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Ukrainerin schreibt über Ukrainer

Nichts gegen Patriotismus. Aber gibt es keine Qualitätskontrolle bei Tamedia mehr?

Sascha Britsko ist gebürtige Ukrainerin. Das macht ja nichts. Sie arbeitet als Journalistin für Tamedia. Das macht eigentlich auch nichts. Ausser, dass sie immer wieder einseitig das Wort zur Verteidigung ukrainischer Flüchtlinge in der Schweiz ergreift.

Sie tat das schon, als die ersten Kritiken laut wurden, dass verblüffend wenig Flüchtlinge mit dem Sonderstatus S sich erfolgreich darum bemühen, dem Steuerzahler nicht auf der Tasche zu liegen. Als militante Kriegsbefürworterin aus der geschützten Werkstatt an der Werdstrasse trompetete sie auch schon heraus – unter dem Zitat-Titel «Sind Sie noch ganz bei Trost?» –, dass Verhandlungen «Kapitulation» seien. Also muss die Ukraine inzwischen am Rand der Kapitulation stehen, da Verhandlungen immer näher rücken.

Bevor das aber geschieht, macht sich Britsko Sorgen um ihre Landsgenossen (generisches Maskulin) in der Schweiz und bangt schon im Titel: «Kippt die Stimmung gegenüber Ukraine-Flüchtlingen?» Denn es gibt Furchtbares zu vermelden: «Menschen werden auf der Strasse beleidigt, Hilfsorganisationen werden angefeindet, der Schutzstatus S gerät politisch unter Druck.»

Da gibt es auch schlimme Einzelschicksale wie das von Julia Peters, die einen Verein namens «Good Friends for Ukraine» betreibt. Die wurde bereits 2023 von zwei Tamedia-Kollegen porträtiert und jammerte schon damals: «Die Stimmung kippt». Unglaublich, wie diese Stimmung kippen und kippen kann – ohne umzufallen. Wie kann man das Kippen noch drastischer darstellen? So:

«Hundekot im Briefkasten. Unfreundliche Postkarten. Und ein Brief, der einen Mann mit Ukraine-Fahne und Hitlergruss zeigt. Was Julia Peters derzeit erlebt, ist für sie zu einem traurigen Alltag geworden. «Ich überlege mir ernsthaft, mit der Arbeit aufzuhören», sagt sie.»

Furchtbar, ob Peters vielleicht selbst in einem Drittland um politisches Asyl nachsuchen sollte? Allerdings vielleicht nicht in Deutschland, denn nach Peters gehen Britsko etwas die Schweizer Beispiele von drangsalierten Helfern aus, daher wechselt sie ins deutsche Mönchengladbach, wo einem Leiter einer Hilfsorganisation Ähnliches widerfährt.

Nun versucht Britsko den Rücksturz in die Schweiz und in die Verallgemeinerung: ««Wir stellen natürlich schon länger fest, dass die Solidarität mit der Ukraine grundsätzlich nachlässt und der Unmut gegenüber den ukrainischen Flüchtlingen langsam wächst», sagt Sasha Volkov, Vorstand des Ukrainischen Vereins Schweiz.»

Dann folgt das Beispiel von Olga, die allerdings anonym bleiben will. Auch sie sei schon als Ukrainerin beschimpft worden. Blöd nur: sie ist Russin, kann also schlecht als Direktbetroffene gelten. Aber in der Not … Peinlich ist dann, dass die angeblich anonyme Olga in der Bildlegende als «Olga Zuyeva» identifiziert wird. Im Text heisst es über sie, sie lebe seit fünf Jahren zusammen mit ihrer Familie in der Schweiz. In der Bildlegende ist sie seit drei Jahren als Flüchtling hier. Ja was denn nun; macht ein Qualitätsorgan solche Schnitzer?

Auch das «Beratungsnetz für Rassismusopfer» kann leider nicht wirklich weiterhelfen. Die Zahl der Beratungen von Personen aus der Ukraine sei nur leicht gestiegen, «von 11 auf 17 Beratungen». Bei über 70’000 Flüchtlingen wohl eher ein Beweis dafür, dass Britsko fantasiert.

Aber ihr geht es um etwas anderes: «Klar ist aber, dass der Schutzstatus S politisch immer mehr unter Druck gerät.» Denn, oh Schreck oh Graus, der Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr hat doch tatsächlich vorgeschlagen, «alle geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer zurückzuschicken, wenn sie nicht arbeiten oder nicht aus besetzten oder umkämpften Gebieten stammen». Unmenschlich, das.

Denn, wie Britsko einräumen muss, die Zahl der arbeitstätigen Ukrainer ist weiterhin meilenweit von der Vorgabe des Bundes (40 Prozent der Arbeitsfähigen) entfernt; mit schlappen 28 Prozent, etwas mehr als ein Viertel. Im Feuer steht auch, dass angeblich an Leib und Leben gefährdete Ukrainer auch gerne mal ihren SUV in der Schweiz parkiert lassen und fröhlich ausufernde Ferien in der Ukraine verbringen. Und völlig unbeschädigt wieder zurückkommen.

Das ist natürlich nicht wahr, überlässt Britsko der solidaritätsmüden Peters der Schlusswort: ««Viele haben das Gefühl, die Ukrainer seien Touristen», sagt sie. «Sie machen sich eine Meinung, weil sie ein paar wenige gesehen haben, die mit teuren Autos gekommen sind. Die tausend, die ohne Geld in ihren kleinen Zimmern sitzen, sehen sie nicht.»»

Ein paar wenige? Alles ist relativ im Leben.

