Laeri ist nicht gerade von Erfolg begleitet. RA Zulauf reichte gleich zwei Klagen gegen «Inside Paradeplatz» ein, eine vor dem Handelsgericht und eine vor dem Bezirksgericht. Das brachte beide Kammern schon mal in Wallungen, die sich jeweils provisorisch für zuständig erklärten, um zwei verschiedene Urteile in der gleichen Sache zu vermeiden.

Zulaufs Antrag, einen kritischen Artikel über ihre Mandantin superprovisorisch und vollständig zu löschen, wurde abgelehnt. Das Bezirksgericht gestand ihr nur die Löschung einiger weniger Punkte provisorisch zu. Klatsch.

Nun hat das Handelsgericht in Sachen unlauterer Wettbewerb mit 13-seitiger Begründung alle vier eingeklagten Punkte abgewiesen. Klatsch, klatsch, klatsch, klatsch. Vor allem machte das Handelsgericht klar, dass eine kritische Berichterstattung über die Performance eines von Laeris elleXX-Firma beworbenen Fonds durchaus erlaubt ist.

Insbesondere zu den Kosten schrieb das Gericht Laeri und Zulauf ins Stammbuch: «Die beanstandete Stelle ist somit nicht unlauter. Im Gegenteil wird die wichtige Thematik der hohen Kosten korrekt dargestellt.»

Das Urteil kann noch ans Bundesgericht weitergezogen werden. Klatsch.

Apropos Kosten. Alleine das Urteil des Handelsgerichts kostet Laeri 10’000 Franken; Gerichtsgebühr plus Parteientschädigung an IP. Plus natürlich die happigen Honorare ihrer Anwältin.

Ach, auch ZACKBUM ist mit einer ganzen Klageflut durch Zulauf überzogen worden. Resultate bislang sehr überschaubar, in einem Fall bereits eine Klatsche abgeholt. Fehlen noch drei weitere …

 

Nicht mit Hässig

Meist keine gute Idee, ihn einzuklagen. Der besinnliche Sonntagstext.

Schon viele Finanzhäuser mussten die bittere Erfahrung machen: kommt man Lukas Hässig und seinem Finanzblog «Inside Paradeplatz»* juristisch, stellt er sich auf die Hinterbeine.

Die Absicht solcher Klagen ist meistens glasklar: Es geht gar nicht um den eingeklagten Anlass. Sondern darum, einen Blogbetreiber mit Gerichts-und Anwaltskosten in die Knie zu zwingen.

Das ist leider der neue Ansatz von Angegriffenen. Grosse Medienhäuser neigen inzwischen dazu, schnell einzuknicken, wenn ein Kritisierter mit einer einschlägig bekannten (und teuren) Anwaltskanzlei winkt.

Da wird dann schnell zu Kreuze gekrochen. ZACKBUM-Autor René Zeyer erlebte mal als Höhepunkt, dass ihn der grosse Tamedia-Konzern vor die Wahl stellte: wenn er das Prozessrisiko übernähme, dann würde die SoZ seinen Artikel nicht löschen.

Auch bei CH Media geht’s nicht viel anders zu; so löschte das «Tagblatt» einen kritischen Artikel über den Sherkati-Clan mit Sitz in St. Gallen – ohne den Autor auch nur vorab darüber zu informieren oder ihm Gelegenheit zur Gegenwehr zu geben. Denn im Artikel stimmte absolut alles – bis auf die Verwechslung eines Nach- und Vornamens.

Nebenbei: Dass der Artikel dennoch bis heute auffindbar ist, verdanken wir «Die Ostschweiz»*. Während aber das «Tagblatt» von der zusätzlichen Medienmilliarde profitieren würde, bekäme die «Ostschweiz» keinen Rappen.

Wenn’s inhaltlich stimmt, schwinge die Sexismus-Keule

Zurück zu Hässig. Einer seiner Zuschreiber wagte es, das neuste Projekt der Medienfrau Patrizia Laeri zu kritisieren. Dabei verwendete er auch durchaus despektierliche Ausdrücke über sie selbst. Über Geschmack lässt sich streiten.

