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Tourette-Syndrom?

Eine Heilung ist leider nicht möglich, auch nicht bei Tamedia.

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Ein Tourette-Syndrom ist der unwiderstehliche Drang, Geräusche von sich zu geben, nicht zu selten auch unanständige Wörter.

So etwas Ähnliches diagnostiziert der Tamedia-Datenmensch Marc Brupbacher bei der Schweizer Bevölkerung. Immerhin, die gute Nachricht ist: wir sterben nicht mehr alle an der Pandemie, was Brupbacher eine Weile lang ernsthaft befürchtete, vor allem auch, weil für ihn die Schweizer Regierung krachend versagt hatte («jetzt sind sie komplett übergeschnappt»).

Aber inzwischen muss er an einem anderen Knochen nagen und verbellt fassungslos die Resultate der grossen Meinungsumfrage von «20 Minuten» und Tamedia. Wem das Thema bekannt vorkommt: oh ja, das wurde schon länglich und breitlich abgehandelt, «20 Minuten» verstieg sich zum unnachahmlichen Titel «Die Mehrheit der Schweizer sagt weiterhin M***kopf, Zi*** oder Asyl***». Plus postfaschistischem Erklärkasten «20 Minuten verwendet diese Begriffe nicht mehr».

Aber das Thema ist noch nicht leergesaugt in der Restenverwertungsanstalt «Tages-Anzeiger». Als Ausdruck des unbedingten Willens zu Qualität beklagt Brupbacher nun noch: «Umfrage zu Rassismus: Mehrheit der Schweizer Männer findet Blackfacing unproblematisch».

Männer sind Schweine, aber das wussten wir schon: «Schweizer Männer befürworten dies sogar mit einer Mehrheit von 51 Prozent (Frauen: 36 Prozent).» Noch schlimmer: «Aber selbst bei Linken hat jede vierte Person kein Problem mit Blackfacing

Was weder Brupbacher, noch die anderen Tamedia-Mitarbeiter auf dem Kriegspfad mit der deutschen Sprache verstehen wollen: weder das Wort Mohrenkopf, noch der Zigeuner und auch nicht das Schwarzanmalen des Gesichts sind per se rassistisch konnotiert. Das sind Kopfgeburten verpeilter Intellektueller. «Eine schwarze Frau», das ist nicht per Definition rassistisch. Es kann, in entsprechendem Kontext, rassistisch sein. «Eine Person of Colour mit Gebärmutter» ist nicht per Definition nicht-rassistisch. Aber bescheuert.

Die Umfrage hat auch zum groben Unwillen von Brupbacher ergeben, dass das Tragen von Dreadlocks von «weissen Personen» oder das Verkleiden an Fasnacht als «indigene Person» – Schreck lass nach – «von sämtlichen Subgruppen – mit teils grossen Mehrheiten – als unproblematisch bewertet» werde.

So geht das nicht, als muss eine Autoritätsperson den rassistischen und diskriminierenden Schweizern die Knöpfe reintun. Das wäre dann der «Kolonialhistoriker Bernhard C. Schär». Diese Koryphäe, sozusagen der Marko Kovic der Geschichte, ist zurzeit «Lehrbeauftragter der Fernuniversität Schweiz», wie man Wikipedia entnehmen kann. Mit diesem Leistungsausweis bewaffnet, zieht Schär gleich mal vom Leder: «Indigene Gesellschaften sind Überlebende von Genoziden und andauernder rassistischer Gewalt ausgesetzt. Wer sich zum Spass als Opfer von Massengewalt verkleidet, entwürdigt die Betroffenen.»

Nehmt das, Ihr Fasnachtsspassvögel (hoppla, ob das die Vögel entwürdigt?), fertig lustig mit dem Indianerkostüm, Cowboy könnte aber noch gehen, Schwarzer geht sowieso nicht, nicht mal, wenn man sich als Nelson Mandela verkleidet.

