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Elendsjournalismus

Faktencheck war früher, heute ist Dummschwätzen.

Es ist ja vielleicht nur eine Kleinigkeit, aber es ist bezeichnend für den elenden Zustand des Journalismus im Allgemeinen und dem angeblichen Qualitätsmedienkonzern Tamedia.

Es geht um die Debatte, ob man der Palästinenserhilfsorganisation der UNO, der UNRWA, weiterhin 20 Millionen Franken aus Schweizer Steuergeldern zur Verfügung stellen soll oder nicht. In diesem Zusammenhang gibt es eine SDA-Tickermeldung, die ein «oli» offenbar für Tamedia zurechtgeschnitzt hat, weshalb er neben der SDA als Autor erscheint.

In dem kurzen Stück heisst es:

«Die Schweiz ist einer der grössten Geldgeber der Uno-Agentur.»

Jedem, der sich auch nur oberflächlich mit dem Budget der UNRWA beschäftigt, müsste auffallen, dass das nicht stimmen kann. Wer sich unsicher ist, könnte ja einen Blick in das öffentliche Budget werfen. Wer lesen kann, woran ZACKBUM bei immer mehr Journalisten zweifelt, würde dort die wahren Zahlen des Budgets problemlos eruieren können.

Gut, zählen muss man auch noch können, bzw. Zahlen lesen. Ganz rechts unten, damit sich der moderne Journalist nicht in der Tabelle auf S. 9 verläuft, steht der Totalbetrag für die Jahre 2024 und 2025. Gefunden? Ja, das sind 2’219’261’000 Dollar. Oder rund 2,2 Milliarden. Für das Fiskaljahr 2024 beträgt das Budget rund 1,15 Milliarden Dollar. Davon sind 20 Millionen genau 1,74 Prozent. Und damit soll die Schweiz der grösste Geldgeber sein?

Das dürfte die USA, Schweden und die Europäische Union aber schwer wundern, die eigentlich meinen, die drei grössten Geldgeber zu sein.

Wer sich immer noch unsicher ist, könnte einen Blick auf Seite 25 (aber das ist halt schon verdammt weit hinten) werfen:

Das sind natürlich nur Prognosen, erstellt vor dem Hamas-Massaker, aber immerhin: von den USA werden 229 Millionen erwartet, von der EU 104 Millionen, von Schweden 58 Millionen, von Deutschland zusätzlich zur EU 38 Millionen. Dann kommt unter ferner liefen die Schweiz.

Es ist eine Kleinigkeit, aber leider symptomatisch für den maroden, komatösen Zustand der sogenannten Qualitätsmedien.