Dass die Ukrainer selbst allenfalls daran beteiligt sein könnten, dass ihr Image nicht das beste ist, dass sie sich lauthals über inakzeptable, weil zu kleine Zimmer beschweren, dass sie ungeniert jede Art von Sozialzusatzleistungen einfordern, dass sie gerne Kosmetik-Salons aufsuchen und sich darum kümmern, dass die Haare schön blondiert bleiben, dass sie gerne und ausführlich Ferien im angeblich so gefährlichen Kriegsgebiet Ukraine machen – das alles ist für Britsko nicht der Rede wert.

Es sei ihr unbenommen, immer wieder eine Lanze für ihre Landsgenossen zu brechen und völlig einseitig zu berichten. Wieso aber Tamedia – als angebliche Qualität- und Podiumszeitung – kein Gegensteuer gibt oder die Mitarbeiterin auffordert, vielleicht auch weniger positive Seiten der ukrainischen Flüchtlinge in einem ausgewogenen Artikel darzustellen – was für ein Elend.

Schon wieder ein Beispiel dafür, dass alle Behauptungen von Qualitätsjournalismus Pipifax sind. Solange nicht einmal die primitivsten journalistischen Prinzipien eingehalten werden.

Man will ja von der links-woken SZ-Tamedia-Redaktion nicht verlangen, dass sie vielleicht mal zu erklären versucht, wieso mehr als die Hälfte der US-Stimmbürger Donald Trump gewählt haben (oberhalb davon, dass sie halt bescheuert, rassistisch und chauvinistisch sind). Aber selbst bei der Thematik Ukraine-Flüchtlinge in der Schweiz versagt diese Redaktion kläglich.

Und der Wahlsieger ist …

… reingefallen. Natürlich kann auch ZACKBUM nicht in die Zukunft schauen. Denn wir schreiben das früh am Dienstag.

Trotzdem schreiben wir dieses Stück in kompetenter Voraussicht und mit hellseherischen Fähigkeiten. Womit wir uns über die armen Medien lustig machen, die vor allem in den letzten Wochen deutlich ins Hyperventilieren und Japsen kamen.

Allerdings schätzen wir sehr diese Grafik von Tamedia, die in aller gebotenen Zurückhaltung die Wahlresultate aufnimmt und wiedergibt:

Erschwerend kam für die meisten hinzu, dass sie sich mehrfach mit quietschenden Reifen und unter Verlust von Glaubwürdigkeit und Publikum in die Kurve legen mussten. So setzte das Ausland-Genie von Tamedia im Brustton der Überzeugung auf Joe Biden. Nur der könne den Gottseibeiuns Trump stoppen, verkündete Christof Münger, und damit Schlimmeres, das Schlimmste verhindern.

Dann konnte Biden aber aus Gründen der Senilität nicht mehr, und es galt, die zuvor als Fehlbesetzung geschmähte Kamala Harris zur grossen weiblichen Hoffnung hochzuschreiben. Im ersten Überschwang wurde Trump zum sicheren Verlierer erklärt. Aus dem Tritt geraten, nun ist er der senile Greis, dagegen ein frischer Wirbelwind.

Dann fiel der Journaille auf, dass Harris keinerlei Programm hat, bei wichtigen Fragen biegsam herumrudert. Während der böse, böse Trump zwar allen alles verspricht, aber immerhin so etwas wie ein Programm hat. An das er sich dann sowieso nicht halten wird.

Aber statt darüber zu berichten, dass der Wahlkampf eine Seifenoper ist, eine Materialschlacht, dass Mächte wie Elon Musk doch viel entscheidender für den Kurs der US-Politik sind als der Mann (oder die Frau) am Fenster, dass die beiden Kandidaten eine Schande für das angebliche Leuchtfeuer der Demokratie, des freien Westens sind, verlieren sich die Medien in Kleinklein.

Einer wird gewinnen. Das ist eigentlich die einzig sichere Vorhersage. Und wenn der geneigte ZACKBUM-Leser diesen Text konsumiert, dann weiss er es. Die einzig sichere Vorhersage heute ist: sollte Trump wieder verlieren, wird es etwas Rabbatz geben. Keinen Bürgerkrieg, aber bekanntlich ist er ein schlechter Verlierer. Wohl deswegen, weil er schon so oft verloren hat, bankrott ging, versagte, aber furchtbar gerne der Winnertyp sein möchte.

Eigentlich muss man sagen: jemand, der schon bewiesen hat, was für ein schlechter Verlierer er ist und bis heute behauptet, man habe ihm vor vier Jahren den Sieg gestohlen, obwohl das lachhafte Fake News ist, müsste eigentlich wieder verlieren. Einfach schon deswegen.

Ein Verlierer steht aber felsenfest da: wieder einmal die Medien. Was die für einen Zirkus aufgeführt haben, parteiisch, einäugig, unausgewogen, einseitig, hemmungslos, mit dem missionarischen Eifer des Weltenretters, das ist unsäglich. Wer sich, wie ZACKBUM, schlichtweg darüber informieren wollte, welches Wahlprogramm denn die beiden Kandidaten haben, musste sich selbst auf eine mühsame Internet-Recherche begeben. Um herauszufinden, dass Harris eigentlich nur heisse Luft bietet und alles verspricht, während Trump alles verspricht und heisse Luft bietet. Grossartige Wahl.

Wer gewinnt, ist Stand Dienstagvormittag unvorhersehbar. Die Reaktion der Medien hingegen problemlos antizipierbar. Im Fall eines Wahlsiegs von Harris werden Schalmeien geblasen und in die Harfe gegriffen. Von Hoffnung, aber auch Herausforderung salbadert, von einem Sieg der Demokratie gequatscht. Obwohl keiner weiss, was Harris eigentlich genau anstellen wird. Und von wem sie gelenkt wird.

Im Fall eines Wahlsiegs von Trump wird wieder Weltuntergangsstimmung verbreitet. Befürchtungen aufeinandergestapelt, was der Mann alles anrichten kann, kaputtmachen wird. Ukraine, Europa, Nato, Wehklagen und Schreckensschreie werden erschallen. Obwohl keiner weiss, was Trump eigentlich genau anstellen wird und von wem er gelenkt wird.