Aber wieso, um Herrgöttinnen willen, ähm, um Fraugöttin, finden so viele Blackfacing nicht widerlich? Auch da weiss der Professor Unrat: «Die Ursache für die breite Akzeptanz von Blackfacing ortet Schär in einem Mangel an historisch-politischer Bildung, den er generell nicht als selbstverschuldetes Unwissen kritisieren möchte, sondern die Bildungsinstitutionen in die Pflicht nimmt

Also, dumm geboren, aber nicht selber schuld, Schär möchte offensichtlich mehr Lehraufträge an «Bildungsinstitutionen» ergattern.

Nun schreitet Brupbacher unerschrocken zur Frage der Fragen:

«Sind wir ein Volk von Rassisten

Angesichts dieser erschreckenden Resultate erwartet der Leser (und die Leserin, auch die LeserInnen) ein klares Ja aus professoralem Mund. Nun ja: «Dies sei eine schwierige Frage, so Schär. Wer in der Schweiz aufgewachsen sei und nur eine einseitige, eurozentristische Bildung erhalten habe, könne sich wohl tatsächlich naiv das Gesicht schwarz anmalen ohne bewusste rassistische Absichten.»

Aber bevor wir Rassisten uns nun erleichtert zurücklehnen, fährt der Wissenschaftler fort: «Er oder sie nimmt damit aber am überindividuellen, historisch über Jahrhunderte gewachsenen, strukturellen Rassismus der schweizerischen Gesellschaft teil.»

Clever. Denn selbst Schär ist nicht so blöd, dass er als «Professor sagt, alle Schweizer sind Rassisten» zitiert werden möchte. Daher nimmt er die Allerheilmittelbegriffe «historisch gewachsen, strukturell» zu Hilfe, an denen man dann halt «teilnehme». Oder in einem Wort: Rassisten, allesamt!

Neben den historisch gewachsenen Strukturen, wer ist eigentlich schuld an so viel Rassismus? Da ist der Forscher unerbittlich mit einem klaren Urteil zur Hand: «Für den Historiker hängt es von den politischen Rechten ab, wie sich der Umgang mit Blackfacing und anderen problematischen Handlungen in Zukunft entwickeln wird.»

Also, ihr «Rechte», nehmt das: «Die Rechten müssen sich entscheiden, ob sie Europa weiter amerikanisieren wollen, indem sie Minderheiten als Bedrohung für deren Freiheit darstellen und die Demokratie damit beschädigen wollen.»

Nun ist der denkende Leser doch einen Moment verwirrt. Ist jemand, der Blackfacing lustig findet oder gerne als Indianer verkleidet an die Fasnacht geht, nun

a) ein Rassist
b) ein Rechter
c) ein rechter Rassist
d) ein linker Rassist
e) jemand, der eine Minderheit als Bedrohung für die Freiheit darstellt

Oder aber jemand, der rechts oder links sein kann, auf jeden Fall ein Rassist ist und eine Minderheit als Bedrohung darstellt und damit die Demokratie beschädigen will. Wozu offensichtlich die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung ohne Weiteres bereit wäre.

Höchste Zeit, dass Brupbacher, im Verein mit einem irrlichternden Professor, einiges richtigstellt, darüber hinaus diagnostiziert, warnt und Entscheidungen einfordert.

ZACKBUM möchte sich gerne so entscheiden: bitte, Marc Brupbacher, kehren Sie zu Corona zurück. Das war entschieden lustiger.

 

Rasta-Raserei

Sie halten Covid19 für gefährlich? Denken Sie nochmal nach.

Diese Story mit kurzem Sinn und brüllendem Wahnsinn kann man ganz kurz erzählen. Als Vorbereitung werfen wir die Stichworte Rasta, Dreadlocks, kulturelle Aneignung in die Runde. Sie sind auf das Schlimmste gefasst? Ach, «you dreamer, you», würde Martullo Blocher sagen. Es ist nicht nur schlimm. Es wird nicht nur immer schlimmer. Es ist offenbar ansteckend. Macht krank im Hirn. Und es gibt kein Gegenmittel.