Laeri brachte aber sofort die einschlägig bekannte Anwältin Rena Zulauf in Stellung. Die überzog «Inside Paradeplatz» gleich mit zwei Klagen. Eine vor dem Bezirks-, die andere vor dem Handelsgericht. Persönlichkeitsverletzung und Rufschädigung, bei Firmen heisst das «Verstoss gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb».

Am liebsten hätte Laeri die sofortige und vollständige Löschung des kritischen Artikels gewünscht. Aber dafür hätte sie sich vielleicht eine bessere Anwältin suchen sollen. Wurde alles abgeschmettert, die Zuständigkeiten der Gerichte wurden ohne Not zum Problem gemacht, am Schluss blieben vier Passagen, die entfernt werden mussten.

Aber das weckte Hässigs Kampfgeist. Zunächst legte er in eigener Sache nach, nun legt er noch einen drauf:

Genüsslich berichtet er über einen tatsächlich merkwürdigen Einkauf eines neuen Aktionärs. Während das angepriesene Finanzvehikel für «Anfängerinnen» leise absäuft. Seit Start netto minus 8 Prozent.

Was macht elleXX genau?

Einen heiklen Punkt hat Hässig auch aus der Munitionskiste geholt:

«elleXX verfügt über keine Finma-Lizenzierung, sie ist in keinem Register eingetragen. Unter „Zweck“ findet sich im Handelsregister-Eintrag der elleXX das Wort „Finanzberatung“ nicht, sondern dort ist nur die Rede von „Beratungsdienstleistungen“.»

Die angefragte Anwältin, die «IP» verklagt, meint schmallippig: «Die Tätigkeit von elleXX als ‚Investment Advisor‘ umfasst einzig die Aufgabe, die Investment-Managerin Migros Bank bei der Titelselektion des Gender Equality Basket im Hinblick auf die genderspezifischen Kriterien zu beraten.“»

Da bleibt die Frage, obdas wirklich eine Scheibe von 0,3 Prozent wert ist. So viel kostet normalerweise ein ETF, all in. Der ist nicht gemanagt, verteilt das Risiko auch schön – und performt meistens besser, weil schon mal seine Gebühren niedriger sind.

Im Tennis würde man sagen: Aufschlag Hässig, Return Laeri, aber der erste Satz ging schon mal an «IP». Das Problem bleibt: muss sich Hässig an den Rechtskosten beteiligen, haut das ins Kontor, denn natürlich hat die Anwältin den bei ihr üblichen Streitwert auf 100’000 Franken festgelegt. Bei beiden Verfahren.

 

Denn es geht auch hier nur in zweiter Linie um Recht oder gar Gerechtigkeit.

*Packungsbeilage: René Zeyer publiziert gelegentlich auf «Inside Paradeplatz» und regelmässig auf «Die Ostschweiz».

 

Genderwahn

Anlagen mit Frauenpower für Frauen mit Frauen, bei Frauen? Bloss Werbesprüche.

Es dauerte eine Weile, aber inzwischen gibt es kaum mehr ein Produkt, dass nicht mit den Schlagwörtern «nachhaltig», «ökologisch», «aus fairer Produktion» wirbt. Wenn das stimmen würde, müsste es der Umwelt täglich besser gehen, der Klimawandel käme zum Stillstand, die Eisbären würden sich freuen und die Pinguine erst.

Ihr freiwilliger Beitrag für ZACKBUM

Karikatur von Greenpeace.

Selbstverständlich auch alle Kindersklaven in den Sweatshops von Bangla Desh und den Minen im Kongo.

Deutschlands «Grüne» haben sogar entdeckt, dass Atomstrom eigentlich grün und nachhaltig ist, alleine schon der CO2-Ausstoss ist ja sagenhaft klein.

