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Ein Tagi wie jeder andere

Gefangen in der Wiederholungsschlaufe foltert Tamedia ihre Leser.

Vielleicht macht es doch Sinn, Medienclans mit einer Milliarde Steuergeldern unter die Arme zu greifen. Denn wie viele Leser zahlen weiterhin freiwillig einen Haufen Geld für dieses Angebot?

Nehmen wir als Stichprobe die online aufgeschalteten Artikel vom 29. Dezember 2021, am Morgen, wenn der Leser sich einen Überblick verschaffen will. Wir erfinden dabei nichts und verfälschen auch nichts, denn wir sind hier bei ZACKBUM, nicht bei Tamedia.

Zunächst Aufgewärmtes, dann Monothematisches

Zuoberst bietet der Tagi (was dann in alle Kopfblätter ausstrahlt) ein aufgewärmtes Recherchierstück über eine Genfer Bank, die sich einige Rügen der Finanzmarktaufsicht Finma eingefangen hat. Letztlich ein Propagandastück zum Boostern des Postulats einer SP-Nationalrätin, die verlangt, dass die Finma zukünftig «Bussen und weitere Sanktionen» gegen fehlbare Banken aussprechen könne.

Wieso Autor Christian Brönnimann allerdings behauptet, «nun kommt Bewegung in die Sache», das bleibt sein süsses Geheimnis. Vielleicht soll das auch nur die Einleitung zur «Podcast-Serie Pandora Papers: Dreckiges Geld, sauber versteckt» sein. Teil drei immerhin, aber ob sich noch jemand an diesen verröchelten Riesenskandal erinnern mag?

Aber auch all das ist nur Beigemüse zum Monothema des Tages, der Woche, des Monats, des Jahres. Dargeboten in der leicht atemlosen Kreischigkeit, die im Hause Tamedia zum schlechten Brauch geworden ist. Wir zählen kurz auf und mit:

  1. «Sollen auch Geimpfte in Quarantäne geschickt werden?»
  2. «Warum schweigt der Bundesrat?»
  3. «Omikron ist auf dem Vormarsch»
  4. «Omikron stellt die Wissenschaft vor ein Rätsel»
  5. «Kann die Gesellschaft nachhaltiger schädigen als ein Virus»
  6. «Wenn Omikron China lahmlegt, haben alle ein Problem»
  7. «Wie wird Covid-19 in der anthroposophischen Klinik behandelt?»
  8. «Taskforce wollte vor Weihnachten viel härtere Massnahmen»
  9. «Neue Rekordwerte in den USA»
  10. «Aktuelle Corona-Zahlen»

ZACKBUM hofft, dass wir damit nicht alle Leser verloren haben, woran der Tagi offenbar arbeitet. Ist sonst noch etwas Erwähnenswertes geschehen? Oh ja:

«Was braucht es, damit Strassenlampen nicht mehr reihenweise Insekten töten?»

Dann hat die Tochter Romy Schneiders ein Buch geschrieben. Schon diese News ist von mässigem Interesse. Sobald man liest, dass Nora Zukker die Rezension geschrieben hat, sinkt es auf null.

Die Tagi-Folterkammer für Leser

Noch mehr schlechte Nachrichten? Oh ja, «Bund warnt vor intensivem Dauerregen – Orkanböen in den Bergen». Dann bricht leichte Verzweiflung bei den Blattmachern des Tages aus, aber Hilfe ist nahe: «Die News-Bilder des Jahres». Auch immer beliebt gegen Jahresende: ein kleiner Sozialporno. Der «Blick» mischt schon «undercover» die Obdachlosenszene auf; der Reporter versucht’s sogar im Schlafsack unter der Brücke. Soweit will der Tagi nicht gehen, er besucht trockenen Fusses und feuchten Auges die «Dargebotene Hand».

Aber wer reicht die dem gequälten Leser? Vielleicht der Zürich-Lokalteil? Nun ja, «Polizei erwischt Ladendiebe am Flughafen» (hier fehlt ein «mutmasslich» samt der Unschuldsvermutung!), «Die neusten Zürcher Zahlen zur Corona-Pandemie», «Viele Hunde, die wir bekommen, sind typische Corona-Opfer», ein Stossseufzer Zürcher Tierheime.