Wir müssen uns natürlich selbst an der Nase nehmen und die Haare (echt, ungefärbt, in einem Haarschnitt präsentiert, der wohl für einen weissen, alten Mann okay ist) raufen. Darauf hätte man kommen können.

Hä? Das sind doch diese beiden Komiker, bei deren Scherzen es einem regelmässig die Fussnägel hochrollt. Schon, aber, Dummerchen, das ist doch nicht das Problem:

DAS ist das Problem, und was für eins. Die Perücke muss weg, völlig klar. Aber: Sie lächelt. Das ist kulturgeschichtlich fragwürdig, schon mal was vom Land des Lächelns gehört? Er stützt den Kopf mit der Hand, Denkerpose. Was wohl Rodin dazu sagen würde, dass man ihm einfach seinen «Denker» nachahmt? Dann die Kleidung, der Ausschnitt, der T-Shirt, und überhaupt: Zirkus. Zirkus geht gar nicht. Tiere und Zwergwüchsige quälen? Das ist ja noch schlimmer als kulturelle Aneignung.

Wir sagen nur: pfui. Pfui. Uns wird ganz unwohl. Wir müssen wohl kotzen gehen.

Was geht in Hirnen unter Haaren vor?

Früher litten Langhaarige, heute Dreadlocks-Träger.

Ein Phantomschmerz geht um. Also genauer ein «Unwohlsein». Es äussert sich in anonymen Rülpsern, und es trifft ausserhalb der «Republik» auf einhellige Ablehnung. Dort wird um Differenzierung gebeten und um den Begriff «kulturelle Aneignung» herumgeeiert.

Aber bei Menschen, die im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind, ist die Meinung einhellig: Wer etwas dagegen hat, dass Menschen welcher Hautfarbe, Rasse, Geschlechts, Alters oder Landeszugehörigkeit ihre Haare so tragen wie es ihnen passt, ist ein reaktionärer, rassistischer Idiot.

Ältere Leser erinnern sich noch, dass es eine Zeit gab, als «Langhaarige» in haarige Situationen gerieten. Sie wurden gerne in gewissen Kreisen aufgefordert, sich einen «anständigen» Haarschnitt verpassen zu lassen. Sie lösten damit gelegentlich auch hysterische Reaktionen aus, wurden aufgefordert, sich zu verpissen. Das waren die Zeiten, als man auch schnell Gefahr lief, «Moskau einfach» zugerufen zu bekommen.

Das mit «Moskau einfach» ist etwas aus der Mode gekommen, aber Kritik an Haartrachten feiert ihre Wiederauferstehung. Allerdings, sonst wäre es ja kein schlechter Witz, pflegten vor allem Konservative und Rechte das Tragen langer Haare zu kritisieren. Neuerdings sind es Alternative und Linke, die allergisch auf gewisse Arten, das Haupthaar zu tragen, reagieren.

Sie selbst haben unter ihren Haaren, so noch vorhanden, meistens einen Hohlraum, der mit wenigen Hirnzellen und vielen unverdauten Absichten, möglichst gut und gerecht zu sein, angefüllt ist. Dazu gehört natürlich, dass niemand auf dieser Welt diskriminiert werden darf. Nicht wegen seines Geschlechts, auch nicht wegen seiner Hautfarbe, keinesfalls wegen seiner körperlichen Befindlichkeit. Dick, dünn, gepflegt, ungepflegt, auch beispielsweise gefärbtes, zum Punk-Stachel gegeltes, teilweise rasiertes, zu kunstvollen Knoten verwobenes Haupthaar, auch getöntes, geföntes oder gelocktes, echtes oder falsches, muss toleriert werden.