Die Schweizer Linken entdecken ihre Liebe zu den Portemonnaies reicher Verlegerclans und wollen denen eine Steuermilliarde reinschrieben, damit ihre serbelnden Lieblingsprojekte auch ein paar Batzeli abkriegen. So wird das Greenwashing, das Etikettieren mit den richtigen Schlagwörtern, immer beliebter – und absurder.

Schon lange wurden die Randgruppen entdeckt. Auch schwule Pärchen waschen gerne mit dem richtigen Waschpulver, auch Alte (tolle Idee: «golden ager») sind sowas von aktiv, sportlich und dynamisch auf dem Hometrainer. Menschen mit dunkler Hautfarbe reinigen sich genauso gerne die Zähne wie Weisse, auch körperlich nicht den Idealmassen entsprechende Personen dürfen Werbung für Unterwäsche oder Badekleidung machen.

Schwules Paar in Migros-Werbung.

Natürlich muss auch die Mehrheit der Menschheit angesprochen werden

Das richtig gesetzte Gendersternchen, die obligatorische Verwendung eines Binnen-I und andere Vergewaltigungen der deutschen Sprache, um deren männliche Vorherrschaft zu brechen, das ist der eine Kampf.

Die Grossgruppe in der Gesellschaft muss auch und besonders bei Finanzdingen speziell betreut werden. Denn die sparsame Hausfrau verwaltet immer noch das Familienbudget, aber das ist ein so altes Klischee, pfui bäh.

Heutzutage will die erfolgreiche Businesswoman investieren, sich agil auf den Finanzmärkten bewegen, dazu auch noch Gutes für die Sache der Frau tun. Das ist die Zielgruppe von «elleXX». «Sinnvoll vorsorgen mit elleXX-3a». Denn der «sogenannte Pension Gender Gap» betrage sagenhafte 37 Prozent in der Schweiz.

Mit schwesterlichem Du wird frau aufgefordert:

«Das wollen wir zusammen mit dir ändern.»

Wie? «Mit der Vorsorgelösung elleXX 3a in Kooperation mit Vontobel und der Vontobel 3a Vorsorgestiftung sorgst du sinnvoll vor.»

Erstes kleines Problem: «elleXX» hat keinerlei Lizenzen für Geldgeschäfte, also muss die Plattform mit dem Slogan «close the gap» immer auf (männlich geführte!) Partner zurückgreifen.

Gemeinsam zum Erfolg stöckeln?

Besonders blöd ist das beim ins Feuer der Kritik geratenen Produkt aus der «elleXX Kollektion». Denn: «Frauenfreundliche und nachhaltige Finanzprodukte? Fehlanzeige. Keine Anlage konnte unsere Ansprüche erfüllen. Deshalb haben wir elleXX gegründet.»

Das ist, mit Verlaub, nicht ganz richtig. Natürlich gibt es solche Finanzprodukte.

elleXX empfiehlt Anfängerinnen ein nicht empfehlenswertes Produkt

Unternehmertum ist schön für die drei Gründerinnen und die Geschäftsführerin Patrizia Laeri. Nach diversen Flops wäre ihr ein Erfolg zu gönnen.

Nur ist der «ElleXX Gender Equality Basket», gefüllt von der Migros Bank und emittiert von der ZKB, zwar «elleXX approved», aber «laut Fachleuten für Frauen ohne Anlageerfahrung nicht zu empfehlen».

Kann stimmen, muss nicht stimmen.

Zu diesem vernichtenden Urteil kommt die nicht gerade für Frauenfeindlichkeit bekannte «SonntagsZeitung».

Kurz zum Technischen:  Es ist ein sogenanntes Tracker-Zertifikat auf einen Aktienkorb aus dreissig Firmen. Es wird ausdrücklich für Anfänger*Innen empfohlen, dem widerspricht ein zugegeben männlicher Finanzexperte in der SoZ: ««Aktiv gemanagte Fonds und Produkte, die sich auf ein bestimmtes Thema konzentrieren, produzieren höhere Kosten und bedeuten mehr Risiko für die Anleger. Daran verdienen nur die Anbieter», sagt der Finanzexperte Erwin W. Heri, Professor für Finanztheorie und Gründer von Fintool, einer videobasierten Internetplattform für Finanzausbildung.»