Der US-Wahlkampf war ein Witz, aber ein schlechter. Seine Darstellung in den deutschsprachigen Medien war ein Desaster, ein Grundversagen, ein Sieg der Meinung über die Meldung. Ein mutwillig herbeigeschriebener neuerlicher Vertrauens- und Ansehensverlust, als wäre Corona nicht schon schlimm genug gewesen.

Oder in einem Symbol: Wer einen Quatschkopf öffentlich darüber sinnieren lässt, ob Trump ein Faschist sei, der hat jeden Halt, jedes Mass, jedes Qualitätsniveau verloren und verlassen.  Das wird auch die zukünftige Berichterstattung begleiten, völlig unabhängig davon, wer gewinnt. Wer gewonnen hat.

Der Tagi lernt’s nimmermehr

Mal wieder eine Peinlichkeit mit Bärtschifaktor 12.

Da Tamedia in vielen Regionen eine Monopolzeitung ist, pflegt sie den breiten Dialog, versteht sich als Forum, auf dem verschiedene Meinungen im edlen Wettstreit stattfinden können und sollen.

So würde das wahrscheinlich die publizistische Leiter nach unten Simon Bärtschi sülzen, womit er eine stabile 10 auf der Bärtschi-Peinlichkeitsskala erreichte. Womit klar wäre, dass die Realität ganz anders aussieht. Nämlich so:

Das durfte der ehemalige Leiter der «humanitären Hilfe bei der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit» Toni Frisch im Juni 2024 schönschreiben.

So viel parteiische, zudem faktisch falsche Meinung bräuchte ein Korrektiv. Also reichte ZACKBUM-Autor René Zeyer eine Erwiderung ein, da er sich bei diesem Thema ein wenig auskennt. Daraufhin bekam er nach einigem Zögern diese Antwort von Tamedia:

«Vielen Dank für Ihre Zuschrift. Die Chefredaktion hat aufgrund wiederholter persönlicher Diffamierungen von Mitgliedern unserer Redaktion auf Ihrem Blog entschieden, keine Beiträge mehr von Ihnen zu publizieren.»

Worin denn diese wiederholten Diffamierungen – schliesslich ein happiger Vorwurf – bestanden haben sollen, auf diese Frage verfiel die Chefredaktion in tiefes Schweigen, sicherlich als Ausdruck der Debattenkultur im Qualitätsjournalismus.

Es kam erschwerend hinzu, dass solche Warnungen bestens in die Gesinnungsblase der Rumpfredaktion an der Werdstrasse passen. Deshalb kann man sie, das zeichnet eben eine pluralistische Forumszeitung aus, nicht oft genug wiederholen:

Am 6. September darf Martin Dahinden ans Gerät, ein ehemaliger Direktor des Deza und daher ebenfalls ein völlig unabhängiger und objektiver Fachmann.

So wie sein Vorschreiber Frisch stapelt auch er einen falschen Gemeinplatz auf den anderen.

«Der Leistungsausweis der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit ist gut … Die Schweiz unterstützt direkt bedürftige Menschen … schweizerische Entwicklungszusammenarbeit schafft damit längerfristig gute Bedingungen dafür, dass die Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen können … Entwicklungszusammenarbeit ist ein sichtbarer Ausdruck dafür, dass der Schweiz die Lebensverhältnisse in armen und von Spannungen und Konflikten geprägten Ländern nicht gleichgültig sind.»

Unsinn. Schon auf das Geflunker von Frisch versuchte Zeyer, mit ein paar Fakten zu antworten:

So geht das Narrativ, geht die Mär. Damit leben auch in der Schweiz viele NGOs, leben ihre Funktionäre und Mitarbeiter mit exorbitanten Managerlöhnen und lernen auf Entdeckungsreisli viele Gegenden der Welt kennen. So war der SP-Nationalrat und Präsident von Swissaid Fabian Molina auf Erkundungstour in Kolumbien. Bezahlt von Spenden- oder Steuergeldern.
Aber die bittere Wahrheit ist: Entwicklungshilfe nützt nicht, sie schadet nur. Schwarzafrika, wenn man den Teil zwischen der arabischen Welt und Südafrika so nennen darf, ist exemplarisch dafür. Seit der Unabhängigkeit der Staaten floss rund die Hälfte aller Entwicklungshilfsgelder dorthin, rund eine Billion Dollar. Gleichzeitig verdoppelte sich dort die Zahl der absolut Armen, also der Menschen, die kaufkraftbereinigt weniger als 1,9 Dollar pro Tag zur Verfügung haben.
Schlimmer noch: Länder wie der Tschad bestreiten den Grossteil ihrer Staatsausgaben mit Entwicklungshilfsgeldern. Die korrupte Oberschicht und das herrschende Regime entledigen sich so der eigenen Verantwortung für das Wohlergehen seiner Bürger. Damit stabilisiert die Entwicklungshilfe solche Unrechtsstaaten, wird zum Helfershelfer von Ausbeutung und Unterdrückung und Vernachlässigung.

Weniger Entwicklungshilfe heisst weniger Geld für Sesselfurzer im Deza, weniger Geld für Entwicklungshilfsorganisationen wie Swissaid, die fast zur Hälfte von Steuergeldern lebt, die ihr vom Deza rübergeschoben werden. Um völlig unsinnige und wirkungslose Projekte in Ländern der Dritten Welt zu betreiben. Darunter die Diktaturen Nicaragua, Myanmar, Niger oder Tschad.
Eine Untersuchung und Analyse der Verflechtungen zwischen Bürokratien wie das Deza, NGOs in der Schweiz und dem Pöstchengeschacher von SP und Grünen wäre sowieso überfällig.
All diesen Ländern der Dritten Welt geht es trotz jahrzehntelangem Einsatz von Swissaid und anderen heute entschieden schlechter als früher. Kürzungen bei der Schweizer Entwicklungshilfe schaden nicht dort, sondern helfen dabei, die Ausgaben für eine veritable Helferindustrie in der Schweiz zu verkleinern, die in erster Linie sich selbst hilft.