Aber, so schaut’s aus, es gibt eine Ausnahme. Geboren aus dem Missverständnis, dass Dreadlocks der Ausdruck einer bestimmten Musikrichtung seien und eigentlich nur von Jamaikanern getragen werden dürfen, bürgert sich ein, dass weisse Träger dieser Haartracht diskriminiert werden. Immerhin unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer Nationalität.

In Bern traf es Schweizer, nun in Zürich einen Österreicher. Die Begründung für solche Diskriminierung von Künstlern ist immer die gleiche. Irgend welche anonyme Verpeilte hätten angeblich ihr «Unwohlsein» geäussert ob dieser angeblichen «kulturellen Aneignung». Es ist denkbar, dass diese anonymen Spassbremsen dabei einen Poncho tragen, sich mit einem japanischen Sonnenschirm beschatten, einen Mojito schlürfen, in eine Kartoffel beissen, den Kaffee aus einer Porzellantasse trinken. Also «kulturelle Aneignungen» im Multipack begehen.

So wie jeder von uns das ständig tut, ohne dass das jemanden stören würde. Ausser, in der verzweifelten Suche nach geliehenem Leiden in der eigenen, ärmlichen und langweiligen Existenz, kommt jemand auf die hanebüchene Idee, sich beim Anblick eines weissen Dreadlocks-Trägers plötzlich «unwohl» zu fühlen.

Der Betroffene (generisches Maskulinum, gell) könnte nun sich übergeben, mit einer angeeigneten Cola den Magentrakt durchspülen oder aber, solange die Teilnahme an einem Konzert noch freiwillig ist, das Weite und frische Luft suchen, um sein Unwohlsein auszukurieren.

Diejenigen, die er mit seinem Unwohlsein belästigt, könnten ihm eine Kotztüte zuhalten, ihres Mitgefühls versichern, ihm den Vogel zeigen oder sich fürsorglich erkundigen, ob es Probleme mit dem Medikamentennachschub gebe.

Stattdessen eiert nun der Veranstalter des nächsten Festivals, an dem Dreadlocks getragen werden könnten (von Musikern. Von weissen Musikern. Von weissen Musikern, die Reggae spielen. Pfuibäh), unsicher rum, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet:

««Wir haben uns als Organisationskomitee noch keine abschliessende Meinung zum Thema gebildet», sagt Co-Präsident Kevin Heutschi auf Anfrage, «und wir fühlen uns auch noch nicht in der Lage dazu. Zuerst wollen wir uns informieren.»»

Es gelte aber «im Zweifel für den Künstler», murmelt der SP-Veranstalter des Röntgenplatzfestes, aber er weiss, was er ein paar Fundamentalisten unter seinen Festivalbesuchern schuldig ist: «Eines ist für Heutschi und das OK hingegen klar: «Wir müssen inklusiver und diverser werden.»» Denn bislang stünden vor allem «weisse Menschen, die meisten von ihnen Männer, auf dem Programm. Das müsse sich ändern.»

Wir bei ZACKBUM haben’s einfach. Hier schreibt nur ein alter, weisser Mann. Plus gelegentlich ein paar andere weisse Männer. Wir sehen aber überhaupt nicht ein, wieso wir «inklusiver» oder gar «diverser» werden müssten. Denn wir sind der altmodischen Auffassung, dass es völlig egal ist, wie der Autor eines Textes aussieht, welches Geschlecht, welche Hautfarbe, welche Haarfarbe, wie viele Zähne, Finger oder Zehen er hat. Wenn der Text gut ist, ist das alles egal. Ist er schlecht, rettet mehr Inklusivität oder Diversität auch nichts.

Eine non-binäre Drag-Queen, die entweder asexuell werden will oder sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen, ist als Autor eines guten Textes jederzeit willkommen. Ist der Beitrag scheisse, dann wird er, nicht der Urheber, gnadenlos diskriminiert.

Oder anders formuliert: es gab mal Zeiten, da wurde ein Musiker nach der Qualität seiner Musik bewertet. Aber das waren noch Zeiten, bevor Vollidioten an die Macht kamen.