Gut, das mag nun der typisch männliche Blickwinkel sein, sexistisch, neidzerfressen, unterdrückerisch, nur daran interessiert, bei Finanzfragen die Herrschaft des Patriachats zu verteidigen.

Aber:

«Themenfonds sind Ergänzungen zu einem Portfolio und weniger geeignet für Einsteigerinnen. Frauen, die noch keine Erfahrung haben mit Anlegen, würde ich von so speziellen Produkten abraten.»

Das sagt Olga Miler zu diesem elleXX-Produkt. Verräterin an der Sache der Frau? Sie ist Gründerin und Mitinhaberin der Finanzcoachingplattform «Smartpurse». «ElleXX» bietet Finanzkurse für Frauen an. Durchgeführt von – «Smartpurse».

Es gibt jede Menge Anbieter …

Es gibt keine geschlechtsspezifischen Anlagestrategien

Darf man da von typisch weiblicher Unentschiedenheit sprechen? Einerseits, andererseits? Dafür und dagegen, zuerst mal ein wenig Shopping, dann ein Cüpli? Nein, das wäre sicherlich eine sexistische Kritik.

Die realistische ist aber: aktiv gemanagte Fonds verursachen in Zeiten von Nullzinsen viel zu hohe Kosten. Beim «elleXX»-Produkt über 1 Prozent. Laien wie Anfängern, die ihr Risiko streuen möchten, sind nur ETF zu empfehlen. Das sind nicht-gemanagte Fonds, die automatisiert bestimmte Indizes abbilden und für eine Gebühr von 0,3 Prozent oder weniger zu haben sind.

Zudem sind eng und nach willkürlichen Vorgaben gestreute Fonds (das Migros-Produkt enthält nur 30 Werte, alle ausserhalb der Schweiz) risikohafter als breit gestreute.

Schliesslich gebe es «ein grosses Angebot an sogenannt nachhaltigen ETF, zum Beispiel auf der Plattform JustETF», zitiert die SoZ Thorsten Hens, Professor für Finanzwirtschaft an der Universität Zürich, «so investieren etwa die Gender-Equality-ETF von UBS oder Lyxor in 100 respektive 151 verschiedene Aktien und streuen das Risiko besser. Und dies bei viel tieferen Gebühren von 0,2 bis 0,3 Prozent pro Jahr».

Gut, der Autor des Beitrags Armin Müller ist auch ein Mann, vorausgesetzt, er hat noch nicht von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, sein Geschlecht auf dem Amt zu ändern. Aber der Gewinn ist auch männlich, genau wie der Verlust.

Die Klage ist hingegen weiblich, und genau diese hat Laeri gegen einen Kritiker eingereicht. Hat der sachlich falsch berichtet? Nun, «sexistisch und herabwürdigend». So kann man’s auch sehen.

Klare Kennzeichnung als Werbung. Echt jetzt?

Wie wehrt sich Laeri nun gegen die Vorwürfe von Fachleuten? Mit einem ganz merkwürdigen Argument: Ihr Unternehmen selbst habe «das Produkt nicht beworben». Denn: «Die Produkteseiten auf unserer Homepage sind Werbung und als solche klar gekennzeichnet.»

Schauen wir uns mal die klare Kennzeichnung an. Auf der Seite «Produkte» böllert in der Mitte:

Nichts von klarer Kennzeichnung von Werbung. Wir nehmen die Lupe hervor und schauen oben links hin:

Da ist doch ein violettes Bälkchen. Wollen wir das als «klare Kennzeichnung» durchgehen lassen? Wir wären versucht, aber sobald man die Seite um ein paar Millimeter hochscrollt, was auch nötig ist, um die «elleXX Kollektion» zu entdecken, sieht’s dort so aus:

Schwups, weg ist die klare Kennzeichnung. Man mag uns einen männlichen Blickwinkel vorwerfen, aber «klare Kennzeichnung» ist für uns was anderes