Schliesslich noch eine letzte Hiobsbotschaft: «Wenn es nicht klappt mit Biden, kehrt Trump zurück».

Mal im Ernst, liebe Tagianer und Tagianerinnen. Es ist ja lobenswert, dass Ihr an diesem Tag das Thema Gendern, Diskriminierung und Ausgrenzung weitgehend ausgegrenzt habt. Aber trotz des anhaltenden sexistischen und demotivierenden Umfelds auf den Redaktionen: ist das alles, was Ihr hinkriegt? Warum genau soll jemand etwas dafür bezahlen? Worin besteht die interessante, lohnenswerte, lesenswerte, Erkenntnis vermittelnde Eigenleistung von Dutzenden von Journis?

 

Kopieren geht über studieren

Die Obduktion von Fundstücken: Tamedia bereitet das Waffenarsenal der Taliban «infografisch auf». Todesursache: copy/paste.

Das wünscht man sich doch von einem Qualitätsmedium wie den Kopfblättern aus dem Hause Tamedia. Eine qualifizierte Antwort auf die Frage, welches Waffenarsenal den Taliban eigentlich in die Hände gefallen ist.

Da wird geliefert:

 

«Ein unfassbares Waffenarsenal haben die Taliban ergattert. Der Überblick in Zahlen und Typen – infografisch aufbereitet.»

Endlich einmal spielt Tamedia die Power einer Zentralredaktion mit eigener Infografik, Fachkompetenz, harter Recherche, weltweite Analyse, voll aus. Wer vorher daran zweifelte, dass über 700 Franken Abokosten sinnvoll investiertes Geld sind: hier wird er vom Gegenteil überzeugt.

Diese Aufstellungen gibt’s nur bei Tamedia:

Als Quelle wird der «US-Rechnungshof» angegeben.

Echt jetzt?

Diese Aufstellungen gibt es fast überall im Internet, bereitgestellt von wirklichen Qualitätsmedien. Die ganze Kunst von Tamedia besteht in einem copy/paste. Ach ja, natürlich und der Übersetzung auf Deutsch, darf man nicht vergessen.

Eigenleistung? Null. Recherche? Null. Aufwand: was es halt beim Kopieren so braucht. Aber die Infografik? Ach, diese Infografik:

Das Original aus der «Times».

Die Kopie, «aufbereitet», bei Tamedia.

Zusatznutzen? Null. Schon erschöpft durch diese Riesenaktion kam die Redaktion nicht mal auf die naheliegende Idee, das Waffenarsenal der Taliban mit dem der Schweizer Armee zu vergleichen. Einfach, damit der Leser eine Ahnung hat, ob das viel oder wenig ist, was den Taliban in die Hände fiel.

Wie viel Radschützenpanzer hat denn im Vergleich das Heer der Eidgenossen? Also das Teil, das ungefähr dem Taliban-M1 117 entspricht?

Ganze 924 Stück. Wunderbar, die Gotteskrieger haben maximal 634.

Und wie viele gepanzerte Jeeps hat denn die Eidgenossenstreitkraft? Was dem Taliban sein Humvee ist, ist dem Schweizer sein Mowag Eagle. Kostet schlappe 500’000 Euro pro Stück, daher verfügt die beste Armee der Welt (unsere) über 329 Exemplare.

Die religiösen Wahnsinnigen haben hingegen bis zu 22’000 Stück. Au weia. Ihre Eliteeinheiten laufen übrigens auch nicht mehr in Sandalen und mit einer Kalaschnikow bewaffnet rum:

Vielleicht würden ja 700 Franken Abokosten Sinn machen, wenn die geballte Fachkraft von Tamedia, so neben dem Kampf gegen Sexismus und der Betrachtung des eigenen Bauchnabels, auch mal auf solche Vergleiche käme.

Ist keine Riesenarbeit, tut nicht weh, macht aber den Waffenschrank der Taliban viel nachvollziehbarer.

Aber wozu auch, wer merkt denn schon, dass die müden Fakten und schlappen «Infografiken» schlichtweg kopiert wurden.