Entgleist

Ein neues Opfer des Faschismus.

Auf ihrer Webseite kommt die «Kulturbar Gleis» locker flockig daher: «Unser Verein bemüht sich, ein möglichst vielfältiges und zugängliches Kulturangebot auf die Beine zu stellen. Mit deinem Beitrag ermöglichst du nicht nur Kunst und Kultur im GLEIS – ein Raum für alle – sondern unterstützt du auch Künstler*innen und Kulturschaffende.»

Das ist löblich, kein Wunder, wird die Bar vielfältig unterstützt:

Unter anderen vom Kanton Zürich, der Stadt Zürich, dem Migros-Kulturprozent. Hier sind lauter engagierte, lustige, aufgestellte Mitarbeiter am Werk, in diesem Raum «für alle». Hier herrscht noch wahre Gastfreundschaft: «Im GLEIS wird die Gastronomie nicht neu erfunden, sondern es wird auf eine übersichtliche Karte mit fairen Preisen gesetzt.»

Auf der Webseite des österreichischen Guitarreros Mario Parizek sind seine nächsten Tourdaten aufgeführt:

War sicher ein wunderbares Zusammentreffen am 16. August. Der Strassenmusiker und die Kulturbar, muss ein beschwingter Abend gewesen sein. War’s nicht. Denn vielleicht hat «Gleis» tatsächlich faire Preise, aber Fairness ist sonst nicht so das Ding der aufgestellt-sauglattem Betreiber. Denn in einem Kurzvideo, aufgenommen notabene im «Gleis», teilt der etwas entgleiste Künstler mit, dass er kurz vor seinem Auftritt darüber informiert wurde, dass er abzischen soll. Warum?

Ganz einfach; er ist weiss und trägt Dreadlocks. Wir ahnen es: kulturelle Aneignung. Es hätte Konzertbesucher geben können, denen es spontan unwohl würde. Die hätten dann vielleicht auf den Teppich gekotzt, denn ein freiwilliges Verlassen eines Unwohlsein auslösenden Anlasses, das geht natürlich nicht.

Der Künstler vermeldet, dass er schon vor Wochen für dieses Konzert eingeladen wurde und auch pünktlich nach Zürich angereist ist. Aber kurz vor dem Auftritt habe man ihm mitgeteilt: kein Auftritt.

«Weil ich weiss bin und Dreadlocks habe. Gratulation für diese mehr oder weniger faschistische Einstellung.»

Nun hatte Parizek allerdings auch schon vor Wochen Dreadlocks, laut eigenen Angaben trägt er sie, seit er 13 Jahre alt war. Um in dem rechten Kaff, in dem er aufwuchs, zu zeigen, dass es auch noch anderes auf der Welt gibt. «Ich hab› keine Worte dafür», sagt der fassungslose Musiker.

Da geht es dem «Gleis» ähnlich. Der «Tages-Anzeiger» berichtet, dass die Bar laut «Züri Today» auf eine Stellungnahme verzichtet habe. Man werde einen anderen Weg finden, um einen Kommentar abzugeben.

Aber nein, da ist jeder Kommentar überflüssig. In manchen US-Kneipen hängt noch heute ein Schild, das sagt: «No shirt, no shoes, no service». Andere Bars haben das abgewandelt: «No shirt, no shoes, no problem

Es ist der Bar in Ausübung ihres Hausrechts unbenommen, Menschen wegen Äusserlichkeiten zu diskriminieren. Es ist Kulturinstitutionen unbenommen, das auch noch mit Steuerfranken zu unterstützen. «Gleis» kann Rasta-Men, Glatzenträger, falsche Blondinen, Grauhaarige oder Perückenträgern den Ein- oder Auftritt verbieten.

Aber einen Musiker anreisen zu lassen, über dessen Haartracht ein kurzer Blick auf seine Webseite erschöpfend informiert, um ihm dann vor Ort und kurz vor dem Auftritt mitzuteilen, dass er seine Gitarre wieder einpacken und abzischen darf, das ist nun wirklich der Gipfel der Geschmacklosigkeit.

