Ex-Press XXXII
Blüten aus dem Mediensumpf.
Quo vadis, nau.ch?
Das Newsportal macht es allen, die gerne eine saubere Einordnung haben, nicht leicht. Das sind leider nicht allzu wenige, deren Weltbild ungefähr so aussieht: Wer meiner Meinung ist, darf die auch frei äussern. Wer nicht meiner Meinung ist, sollte die Schnauze halten. Denn ich bin für Meinungsfreiheit, aber nicht so.
Man könnte fast von absichtlicher Provokation sprechen, als nau.ch dem bekannten Amok Réda el Arbi die Möglichkeit gab, in einer Kolumne auf alles einzudreschen, was nicht links von ihm steht. Da musste er dann, wie vorher schon in anderen Organen, in eher kurzer Zeit aus dem Verkehr gezogen werden.
Er hatte alle Grenzen des Anstands und wohl auch des Strafgesetzbuchs überschritten, als er über die corona-kritsche Organisation «Mass-Voll» herzog. Sein Lieblingsausdruck dafür: «Rattenfängerbande».
Das war’s mal wieder für ihn. Alle nau.ch-Leser, die sich Sorgen machten, ob die Plattform eine scharfe Linkskurve fahre, konnten sich beruhigen. Dann gab nau.ch aber dem so wüst beschimpften Verein «Mass-Voll» die Möglichkeit zur Replik. Wie es sich eigentlich in einer neutralen Plattform gehört.
Aber weil das sonst kaum einer mehr macht, geriet nau.ch plötzlich unter strengen Rechtsradikalismus-Verdacht. Von schlimmeren Befürchtungen ganz zu schweigen. Dieses Gekeife ist ausgestanden, aber was sehen wir aktuell, wenn wir die Webseite anklicken?
Wen sehen wir denn da in 2 von 5 Meldungen?
Damit kann man nau.ch mal wieder die Maske vom Gesicht reissen. Oben links (!) der SVP-Nationalrat und Besitzer, Verleger sowie Chefredaktor der «Weltwoche». Roger Köppels Videoblog, um den die Meinungsfreiheit im oben geschilderten Sinn schätzende Bürger einen weiten Bogen machen, wird hier tatsächlich vorgeführt. Verdachtsmoment eins.
Unten rechts (!) die Intervention von Bundesrat Ueli Maurer an einer SVP-Delegiertenversammlung. Einfach berichtet, was er da gesagt hat. Unglaublich, das wäre den Qualitätmedien aus dem Hause Tamedia oder Ringier nie passiert. Der Verdacht verdichtet sich.
Gibt es noch mehr Beweise? Ha, diesen hier:
Reine Tarnung: diese Meldung von nau.ch.
Wieso das ein klares Indiz für die rechtsnationale Haltung von nau.ch ist? Na, wie alle subversiven Unterwanderer hängt sich nau. ch natürlich auch ein Feigenblatt vor die finsteren Absichten. Die da wären? Ähm, also, nun ja, die Weltherrschaft? Dass in der Schweiz das Virus ignoriert wird? Schwer zu sagen.
Aber für einen letzten lauten Lacher sorgte Réda el Arbi mit seiner Abschiedskolumne. Da schreibt er doch ohne rot zu werden: «Natürlich werde ich weiter die Fahne der Wissenschaft und der Empathie hochhalten, einfach auf anderen Kanälen.» Da freuen wir uns schon drauf, dass er noch mehr Empathie zeigt wie bei seiner Teilnahme an der Sofa-Demo #no-irgendwas.
«Weil ich die wenigen asozialen Schreihälse satt habe», fasste er auf Twitter seine Empathie für besorgte Staatsbürger in bewegende Worte. Die hatten zwar an einer bewilligten Demo teilgenommen, aber, das geht gar nicht, vertraten dabei nicht die einzig richtige Meinung auf der Welt. Natürlich seine.
Widerstand ist zwecklos: hier kommt «watson»
Nein, keine Widerrede, wir haben unser Publikum lange genug geschont, heute ist volle Härte angesagt. Fangen wir mal mit dem hier an:
Würden wir hier nicht unter Gelächter & Satire laufen lassen.
Lustig? Natürlich ist das lustig:
Wer gerne über Behinderte lacht …
Geht’s noch lustiger? Sicher, zumindest wir haben schallend gelacht:
Beim Tagi gäb’s keine Kritik. Es ist eine Autorin …
Nein, wir kriegten uns nicht über diesen Text kaum ein, sondern darüber, dass die Autorin noch dümmer ist, als «watson» normalerweise erlaubt. Oder aber, das wäre ein Entschuldigungsgrund, sie ist farbenblind. «LYOUVE»? Nein, Dummerchen, einfach die roten und blauen Buchstaben separat lesen. Also ich würde auch nein sagen, wenn das eine nicht kapiert.
Wo bleibt die Kompetenz, ohne Blabla?
Wollen wir «watson» noch eine Chance geben? Doch, wir hoffen auf die Intelligenzbestie Philipp Loepfe. Und hier ist er schon: «Was zum Teufel ist mit der CS los?» Eine berechtigte Frage, die allerdings schon von allen beantwortet wurde. Aber noch nicht von Loepfe. Wohlan: Finanzspezialist L. identifiziert problemlos den «Hedge Fund Archegos» als eine der zwei Wurzeln des Übels bei der CS. Hedge Fund sei aber «hoch gegriffen, bei Archegos handelt es sich um ein sogenanntes Family Office, eine Art private Vermögensverwaltung».
Der Laie mag sich fragen, was am Begriff Hedge Fund hochgegriffen sein mag und wieso ein Family Office nicht wie ein Hedge Fund agieren kann. Aber eben, so sind Laien, kapieren nix. L. kapiert’s aber auch nicht: «Archegos Capital ist ein amerikanischer Hedge Fund.» Öhm. Aber lassen wir das.
Was zum Teufel ist nun passiert? «CS-Investmentbanker betätigten sich als sogenannte «prime broker» für seine Geschäfte.» Bis den Besitzer des Hedge Fund, also des Family Office, ach, Mist, also dieses Dings die «verpönten «margin calls» erreichten, will heissen, er musste Geld nachschiessen, um seine Geschäfte abzusichern». Na, «prime broker» versteht offenbar jeder, hingegen «margin calls» kaum einer nach dieser Erklärung.
Kommt halt davon, wenn sich dieser Family Fund nicht vom Finanz-Guru L. beraten lässt. Der sieht nämlich immer die grossen Linien hinter dem Lärm des Tages: «In der jüngeren Vergangenheit gibt es zwei Skandale, welche die Finanzwelt in ihren Grundfesten erschütterten: der Zusammenbruch des Hedge Funds LTCM und Enron.»
Ist die Vergangenheit zu jung oder Loepfe zu alt?
Die Investmentgesellschaft LTCM brach 1998 zusammen, der Energiekonzern Enron implodierte 2001 nach beeindruckenden Bilanzfälschungen.
Allerdings: wenn das für L. die «jüngere Vergangenheit» sein soll, was wäre dann für ihn die Finanzkrise eins von 2008, die Eurokrise danach? Oder die Griechenland-Krise? Oder die Target2-Krise? Die müssten allesamt eigentlich noch gar nicht geboren sein, so jung-jüngst wären die.
Nach diesem Irrlauf durch Zeit, Geld und Welt kommt L. wieder zur CS zurück: «Langsam müssen wir uns wirklich Sorgen um die traditionsreiche Grossbank machen.» Langsam? Nein, ganz schnell müssen wir uns Sorgen um den wissensarmen Herrn L. machen. Und um seine Leser.