Im Gegensatz zu Tamedia ist ZACKBUM der Meinung, dass es nicht nur eine richtige Meinung gibt. Sondern dass im Widerstreit der Meinungen und Argumente Erkenntnis entsteht.

Wer aber immer wieder versuchen will, einen Treffer weit oben auf der Bärtschi-Peinlichkeitsskala zu landen, der wiederholt in kurzer Zeit die gleiche Meinung von zwei ehemaligen Deza-Mitarbeitern. Das ist nun wirklich die Bankrotterklärung des journalistischen Niveaus, ergibt 12 Bärtschis.

Auf diesem Gebiet bräuchte Tamedia selbst Entwicklungshilfe, aber dringend. Nur: sie wäre genauso sinn- und wirkungslos wie die in der Dritten Welt.

Tagi ausser Rand und Band

Wenn eine klare Führung fehlt …

Die Leitung des «Tages-Anzeiger» besteht genderkorrekt aus zwei Quotenfrauen und zwei Quotenmännchen. Das ist vom Aspekt der korrekten Gesinnung her wunderbar.

Professionell betrachtet ist es aber fatal.

Eine Serie darüber, dass sich eine (in Zahlen 1) Frau durch angebliche Spanner in Fernglasentfernung belästigt fühlte, wobei Nachforschungen ergaben, dass solche Beschwerden alle Schaltjahre einmal erhoben werden? Das allein ist schon ziemlich gaga.

Aber dann gibt es ja auch noch das Thema Busen, dem sich ein Mitglied (Pardon, eine Mitgliedin) der Chefredaktion lebhaft annimmt. Nicht zuletzt hier spricht Kerstin Hasse (Männer, nicht glotzen!) über Brüste. Nackte Wahrheiten über nackte Brüste. Über politische, nackte Brüste:

Dieses Thema nimmt sie sich gerne zur Brust: «Ich bin also keine Verfechterin des Oben-ohne-Trends. Und ich mag – auch als Feministin – nicht mehr darüber diskutieren, ob Frauen einen BH tragen sollen oder nicht.» Hallöchen, ich bin dann Feministin, im Fall. Daher auch für die Offenlegung meines Lohns. Oder auch nicht.

Allerdings, wie bebildert man denn im Tagi ein solch heikles Thema? Will man da etwa eine nackte Brust zeigen, was ja naheläge? Oder vielleicht zwei vierbeinige Möpse? Aber nein, das wäre pfuibäh, so macht man das:

Wer hier das Politikum sieht, muss ein Spanner sein.

Eingeleitet wird dieser Podcast mit einem Spruch, der nun aus der Mottenkiste des Sexisten stammt: «Zieht eine Frau oben blank, muss sie vielfach mit Blicken, Sprüchen und Bewertungen rechnen.» Zieht blank? Ein Lieblingswort von «Bild», «Blick», RTL und Co.

Nur die «Ruhr Nachrichten» legten noch einen drauf:

Aber vom Skurrilen zurück zum Peinlichen, also zum Tagi.

Da publizieren doch die beiden Recherchiergenies Thomas Mathis und David Sarasin ein Stück und verstecken es hinter der Abo-Schranke:

Sie schreiben kühn: «Nun zeigt sich: Die Firma Cinerent Arena AG, die hinter dem Projekt steht, steckt in finanziellen Schwierigkeiten.» Zeigt sich? Ja, das zeigte sich ein paar Stunden zuvor auf dem Finanzblog «Inside Paradeplatz»:

Dort kann man all das, was im Tagi steht, auch lesen. Und erst noch gratis. Früher war es im anständigen Journalismus noch so, dass man knirschend schrieb: «Wie der Finanzblog IP zuerst vermeldete.» Heute ist’s «es zeigt sich».

Mit schnaufendem Pathos eine völlig banale, triviale und altbekannte Tatsache erzählen, das gehört auch zu einer Redaktion ausser Rand und Band:

Korrelation und Kausalität, über diesen Unterschied sind schon ach so viele Schwachstromjournalisten gestolpert.

Eine Peinlichkeit veredeln gehört auch zum tollen Treiben:

Das ist nun echt dumm gelaufen. Laut einer Umfrage von Tamedia sagen 33 Prozent ja oder eher ja zur BVG-Reform. Und 59 Prozent nein oder eher nein. Bei der SRG-Umfrage sieht’s etwas anders aus: 49 Prozent ja oder eher ja, 39 Prozent nein oder eher nein. Hoppla. Da braucht es dann einiges an Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber, um diese klitzekleine Differenz wegzuerklären.

Völlig unparteiisch setzen Tiefflieger im Tagi die Berichterstattung und Kommentierung der US-Präsidentschaftswahlen fort. Philipp Loser schafft es damit zu einem kurzen Gastauftritt bei ZACKBUM: «Was die Linken von Tim Walz lernen können». Kicher. Und die nicht gerade erfolgsverwöhnte Mitbetreiberin eines Finanzblogs für Frauen, bei dem Frauen ärmer werden können, behauptet: «Es ist Zeit für eine Präsidentin wie sie». Man kann nur hoffen,  dass Kamala Harris mehr von Geld und Finanzen versteht als Nadine Jürgensen.

Dann noch etwas Zahlenhokuspokus:

Das sei nicht nur furchtbar, sondern widerspreche auch Zahlen der UNO und von Unicef, die 2022 lediglich 2,2 Milliarden Menschen ohne sichere Trinkwasserversorgung sahen. Also sind es in Wirklichkeit 4 Milliarden? Werden da wieder dramatische Probleme schöngezählt? Ein Skandal?