Ein Vergleich mit den Beständen der Schweizer Armee? Aber hallo, auf diese Idee muss man erst mal kommen, und dafür ist der Tamedia-Journalist einfach zu schlecht bezahlt. Oder zu dumm. Wir wagen kein endgültiges Urteil.

Hilfe, mein Papagei onaniert VI

Hier sammeln wir bescheuerte, nachplappernde und ewig die gleiche Leier wiederholende Duftmarken aus Schweizer Medien. Subjektiv, aber völlig unparteiisch. Heute ausschliesslich Berichte aus dem Unterholz.

 

Der «Blick» geht auf den Strich

Also in seinem neuen Logo, versteht sich. Das schreibende Regenrohr fängt in seiner Traufe jeden Tropfen auf, der sich noch aus dem Fall Tschanun rausquetschen lässt.

Und läuft und läuft und läuft …

Seit wir das letzte Mal reingeschaut haben, hat das Blatt der tiefergelegten Bespassung ganze 13 Artikel nachgelegt. «Sie verliebten sich beim Latino-Tanz!», der Augenzeuge des tödlichen Velounfalls. Die IV-Rente. Die drohende Verfilmung seines Lebens, die Angst davor, dass er deswegen nochmal ausrasten könnte.

Selbst seine Kochkünste bleiben nicht unerwähnt. Was wir noch vermissen: Hatte er regelmässigen Stuhlgang? Gibt es ärztliche Unterlagen über den Zustand seiner Prostata? Nahm er Medikamente, wenn ja, welche? War da auch Viagra darunter?

Haltet Euch ran, Ihr Strichmännchen vom «Blick»

Die Strichmännchen bei «Blick» sollten wissen: Es gibt noch viel zu tun. Packt’s an, das Feld ist noch fast jungfräulich und unbeackert. Gilt natürlich neuerdings auch für Strichfrauchen (darf man das?). Oder, Ihr erholt Euch endlich mal davon, dass Michèle Binswanger vom «Tages-Anzeiger» Euch gezeigt hat, wie man eine Story richtig auserzählt.

Neid ist völlig unangebracht; die meisten anderen weiblichen Mitarbeiter dort betreiben lieber Nabelschau und möchten die Welt nur darüber informieren, welche neuen Leiden sie gerade an und in sich entdeckt haben.

Wats-off

Eigentlich wollte ich hier die schrägsten Sumpfblasen beim Tauchgang in die Niederungen des Journalismus darbieten, und dafür – bei diesem allgemeinen Niveau – muss man sehr, sehr tief unter null gehen.

Aber mit einigen gezielten Schlägen unter die Gürtellinie zwang mich «watson», schnell wieder nach oben zu schwimmen, um nach Luft zu schnappen.

Das konnte ich noch mit Atemtechnik wegstecken.

Bei den folgenden Schlägen wurde es dann immer schwieriger:

Hier verlor ich kurzzeitig die Atemkontrolle.

Wenn man nicht lesen kann, liest man so.

Philipp Loepfe ist immer gerne mit News von gestern schon morgen zur Hand.

Auch die Infantilisierung ist noch nicht bis zur Neige ausgeschöpft. Dazu ZACKBUM so

Die gekaufte «Republik»

Jubel- und Warnschreie zugleich stiess die «Republik» aus, weil es ihr gelungen sei, viel weniger Leser als auch schon zu verlieren und viel mehr bei der Stange zu behalten. Aber das könne sich dann auch wieder ändern, im Fall.

Auf jeden Fall arbeitet die «Republik» kräftig dran. Wir wollen uns natürlich nicht immer als leuchtendes Vorbild hinstellen (wieso eigentlich nicht?), aber rein quantitativ war der Ausstoss des Magazins in den letzten 7 Tagen sehr überschaubar. 26 Schriftwerke insgesamt. Wenn man Beigemüse und «Nachrichtenbriefings» (obwohl die auch schon mal über 16’000 Anschläge umfassen) und Inhaltsangaben weglässt, schrumpfen die auf 10 richtige Werke zusammen.