Einer der vielen Orte in Zürich, die man meiden sollte. Unsere schlechtesten Wünsche begleiten «Gleis» in den hoffentlich baldigen Abgang.

Blöd-«Blick»

Zeit für Abkühlung, für eine kurze Fotoromanza.

Das vegane Boulevardblatt «Blick» (danke, Philipp Gut) hat die Dreadlocks-Skandalwelle weitgehend verschnarcht. Daraus hätte man in besseren Zeiten eine Kampagne gemolken, die das gesamte Sommerloch gefüllt hätte. Stattdessen melkt «Blick» aus dem Ewigthema noch die letzten Tropfen heraus, auch auf die Gefahr hin, sich der Schreckung der Bevölkerung (ein Straftatbestand) schuldig zu machen:

«Blick» will mit Drittem Weltkrieg erschrecken.

Immerhin bleibt noch Zeit und Platz für diese nicht-exklusive Nicht-Meldung:

Warum fragt «Blick» nicht: Könnte Putin daran schuld sein?

Aber endlich ist es wieder so weit; nach V1, V2, Düsenflugzeug und Riesenpanzer und einer ganz, ganz langen Pause führt Deutschland eine gute, alte Tradition weiter:

Wenn das Hitlers Kriegsverbrecher Wernher von Braun noch hätte erleben dürfen.

Und was machen die Schweizer? Natürlich das, was sie immer machen, diese gewissenlosen Kriegsgewinnler:

Pfui, schämt sich der Eidgenosse gar nicht?

Hinzu kommt ja noch, wie der «Spiegel» herausgefunden haben will, dass die «Schweizer Willkommenskultur» die Türen weit für Oligarchen, Kriegsverbrecher und andere zwielichtige russische Gestalten öffnet.

Aber nicht nur ein möglicher Weltkrieg droht, der uns alle vernichten könnte. Mit einer alten Tradition wollen auch die Eidgenossen ein Massaker anrichten:

Putin wäre das sicher egal.

Journalistischer Scheinriese

ZACKBUM gesteht: wir haben die welterschütternde Bedeutung von Dreadlocks unterschätzt.

Im Gegensatz zu vielen Mainstream-Medien ist sich ZACKBUM nicht zu schade, eine Fehleinschätzung einzuräumen und zu korrigieren. Wir meinten: dass in einer Berner Alternativbeiz vor einer Handvoll Zuhörer ein Alternativkonzert einer Alternativband in der Pause abgebrochen wird, habe eine ähnliche Bedeutung, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt.

Aber weit gefehlt. Die «Südthüringer Zeitung» meldet: «Konzertabbruch wegen weisser Dreadlock-Träger». Natürlich verschwendet auch SRF Gebührengelder darauf: «Wenn Rastalocken und Reggae für eine Sturm der Entrüstung sorgen». Dazu alle Schweizer Medienkonzerne, also Tamedia, CH Media und Ringier, ebenfalls «Spiegel», Süddeutsche», »Focus» und FAZ, «stern» sowie «Bild».

Auch die Sprachschranke hat die schreckliche Nachricht über «kulturelle Aneignung» übersprungen, sie ist nach Holland und Schweden metastasiert. Wie eine Kommentarschreiberin auf ZACKBUM richtig vermutet, werden demnächst CNN, BBC, Al Jazeera und Sky News berichten. Wenn sich dann auch noch die chinesische «Morning Post», die russische «Pravda» oder das «Wall Street Journal» des Themas annehmen, kann man von einer Weltschlagzeile sprechen.

So viel Echo hatte die Band «Lauwarm» wohl noch nie, die Brasserie Lorraine darf sich über Gaffer und Touristen freuen, die den Schauplatz solch welterschütternder Ereignisse persönlich in Augenschein nehmen wollen.