Ach was, selbst die Autorin der neuen Studie räumt ein: «Hinzu kommt, dass für die Hälfte der Weltbevölkerung keine Daten zur Qualität des Wassers vorhanden sind.» Tja, ohne Daten ist gut raten, nicht wahr.

Ach, und die «aufwühlende Geschichte von Flo-Jo», ein Podcast in gefühlt 37 Folgen, wühlt ungefähr so auf wie die Koch-Videos von Elif Oskan. Die brutzelt aus lauter Verzweiflung schon ein paniertes Schnitzel und zeigt dem wegklickenden Leser, wie man banale Zutaten für einen Sommersalat in Würfelchen schneidet. Ein einziger müder Kommentator mochte sich bislang dafür begeistern.

Also in der Abteilung Selbstverwirklichung kann die Restmannschaft des Tagi sich wahrlich nicht beschweren. Sie frönt ungehemmt dem Prinzip: Ich schreibe, worüber ich will, am liebsten über mich selbst und meine Befindlichkeit. Das hat den Leser gefälligst zu interessieren, und wenn nicht, ist er selber schuld.

So rammt man wirklich ein einstmals stolzes Flaggschiff des Journalismus schneller in den Grund, als damals die Titanic sank. Nur wird hier der Captain nicht an Bord bleiben.

Zensurhauptquartier Tagi

Forumszeitung, Pluralismus. Verantwortung. Blabla.

Tamedia ist in vielen Regionen der Deutschschweiz die Monopoltageszeitung. Im Kopfblattsalat wird überall die Einheitssauce aus Zürich abgefüllt; die lokale Redaktion, eingeschrumpft und skelettiert, darf noch ein wenig Lokalkolorit drüberstäuben.

Es gibt immerhin ein Gefäss, wo der Leser mitreden darf. Seine freie Meinung äussern. Das Wort hat. Die Kommentare. Da wäre es besonders wichtig, gegen die grün-woke und genderkorrekte Gesinnungsblase Gegenstimmen zuzulassen.

Natürlich müssen diese Gefässe moderiert werden, denn das Publikationsorgan haftet für den Inhalt von Kommentaren genauso wie der Kommentarschreiber. Deshalb werden auch bei ZACKBUM Äusserungen, die in den strafrechtlichen Bereich ragen, persönliche Beleidigungen oder ruppige Verbalinjurien nicht zugelassen. Aber Kritiken am Inhalt der Artikel – oder am Autor – immer. Das gehört sich nicht nur so, das ist auch Ausdruck des Respekts dem Leser gegenüber.

ZACKBUM hat eine – natürlich nicht-repräsentative – Umfrage unter seinen Lesern durchgeführt, wie deren Erfahrungen mit der Publikation von Kommentaren bei Tamedia sind. Das Resultat ist nicht überraschend, aber erschreckend. Es ist offenkundig, dass selbst unanständige Kommentare, die aber in der Gesinnungsblase des Tagi blubbern, gerne und freizügig publiziert werden. Kritische Äusserungen hingegen werden – mit der immergleichen, fadenscheinigen Begründung – abgelehnt. Meckert der Kommentator, wird er gleich mal gesperrt.

Das sind keine Einzelfälle, es steckt System dahinter.

Die Begründung ist immer die gleiche, langfädig und aus dem Stehsatz:

«Vielen Dank für Ihren Kommentar. Leider müssen wir Ihnen jedoch mitteilen, dass Ihr Kommentar nicht veröffentlich werden kann.
Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehört die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken. Ebenso persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer sowie Dritte oder auch ein grundsätzlicher Ton «unter der Gürtellinie». Als beleidigend gelten auch Verunstaltungen von Namen, entweder von anderen Diskussionsteilnehmern, aber auch von dritten Personen oder Einrichtungen.»

Hübsch ist auch dieser hier: «Ihr Kommentar wurde abgelehnt. Ihr Username verstösst gegen unsere Kommentarrichtlinien.» Der Username lautete Anders Sanders.

ZACKBUM-Leser haben Dutzende von nicht-publizierten Kommentaren eingereicht, in denen weder polemische, noch beleidigende Ausdrücke vorkommen, auch keine persönlichen Angriffe oder gar ein Ton «unter der Gürtellinie». Was all diese zensierten Kommentare gemeinsam haben: sie widersprechen dem Inhalt des Artikels.

Es gibt sogar Leser, die sich so beklagen:

«Da ich sporadisch schon jahrelang (unter div. Pseudonymen) Artikel im Tagi kommentiere und dies gerne zu den Themen Gesundheit / Geschlechterfragen / Gendern, Politik, Geheimdienste und Islam tue, bemerkte ich, dass für mich ab März 2020 bis am 31.08.22 kein Durchkommen mehr möglich war. Sämtliche Kommentare meinerseits zum Thema Corona wurden geblockt, dies obwohl oder gerade weil ich mich (vorsichtig) als Involvierter geoutet habe. Auch sonst wurden in diesem Zeitraum kaum Kommentare von Pflegefachpersonen zu Corona-Artikeln im Tagi veröffentlicht (was bei zehntausenden Pflegefachkräften in der Deutschschweiz bemerkenswert ist).»

Ein Beispiel unter vielen, wie menschenverachtende Kommentare, die aber ins Weltbild des Tagi passen, publiziert werden: «In Krisensituationen taugen die meisten Männer nichts und verlassen überproportional oft eine alte kranke Ehefrau oder bringen sie gleich um. Gewalt im Alter gegen gesundheitlich beeinträchtigte Frauen ist allgegenwärtig. Kein Wunder blühen die meisten Witwen auf.»