Das längste Stück widmet sich mal wieder dem Thema: Ist doch schon mehrfach in die Hose gegangen, wieso nicht nochmal? Eine eher bittere Niederlage musste die «Republik» bei ihrer Anklage gegen die ETH einstecken. Trotz zäher Gegenwehr und beachtlichem Geldverschleiss konnte sie mal wieder die meisten Anschuldigungen nicht halten. Weil anonym.

Aber auch Rache beginnt mit einem R. Also streut sie mal wieder rund 50’000 Anschläge über die «Eidgenössische Toxische Hochschule». Sie konnte einen internen Untersuchungsbericht ergattern, und den schlachtet sie aus. Garniert mit ausschliesslich anonymem Beiwerk, what else.

Düster, nass, drohend: Tatort ETH.

Oder doch nicht? Die schläfrigen Augen erblicken doch tatsächlich irgendwo mitten im Machwerk den Anfang eines Absatzes. «Als Anton Müller 2012 sein Büro auf dem Hönggerberg bezog, kam er nicht mehr aus dem Staunen heraus.» Der Leser wird schlagartig wach. Echt jetzt, ein realer Zeuge? Zwar nicht ganz taufrisch, aber man kann wohl nicht alles haben.

Natürlich folgt die grausame Enttäuschung auf dem Fuss: «Anton Müller, der in Wirklichkeit anders heisst …» Ich tue ja fast alles im Dienste meiner Leser, aber hier bin ich ausgestiegen.

Gekauft, gekauft, gekauft

Obwohl ja bekanntlich 50 Nasen weit über eine Million Franken Gehälter pro Jahr verbraten, fällt noch etwas auf. «Haydn im Plattenbau», hört sich interessant an, ist aber ein eingekauftes Essay. Thema «Suizid», immer wieder gern genommen, hier von einem freien Journalisten. Neues von der Flüchtlingskrise im Mittelmeer – eingekauft. Reportage über die Corona-Bekämpfung in Taiwan: eingekauft. Zudem, sorry: «Lernen von den Besten» heisst das Stück; was sagt dazu der Autor von «Von Laos lernen, heisst impfen lernen»?  Ein Anruf genügt, er sagt:

Das können wir leider nicht übersetzen.

Bleiben also noch ein halbes Dutzend eigener Werke. Die Wochenleistung von vielen, vielen Sesselfurzern im «Rothaus» – oder im Homeoffice. Sonst noch was Nennenswertes? Kann man so oder so sehen, die schreibende Schmachtlocke hat mal wieder zugeschlagen – und unter Beweis gestellt, dass viel Meinung, beruhend auf viel Gesinnung, ergänzt mit ganz, ganz wenig Wissen, eine sehr unbekömmlich Mischung ergibt.

Glücklicherweise muss man auch hier nicht weiterlesen, nach diesem Einstieg Daniel Binswangers: «US-Präsident Joe Biden will Gewinne globaler Konzerne weltweit zum gleichen Satz versteuern.

Für das parasitäre Schweizer Dumping­modell dürfte das einschneidende Konsequenzen haben.»

Der erste Satz enthält noch Spurenelemente der Realität. So etwas hat Biden tatsächlich angekündigt. Im Wissen darum, dass das niemals geschehen wird. Und mit der Absicht, vom Steuerhinterzieherparadies Nummer eins, vom Betreiber der weltweit grössten Geldwaschmaschinen, vom mit Milliarden von Drogengeldern verseuchten Wirtschaftsleben abzulenken. Also von den USA. Damit ergibt sich dann auch das mit dem parasitären Dumpingmodell der Schweiz.

Der Scheitel sitzt, der Kragen auch. Dazwischen ist nix.

Denn wem man heutzutage sichere Möglichkeiten für alle denkbaren Schweinereien im Finanzwesen aufzeigen will, dem empfiehlt man in erster Linie die USA. Dann England, Singapur. Frankreich und Deutschland sind auch nicht schlecht unterwegs bei Geldwäsche – aber sicher nicht die Schweiz. Das würde allerdings bedeuten, mal hinter der Locke vor den Augen die Wirklichkeit wahrzunehmen. Aber das mag Binswanger gar nicht.