Schon vor einiger Zeit hatte eine deutsche Künstlerin Auftrittverbot bei einer Veranstaltung von «Fridays for Future». Ihr Verbrechen: sie ist weiss – und trägt Rastas. Das geht nicht, da fühlen sich Sektenschwurbler plötzlich «unwohl», das zeugt von angeblich mangelnder Sensibilität. Das stünde in der Tradition des «Black facing». Das alles ist der brüllende Wahnsinn, aber legt auch Zeugnis davon ab, wie viel Verpeilte, Genderschwurbler, Diskriminierungssensibelchen, Bauchnabelbetrachter sich in den Massenmedien tummeln.

Wäre das nicht der Fall, müsste ihnen doch aufgehen, dass es sich hier keinesfalls um ein Ereignis handelt, das ein grosses Medienecho verdient hätte. Oder aber, jeder Schwarze, der mit heissem Kamm oder Wässerchen seine Naturkrause bändigt und glättet, ist auch der kulturellen Aneignung schuldig und müsste von der Bühne gebuht werden.

Wir sollten endlich aufhören, Kartoffeln zu essen, die gehören bolivianischen Bauern, denen sie von blutrünstigen Kolonisatoren entwendet wurden. Tee, vergiss es, der gehört Chinesen, und ohne Schlitzaugen darf der nicht getrunken werden. Genau wie Spaghetti, die keinesfalls von den Italienern erfunden wurden. Pizza? Etrusker und Griechen. Kaffee? Hört auf, die Äthiopier zu imitieren.

Und wer faule Tomaten aus Protest gegen kulturelle Aneignung auf die Bühne wirft, sollte gefälligst bei den Azteken und Mayas Abbitte leisten, denn die haben die Xictomatl erfunden und kultiviert.

Und haben wir schon von Baumwolle, Seide, Porzellan und vielen anderen Produkten des täglichen Lebens gesprochen?

Man könnte nun sagen: glücklich eine Gesellschaft, die keine grösseren Probleme hat. Aber obwohl das Zentralorgan des Gutmenschentums, Tamedia, dieses weltbewegende Ereignis gestern zur Aufmacherstory auf Seite eins machte: doch, wir haben grössere Probleme. Altersvorsorge, Energie, Welthandel, Ukrainekrieg, Konfrontation USA – China, 10-Millionen-Schweiz, es gibt da ein paar.

Oder müsste einen der dunkle Verdacht beschleichen, dass «panem et circensis», Brot und Spiele, schon seit den Zeiten der alten Römer ein gutes Konzept war, die Bevölkerung von bedeutenderen Bedrückungen abzulenken?

Das ist die eine Erklärung. Die andere: in den Massenmedien fehlt zunehmend jede Qualitätskontrolle, jedes Bemühen, Ereignisse nach Bedeutung einzuordnen. Sobald Triggerwörter wie Kulturimperialismus, Diskriminierung, Rassismus, Sexismus, Gendergerechtigkeit fallen, wird das Hirn ausgeschaltet und niemand traut sich, diesen sektiererischen Bannerträgern von brüllendem Wahnsinn zu widersprechen.

Da wundern sich diese Qualitätsmedien, dass sich das zahlende Publikum zunehmend fragt, warum es Geld dafür ausgeben soll, mit belanglosem, in der Lebenswirklichkeit der grossen Mehrheit völlig unbedeutendem Pipifax beschallt zu werden. Oder will jemand ernsthaft behaupten, dass das Tragen von Dreadlocks mehr als 0,01 Prozent aller Leser interessiert? Oder will jemand behaupten, dass die Frage, ob das auch Weisse tun dürfen, mehr als 0,001 Prozent beschäftigt?

 

Kulturelle Aneignung

Gerechtigkeit für König Christian IV.!

Es ist ein eklatanter Fall von Übergriffigkeit zu denunzieren. Von kultureller Aneignung. Unerträglich. Das Opfer ist der dänische König Christian IV. (1577 – 1648). Der überlebte den Dreissigjährigen Krieg, aber seither rotiert er im Grab.