Ein Gegenkommentar wurde dann zensiert …

Eine unvollständige Liste von Beispielen von zensierten Beiträgen:

«Die unklaren Formulierungen in diesem Beitrag entlarven die Voreingenommenheit des Autors: In Ungarn ist es nicht gesetzlich verboten, mit Minderjährigen über Homosexualität zu reden.»

«Grundsätzlich wird bei Hospitalisierungen leider nie erhoben, ob geimpft oder ungeimpft. Das will man offenbar nicht wissen.»

«Komme ebenfalls auf 142848 Lösungen. Man könnte aber verlangen, dass die Multiplikation mit 2, 3 und 7 jeweils eine Permutation der Ziffern 0..9 ergibt, die nicht auf 0 endet oder mit 0 beginnt. Dann bleibt nur noch 1052748693 übrig.»
Abgelehnt wegen «im Ton vergriffen».
Oder: «Es gibt keine Klimakrise. Nur Klima.»
«Gegen diese Personen ist ein Strafverfahren zu eröffnen. Dessen Resultat interessiert mich.»
«Nicht alle Covid-Impfgegner sind prinzipielle Impfgegner. Ich finde eine Reihe von Impfungen sehr sinnvoll. Dass die Covid-Impfung ein negatives Nutzen-Nebenwirkungsprofil hat, ist aber belegbar. Und Covid-Impfgegner zu sein heisst nicht, zu behaupten, dass es Long Covid nicht gibt, obwohl es auch mit Impfnebenwirkungen zu tun haben kann. Gerade Covid-impfkritische Ärzte, die ich kenne, haben sich zum Teil sehr engagiert wenn es um Hilfe für Long-Covid-Patienten geht
«Russland wird also in Kennnis gesetzt wenn ein hochrangiger Politiker vor Ort ist. Sobald er abgereist ist, darf die Zivilbevölkerung wieder beschossen werden. Mir kommt gerade das Frühstück hoch. Was haben ausländische Politiker in einem Kriegsgebiet zu suchen, welchen Erfolg haben solche Besuche, abgesehen von der kurzzeitigen Waffenruhe?»
«Offenbar ist Ogi bisher der Einzige, der Einsicht öffentlich zeigt?»
«Wer glaubte jemals an die politische Unabhängigkeit der Gerichte???»
«OMG da müssen wir unbedingt auch unsere eigenen Militärausgaben steigern, sonst steht nicht nur Putin plötzlich an der Grenze…»
«Und wer rettet Deutschland? – Und wer die Schweiz? – Und wer ist die wahre Bedrohung? – Rette sich wer kann!»
«Wenn hier bemängelt wird, dass zuwenige «kritische» Fragen gestellt wurden, bzw. der Interviewte nicht ständig à la Schawinski unterbrochen wurde, möchte ich mal die Frage stellen, wie unsere Qualitätsmedien denn das jeweils bei Selenski gehandhabt haben? Ich kann mich jedenfalls an keine einzige kritische Frage and den vom Wertewesten Heiliggesprochene erinnern.»
«Wenn diese Brücke auf russischen Staatsgebiet durch deutsche Waffen mit Hilfe deutscher Generäle und deutscher Experten zerstört wird, kommt es zur Katastrophe. Dazu fällt mir nur noch James Dean ein: «Denn sie wissen nicht, was sie tun.»»
Und so weiter, und so fort. Man könnte die Reihe von Beispielen noch beliebig weiterführen.
Alle diese unterdrückten Kommentare haben zwei Dinge gemeinsam. Sie verstossen in keiner Form gegen irgendwelche Richtlinien bei Tamedia. Aber sie widersprechen den dort geäusserten Ansichten der Redaktion.
Das ist ein Skandal erster Güte. Denn das sind keine Zufälle, dahinter steckt üble Methode. Hier zeigt sich die Kleingeistigkeit, die Verunsicherung und die Rechthaberei der dafür Verantwortlichen.
Zudem kneifen sie vor jeder inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem apodiktischen Wort, dass über solche Entscheidungen keine Korrespondenz geführt werde.
Bleibt noch nachzutragen, dass der Autor dieser Zeilen bei Tamedia Schreibverbot hat. Ausgesprochen wurde es von den beleidigten Leberwürstinnen in der Chefredaktion, angeführt von Raphaela Birrer; sie fühlen sich «wiederholt diffamiert». Ohne aber dafür ein einziges Beispiel anführen zu können. Der Oberboss Pietro Supino kneift auf Anfrage, was er von diesem unsäglichen Gebaren halte. Er habe volles Vertrauen in seine Chefredaktion.
Wenn der Mann sich nicht auch da täuscht …

Die Medienaggression des Westens im Osten

Sie macht auch vor Singapur nicht halt und schießt sich selbst in den Fuss. Teil 1

Von Felix Abt

The Economist, ein neokonservatives Magazin, das im Vereinigten Königreich ebenso einflussreich ist wie der gleichgesinnte Spiegel in Deutschland oder die gleichgesinnte Neue Zürcher Zeitung in der Schweiz, greift nicht nur alle an, die es als Feinde des amerikanischen und britischen Imperiums betrachtet, insbesondere China und Russland, sondern auch alle, die sich nicht eindeutig den Interessen der von Washington und London angeführten Achse der westlichen Weltherrschaft unterordnen.

Hinzu kommt, dass das Magazin, wie auch andere gleichgesinnte westliche Medien, völlig andere Maßstäbe an ihre Berichterstattung anlegt. Würden die Medien über ihre eigenen Staatsoberhäupter genauso berichten wie über die von ihnen verabscheuten Staatsoberhäupter in Moskau, Peking oder Singapur, sähe die Berichterstattung etwa so aus:

Hier ist ein weiteres Beispiel dafür, “wenn wir es tun” versus “wenn sie es tun”:

Haben die Chinesen das «gefälschte» Fleisch erfunden?

Diese Medien müssen wohl einen weit verbreiteten Leitfaden mit «positiven Begriffen und Beschreibungen» und «negativen Begriffen und Beschreibungen» für so ziemlich alles unter der Sonne haben, der wahrscheinlich von Washington geschaffen wurde: positiv für die USA und ihre Verbündeten, negativ für China, andere Feinde und deren Verbündete. Sehr durchschaubar also.

Was ihre manipulierten Medienkonsumenten in diesem speziellen Fall nicht erfahren haben, ist, dass es nicht einmal chinesische Restaurants sind, die «gefälschtes” Fleisch verkaufen, wie in der BBC-Story behauptet wird! Es ist ein in den USA ansässiges Unternehmen, das dieses Fleisch an in China tätige Lebensmitteleinzelhändler mit US-Marken verkauft.

Wenn jemand ein Heilmittel findet, das den Krebs besiegt, sollte er oder sie normalerweise zu Recht bejubelt werden. Aber die westlichen Medien, die von den riesigen Werbebudgets von «Big Pharma» abhängig sind, das kein Interesse daran hat, seine riesige Cashcow (teure Krebsmedikamente) zu verlieren, sind alarmiert, wenn China dies tut, wie dieser Bloomberg-Bericht zeigt:

Vor einem Jahrzehnt beschrieben The Economist und andere westliche Medien eine existenzielle Bedrohung für unseren Planeten: 2013 waren es die Kohlenstoffemissionen Chinas. Im Jahr 2024 ist die neue Bedrohung Chinas Vorsprung bei grünen Technologien!

Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ein großer Teil der chinesischen Emissionen aus der Produktion von Waren für nordamerikanische und europäische Konsumenten stammt. Die westliche Berichterstattung ignoriert dies einfach, wenn es um die chinesischen Emissionen geht.

Und neu ist, dass die «gelbe Gefahr» aus dem Osten nun auch in Form von Elektrofahrzeugen daher kommt, die wie Raketen auf den Planeten einschlagen, wenn man dem Economist glaubt:

Außerdem verursacht China für alles, was es tut, sehr «hohe Kosten» – zumindest nach Ansicht der westlichen Medien. Im Idealfall sollte es nichts tun oder das tun, was der Westen ihm vorschreibt.

Aber natürlich gab es nie eine solche Schlagzeile: «China hat über 800 Millionen Menschen aus der Armut befreit, aber zu welchen Kosten

Abgesehen von der Tatsache, dass sich die chinesische Wirtschaft in der westlichen Berichterstattung in einem mehr oder weniger katastrophalen Zustand befindet, was können wir noch von China erwarten (und erhoffen)? Hier sind einige Schlagzeilen:

1990 The Economist: China’s economy has come to a halt.
1996 The Economist: China’s economy will face a hard landing.
1998 The Economist: China’s economy entering a dangerous period of sluggish growth.

2004 The Economist: The great fall of China
2016 The Economist: Hard landing looms for China

Solche Schlagzeilen sind ständig im Economist und anderen westlichen Medien zu lesen, auch wenn das von tiefen ideologischen Überzeugungen getragene Wunschdenken durch die Fakten, die beispielsweise der IWF vorlegt, in Frage gestellt wird:

Während die schlechten «Nachrichten» von Chinas Wirtschaftsfront nicht mehr ganz so ernst genommen werden, gibt es noch die Geschichte vom Völkermord an den Uiguren in China, die von der «Victims of Communism Memorial Foundation» in Washington lanciert wurde – gegründet durch ein von Präsident Bill Clinton 1993 unterzeichnetes Zweiparteiengesetz, das sich insbesondere gegen China richtet. (Das heutige China hat übrigens wenig mit einer kommunistischen Diktatur und viel mehr mit seiner altehrwürdigen Meritokratie zu tun, wie ich in diesem Artikel ausführlich erläutert habe. Das werden Sie in den westlichen Mainstream-Medien nicht erfahren.)

Die ursprünglich weit verbreitete Anschuldigung der physischen Ausrottung der Uiguren wurde aus Mangel an Beweisen bequemerweise in kulturellen Völkermord umgewandelt. Das westliche Narrativ lautet nun, dass die Minderheiten in China gezwungen werden, ihre Sprachen und Kulturen aufzugeben, um quasi Han-Chinesen zu werden.

Die Verkehrspolizei von Xinjiang warnt die Autofahrer auf dem Foto oben, dass das Fahren auf dieser Seite der Straße verboten ist und Verstöße mit einem Bußgeld geahndet werden. In Xinjiang genügen uigurische und chinesische Schriftzeichen anstelle von Englisch. So sieht der «kulturelle Genozid» aus, wie er im Westen beschrieben wird. Der Fake-Bericht des Economist über die angeblich systematische Unterdrückung von Minderheitensprachen in China wurde in diesem Artikel aufgedeckt.

Teil 2 im Anschluss.

Gähn

Vorhersehbarkeit ist nicht gut, sondern langweilig.

Wie die Mainstream-Medien über Corona, die Ukraine oder Donald Trump berichten, ist so vorhersehbar wie der Wetterbericht von gestern.

Das gibt dem Konsumenten einerseits das kuschelige Gefühl, dass er genau weiss, was er an Welterklärung zu erwarten hat. Zudem bestätigt es ihn in seiner Weltsicht, weshalb er ja im Wesentlichen die immer dünneren Tageszeitungen liest.

Diese wiederum gehören nur noch drei Konzernen in der Schweiz, plus dem Blatt für die gehobenen Stände. Also ergiesst sich von Basel bis Bern, von Zug bis St. Gallen, von Aarau bis Appenzell die gleiche Einheitssauce über den Leser.