Denn er trug mit Stolz seinen Weichselzopf. So nannte man damals eine Zusammenballung verfilzter Haare. Sein Beispiel machte über den Hofstaat hinaus Schule. Und dann? Dann eigneten sich Rastafari und andere Gruppen frech die Unsitte an, die Haare nicht mehr zu waschen oder zu kämmen. Das nannten sie dann Dreadlocks, um die Herkunft vom Weichselzopf zu verschleiern.

Dieser unappetitlichen und übelriechenden Unsitte wird von vielen Menschen gefrönt. Das darf aber nicht jeder. Sicher nicht Ronja Maltzahn. Denn die Musikerin wurde von den Aktivisten von «Fridays for Future» zuerst ein-, dann wieder ausgeladen. Sie sollte in Hannover helfen, die Zukunft zu retten.

So nicht, Ronja Maltzahn.

Aber nicht so: «Wenn eine weisse Person Dreadlocks trägt, dann handelt es sich um eine kulturelle Aneignung, da wir uns als weisse Menschen aufgrund unserer Privilegien nicht mit der Geschichte oder dem kollektiven Trauma der Unterdrückung auseinandersetzen müssen», meinen die Klimaschützer zur Begründung.

Das ist erlaubt: Whoopi Goldberg.

Nimm das, König Christian IV. Wieso setzen sich diese Kämpfer gegen Aneignung nicht für die Rehabilitation des Weichselzopfes ein? Wieso gibt es keine Ausladung von schwarzen Künstlern, die sich kulturimperialistisch dieses Zeichen vom dänischen Hof angeeignet haben?

Ist der Zopf ab, ginge es

Nun hätte Maltzahn allerdings eine Chance gehabt, doch auftreten und die Zukunft retten zu dürfen. Ganz einfach; wenn der Zopf ab wäre. Die Schuleschwänzer hatten der Musikerin anheim gestellt, dass sie mit abgeschnittenen Dreadlocks, also ohne, durchaus auftreten dürfe. Dieser Wahnsinn war dann aber selbst diesen Wahnsinnigen zu viel; das sei ein Eingriff in die Privatsphäre gewesen, entschuldigte sich «Fridays for Future» später.

Wir lernen: die Erderwärmung mag durchaus ein ernstzunehmendes Problem sein. Aber viel dringlicher wäre es, etwas gegen Kopferwärmung zu unternehmen. Gegen den im roten Bereich drehenden Schwachsinn, dass auch beispielsweise in Zürich ein Piktogramm wieder verschwinden musste, dass im ÖV darauf hinwies, dass Musizieren nicht erlaubt sei.

Das ist erlaubt: Verbot ohne Sombrero. Aber schwarz …

Das wurde verboten: mit Sombrero, auch schwarz.

Oh Graus: dafür wurde ein Gitarrist mit Sombrero gezeigt. Verdammter Rassismus. Aber wehe, wer an der Fasnacht einen Sombrero trägt (und kein Mexikaner ist). Dann wär’s kulturelle Aneignung. Auch pfuibäh.

Julia Timoschenko. Erlaubt, aber nicht zum Nachahmen.

Und aufgepasst, liebe Damen. Man erinnert sich sicherlich noch an die in der Versenkung verschwundene grosse weibliche Hoffnung der Ukraine: Julia Timoschenko. Die hatte auch eine spezielle Haartracht. Wer die nun als Solidarität nachahmt, muss sich sagen lassen, dass er damit das Verbrechen der kulturellen Aneignung begeht. Was allerdings schnurstracks zur Frage führt: darf ein Nicht-Ukrainer die ukrainische Flagge schwenken? Sich blau-gelbe Striche ins Gesicht malen? Wir erwarten eine Stellungnahme von «Fridays for Future». Oder zumindest des Eidgenössischen Büros für Gleichstellungsfragen.