Der einzige bunte Fleck mit einigermassen Wirkung darin ist die «Weltwoche». Umso bedauerlicher, wenn es immer wieder Ausgaben gibt, die an Vorhersehbarkeit nicht zu überbieten sind. Zum Beispiel die aktuelle:

Alle finden Katar echt kacke? Da muss Köppel dagegenhalten. Und wenn er dagegenhält, muss die «Weltwoche» dagegen halten. Differenzierungen sind etwas für Weicheier. Es muss gleich «Katars Sportfest der Lebensfreude» sein. Es muss ein «Hoch auf die zivilisatorische Kraft des Fussballs» sein.

Eine Nummer kleiner geht nicht. Die übrigen Medien bezeichnen die spontane Rede von Gianni Infantino, dem herumeiernden Chef einer zutiefst korrupten und lachhaften Organisation, als leicht schräg bis merkwürdig oder abartig? Da muss Roger Köppel höchstpersönlich gratulieren, zu einem «grossartigen Plädoyer für den Fussball und die völkerverbindende Kraft des Sports».

War da sonst noch was? Ach, andere Länder, andere Sitten, wir wollen doch nicht die Gleichberechtigung der Frau überall auf der Welt einfordern, ein wenig Verständnis für mittelalterliche männliche Herrschaftsausübung, bitte. War noch was? Ach ja, «auch die Gräuelgeschichten über Ausbeutung und Massensterben auf katarischen Baustellen sind an den Haaren herbeigezogen».

Mass und Mitte, die Welt nicht nur gut gelaunt, sondern auch gut und widersprüchlich wie sie ist beschreiben, das ist des Holzhackers Anliegen nicht. Wie der Herr, so das Gescherr: «Politik und Medien putzen sich am Gastgeber der Fussball-WM die Schuhe ab. Zu Unrecht. Das Emirat hat sich in ein neues Zeitalter katapultiert

War da sonst noch was? Die Arbeits- und Lebensbedingungen von Fremdarbeitern, vor allem aus Bangladesch, Nepal oder Philippinen? Nun, die sind Devisenbringer für ihre Länder und deren Regierungen, daher: «Lieber nehmen sie es hin, dass sie unter schlechten, manche sagen, unter menschenverachtenden Bedingungen leben und arbeiten, weil sie sonst ihre «Einkommensquellen» verlieren könnten.»

Manche sagen das, manche sagen dies, wer weiss es schon, will Pierre Heumann damit sagen. Es werde ja Gewaltiges getan, sogar Amnesty International säusle von Verbesserungen, «wie etwa ein Gesetz zur Regulierung der Arbeitsbedingungen von Hausangestellten, einen Fonds zur Entschädigung bei Lohndiebstahl sowie die Einführung eines Mindestlohns».  Allerdings, leider: «Dass Arbeitgeber den Pass oder die Löhne ihrer Angestellten zurückhalten, kommt zwar vor. Aber es drohen harte Strafen, um Betrügereien zu verhindern

Niemand bei der WeWo hat offenbar gemerkt, wie lachhaft die Aufzählung solcher Verbesserungen ist, weil sie erahnen lassen, wie tief im Mittelalter der Wüstenstaat noch steckt.

Und überhaupt, in anderen arabischen Ländern ist es dann noch viel schlimmer, im Fall, da ist Katar dann ganz vorne dabei. Wo vorne? «So sind zum Beispiel Gewerkschaften, unter bestimmten Bedingungen zumindest, zugelassen – in der Nachbarschaft sitzen deren Aktivisten oft hinter Gitter.» Wahnsinn, Gewerkschaften sind zugelassen, so ein bisschen halt. Demokratie ist weniger zugelassen, aber man kann nun wirklich nicht alles auf einmal verlangen, auch nicht das mit den Schwulen, das nervt halt den korangläubigen Menschen, muss man verstehen.

So ziemlich alle Aspekte, immer schön rund um den Fussball, werden abgehandelt, nicht zuletzt auch kühne Bauwerke und andere Highlights.

Bedauerlich, dass die gesamte Schreibkraft der «Weltwoche» kein Wort über die «Al Udeid Air Base» verliert. Das ist auch bloss eine der grössten US-Miltärbasen in der Region; von hier aus werden alle Militäreinsätze in Afghanistan oder Irak koordiniert. Kein Wort auch zu den dramatischen Spannungen zwischen Katar und Saudi-Arabien. Inzwischen halbwegs beigelegt, entzündete sich der Konflikt an der fatalen Nähe von Katar zum Gottesstaat Iran. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten hatten Katar Terrorunterstützung vorgeworfen, die diplomatischen Beziehungen abgebrochen und sogar eine Blockade verhängt.

Nach verlässlichen Quellen finanziert Katar die Muslimbrüderschaft, Al-Kaida, die Al-Nusra-Front oder den Islamischen Staat. Alles wenig lebensfreudige Haufen.

Aber das alles passt natürlich nicht in «Katars Sportfest der Lebensfreude», da würden solche Flecken auf den weissen Kaftanen doch nur stören.

Aber einfach weiss sagen, wenn die anderen schwarz krähen, das macht das Gegenteil vom Mainstream nicht per Definition richtig. Die VAE, Bahrein oder Katar sind sicherlich nicht nur im Mittelalter steckengeblieben. Sie bewegen sich aber keineswegs zivilisatorisch mit raschen Schritten ins 21. Jahrhundert.

Also wäre eine der Komplexität Katars angemessene Berichterstattung grossartig gewesen, ein echtes Alleinstellungsmerkmal des Wochenmagazins. So aber ist’s ein gähnlangweiliges Trotzheft geworden.

Wieder einmal ein Beleg für das grundlegende Problem: wenn der Besitzer nicht dem Verleger sagen kann, der solle dem Herausgeber ausrichten, dass der mal den Chefredaktor einfangen müsse, dann wird’s halt immer wieder aschgrau. Neben allen Leuchtkörpern wie zum Beispiel dem Feuilleton.